• Hallo an alle!

    Dachte mir, ich würde gerne von euch mal Erfahrungen zum Thema "Loslassen" hören.
    Was denkt ihr, was hilft dabei, loslassen zu können?
    Habt ihr Erfahrungen des Loslassen-Könnens gemacht?
    Oder das Gegenteilige, das Festhalten-Müssen?

    Ich selbst kann mich an einer sehr intensive ERfahrung erinnern.
    Das war, als mein jetziger Mann vor 5 Jahren aus dem Krankenhaus kam und endlich mal richtig trocken und aller Illusionen beraubt war. Wir waren damals schon 3 Jahre getrennt, hatten aber Kontakt.
    Es hieß, Leber sei kaputt (war wohl dann doch nicht so).
    Jedenfalls kam es mir so vor, als sei er endlich mal er selbst, hatte keine Maske mehr auf.
    Und ich war natürlich schon sehr betroffen und traurig, aber irgendwie kam ein ganz tiefes Gefühl des Loslassen-Könnens. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass wir beide - er und ich - befreit waren von diesem Schicksal des Ewig-um-den-Alkohol-Kreisens. Es ist nur schwer zu beschreiben.
    Und gleichzeitig hatte ich plötzlich eine ganz starke Hoffnung, aber ich hatte das Gefühl, mir jetzt keine Sorgen mehr machen zu müssen, dass es eben nicht in meiner Hand liegt. Dass ich hoffen darf und Sehnsucht haben darf nach einem gesunden Leben für ihn, dass ich aber trotzdem nicht zuständig bin, sondern es eben einer höheren Gewalt, d.h. Gott, anvertraue.

    so ein erlebnis wünsche ich mir wieder, ein tiefes Gefühl der Befreiung von diesem/seinem Schicksal.

    Doro

  • liebe doro.

    das loslassen konnte ich damals gar nicht,wusste auch nicht was gemeint war oder wie das funktioniert.
    erst seitdem ich mich wirklich auf mich konzentriere und regelmässig zur gruppe gehe hat sich das gefühl des loslassens bei mir eingearbeitet.
    die erkenntnis,das ich nur mich ändern kann und alles andere nicht in meiner macht steht,hat mich auch weiter gebracht.
    den kampf aufgeben,kaptulieren,das war das erste.
    enn man das endlich kann,das ist wie ein aufatmen,eben loslassen.
    wenn ich dran denke wie ich mich damals verrückt gemacht habe,ständiges hinterher telefonieren,zur wohnung fahren,ect.disskutieren,mensch wie krank war ich.
    das alles brauch ich heute nicht mehr.ich weiss nicht wie es passiert ist,ich hab einfach begriffen das nichts was ich mache etwas ändert bei ihm,im gegenteil,es verlängert alles nur.
    was auch ausschlaggebend war war mein zusammenbruch,das war wohl mein startschuss nach vorne.
    ich arbeite auch im 12 schritte programm,ein prima wegbegleiter.
    ich kann nur sagen das loslassen passiert nicht von heute auf morgen,es ist ein entwicklungsprozess,und wenns in die richtige richtung geht,gelngt das mit dem loslassen.
    vielleicht kann ichs nicht so richtig erklären,aber es ist ein schönes gefühl wenn man es dann endlich kann.

    glg kathrin

  • Hallo Doro, hallo Pandora :)

    Ich weiß nicht, ob das was ich nun schreibe wirklich hier hineinpasst,
    aber zu dem Thema loslassen, fällt mir meine erste Beziehung ein,
    die allerdings nie etwas mit Alkohol zu tun hatte.

    Ich war damals sehr verliebt und die ersten 2-3 Jahre waren auch sehr schön.
    Irgendwann wurde er arbeitslos und wollte mich immer mehr bei sich haben..
    wenn ich nicht da war hat er sich eine andere Frau gesucht..
    es war ein reines Abhängigkeitsverhältnis und ich bin ihm bescheuerterweise immer hinterhergetrottet.

    Irgendwann habe ich ihn dann mal mit einer anderen Frau erwischt, anstatt sich zu entschuldigen, habe ich mir eine eingefangen und bin mit dem Kopf gegen die Heizung geknallt.
    Ich habe damals meine Sachen genommen und habe ihn seitdem, es sind nun 6 Jahre nicht wiedergesehen.

    Erstmal habe ich geweint wie verrückt, aber nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, daß es mir besser geht :)

    Das war wohl das erste Loslassen..

    Doch die Geschichte holte mich in meiner neuen Beziehung wieder ein.
    Bei meinen inzwischen Ex-Verlobten war ich eifersüchtig bis zum geht nicht mehr.
    Aber er hat alles in Kauf genommen und nach fast nem Jahr war dann das Vertauen aufgebaut und wir hatten eine tolle Zeit miteinander...

    Ich konnte von dem ganzen Mist loslassen und einfach ich sein, und das obwohl ich einen Mann an meiner Seite hatte..
    Es war einfach schön.. und unbeschwert.. so als wenn man mit wahnsinnig guter Laune aus dem Haus geht, ein Lied auf den Lippen und die ersten Sonnenstrahlen genießt ;)

    Das gefährlichste Unterfangen auf der Welt ist, einen Abgrund mit zwei Sprüngen zu überqueren.
    (David Lyod George)

  • Hallo Doro,

    seit ich in diesem Forum bin übe ich loslassen. Anfangs tat es weh und brachte viele neue Gefühle zum Vorschein. Etwas loslassen, für das ich mich verantwortlich fühlte, Gewohnheiten, das meiner Kontrolle unterlag, von dem ich kein Ahnung hatte, Ängste die sich breit machten. Da kam viel zusammen und es war unangenehm.

    Je mehr ich los lies, je mehr Ordnung kam in mich, immer mehr Ruhe, Klarheit, Gelassenheit. Unverständlich, denn mein Leben lang habe ich nur gehortet.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Mit jedem Loslassen üben wir für das ganz große Loslassen am Ende unseren Lebens.

    Da können wir festgehalten, gehamstern, gekrallt, gebunkert, aufgespart, deponiert, angehäuft, gesammelt oder sonstwas haben, am Ende müssen wir loslassen. Und das geht dann um so leichter und friedlicher, je leichter uns das vorher fiel.

    Man kann es ja auch so sehen: jede Beziehung endet im Schmerz, jede. Hier und heute, wenn man sich von einem Alkoholiker löst zum Beispiel. Aber auch die Beziehung zu einem liebevollen zugewandten Menschen nach 30, 40 Jahren lebendigen Miteinanders, wenn der eine stirbt...

    Um so wichtiger, daß man dann nicht den Schmerz festhält, sondern ihn als eines unserer vielen Gefühle durchleben, aber dann auch loslassen kann.


    Ich habe schon so viel losgelassen, den Schmerz, das Fett um mich herum, den Opferstatus in dem ich mich befand, die alten Muster, suchtkranke Freunde und Freundinnen, Erwartungshaltungen, Dinge, Tätigkeiten uvm.

    Es fiel mir zunehmend leichter. Loslassen empfinde ich als entlastend. Ich bin da im Fluß. Ich lebe das, was jetzt zu leben ist, sage Ja dazu. Dann kann ich das loslassen, was jetzt nicht mehr dran ist zu leben, das ist dann einfach so. Gleichermaßen bin ich offen für das Neue, was mir auf meinem Weg begegnen mag.

    Denn das ist es ja auch: je mehr ich festhalte, desto verschlossener bin ich selber und desto weniger bin ich offen für Neues. Und wie will ich bitte schon vorher entscheiden, daß das, was neu ist, schlechter oder weniger ist als das Alte, was ich da so heftig am Festhalten bin?


    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Vielen Dank an alle, die mir bis jetzt Antworten gegeben haben.

    Dieses umfassendere Verständnis von Loslassen, sozusagen als Teil der Lebenshaltung, das gefällt mir.

    Linde, du beschreibst das sehr gut.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Zitat von Doro

    Dieses umfassendere Verständnis von Loslassen, sozusagen als Teil der Lebenshaltung, das gefällt mir.

    Hallo Doro!

    Ich denke mal, genau das ist es eigentlich:


    Loslassen als Lebenshaltung.

    Das Leben als beständiges Loslassen und Annehmen sehen können.


    Mir ist aufgefallen, daß viele sich schwer tun, etwas ganz bestimmtes loszulassen, die Kippen zum Beispiel, egal was. Loslassen geht aber ganz einfach, wenn man es nicht als Kraftakt auffaßt bei einer ganz bestimmten Angelegenheit, sondern als grundsätzliche Lebenseinstellung.

    Bei mir hat es Klick gemacht nach dem Jakobsweg 2003. Da kam ich heim und am selben Tag konnte ich jahrzehntelange Eßsucht loslassen, einfach so. Habe an dem Tag mein Häuslein von allem leergemacht, was nicht mehr ich war und angefüllt mit dem, was neu zu mir paßte. Es ging ganz leicht. Und so ist es bis heute geblieben, hat sich immer mehr verfeinert. Es geht mir gut dabei, im Fluß zu sein.

    Lieben Sonntagsgruß und danke für den Thread.

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen

    ich hab vor ca. 10 Jahren aufgehört zu rauchen, nach etlichen vergeblichen Versuchen.
    Ich hab es geschafft mit Hilfe eines Buches, es hat Klick gemacht, wie bei Linde.
    Ich hab damals kapiert, daß es kein Opfer ist sondern eine Bereicherung meines Lebens. Und so war es auch. Ich hab die Sucht nach Zigaretten gern losgelassen, hab mich drauf gefreut und es hat von heut auf morgen geklappt, ohne Probleme oder Bedauern.

    julchen

  • Das mit dem Rauchen ist mir geglückt, das loslassen.
    Hab allerdings nie sehr viel geraucht und nur ein paar Jahre.
    Aber bis jetzt ist das für mich überhaupt kein Thema mehr, toitoitoi.

    Ich hab neulich gedacht, es ist aber schon was anderes, ob man eine eindeutig negative Verhaltensweise wie das Rauchen loslässt, oder ob man einen Menschen fallen lässt, mal provokant formuliert.
    Ihr braucht mir jetzt nicht zu erklären, dass das bei einem Alkoholiker eben notwendig ist, das ist mir auch klar, aber es sieht trotzdem so aus, als würde man selbstverständliche mitmenschliche Dinge unterlassen.

    Was, wenn mein Mann plötzlich obdachlos vor meiner Tür steht? (Durchaus realistisches Szenario bei ihm.)
    Dann müsste ich ihn draußen stehen lassen! Da fühlt man sich doch wie das letzte Schwein!
    Das ist was anderes, als die Zigarettenschachtel links liegen zu lassen. Die heult einem nichts vor.

    Diese moralische Komponente macht mir die Sache doch immer wieder schwer.

    Gut gefallen hat mir, was ich neulich gelesen habe in einem dieser STandardbücher zur Co-Abhängigkeit.
    ES HILFT NIEMANDEN, DASS MAN SICH SORGEN UM JEMANDEN MACHT.
    Das stimmt. Man kann sogar - also ich meine in normalen Fällen - besser helfen, wenn man emotional nicht so sehr verstrickt ist.
    Das hilft mir ein bisschen beim Loslassen.

    Hab das Loslassen von Sorgen letzte Nacht bei meinem Sohn geübt.
    Er hatte so komische Augenschmerzen, heute stellt es sich als (hoffentlich) harmlose Bindehautentzündung raus. Jedenfalls war ich sehr beunruhigt, weil ich nicht wusste, was es war, er jammerte nachts rum, ich hatte mich gegen eine nächtliche Fahrt ins Krankenhaus entschieden, aber war im Zweifel und machte mir Sorgen natürlich.
    Aber dann dachte ich: STOP! ES HILFT IHM NICHTS, DASS DU DIR SORGEN MACHST. DU HAST DIE ENTSCHEIDUNG GETROFFEN, JETZT SCHLAFE UND SAMMLE DEINE KRAFT, DAMIT DU IHM MORGEN HELFEN KANNST. Hat erstaunlich gut geklappt, habe relativ schnell geschlafen.

    Doro

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