Der "Drei-Jahres-Faden"

  • Hallo Peter,

    eigentlich bin ich hier, um über mich zu schreiben.
    Ich lese aber fast nur, habe viereckige Augen, konnte aber nicht aufhören, obwohl ich 5 Uhr zur Arbeit muß.

    Als ich eben deine sehr traurige, am Ende soooo positive Geschichte gelesen habe --- ich habe geweint !

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für den weiteren Weg. Du bist ein wahnsinnig starker Mensch und hast mir sehr viel Mut gemacht, wenn man will, schafft man alles!

    Ich danke dir aus tiefstem Herzen, besonders auch für deine Ehrlichkeit.

    sonnel

  • danke... vielen dank!! mich bewegt das sehr, was ihr mir zu meinem text mitteilt. ich werde keine namen ansprechen. ich sage einfach nur: "danke"...

    *schnipp*

    ein paar tage habe ich gebraucht, um mich wieder zu melden, und ich muss auch immer wieder darüber nachdenken, was ich weiter schreibe und wie ich es schreibe. das aufschreiben meiner säufergeschichte habe ich tatsächlich geschafft... ich kann es selber kaum glauben und wenn ich da ab und zu hineinschaue, bekomme ich beklemmungen, wie traurig diese zeit für mich persönlich war. als ich vor ungefähr drei wochen meiner psychologin sagte, ich hätte die schlimmste zeit meines lebens aufgeschrieben, da habe ich ein wenig angefangen zu zittern und mir traten auch tränen in die augen. geschrieben habe ich - ja. aber noch nie so und noch nie so ehrlich. das aussprechen all dieser jahre aber, das fällt mir sehr schwer. es tut weh... es tut weh zu sehen, wie ich jahre weggeworfen habe, wie ich menschen weh getan habe und wie mein alkoholmissbrauch mein leben verändert hat.

    *schnipp*

    neulich war ich bei meiner mutter.
    meine schwester war auch dort und wir redeten und quatschten und so weiter. irgendwann gingen wir gemeinsam einkaufen. auf einmal machte es in mir "pinggggg".. und ich dachte: "das ist genau die situation, in der ich früher angefangen hätte, mich wegzumachen." ich dachte an alkohol... meine mutter ist "im grunde" eine total liebe frau... aber sie hat im laufe ihres lebens ihre eigenen mechanismen entwickelt, menschen zu manipulieren. auf die nerven ging sie mir schon immer. wenn sie mir als kind morgens sagte: "ich konnte die ganze nacht wegen dir nicht schlafen.", dann waren das worte, gegen die man nichts mehr einzuwenden hatte. und bei diesem einkauf neulich, da verhielt sie sich so wie früher... sie hörte nicht auf uns sondern stiefelte ohne rücksicht durch den laden. ich habe keine ahnung, warum mich das so anfasst.. aber ich weiss: es ist ein wichtiges schlüsselerlebnis.

    in den gut drei jahren meiner trockenheit habe ich nur einmal an alkohol gedacht, ohne dass ich damit gerechnet habe. das war, nachdem ich in lübeck die prüfung vor der luftsicherheitsbehörde als erster bestand und der lehrgangsleiter mir gratulierte. da dachte ich wirklich SOFORT und unmittelbar an sekt - und an eine zigarette. ich wollte mich also belohnen.

    diese zwei situationen waren für mich wichtig: belohnen und wegmachen. und sie waren deshalb wichtig, weil sie erst eine relativ lange zeit nach meinem trockenwerden eintraten. unmittelbar nach meinem trockenwerden hatte ich andere gedanken: zeit, freunde, beschäftigung.

    das unterbewusste... das kam lange zeit später. und es wird mich noch länger begleiten, denke ich. viel länger, als ich dachte...

    diese situationen zeigen mir, wie gefährlich wir trockenen alkoholiker leben. jederzeit kann uns der gedanke anspringen.

    wir alle sollten damit rechnen - und vorbeugen.


    danke fürs lesen.

    peter

  • guten morgen zusammen,

    hier ist peter aus hamburg. wer mich noch nicht kennt: ich bin ein alkoholiker, seit knapp dreieinhalb jahren trocken und alles andere als völlig normal. oder eben genau das ;)

    mein oft zu schnell laufendes gedankenkarrussell hat mich gestern wieder einmal über eine kleine klippe gehoben und heute früh, beim "nachmerken", was ich da gestern so überlegt habe, bin ich auch wieder einen kleinen schritt weiter mit mir und meiner trockenarbeit.

    den ganzen tag gestern, während der arbeit und auch danach, ging mir durch den kopf, warum mir das "loslassen" so schwer fällt. ich meine ein ganz bestimmtes "loslassen" - nämlich das in beziehungen, einer der wichtigsten gründe für mein WEGmachen und meiner hinwendung zum alkohohl.

    in meiner ganzen eogzentrischen und kranken denke vermute ich böses, hinterhältiges und wer weiss was noch, wenn ich ablehnung erfahre. insgeheim gestehe dem anderen nicht zu, eine eigene sicht der dinge zu haben und baue mir meine völlig idiotischen begründungen zusammen, warum dies oder jenes nicht klappt.

    das ablehnung manchmal gar keine ist, sondern auch ganz normale gründe für das verhalten anderer ausschlaggebend sein können, darauf komme ich erstmal nicht. genau DAS ist mir gestern durch den kopf gegangen: ich gehe, ohne mir das bewusst zu machen, viel zu sehr von mir aus und nehme mein gegenüber oft nicht ernst.

    heute will ich versuchen, bei meinen negativen gedanken, die mich immer mal wieder überfallen, über den tellerrand hinauszuschauen... nicht alles persönlich zu nehmen und vor allem: den ANDEREN ernst zu nehmen und mich auch mal zurückzunehmen.

    er gehört zu meiner krankheit alkoholismus, dass ich die dinge sehr stark aus meiner perspektive sehe... zu sehr, finde ich.

    das will ich versuchen, zu ändern.


    danke fürs lesen!

    peter

  • Hallo Peter,

    Ich habe schon die ganze Zeit über Deinen schonungslos ehrlichen Bericht über Dein bisheriges Leben als stille Leserin verfolgt und des öfteren in einen Spiegel geblickt........

    Mit Deinem Bericht hast Du sicherlich auch denjenigen Mut gemacht, die erst am Anfang ihres Weges sind. Die Reise zu uns selbst ist manchmal sehr schmerzhaft, aber ungemein bereichernd, da *Schatten und Licht* (mein Thread im offenen Bereich) untrennbar zu unserer Entwicklung gehören.

    Zitat

    heute will ich versuchen, bei meinen negativen gedanken, die mich immer mal wieder überfallen, über den tellerrand hinauszuschauen... nicht alles persönlich zu nehmen und vor allem: den ANDEREN ernst zu nehmen und mich auch mal zurückzunehmen.

    Diesen guten Vorsatz möchte ich gerne in meine eigenen Überlegungen zum Umgang mit vermeintlicher Ablehnung durch Andere mit einbeziehen. DANKE :D

    Einen schönen Sonntag wünscht
    Schattenspringer(in)

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Hallo Peter,
    ich freu mich wieder von Dir zu lesen :)
    Ich bin kein kein Alkoholiker, ich steh auf der "anderen Seite" :wink: , doch auch ich kenne dies was Du schreibst mit Deinem "Gegenüber" und das Gefühl der Ablehnung, etc. und das Du immer sehr von Dir ausgehst...
    Ich würde denken das dies nicht speziell mit der Krankheit in Verbindung zu bingen ist, das klingt nach mangelndem Selbstbewußtsein, denn auch ich habe oft dieses Problem. :oops:
    Dies aber zu erkennen und anders umzusetzen bringt uns aber schon ein Stück weiter auf unserem Weg, wenn es auch oft nicht leicht ist,
    und damit sende ich Dir einen lieben Gruß
    Anett
    :)

  • Verantwortung für mich selber übernehmen.


    guten morgen zusammen,

    jede menge dinge habe ich an meinen beiden freien tagen erledigt...
    alles dinge, die ich als nasser alkoholiker nie und nimmer auf die reihe bekommen hätte. zahnarzt, behörden, wohnung auf vordermann bringen, bei der nachbarin eine lampe reparieren, neue klamotten gekauft, eine impfung machen lassen - und einen neuen wichtigen arzt aufsuchen. ich habe eine chronische leukämie und muss mich laufend untersuchen lassen. bei dem wichtigsten termin, meiner vorstellung bei einem neuen onkologen, habe ich am meisten bedenken gehabt. mein früherer krebsarzt ist in berlin und nach meinem umzug nach hamburg ende letzen jahres war mir die fahrerei einfach zuviel. die angst aber, dass nun alles von vorn losgeht - vor allem die untersuchungen, hat mich beherrscht. im wartezimmer habe ich mir dann einfach einen plan zurechtgelegt ...: "wenn die wieder eine knochenmarkbiopsie machen wollen, stehe ich auf und fahre noch am gleichen tag zu meinem ehemaligen arzt nach berlin"! so habe ich mir eine kleine freiheit vorgemacht :)
    beim arzt war es dann doch ganz gut und ich kann weiter zu diesem onkologen gehen...

    "verantwortung" habe ich erst wieder für mich und andere übernehmen können, als ich trocken wurde. als nasser habe ich keine verantwortung gespürt und empfunden - ich habe mein leben von der sucht bestimmen lassen und danach ausgerichtet. erst als ich merkte, dass ich meine freiheit an den alkohol verloren hatte, war der weg in ein trockenes leben in reichweite. verantwortung konnte ich da aber auch noch lange nicht tragen. verantwortlich handeln für mich... das musste ich erst wieder lernen, nach fast zwanzig jahren trinken.

    aus meiner heutigen perspektive finde ich es spannend, verantwortlich zu handeln: man überlegt, man setzt sich ziele und man versucht, sie in einklang mit seinem leben umzusetzen, man kann verantwortung für andere übernehmen. nicht, dass mein trockenes leben nur rosig ist... das ist es wirklich nicht. aber es ist spannend geworden und zum verantwortlichen handeln und leben gehört eben auch, mit den stolpersteinen meines lebens trocken und nüchtern zurecht zu kommen. es ist MEIN leben.. ICH allein trage die verantwortung dafür.

    danke fürs lesen.


    peter

  • Guten Morgen Peter,
    und schön wieder von Dir zu lesen. :)
    Es ist schön wenn man liest das sich so nach und nach "ein Steinchen" ans andere fügt...und doch auch wieder für mich etwas unvorstellbar wie man in der "nassen Zeit" so "tickt". Weil gerade das Wort Verantwortung...sind für mich ja völlig normale "Dinge"... :oops:
    Auch bei anderen läuft nicht alles glatt und jeder hat sein "Päckchen" zu tragen, Du kannst richtig stolz auf Dich sein, für Deine gesundheitlichen Probleme wünsche ich dir viel Kraft und Erfolg.
    ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und freu mich auf was "Neues". :wink:
    lieben Gruß
    Nele

  • guten morgen zusammen,

    peter aus hamburg hier.

    ich bin wieder öfter dabei, mich mehr in den enttäuschungen der letzten zwölf monate zu suhlen, als mich der zukunft zuzuwenden. ich versuche *schnipp* zu machen und mir zu sagen: "STOP - denk an was anderes, denk positiver".. das klappt auch, aber nur bedingt. wenn ich darüber nicht schreibe und spreche, bleibt es IN mir... und zieht mich mehr und mehr runter. das ist nicht gut, das ist gar nicht gut. aber ich schaffe immer wieder die "denk-wende" und sehe das erfolgreiche, das wirklich gute, das ich hinbekommen habe: und das ist eine ganze menge.

    es liegt an meiner ungeduld. nach so einer langen zeit des wegsaufens meiner gefühle will ich mir nun mit macht und tempo alles holen, was ich verpasst haben könnte. dabei falle ich immer wieder -fast- auf die schnauze und muss sehr auf mich aufpassen... mein tempo ist oft viel zu hoch. die geduld, die ich mir nehmen muss, sie ist oft weit weg. und das verständnis der anderen kann ich mit meiner suchtgeschichte nicht oder nur bedingt einfordern.

    gemessen an dem, was ich in den dreieinhalb jahren trockenheit erreicht habe, kann ich wahnsinnig stolz auf mich sein. nicht alles wiederbekommen zu können, was ich in der saufzeit verpasst habe - das muss ich immer wieder akzeptieren. immerhin bin ich wieder ein freier MENSCH ohne suchtzwang und kann trocken und nüchtern mein leben und meine probleme angehen. dies kleine, große wunder haben längst nicht alle gehabt.

    geduld mit mir selber - meine güte, ist das schwer ;)

    danke fürs lesen!

    peter

  • Liebe Grüße nach Hamburg :wink:
    ...Geduld :oops: ..das ist auch das womit ich doch des öfteren noch ein Problem habe. Man möchte schneller laufen als man kann und genau dies ist das was uns unzufrieden sein/werden läßt. Aber grundsätzlich, wie Du schon geschrieben hast, haben wir doch, jeder für seine Geschwindigkeit, schon so viel erreicht und können mit Recht stolz auf uns sein. Und wenn wir dran bleiben wird immer mehr drauß werden :wink:
    Ich wünsche Dir ein schönes zufriedenes Wochenende und sende Dir liebe Grüße...und danke! für Deine Zeilen,
    Nele :)

  • Hallo Peter

    auch wenn ich jetzt erst auf Seite 4 Deiner Geschichte angekommen bin, möchte ich Dir trotzdem sagen, wie tief mich deine Geschichte berührt.

    vieles erinnert mich darin an meinen verstorbenen Vater, der in meiner Kindheit/Jugend auch getrunken hat, und vieles trieb mir die Tränen in die Augen.

    ich werde heute Abend weiterlesen

    Fühl dich umarmt

    Binemarie

    wer will findet eine Lösung
    wer nicht will, findet Gründe

  • Hallo Peter,

    habe eben deinen Drei-Jahres-Faden gelesen und kann dir nur meine Bewunderung für deine Offenheit, deine Ehrlichkeit und deinen Mut, so schonungslos zu berichten, aussprechen.

    In einigen Teilen gerade was die körperliche und seelische Vernachlässigung betrifft, finde ich mich wieder, ebenso im Umgang mit Ablehnung und Selbstbewusstsein.

    Deine Geschichte macht wirklich Mut und zeigt, dass eben doch Licht am Ende des Tunnels wartet.

    Danke für ein spannendes "Buch"

  • guten morgen zusammen,

    ich möchte mal wieder "danke" sagen für den zuspruch und das lob, das ich hier immer wieder bekomme. das tut gut und hilft, weiter nach vorne zu gucken.

    noch hat mich die gefühlsduselige weihnachtszeit nicht erfasst - aber es wird kommen und ich kann mich dem nicht entziehen... kurz vor oder während der feiertage bekommt mich dann ein mulmiges gefühl.. nicht, dass ich dann trinken wollte.. aber ich merke dann immer sofort, wenn ich instabil werde. weihnachten ist für mich mit eine der schlimmsten jahreszeiten.

    ich bekomme fast pickel, wenn ich durch die supermärkte oder weihnachtsmärkte gehen muss und mit diesem konsumzeugs vollgedröhnt werde... aber die menschen machen es ja mit und wollen das anscheinend. ich entziehe mich dem, so gut ich kann. es entsetzt und beschämt mich gleichermaßen, was in dieser jahreszeit geschieht. die verlogenheit wird bis heiligabend auf die spitze getrieben und danach geht es mit dem gleichen egoismus weiter in der gesellschaft.

    wieviele von uns säufern die noch an der flasche hängen, überleben diese tage wohl nicht? es gibt sie überall, man muss nur die augen aufmachen.

    egal... ich rege mich schon wieder auf... das ist nicht gut für mich ;)

    ich habe seit wochen mit wiederkehrenden erkältungen zu tun, das hat meine stimmung ziemlich getrübt.. jetzt aber wird es endlich besser und es geht mir wieder gut. aber ich merke, wie unglaublich schnell eine stimmung kippen kann: wenn ich nur ein paar zipperlein hintereinander habe, fühle ich mich miserabel und denke negativ.

    negatives denken aber kann ich mir nicht leisten... es zieht mich immer weiter runter und das ist für mich gefährlich... also: *tritt-in-den-hintern*

    mein leben verläuft sonst gerade recht ereignislos... der mann fürs leben ist noch nicht in sicht, die arbeit verläuft unspektakulär und ich gewöhne ich an das ganz normale leben, wie ich es über viele jahre gar nicht kannte: in einer "struktur" leben tut mir gut... ich merke, dass mir die normalität gut tut. was habe ich als nasser alkoholiker auf die "stinos" (stinknormale) geschimpft... wie öde ihr leben doch sei und so weiter... was für eine erbärmliche denke hat sich da meiner säuferbirne bemächtigt.. *schäm*

    "aufpassen", denke ich dann...: aufpassen, dass ich die dünnen und wackeligen säulen, auf denen mein trockenes leben gerade ruht, nicht beschädige. diese säulen sind immer die gleichen: stabil im kopf, in der arbeit, der wohnung und in den beziehungen zu menschen.

    HEUTE bin ich wieder trocken und ich werde jeden tag in meiner denke nüchterner - wenn ich mir zeit gebe und auf die zeichen höre, die mir der körper sendet...

    auch HEUTE werde ich vorsichtig mit mir und meinem leben umgehen.


    danke fürs lesen.

    peter

  • Hallo Peter

    Ich habe beim Lesen deiner Zeilen gerade öfter bestätigend mit dem Kopf genickt...jo..geht mir ähnlich!
    Der Komerz zu Weihnachten geht mir zunehmend "auf'n Geist"....liegt's an meinem Alter?;-)
    G.s. D. hält sich das "Spektakel" in meiner familie in Grenzen. Gemeinsame Stunden mit Spielen und zusammen kochen und backen sind mir wichtig geworden...und das wir uns gut verstehen,füreinander dasind und zusammen lachen können.

    Glücksmomente wahrnehmen!
    Jederzeit..nicht nur Weihnachten!

    Gesundheit..ganz wichtig!
    Ich wollte auch immer mit einer super Abwehrkraft"belohnt" werden für meine Abstinenz ...Pustekuchen!;-)
    Ein Leberwert hat sich viel Zeit gelassen in seinen Normbereich zurückzukehren!;-)
    Tja und anfällig oder nicht..hat sich bei mir auch nix zum Positiven geändert!
    Dafür paß ich jetzt auf meine" Schwachstellen " auf und töte vermeintliche Keime nicht mehr mit Alk...war ja eh' nur ein Vorwand um trinken zu können...geholfen hat's nicht..im Gegenteil..der dicke Kopf kam noch hinzu!:-(


    Mich und meine Bedürfnisse wichtig nehmen und mir Pausen gönnen,das ist jetzt mein Plan.
    Den Tagen mehr Leben geben..
    in diesem Sinne ..
    Alles Gute für dich und ich freue mich immer dich zu lesen!:-)
    Liebe Grüße von

    Backmaus

  • Lieber Petter,

    ich verbeuge mich nach der Lektüre der letzten 8 Seiten hier jetzt einmal ganz, ganz tief vor Dir! Ganz große Hochachtung!
    Als Angehörige den Menschen, die man liebt zuzusehen, wie sie sich auf Raten umbringen, ist grausam und tut verdammt weh. Wie schwierig es ist aus dem Loch rauszukommen kann man dabei nur erahnen und hilflos danebenstehen. Ich, als nicht Alkoholikerin, würde mir das nicht zutrauen, die Kraft aufzubringen, die Du aufgebracht hast. Du hast Berge versetzt!

    Was ich Dich gerne fragen würde (weiß aber nicht ob das hier nicht zu sehr vom Thema abschweift): Hätte Dir irgendjemand helfen können da raus zu kommen? Wenn ja, wie? Und wie siehst Du die finanzielle Unterstützung Deiner Mutter aus heutiger Sicht? Würde der heutige Petter ihr raten, es genauso wieder zu tun oder wäre es für Dich vielleicht (hart aber) leidverkürzend gewesen, wenn Du schneller noch tiefer gesunken wärst? Das sind wahrscheinlich schwierige Fragen und wenn Du Dich damit nicht konfrontieren willst, ignorier sie einfach, ok?

    Alles Gute auf Deinem weiteren Weg.
    EuV

  • hallo zusammen und hallo EineUnterVielen!

    das sind fragen, die ich mir schon öfter gestellt habe - sie weichen gar nicht vom thema ab, finde ich. sie sind sogar sehr wichtig.

    ich versuche es mal "abzuarbeiten" ;)

    die erste frage, ob jemand mir hätte helfen können, da rauszukommen, beantworte ich mit nein. ich hätte jede hand ausgeschlagen, weil ich mich ja nicht als alkoholiker sah... jedenfalls nicht offen. ich habe einmal meine schwester gefragt: "warum habt ihr mich nicht aufgehalten?"... das würde ich heute vielleicht als hilfe sehen. sie hat mir gesagt: "weil wir alle angst hatten, dich dann völlig zu verlieren." diese sicht habe ich nie gesehen... im nachhinein ist das entsetzlich zu hören und es zeigt sehr deutlich, dass ich mich gegen alle hinweise auf meinen alkoholismus gestemmt hätte.
    nein - ich hätte keine hilfe angenommen. und als ich erkannte, dass ich sterbe, wenn ich so weitermache, brauchte ich keine hilfe mehr: ab dem augenblick war der schalter in mir umgelegt.

    die jahrelange finanzielle unterstützung durch meine mutter war die zweite frage. ich bin sehr sicher: es wäre besser gewesen, sie hätte den geldhahn zugedreht... dann wäre ich hart gefallen und vielleicht hätte ich mir viele weitere nasse jahre erspart. aber vielleicht wäre ich auch völlig abgedreht... ich weiss es nicht. aus logischer sicht jedenfalls sage ich ganz klar: keine unterstützung ist besser.
    meiner mutter kann ich übrigens raten, was ich will: sie würde keines ihrer kinder "hängen" lassen, hat sie noch nie getan, auch wenn diese kinder viel kummer gebracht haben. da sie die zusammenhänge und die krankheit alkoholismus nicht versteht und auch nicht wirklich verstehen will, würde sie sicher genauso handeln und mir wieder geld schicken, schweren herzen allerdings... weil sie ja weiss, wohin dieses geld "fliesst"! raten würde ich ihr dazu aber selbstverständlich nicht.

    wenn ich menschen sehe, die es nicht schaffen, aus diesem fürchterlichen loch wieder herauszukrabbeln, befällt mich eine tiefe ohnmacht, die mich ganz tief drinnen ankratzt... ich sehe mich, ich sehe freunde. und jedesmal kommen mir dann wieder die tränen. nichts ist selbstverständlich und viele umstände sind dafür verantwortlich, dass man aus diesem selbst verursachten elend wieder herauskommt: manche schaffen es, manche nicht. wer meine hand möchte, dem reiche ich sie, wenn derjenige den echten willen zeigt, sein leben umzukrempeln. ich dränge meine hilfe niemandem auf, denn das wäre vergeblich... so wie es auch bei mir vergeblich gewesen wäre.

    GLÜCK gehört übrigens auch ein bisschen dazu, wieder ein mensch zu werden... so bitter das klingt. nicht jeder hat glück... so ist das wohl leider.

    danke fürs lesen!

    peter

  • glück auf peter
    dein beitrag hier ist ein grund weswegen ich mich angemeldet habe

    deine geschichte - dein leidens- und lebensweg ist ganz genau wie bei mir - aber doch vollkommen verschiden :?:

    :lol:
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

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