solange ich mich traue...

  • Hallo! Ich bin neu und da ich mich gerade auch traue zu schreiben statt "nur" zu lesen, möchte ich das Thema "Beziehungen" oder "Bindungen" ansprechen, über das ich mir gerade viele Gedanken mache, aber dabei doch wie vor einer Mauer stehe und nicht weiß, wie ich sie überwinden soll...

    Mein Vater war Alkoholiker, Quartalssäufer, so lange wie ich mich erinnern kann. Wir hatten keine besonders gute Beziehung, denn im nüchternen Zustand hat er so gut wie nie mit mir gesprochen, ob er zu schüchtern war oder nur nicht wußte, was er mit mir reden sollte - keine Ahnung, auf jeden Fall wollte er sich immer nur mit mir unterhalten, wenn er getrunken hatte. Als Kind habe ich das nicht so mitbekommen, aber als Jugendliche und Erwachsene schon. Er war betrunken nicht aggressiv, sondern eher anhänglich, weinerlich (auch nicht das richtige Wort), ich fand's nur eklig und habe immer gesehen, das ich nicht da war, entweder nicht Zuhause oder wenigstens "in einem Buch". Ab und an ist mein Vater für einige Tage verschwunden, jedesmal habe ich gehofft, dass er nicht wiederkommt. Hört sich schlimm an, war aber so. Meine Mutter fand das alles auch nicht gerade toll, hat sich aber auch nicht trennen können.

    Er ist im Januar gestorben, seit dem kommt vieles in mir hoch, mit dem ich nun endlich umgehen möchte, irgendwie. Ich wünsche mir Nähe, aber bin nicht in der Lage Beziehungen (jedenfalls keine tragfähigen) einzugehen. Freundinnen habe ich, aber Partnerschaft - geht nicht. Irgendwie scheine ich nicht aus den alten Mustern rauszukommen: Immer auf der Hut sein, sich nicht auf etwas verlassen, weil man ja eh nie weiß, was kommt. Gutes gleich wieder in Frage stellen, "verlass dich nicht drauf, das hält eh nicht". Etwas sagen und dann hinterher denken, oh je, dass hätte auch so und so verstanden werden können, also im Prinzip immer zu versuchen die Kontrolle zu behalten, nicht loslassen können und häufig unsicher zu sein, war das jetzt richtig? was ist wenn sie mich falsch verstanden hat? Werde ich dann nicht mehr gemocht? Sich an Personen "klammern", die man gerne hat, aus Angst sie könnten einen verlassen und sie eben dadurch verlieren, weil man "überpräsent" ist und die andere Person regelrecht erdrückt.

    Tschuldigung, das wird grad' alles etwas wirr, aber ich kann es gerade nicht anders ausdrücken. Ich glaube eigentlich heißt meine Frage, die ich für mich beantworten möchte: "Beziehung / Bindung - wie geht das?"

    Ich denke zur Zeit auch darüber nach eine Therapie zu machen, denn ich möchte nicht immer allein bleiben, ich möchte eine Partnerschaft haben können. Außerdem "überfallen" mich manche Bilder regelrecht, ich möchte aber nicht weiter weglaufen, sondern versuchen was zu tun. Noch weiß ich nicht genau was oder wie, aber das Forum hier scheint doch ein guter Anfang zu sein :) ich freue mich jedenfalls auf eine Austausch mit Euch!

    Gruß
    Anna

  • Liebe Anna!

    Willkommen im Forum!
    Gut,dass Du Dich angemeldet hast.

    Ich denke,eine Therapie könnte Dir weiter helfen.

    Ich kenne das von der Bindungs-Unfähigkeit auch!
    Das ist so was von verdreht. Manchmal denke ich,ich muss doch nur irgendwo klick machen,dann funktionnierts.
    Ich kann mich dann manchmal selber nicht verstehen.

    Meinen EKA-Anteil habe ich erst vor kurzem entdeckt.
    Ich bin vor allem Alkoholikerin (trockene :wink: ) und schreibe bei den Alkoholikern.

    Aber bei den EKAs hat es ganz gute,liebe Schreiber/innen,das hast Du sicher schon entdeckt.Nimm einfach Teil am Austausch und zieh Dir raus was Dir gut tut!

    Ich wünsche Dir einen ganz guten Start im Forum und einen guten Weg,der immer heller und klarer wird.

    Liebe Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • guten morgen anna,
    erst mal herzlich willkommen bei uns EKA's. :)
    ich bin selbst überrascht von mir seit einem jahr einen partner zu haben, ist bei mir premiere. ich konnte es nie glauben, wenn sich jmd für mich interessiert hat und habe dann im kopf immer negative sachen an ihm gesucht, um mich zu distanzieren. ich war verliebt, glaubte ich zumindest, in männer, die für mich unerreichbar waren. und nun habe ich einen wirklich lieben partner, bei dem ich von anfang an keine angst oder inneren blockaden aufgebaut habe, warum? keine ahnung. Hab es einfach geschehn lassen.
    ich erkenne mich in vielen deiner beschreibungen und dir wird es ähnlich gehen, wenn du weitere beiträge hier liest. ich bin momentan auf der suche nach einem therapiplatz, um die ganzen gefühle und erinnerungen aufzuarbeiten, um mit mir wieder ins reine zu kommen.
    lieben gruß
    kata

  • Hallo!

    Danke für Eure Antworten!!

    Die Situation, kata, die du beschreibst, nicht glauben zu können, dass sich jemand für einen interessiert, kenne ich auch. Lieber die Unerreichbaren, dann muß ich mir auch keine Gedanken über Nähe usw. machen, denn es wird ja eh nichts. Auch ich bin auf der Suche nach einem Therapieplatz und hoffe, dass ich den Mut habe, dann auch hinzugehen...

    Ich habe jemanden kennengelernt, mit dem ich einfach befreundet sein möchte. Eine "sichere" Person, zu der ich sofort Vertrauen hatte - passiert nicht so oft. Aber auch hier merke ich, dass ich aufpassen muß, dass ich nicht anfange zu klammern und zu hinterfragen, so nach dem Motto: "Warum sollte diese Person mit mir befreundet sein wollen?" Das würde ich echt gerne "abstellen" können!!!! Mit der Geduld habe ich es nicht so....

    Habe heute einen Kopf "voller Nebel", irgendwie dumpf. Muß mal rausgehen und ein bißchen durch's Grüne spazieren. Durchpusten lassen hilft manchmal.

    Gruß
    Anna

  • Hallo Anna,

    herzlich willkommen hier. Ich bin auch noch neu, aber ich merke schon, daß es mir hilft, mich selbst besser zu erkennen und mir hilft es unglaublich, daß nicht ICH einfach seltsam bin, sondern daß mich mein bisheriges Leben so gemacht wie ich bin und es anderen ganz genauso geht.

    Zitat von Anna09

    Tschuldigung, das wird grad' alles etwas wirr, aber ich kann es gerade nicht anders ausdrücken.

    Für mich klang das gar nicht wirr, ich konnte mich gut in Deinen Worten und Empfindungen wieder finden.

    Trau' Dich hier Deine Gedanken, Empfindungen raus zu lassen. Alles mal auszusprechen tut gut.

    Bis dann
    Hanna

  • Hallo Hanna!

    "aber ich merke schon, daß es mir hilft, mich selbst besser zu erkennen und mir hilft es unglaublich, daß nicht ICH einfach seltsam bin, sondern daß mich mein bisheriges Leben so gemacht wie ich bin und es anderen ganz genauso geht."

    Das stimmt, es ist eine Erleichterung das zu erkennen!! Irgendjemand im Forum (Sorry, weiß nicht mehr wer) hat sinngemäß geschrieben, dass wenn man sich im Andersein akzeptieren kann, wirklich annehmen kann, der "Rest" nach und nach auch von selbst geht. Aber gerade das ist das Problem: Sich selbst gut genug kennenzulernen und zu akzeptieren wie man ist. Was gefällt mir, was nicht? Was möchte ich ändern, was auch nicht?? Überhaupt seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf reagieren zu können - schwer! Eine Freundin von mir habe ich fast auf die Palme gebracht, weil ich auf die Frage wie es mir denn ginge, immer mit gut geantwortet habe. Auch wenn sie mich heute fragt, brauche ich oft einen Moment um darauf zu antworten.

    Zur Zeit ist der Wunsch nach einer Schulter zum Anlehnen sehr groß. Damit meine ich nicht unbedingt eine Beziehung im Sinne von Partnerschaft, einfach nur die Sehnsucht nach einer Person auf die ich mich verlassen kann. Eine Person, die ich anrufen kann, wenn es wirr in meinem Kopf ist, bei der ich sein kann, einfach nur da sein kann, irgendwo dabei sitzen, Kaffee trinken und nicht unbedingt reden müssen, aber eben irgendwo dazugehören... unnötig zu sagen, dass ich mich nicht traue, jemanden anzurufen um zu sagen, es geht mir nicht gut, kann ich eine Weile zu dir / euch kommen? Zum einen will ich mich nicht aufdrängen, zum anderen habe ich Angst, dass die angerufene Person mich zurückweist. Ich weiß schon, dass ich es nicht rausfinden werden, wenn ich es nicht probiere, aber Theorie und Praxis sind da zwei ganz unterschiedliche Dinge :)

    Ein zäher Tag heute, das Spazierengehen hat nur kurzfristig gewirkt. An manchen Tagen greifen die "Notfallpläne" einfach nicht...

    Einen schönen Restsonntag noch,

    Anna

  • Hallo Anna,

    auch das kenne ich. Das Gefühl nirgends dazu zu gehören. Sich nicht trauen, jemanden anzurufen. Und auch diese nicht so guten Sonntage, an denen man knapp am Abgrund entlang schliddert. Und da helfen die "Notfallpläne" leider wirklich oft nicht. Ich dümpel an solchen Tagen so vor mich hin. Gegen Abend wird es besser und dann ärgere ich mich oft, weil ich ihn nicht genutzt habe. Aber nützt nichts. Ich bin wie ich bin - jedenfalls im Moment. Dann hätte ich was anderes eh nicht genießen können, weil ich innerlich so in Unruhe bin. Kennst Du das auch?

    Du kannst zu uns hier kommen, Anna. Da mußt Du gar nicht vorher anrufen und Dich erklären. Schreib' Dir hier einfach alles von der Seele. Das ist schon ein erster großer Schritt. Und ich freue mich, daß Du Dich heute wieder getraut hast, hier Deine Gefühle mitzuteilen.

    Ich jedenfalls bin froh, daß ich Dir hier von meinen erzählen kann und weiß, daß Du mich verstehst und ich Dir nichts erklären muß.

    Viele Grüße
    Hanna

  • Hallo Hanna!

    Danke für Deine netten Worte!

    Ja, heute war genau so ein Sonntag. Ich war von früh an hibbelig und habe im Prinzip nur versucht den Tag irgendwie rumzubringen und jetzt kurz vorm Schlafengehen, fällt mir ein was ich nicht gemacht habe (Cello geübt, die Wohnung aufgeräumt, usw.).

    Schön, dass Du mir geantwortet hast!! Danke

    Gute Nacht
    Anna

  • Hallo!

    Das Gefühl "hibbelig" zu sein und mit Leerläufen nicht gut umgehen zu können, kenne ich auch nur zu gut.
    Anna, ich finde ebenfalls nicht, dass Du wirr schreibst/bist. Ganz im Gegenteil!

    Auch für mich ist es so, dass ich mich anderen kaum oder nur sehr schwer mitteilen kann. Oft ist es mir passiert, dass ich, wenn ich darüber gesprochen habe, keinerlei emotionale Reaktion zurückbekommen habe und darüber fast verzweifelt bin. Ich neige dazu, mir immer Leute auszusuchen, die emotional verschlossen sind und nicht im Stande sind, offen zu kommunizieren.
    Das Thema Partnerschaft ist für mich gleichermaßen ein Problem. Ich habe nur Fernbeziehungen. Sicherlich aus Angst vor Nähe. Aber da sein muß doch jemand. Seltsamerweise genügt mir diese Partnerschaft nicht. Ich hänge grundsätzlich emotional in einem Traum von DEM perfekten Partner, der alles gut macht, all meine Sehnsucht stillt und immer da ist- nichtsdestotrotz ist dieser immer unerreichbar, weil es grundsätzlich diese Sorte ist, die einen sowieso nicht wahrnimmt. Sexuell gesehen fühle ich mich als totales Neutrum und habe sogar einen gewissen Ekel davor.
    Uff, ich merke gerade, dass da ganz viel aus mir ausbrechen möchte. Deswegen lass ich es jetzt erstmal gut sein.

  • Hallo Ms Linda!

    Ja, kommt mir bekannt vor! Ziemliche Gegesätze zwischen dem, was sich mir wünsche und dem was ich zulassen kann. Obwohl manchmal weiß ich nicht mal genau, was ich mir denn nun wünsche. Eine Partnerschaft? Ja, schon. Momentan einfach eine Schulter zum Anlehnen, eine Person, die mir Sicherheit gibt, wenn ich es selber nicht kann. Ganz schön viel verlangt, oder?

    Bis später,
    Anna

  • Zitat von Anna09

    Obwohl manchmal weiß ich nicht mal genau, was ich mir denn nun wünsche. Eine Partnerschaft? Ja, schon. Momentan einfach eine Schulter zum Anlehnen, eine Person, die mir Sicherheit gibt, wenn ich es selber nicht kann. Ganz schön viel verlangt, oder?

    Im Grunde wohl nicht. Die Frage stellt sich nur, was Du Dir darunter vorstellst? Jemanden, den du so idealisieren kannst, dass du dich darin verlierst und -wieder mal- nur für diese Person existierst oder eine aufrichtige, gleichwertige Partnerschaft?! Dass, so mußte ich feststellen, ist eine verd**** harte Frage...
    LG

  • Noch mal Hallo!

    Mein Ziel ist es schon, irgendwann eine gleichwertige, aufrichtige Partnerschaft haben zu können. Der Weg dahin ist aber wohl noch weit und mir auch noch nicht klar. Ich denke, bevor ich so weit bin, muß ich erst einmal an meine ganzen "Baustellen". Die "Schulter zum Anlehnen" kann zum Teil auch das Forum hier sein, dass merke ich so langsam... schön!

    Heute war ein ganz merkwürdiger Tag, es ging eigentlich alles gut los. Dann plötzlich war ich irgendwie verunsichert, mein Kopf war wie in Watte gepackt und eigentlich bin ich mir selbst unheimlich auf den Nerv gefallen. Kennt ihr das? Ich arbeite noch nicht lange an meinem jetzigen Arbeitsplatz, aber es gefällt mir unheimlich gut dort und ich möchte unbedingt dort bleiben. Ich habe eine befristete Stelle und leider denke ich allzu oft, dass sie mich nicht behalten wollen, wenn etwas nicht so klappt wie ich mir das vorstelle. Für diese Angst gibt es keinen konkreten Anlass und keinerleich Anmerkungen oder gar Rückmeldungen aus dem Team, vom Kopf her weiß ich, dass ich die Arbeit kann und gut ins Team passe. Trotzdem sind die Ängste da, besonders an Tagen wie heute, wenn mich meine Unsicherheit so völlig einholt. Ich kann mich dann selbst nicht leiden. Es ist wie eine Schlaufe aus der ich dann nur schwer wiederrauskomme :(

    Da ist es wieder - ich habe etwas gefunden, dass mir gut gefällt, einen Platz wo ich gut hinpasse - und ich habe Angst ihn zu verlieren, denn so war es ja immer, die guten Phasen sind nicht von Dauer... wisst ihr was ich meine??

    Lieben Gruß
    von einer heute verunsicherten
    Anna

  • Liebe Anna,

    das kenne ich nur zu gut!! Ich kann dir auch versichern, dass diese Angst nur in deinem Kopf existiert! Hat einer deiner Kollegen Kritik geäußert? Bist du vom Chef gerügt worden oder darauf hingewiesen worden, daß du etwas nicht richtig machst? Nein? Siehst du!
    Diese Angst kommt aus deiner Kindheit, aus dem Bedürfnis nach Stabilität und Sicherheit, die du dir so sehr gewünscht aber nie erhalten hast.
    Atme tief durch und mach dir das bewusst. Gegen die Watte im Kopf kannst du so lange nichts ausrichten, bis du dir im Klaren darüber bist, daß es deine Angst ist, die dich lahmlegt.
    Laß dich nicht von ihr beherrschen, sonst wird es zu einer "sich-selbst-erfüllenden-Prophezeihung"... been there, done that. Habe einen richtig guten Job auch deswegen verloren. Mein damaliger Chef sagte mir, er hätte am Anfang gedacht, ich wäre super selbstsicher und gefestigt und nach kurzer Zeit stellte er fest, daß ich das eben nicht bin. Ein herber Schlag :(
    Laß es also nicht soweit kommen, sondern bleib bei dir und spüre hin, was du fühlst. Dann löst es sich von selbst auf, Stück für Stück.
    Liebe Grüße

  • Hallo!

    Ja, das kann ich mir gut vorstellen, dass die Angst aus der fehlenden Stabilität und Sicherheit kommt. An manchen Tagen kann ich die Angst gut in Schach halten, an anderen bin ich ihr unterlegen. Zum Glück arbeitete ich in einem sehr sehr nettem, kleinem Team, vielleicht traue ich mich irgendwann anzusprechen, was in meinem Kopf so los ist, dass ich eben solche "Angsttage" habe. Ich habe schon das Gefühl, dass die Kolleginnen mich mögen, dennoch ist es natürlich auch ein Risiko. Von der Angst beherrschen lassen möchte ich mich nicht, trotzdem bin ich nicht immer stark genug mich dagegen zu stellen. Eigentlich ist es ein einziges Auf und Ab :(

    Irgendwie habe ich in letzter Zeit angefangen mir positive Momente immer und immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, klingt doof, hat mir aber über manchen einsamen Moment hinweggeholfen :oops: Momentan gehe ich ausgesprochen gerne zu Arbeit, es ist einfach eine nette Atmosphäre dort und ich fühle mich wohl. Irgendwie ist es durch die Kolleginnen ein sicherer Ort, ich kann es nicht wirklich beschreiben, vielleicht ist es auch nur die Chance für einen Neuanfang, es diesmal besser zu machen... Ich versuche einfach das Positive (so lange es auch dauern mag) zu geniessen - vielleicht kann das Positive die Angst es zu verlieren in Schach halten...

    Okay, kann das was ich ausdrücken will, nicht wirklich in Worte fassen...
    :(

    Anna

  • Heute ist leider wieder so ein Sonntag, an dem meine Notfallpläne nicht funktionieren. In letzter Zeit scheint es nur noch solche zu geben - ich verstehe das nicht. Eigentlich konnte ich ganz gut mit mir alleine sein, klar gab es immer wieder Zeiten in denen ich mich auch allein gefühlt habe, aber nicht so extrem wie jetzt!!! Langsam graut mir vor Sonntagen!!

    Anna

  • Hallo Anna!

    In einer Therapiestunde musste ich meiner Therapeutin als Hausaufgabe aufschreiben, was ich jeden Tag Schönes erlebt hatte. Und sei es auch nur die kleinste Kleinigkeit.
    In einer anderen bekam ich eine neue Hausaufgabe, mir ganz bewusst etwas Gutes - jeden Tag - zu tun.
    Das empfand ich anfangs als sehr anstrengend, mit der Zeit war es selbstverständlich.
    Vielleicht hilft es dir, dir jeden Tag ganz bewusst etwas Gutes zu tun. Das vlt. auch aufschreiben, damit du es noch direkt vor Augen hast. Gerade an solchen Tagen, an denen du dich einsam fühlst.
    Du bist für dich da. Du kannst dir Gutes tun. Du bist dir wichtig. :!::!::!:
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft dazu und Mut z.B. für Dich Zufriedenheit und Freude zu erlangen.
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • hi anna

    für mich gibts tage, wo mal derb formuliert, einfach sch... sind.

    ich erkenn inzwischen ob es "sinn" macht das ich mich zu was aufraff oder ob ichs gleich bleiben laß und den tag einfach aufn sofa verbring. seh ich dann auch nicht als verlust an, war halt ein tag der depri verlief, der nexte wird dann besser und so wars auch immer.

    aber auf biegen und brechen mich zu was zwingen, da seh ich wenig sinn dahinter. auf dauer natürlich wieder was anderes. es hat auch ne weile gedauert bis ich heraus fand, welche tage ablenkung gut tut und welche nicht, ich hab ausprobiert.

    bin mal in die sauna, mal was schönes angucken, sport, mal lesen, tv oder mein lieblingsfilm, spazieren, telefonieren, hier schreiben, skaten, meine nägel machen etc. das sind z.b. dinge wo mir gut tun.

    wie sieht denn dein notfallkoffer aus?

    Zitat

    Langsam graut mir vor Sonntagen!!


    magste mal drüber nachdenken dir für die sonntage was ganz neues zu überlegen? oder was altes wo du vernachlässigt hast, aus welchen gründen auch immer?

    ich hab das gefühl du setzt dich selbst unter druck :?

    so nach dem motto "hab ja etz erkannt, worans liegt - also schnipp, soll doch etz alles anders wern"

    wir reden hier von langjährig anerlernten verhaltensweisen, die gehn nicht so leicht "weg", da brauchts viel geduld. ein wort das ich übrigens gehasst hab, kannte bzw. lebte ich es bis dato nicht mal ansatzweise :oops:

    ob's bei dir zutrifft, kein plan - ich hab mich halt selbst unter druck gesetzt und mich paar tage über mich geärgert wenn ich net so "funktioniert" hab wie ich eigentlich wollt, wie ich hier gelernt hab :wink:

    laß dir zeit, ein schritt nach dem anderen.

    bildlich gesprochen: ein trümmerhaufen vor dir würdest wohl kaum aufräumen in dem ihn in die luft sprengst -und somit alle teile willkürlich in alle himmelsrichtungen verteilst- sondern ihn stein für stein abtragen oder?

    damit will ich nicht sagen, dass du ein trümmerhaufen bist... zum ab/aufarbeiten könnts einiges geben, was kein grund zum aufgeben is!

    lg -Dani-

  • Hallo!
    Danke für Eure Antworten!!

    Der Vergleich mit dem Trümmerhaufen gefällt mir, ja, Stein für Stein, das stimmt schon. Mit der Geduld habe ich es nicht so :( ich hätte gerne die "schnipp - jetzt ist alles anderes"-Variante, weiß wohl, dass das nicht geht... wie gesagt - Geduld ist in dieser Hinsicht nicht so meins, das werde ich wohl lernen müssen, was? Und in der Tat, Du hast recht, ich setzte mich leicht unter Druck, meine alles immer sofort können zu können, in allen Bereichen, egal, ob es um Verhaltensweisen geht oder auf der Arbeit um neue Dinge. Wer nicht gut ist, wird nicht gemocht - das hängt mir noch sehr aus der Kindheit nach, noch so eine Sache, die sich nur schwer ablegen läßt :oops:

    Mein Notfallkoffer, also zur Zeit versuche ich mich sonntags zumindest kurz zu verabreden, damit ich nicht den ganzen Tag allein bin oder versuche mit Freunden, die weiter weg wohnen zu telefonieren. Ansonsten male ich gerne, lerne Cello spielen, lese, gehe raus ins Grüne - alles Dinge, die ich alleine tun kann, wobei ich mich aber in letzter Zeit auch alleine fühle. Vielleicht sollte ich mir Dinge vornehmen, die ich schon lange tun wollte (sind einige Museen und Ausstellungen auf der Liste), aber dann doch nie in Angriff nehme... mal sehen.

    Heute ist es wieder besser, was die Einsamkeit anbelangt. Dafür habe ich mich auf der Arbeit heute sehr verunsichern lassen von einem Kunden und habe mich darüber geärgert, wie leicht ich doch zu verunsichern bin. Mit schreienden oder cholerischen Menschen kann ich nicht gut umgehen, habe das Gefühl zu erstarren. Leider kommen in meinem Beruf immer wieder auch unzufriedene Menschen vor, auch hier gibt es bessere und schlechtere Tage, wie ich damit umgehen kann, aber mir fehlt da schon noch einiges an Selbstvertrauen und Sicherheit um mit so einer Situation souverän umgehen zu können. Damit wären wir dann wieder beim Thema "wer nicht gut ist, wird nicht gemocht"... :oops:

    Bei mir über'm Schreibtisch hängt ein Zettel auf dem "one day at a time" draufsteht - da müßt ich nur häufiger draufgucken - ich werd's versuchen :)

    Lieben Gruß
    Anna

  • Hallo Anna,

    ich kenne diese Sonntage auch zur Genüge. Bei uns war der Sonntag früher der einzige Tag der Woche, an dem der Streß in der Familie nicht so groß war, weil wir einen langen Spaziergang, einen Ausflug oder einen Verwandtenbesuch gemacht haben.
    Ich glaube, daß mir die Sonntag deshalb so besonders schwer fallen, weil ich an den Tagen nicht allein sein will, sondern diesen Anflug von "Familienleben" zurück holen möchte.
    Deshalb bin ich dazu über gegangen an Sonntagen schon früh das Haus zu verlassen, um einen Ausflug zu machen. Ich suche mir eine Stadt, einen Landstrich, ein Museum, das ich besichtigen möchte und komme erst am späten Nachmittag zurück.
    Oder ich mache am Sonntag das, was ich eigentlich an anderen Tagen mache, z.B. putzen oder bügeln oder waschen, Auto aussaugen und Scheiben machen... Du weißt schon. Ich ignorier das "Sonntagsgefühl".
    Oder ich decke mich mit DVDs ein und verbringe den Tag, indem ich mich der Realität entziehe.
    Das alles kann helfen, um die aufkeimende Angst vorm Sonntag gleich im Keim zu ersticken.
    Der Sonntag ist einer von 7 Wochentagen. Nicht mehr und nicht weniger.

    Liebe Grüße
    Hanna

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