Hallo ihr Lieben,
heute mag ich euch erzählen, was mich gerade beschäftigt.
Wer genau hingeguckt hat, weiß es schon: Ich habe am Samstag Urlaub gebucht.
Ja nu? Und? Was weiter? ... wird sich der eine oder andere fragen.
Es ist genau die Art Urlaub, vor der ich die letzten knapp drei Jahre einen Höllen-Respekt hatte, ein klassischer Bade-Urlaub auf den Kanaren.
Frühere Urlaube sahen immer gleich aus:
Schön gemütlich den komatösen Rausch ausschlafen, dann erst einmal wach werden mit Kaffee und Zigaretten, gegen 12 Uhr langsam in Richtung Strand, ein völlig überteuertes Brötchen reingemümmelt, ab dann: ALK.
Das hielt ich aus bis etwa 18 Uhr, schwerfällig zurück zum Hotel, chillen - mit ALK.
Schwerfällig duschen, zurechtmachen, 21 Uhr Suche nach einem Lokal.
Nach dem Essen möglicherweise noch ein Alibi-Spaziergang, dann zurück aufs Zimmer - ALK.
Anschließend komatösen Rausch ausschlafen.
Waren wir auf einer Insel neu, haben wir uns auch manchmal einen Mitwagen genommen und sind ein bisschen herumgefahren, Land und Leute angucken. Das Steuer überließ ich selbstverständlich meinem Mann, offizielle Begründung: "Ich muss von berufswegen soviel Autobahn fahren, ich habe keinen Bock..." Inoffizielle Begründung: "Ich möchte gerne soviel trinken wie ich will, auf ALK verzichten? Niemals!"
Nach meiner Entgiftung 2007 habe ich noch im selben Jahr wieder im Urlaub getrunken, ebenso auf diversen Städtereisen. Ich wusste, dass das Thema "Urlaub" für mich brandgefährlich ist und habe, seitdem ich konsequent gar nichts mehr trinke (Juli 2008) keinen Urlaub in dem Sinne mehr gemacht. Seitdem war ich nur noch in Augsburg, Berlin und am Chiemsee. Bloß nicht Sonne, Strand und Meer.
Aber es rumort seit einiger Zeit in mir.
Denn so schön Tagesausflüge oder Kurztrips im eigenen Ländle auch sein mögen, ich finde es an der Zeit, mich wieder einmal ins Ausland zu wagen. Und ich kann euch gar nicht sagen, wie ich mich momentan fühle!
Ich bin hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und Unwohlsein.
Ich habe mir einen Reiseführer gekauft und gestern Abend ausführlich darin geschmökert. Grundsätzlich war ich zufrieden und der Ansicht, wohl die richtige Wahl getroffen zu haben, nette Gegend, nettes Hotel, alles klar. Aber dann habe ich ein paar Ausflugstipps gelesen, bei denen stets auf Alkohol hingewiesen wurde. Hier ein besonders guter einheimischer Wein, dort ein besonders guter Likör...
Tja, und dann habe ich geweint.
Plötzlich hatte ich das Gefühl, dem nicht gewachsen zu sein.
Ich dachte, ich hätte möglicherweise den Fehler meines Lebens gemacht, indem ich diese verfluchte Reise gebucht habe.
Mich haben diese Hinweise, wo man besonders gut trinken könne, derartig getriggert, ich kann's euch gar nicht sagen!
Dann habe ich lange und ausführlich mit meinem Mann gesprochen, ich habe ihm alle meine Sorgen und Befürchtungen geschildert und meine panische Angst, mittlerweile bald 21 Monate Abstinenz bloß wegen meines unstillbaren Hungers nach Sonne und Tapetenwechsel zu gefährden. Er blieb aber ganz ruhig und erzählte mir, dass auch er ein ein bisschen angespannt sei. Er habe aber den Eindruck, dass wir das schaffen können, weil ich ja immer sehr ausführlich über meine Gedanken und Nöte spreche, ich habe ihm stets erzählt, wenn ich Saufdruck hatte oder mich irgendetwas gequält hat - was ja auch für einen hinterhältigen Saufdruck verantwortlich sein kann.
Heute sieht die Welt natürlich schon wieder ein bisschen anders aus, ich denke mehr darüber nach, was ich bis nächste Woche noch alles erledigen muss.
Aber ich wollte euch halt erzählen, dass so ein dämlicher Reiseführer schon Grund sein kann, unruhig zu werden. Und dann hilft nur noch eins: sprechen, sprechen und nochmals sprechen!
Natürlich halte ich euch auf dem Laufenden, wie's weitergeht.
LG
espoir