Keine Lebensqualität.

  • Hallo zusammen

    ich habe da ein ganz einfache Frage die mir durch einen Thread gekommen ist.

    Hat denn ein Trockener oder trocken werdender Alkoholiker keine Lebensqualität?

    Nur weil er jegliche Risiken vermeidet und sich von Plätzen fernhaltet an denen gesoffen /getrunken wird?

    Ist denn nicht das "überall dabei sein wollen" ein gefährliches Denken und was hat das mit Lebensqualiät zu tun?

    Wie sind denn eure Erfahrungen und was zeichnet ein Lebensqualität aus?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Einmal editiert, zuletzt von Hartmut (16. April 2009 um 14:24)

  • Allo Hartmut

    Hm... 'ne einfache Frage, ja? :shock:

    Seit ich trocken bin, hab' ich 'ne glückliche Beziehung, eine Handvoll Freunde,
    'ne Arbeit, die mich ausfüllt und mir Spaß macht und damit verbunden, Geld,
    um mir die Dinge zu leisten, die ich gern hätt'. Und ich hab' die Zeit Dinge zu
    tun, die ich gern tu'. Ich treff' Menschen wieder, die sich von mir abgewandt
    hatten. Ich hab' eine kleine Wohnung, in der ich Gäste empfangen kann ohne
    mich zu schämen. Ich bekomm' mit, was um mich herum passiert. Ich werd'
    ernst genommen. Ich bin (wenn auch leider nur relativ) gesund. Oder anders
    ausgepreßt:

    Ich leb' gerad' so, wie ich gern leben möcht'. Das nenn' ich Lebensqualität. :)

    Ich muß vielleicht dazu sagen, daß ich im Lauf' meines Therapiezirkus' das
    alles mal aufgeschrieben hatte. Was will ich unbedingt, was hätt' ich gern,
    und was ist nicht ganz soo wichtig. Hat mir sehr geholfen, aus Wünschen
    Ziele zu bauen.

    Lieben Gruß
    Ghiuirgean

  • Hallo,

    ja was ist für mich Lebensqualität, ich denke ein gesundes und glückliches Leben :wink: wenn das Materielle dann auch noch stimmt, kann das natürlich auch nicht schaden :wink:

    Ich lebe in einer Partnerschaft seit 26 Jahren, habe zwei gesunde Kids ein ordentliches Dach über den Kopf und jeden Tag zu essen.

    Seit 15 Monaten bin ich nun wieder trocken, habe ja zwei längere Trinkpausen von 3,5 und 2,5 Jahren hinter mich gebracht. Und denke ich kann daher auch ein wenig vergleichen, wie sich mein Leben ohne Alk in meiner Lebensquallität/Einstellung verändert hat.

    Es geht mir und meiner Familie ohne den Alk im Nacken einfach nur gut und besser, das erfahre ich so auch jeden Tag.
    Mittlerweile habe ich auch eine LZT gemacht und mir noch mehr Werkzeuge in mein Leben dazu geholt.

    Ich habe eine Handvoll guter Freunde und einige Bekannte und das Glück, das Diese dem Alk nicht zu getan sind. Die einen in "normalen Umgang " damit haben.

    Mein Leben ist durch den Alk lange genug bestimmt worden und ich mache meine Lebensqualität nun auch nicht mehr vom Alk abhängig.
    Ich verschliesse meine Augen nicht vor der Gefahr und bleibe daher auch sehr wachsam, betreibe Risikominimierung wo es auch immer möglich ist.
    Habe das in einem anderen Thread schon beschrieben.

    Das nun global der Alk ja allgegenwärtig ist, sei es Werbung, in den Einkaufszentren in den Regalen und an der Kasse, weis der Kuckuk wo und wer gerade mit dem Zeugs rumrennt, wo sich meine Wenigkeit befindet.

    Ich habe meine Einstellung zum Alk geändert und das mache ich 24 Std tägl, weil ich das so möchte und nicht muss.
    Ein MUSS würde meine Lebensqualität einschränken. Wie beim Autofahren da sehe ich auch Werbung mit Alk, muss ich dann meine Augen schliessen :wink:

    MLG Mandy

  • Hallo Hartmut,

    ich hab 20 Jahre gesoffen, von leben kann man da nicht unbedingt reden.

    Jetzt, wo ich trocken bin, hat das Leben doch erst begonnen.

    Ich muss nicht mehr trinken, das ist Lebensqualität pur.

    Auto fahren darf ich wann ich will, hab keine Filmrisse, nehme meine Umgebung wieder richtig wahr.

    Alles was ich jetzt wieder mache war mit Alk nicht möglich.

    Wer denkt dass "wir" zu bedauern sind hat selbst ein Problem oder trinkt nicht mehr, hat aber sonst noch nichts verstanden.

    LG Martin

  • Hi Hartmut,

    bist etwas neugierig momentan, was? :wink::lol: Du bist in Kur und wir dürfen Dir hier schwere Fragen bewantworten ... :lol: .

    Ich frage mich nur gerade, ob wohl auch das Alter mit den "Erwartungshaltungen an Lebensqualität" zu tun hat? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es jüngeren Betroffenen schwerer fällt, auf Partys und Feiern zu "verzichten" als älteren Trockenen. Ich zähle mich hier ausnahmsweise zu den jüngeren :wink: . Also ich habe noch so manches mal das Gefühl, der Trockenheit zuliebe VERZICHTEN zu müssen. Ich spüre den Wunsch, feiern zu gehen, dazuzugehören.

    Mir fällt es auch wesentlich leichter "ältere" Bekannten über meine Alkoholsucht aufzuklären, als jüngere. Die Reife, Vernunft, Mitverantwortungsgefühl und Lebenseinstellung ist einfach meist nicht dieselbe. Und somit sind auch die Reaktionen absehbarer. Ich würde ja wirklich gerne am Wochenende an eine Abschiedsfeier gehen. Das wurmt mich diesesmal wirklich. Aber ich kann das Risiko nicht einschätzen, wenn ich mit all den "lockeren, flippigen" jungen Menschen zusammen bin. Wird wohl die Tagesform entscheidend sein.

    Ich empfinde meine Lebensqualität durch meine Sucht schon manchmal als etwas eingeschränkt. Ich habe in meiner Jugend durch meine schwere Drogensucht viel verpasst. Ich hab noch immer den Drang nach geselligem, übermütigem Feiern. Kann ich nicht abstreiten. Dadurch hadere ich aber auch oft mit meiner Trockenheit. Oft habe ich das Gefühl sie macht mich einsam.

    Huch, bin ich jetzt vom Thema abgerutscht?

    Natürlich ist mir meine Trockenheit viel wichtiger als Partys und oberflächliche Freunde. Aber irgendwas fehlt mir da halt schon manchmal ... :oops: .

    gruss simi

    Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden ...

  • Hallo Hartmut,

    gilt das auch für Cos? Nun, ich war nicht unglücklich als ich getrunken, gefressen, gequalmt und rumgecoed habe. Ist mir ja gar nicht aufgefallen, das in meinem Hirn was nicht richtig tickte. Dafür lief meine Uhr was schneller ab.

    Lebensqualität, hm, im Einklang mit mir und meiner Umwelt zu leben gefällt mir besser als das vorher war. Vorher gab es zu viele das sollst du nicht, das darfst du nicht, das macht man nicht, hier hast du was. Ich war immer schon was anders, aber jetzt noch was mehr und das macht noch mehr spaß.

    Ob die Lenbenszeitverkürzung als stinkender, saufender Qualmsack, als ein mit vielen Süchten ausgestatteter Mensch erstrebenswerte Lebensqualität beinhaltet, kann ich mir heute nicht mehr vorstellen.

    Meine Frau rauchte stark, ich rauchte noch stärker, dabei haben wir schön unser Weinchen getrunken und uns die tollsten Genüße gekocht. Außer Fragmente habe ich doch nichts wahrgenommen, nicht mal die Knutscherrei mit meiner Frau war geschmacksneutral. Einmal wurde mir gesagt: du kennst deine trockene Frau doch nicht. Stimmte. Ich könnte sie heute nicht mal unter Zweien herausschmecken. Was war das für eine Qualität?

    Was war das für eine Qualität, wenn sich alles nur um andere, um Stoffe, um Ersatz, um verquerte Gedanken drehte?

    Da gehe ich sogar noch einen Schritt weiter als Martin. Das was ich heute mache war weder mit Alkohol, noch als Co oder mit all den anderen Süchten möglich, erst als die Birne hol war, leer um neu gefüllt zu werden, mit richtiger, neuer, nie gekannter Lebensqualität. Da bleiben halt paar Köpfe auf der Strecke, sind ja nicht meine.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Moin Hartmut,

    was ist denn überhaupt Lebensqualität? Hat wohl für fast jeden eine eigene Definition. Der Eine empfindet es als Lebensqualität sich materiell alles leisten zu können wonach ihm beliebt. Ein anderer versteht unter Lebensqualität ein festes Dach über dem Kopf zu haben und nicht verhungern zu müssen. Einer verbindet den festen Job mit Lebensqualität, ein anderer ist vielleicht mit weniger Geld zufrieden und kann sich dafür den Tag so einteilen wie er möchte.
    Lebensqualität damit in Verbindung zu bringen, dass man Alkohol trinken darf, diese Frage kann meines Erachtens nur jemandem in den Sinn kommen, der aus welchem Grund auch immer, keinen Alkohol trinken darf. Also im Nichtkonsum von Alkohol einen Verzicht sieht. Dass kann jemand sein, der z.B. von einer Feier noch Autofahren muss oder eben einer unserer Spezies (Alki), der seine Sucht noch nicht richtig angenommen hat und sich ein Leben ohne Alkohol nicht vorstellen kann.
    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ich zumindest die Feste an denen Alkohol getrunken wird, immer mit Lebensqualität verbunden habe, auch als ich schon längere Zeit trocken war. Mittlerweile geben mir Feiern, bei denen es vordergründig um`s Saufen geht, nichts mehr. Ich vermisse sie nicht. Anfangs meiner Trockenheit hätte ich es sicher als einen Verzicht an Lebensqualität gesehen, solche Feiern nicht mehr zu besuchen.

    Liebe Grüße

    Caruso

    Lasse niemals die Menschen fallen, die Dich tragen. Caruso 11/06

    Stuff you died but I don`t cry, my life still starts it`s not a try.
    Caruso 2006

  • Dass Lebensqualität für jeden etwas unterschiedliches bedeutet ist zweifellos. Ich finde die Frage gerade deshalb berechtigt. Mir ist aufgefallen, dass der Alkohol doch besonders beim Party machen eine große Bedeutung findet. Und dass es besonders jüngeren Menschen schwer fällt, darauf zu verzichten.
    Mein Mann ist in dieser Hinsicht auch sehr an den Alkohol gebunden. Ich hingegen kann Party machen ohne Alkohol. Das hat natürlich ganz stark mit dem Überwinden der Hemmschwelle zu tun. Müßte man vielleicht auch einfach mal ohne Alkohol ausprobieren und sich auch mal so was trauen und an seine Grenzen kommen. Das ist eine Erfahrung fürs Leben, wenn man auch mal etwas mutiger wird und keine Hilfsmittel dazu benötigt.
    Mit dieser Fragestellung wird mir auchein bißchen klarer warum ER es bis heut nicht geschafft hat. Denn für ihn ist diese 'welt' noch so wichitg , trotzdem er jetzt nicht mehr ganz so jung ist. Aber wie schon erwähnt ist es wohl ein Prozeß der Reife, des Annehmens vom Älterwerden und der Verantwortung etc. Also verändert sich wohl auch im Laufe des Lebens die eigene Vorstellung von Lebensqualität. Was vorher als unentbehrlich galt muß heute nicht mehr wichtig sein.
    Ich denke, dass der Alkohol selber ja keinem Lebensqualität gibt. Dann ja schon eher nimmt in dem Sinne, dass es ja auch recht viel Geld kostet, welches amn für andere Dinge ausgeben kann. Aber eine Party mit ALkohol ist nciht gleich uachGarantie für eine gute Party. Das kann auch sehr schnell kippen, was man ja auch in den oftmals stattfindenden Schlägereien sieht.

  • Hallo,

    etwas später , jedoch danke ich herzlich für die Teilnahme an diesem Thread.

    ich sehe auch das ich durch das Saufen in den Nassen Jahren keine Qualität zum Leben hatte. Ich war ja fremdbestimmt und musste mich nach der Sucht richten. Somit fehlte mir die Freiheit mich selbst zu entscheiden und gestalten wie ich gerne wollte . Ich musste in den nassen Jahren auf mehr verzichten als jetzt.

    Beim trocken werden habe ich auch noch Partys und Feste als Qualität empfunden , da ich es auch jahrelang nichts anders kannte. Mit der Zeit wandelte sich mein Denken, weil ich auch bereit war andere Sichtweisen über das Leben anzunehmen und danach zu leben.

    Für mich ist ein matirielles Denken zum Leben notwendig aber Gesundheit , Freunde, Freizeit und vor allem Selbstbestimmung das wichtigste an meiner Lebensqualität. Bei meiner Risikominimierung ist mehr Raum für Aktivitäten als in den nassen Jahren.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ich fuehle mich zur Zeit in meiner Lebensqualität eingeschränkt.
    Das Thema Alkohol ist ständig in meinem Kopf präsent mehr als mir lieb ist.
    Diese unbeschwerte Leichtigkeit, die mich auf einer Party ab einem bestimmtem Punkt ausgelassen tanzen und rumalbern liess, kann ich mir derzeit mit meiner Nüchternheit einfach nicht vorstellen. Ich fuehle mich gehemmter und ziehe mich zurück, bzw. gehe garnicht erst hin. Wie sich mein Befinden weiterentwickelt, kann ich nicht sagen. Ich stehe ja noch ganz am Anfang.

  • Hallo Claro,
    ich kann Dich gut verstehen. Die Trockenheit wandelt das ganze Leben.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, das andere, positive Dinge mein
    Leben einnehmen.
    Statt heute sinnlos plappernd auf irgendwelchen Feten zu stehen, habe
    ich andere Beschäftigungen für mich entdeckt. Es ist auch eine Frage
    des "was will ich?".

    Darüber wie ich in Zukunft wohl seine werde, wie ich mich auf Feten
    wohl verhalten werde, darüber habe ich mir zur Beginn meiner
    Trockenheit keine Gedanken gemacht.
    Im Gegenteil, ich hatte mir vorgenommen im ersten Jahr überhaupt
    keine Orte zu besuchen an denen Alk. getrunken wird. Alles andere
    hat sich daraus ergeben. Mir macht das Leben jedenfalls immer mehr
    Spaß und meine Lebensqualität hat sich um 100% gesteigert.
    Das alles braucht aber auch seine Zeit. Trockenheit läßt sich nicht
    über´s Knie brechen, geht nur mit Geduld und mit kleinen Schritten.

    Wiil Dir nur sagen "da kommt noch ne Menge an guten Sachen auf
    Dich zu" Hinter dem Horizont der Trockenheit gehts munter weiter :D .

    Gruß
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

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