Schuldgefühle als Hindernis der Aufarbeitung

  • Nochmal hallo,

    ich hab emotional wirklich kein großes Problem mit der Schuldfrage. Ich zermarter mich damit nicht. Allerdings wohl auch deshalb nicht, weil ich meine Biographie noch nicht als total verpfuscht ansehe. Wenn sich allerdings rausstellen sollte, dass die ganze Sache noch viel schlimmere Folgen hat als ich bis jetzt denke, dann könnte es dazu führen, dass ich dann doch wieder mit dem Hadern anfange.

    Aber intellektuell hab ich jetzt wieder mal nen Knoten im Hirn und kann mir die Frage nicht verkneifen:

    Ist das nicht doch ein Widerspruch?:

    Aussage 1: Es gibt keine Schuld, es ist ein Schicksalsschlag usw.

    Aussage 2:

    Zitat

    Mein respektvoller Umgang mit meiner EX-Frau basiert auch darauf, daß sie darauf vertraut, daß ich nicht rückfällig werde.
    Einen Rückfall würde sie mir unter keinen Umständen "gestatten" obwohl wir uns beide darüber im klaren sind, daß das niemals ausgeschlossen sein wird.

    Es liegt nun letztlich an mir, was ich aus meinem Leben mache -
    es liegt an Deinem Ex-Partner was er aus seinem Leben macht
    - und last not least - an Deinem Leben -

    Wenn es der Suchtkranke in der Hand hat, dann hat er doch auch Schuld, wenn er rückfällig wird und nichts dagegen tut??????

    Zweite Frage:
    Warum ist diese Schuldfrage überhaupt so ein Tabu?
    Ich erlebe das hier im Forum regelmäßig, dass viele da sofort die Rolläden runterlassen, wenn das angeschnitten wird. Warum eigentlich?
    Man kann ja zu dem Schluss kommen, dass niemand Schuld hat.
    Aber kann man das wirklich bist zur letzten Konsequenz so sehen?

    Nicht Schuld sein am Trinken - schön.
    Nicht Schuld sein an Beleidigungen im Suff - okay.
    ...
    Nicht Schuld an einer Straftat im Suff?????

    Auf mich als Co bezogen:
    Ich bin nicht Schuld daran, dass er trinkt - klar!
    Ich bin nicht Schuld daran, dass ich mich nicht getrennt habe - okay.
    ...
    Ich bin nicht Schuld daran, dass ich zugelassen habe, dass er eine Straftat im Suff begeht????
    (An dieser Stelle erlaube ich mir, an eine kürzlich hier geführte Debatte zur Schuld des co-abhängigen Beifahrers eines betrunkenen Fahrers zu erinnern. Da war aber plötzlich ganz viel Schuld im Spiel!)


    Schöne Grüße
    Doro

  • Zitat

    und grüble schon lange nicht mehr über Schuld.

    Okay, das war Schwachsinn. Seit vorhin grüble ich doch wieder drüber. ABer mehr so auf der Intellektebene.

    Nun aber wirklich: gute Nacht
    Doro

  • Hallo kwiep,

    zum Thema Schuld wollt ich zwar nichts mehr schreiben weil für mich das Thema durch ist.

    Aber dein letzter Satz ließ mich aufhorchen. Tja warum? Weil mein Ex wegen Körperverletzung mir und meinem jüngsten Kind gegenüber verurteilt wurde eine Zwangstherapie zu machen. Als Bewährungsauflage....er sich dieser aber wohl immer noch entzieht und Justiz und Rentenversicherung zum Narren hält. Auch wenn er hingehen sollte sehe ich es nicht mehr als sinnvoll an...da er nicht die nötige Einsicht hat. Er nimmt in meinen Augen nur jemanden der sich wirklich helfen lassen will den Platz weg.
    Arbeitsstunden in einer Pflegestation wo sich alkoholkranke im letzten Stadium befinden wäre vielleicht sinnvoller....oder um sich ein eigenes Bett zu organisieren :roll:

    Lieben Gruß
    Nicole

  • Hallo Doro und Kwiep,

    ich habe dieses Thema mal abgetrennt, denn das Thema *Gemeinsames Aufarbeiten* würde damit in den Hintergrund geraten :wink:

    So können beide parallel laufen

    Lieben Gruß
    Susanne

  • Hallo kwiep,

    es war wohl ein bisschen übereilt von mir, die Sache mit der Gewalttatandrohung hier zu erwähnen, wo dir die Hintergründe nicht bekannt sind.

    Wir sind bereits getrennt, er hat bereits keine Erlaubnis mehr, das Haus oder das Grundstück zu betreten, die Polizei ist informiert, meine Anwältin ebenfalls. (Die erste Reaktion der Polizei war auch nicht: Sie müssen das zur Anzeige bringen. Sondern eher: Na ja, wie ernst kann man sowas denn nehmen?) Die Vehemenz, mit der du mir eine MItschuld nahelegst, verärgert mich ein bisschen, aber ich bin selbst schuld, denn du kennst ja die genaue Situation nicht. Faktisch kann man eine solche Tat nicht verhindern, nur bestimmte Risiken minimieren. ("wir" sind meine Kinder und eventuell meine Eltern, so genau ist das nicht klar, was er eigentlich meinte).

    Ich denke, mich würde keine Mitschuld treffen.

    Die Widersprüche in der Schuldfrage bleiben für mich bestehen.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Hallo Ihr Lieben,

    was sind denn diese uns so belastende Widersprüche, die machen sogar heldenhaft in den Suizid treiben läßt?

    Für mich ist Schuld ein von außen gezimmertes Werk, dass ich teils ohne Prüfung übernommen habe, das mir eingehämmert wurde und mich beschränkt hat. Maßstäbe anderer.

    Es gibt Gesetze, die bestimmen und sorgen für Recht und Ordnung einer Gesellschaft. Was für eine Ordnung haben die Menschen, die in einem anderen Gesetz lebten oder eine neue Regierung bekamen, neue Werte, neue Gesetze und neue Schuld?

    Schuld ist demnach immer etwas von außen. Als ich pleite ging, verloren einige Geld, das sie investierten, um noch mehr zu machen. Bin ich schuld, wenn andere Fehlentscheidungen treffen, es hatte sie niemand gezwungen mit mir zu arbeiten, so wie mich niemand gezwungen hatte die Geschäfte auszuweiten.

    Bin ich schuld, dass meine Frau gesoffen hat und ich so lange dachte etwas tun zu können? Bin ich schuld, weil ich etwas nicht besser wußte? Bin ich schuld an ihrer Entwicklung, an meinen Entwicklungen? Das ist jetzt schwierig, denn meine Entwicklung ist in meinen Augen der direkte Weg in die Unschuld, denn ich fühle mich wie neu und super gut.


    Wenn ich mich um meine Mutter kümmern müßte, um einen Lebenspartner, um meine Kinder, dann würde ich immer wieder vor der Frage stehen, wie viel Kümmern für wen. Im Extremfall würde ich hin- und her gerissen wie zwischen Pferde gespannt und käme aus der Situation nicht gesund heraus. Hätte ich Schuld, wenn ich jemanden vernachlässigen würde, mich z. B. und dabei krank würde? Wer gibt mir die Schuld? Die, die sich vernachlässigt fühlen? Ich? Das Gesetzt, die Gemeinschaft, die, die anders sind als ich? Wenn ich mir Schuld gebe, kann ich sie mir auch nehmen, also kann ich sie verschwinden klassen, bis es sie nicht mehr gibt, Deckel auf, rein damit, abziehen, weg damit.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo kaltblut,


    Zitat

    Schuld ist demnach immer etwas von außen.

    Da möchte ich mal ein kleines Veto einlegen.
    In der Aufarbeitung bedeutet Schuldgefühl auch oft, daß ich ohmächtig, hilflos vor einem Gefühl, einer gemachten Erfahrung stehe, die ich nur leichter ertragen kann, indem ich entweder selbst mir die Schuld für etwas auferlege oder aber dem anderen Schuld zuspreche.
    Schuld-*gefühl* ist ein Gefühl, das von innen kommt, das mir so oft auch hilft, traumatische Dinge ertragen zu können, weil dieses Gefühl *leichter*ist, als zu erkennen, daß ich einen Mangel hatte, schlimme Dinge meinem Ich geschadet haben. Insbesondere in Bezug auf Gewalterfahrung (verbal oder körperlich)
    Und dies kann eben dazu führen, daß mich dieses Gefühl daran hindert, zu vergeben, zu verzeihen, anzunehmen oder weiter zu wachsen.

    Dies nur mal in der Kürze. :wink:

    Lieben Gruß

    Susanne

  • Hallo, ich habe inzwischen echt einen totalen Widerstand gegen dieses Wort "Schuld". Es gibt für mich Täter und es gibt für mich Opfer. Leider können sich Kinder aus einer Opferrolle meist nicht befreien. Wir Erwachsenen meistens schon. Doch auch Täter haben Ihren Rucksack und Gründe, auch wenn das hart klingt. (Vorallem wenn es da um Misshandlung geht). Doch am Ende kann natürlich jeder für sich selber entscheiden was er damit möchte und wie er mit etwas umgehen will. Vergebung sehe ich zum Beispiel nicht unbedingt als Endlösung an. Manches kann man nicht vergeben. Das verstehe ich. Und muß man ja auch nicht. Auch ein Grund warum ich ein Problem mit der katholischen Kirche und dem Beichtfirlefanz habe.

    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Zusammen,

    muss es denn einen Schuldigen geben? Ist es nicht mehr eine moralische Frage? Kann man sich eine Ursache/ein Ergebnis nicht betrachten ohne es bis zum Ende aufzudröseln nur um festzustellen, wer denn nun den entscheidenden Schritt getan hat, wer letztendlich die Schuld auf sich geladen hat? Sofern das überhaupt möglich ist, was ich bezweifle.

    Ich bin ein EKA, als ich Kind war, war ich wohl unschuldig. Die Folgen haben mich bis weit über 30 begleitet und tun es zum Teil noch heute. Ich war irgendwann kein Kind mehr. Wann war der Zeitpunkt an dem ich Schuld auf mich geladen habe? Ich war erwachsen, fähig etwas für mich zu tun und tat es nicht. Ab wann war ich dann schuldig. Was ist mit meinen Eltern, sind sie schuldig? Sie sie schuldig daran, dass ich war wie ich war, bin wie ich bin? Wenn ja in welcher Form und warum? Was ist dann mit ihren Eltern, wo haben sie Schuld auf sich geladen? Denn meine Eltern waren abhängig, dass hatte Gründe. Nicht genug Stabilität im Elternhaus? Was weiß ich.....Waren daran dann meine Großeltern Schuld? Haben sie versagt? Wenn ja, was ist mit meinen Urgroßeltern, was haben sie meinen Großeltern nicht mitgegeben? So könnte ich diese (fiktive) Kette auf der Suche nach einem Schuldigen weiter fortführen und würde doch nie zu einem Ende kommen.

    Es gibt eine rechtliche Bestimmung von Schuld, im Sinne von Gesetzesverstößen und Straftaten. Da ist für mich eine klare Definition möglich. Wenn ich auch manche Gesetze auf dieser Welt lächerlich und bar jeden gesunden Menschenverstandes finde. Doch das ist ein anderes Thema.

    Ansonsten finde ich Suche nach einem Schuldigen, nach der Schuld sinnlos, denn mich bringt sie nicht weiter. Es ist für mich allenfalls ein moralischer Aspekt. Ich lasse mir keine Schuld auferlegen. Ich entscheide für mich ob ich Schuld empfinde oder nicht und das muss ich dann auch mit mir ausmachen.

    Gruß
    Skye

  • Zitat

    Speziell in Alk & Co Foren sind die Fragen der Schuld, die Fragen nach dem "warum" allgegenwärtig.


    Hallo Kwiep, für mich ist das nicht so. Die Frage nach dem Warum habe ich schon vor Jahren für mich relativ verbannt, weil es daruf weder eine befriedigende noch wahre Antwort gibt. Das Warum ist immer irgendwie auch eine Frage die eine Selbstschuld impliziert. Und für mich geht es eben nicht um Schuld oder Schuld sein, um einen Schuldigen etc.
    Für mich geht es darum ganz bewußt nicht mehr Opfer zu sein und auch mich selbst in mancher Hinsicht als Täterin zu begreifen. Als Mensch der SelbstVerantwortung trägt und der Entscheidungen trifft oder eben nicht.

    Ich finde die Schuldfrage ist eine die das Weiterkommen, gerade hier blockiert. Denn darum geht es einfach nicht.

    Für mich steht zuallererst am Anfang des Weges, ob Co oder Alk, die Sichtweise auf mich Selbst. Was bin ich, was tue ich, für was entscheide ich mich. Und das blendet für mich einen Schuldigen einfach aus. Weil es darum nicht geht und einen auch nicht weiterbringt.
    Denn dann hätte man ja auch immer schon eine "Ent-schuldigung" parat.

    Wie das so gesetzlich ist, das ist ne andere Sache. Aber auch da gehe ich mit vielem nicht konform. Coabhängigkeit und auch Alkoholismus sind Gesellschaftskrankheiten. Und das spiegelt sich in vielem wieder.

    Liebe Grüße
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Kwiep,

    Zitat

    Ein Gesellschaft in der es keine Schuldigen gibt, weiss nicht einmal Aldous Huxley in "brave new world" zu beschreiben.

    Aldous Huxley intressiert mich weniger, bis gar nicht. Offen gestanden kenne ich ihn nicht einmal und stehe auch vollkommen zu meiner Wissenslücke. Mich interessiert in erster Linie meine Sichtweise, denn nach ihr lebe ich, sie ist mein moralischer Kompass. Ich bin nicht „der Gesellschaft“ verpflichtet, sondern mir und trage damit zur Gesellschaft bei. Kommt vielleicht auf's gleiche raus, ist für mich aber ein himmelweiter Unterschied.

    Zitat

    In diesem thread soll eigentlich die Differenzierung von moralischer und strafrechtlicher Schuld dargestellt werden.

    So, soll es das oder ist es Deine Sichtweise, Deine Interpretation? Meine Sichtweise zu Doros Eingangsfragen ist eine andere, wie mein Beitrag vielleicht auch vermuten lässt.

    Zitat

    Wenn sich allerdings eine Schuldfrage manifestiert hat, dann sollte man beginnen nach einer Antwort zu suchen -

    oder versuchen sie los zulassen damit genau das

    Zitat

    bevor sich diese Schuldfrage in eine krankhafte Phase entwickelt.

    nicht passiert. Alles eine Sache des Standpunktes, der eigenen Erfahrungen.

    Jeder muss mit den Konsequenzen seines Tun und Lassens leben. Sowohl für sich, als auch in dieser krankhaften Symbiose von Co's und Abhängigen, in der auch jeder so seine Vor- und Nachteile hat. Das ist für mich keine Frage von Schuld oder Unschuld.

    Karotte hat es sehr schön getroffen, wie ich finde:

    Zitat

    Für mich geht es darum ganz bewußt nicht mehr Opfer zu sein und auch mich selbst in mancher Hinsicht als Täterin zu begreifen. Als Mensch der SelbstVerantwortung trägt und der Entscheidungen trifft oder eben nicht.

    Gruß
    Skye

  • Hallo, is ja spannend hier. Hier mal ein Versuch einer Antwort meinerseits ganz genau darauf:

    Zitat

    Wenn es der Suchtkranke in der Hand hat, dann hat er doch auch Schuld, wenn er rückfällig wird und nichts dagegen tut??????


    Er hat keine Schuld, sondern er entscheidet sich für diesen Weg. So sehe ich das. Außerdem sind Wir uns doch alle einig das Alkoholismus eine Krankheit ist. Und wird man durch eine Krankheit zu einem Schuldigen?
    Oder sind Wir hier wieder bei der Frage Alkoholismus = kein Willensstärke (gabs ja kürzlich auch nen Thread).

    Zitat

    Zweite Frage:
    Warum ist diese Schuldfrage überhaupt so ein Tabu?
    Ich erlebe das hier im Forum regelmäßig, dass viele da sofort die Rolläden runterlassen, wenn das angeschnitten wird. Warum eigentlich?


    Ist mir persönlich hier noch nicht aufgefallen...?

    Zitat

    Man kann ja zu dem Schluss kommen, dass niemand Schuld hat.
    Aber kann man das wirklich bist zur letzten Konsequenz so sehen?


    Ja, ich denke schon.

    Zitat


    Nicht Schuld sein am Trinken - schön.


    Ja, klar, was hat das mit Schuld zu tun? Jemand trifft die Entscheidung zu trinken und hat dafür ja meistens auch Gründe. Davon können ja auch viele Trockene berichten.

    Zitat

    Nicht Schuld sein an Beleidigungen im Suff - okay.


    Ja, auch hier die Frage....

    Zitat

    Nicht Schuld an einer Straftat im Suff?????


    dasselbe...

    Ich denke es geht einfach darum ob die Frage gestellt wird. Meiner Meinung nach ist es eine "unsinnige" Frage, die zu nichts führt.
    Habe ich ja schon aus meiner Sicht beschrieben

    Zitat

    Auf mich als Co bezogen:
    Ich bin nicht Schuld daran, dass er trinkt - klar!
    Ich bin nicht Schuld daran, dass ich mich nicht getrennt habe - okay.
    ...
    Ich bin nicht Schuld daran, dass ich zugelassen habe, dass er eine Straftat im Suff begeht????

    Nö, biste nicht. Es ist jeder seines Glückes Schmid. Jeder für sein Leben selbst verantwortlich. Jeder tut das für was er sich entschieden hat.
    Wenn es hart auf Hart kommt kannst Du die Polizei rufen oder einen Krankenwagen. Doch am Ende hast Du die Tat ja nicht begangen. Es ist eben deine Entscheidung wie Du mit dem was Du mitbekommst umgehst und wieweit Du deinem Gewissen folgst.
    Natürlich können Wir da dann zu gesetzlichen Festlegungen kommen wie: Unterlassene Hilfeleistungen und das das Gesetz dann Worte wie Schuld und Unschuld benutzt. Doch ist es nicht immer wieder so das Festlegungen und Tatsachen doch oft stark auseinander gehen?

    LG Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Kwiep, Danke, ich habe auch schon viel von Dir gelesen. Und fands bisher immer sehr interessant. Strafrechtlich kann ich nicht viel sagen und will es auch nicht, da kenne ich mich nicht gut genug aus, es regt mich manchmal nur ziemlich auf.
    Liebe Doro, sag Du doch mal was dazu...wie gehts Dir? Hast Du noch mehr Fragen...wie siehstDu das ganze? Haben Wir Dich verstanden oder nicht?

    Schönen Tag
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Was ich auch grad gesehen habe...ich habe ja darauf geantwortet ob die Schuldfrage uns am Aufarbeiten hindert.
    Und nicht wie es gesetzlich ist.
    K. :wink:

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hihi, ich finds ja schön, dass man mich vermisst. :lol:

    Nun mal sachte, ich war ne Woche verreist, im realen Leben.
    Bin nicht verärgert oder sonstwas.
    Fragen hab ich aber auch keine neuen. Es sind immer noch die alten.

    Ich glaube einfach: Die Schuldfrage ist nicht wirklich zu beantworten. Alkoholismus ist ne Krankheit, in diesem Zustand tun die Menschen Dinge, die nicht gut sind - für sie und für andere. Sie entscheiden sich sozusagen FALSCH. Es ist nicht einfach ne Entscheidung, es ist eine im höchsten Grade dumme Entscheidung, sich sein gesamtes Leben zu zerstören, sein gesamtes Umfeld durcheinander zu bringen, die Kinder zu belasten usw.
    Das ist doch nicht einfach irgendeine Entscheidung, das ist krankes - oder falsches, wie mans nun beschreiben will - Verhalten.

    Der Alkoholiker tut das nicht aus Egoismus oder irgendeinem Charakterfehler heraus, sondern weil er krank ist und unter Zwang steht.
    Gleichzeitig ist er aber der einzige, der sich gegen seine Krankheit entscheiden kann.

    Und da liegt für mich das Paradox und das kann ich einfach nicht auflösen.
    Und deshalb finde ich auch, wie Karotte: Die Schuldfrage führt nicht weiter. Aber sie führt nicht deshalb nicht weiter, weil es sowas wie Schuld in der Welt nicht gibt, sondern weil Alkoholismus und Sucht eine Geschichte ist, die sowieso kein Mensch begreift.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Zitat

    Ich geb Dir erstmal in allen Punkten recht, sonst motzt Du mich wieder an

    Hihi, da hab ich dich ja schön erzogen, kwiep. :lol:

    Na ja, ich hätte mich schon abmelden sollen. Tut mir leid, wenn ich für Verwirrung gesorgt hab, war nicht meine Absicht.

    Ich freu mich, dass du es geschafft hast und dich fürs Leben entschieden hast!

    Und ehrlich: Wenn mein Mann aus seinem Dunst noch mal aufwachen sollte, wäre ich die erste, die sämtliche Schuld über Bord werfen würde und einfach nur froh wäre, wenn es ihm besser ginge.
    Aber ich würd trotzdem nicht zu ihm zurückkehren!!

    Ich erlaube mir das einfach, immer noch mal ab und zu Hoffnung zu haben, dass er es noch packt. Obwohl NICHTS darauf hindeutet.
    Ich würd mich freuen und für meine Kinder wärs auch schön.

    Einen friedlichen Sonntag wünsche ich euch.
    Doro

  • huhu doro

    erst mal hoffe ich das du spaß hattest auf deiner reise.

    so und nu zur schuld oder nichtschuld, wer weiß das schon.

    fakt ist, ich habe angefangen zu trinken um meine ängste und schlechten gefühle zu betäuben, ich hatte kein selbstwertgefühl, dachte alle verachten und verar... mich. ich denke das es damals auch oft so war weil ich mich in meiner schwachheit nicht gewehrt habe. warum?? keine ahnung, bin ich so? war ich so erzogen? dann wäre mama schuld, wollte sie das so? sicher nicht. da spielen sehr viele faktoren eine rolle. das heute aufzudröseln sehe ich als zeitverschwendung an.

    ebenso fakt ist, ich habe mit 1-2 bier angefangen, die trinkt auch heute fast jeder erwachsene mal, ist ja auch nichts bei. damit gings mir besser. es wurde leise schleichend immer mehr denn ich habe meinen körper ohne es zu merken oder mir darüber gedanken zu machen daran gewöhnt, und um eine wirkung zu haben mußte eben die menge steigen. das ist mir überhaupt nicht in den sinn gekommen das ich in ne abhängigkeit geraten könnte. ich bin mir sicher, wäre mir der gedanke gekommen hätte ich damit aufgehört. mir ist wirklich erst klar geworden was ich da eigentlich tue als ich bereits abhängig war.

    es gab viele versuche mich vom alk zu lösen, ohne nu angeben zu wollen, ich bin nicht dumm, daher dachte ich auch das über den willen und nachdenken irgendwie in den griff zu kreigen. es hat lange gedauert bis ich dann endlich kapituliert habe, bis ich begriffen habe das sucht nichts mit verstand und logik, bzw. der abwesenheit der selben, zu tun hat. das sucht ihre eigene dynamik hat die man eben nicht mit bloßem willen packen kann.

    ich habe grade meinen kindern gegeüber viel schuld auf mich geladen, das ist mir völlig klar, das wußte ich auch schon als ich noch soff. das tat mir immer furchtbar weh denn ich liebe sie nun mal über alles, bloß den weg raus aus dem ganzen mist den habe ich nicht gesehen. da war zum einen die angst vor der meinug der andern wenn das raus kommt (lächerlich ich war die einzige die dachte das merkt niemand) aber was schwerer wog war die angst die kinder zu verlieren wenn ich mich offen an stellen um hilfe wende. logisch ist das völlig gaga, aber das ist die krankheit die mich da gesteuert hat und jahre lang im sumpf festhielt.

    man hat als süchtiger völlig krause gedanken, totall irre phantasien, absolut beknackte und unlogische ängste. jeder nüchtern denkende mensch schüttelt da nur den kopf, nur für mich war das realität. da hätteste mir sonst was sagen können, in meinem kranken hirn waren diese "bedrohungen" so real wie ich grade am pc sitze. da wollten die mir nicht helfen, nein die wollten mich alle nur wegsperren und mir die kinder wegnehmen. so habe ich gedacht und da heraus dann auch völlig parapniod gehandelt.

    wo will man da nun wirklich ansetzen, wo schuld zuweisen. ich kann nur sagen ich habe den absprung geschafft und will da niiiiiiiie wieder hin, denn diese welt ist grausam. meine kinder haben mir verziehen denn nun bin ich eine andere mama.

    vielleicht kannst du damit bischen was anfangen würde mich freuen.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo dorothea,

    danke mal wieder für deinen Einblick in deine Suchtvergangenheit. Es sind Einblicke, die mein Mann mir leider nie gewährt hat. Es ist bewegend für mich zu lesen.

    Es macht mich auch wieder so furchtbar traurig, dass er da drin steckt und nicht rauskommt.
    Und diese Trauer und dieses Mitleid sind dann für mich schon wieder eine Qual. Denn ich kann ja nichts tun. Ich wollte ihn so gerne da raus holen aus diesem Wahn. Aber es ging nicht.
    Das ist das Co-Schicksal: Er"trinkenden" zuschauen jahrelang, jahrzehntelang, ohne retten zu können/dürfen.
    Nur eins hilft: Wegsehen.

    Liebe Grüße
    Doro

  • Liebe doro,

    dies ist leider sehr bitter, so, wie Du es hier beschrieben hast. Aber um Dein Beispiel mal zu vervollständigen, wenn ich darf,gibt es ja in dieser Situation meist *zwei* Er-*trinkende-den Co-Abhängigen und den Alkoholiker.
    Einfach nur Wegsehen hilft da nicht! Du musst selbst alles an Kraft aufbringen, um Dein Leben zu retten, zu schwimmen, zu paddeln, damit Du nicht auch untergehst.
    Das erfordert ale Kraft, die wir haben, dass da eigentlich für Schuld-und Schuldgefühle gar keine Zeit und Kraft bleibt.

    Auch wir können jeden Tag untergehen.

    Liebe Grüße an Dich
    Susanne

    Einmal editiert, zuletzt von Anonymous (12. Oktober 2009 um 08:15)

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