• Hallo!
    Ich würde Euch gerne meine derzeitige Situation schildern und hoffe, dabei tatsächlich auch bei mir zu bleiben und nicht zu sehr auf meinen Partner abzuschweifen.
    Seit 5 Monaten bin ich nun mit meinem Freund zusammen. Wir haben uns in der Psychiatrie kennengelernt.
    Ich litt an Depressionen, er an Panikattacken. Schon ab dem ersten Tag habe ich gewusst, dass er ein Alkoholproblem hat, weil er in der Visite berichtet hat, wie es mit seinem Versuch, abends kein Bier mehr zu trinken, aussieht. Er hatte bis dato 6 Jahre lang jeden Abend Bier getrunken. Immer so um die 6-8 Flaschen.

    Ich weiß noch, dass ich dachte: Wenigstens tut er etwas dagegen. Im Gegensatz zu meinem Exfreund, der auch meiner Meinung nach zu viel getrunken hat. Aber das ist ein anderes Thema.
    Als wir zusammen kamen, hat er tatsächlich keinen Alkohol getrunken. Allerdings ist er dafür auf alkoholfreies Bier umgestiegen.
    Nach und nach fing es dann an. Erst hat er nur am Wochenende getrunken. Später dann auch wieder in der Woche. Das ging so lange, bis ich ihm gesagt habe, dass ich mit seinem Trinkverhalten nicht klarkomme und gehen werde, wenn sich das nicht ändert. Er meinte dazu, dass er selber weiß, dass es im Moment viel ist, sich das aber auch wieder ändern wird. Schließlich braucht er den Alkohol nicht, das hat er ja bewiesen, als er in der Psychiatrie und auch danach abstinent war.
    Es änderte sich dann aber doch nichts. Stundenlange Diskussionen haben nichts gebracht, bis er eines Freitags Abends Schnaps getrunken hatte. Da hatte er sowas wie einen Totalausraster, der fast damit geendet hätte, dass er mich betrogen hätte.
    Am nächsten Tag war er reumutig. Er hat mir hoch und heilig versprochen, das sowas nicht mehr vorkommen wird. Er wollte ab sofort "erstmal" auf jeglichen Alkohol verzichten, nicht mehr mit seinen Freunden (von denen einer gerade eine Alkohol-Therapie abgebrochen hat) weggehen usw.
    Ich kürze ab: Schon zwei Wochen später genau die gleiche Geschichte. Sein zweiter "Totalausraster".
    Und auch hier wieder eine Beteuerung: Alkohol nur noch am Wochenende.
    Beide Male hatte er mir versprochen, dass er sich professionelle Hilfe sucht, wenn er es alleine nicht schafft.

    3 Wochen lang hat es tatsächlich geklappt. Er hat nur noch am Wochenende Bier getrunken. In der Woche wurde aber so gut wie jeden Tag das Alkoholfreie getrunken.
    Dann kam allerdings hier ein Geburtstag und dort ein schlechter Tag (wir leiden im Moment beide unter großen Geldsorgen), so dass er auch in der Woche wieder trank.
    Seit letzter Woche Montag sieht es so aus:
    Sein Versprechen, nur noch am Wochenende zu trinken, hat er wie er es sagt "aufgehoben". Stattdessen trinkt er an mind. 5 Tagen in der Woche, so auch heute.
    Von mir darauf aufmerksam gemacht, dass ich damit nicht klarkomme, reagiert er wütend, geht den Gesprächen aus dem Weg (Vorher konnten wir wenigstens darüber reden, ganz in Ruhe, aber auch das will er nicht mehr.) und sagt indirekt des öfteren, dass ich damit klarkommen muss oder gehen soll.
    Er sagt, es wird nicht so bleiben und er wird wieder dorthin kommen, nur am Wochenende zu trinken, merkt aber im selben Atemzug an, dass er im Sommer sowieso öfter trinken wird. Abends auf der Terrasse, am Gartenzaun mit dem Nachbarn usw.

    Vielleicht sollte ich anmerken, dass er extreme Schlafstörungen hat. Er schläft max. 4 Stunden, um dann wach zu werden, aufzustehen und gegen 6 Uhr morgens wieder ins Bett zu gehen. Der Hauptgrund, warum er trinkt, ist, dass er mit Bier um die 7 Stunden durchschläft , ihn Probleme nicht mehr so sehr beschäftigen und er es einfach "gemütlich" findet, abends beim Fernsehen Bier zu trinken. Er betrinkt sich in der Woche auch nicht vollkommen. Er trinkt um die 5-8 Flaschen Bier und ist dann "angeheitert", aber nicht volltrunken.

    Auch heute hatten wir wieder eine Diskussion. Diesmal ist er überhaupt nicht mehr auf mich eingegangen, und ich beginne zu befürchten, dass er es auch nicht mehr tun wird. Er scheint langsam aber sicher gleichgültig zu werden, und das verletzt mich am allermeisten. Anfangs hat er sich selber noch eingestanden, dass er ein Problem hat. Mittlerweile meint er, es sei kein Problem für ihn, sondern nur für mich, ich wäre ihm keine Hilfe und würde nur nerven. Er ist der Meinung, alles sei halb so schlimm und wenn ich nicht wäre, würde er wie gehabt jeden Abend trinken.
    Er glaubt, jeder Zeit aufhören zu können, und ich glaube auch, dass er körperlich nicht abhängig ist. Noch nicht. Aber psychisch ist er abhängig, da bin ich mir sicher. Doch auch das streitet er mittlerweile ab, obwohl er es noch vor ein paar Monaten genauso sah.

    Ich weiß zur Zeit einfach nicht mehr, was ich tun soll.
    Ich liebe diesen Mann sehr, und bis auf die abendliche Trinkerei und seinen Drang, sich jedes Wochenende zu betrinken, ist unsere Beziehung wirklich sehr gut. Wir reden offen über alles. Bis vor kurzem auch über seinen Alkoholkonsum.
    Ich möchte ihn nicht verlieren, kann aber die Trinkerei auf Dauer nicht tolerieren. Das wusste er von Anfang an.
    Die Frage ist: Kann ich ihm überhaupt helfen? Im positiven Sinne? Und laufe ich nicht gerade Gefahr, co-abhängig zu werden?
    Hat das alles überhaupt einen Sinn und eine Zukunft? Oder habe ich eigentlich schon längst verloren und sollte lieber die Notbremse ziehen, bevor es zu spät ist?

  • Hallo Desperates,
    herzlich willkommen.

    Ich glaube nicht, nach dem, was ich selbst erlebt habe und was ich hier bei anderen lese, dass man als Partnerin durch Reden, Anklagen usw. irgendwas erreicht.
    Ich denke, es läuft immer irgendwie darauf hinaus, dass man sich als Partnerin selbst entscheiden muss, wie man damit umgeht, mit der Trinkerei.
    Kann ich damit leben?
    Wie lange kann ich noch damit leben?

    Ich denke, du kannst ihn nicht vom Trinken abhalten, wenn er es weiter tun will oder sein Leidensdruck einfach noch nicht hoch genug ist.
    Du kannst nur versuchen, dich selbst nicht zu sehr darin zu verstricken, indem dein Leben jetzt auch noch um den Alkohol kreist, so wie seins.

    Aber das ist schlau dahingesprochen, man versucht es dann doch immer wieder mit Reden.

    Liebe Grüße
    von Doro

  • Liebe Doro,
    vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
    Und Du sprichst dort etwas an, das mich auch schon oft beschäftigt hat.
    Der Leidensdruck.
    Manchmal glaube ich auch, dass er noch gar nicht wirklich begriffen hat, auf welchem Weg er ist.
    Und dann glaube ich wieder, er weiß es insgeheim, aber sein innerer Schweinehund (oder auch einfach nur: die Sucht) bringt ihn dazu, es zu verdrängen.
    Ich habe oft daran gedacht, ihn zu verlassen und ihn auch 2 mal vor die Wahl gestellt. Das allerdings mehr halbherzig, um ihn quasi wachzurütteln.
    Anfangs funktionierte das ja noch ein wenig, denn nach meinem Ultimatum hat er tatsächlich nichts bzw weniger getrunken. Aber mittlerweile glaube ich, dass er sich für den Alkohol entscheiden würde, wenn ich ihn vor die Wahl stelle. Und das tut mir weh.

  • grüss dich desperateS,

    ich schätze du bist wie dein nick sagt VERZWEIFELT...hmmm...

    erst mal willkommen hier, fühl dich herzlich gegrüsst....

    weisst, ich habe mich gerade in deinen worten vor einiger zeit wiedergefunden...

    ach, liebe desperateS, ich möchte eine frage von dir herausziehen, die da lautet:

    Zitat

    Kann ich ihm überhaupt helfen? Im positiven Sinne? Und laufe ich nicht gerade Gefahr, co-abhängig zu werden?
    Hat das alles überhaupt einen Sinn und eine Zukunft? Oder habe ich eigentlich schon längst verloren und sollte lieber die Notbremse ziehen, bevor es zu spät ist?

    du kannst ihm nicht (!) helfen und genau dadurch hilfst du ihm evtl.
    du wirst (falls du es nicht bereits hast) deine machtlosigkeit gegenüber dieser suchterkrankung erkennen...
    ihr seid nun noch am anfang eurer beziehung (ich weiss....lach...die genialste zeit die anfänge...is klar...verstehe dich) überlege dir genau was du möchtest für die zukunft...
    lass dein herz aussen vor und schalte deinen kopf / verstand ein (!!)

    ich weiss nicht, hast du dir denn schon die grundbausteine der co ´s (und lies auch selbige der alkoholkranken menschen ruhig...) durchgelesen und auf dich WIRKEN lassen, dich gefragt und kannst dich in einigen aspekten wiedererkennen ?
    (sei gaaaaanz ehrlich zu dir selbst)

    weisst du ich nenn dir einmal die "eckdaten" eines nass lebenden kranken alkoholikers:
    (auch ich habe erfahrungen gesammelt...;-)):

    - ER manipuliert
    - ER verspricht das blaue vom himmel
    - ER führt immer und immer und immer wieder die gleichen endlosdiskussionen
    - ER weiss genauestens alle fäden bei einem helfenden menschen zu ziehen
    - ER "spielt" mit seinem umfeld
    - ER lebt in einer scheinwelt
    - ER weiss nicht was wahr und unwahr ist, sprich seine wahrnehmung ist ver-rückt und verzerrt (in trinkpausen)
    - ER hat eine veränderte persönlichkeit
    - ER kennt seine grenzen nicht
    - ER kennt die grenzen seines umfeldes nicht und versucht selbige "bis aufs blut" auszureizen...
    - ER ist nicht ER....wie denn auch...nicht wahr...
    dennoch kein freifahrtsschein....

    dies ist mir nun in kürze eingefallen, an was ich mich zurückerinnern möchte... !

    du fragst ob du verloren hast ?

    ja, hast du, wenn er sich fürs trinken (weiterhin) entscheidet (!)

    weisst, die SUCHT ist stärker als alles erdenkliche mögliche...
    der nass lebende menschen appelliert daran,
    und du, liebe desperateS appellierst an den verstand...was "das normalste" der welt ist...

    vergiss es, es kommt bei IHM nicht an...

    wie sieht es denn aus bei IHM ?

    war er beim arzt ?
    was möchte er tun um den abstinenten weg anzugehen ?
    thera, shg, etc ???

    tut er was, oder "hält" er dich "ruhig" durch "leere worte"....hmmm.... ?

    desperateS...wenn ER allein aus dem sucht-sumpf kommen will, wenn er will (!)...denn hat er eine chance...

    du kannst (leider) rein gar nichts machen....nichts (!)

    lies dich hier mal durch die threads die dich ansprechen...
    du wirst immer wieder das gleiche vernehmen, wenn es jetzt schon bei dir ankommen kann...hmmm...

    weisst, du kannst für dich alles tun, damit es dir wieder besser geht...

    lies dir echt mal die grundbausteine durch...
    ich denke, da wird einiges "klarer"...hmmm...

    ich lass dir mal einen lieben gruss da....
    und verzweifle nicht (weiter) er ist allein für sein leben verantwortlich...
    genauso wie du nur alleine für dein leben verantwortlich bist...

    bedenke, du hast es hier mit der SUCHT zu tun, und mit "keiner anderen frau" gegen die du ankämpfen könntest wenn du wolltest und er es wert wäre...

    die sucht setzt alle logik ausser kraft...sie folgt ihren eigenen regeln, die du niemals (ich auch nicht) verstehen kannst...

    hör ich dich rein und überlege dir genau (!) was du willst...

    du wirst dich immer weiter verlieren, wenn er weiter der sucht fröhnen wird...oder denkst du, du kannst dich für dich soweit abgrenzen dass es dir nicht an deine substanz geht...körperlich wie seelisch...

    sei dir viel wert und seh dein leben welches vor dir liegt...
    du bist noch jung !

    und mal unter uns:
    was ist "liebe" nach fünf monaten in einer beziehung ?
    nein......;-) ?

    fuego

    fuego

  • Liebe Fuego,

    auch Dir danke ich für Deine Antwort. Die Grundbausteine kenne ich, und wenn ich ehrlich bin: Teilweise erkenne ich mich selbst darin.
    Ich habe auch eine Menge Beiträge hier im Forum gelesen, und auch da erkenne ich mich wieder.
    Es ist interessant, wie sich die Einträge gleichen.
    Inzwischen bin ich soweit, dass ich tatsächlich glaube, schon verloren zu haben.
    Insbesondere der Satz "Er ist allein für sich verantwortlich" hat mir die Augen geöffnet.
    Manchmal braucht man einfach jemanden, der einem die naheliegendsten Dinge vor die Nase hält.

    Zitat

    was ist "liebe" nach fünf monaten in einer beziehung ?
    nein...... ?


    Doch. Ich liebe ihn, und das erkenne ich mitunter daran, dass mein Leben mit ihm schöner ist als ohne ihn.
    Aber die Frage ist: Wie lange noch?
    Irgendwann wird die Trinkerei mich auch kaputt machen. Das weiß ich jetzt schon. Und ja, die verdammte Machtlosigkeit erlebe ich hier neuerdings täglich.

    Ich werde mir tatsächlich überlegen müssen, was ich will.

  • ...okay....
    anders herum gefragt, liebe desperateS:
    liebst du IHN mehr als DEIN leben ??

    wenn du mit dir (!) zufrieden bist, im reinen bist, "verschiebst" du das glück nicht auf einen dritten...
    überleg dir dies mal in aller ruhe...

    wieso machst du dein empfinden von einem dritten / insbesondere IHM "abhängig" ??

    vorsicht...ne liebe vorsicht von mir...

    lies mal bissel hier....

    fuego

  • PS:
    Ich würde gerne editieren, aber das geht ja hier leider nicht, deshalb...

    Ich würde ihn gerne in meine Entscheidung mit einbeziehen. Bisher konnten wir wie gesagt tatsächlich über alles reden.
    Ich würde ihm gerne sagen, dass ich ihm nicht helfen kann, machtlos bin und mit ihm leben möchte, aber ohne Alkohol.
    Bzw. Alkohol in einem "gesunden" Maß, wenn es das gibt. Aber ich habe auch schon festgestellt, dass er dieses Maß nicht lange halten kann.

    Ich gebe zu: Ich möchte an dieser Beziehung festhalten, ihm "Hilfsangebote" geben wie zb. kontrolliertes Trinken usw.
    Aber wenn er nicht mitspielt, ist wohl auch das vergebens.

    Um das Ganze noch mal für mich zusammenzufassen:
    Entweder, ich komme mit der Trinkerei klar (geht das überhaupt???), oder ich gehe.
    Und auch wenn ich mich für letzteres entscheide, was vermutlich die klügste Entscheidung wäre: Insgeheim hoffe ich, dass für ihn der Leidensdruck dadurch so groß wird, dass er etwas unternimmt.

  • desperateS...
    beziehe ihn mit ein, wenn es dein allerallerallergrösster herzenswunsch ist...

    ich wage jetzt einmal zu sagen:
    es wird ihn nicht tangieren...
    da er anscheinend nicht aufhören will zu trinken...

    es gibt kein kontrolliertes trinken bei einem alkoholkranken menschen... (!!!!!!!)
    vielleicht kannst du drum verstehen, dass es ihn mit der zeit immer und immer "reissen" tut bis zum exzess...
    er wird nie wieder kontrolliert trinken können, wenn er alkoholkrank ist ! NIE mehr...
    wenn er weiter der SUCHT fröhnt, ist dies irgendwann sein todesurteil....

    ist alles bissel viel für den moment für dich...hmmm...
    lies dir mal hierzu die grundbausteine der alkoholkranken menschen durch und einige deiner fragen sind präzise schwarz auf weiss geschrieben...

    wünsch dir ne gute nacht für heute...
    mach zachte...

    lg
    fuego

  • Zitat von fuego

    ...okay....
    anders herum gefragt, liebe desperateS:
    liebst du IHN mehr als DEIN leben ??


    Eben NICHT! Das ist der Grund, weshalb ich mich hier angemeldet habe.
    Eben weil ich mich nicht selbst verlieren möchte, eben weil ich die Machtlosigkeit spüre. Und weil ich mich schon manches Mal dabei erwischt habe, wie ich gedacht habe: "Vielleicht hat er Recht! Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie ich es empfinde. Was ist schon schlimm daran, wenn er abends Bier trinkt? Er ist ja nicht sternhagelvoll."

    Ich habe schon verstanden, auf was Du hinaus möchtest. ;)

    Die Frage, die sich mir noch stellt ist: Lohnt es sich überhaupt, ihm noch andere Wege aufzuzeigen? Oder wird auch das abprallen?
    Und: Wieso war er anfangs noch "auf meiner Seite"? Ist das jetzt ein Rückfall, den ich ihm zubilligen sollte, wo er doch verspricht, dass es wieder besser wird?
    Ja, ich merke schon... Manipulation.

  • Hallo Desperates,
    bevor ich endlich ins Bett gehe, auch von mir nochmal einen zweiten Gruß.

    Mir geht es immer so, und ein bisschen lese ich das auch bei fuego raus, dass mich das total berührt, wenn Leute noch so ganz am Anfang einer Beziehung zu einem Alkoholkranken stehen.
    Dann bekomme ich irgendwie den Wunsch, solche Menschen wie dich zu schützen vor dem, was da kommt.
    Denn eins ist sicher, egal ob er aufhört oder nicht: Es ist ein schwerer Weg an der Seite eines Alkoholkranken. Es ist eine absolut schwere Krankheit!

    Dich davor bewahren - Das kann ich natürlich nicht. Ich kenne weder dich noch deinen Freund wirklich und kann nicht in eure Zukunft schauen. Und es ist natürlich deine Entscheidung, was du tust. Und ich habe auch Respekt vor der Liebe, will niemandem eine Trennung einreden. Aber vom Verstand her betrachtet... :(

    Ich sehe mich selbst darin, wie ich war, vor 16 Jahren, als ich meinen jetzigen Mann kennen lernte. Ich wusste, dass er alkoholkrank war. Ich hätte am Anfang nie gedacht, dass ich nach 16 Jahren mich immer noch mit diesem Alkoholproblem rumschlagen müsste. Aber ich wollte es irgendwie unbedingt ausprobieren mit ihm, weil da auch so viel Nähe zu ihm war.
    Und ich dachte, ich schaffe den Absprung, wenn er nicht aufhört.
    Aber es war dann unglaublich schwer für mich, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, ihn jämmerlich im Stich zu lassen.
    Immer wieder habe ich mir eingebildet, seine Sucht irgendwie positiv beeinflussen zu können. Bin auch mit ihm zusammengezogen, weil ich irgendwie dachte, das würde ihn stabiliseren, ich könnte ihm ein Heim bieten, so dass er sich besser fühlt. Ich dachte lange Zeit, wenn seine Probleme, die er hatte, gelöst wären, dann würde sein Trinkgrund wegfallen. Ich war so sehr auf dem Holzweg! Die Sucht führt ein Eigenleben! Ich hatte keinen wirklichen Einfluss, immer nur scheinbar und vorübergehend.
    Dann hatte ich mich nach 7 Jahren endlich getrennt, ein paar Jahre später war er trocken (nachdem er wirklich sozial und körperlich total am Ende war) und dann hatten wir tatsächlich 5 trockene Jahre zusammen und jetzt - nach einem Rückfall - bin ich wieder mit meinem Latein am Ende. Hab mich getrennt oder er sich von mir oder wie auch immer. Er ist da eingestiegen, wo er aufgehört hat und man kann kein vernünftiges Wort mehr mit ihm reden. Derselbe Mann, der noch vor 3 Monaten ein normales Leben führte, der belastbar und verlässlich war, jetzt ist er wieder ein Schatten seiner selbst. Und ich sitze schon wieder da und habe ein schlechtes Gewissen. Nach 16 Jahren kaum schlauer geworden.

    Mein Mann war selten so betrunken, dass man es ihm direkt angemerkt hat. Also mit torkeln, lallen oder so, eigentlich fast nie.
    Trotzdem war er irgendwann so weit, dass seine Leber fast versagte. (Die hat sich allerdings während seiner Trockenheit erholt.)
    Er hat manchmal auch eine Woche oder so (scheinbar jedenfalls) nichts getrunken und ich war total verwirrt.

    Was mich auch regelmäßig wieder verwirrt und wovon du auch berichtest: Mal steht er zu seiner Krankheit, jedenfalls halbwegs, und dann streitet er ab, überhaupt ein Problem zu haben.
    Neulich hat er mir sogar Verleumdung unterstellt, als ich davon sprach, und drohte mir mit einer Strafanzeige.

    Ich denke, was du im Augenblick tun kannst, ist, deine Sinne zu schärfen, indem du dich hier im Forum oder auch anderswo (Drogenberatungsstelle, Selbsthilfegruppen) gut informierst. Dann kannst du sein Reden und Verhalten auch besser einschätzen.

    Z.B. dass es nichts mit dir zu tun hat.
    Wenn er nicht "für dich" aufhört, hat das nichts mit eurer LIebe zu tun, auch das habe ich damals nie begriffen und begreife es erst jetzt.
    Mein Mann zerstört jetzt gerade ALLES, was ihm einst, als er trocken war, lieb und teuer war: nicht nur Ehe und Familie, auch seinen heiß geliebten Beruf, seine Einkommensmöglichkeit, alles.
    Und nicht, weil ihm all das nicht sehr wichtig ist, sondern weil diese Sucht bei ihm einfach so extrem stark ist und er trotzdem nicht über seinen Schatten springen kann, sich Hilfe zu holen.

    Ich habe früher immer gedacht, mein Mann hätte irgendwie ein Problem mit der Wahrheit, weil er so viel gelogen hat. Nein, das war seine Krankheit.
    Als er trocken war, hatte ich das Problem plötzlich nicht mehr.

    Also: Bleib dran am Thema, dieses Forum hier ist echt ne gute Informationsquelle, aber du kannst dir darüber hinaus ja noch Hilfe holen.

    Ich wünsche dir von Herzen alles Gute,
    deine Doro
    die jetzt endlich ins Bett sollte. :wink:

  • Hallo desperateS,

    herzlich willkommen hier im Forum. Es ist ein gutes Medium, um sich mit sich selbst und der Co-Abhängigkeit auseinander zu setzen. Meine Vorschreiberinnen haben dir schon ein paar ihrer Erfahrungen geschrieben.

    Du schreibst zu Anfang, dass du deinen Partner in der Psychiatrie kennen gelernt hast, wo du wegen Depressionen in Behandlung warst. Ich leide selbst immer wieder unter depressiven Episoden und weiß, dass ich mich in diesen Phasen oftmals allein und verlassen fühle. Ich kann also nachvollziehen, dass du dich mit jemanden zusammen getan hast. Wenn du jetzt schreibst, du liebst diesen Menschen, weiß ich aus eigener Erfahrung, dass ich so manches als Liebe bezeichnetet, was mir meine Einsamkeit nehmen sollte. Ich will nicht deine Gefühle in Frage stellen, weiß aber aus meiner eigenen Situation, dass ich mir oft die Liebe eines anderen Menschen wünschte, weil ich selbst alleine nicht so gut klarkam.

    Ihr habt beide gesundheitliche Probleme. Wie soll dann euere Beziehung gesund sein? Wie kannst du dich auf deine eigene Genesung konzentrieren, wenn du dich um deinen ebenfalls kranken Partner sorgst, er zum großen Teil deine Gedanken und deinen Tagesablauf bestimmt? Du schreibst, du willst dich nicht verlieren? Wie weit hast du dich denn bereits gefunden? Du fragst, ob es sich lohnt, ihm Wege aufzuzeigen, damit er aus seiner Sucht kommt. Hast du für dich Wege gefunden, wie du mit deiner Krankheit umgehen und ein halbwegs gesundes Leben führen kannst? Ich für mich brauche noch immer viel Kraft, für mich selbst zu sorgen. Das war mir, in der Zeit als ich mit „meinem Alki“ lebte, gar nicht so bewusst. Es fiel mir leichter, für ihn zu sorgen als für mich. Hab hinter der Sorge für ihn mein eigenes Unwohlsein versteckt. Erst seitdem ich nicht mehr mit ihm zusammen bin, kann ich achtsam mit mir umgehen. Und das ist alles andere als einfach. In der Rückschau waren die Schmerzen und Enttäuschungen, die ich mit ihm erlebte, relativ leicht zu ertragen. Schließlich hatte ich damals immer jemanden, den ich dafür verantwortlich machen konnte, dass es mir schlecht ging. Wenn es mir jetzt schlecht geht, muss ich bei mir selbst gucken und auch für mich selbst sorgen, selbst für mich die Verantwortung tragen. Dabei fällt mir immer wieder auf, dass mir das unbequemer und schwerer ist, als damals, als ich ihm die „Schuld“ für meine Situation zusprechen konnte.

    Ich weiß nicht, wie genau du auf dich guckst, wenn es deine Lebenssituation betrifft. Mir wurde von einem Therapeuten gesagt, dass wir als Paar wie zwei hungrige Kinder wären, die versuchen, einander zu nähren, obwohl sie nicht in der Lage sind, sich selbst satt zu bekommen. Solange wir beide nicht gesund wären, würden wir uns gegenseitig mehr schaden als nützen und würden es als „lieben“ bezeichnen, obwohl es Abhängigkeit ist.

    Du siehst, ich habe mich sehr wenig auf deinen Partner bezogen. Denn ich gehe davon aus, dass du hier schreibst, um für DICH Hilfe zu finden. Deine Situation zu verbessern, ist das, was DU tun kannst. Sein Leben, seine Situation, das ist SEIN Ding. Dein Thread heißt „schon verloren?“. Nun, wenn du den Fokus weiterhin mehr auf ihn als auf dich richtest, hast du eins mit Sicherheit verloren – dein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Liebe Ette,
    ich danke Dir für Deine lange Antwort.

    Zitat

    Du schreibst, du willst dich nicht verlieren? Wie weit hast du dich denn bereits gefunden?

    Als die Therapie zuende war, war ich so nah bei mir selbst wie noch nie zuvor. Und es ging mir so gut wie nie zuvor.
    Ich habe in damals entscheidungen getroffen, die ich vor der Therapie niemals hätte treffen können, aus Angst vor Einsamkeit etc.
    Durch die Therapie habe ich kennengelernt, was Unabhängigkeit ist. Und mir geschworen, nie wieder abnhängig zu sein von irgendwem.

    Aber ich merke eben zur Zeit, dass genau das wieder eintritt: Ich sorge mich mehr um ihn als um mich. Tatsächlich hängen alle meine jetzigen psychischen Probleme irgendwie an ihm. Genau das meine ich, wenn ich schreibe, ich habe Angst, mich zu verlieren.
    Ich habe mich damals nicht aus Einsamkeit mit ihm "zusammengetan". Im Gegenteil. Zu Beginn der Beziehung (und auch davor) fühlte ich mich so stark, dass ich sicher war, nie in eine solche Situation zu kommen, in der ich jetzt bin.


    Zitat

    Dein Thread heißt „schon verloren?“. Nun, wenn du den Fokus weiterhin mehr auf ihn als auf dich richtest, hast du eins mit Sicherheit verloren – dein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben.

    Ich finde, da hast Du etwas sehr wichtiges geschrieben.
    Ich habe heute Nacht lange wachgelegen und nachgedacht. Und mir ist bewusst geworden, dass tatsächlich nicht er für mein Befinden verantwortlich ist, sondern ganz allein ich. Und mit dieser Erkenntnis werde ich nicht nur mich, sondernn auch ihn konfrontieren. Ich werde mir ambulante therapeutische Hilfe suchen. Das hätte ich schon längst tun sollen, nicht nur wegen meiner beginnenden Co-Abhängigkeit.

  • Hallo desperate, Ette und alle anderen!

    Zitat

    Ich leide selbst immer wieder unter depressiven Episoden und weiß, dass ich mich in diesen Phasen oftmals allein und verlassen fühle.


    Das geht mir auch so. Ich habe mich schon gefragt, ob ich genau deshalb mit meinem Freund zusammen gekommen bin?! Ich "brauche" jemanden, er "braucht" jemanden. Zu Beginn unserer Beziehung (eigentlich der Abend an dem wir zusammen gekommen sind), fand ich es toll, wie er sich mir gegenüber geöffnet hat und mir so viel von sich und seinen Gefühlen erzählt hat. Da war er betrunken. Aber ich habe es nicht als Problem gesehen, denn am Wochenende trinkt man ja auch mal was...Es hat mir insgeheim sogar geschmeichelt, dass er mich in den darauffolgenden Wochen immer angerufen hat und gesagt hat ohne mich geht es nicht und er braucht mich usw.
    Doch wo ich jetzt eure Worte lese...denke ich darüber nach....und es trifft mich sehr.
    Letzte Woche ging es ihm nicht gut. Mehrere Tage. Er hat sich abgeschottet. Er hat "zwar" nicht getrunken, aber ich kam trotzdem überhaupt nicht an ihn heran. Er konnte/ wollte mir nicht sagen, was los ist. Das wiederum hat mich so beschäftigt und traurig gemacht, dass ich in ein Loch gefallen bin. Meine ganze Umwelt hat es zu spüren bekommen und ich fühlte mich isoliert, alleine, einsam und traurig.
    Das hält bis jetzt an. Aber ich weiß, dass ich genauso selbst dafür verantwortlich bin wie er für sich. Ich weiß so vieles, aber kann es trotzdem nicht umsetzen!

  • Liebe Karlotta!

    Ich kann gut nachfühlen, wie es Dir geht. Dein Beitrag hätte von mir stammen können.
    Ich frage mich auch, ob ich mir die Männer nicht vielleicht nach einem bestimmten Muster aussuche. Mein Exfreund war ein sehr labiler Typ, der oft im Alkohol eine Pronblemlösung sah. Auch mein jetziger Freund gefiel mir deshalb so gut, weil er so sensibel ist und über Gefühle reden kann. (Übrigens auch nüchtern, denn am Anfang hat er ja gar nicht getrunken.) Dass er mich braucht hat er übrigens noch nie gesagt. Er gibt mir eigentlich immer das Gefühl, dass er auch ohne mich gut zurecht kommen könnte

    Aber mir geht es genau wie Dir: In den letzten Wochen redet er nicht mehr, bzw nicht mehr so wie früher.
    Ich merke auch, dass es ihm schlecht geht, aber wenn ich frage, was los ist, bekomme ich keine oder nur eine sehr kurze Antwort. Und das macht mich traurig.

  • Zitat von desperateS


    Ich frage mich auch, ob ich mir die Männer nicht vielleicht nach einem bestimmten Muster aussuche..

    Hallo desparte,

    mit Sicherheit suchen wir uns unsere Partner nach einem bestimmten Muster aus. Nur ist uns dieses ganz lange nicht bewusst und solange Beziehungen funktionieren, ist es das auch nicht tragisch. Wenn wir aber immer wieder scheitern im Bemühen, Partnerschaft zu leben, lohnt es sich schon, einmal näher hinzugucken, wie unsere "Traumprinzen" gestrickt sind. Schließlich sagt das ganz viel über uns selber aus und dann können wir auch versuchen, uns da zu verändern, wo wir immer wieder gegen die Wand laufen.

    Wenn dein Partner mit dir nicht über seine Probleme reden will, ist dies seine Entscheidung, die du wohl oder über akzeptieren musst. Viel interessanter halte ich die Tatsache, dass dich dieses Schweigen traurig macht. Was ist genau der Grund für deine Traurigkeit?

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo desperate und Ette!
    Ich fühle mich damit auch angesprochen, hoffe es ist okay, wenn ich auch dazu antworte...

    Zitat

    Viel interessanter halte ich die Tatsache, dass dich dieses Schweigen traurig macht. Was ist genau der Grund für deine Traurigkeit?


    Ich kann das ganz schlecht aushalten. Ich möchte wissen, was er denkt und fühlt. Es mit ihm teilen. Einfach da sein. Schlechte Phasen gemeinsam durchstehen. Ihm zeigen, dass er nicht alleine ist.
    Ich komme aus einer Familie, wo HARMONIE an erster Stelle stand. Ich habe sehr oft zwischen meinen Schwestern oder meiner Schwester/meinen Eltern vermittelt. Es wurde immer alles ausdiskutiert.
    Also, ich wünsche mir diese absolute Vertrautheit, Offenheit, Nähe. Was bringt es, wenn jeder mit seinen Gedanken alleine bleibt?

  • Zitat von karlotta


    Ich kann das ganz schlecht aushalten.

    Hallo Ihrs,

    ich konnte es auch ganz schlecht aushalten, wenn mit mir nicht geredet wurde und natürlich habe ich es auch begründet mit Vertrauen, Nähe und sich gegenseitig helfen. Es hat schon eine Weile gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass es einfach manchmal notwendig ist, Probleme eine Weile alleine zu durchdenken. Und - dass dieses Schweigen für mich so negativ ist, weil ich mich dann abgelehnt und ungeliebt fühle. Es ist MEIN Gefühl des Abgelehntseins, das mir das Schweigen des Anderen so schwer macht. Wenn ich mir selber sicher bin, kann ich dem Anderen den Raum geben, zu schweigen - solange, bis er von sich aus bereit ist, mit mir zu reden.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Zitat von Ette

    Und - dass dieses Schweigen für mich so negativ ist, weil ich mich dann abgelehnt und ungeliebt fühle.


    Wenn ich genau überlege, trifft es das ziemlich genau auf den Punkt. Wobei ich nebenbei tatsächlich auch das Bedürfnis habe, zu helfen Da zu sein, wenn es Probleme gibt. Aber hauptsächlich stimmt es schon: Ich fühle mich abgelehnt.
    Und das vor allem, weil ich es von ihm anders kannte.

    Zitat

    Es ist MEIN Gefühl des Abgelehntseins, das mir das Schweigen des Anderen so schwer macht. Wenn ich mir selber sicher bin, kann ich dem Anderen den Raum geben, zu schweigen - solange, bis er von sich aus bereit ist, mit mir zu reden.


    Da hast Du vollkommen Recht Ich weiß das ja auch, aber damit klarkommen ist eine andere Sache. Und genau da bin ich gerade dran.

    Übrigens hatten mein Freund und ich heute eine sehr positive Unterhaltung.
    Ich habe ihm gesagt, dass die Trinkerei, bzw. die Tatsache, dass die Trinkerei mich runterzieht, nicht sein Problem ist, sondern meins. Und dass ich mich, was das Trinken angeht, nicht mehr mit Rederei und der Bitte um Einsicht herumschlagen werde.
    Ich habe ihm gesagt, dass ich für mich einen Weg finden will, damit umgehen zu können, auch, wenn das bedeutet, dass wir uns trennen müssen.
    Er hat es ganz gut aufgefasst und tatsächlich mal wieder von seinen Problemen und Ängsten erzählt. Und gemeint, dass er das Trinken reduzieren möchte.
    Nur WANN weiß er selber nicht.
    Ich gebe zu: Ich mache mir da kaum Hoffnung. Aber: Wenn er aufhören möchte, wird er es tun.
    Und wenn er es nicht tut, ich aber damit nicht leben möchte, werde ich gehen. Das wird mir schwerfallen, das weiß ich. Aber ich hoffe, dass ich das Richtige tun werde, egal, wie das dann aussieht.

  • Seit dem ich das Thema Alkohol nicht mehr anspreche, fängt er von selbst damit an.
    Das ist insofern erstaunlich, als dass er vorher immer der Meinung war, ich nerve ihn mit den ewigen Diskussionen.
    Heute hat er mir ganz von alleine gesagt, dass er ab Montag erstmal nicht mehr trinken will.
    Einerseits freut mich das - vor allem, weil ich das Gefühl habe, er tut es wirklich für sich, und nicht für mich.
    Andererseits denke ich: wie lange wird das halten? Bis die nächste "Phase" kommt?
    Und dann das berühmte "Ab Montag". Diese Floskel kenne ich noch zu gut von mir selbst, als ich Übergewicht hatte.
    "Ab Montag ist Diät angesagt."
    Ich werde nichts dazu sagen, wenn er auch Montag wieder trinkt. Denn insgeheim glaube ich, dass genau das eintreffen wird.
    Aber ich lasse mich gerne positiv überraschen.
    Seit dem ich gemerkt habe, dass ich tatsächlich selbst für mich und meine Stimmung verantwortlich bin, geht es mir übrigens schon um einiges besser.

  • Hallo zusammen!

    Ich habe schon vor einem Jahr hier begonnen zu schreiben. Habe mich vorgestellt, meinen Partner vorgestellt und von Euch ANtworten erhalten, die ich damals nicht hören wollte.
    Und heute weiß ich, was ich damals auch schon wusste:
    Ihr hattet Recht!!!

    Ein Jahr lang habe ich auf die selbe Tour gearbeitet:
    Mit meinem Partner über den Alkohol gesprochen, ihn positiv motiviert, es endlich dranzugeben, ihm mit Trennung gedroht, seinen Alkoholkonsum mehrere Male stetig steigen sehen, bis es im Exzess endete, ihm am "Tag danach" gesagt: SO gehts nicht weiter!, ihm immer geglaubt, wenn er nach so einem Absturz versprochen hat, dass er aufhört... nur um 3 Monate später wieder am selben Punkt angelangt zu sein.
    Ich habe versucht, seine Trinkerei zu ignorieren, habe sooo oft ein Ultimatum gestellt, bin lächerliche Kompromisse eingegangen (nur noch am Wochenende trinken, erst ab 19 Uhr trinken, nur noch 2 Liter am Tag, jeden 2. Tag nüchtern...), und als er im Januar wegen zu hohem Blutdrucks bei Arzt war und das Thema Alkohol (angeblich!!!) offen angesprochen hat, hatte ich tatsächlich die Hoffnung, er könnte es begriffen haben.

    Am Sonntag war dann wieder so ein Höhepunkt. Er kam betrunken nach Hause, hat mich grundlos beschimpft und ich habe ihm wieder mal gesagt: Ändere etwas oder ich gehe.

    Er hat das erste Mal tatsächlich geweint, darum gebettelt, dass ich ihn nicht verlasse. Und natürlich versprochen, dass er nur noch am Wochenende trinkt.

    Und tatsächlich: Am Montag und Dienstag kein Tropfen.
    Aber seit Mittwoch wird wieder geflutet. Und zwar exzessiv.
    Er hat seit Donnerstag jeden Tag mit seinem ebenfalls alkoholkranken Freund gesoffen (in der Tat: Mein Partner hat ausschließlich Freunde, die ein Alkoholproblem haben!)
    Ich bekomme zu hören, dass ich mit daran schuld bin, dass er es doch nicht bis zum Wochenende durchgehalten hat.
    Ich hätte durch meine Vorwürfe alles schlimmer gemacht.
    Das mag sein, aber ich bin der Meinung, er ist alt genug und muss seine Entscheidung FÜR das Trinken nicht auf mich abwälzen...

    Am Freitag Abend saß er, nachdem er um 14 Uhr schon angefangen hatte zu trinken, mit seinem "Freund" auf unserem Sofa und fing plötzlich vor unserem Besuch an, mich zu beschimpfen.
    Plötzlich wollte er, dass ich ausziehe, war furchtbar kalt und gemein zu mir.

    "Ich komme erst am Sonntag wieder nach Hause, und es wäre schön, wenn Du dann nicht mehr hier bist."
    Daraufhin ist er gegangen und ich war verzweifelt.
    Ich wusste nicht mal, warum er plötzlich so zu mir war.
    Und dann habe ich etwas getan, was mir bis heute ein schlechtes Gewissen bereitet, und vor dessen Konsequenzen ich große ANgst habe:

    Ich habe seine Eltern angerufen.

    Dazu muss ich sagen: Seinen Eltern gehört das Haus, in dem wir wohnen, und seine Eltern geben ihm regelmäßig Geld, das wir nur deshalb benötigen, weil er schon am Anfang des Monats sein und MEIN Geld versäuft.
    Und selbst wenn es am Ende des Monats so knapp ist mit dem Geld, dass wir nichts mehr zu essen haben, auch unsere Haustiere hungern müssen, und er dann von seinen Eltern Geld bekommt:
    Das erste, was gekauft wird, ist ein Kasten Bier.
    Egal, wie groß der Hunger ist, oder ob ich davon dringend tanken muss, um am nächsten Tag zur Arbeit zu kommen...

    Ich habe also seinen Eltern alles erzählt.
    Die waren geschockt, weil sie nicht wussten, wie groß sein Alkoholproblem ist und dass er IHR Geld für Sauftouren und Bierkästen ausgibt.
    Wir haben lange geredet, und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir ihn nicht mehr bei der Trinkerei unterstützen werden.
    Er wird kein Geld mehr von seinen Eltern bekommen, und wenn er es nicht schafft, das Geld für die Miete aufzubringen etc., muss er ausziehen.
    Ich darf dann solange hier wohnen bleiben, bis ich eine neue Bleibe gefunden habe.

    Mir tat es schon gut, von seinen Eltern zu hören, dass mein Freund mich nicht aus dem Haus werfen kann, und dass ich immer zu ihnen kommen kann, wenn ich Angst habe, es könnte eskalieren.

    Morgen werde ich bei der hiesigen Suchtberatung anrufen und einen Termin für mich und seine Eltern machen.
    Wir wollen uns erst beraten lassen, bevor wir etwas tun.
    Meine riesengroße Befürchtung ist, dass er mich für immer hassen wird, wenn er erfährt, dass ich ihn quasi "verraten" habe.
    Zumal während des Gesprächs mit seinen Eltern herauskam, dass er sowohl sie als auch mich immer wieder belogen hat. Meist, um an Geld zu kommen.

    Wie gesagt: Er weiß von all dem noch nichts.
    Und es fällt mir schwer, ihn zu belügen. Andererseits sehe ich, dass es anders nicht mehr geht. Er muss endlich fallen, um zu merken, dass es mit Alkohol schwieriger ist als ohne.

    Und: Ich bin deshalb am Sonntag Morgen schon wach, weil ich ihn um 6:20 Uhr von seiner Sauftour abgeholt habe. Angeblich die letzte für die nächsten Wochen. Das hat er mir gestern versprochen. Aber mittlerweile weiß ich ja, was diese Versprechen wert sind.
    Er will ab Montag wieder nichts trinken. Bis zum Wochenende. Und ich weiß, dass er es nicht durchhalten wird. Eine Therapie kommt für ihn aber nicht in Frage. Noch nicht.

    Ich habe große ANgst, dass er nun völlig versackt und immer noch nicht merkt, wie krank er ist.
    Dass ich ihn dann für immer verliere, er sich erstrecht in die Arme seiner "immer lustigen" Sauf-Freunde flüchtet, und ich in gewisser Weise sein Leben ruiniert habe.

    Wir waren immer ehrlich zu einander. Zumindest habe ich das bis Freitag noch geglaubt. Und obwohl ich nun weiß, dass er mich so oft belogen hat, habe ich ein riesengroßes schlechtes Gewissen, weil ich hinter seinem Rücken seine Eltern mit einbezogen habe...
    Obwohl ich glaube, dass das richtig war.

    Es tut mir so leid um diesen Mann, weil er wirklich etwas Besonderes ist. Aber ich kann einfach nicht mehr mit dieser Bürde leben!

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