Gibt es Hoffnung für uns?

  • Hallo Ette!
    Ich war in der Klinik, um ihm zu sagen, daß er durchhalten muß. Auch, weil ich ihn sehen wollte und er sollte unseren Sohn sehen, damit er nachdenken kann. Ich bin es gewohnt für ihn da zu sein, bin gewohnt, immer Alles zu regeln.... Puh...
    Erreichen wollte ich nur, daß er dort bleibt, damit wir eine Chance haben.
    Und weil ich ANGST habe, daß er zu früh heim kommt, weil er es dann nicht schaffen wird. Das will ich auf keinen Fall mehr.
    Darum habe ich ihn auch vor die Wahl gestellt: Alkohol oder deine Familie.
    Weil ich soetwas nie mehr erleben möchte!
    Ich unterstütze ihn, wenn er bereit ist.
    Es liegt nun an ihm...

  • Hallo Wiki! Für mich sind das zu viele "Wenns..." Sorry, ICH sehe es aus der Sicht deines Sohnes. Ich finde NICHT, dass du abwarten kannst, OB er trocken bleibt und DANN entscheiden, ob du ihn verlässt. Denn das kann ZU SPÄT sein für dich und dein Kind!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Du begibst dich und ihn in größte Gefahr.

    Ich meine, du musst ihn SOFORT und gleich verlassen. Wegen deines Kindes. Und DANN kannst du entscheiden, ob er trocken bleibt, sit, und so weiter. Die Reihenfolge ist falsch.

    Ich meien auch, es geht nciht mehr darum, was ER will, glaubt, meint, oder tut. Nach so einem Vorfall geht es NUR noch darum, was FÜR DEIN KIND GUT ist. DU hast die Verantwortung für den Kleinen.

    Ich finde auch, es ist unerheblich, ob er sich daran erinnert oder nicht. Er hat es getan, das ist das Ausshlaggebende. Deswegen brauchst du ihn auch nicht fragen, DU musst entscheidne, und er hat die Entscheidung zu akzeptieren.

    Entshuldigung, dass ich so hart bin. Aber hier geht es um die Sicherheit eines kleinen Kindes. Und auch wenn er krank ist, steht das für mich an 2., 3., letzter Stelle.

    LG tini

    Kleine Schritte sind besser als gar keine!

  • Heute war ich nicht im Krankenhaus.
    Ich weiß, daß er einen Termin bei der Ärztin hatte. Sie wollte mit ihm über meinen Standpunkt sprechen. Und sie wollte ihn über weitere Therapie informieren. Scheint wohl nicht so gut gelaufen zu sein...
    Er meldete sich nicht bei mir. Ich schickte ihm vorhin eine SMS, wie es ihm geht und ob er nicht telefonieren möchte. Zur Antwort bekam ich nur: "OK;geh´jetzt rauchen."
    ...Hm...ich glaube, er kämpft mit sich selbst und ihm ist bewußt, was er tat. Ich denke, er weiß daß es nur 2 Wege gibt und er sich nun entscheiden muß.
    Ich warte einfach ab.

  • Hallo tini!
    So einfach ist das leider nicht. Ich habe heute nichts Anderes im Kopf gehabt. Mir wurde erst richtig bewußt, was passiert ist.
    Weißt Du, wir haben unsere Tochter verloren, er liebt seinen Sohn und der Kleine fragt den ganzen Tag nach Papa. Ich denke nur an mein Kind.
    Darum will ich auch, daß er trocken und bei uns ist... aber eben nur trocken...für immer. Trinkt er wieder, trenne ich mich sofort.
    Wir sind letztes Jahr umgezogen. Mein Vater verstarb und ich habe nun unser Elternhaus geerbt. Das war wieder ein Schicksalsschlag für mich. Mein Vater war Akademiker und Alkoholiker... Ich konnte all die Jahre nichts tun. Nun ist er tot und ich sitze hier und frage mich, was ist nur los?

  • Hallo wiki

    du schreibst, du warst im Krankenhaus um ihm zu sagen daß er durchhalten muss.
    Das hab ich auch gedacht, hab meinem Mann immer zugeredet, immer gedrängt. Er hat durchgehalten, hat LZT gemacht, sogar verlängert, ist danach zur Suchtberatung, zur Therapeutin und hat wieder das Trinken angefangen.
    Ich hab auch immer gedacht, ich kann den Kindern den Vater nicht wegnehmen, ich muss die Familie erhalten.
    Jetzt bin ich allein mit meinen drei Kindern, es geht mir soweit gut, die Kinder sagen bei uns ist es jetzt viel schöner.
    Ich bin froh, daß ich mich von ihm getrennt hab, obwohl bei uns nie körperliche Gewalt im Spiel war. Und ich bin auch froh, daß meine Kinder dieses falsche Familienleben nicht mehr vorgelebt bekommen.

    Schöne Grüße

    julchen

  • Hallo Wiki,
    es ist schlimm zu lesen was Du alles erleben mußt. Gewalt habe ich zum Glück nicht erlebt,...schade das Du trotzdem Schwierigkeiten hast Deinen Partner zu verlassen...ich habe auch einen Sohn,...schlimm das sie schon erleben müssen (mußten) das es der Mama nicht gut geht...
    Ich hoffe das Du doch viell. mal den Absprung schaffst,...ich bin auch der Meinung das wenn jemand zur Gewalt neigt, da ist auch Alkohol KEINE Entschuldigung für mich, der wird es wieder tun.
    Du schreibst das Du ihn im KH besuchst weil Du Angst hast das er eher geht....Du kannst es nicht beeinflussen,...wenn er die Entscheidung für sich trifft dann ist es so, Du konntest es doch nie beeinflussen. Ich bin auch schon über 7Jahre mit meinem Partner zusammen und wir hatten mehrere Anläufe,. seinerseits und meinerseits. Selbst wenn Dein Partner jetzt im KH bleibt und event. noch eine Terapie macht,...Gewissheit hat man nie,..man muß IMMER mit allem rechnen. So schwer das auch für uns ist,...wir müssen versuchen dies zu akzeptieren oder wir gehen weg. Ich bin auch noch nicht so sehr weit, aber ich weiß das ich für mein Leben entscheide und er für seins...auch wenn wir in einer Beziehung leben...und doch jeder für sich. Wichtig ist das wir uns endlich Grenzen setzen, haben wir leider nie wirklich gemacht bzw. eingehalten.
    Viell. solltest Du ihn ja mal paar Tage lassen und keinen Kontakt suchen, laß ihn doch mal den Anfang machen..Nach dem was er euch angetan hat...Du hast es nicht nötig...er sollte um euch kämpfen und nicht umgedreht.
    Ich sende Dir liebe Grüße Nele

  • Ich frage mich langsam, wieviele Betroffene gibt es...
    Wenn ich all das hier lese, kommen mir die Tränen und ich fühle mich auch nicht so allein. Das baut mich etwas auf!
    Hilfreich finde ich Eure Antworten...sehr sogar!

    Julchen....vor Dir ziehe ich meinen Hut...3 Kinder und allein. Weißt Du, ich habe Angst davor allein zu sein und nur für 1 Kind sorgen zu müssen.
    Ich wurde sehr konservativ erzogen. Eine Trennung würde Schande für mich sein. Ich müßte allein für meinen Sohn sorgen, mich allein um Haus und Grund kümmern. Momentan ist er noch zu klein, daß ich arbeiten gehen könnte. Ich habe Angst es nicht zu schaffen...
    Ich verstehe diesen Menschen nicht, der sich mein Mann nennt. Wir haben Alles und er setzt unser Leben und unsere Existenz auf´s Spiel. Er überlegt, ob er seinen Alkohol oder uns will. Er ist sauer auf mich, weil ich die Polizei gerufen habe und er nun dort sein soll, weil ich ihn nicht daheim haben will. Er macht mich für Alles verantwortlich, behandelt mich wie Luft, indem er nicht mit mir redet.
    Wer ist hier eigentlich das Opfer? Puh...ich bin wütend auf ihn.
    Ich lasse ihn in Ruhe nach dieser einen SMS.
    Aber ich weiß nicht, wie ich sein Verhalten deuten soll...

  • Hallo Wiki,
    die Opfer sind wir.
    Ich denk auch nicht mal das sie uns weh tun wollen,(aber es tut uns weh) man soll es wohl so sehen das die Krankheit sie "gefangen" hält und das sie wohl ihren Tiefpunkt brauchen um etwas dagegen zu tun. Im Moment scheint das bei ihm wohl nicht der Fall zu sein...manchmal kommt der Tiefpunkt nie...Solange immer jemand für sie da ist und keine Konsequenz zeigt...Warum soll sich ein Mensch da ändern? Wahrscheinlich ist es besser Du läßt ihn und wartest ab...versuche Dich um Dich und Dein Kind zu kümmern...ich weiß, es geht manchmal nicht. Man ist nur am grübeln und hat sogar ein schlechtes Gewissen wenn man nichts tut oder sich nicht melkdet. Aber wir können für die Krankheit nicht! Lies Dich mal ruhig noch bißchen durch, es tut gut! Warum hast Du Angst vor dem Alleinsein? Warst Du es nicht schon seit Jahren?
    Liebe Grüße Nele

  • Liebe Wiki,
    Du hast Angst alleine zu sein. Eine zwar verständliche - aber zumeist unbegründete Angst. Alleine sind wir selten, oft haben wir uns aber selber isoliert und müssen somit wieder neu lernen auf Menschen zuzugehen.

    Du hast keine Angst um Dich? Deine Seele und Deinen heilen Körper? Wirklich mehr Angst davor alleine zu sein als verbal oder körperlich verletzt zu werden? So weh kann Einsamkeit gar nicht tun wie das was bereits passiert ist.... oder???

    Du hast eine Gesundheit und ein Leben....
    Dein Sohn ein Leben und vielleicht noch etwas Kindheit, denn machen wir uns nichts vor: Kinder spüren auch im Babyalter die Disharmonie und Spannung. Er hat also schon etwas eingebüßt, finde ich.

    Konservativ - Schande - alles Dinge, die Dein Leben prägen. Du kennst aber die Wahrheit, nur willst Du sie (noch) nicht wahrhaben.

    Mensch Wiki, selbst wenn er auf die Idee kommen sollte Deinen Wunsch für sich zu bekommen und zu leben, dann kann das ganze Drama wieder beginnen. Und sei mir nicht böse, ich denke, dann wirst Du ihn ebenso wenig verlassen wie jetzt!

    Mensch Mädchen, er hat Dich körperlich angegriffen! Dein Kind war in der Nähe! Wiki - Du lebst - Dein Sohn lebt - aber wollt ihr nicht auch ein lebenswertes Leben?

    Du verstehst ihn nicht? Musst Du nicht!
    Hauptsache, Du verstehst Dich und Dein Handeln!
    Wiki, jede Entscheidung, die Du triffst ist o.k. aber sie muss von Dir bewußt getroffen werden! Wenn Du bei ihm bleiben willst, so ist es Deine Verantwortung, aber irgendwie sollte man das Kind aus der Schuß- und Gefahrenbahn holen und sei es über Pflegeeltern. Ja, klingt nach "Brutal".

    Sind so kleine Hände von Bettina Wegener. Ein Song, den man sich vielleicht einmal sehr, sehr bewußt anhören sollte. Du hast nämlich genau die Verantwortung, dass diese kleinen Hände und Füße - aber auch die Seele - unbeschadet bleiben.

    Ich habe keine Kinder, Wiki, es war also mein Problem wie ich mich habe behandeln lassen, aber ab dem Moment wo Lebewesen im Spiel sind, die sich selber nicht wehren können sind wir mit unserer Verantwortung gefordert.

    Davon mal abgesehen, was darf noch alles von einem Menschen getan werden ohne dass ihm die Hand zur Freundschaft entgegengebracht wird statt zum eigenen Schutz.

    Unsere Hände sind nicht nur dazu da anderen die Hände zu reichen sondern auch um uns zu schützen - ebenso wie kleine Kinderhände behütet werden sollten.

    Sorry, ist hart was ich sage, aber les Dir mal unsere Geschichten durch ... Du wirst Dich oft erkennen, ich befürchte aber, einige Steigerungen in Deinem Leben warten noch auf Dich wenn Du nicht umgehend Deinen Sohn und Dich so schützt, wie es jedes Menschenleben wert ist.

    Gruß von Dagmar

  • Hallo Nele!

    "Warum hast Du Angst vor dem Alleinsein? Warst Du es nicht schon seit Jahren?"

    Mir kamen gleich die Tränen... Wie recht Du doch hast!
    Wenn ich mir vorstelle, wie lieb mein Söhnchen momentan ist. Er hört auf mich und lacht... außer, daß er nach Papa fragt.
    Ich bin allein, weil der Kleine im Bett ist. Aber nicht ganz allein, weil ich Euch hier gefunden habe...
    Und wenn ich mir vorstelle, daß ich seit Monaten mal wieder Zeit finde am PC zu sitzen...wow.
    Vielleicht verbinde ich Alleinsein mit einer Partnerschaft. Da wäre ich dann allein. Ok, hat gute und schlechte Seiten. Ich kann mal tun und lassen, was ich will, kein Streit, keine Verpflichtungen, kein tägliches Aufräumen und Putzen, weil weniger anfällt. Ich habe einfach mal Zeit für mich. Aber die Kehrseite sehe ich auch. Für mich käme aus moralischer Sicht kein Mann mehr in Frage, wenn Du weißt, was ich meine...
    Vielleicht habe ich davor die größte Angst.

  • Hallo Wiki!
    Deine Geschichte ist echt erschütternd, gerade wegen eurem Kind, das ihr verloren habt, und dass dein Mann schon so viel gemacht hat, um trocken zu werden und dann diese Gewalt...
    Ich wage da gar keinen Rat zu geben, sehe aber einige Parallelen zu meiner Geschichte, auch wenns bei mir nicht ganz so krass war:

    Ich bin mit meinem jetzigen Mann, von dem ich mich gerade trenne, früher schon mal lange zusammen gewesen und er war die ganze Zeit nass und die Gewalt kam nach und nach immer mehr durch. Erst verbal, dann auch körperlich, allerdings nicht so extrem wie bei deinem Vorfall. Ach ja, und der Versuch, mich zu isolieren, Kontakte nach außen zu stören. Die körperliche Gewalt ging mehr so in Richtung an den Haaren ziehen, in die Ecke drängen, nicht aus der Wohnung lassen.
    Ich schaffte damals den Absprung. Er wurde trocken. Ich nahm ihm das hohe und heilige Versprechen ab, dass ich sowas mit der Gewalt NIE WIEDER erleben muss. Ein paar Jahre ging es gut, wir haben geheiratet.
    Jetzt kam der Rückfall und Gewaltvorfälle begannen wieder und diesmal habe ich die Grenze schneller gezogen und die Polizei gerufen, weil er mich erst übel beschimpft, dann bedroht (ich will, dass du tot bist) und schließlich Gegenstände kaputt gemacht hat. Das war vor sieben Wochen. Und der traurige Witz ist: Er hasst mich jetzt dafür, dass ich die Polizei gerufen habe. Er sagt, dass es keinen Anlass gegeben hätte, dass ich ihm seine berufliche Zukunft verbaut habe (was nicht stimmt).
    Ich habe angefangen, mich bei ihm zu entschuldigen dafür, dass ich die Polizei gerufen habe. Totale Verdrehung von Täter und Opfer!!!

    Eine Freundin von mir hat mir das so erklärt, dass er es einfach mit seinem Selbstbild nicht vereinbaren kann, dass er zu sowas fähig ist, und deshalb einfach eine eigene Wahrheit erfindet. Und vielleicht erinnert er sich wirklich nicht mehr, was genau geschehen ist.

    Inzwischen denke ich:
    Meine Güte, ich habe in dieser Situation MICH endlich mal richtig ernst genommen und nicht an ihn gedacht, ich habe eine klare Grenze gezogen. Und das finde ich gut.
    Denn was war eigentlich vorher, als er schon verbal so aggressiv war und sich das immer mehr gesteigert hat? Warum habe ich das überhaupt mitgemacht? Das zeigt doch eigentlich, dass man sich selbst irgendwie nicht richtig ernst nimmt, wenn man das mit sich machen lässt!

    Aber ich wüsste jetzt nicht, ob ich sagen würde: Es war ein Fehler, dass ich mich nach den Gewaltvorfällen von damals noch einmal auf ihn eingelassen habe, als er dann trocken und so ganz anders war. Ich habe ja diesmal wirklich sehr schnell reagiert, als er seinen Rückfall hatte, habe mich nicht erst verprügeln oder monatelang schikanieren lassen oder so.

    Klar, es bleibt ein Restrisiko, wenn du es noch mal mit ihm versuchst.
    Er könnte theoretisch ganz plötzlich ausrasten.
    Deshalb würde auch ich dir nicht dazu raten, wer will schon die Verantwortung übernehmen dafür?
    Mir haben auch erstmal viele Verwandte gesagt: Nimm deine Sachen, fahre in eine andere Stadt, bringe dich in Sicherheit.
    Und ich hab nicht so extrem reagiert und ich hoffe, dass ich damit richtig gelegen habe. Habe erstmal ein paar Wochen noch mit ihm im Haus gewohnt und mein Handy mit mir rumgetragen wie eine Waffe, damit ich immer die Polizei rufen kann.
    Aber wie gesagt, bei mir war die Gewalt nicht so extrem wie bei dir.

    Ich hatte auch Kontakt zu einer Beratungsstelle wegen häuslicher Gewalt und zum Frauenhaus und fand das ganz gut, vielleicht suchst du sowas auch mal. Die waren interessanterweise nicht so panisch wie meine Verwandten und meinten, dass ich sein Handeln schon eher einschätzen könnte als irgendwelche Außenstehenden.

    Also, ich find jedenfalls gut, dass du sagst: Noch einmal, dann bin ich sofort weg. (Risiko bleibt natürlich trotzdem! Auch für dein Kind).

    Ich hab viel geschrieben, aber das ist echt ein Hammer, was du durchmachst.
    Sei behütet,
    deine Doro

  • Hallo Dagmar!
    Danke für Deine Direktheit. Mein Kind ist mir wirklich das Allerwichtigste im Leben, noch zumal ich schon Eines verloren habe.
    Ich will auch nie wieder so verletzt werden. Wie konnte er nur?
    Ja...die Wahrheit wird mir gerade in dieser Phase des Alleinseins bewußt. Ich will es einfach nicht wahrhaben. Jetzt weine ich wieder...
    Es ist so verdammt hart!!!

  • Zu mir hat mal ein kluger Mensch gesagt "sag niemals nie" das würde ich Dir gerne rüberschicken Wiki.

    Weißt Du Wiki, nachdem ich das Drama überstanden habe - oder hoffentlich - frage ich mich oft ob ein Partner mir die Achtung geben sollte und die Stärke, die ich selber in manchen Momenten nicht hatte.

    Wiki, ich habe mir einen Tyrannen rausgesucht. Liegt das aber vielleicht daran, dass ich wollte, dass der Tyrann über mich bestimmt? Ich befürchte fast ja - hatte ich oder habe ich auch jetzt noch Angst vor gewissen Dingen hätte dieses tyrannische Verhalten, welches ich Jahrlang wohl auch noch gesucht habe, mir Handlungen diktiert, die ich einzuhalten hätte. Diese Handlungen hätte ich nicht in Eigenverantwortung getragen und einen Schuldigen suchen und finden können.

    Ein Armutszeugnis für mich Wiki, aber ein Gedanke, der sich mit zunehmendem Abstand immer stärker heraus kristallisiert.

    Natürlich ist "allein" sein eine Veränderung. Aber sie muss nicht schlecht sein. Wiki, aus meinem Leben kann ich Dir sagen, finanziell bin ich jetzt eine arme Maus, aber Zufriedenheit lebe ich jetzt mehr als in der Zeit meines ganzen Lebens (somit auch zufriedener als in der Zeit vor meiner ungesunden Beziehung). Vielleicht habe ich dadurch, dass ich alles verloren hatte, nur noch gewinnen können???

    Du glaubst gar nicht, was das Leben uns bieten kann wenn wir es nur schaffen mit uns im Einklang zu sein. Wenn es uns nur gelingt, uns selber so anzunehmen wie wir sind. Mit allen Ecken und Kanten - allen Vor- und Nachteilen. Einfach nur ich bin ich und Du bist Du - einfach nur so pur den Mitmenschen begegnen.

    Ich denke Wiki, es geht gar nicht darum, ob die Beziehung beendet wird oder nicht. Ob man/frau zusammen lebt oder nicht. Alles das muss nicht von heute auf morgen entschieden werden. Aber es geht bzw. ging für mich im 1. Schritt nur darum "ja" zu mir zu sagen. Nicht mehr und nicht weniger.

    Ich will leben
    Ich will es versuchen glücklich zu leben
    Ich will es schaffen
    Ich werde es schaffen

    und viel habe ich geschafft :)

    Das wünsche ich auch Dir

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Ach Mensch Wiki, lass dich mal ganz fest drücken!
    Es wird auch wieder leichter, glaub mir.
    Wenn du dein Leben leben kannst, ohne ständig auf ihn zu merken, ohne ständig aufzupassen, ob er getrunken hat oder nicht, ohne dich auf seine Launen einzustellen.
    Wenn du unbeschwert mit deinem Kleinen spielen kannst, wenn du machst, was dir gut tut.
    Denk an dich und dein Kind, sei es dir wert!
    Gib ihm die Chance aufzuwachen und sein Leben in die Hand zu nehmen. Und wenn er sich wirklich ändert, was spricht dagegen, daß ihr irgendwann wieder zusammenkommt(wenn du das dann noch willst)?
    Ich schick dir ein ganz großes Päckchen Kraft, du kannst es brauchen.

    julchen

  • Hallo Doro!

    In Deiner Geschichte spiegelt sich bei mir so Vieles wieder.

    "Und der traurige Witz ist: Er hasst mich jetzt dafür, dass ich die Polizei gerufen habe. Er sagt, dass es keinen Anlass gegeben hätte, dass ich ihm seine berufliche Zukunft verbaut habe (was nicht stimmt).
    Ich habe angefangen, mich bei ihm zu entschuldigen dafür, dass ich die Polizei gerufen habe. Totale Verdrehung von Täter und Opfer!!!"

    Genauso war es gerade hier bei uns...
    Dann die Verwandten, die Alles so einfach sehen. Ich habe früher auch immer gesagt: "Was...ich würde mich nie schlagen lassen, dann wäre ich weg!" Ich kannte sowas bislang nicht. Und jetzt, wo mir Dieses widerfahren ist, sieht es einfach Anders aus. Wer Situationen im Leben nicht am eigenen Leib erfahren hat, kann sich nur hineinfühlen, aber niemals verstehen...

    Übrigens habe ich ganz vergessen zu erwähnen, daß heute auch Jemand da war von einer Beratungsstelle wegen häuslicher Gewalt. Wir hatten ein sehr langes aufschlußreiches Gespräch.

    UND AN ALLE, DIE MIR HIER SO VIEL KRAFT GEBEN :
    Danke, daß Ihr Euch Zeit für meine Geschichte nehmt.
    Ich hatte seit Jahren keine Unterstützung mehr und es tut so gut zu spüren, daß Jemand mal auch für mich da ist und mir zuhört!
    Obwohl ich mir schon wieder denke, ich komme nervig, weil ich mal über mich rede. Aber ich lese auch Eure Geschichten....Hab´da noch viel zu tun.

  • Ja, Ladies,
    wenn die Polizei ins Spiel kommt, dann wird es ganz besonders deftig - war bei mir auch so.

    Plötzlich werden Grenzen gesetzt (was vielleicht zuvor nicht geschah).
    Plötzlich wird nach Hilfe gesucht und somit Außenstehende in Familiengeheimnisse eingeweiht.
    Plötzlich habe jene Menschen nicht mehr alles im Griff, so wie sie es zuvor plötzlich meinten.

    Ist das aber nicht genau das, was so wichtig ist? Genau die Grenzen bei uns selber schützen. Hilfe in Anspruch nehmen und sagen "ich bin hilfsbedürftig, bitte helfe mir".

    Ist es nicht eigentlich genau die Situation, die uns als Co während der Partnerschaft begleitete? Im Griff hatte ich nichts....
    Ich isolierte mich ohne es zu merken, weil mir peinlich war was zuweilen geschah....

    Niemand ist nervig, liebe Wiki! Erst recht dann nicht, wenn man/frau versucht zu begreifen, was überhaupt geschah. Da finde ich Doros Geschichte recht gut nachvollziehbar - und auch beachtenswert dann zu sagen "no more". Ich denke Wiki, ganz viele von uns haben ewig gekämpft und ich beispielsweise kämpfe immer noch. Am Anfang habe ich den Bauch und den Schmerz unterdrückt und mich nur durch den Kopf diktieren lassen, was auch richtig war.

    Irgendwann mal hat das Herz dann im richtigen Takt mit dem Kopf geschlagen, aber das dauerte. In der Zeit stellte ich so viele Fragen wie ich sie auch bei Dir lese. Es dauert einfach, bis wir auch den Mut haben wir selber zu sein! Das Selbstbewußtsein, dass wir jemand sind, und zwar jemand, der nicht tatenlos zusehen muss wenn ungesundes geschieht. Besser noch, wir können uns selber unser kleines Glück zimmern.

    Das Werkzeug und das Material haben wir - anfangen müssen wir eben noch - In diesem Sinne:
    einen guten Anfang wünscht Dir Dagmar

  • Guten Morgen Wiki,

    Zitat

    "Und der traurige Witz ist: Er hasst mich jetzt dafür, dass ich die Polizei gerufen habe. Er sagt, dass es keinen Anlass gegeben hätte, dass ich ihm seine berufliche Zukunft verbaut habe (was nicht stimmt).
    Ich habe angefangen, mich bei ihm zu entschuldigen dafür, dass ich die Polizei gerufen habe. Totale Verdrehung von Täter und Opfer!!!"

    Das er Dir jetzt den schwarzen Peter zuschieben möchte, ist, denke ich, jedem klar, daß es nur sein Gefühl des Ertapptseins ist.
    Was mir aber viel mehr dabei auffiel, daß Du Dich dafür entschuldigst. Dort hat er Dich gepackt an Deinem scheinbar mangelndem Wertgefühl.

    Ich kenne dieses schlechte Gewissen, meinen Nochgatten an den *Pranger* gestellt zu haben, ihn vor seiner Familie bloßzustellen. Ich gab mir sogar die Schuld dafür, daß er zuschlug, weil ich es ja sogar provoziert hätte :roll:

    Bitte versuche dies mal aus *Deiner * Sicht zu betrachten.
    *Du wurdest geschlagen*...nicht er...

    *Du hast ihn nicht dazu gezwungen, noch ein 2.mal zuzulangen*

    *Du bist nicht verantwortlich dafür, daß er jetzt seinen *guten Ruf* verliert, seine berufliche Zukunft wackelt.

    Weißt Du wiki, auch mein Mann wollte mir dies immer wieder weiß machen..selbst heute noch bin ich dafür verantwortlich, daß er volltrunken sein Führerschein verloren hat, einen Schaden von über 11.000€ verursacht hat, dafür heute noch zahlen darf. Daß er mich schlug, weil ich ihn ja nicht genug aufgefangen habe in seiner Not....

    Wichtig bei alledem ist, daß Du erkennst, welche Knöpfe er bei Dir da drücken kann, daß Du Dich a) schuldig fühlst, b) Dich sogar entschuldigst, obwohl Du gar keine Wahl hattest als die Polizei zu rufen.
    Mein Mann versuchte da sogar dann auch das Schuldgefühl gegenüber der Kinder aufzufahren, wie ich den Kindern denn alles nehmen könnte....


    Hast Du schon eine Idee, wie Du diese Situation, die mit Sicherheit auch sehr traumatisch ist, verarbeiten kannst? Wie Du Dir und Deinem Kind etwas Gutes tun kannst? Wie kannst Du Dir Deinen Selbstwert wieder aufbauen, daß Du es nicht wert bist, von einem Menschen geschlagen zu werden?
    Wie geht es jetzt bei Euch weiter?
    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Hallo Wiki,
    ich fühle mit dir. Meine Geschichte ist in manchen Teilen ähnlich. ZB. ich bin schuld das der Notarzt kam, dai ich nur mit Kollengen ein Schwätzchen halten wollte. Auch nach den Schlägen und der brutalen Bedrohung wo das Viertel kam , weil ich gott sei dank laut schreiend flüchten konnte, war auch ich schuld. Ich bin selbst noch ganz am Anfang aber ich drück dich ganz fest und wünsch dir gaaaaaanz viel Kraft.
    LG Nancy

  • Hallo S.Käferchen,
    Du hast sicher recht, mein Selbstwertgefühl ist nicht sehr stark, und nach dieser Geschichte momentan im Keller. Ich hatte jetzt 2 Tage Auszeit mit ihm und spüre Gefühlschaos: Wut, Traurigkeit, Verständnislosigkeit, Schmerz, aber auch Hoffnung, dennoch Angst...
    Ich habe ihn vor die Wahl gestellt und gehe auch nicht davon ab...
    Ich gebe ihm die Chance, wenn er "von sich aus" eine weitere Therapie macht und trocken bleibt. Sollte er nur einmal wieder nur einen Schluck trinken, muß er sofort ausziehen, damit es nie wieder soweit kommt.
    Er ist sich darüber bewußt und hat sich nicht mehr gemeldet...
    Vorhin hat er angerufen und mir gesagt, daß er mit der Ärztin gesprochen hat und Alles würde bereits feststehen. Er wird Montag entlassen und geht gleich in ambulante Therapie. Es ist Alles in die Wege geleitet. Er würde ausziehen, wenn ich das möchte...
    Das traf mich ersteinmal. Ich bin froh, daß er diese Entscheidung so getroffen hat.
    Ich fragte ihn, ob er ausziehen will. Er meinte, dies läge bei mir.
    Er hat mit dem Chefarzt über die Sache gesprochen, wie es zu den Schlägen kam und er erklärte ihm, daß es die Kombination mit über 4 Promille und xxx war... Genau das meine ich auch.
    Ich weiß, trocken würde er nie etwas derartiges tun. Das sagte ich ihm dann auch und er meinte leise...ja...
    Er wolle jetzt zu sich finden und seinen Weg machen, was die Abstinenz betrifft. Er sagte, er liebt mich und daher will er ausziehen. Er begreift seine Tat und hat selbst Angst vor dem, was passiert ist und wozu er fähig war. Er will ausziehen, um uns vor sich Selbst zu schützen.
    Ich sagte ihm, daß ich ihn unterstütze und ihn am Montag nach Hause hole. Ich habe keine Bedenken, solange er trocken ist. Er kann sofort gehen, sobald er trinkt.....sofort.....
    Er meinte, daß es ok wäre, wenn ich dazu bereit bin.
    Was die Schläge betreffen und damit unser gestörtes Verhältnis....das können wir in der Therapie zusammen verarbeiten. Auch das Problem mit seiner Trauerbewältigung unserer Tochter. Schließlich war das immer der Auslöser.
    Was mich betrifft: Mein Kind bringt mich zum Lachen. Ich bewältige meinen Tagesablauf und nehme meine Termine war, damit das Leben für uns weitergeht und ich nicht noch depressiv werde.
    Wie ich es verarbeiten soll, was er mir angetan hat....das weiß ich noch nicht....er müßte mit mir irgendwann darüber reden, im Beisein eines Therapeuten....vielleicht komme ich dann weiter...es ist noch so frisch...mein Selbstwertgefühl, ja schwierig....
    Ich denke, daß ich richtig handle. Das habe ich mir gewünscht und nur so haben wir eine Chance.
    Was meint Ihr dazu?

    edit summerdream: bitte keine medikamentennamen/wirkstoffe nennen - thx

  • Hallo wiki

    mein Mann hatte Phsychosen mit Wahnvorstellungen, das war für mich der blanke Horror. Ich hab ihn ins Krankenhaus gebracht, als er wieder klar war hat er mir alles versprochen. Er hat, genau wie bei dir, mir die Entscheidung gelassen, ob er heim kann oder nicht. Er hatte mir ja versprochen, mit dem Trinken aufzuhören, wie sollte ich ihn da hängenlassen? Ob ich immer glücklich war, ihn wieder heimzuholen, bin ich mir heute nicht mehr so sicher. Aber damals sah ich es als meine Pflicht an.
    Ich glaube auch, daß er es in diesem Moment ernst gemeint hat. Geschafft, trocken zu bleiben, hat er trotzdem nicht. Somit war wieder die Gefahr einer Phsychose da, der ich mich und meine Kinder ausgesetzt habe.
    Es tut mir Leid, Wiki, das ich dir nichts Schöneres schreiben kann. Aber die Gefahr eines erneuten Rückfalls ist immer da. Und somit auch die Gefahr eines erneuten Aussetzers.

    Ich wünsch dir ganz viel Kraft für deine Entscheidung.

    julchen

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!