Fragen zum Suchen und Finden des ICH

  • Lese hier immer nur
    - ich ich ich
    - ich bin jetzt dran
    - ich bin stark
    - ich schaffe das
    - ich ich ich

    Da ich davon ausgehe, dass man da nicht mal eben so hinkommt, und mir mitlesen bei Anderen auch nicht den nötigen Schubs gibt, würde ich mal gerne erfahren wie man von der DER TRINKENDEN PERSON zu SICH findet.
    Ist es normal, dass man sich egoistisch und nicht wie sich selbst fühlt anfangs? Wie ging es anderen in der frischen Phase ?

    Ich bin seit 2.5Jahren schon vom Trinker getrennt, aber ich habe ihn nie deswegen fallen gelassen, weil ich ihm seine Familie (unser Kind ist 4) immer wieder retten wollte und natürlich er mir auch nicht egal ist... Bis er sich nun gegen uns und fürs Trinken entschieden hat. Die Starre der ersten Tage ist vorbei, aber Mitleid ist immer noch der beherrschende Part.

    Irgendwo las ich, dem Co seinen Alki zu nehmen ist wie dem Alki seinen Sprit zu nehmen....
    Aber das man Co schon allein dadurch ist, wenn man Partner eines Trinkers ist, und nicht erst dann, wenn man soweit ist, wenn man ihm Alk besorgt/sein Verhalten vertuscht usw ist schon eine bittere Erkenntnis für sich.


    morgan

    PS:lese schon mal das Buch "Alkoholprobleme"/Volker Riegas - ist ganz gut :)

  • Hallo morgan,

    genau wie Du stand ich auch da... wie ich? Was meinen die jetzt? Ich soll was für mich tun, mach ich doch!
    Ich stecke da zwar auch noch in den Kinderschuhen aber inzwischen klappt es immer besser.
    Das Wort "Egoistisch" habe ich mir auf Rat mal in "Eigenliebe" umgewandelt. Hört sich für meine Ohren viel besser an und Egoismus ist auch was ganz anderes.
    Es gibt viele Situationen im Alltag wo man etwas für sich tun kann. Für mich war wichtig diese Situation bewust zu machen. Z.B. Ich möchte heute baden. Früher war das halt, ich gehe in die Badewanne und fertig. Heute nehme ich bewust diese Zeit nur für mich. Ich verwöhne mich, nehme einen guten Badezusatz, stelle Kerzen auf, Musik läuft leise nebenher... dieser Moment ist nur für mich, meine Auszeit, ich tue mir gutes.
    Weiteres Beispiel, einkaufen. Kasse überfüllt (nerv) sie haben nicht da was ich gerne wollte (nerv) die Olle hinter mir fährt mir in die Hacken (aua, obernerv). Vor dem Einkaufszentrum ein Cafe, hmh, jetzt nen Kaffee, runter kommen (auszeit, auch wenns nur 10 Minuten sind) nur für mich, Leute beobachten, in sich rein grinsen. Diese Zeit wirklich für sich ganz bewust wahr nehmen, meine Zeit, meine Auszeit, das mache ich für mich. Und das hat doch nun wirklich nichts mit Egoismus zu tun, das ist pure Eigenliebe.
    Ich hoffe Du kannst meine Erfahrungen etwas nachvollziehen und Dir das beste raus ziehen. Nicht aus Egoismus sondern einfach nur aus Eigenliebe.

    LG
    Lillith

  • Hallo Morgan

    ich bin seit Weihnachten von meinem Mann getrennt, hab auch noch Probleme damit.

    Mir hilft am meisten, keinen Kontakt zu ihm zu haben, dann kann ich mich auf mich konzentrieren.

    Komme ich doch in Situationen, wo ich Gefahr laufe, mich zu vergessen, dann hilft mir immer der Satz:
    Sag ja zu dir, und somit nein zu ihm.
    Ich überleg, was ich will, und das mach ich dann.

    Schöne Grüße

    julchen

  • Hallo morgan,

    Zitat

    Ich bin seit 2.5Jahren schon vom Trinker getrennt, aber ich habe ihn nie deswegen fallen gelassen, weil ich ihm seine Familie (unser Kind ist 4) immer wieder retten wollte und natürlich er mir auch nicht egal ist.

    Das ist genau der Knackpunkt. Ich verließ letztes Jahr im Februar das Erstemal meinen Exfreund, um ihn retten zu wollen...nur halbherzig.. Erst, als ich verstand, daß es um mein Leben geht, daß ich mit ihm als mein Suchtmittel nicht umgehen kann, ihn nicht retten kann, sondern in meiner Co-Abhängigkeit nicht aus meiner Suchterkrankung kommen kann, wenn ich ihn nicht fallen lasse, erst dann konnte ich fühlen, daß es um mich geht (etwas, was mein Ex bis heute noch nicht versteht :roll: ).

    Ich kann heute morgens aufstehen und sagen:Ja, heute stehe ich für mich auf. Das war vorher anders, denn da stand ja er im Mittelpunkt. Wann er kommt, wann er essen wollte, wann er..und so weiter. Heute kann ich für mich entscheiden, wann ich aufstehe, wann ich essen möchte, ob ich allein meine Zeit verbringen möchte oder mit jemand anderes.

    Ich konnte das Loslassen meiner Expartner, unter anderem auch den Vater meiner Kinder, erst vor Kurzem realisieren, daß es nicht immer eine Trennung für mich war. Selbst den Vater meiner Kinder vor 10 Jahren verließ ich, um ihm etwas zeigen zu wollen. :roll:
    Nein morgan, tu es für Dich, weil Du es willst. Alles andere ist zum Scheitern verurteilt, denn einen süchtigen Menschen durch die Trennung beeinflussen zu wollen, ist a)manipulativ und b) kontraproduktiv Deiner Co-Abhängigkeit gegenüber.
    Ich möchte Dir diesen Thread empfehlen, zu lesen. Da geht es zwar darum, ob die *Trockenheit* des Partners die Grundlage der Co-Abhängigkeit entzieht, aber das kannst Du genauso für die Trennung lesen. Genausowenig, wie es für einen Alkoholiker reicht, keinen Alkohol mehr zu trinken, genauswenig reicht es für einen Co-Abhängigen, sich nur zu trennen.

    Sich wiederzufinden, bedeutet ganz harte Arbeit an sich. Sich wieder selbst fühlen zu können, bedarf erstmal der Erkenntnis, mich zu betrachten zu können, wie ich funktioniere und warum. Ein Satz, der hier im Forum für uns gern gebraucht wird, ist folgender:*Ein Co-Abhängiger muß erst hinsehen und nicht hinfühlen*. Da unser Gefühl bei den meisten lange Zeit ver-zerrt oder ver-rückt war, nämlich mit dem Hauptaugenmerk auf den kranken Partner, bedarf es erstmal der Aufmerksamkeit auf meine kranken Verhaltensweisen.
    Wenn ich es geschafft habe, diese richtig einzuordnen, dann kann ich wieder beginnen, mich selbst zu fühlen. ..Dies gelang mir leider nicht allein, sondern durch ganz viel harte Arbeit an mir hier im Forum(geschützten Bereich) udn einer tiefgründigen Therapie.

    Es lohnt sich morgan, diese Arbeit an sich zu machen, um wieder selbstbestimmt das eigene ICH zu leben.

    Ich wünsche Dir viel Kraft.

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Danke Euch beiden erstmal. Klingt so gut, aber mein Alltag sieht so aus: um 5 Uhr aufstehen, 7 Uhr Kind zum Kiga, um 8 Uhr Arbeit bis 16 Uhr, losdüsen, 17 Uhr Kind holen, das dann um 21 Uhr erst schläft. Wenn man dann noch 8 Stunden hat bis der Wecker wieder klingelt, hat man einfach keinen Freiraum, auch keine Energie mehr, sondern muss weiter funktionieren. Das führt dann wieder zu Selbstmitleid und Zweifeln "ich muss alles alleine schaffen - schaffe ich das?" und der neidischen Wut "er hat seine Freiheit und keinen Stress", weil er nicht der Gestrafte ist, obwohl er die Familie ruiniert hat. Ein Dilemma. :(


    morgan

  • Hallo Käferchen,
    Danke auch, aber diesmal habe nicht ich ihn verlassen (wir haben es seit 1,5Jahren wieder mit Beziehung versucht) sondern er sich bewusst für seine vermeintliche Freiheit "ich werde mein Leben lang trinken, das ändere ich nicht, und darum funktioniert unsere Beziehung nicht mehr" entschieden.
    Und ich bin entsetzt, verletzt und muss die Hoffnung, die ich ja immer hatte, begraben.

    Aber zwei Tage hier lesen und schreiben war schon gut. Wenigstens fühlt man sich nicht so allein.

    LG
    morgan

  • Hallo Morgan,

    Zitat

    Und ich bin entsetzt, verletzt und muss die Hoffnung, die ich ja immer hatte, begraben.


    Das hat auch mir verdammt weh getan, als ich mich davon verabschieden mußte, meinen Mann "trocken lieben" zu können.
    Dabei habe ich gemerkt, das ich mich selbst aufgegeben habe. Ichj mußte ja immer parat stehen, damit es ihm gut ging.

    Wir leben noch in einem Haus, aber von einem zusammenleben, kann ich nicht mehr sprechen.
    Ich lerne mich immer weiter abzugrenzen von ihm, ich will mein Leben selbst beeinflussen, und es nicht mehr vom jeweiligen Alkoholpegel meines Mannes abhängig machen.
    Ich habe keine Chance gegen den Alkohol. Nur er alleine kann sich diese Chance geben, etwas dagegen zu unternehmen.

    Meine Chance ist es zu erkennen, wie tief ich ich drin hänge, wie sehr mein Leben davon bestimmt wurde, und weiter auf meinem Weg zu bleiben.

    lg Lämmchen

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Zitat von morgan

    ....aber mein Alltag sieht so aus: um 5 Uhr aufstehen, 7 Uhr Kind zum Kiga, um 8 Uhr Arbeit bis 16 Uhr, losdüsen, 17 Uhr Kind holen, das dann um 21 Uhr erst schläft. Wenn man dann noch 8 Stunden hat bis der Wecker wieder klingelt, hat man einfach keinen Freiraum, auch keine Energie mehr, sondern muss weiter funktionieren. Das führt dann wieder zu Selbstmitleid und Zweifeln "ich muss alles alleine schaffen - schaffe ich das?" und der neidischen Wut "er hat seine Freiheit und keinen Stress", weil er nicht der Gestrafte ist, obwohl er die Familie ruiniert hat. Ein Dilemma.

    Hallo morgan,

    mein Sohn ist längst erwachsen. Aber ich kann mich an die Zeit gut erinnern, als er noch Kleinkind und noch nicht einmal in Kindergarten war. Die Tage von allein erziehenden Müttern gleichen sich schließlich. Trotzdem habe ich mich nie als bestraft gesehen, denn ich hatte mich ganz bewusst für mein Kind entschieden und ebenso dazu, mich von seinem Vater zu trennen. Es waren also beides meine eigenen Entscheidungen, deren Konsequenzen ich zu tragen hatte. Die Zeit, dass jemand anderer für mich die Konsequenzen und auch die Verantwortung trug, sind schon sehr, sehr lange vorbei. Wir alle sind erwachsene Menschen und keine Opfer anderer Menschen, egal ob Alki oder nicht. Es nützt nichts, den Fokus darauf zu richten, was wir alles nicht tun können, wenn wir Kind und Haushalt zu versorgen haben und auch noch berufstätig sind. Viel hilfreicher war es für mich immer, das Hauptaugenmerk darauf zu richten, was in meinem Leben positiv ist. Und das ist, gerade mit einem Kind, ziemlich viel.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo morgan,

    Zitat von morgan

    Danke Euch beiden erstmal. Klingt so gut, aber mein Alltag sieht so aus: um 5 Uhr aufstehen, 7 Uhr Kind zum Kiga, um 8 Uhr Arbeit bis 16 Uhr, losdüsen, 17 Uhr Kind holen, das dann um 21 Uhr erst schläft. Wenn man dann noch 8 Stunden hat bis der Wecker wieder klingelt, hat man einfach keinen Freiraum, auch keine Energie mehr, sondern muss weiter funktionieren. Das führt dann wieder zu Selbstmitleid und Zweifeln "ich muss alles alleine schaffen - schaffe ich das?" und der neidischen Wut "er hat seine Freiheit und keinen Stress", weil er nicht der Gestrafte ist, obwohl er die Familie ruiniert hat. Ein Dilemma. :(

    Ich mache Dir ein Angebot! Biete das Verb "dürfen" gegen "müssen", Du brauchst mir nichts dafür zu geben, denn ich schmeiße "müssen" gleich erstmal in die Tonne! Dieses Verb meide ich wie die Pest und ich nutze es auch nur noch, wenns gar nicht anders geht. Dieses Verb beherrschte mein Leben und, wie kann es anders sein, auch mein Trinkverhalten, denn ich m.....e ja trinken! WAS FÜR EIN SCHWACHSINN!!!!

    Auch das Gefühl "alles alleine schaffen zu m...n" kannte ich gut und es war auch oft so! Allerdings war ich mir da selbst im Wege, denn dadurch habe ich nie um Hilfe gefragt.

    Und jetzt sage mir mal, wie Du auf diese unterirdische Idee kommst, ihn zu beneiden? Sei mir nicht böse, aber da kennst Du unsere Krankheit scheinbar nicht richtig. Dieser Mensch, wo hat er denn Freiheit, wo hat er denn keinen Stress? Der ist eingesperrt in seiner Sucht und bepackt mit völligem Stress im Ranschaffen, Saufen, Wegbringen! Das ist ihm sicher nicht so klar, obwohl ich das auch bezweifele. Wir Alkoholiker ahnen bzw. wissen, was los ist! Dass er sich gegen Euch entschieden hat, ist doch nicht seine Entscheidung! Es ist die Sucht, die ihn so entscheiden ließ.

    Und Du - jetzt schreibe ich es mal - musst dankbar sein, einen geregelten Tagesablauf zu haben, ein Kind, einen Kindergartenplatz, Arbeit, Zeit für Dein Kind bis 21.00 Uhr, auch wenn viel Arbeit von Dir abverlangt wird. Aber Du hast alles, was heutzutage schon ganz viele nicht mehr besitzen.

    Morgan, ich will hier nicht den Vorbeter spielen, aber wir Alkoholiker kommen zwangsläufig in unserer Trockenheit "zum Wesentlichen" im Leben zurück, als da wären hoffentlich noch Gesundheit, eine alkoholfreie Wohnung, Familie wenn noch vorhanden und Arbeit, d. h. finanzielle Sicherheit. Mich stört heute nicht mehr die Fliege an der Wand, im Gegenteil, sie ist auch ein Stück Leben, denn im Suff habe ich weitaus größere Lebewesen nicht mehr registriert und damit meine ich u. a. überwiegend mich!

    Lobanshee

  • Zitat

    Wir alle sind erwachsene Menschen und keine Opfer anderer Menschen, egal ob Alki oder nicht. Es nützt nichts, den Fokus darauf zu richten, was wir alles nicht tun können, wenn wir Kind und Haushalt zu versorgen haben und auch noch berufstätig sind. Viel hilfreicher war es für mich immer, das Hauptaugenmerk darauf zu richten, was in meinem Leben positiv ist. Und das ist, gerade mit einem Kind, ziemlich viel.

    Hallo Morgan, da stimme ich Ette voll zu. Auch ich habe einen ähnlichen Tagesablauf wie du, sechs uhr aufstehen, Kiga, arbeit, arbeit ende, einkaufen o.ä. Kiga abholen, bissl unternehmung oder spielen, abendessen, acht uhr geht kind schlafen, dann kommt MEIN abend.
    Puh... nicht selten schlaf ich auch mal mit Kind ein. :lol:
    Aber ich sehe es nicht als Bestrafung oder gebe dem Ex die Schuld, ich liebe mein Kind und im gegenzug zu meinem Ex hatte ich realistische Vorstellungen was da auf mich zukommt. Ich bin stolz auf mich und mein Kind. In dieser Beziehung muss ich sagen, hab ich keinen Hals auf den Ex, eigentlich eher Mitleid, was er eigentlich alles schönes verpasst und nie erleben wird. Selbst als er noch da war, ging ihm nie das herz auf wenn das Kind was machte oder sprach oder lief, so wie es sich eigentlich gehört oder sein sollte. Die Herzlichkeit und Freude und Unbeschwertheit, sowie Stolz konnte nicht gezeigt werden oder was auch immer. Sehr arm.... :(

    Klar kann ich auch verstehen, wenn du sagst, er ist jetzt da schön fein raus grrrrrr....... die Gedanken hatte ich anfangs auch mal,
    aber dein Kind wird dir noch so viel zurück geben, dass es total unerheblich wird ob er jetzt da fein raus ist, oder nicht. Du solltest es eher im positiven sehen, nicht denken: "er ist fein raus" lieber denken: "ein Jammer was der ......(hier kann man ein beliebiges Schimpfwort einsetzen) alles verpassen und nie so kennenlernen und fühlen wird.
    Sobald du deine Gedanken ins positive lenkst, verschwindet der Groll mit der Zeit und du kommst zur Ruhe. Probiers mal....

    Am Anfang hab ich auch immer alles erst mal mit dem negativsten Gedanken für mich behaftet und mich als Opfer gefühlt, nur Nachteile für mich gesehen. Ihm gings ja immer gut (Grrrrrr). Lenke deine Denkweisen um und setz alles in die Positive, was ich nicht alles gewinne und erleben darf, Sicht, dann rückt die Gefühlswelt hinterher und alles hebt sich aus dem schwarzen Dunkel ins Licht.

    LG
    Verflixt.

  • Hallo morgan,
    du leistest viel, keine Frage.

    Aber ich erlebe meine Alltag im Augenblick auch trotz der Belastungen irgendwie sehr positiv, ich hoffe, ich kann dieses Gefühl beibehalten.

    Ich bin auch berufstätig und habe zwei Kinder, 1 und 3 Jahre alt und eben den Haushalt.
    Ich will deinen Alltag nicht beurteilen, vielleicht ist er wirklich schwerer.

    Ich jedenfalls kann es im Augenblick wirklich genießen, obwohl ich manchmal auch sehr müde bin und obwohl die Kinder einen echt manchmal total verrückt machen können. Man ist unter Zeitdruck und die weigern sich, sich anziehen zu lassen, z.B. Es gibt tausend Sachen, über die man sich aufregen kann und die man als Belastung empfinden kann.
    Aber ich genieße es einfach, dass alles, was ich tue, so sinnvoll ist und dass ich alleine es gestalten kann und er nicht immer alles kompliziert macht und alles kritisiert, was ich tue.

    Und im Augenblick gelingt es mir auch, es so zu sehen: Die Zeit, in der die Kinder klein sind, ist doch auch begrenzt.
    Ich kann z.B. im Augenblick eigentlich kaum verreisen, einfach weil ich es mir alleine mit den Kleinen nicht recht zutraue. Und ich stamme eigentlich gar nicht aus dieser Gegend hier, sondern bin erst im Letzten Jahr hierher gezogen und wohnte vorher ganz woanders, kann also viele Freunde und Familie jetzt nicht einfach besuchen.
    Also ich könnte jetzt ganz unglücklich darüber sein, aber ich habe es akzeptiert, weil ich denke: Schon im nächsten Jahr wird es vielleicht einfacher und in ein paar Jahren ist es kein Thema mehr. Da kann ich alles Mögliche mit den Kindern machen.
    Die Kinder sind doch so schnell groß, ich versuche, das Jetzt zu genießen.
    Und ich hab mir jetzt gedacht: Ich werde in diesem Jahr eben viel zu Hause sein und hier alles ordnen. Das wollte ich schon ewig mal machen.

    Vielleicht gelingt es dir auch, die Situation einfach anders wahrzunehmen.

    LIebe Grüße
    Doro

  • Hallo morgan,


    Zitat

    Hallo Käferchen,
    Danke auch, aber diesmal habe nicht ich ihn verlassen (wir haben es seit 1,5Jahren wieder mit Beziehung versucht) sondern er sich bewusst für seine vermeintliche Freiheit "ich werde mein Leben lang trinken, das ändere ich nicht, und darum funktioniert unsere Beziehung nicht mehr" entschieden.
    Und ich bin entsetzt, verletzt und muss die Hoffnung, die ich ja immer hatte, begraben.

    Du beschreibst hier sehr schön einen ganz wichtigen Aspekt der Co-Abhängigkeit.
    Dein Freund hat seine Entscheidung getroffen, Dir mitgeteilt, daß er weitertrinken will...und Du fühlst, daß Du Deine Hoffnung begraben mußt.
    Nein, nicht die Hoffnung muß begraben werden, sondern den Wunsch, dem alkoholabhängigem Partner die Entscheidung abnehmen zu wollen! Er hat sich entschieden, und das führt natürlich für uns als Partnerinnen zu diesem Gefühl, alles sei verloren.
    Aber nein! Das ist eine große Chance für Dich, Dein Ich wiederzufinden, worum es ja in diesem Thread geht!

    Er hat sich entschieden. Natürlich tut dies weh, denn ganz menschlich, liebevoll wünschen wir uns doch, daß der geliebte Mensch aufhört. Aber liebe morgan, auch Dein Freund ist ein erwachsener Mensch, der für sich selbst entscheiden kann und es auch tut.
    Du kannst jetzt nur diese Tatsache als Chance sehen, für Dich zu erkennen, daß diese *Unabhängigkeit*, die er sich zurückholt, für Dich bededeutet, ihm seine Verantwortung zurückzugeben, und Verantwortung für Dein Leben zu übernehmen. Auch, wenn seine Entscheidung für Dich bedeutet, daß Deinerseits Konsequenzen erforderlich werden.

    Welche Konsequenzen Du daraus ziehst, Dein Ich zurückzugewinnen, eine Entscheidung triffst, ob Du ihn als trinkenden Partner weiterhin festhalten willst oder Dich entscheidest, Dich dann jetzt endgültig zu lösen, ist ein ganz wichtiger Schritt zu Dir selbst. Und ein elementarer Anteil an der Co-Abhängigkeit.
    Wir Co´s glauben, nur existieren zu können, wenn wir die Verantwortung für den trinkenden Partner tragen, aber uns selbst nicht in den Mittelpunkt stellen. Wenn er sich dann aber anders entscheidet als wir für *sinnvoll* erachten, bricht unsere Welt zusammen.
    Loslassen ist hetzt die Devise. Du wirst ihn nicht, und schon gar nicht mit Hoffnung, trocken bekommen..das kann er nur selbst, wenn er es dann auch will.

    Ich wünche Dir, daß Du hier noch ganz viel mitnehmen kannst. Vielleicht kann Dir dieser Thread ein bißchen Klarheit bringen.

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

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