• ... und es fällt mir schwer das zu schreiben: ich bin wohl alkoholkrank.

    Wie lange, hm schwer sagbar, etwa 2-3 Jahre? Angefangen hat es natürlich schon früher, so etwa 6 Jahre ist es her. Bis Mitte 20 hab ich so gut wie nie getrunken und dann gings schleichend los... Nach meinen Kindern, insgesamt habe ich 3. Ich bin nun also 32 und habe vor 2 Wochen entschieden, dass nun genug ist. Auslöser war das Wegbringen der Flaschen, die im Keller standen... so viele waren das, Weinflaschen. Ich habe mich dann meinem Mann offenbart, dass ich glaube es würde mit mir was nicht stimmen. Er hat mir zugestimmt, mir Beistand versichert und seitdem trinke ich nichts mehr. Es fehlt mir körperlich nicht, soweit gut, seelisch muss ich sagen: es fehlt mir immer weniger. In der letzten Nacht träumte ich, dass ich sämtlichen Alkohol wegschloss, im Keller. Ich denke Träume sind normal, das hab ich hier schon öfter zumindest gelesen... ich war noch nicht beim Arzt, habe Angst vor meinen Blutwerten, habe aber schon mit einer Suchtberatung telefoniert, die mir sagten es würde nur über eine offene Sprechstunde gehen, dass ich kommen kann... ich hätte lieber einen Termin, schäme mich eben sehr da vielleicht anderen Menschen zu begegnen, die sich dann so ihre Gedanken machen...
    Kennt ihr das?

    Ich hoffe sehr, dass ich hier Kontakt zu Betroffenen bekomme. Immer wenn ich an den Alkohol denke, dann lese ich hier und es geht mir dann besser weil ich mich verstanden fühle... 2 Wochen sind nicht viel, aber ein Anfang sage ich mir und doch weiß ich, dass vieles in mir ist, was ich vielleicht einfach nicht anpacken wollte weil es zu weh tut... aber das kennen ja auch viele von euch.

    Ich bewundere jeden, der diesen Weg geht, er ist nicht einfach, das erahne ich...

    Ich hoffe sehr, dass ich nicht zu wirr geschrieben habe.

    Freue mich sehr auf eure Antworten.

    Liebe Grüße, Fera

  • Hallo Fera,

    ich finde es toll, daß Du hier schreibst. Auch ich bin auch erst seit ein paar Wochen ohne Alk. Ich habe hier eine Menge Gleichgesinnter entdeckt und fühle mich hier verstanden.

    Ich finde es mutig, daß Du mit deinem Mann darüber gesproche hast und freue mich für Dich, daß er für Dich Verständnis zeigt.

    Ich wünsche Dir alles gute auf deinem Weg.

    Gruß,
    OPA

  • Liebe Fera
    ich bin zwar keine Alkoholikerin sondern ich bin co-abhängig.
    Mein bester Freund ist Alkoholiger , und er ist heute in die Klinik zum Entzug gegangen . Ich hab mir lange Zeit schreckliche Sorgen um ihn gemacht und jetzt wo er endlich in der Klinik ist , mach ich mir auch große Sorgen um ihn . Bei ihm ist es so schlimm , das ich so sehr für ihn hoffe , dass die Entzugserscheinungen nicht so schrecklich schlimm werden .
    Ich freue mich deshalb für jeden , der erkennt das sein Trinkverhalten sehr bedenklich ist und der den Wunsch und die Einsicht hat etwas dagegen zu tun . Ich wünsche dir sehr , das du es schaffst bevor du körperliche Auswirkungen beim Entzug bekommst . Ich habe meinen Freund einmal zittern sehen , weil er einen Tag und eine Nacht nichts getrunken hatte . Es war die absolute Hölle . Ich wünsche dir von ganzem Herzen , das du es jetzt schaffst bevor solange dein Körper nicht dagegen rebeliert.
    Ich wünsche dir von Herzen alles erdenklich gute auf diesem Weg.
    Ganz liebe Grüße Uli

  • Hallo Fera,

    fein, dass du erkannt hast, dass sicht etwas ändern muss. Zwei Wochen ist doch schon mal was, jeder hat mit dem ersten Tag angefangen.

    Ich kenne zwar deinen Arzt nicht aber er wird dir gewiss nicht den Kopf abreißen und du wirst nicht sein erster und einziger ‚Kunde’ sein, der ein Alkoholproblem hat.

    Die Leute, die du bei der Suchtberatung treffen wirst, sind entweder Personal oder Selbstbetroffene. Die Betroffenen ob nun Alkoholiker oder Co’s werden möglicherweise die gleichen Gedanken haben wie du, also keine Bange, da geht niemand zum Spaß hin.


    Gruß Weißbär

    Liebe Grüße
    Weißbär

  • ... dass es so Zeiten gibt in denen ich allein bin und dann ist es schwierig... das zeigt mir eigentlich wo ich stehe. Es ist täglich ein Kampf und ich kann mich nicht dagegen wehren, ich bin froh wenn der Nachmittag vorbei ist und ich mich nüchtern ins Bett legen kann. Dann freu ich mich darüber, dass ich den Tag geschafft habe... manchmal ist es schwerer, manchmal leichter.

    Geht euch das auch so?

    Wenn ich mir so überlege wieviel Geld ich ausgegeben habe im Laufe der letzten Jahre... nur wegen dem Alkohol... das tut mir schon weh.

    Ich komm auch aus einer Alkoholikerfamilie: Mutter, Vater, meine 2 Brüder, mein Onkel ist daran zugrunde gegangen, meine Tante war auch immer blau. Schlimm ist das... und ich habe meinen Kindern DAS vorgelebt, auch wenn ich nicht so betrunken war, dass ich in der Ecke lag, so macht das die Sache überhaupt nicht besser... ich schäme mich so!!!!!

  • Du hast erkannt, das du ein Problem hast und du gehst das Problem an. Du bist Alkoholkrank und du suchst Hilfe. Das ist der richtige Weg!

    Ich weiss nooch wie ich mich geschämt habe als ich zum Arzt ging um Hilfe zu suchen und zu bekommen. Ich bin fast geflüchtet, ich habe geweint vor Scham die ich gar nicht zu haben brauchte, aber ich habe mir helfen lassen.

    Der Ganz zur Suchtberatung war für mich auch nicht einfach. Zugeben zu dürfen, ich habe ein Problem - Ich bin Suchtkrank... Mensch, fiel mir das schwer.. Oft der Fluchtgedanke im Hinterkopf, Panik. Dabei war das gar nicht nötig. Die anderen Menschen, incl. meinem Arzt, waren verständnisvoll und haben mir Hilfe gegeben. Ich hätte nie so eine Angst haben müssen zu sagen: Ich bin Alkoholkrank. Aber dieses Gefühl haben nach den Erfahrungen die ich bisher mitbekam viele Menschen. Dabei brauchst du dich nicht zu schämen. Alkoholismus ist eine Krankheit und gegen eine Krankheit die man kennt kann man etwas unternehmen ;)

    Viel schlimmer ist es, nichts zu tun, keine Hilfe zu suchen und anzunehmen, Gefühle zu unterdrücken und weiterzumachen wie bisher.

    Du hast jetzt eine Chance etwas in deinem Leben zu verändern. Etwas zu tun, worauf du vielleicht irgendwann Stolz sein kannst und deine Familie auch. Es wird dich vielleicht viel Überwindung und viel Energie kosten, mir hat es am Anfang sehr viel von beidem gekostet - doch du kannst auf diesem Weg zur Trockenheit im Endeffekt nur gewinnen.

    Ich wünsche dir, das du die Kraft findest Hilfe anzunehmen. Du bist ja auf dem besten Weg dazu. Ich würde dir empfehlen, diesen Weg weiterzugehen. Deine Scham zu überwinden die du nicht zu haben brauchst und Hilfe anzunehmen. Du bist nicht alleine und kannst hier im Forum mit starker Unterstüzung rechnen.

    Liebe Grüße

    Hans

  • Manchmal ist es so leicht, dann denk ich gar nicht dran und dann wieder: ach komm, ich könnte jetzt schnell eine Flasche Wein kaufen fahren und dann wenn er heim kommt, dann lass ich die verschwinden... das ist doch krank! ich kann das zum Glück unterbrechen, aber es fällt manchmal so schwer...
    habt ihr da einen Tipp? Ich bin auch so antriebslos teilweise, die Kinder retten mich wirklich davor nicht in dem Ganzen hier unterzugehen... ich gehe nun auch wieder arbeiten, da bin ich auch abgelenkt.
    Aber nun ist Wochenende und es sind wieder so viele Situationen da in denen ich sonst zur Flasche gegriffen habe... oh man! Wird das leichter? Kann man lernen die stehen zu lassen??

  • Halllo Fera,

    vielleicht hilft es Dir, wenn du dir klar machst, welche Situationen du genau meinst. Du könntest sie aufschreiben und damit eher "zu fassen" kriegen. Dann verlieren sie, meiner Erfahrung nach, an Größe und der Eindruck der Unüberwindbarkeit lässt nach.
    Und ja, es wird mit der Zeit einfacher.

    Wünsch dir ein schönes Wochenende,
    Oliver

  • Hallo Oliver,

    ja, das kann ich dir sagen: alltägliche Situationen. Kochen, putzen, alles mögliche... all das eben bei denen man sonst die Zeit hatte nebenbei noch ein Gläschen zu trinken. Und das sind die Gewohnheiten die einen daran erinnern: da war doch was, irgendwie war das sonst anders... heut trink ich immer dann einen Tee.

    Aber es war auch ein guter Tag heute: ich war anderthalb Stunden mit meinem Hund und meinen Kindern draussen, es war ja herrliches Wetter.
    Und jetzt ruhe ich gerade ganz in mir selbst und bin stolz auf mich weil ich den Tag geschafft habe, einkaufen war und schnurstraks an dem Alkoholregal vorbei gegangen bin und das gut ausblenden konnte...

    Nur mein Mann fragt mich ab und zu: willst du ein Glas Wein? Das nervt mich und ich sags ihm und er sagt es trotzdem!

  • Hallo Fera & willkommen im Forum! :)

    Mit seiner Fragerei hilft dir dein Mann allerdings nicht, obwohl ihm das bestimmt nicht bewusst ist. Wie ist denn sein Verhältnis zum Alkohol?

    Karsten hat recht: Ablenkung tut Not in der ersten Zeit der Abstinenz. Mit Hund & Kindern raus an die frische Luft ist bestimmt ein gutes Rezept. Vielleicht gibt es ja auch noch weitere Aktivitäten, die mit der ganzen Familie gemacht werden können. Hauptsache, nix mit Alkoholkonsum. Ansonsten trink viel Wasser oder Tee, wenn die Trinklust kommt. Keinen Durst zu haben ist schon eine Menge wert.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Fera,

    toll daß Du den Tag geschafft hast !

    Schaumal, was Du mit deiner Zeit vor dem Alkohol gemacht hast, villeicht findest Du ja alte Fähigkeiten und Verhaltensweisen wieder. Denn ich denke auch eine Änderung der Rituale ist wichtig.
    Geh mal wo anders Einkaufen, nimm einen anderen Weg zur Arbeit, etc..

    Villeich kannst Du deinem Mann einen kleinen Brief schreiben, in dem Du ihn darum bittest, diese Angebote von Alkohol zu unterlassen Denn dieser veränderte Weg der Kommunikation untersteicht deinen Wunsch.

    OPA

  • Hallo OPA,

    das mit dem Brief klingt gut... mein Mann hat auch seitdem ich den Entschluss gefasst habe aufzuhören keinen Tropfen angerührt und sagt mir oft: er hat kein Problem damit... stimmt auch!! Sein Vater ist an den Folgen des Alkoholkonsums gestorben, aber doch ist er recht gut auf dem Boden geblieben. Abgesehen von seinen cholerischen Anfällen und Wutausbrüchen mit denen ich nicht gut umgehen kann, ich weiß auch, dass ich mir das immer weggetrunken habe... kein guter Weg ich weiß.

  • Hallo Fera, auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum :) Schön, das du zu uns gefunden hast, du wirst merken, hier sind lauter Experten, die dich verstehen und vieles von dem, was du schreibst, kennen wir auch. Ich kann mich sehr gut in dich reinversetzen, kann deine Ängste und deine Unsicherheit verstehen und möchte dir Mut machen, Trockenheit lohnt sich. Es ist am Anfang absolut nicht leicht, doch du wirst merken, wenn du auf deinen Weg bleibt, hier schreibt und dich mitteilst, wird es besser werden. Ganz bestimmt!!! Ich bin ein Beispiel dafür, ich habe am Anfang meiner Trockenheit richtig leiden müssen, es war wirklich verdammt schwer, ich bin fast verzweifelt, doch mit der Hilfe meiner SHG konnte ich trocken werden und habe gelernt, über meine Probleme zu reden und sie nicht mehr wegzusaufen. Heute darf ich sagen, das trockene Leben ist viel schöner als die Sauferei und ich weiss, von was ich rede, da ich seit 1998 schon einige kurze Rückfälle hatte. Gottseidank konnte ich mich immer wieder schnell besinnen und arbeitete eisern daran wieder auf den Pfad der Trockenheit zu kommen. Ich bin immer nur für heute trocken, besuche regelmässig meine SHG, mache eine ambulante Therapie und schreibe hier im Forum. Das ist meine Trockenarbeit, meine Medizin, dich ich brauche, um zufrieden trocken zu bleiben :D Wünsche dir einen guten Austausch hier und berichte bitte weiter von dir!
    Ganz liebe Grüsse schreibt dir

    Franky

  • Hallo fera!

    Als ich noch gesoffen hatte, wa r ich interessant für andere, denn ich lieferte ihnen gesprächsstoff. Wenn andere sich über mich unterhielten, wurde darüber geredet, wo ich schon woeder was zum trinken geholt hatte und was es war. Mir selbst war es egal aber meiner frau nicht, denn sie schämte sich für mich. Als ich anfing mir über meine sauferei gedanken zu machen und die entscheidung zwischen totsaufen oder leben zu treffen, entschied ich mich fürs leben. Ich musste beginnen mein leben einen anderen sinn zu geben. Als erstes lernte ich, zu kapitulieren ( vorm alk, vor meiner hilflosigkeit, vor meiner überheblichkeit, vor meinen ängsten usw.) denn was konnte mir schon passieren . Es ist mir gar nicht mal so schwer gefallen, das wort alki anzunehmen und zu akzeptieren.
    Also machte ich nägel mit köpfen und ging als erstes zum hausarzt um mit ihm darüber zu reden. Der nächste schritt war in die beratungsstelle und in eine SHG. Mir war es auch sch***s egal, was andere von mir denken, denn ich wollte nur eines, (gesund werden)
    Du galubst gar nicht wie viel menschen mir mut machten für den schritt den ich eingeschlagen habe. Ich bekam anerkennung von denen die es auch ehrlich meinten. Natürlich waren auch welche darunterdie mich durch ihr verhalten herunterdrücken wollten, aber da sie von mir keine antworten darauf bekamen, wurde deren kommentar seltener. Ich glaubte auch, das keiner(ausser meine familie) merkte das ich soff, welches sich aber als falsch herausstellte. Sie sagten es mir nur nicht, denn sie waren der ansicht das es nicht ihre sache wär, was ja auch stimmte, oder sie hatten angst, das ich ihnen eine antwort gab die ihnen nicht behagte.da ich jetzt nicht mehr soff wurde ich für andere uninteresant den sie hatten nun kein gasprächsstoff mehr. In mir ist noch scham und schuldgefühle über das, was ich während meiner saufzeit meiner familie und mir angetan habe, aber gegenüber anderen schäme ich mich überhaupt nicht.
    Ich machte eine therapie und lernte dort, mehr über mich herauszufinden weshalb es soweit gekommen war. Ich kann dir nur raten dich nicht zu verstecken und wenn dich der alk zuhause stört, dann schmeisse ihn einfach raus. Dein mann wird bestimmt nichts dagegen haben, da er verständnis für deine situation zeigt. Sei offen und ehrlich zu dir selbst und stehe zu dem was dir passiert ist, du wirst sehen, das der drück und die spannungen in dir dann nachlässt.

    Ein Mensch muss sich verändern wollen
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes
    Wort zuviel und jede Anstrengung
    Ve r g e b e n s.

    Es grüsst dich recht herzlich heinrich alki und co-alki

    Der Mensch muss sich verändern wollen.
    Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.

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