Der steinerne Weg zum eigenen Leben

  • Hallo Linde,

    das schätze ich so an Dir, dass Du direkt auf den Punkt kommst. :) Danke!

    Zitat von Linde66

    Das Kind-Ich fühlt sich dann erst richtig, wenn Mama kommt und es füttert und satt macht. Das ist ja auch völlig in Ordnung so, für ein Kind.

    Suchst du das heute noch in einer Partnerschaft? Eine Mama statt eines Mannes? Einen Versorger?

    Nein, eigentlich suche ich das nicht. Aber ich falle immer wieder auf das Schema rein. Außerdem habe ich noch nicht herausgefunden, wie ich dieses Leeregefühl bewältigen kann. Ich übe ja dran, indem ich bewusst nicht dauernd am Telefon hänge, aber ich schaue noch zuviel Fernsehen :oops: Diese Stille kann ich nicht immer ertragen.

    Wie hast Du das geschafft, dieses Erwachsenen-Gefühl zu entwickeln? Und was machst Du, wenn das Kindergefühl wiederkommt?

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hihi, und an dir schätze ich, daß du gute Fragen stellen kannst.

    Ich geh jetzt erst mal in mich und gleichzeitig in den Stall, da haben welche sicher Hunger!


    Gibt ja das Satt-Machen und das Löcher-Stopfen...

    Was macht wirklich satt?

    Lg, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • :lol::lol: Na dann mal einen "Guten Appetit" an Deine lieben Eselchen, liebe Linde! Was gibt's denn Gutes?

    Ich werde auch nochmal in mich gehen und dann können wir ja weiter "brainstormen".

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Sonnenstrahl,

    ich habe mich auch schon oft gefragt, was ich in einer Beziehung eigentlich gesucht habe. Natürlich Geborgenheit (wundert es da, dass mich mein Freund (?) äußerlich an meinen Vater erinnert), Liebe, ganz viel Aufmerksamkeit, Bestätigung und Schutz vor den Widrigkeiten des Lebens.

    Diese Angst vor den einsamen Wochenenden kenne ich auch und die innere Leere, wenn niemand zum Bestätigen da ist. Aber auch das kann man lernen. Ich genieße es mittlerweile, wenn ich ein Wochenende nur für mich habe, meine Kinder bei ihrem Vater sind, und ich mich nur auf mich besinnen kann. Das ist dann richtiges Glücksgefühl, endlich dort angekommen zu sein, sich mit mir selbst wohlzufühlen.

    Vielleicht solltes du die Entscheidung für oder gegen deinen Freund noch etwas aufschieben, bringe doch erstmal den Klinikaufenthalt hinter dich und sieh dann, wie und ob es mit euch weitergehen kann. Du hattest doch auch gesagt, dass er dir gut tut. Ich würde da nichts übereilen, ich denke diese Entscheidung kannst du noch vertagen. Aber das ist nur das, was ich machen würde und kommt für dich vielleicht gar nicht in Frage.

    Auf jeden Fall wünsche ich dir für alles, was du vorhast, alles Gute.

    LG Sonnenblume

  • hi sonnenstrahl

    Zitat

    In den letzten 9 Wochen, seit ich zuhause bin, ist mir so vieles wie Schuppen vor die Augen gefallen, so dass das in einer Therapie gar nicht mehr rausgeholt werden muss.

    mh... hättest da vielleicht nicht ein thema???

    Zitat

    Wenn ich alleine bin, fühle ich mich irgendwie nicht richtig lebendig und leer. Das macht mir Angst.

    und ich könnt mir gut vorstellen, das da noch manches zum "bearbeiten" aufkommt während deiner kur :?

    steckt da vielleicht hinter deiner unsicherheit etwas angst dahinter? ich hat bisher noch keine, daher kann ich nur von ausgehn wie ich's mir vorstelle... ich denk das da net nur a bisserl an der oberfläche gekratzt wird, sondern das da gut ans eingemachte geht... ein zum teil schon sehr erschreckender gedanke - kurzfristig gedacht. aber für die dauer, für dein weiteres leben stellt sich das ganze schon ganz anders da :wink:

    deine kur wird kein urlaub, aber du hast das ganze mit deiner therapeutin durchdacht (zu der du soweit ich das herauslesen kann ein gutes vertrauensvolles verhältnis zu haben scheinst) und du hast dich schon länger dazu entschlossen - da bin ich zuversichtlich das du dir mit der kur auf dauer gesehn was gutes tun wirst. und was gutes das sei dir definitiv gegönnt :)

    find ich klasse wie du dir das vorgespräch "gekrallt" hast - wird dir bestimmt bei deiner entscheidung (egal wie sie auch ausfallen mag) behilflich sein.

    lg Dani

  • Hallo Sonnenstrahl,
    toll wie du das für dich gelöst hast mit deinem Vorgespräch. War schon neugierig, wie du es löst. Lese eine Menge Unsicherheit bezüglich deiner Kur und denke das ist normal, da du ja auch nicht weißt, was so alles auf dich zukommt. Würde mir genauso gehen. Habe auch schon mal gehört das es ans Eingemachte gehen kann aber auch bisher immer "das war das Beste, was ich tun konnte!" Gemischte Gefühle werden bestimmt bleiben, bis du dort mal "gelandet" bist und auch wenn es anstrengend werden kann, wirst du dich bestimmt wundern, was man noch alles raus holen kann. Ich bin überzeugt, du wirst eine Menge für dich mitnehmen können und mehr zu deinem "Selbst" finden. Bezüglich "ich bin in dem Sinne nicht krank", bin ich geteilter Meinung. Denke lange schon darüber nach und in der Zeit sind bereits 3 Jahre vergangen, in denen Befunde, Diagnosen ect. von Kollegen immer schwerwiegender für mich waren. Ich habe gewartet und gewartet und den Therapie und Reha- Gedanken immer weiter weg geschoben. Mittlerweile vergleiche ich mit Liebeskummer: fühlst du dich dann nicht krank, handlungsunfähig, gelähmt und mit gebrochenem Herzen? Mit Liebeskummer zu Hause bleiben würde meine Cheffin eher verstehen als mit Erkältung zu Hause zu bleiben. Wahrscheinlich definieren wir für uns selbst, wie krank wir sind- niemand steckt in meiner Haut... Nennen wir es seelisch krank oder organisationskrank- ich bekomme grad nichts geregelt krank. Es hat seinen Grund und seine Ursachen und das tief verborgene liegt manchmal schwerwiegender als das ersichtliche aber genau dafür sind diese Kliniken da: um dir dabei zu helfen. Denn unser unter der Oberfläche schlummerndes kann langfristig richtig krank machen- da bin ich überzeugt von: Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele. Ich habe bei der Definition von Gesundheit mal gelernt- bei wem Körper, Geist und Seele im Einklang/ ausgeglichen sind, der ist wirklich gesund. Meine Mutter sagte heute: in jedem steckt ein wenig Borderliner... Ich hoffe ich hab nu nicht zu viel geschwafelt und du verstehst in etwa, wie ich das meine. Also, in diesem Sinne: angehen, zulassen, be- und verarbeiten und hoffentlich erleichtert zurück kommen. Viel Glück
    LG Marina

  • Liebe Marina, liebe EKAs,

    da ist sicher etwas Wahres dran. Ich habe schon Angst vor dem, was mich erwartete in der Klinik. Nicht so sehr, dass es ans "Eingemachte" gehen könnte. Es ging die ganzen letzten Wochen schon ans "Eingemachte". Aber ich möchte mich nicht mehr so krank und abhängig fühlen. Bin doch gerade dabei, das abzulegen. Aber ich warte erstmal auf das Vorgespräch, bevor ich mir da umsonst Sorgen mache.

    Und doch bin ich ein bisschen stolz auf mich, dass ich gerade all die Gefühle zulasse und nicht mehr betäube. Naja, wenn ich meinen (leider) immer noch erhöhten Fernsehkonsum mal außer Acht lasse. :oops:

    Gestern Abend habe ich mit meiner Mutter telefoniert und zufällig kam mein Bruder auch gerade ins Zimmer und meine Mutter hat ihm den Hörer in die Hand gedrückt. Ich hatte die letzen Wochen keinen Kontakt mit ihm, nur mal eine einsilbige SMS von ihm bekommen. Ihm gehts wohl ziemlich schlecht im Moment und er will das nicht vor mir zugeben.

    Auf jeden Fall habe ich ihm dann einfach so erzählt, was gerade so in meinem Leben passiert und auch vom Forum hier und den letzten Wochen und er wurde immer interessierter. Ich hatte das Gefühl, er hat so jede Hoffnung auf Besserung in seinem Leben aufgegeben und hat vielleicht durch mich wieder einen Funken Mut bekommen. Das Gespräch war sehr schön und ich habe gemerkt, wie sehr ich meinen Bruder liebe. Ich möchte mehr Kontakt mit ihm. Aber das muss er auch wollen.

    Sitze gerade auf dem Sofa und schau aus dem Fenster. "Leise rieselt der Schnee". Draußen ist es leider etwas zu kalt und zu glatt zum Walken, aber ich habe mich heute morgen schon warmgetanzt. Habe ich lange nicht mehr gemacht und plötzlich hat es mich überkommen. :o Tanze doch so gerne!

    Also kann ich jetzt auch was tun und mit diesen Hausarbeiten weiterkommen.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    ich antworte Dir mal hier in Deinem Thread auf Deine Frage.
    Meine Phase vor der Kündigung dauerte einige Monate (3-4). Währenddessen erhielt ich immer Anfragen und auch Druck vom Arbeitgeber, und ich hatte auch eine Heidenangst. Aber ich ließ mich nicht beirren und nahm mir die Zeit. Nach diesen Monaten wollte die KK nicht mehr zahlen und zwang mich quasi, entweder zu arbeiten oder zu kündigen. Ich wählte letzteres, das hatte ich eh vor. Danach war ich nochmal 3 Monate zu hause. Dann fand ich wie von selbst meine neue Arbeit.

    In der Zeit, in der ich quasi nur mit mir selbst konfrontiert war, kam so einiges hoch - und ich hatte auch viele Ängste. Gleichzeitig lernte ich nochmal besser, mich um mich zu kümmern und meine Leiden ernst zu nehmen.
    Sie sind bis heute nicht komplett weg, aber gelindert und ich weiss jetzt besser, wann es kritisch für mich wird, wie ich mir helfe und mir Unterstützung organisiere. Alleine geht es eben nicht immer, aber das ist auch o.k..

    Klar, wenn es derzeit hoch her geht mit Umbrüchen in einigen Lebensbereichen, gerate ich auch wieder mal in Seenot. Es ist das Gefühl für sich selbst, das man stärken sollte, meiner Meinung nach. Von außen kann Dir da oftmals niemand sagen, was Du tun musst. Manche gut gemeinten Ratschläge sind eben einfach für einen selbst nicht passend. Aber das kann man nur durch Ausprobieren lernen.

    Wünsch Dir jedenfalls allesalles Gute - und auch wenn alles deprimierend erscheint, wünsch ich Dir, dass Du Dich nicht aufgibst.

    LG,
    Lavandula

    P.S.: Werde jetzt wahrscheinlich etwas weniger von meiner Zeit zum Schreiben nutzen als zuletzt.

  • Guten Morgen ihr Lieben,

    über Nacht hat es zu Schneien angefangen - wie bei euch sicher auch - und alles ist wieder weiß geworden. Werde sicher später mal rausgehen und im Schnee stapfen. Das ist ein schönes Gefühl.

    Es ist wieder Wochenende und ich bin alleine. Mein Freund hat sich seit Mittwoch nicht mehr gemeldet. Ich mich auch nicht bei ihm. Irgendwie denke ich, wenn er an mir Interesse hat, dann soll er anrufen. Ich habe einfach das Gefühl, seit ich in dem Prozess des Aufwachsens bin und immer mehr Begreife, was bei mir los ist, bin ich für ihn unbequem geworden, weil ich nicht mehr alles so hinnehme, sondern hinterfrage. Es ist gut so, obwohl es natürlich schon wehtut. Es ist wieder mal ein Verlust, aber auch ein Gewinn für mich.

    Die letzten zwei Tage habe ich ein Buch gelesen, das auch wieder ziemlich auf mein altes Leben reflektiert hat. Irgendwie finden mich die passenden Bücher immer :lol:

    Darin ging es um einen Geschäftsmann, der sich nie auf eine Sache konzentrierte, sondern immer in Hektik und Stress war. Daheim bei seiner Familie war er schon in Gedanken im Büro. Beim Laufen schaute er auf sein Handy und nahm gar nichts mehr wahr. Er bekam eine Chance von einem Engel, umzudenken, und das wirklich Wichtige wahrzunehmen. Leider hatte die Geschichte am Schluß ein trauriges Happy End. :?

    Ganz so krass war das bei mir nicht, aber ich bin meistens auch durchs Leben gehastet, immer schnellen Schrittes, im Kopf schon wieder 4-5 andere Sachen, die ich machen wollte. Ich habe mir nie die Zeit genommen, mal in Ruhe was zu machen oder auch für mich, meinen Körper, meine Seele dazusein. Mein Motor brauchte diese Reize von außen, dieses sich Wichtigfühlen, sich Gebrauchtfühlen.

    Damit konnte ich es meinem Alk-Vater und seinen Eltern zeigen, die mich (und meinen Bruder) immer ablehnten und offen sagten, dass ich es im Leben sowieso zu nichts bringen würde. Ist es nicht Wahnsinn, wie viel solche Worte ausrichten können.

    Ich bin so dankbar, dass ich jetzt diese Chance in meinem Leben bekomme, mal in Ruhe nachzudenken, zu spüren, wieder authentisch zu leben und nicht mit einem stets künstlich aufgesetzten Lächeln. Es ist nicht so einfach. Vorgestern habe ich in der Bahn ein Gespräch zwischen zwei Frauen gehört, die wohl in der gleichen Branche arbeiteten wie ich und für kurze Zeit war das alte "Fieber" wieder da. Aber ich habe es gleich gemerkt. :wink:

    Es tut viel weh, ich habe wieder mehr Schmerzen die letzten Tage, aber ich heisse sie als Hinweise willkommen, dass da noch einiges geradegerückt werden will.

    Wünsche euch ein schönes, warmes und sicheres Wochenende!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Sonnenstrahl,

    werde auch heute nachmittag einen Spaziergang durch den Schnee machen, es weht aber ein eisiger Wind, ich hab´s mir aber fest vorgenommen.

    Ich bin heute auch alleine, meine Kinder sind beim Papa, und mein Freund hat sich seit dem Streit vor einer Woche auch nicht wieder gemeldet. Ich sehe es wie du, ich bin wohl auch unbequemer geworden, nehme nicht einfach mehr alles hin und äußere eigene Wünsche und Gedanken. Ich warte ab, ob er sich nochmal meldet. Diese Situation kenne ich ja schon, nur dass ich sonst alle Hebel in Bewegung gesetzt habe, um ihn umzustimmen. Das mache ich diesmal nicht, ich bin mit mir im Reinen.

    Ich finde es toll, wie du dich verhälts, in allem, dass du dir eine Auszeit nimmst, um wieder zu dir selbst zu finden. So auf sich alleine zurückgeworfen, ohne viel Ablenkung, erfordert sicher viel Kraft. Umso bewundernswerter finde ich, wie du das machst. Du bist wirklich ein Vorbild für mich.

    Ich habe gerade ein Buch über Glücklichsein gelesen. Das ist mit viel Humor geschrieben und enthält doch viele nachdenkliche Sachen. Hat bei mir einen "Aha-Effekt" ausgelöst.

    LG Sonnenblume

  • Liebe Sonnenstrahl,

    diese beiden von Dir immer wieder beschriebenen Aspekte a) Arbeit und b) Aufmerksamkeit finde ich bei mir ja auch immer wieder als wichtige Themen. Als Ältere der beiden Schwestern ist von den Eltern vieles auf mich projiziert worden. Eine eigene Entwicklung meiner Persönlichkeit ist zu hause entweder unterdrückt oder ignoriert worden. Anders in der Schule, da wurden meine Fähigkeiten gefördert. Ich habe es zu hause immer als Chaos und Krieg empfunden, in dem ich zusehen musste, wie ich durchkomme. Nur bei der Oma war Frieden und Förderung meiner seelischen Gesundheit. Da sind also viele Komplexe von Einflüssen, die zum eigenen Umgang mit sich selbst und dem Umgang mit andern führen. Erlaubte ich mir selbst meine Kreativität und mal das Mittelmäßigsein, hab ich gleich das Gefühl bekommen, falsch oder nicht genug zu sein. Da mir aber beides lebensnotwendig ist, muss ich es weiter als wichtig für mich erachten. Egal, was Stimmen innen oder außen sagen. Sie spiegeln alte, gelernt Denkweisen über dieses Verhalten. Die Alk.Mutter wollte ja bloß von sich und ihrem gefühlten Versagen ablenken, als sie Dinge wie 'alles richtig und gut machen' auf mich projizierte - oder ich es mir eben von ihr abschaute, um es zu tun, damit ich sie aufheitern konnte und sie sich besser fühlte. Ein für ein Kind an sich natürliches Verhalten, aber eine bei einer depressiven und alkhoholkranken schier nicht zu bewältigende Aufgabe... Das Schweigen und Ignorieren des Problems ist ein weiterer wichtiger Aspekt. Bloß so tun als ob nichts ist!
    Na, wie weit einen Menschen das bringen kann, liest man inzwischen ja sogar in der Tagespresse.

    Der Weg, etwas nicht so zu lassen, wie man es gelernt oder vorgelebt bekommen hat, obliegt ja eh jeder Generation. In kranken Familien ist das nochmal was anderes. Gerade las ich wieder - auch in der normalen Tageszeitung - dass eine Genesung des Alkoholkranken durch das soziale Netzwerk so sehr gefördert wird, ja, davon abhängen kann. Aber das geht eben nicht, wenn der Kranke sich noch nicht mal outet... Also bei uns einfach kein Thema und ich bleibe bei meiner Entscheidung, die Alk.Mutter mit ihren krassen Forderungen nach Unterstützung abgewiesen zu haben.
    Das war ein Anfang, alle weiteren Leute, die meine Gutmütigkeit und meine Nettigkeit ausnutzen und umsonst einfach 'haben' wollen, auch besser abweisen zu können. Ein Grundstein sozusagen. Und die Konsequenz in dem Thema hilft mir immer wieder dabei, mich eben nicht mehr automatisch ausnutzen zu lassen.

    War heute auch im Schneeeee, das war sehr schön und erfrischend und heilsam.

    Liebe Lavendelgrüße

  • Hallo zusammen,

    nach gestern habe ich wirklich begriffen, dass ich Hilfe brauche. Ich habe nicht gedacht, dass ich so sehr co-abhängig bin und bin sehr erschrocken darüber.

    Ende letzter Woche war ich eigentlich ganz zuversichtlich, dass es einen grossen Schritt weitergekommen bin. Dann habe ich gestern einen riesigen Fehler gemacht, der mich total zurückgeworfen hat.

    Als ich gestern aus der Kirche zurückkam, war eine AB-Nachricht meines Freundes auf dem AB. Er schlug vor, dass wir uns am Nachmittag treffen könnten. Obwohl ich kein gutes Gefühl dabei hatte, dachte ich, die Gelegenheit, mal mit ihm zu reden sei günstig. Er kam dann und wir machten uns auf zu einem langen Spaziergang. Ich machte einen Vorstoss und erklärte, warum ich mich letzte Woche so verletzt gefühlt hatte. Tja, er hatte keine Ahnung, wovon ich redete, zog alles ins Lächerliche oder schwieg. Es ging einfach nicht.

    Daheim angekommen, wollte er wieder zärtlich werden, aber ich ging darauf nicht ein und machte stattdessen Abendessen. Ich hatte Würstchen gekauft. Nach dem Essen fing er dann an, Zeitung zu lesen, was mich wieder total ärgerte. Dann schaute er Fernsehen.

    Ich tippelte hinterher und setzte mich schön brav neben ihn auf die Couch (ich glaub's nicht :evil: ). Dabei überlegte ich mir hin und her, wie ich einen Schlussstrich ziehe, aber immer kam dieses sentimentale Gefühl wieder, dass wir doch soviel Schönes zusammen gemacht haben bla bla bla. Na und dann kam, was kommen musste. Mir wurde übel, wie schon lange nicht mehr. Die nächsten Stunden kam ich nicht mehr von der Toilette runter. Er fragte, ob er gehen sollte, aber ich war ja froh, dass jemand da war, weil ich so elend dran war.

    Zu Zärtlichkeiten kam es nicht mehr und er fuhr dann heute Morgen wieder, ohne dass ich offiziell Schluß gemacht habe.

    Ich bin wie betäubt, wie im falschen Film, fühle mich leer und durcheinander. Wieso kann ich eine Entscheidung, von der ich weiß, dass sie richtig ist, nicht durchziehen? Wieso muss mir mein Körper immer das Heft aus der Hand nehmen, weil ich handlungsunfähig bin?

    Manchmal habe ich das Gefühl, überhaupt nicht richtig lebensfähig zu sein. Diese Scheinwelt, in der ich lebte, ist weg und jetzt ist da nichts. Ich habe einfach nur Angst. An meine Hausarbeit gehe ich nicht ran, sitze noch im Schlafanzug hier und fühle mich einfach krank.

    Zum Glück hat heute morgen die Klinik angerufen und einen Termin für Freitag angeboten. Ich glaube, ich gehe in die Klinik. Das hat so keinen Sinn mehr ohne gezielte Therapie. Ich komme nicht weiter.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Liebe Sonnenstrahl,

    fühl dich ganz vorsichtig umarmt, wenn du es annehmen magst.

    Was du schreibst kenne ich sooo gut.

    Es wird sich sortieren, auch bei dir. Daß Kopf und Körper eins werden und handlungsfähig werden. Dein Körper kann im Moment besser nein sagen als du, das fühlt sich für dich bissel komisch an. Aber mit der Zeit entwickelt sich das zum Einklang. Vertrau dir. Du bist schon sehr weit, denn du nimmst wahr, was ist. Die Handlungsfähigkeit zieht dann nach. Hab Vertrauen.

    Schlafanzug ist gut, pack dich warm ein, Wärmflasche vielleicht noch und versorg dich gut gut gut.

    Ganz lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Sonnenstrahl,

    schön, dass du schon diese Woche in die Klinik kannst. Ich denke, das ist gut für dich, da es dir wirklich schlecht zu gehen scheint. Manchmal kann man eben alleine nicht weiter und muss sich Hilfe suchen.

    Ich finde Schlafanzug nicht so gut, weil das, glaube ich, noch weiter runter zieht. Ein Spaziergang im Tageslicht und an frischer Luft hilft mir persönlich immer am besten.

    Das, was du mit deinem Freund beschreibst, kenne ich gut aus einer früheren Beziehung. Ich konnte trotz besseren Wissens lange keinen Schlussstrich ziehen aus Angst vorm Alleinsein. Obwohl ich wochenlang schlimme Magenschmerzen hatte, was ich bis dahin noch gar nicht von mir kannte. Ich habe mich nur noch unwohl gefühlt bis ich dann endlich Schluss machen konnte. Und habe es am nächsten Tag bereut. Wie blöd. Aber ich war eben wieder alleine, und alleine war in meinem Augen damals schlimmer als eine schlechte Beziehung. Gott sei Dank war die Beziehung aber für ihn damit auch beendet.

    Wie sieht das bei dir aus, hast du vordergründig auch diese Angst vorm Alleinsein? Aber glaube mir, wenn man sich in einer Beziehung aufgibt und nicht so sein kann, wie man ist und sich damit, so wie du, unwohl fühlt, ist Alleinsein besser.

    Ganz liebe Grüße Sonnenblume

  • Liebe Linde, liebe Sonnenblume,

    ganz herzlichen Dank für eure liebe Worte.

    @Linde: Deine Umarmung hat sich sehr gut und tröstlich angefühlt :) Und eine Wärmflasche ist mein wichtigstes Utensil, benutzte ich jeden Tag :wink:

    Nachdem ich mich gestern richtig ausgeruht habe und viel im Bett lag, was auch mal gut tat, bin ich heute wieder zu normaler Zeit aufgestanden. Das musste ich sowieso, weil der Ablesedienst für Heizung/Wasser gekommen ist.

    Auf der einen Seite geht es mir besser, ich habe wieder mehr Kraft und schaue nach vorne. Auf der anderen Seite herrscht in mir immer noch ein Gefühls- und Gedankenchaos. Mir fehlt ein Ankerpunkt, an dem ich mein Leben festmachen kann und von dem ich sagen kann: Das ist ok, das ist nicht krank oder krankmachend.

    Das allmähliche Begreifen, co-abhängig zu sein und die letzten Jahrzehnte in eine Art "Schauspiel" agiert und gar nicht richtig gelebt zu haben ist irgendwie ein Schock für mich. Ich darf gar nicht richtig drüber nachdenken, weil dann alles wieder im Negativen versinkt und das Gefühl der Hoffnungslosigkeit zurückkommt.

    Heute habe ich mir im Buchladen Literatur über Co-Abhängigkeit geholt. Schon in der Einleitung habe ich ganz starke Aha-Erlebnisse gehabt, was mir aber hilft, wieder etwas aus diesem Zustand der Anspannung rauszukommen.

    Ja, für diese seltsamen Geühle und Ängste gibt es einen Namen (Co-Abhängigkeit).

    JA, ich kann an mir arbeiten und mir helfen lassen, um ein normales Leben leben zu können.

    JA, ich will endlich leben und zwar in einem gesunden Rahmen und das tun, was ich mag und nicht, was die anderen von mir erwarten. Ich will lernen, mich gut zu versorgen und meine Bedürfnisse zu erkennen.

    JA, es wird etwas dauern, bis ich gesund bin, aber jeder Tag wird mich näher an meine persönliche Freiheit bringen

    JA, es ist so gut, sich hier mit anderen Menschen auszutauschen, die Ähnliches durchmachen und uns gegenseitig durch die schwere Zeit zu helfen. Gemeinsam sind wir stark!!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo ihr Lieben,

    war heute Abend bei einem Al Anon EKA Meeting. Ich wollte ja schon seit Wochen hin, hatte aber vor mir immer eine andere Ausrede und heute bin ich einfach hingegangen und war sehr positiv überrascht.

    Es waren sehr nette Leute da und ich fühlte mich nach kurzer Zeit wohl. Ich konnte viel von dem Gesagten mitnehmen und selber auch einiges sagen.

    Es hat gut getan! :)

    Wünsche euch eine gute Nacht!

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo ihr Lieben,

    heute Morgen war ich beim Vorgespräch in der Klinik. Ich war vorher ziemlich nervös und war alles Mögliche im Kopf durchgegangen, was ich sagen wollte. Und dann war alles ganz leicht. Der Psychologe war total nett und hat auch ziemlich systematisch und kompetent gefragt.

    Er meint, dass man mir in der Klinik gut helfen kann, aber die Voraussetzung wäre, dass ich einem leichten Antidepressivum zustimme. Er sagt, da ich schon so lange die Belastungssituationen hätte, sei einfach meine Grundstimmung schon sehr belastet. Durch das Antidepressivum würde ich wieder Boden unter den Füssen bekommen, was die Therapie erleichtern würde. Ich denke mal, das kann ich akzeptieren.

    Leider ist es wohl nicht möglich, meine Weiterbildung in der Klinik weiterzumachen. Die werde ich wohl verschieben müssen, was nicht so schön ist, aber meine Gesundheit und die Zukunft sind wichtiger.

    Jetzt habe ich aber noch eine Wartezeit, die durchaus 3-4 Wochen dauern kann. Ist auf der einen Seite ganz gut, da ich alleine noch einiges spüren kann und lernen kann, mit mir zurechtzukommen. Aber ich will schon, dass es endlich losgeht.

    Heute ist es ziemlich grau und ungemütlich draußen. Mal sehen, was ich noch mache. Gestern wurde ich ziemlich verwöhnt, weil ich mich mit zwei Freundinnen getroffen hatte, was toll war. Wir haben zusammen gekocht und viel geredet und ich fühlte mich unbeschwert und angenommen. Manchmal kann das Leben so leicht sein. Ich hoffe, in Zukunft wird es mehr solcher Tage geben.

    Liebe Grüße,

    Sonnenstrahl

    Jeder kleine Schritt führt näher zum Leben.

  • Hallo Sonnenstrahl,
    das klingt doch gut! Und 3- 4 Wochen sind doch eine absehbare Zeit. Denke schon das ich zum Haus- neurologen soll... da stand nichts anderes. Nur blöd das ich gestern da war und Abends dann die Post im Briefkasten hatte. Hoffe ich bekomme so schnell nochmal einen Termin. Aber es klingt beruhigend was du schreibst. Alles andere habe ich fertig: nehme dann den Widerspruch und meine Auflistung seit 1996 mit. Vielleicht befürwortet der Doc das ja und er ist auch zeitgleich Psychologe. Danke für das Daumen drücken. Ich wünsche dir noch viele solcher Abende mit deinen Freunden. Lass es dir gut gehen und das wird dir auch nochmal Kraft und Energie geben, bevor du dann startest.
    LG Marina

  • Hallo Sonnenstrahl,

    nimmst du die Antidrepressiva jetzt schon, so als Vorbereitung der Therapie? Ich glaube, es dauert wohl ein paar Wochen, bis diese Medikamente "anschlagen", habe ich mal irgendwo gelesen.

    Ich möchte auch immer alles schnell und gleich erledigt haben und kann verstehen, dass du möchtest, dass es endlich los geht. Aber jetzt weißt du erstmal, was passieren wird und wie es weitergeht. Das ist doch eine Perspektive für die nächsten Wochen.

    Ich hoffe, es geht dir gut und du hast ein schönes Wochenende.

    LG Sonnenblume

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