Wie soll es weiter gehen?

  • Hallo zusammen,

    langsam weiß ich nicht mehr weiter.

    Vor ein paar Tagen war ich noch so zuversichtlich...

    Mein Vater (76) schon ewig Alkoholiker, trinkt nun seit ca. 4 Wochen nur noch alkoholfreies Bier.
    Das da auch Alkohol drin ist, will weder er noch seine Lebensgefährtin wahr haben.
    Soweit so gut.

    Habe den Kontakt auf 1x pro Woche reduziert und es lief eigentlich ganz gut.
    Mein Vater verändert sich allerdings zusehends.
    Er hat 8 Kilo abgenommen und ist in den letzten WOchen extrem gealtert.
    Seit dieser Woche spricht er so gut wie nichts mehr.
    Jetzt hat er diese Woche wie all die Jahre früher Weihnachtsplätzchen versucht zu backen.
    Das muss wohl ne ziemlich Katastrophe gewesen sein weil er es nicht richtig geregelt bekommen hat. Seine Lebensgefährtin hat nun Angst ihn alleine zu Hause zu lassen wenn sie nicht da ist.
    Aber ich kann doch nicht jeden Mal dann hinfahren und aufpassen.

    Das habe ich ihr dann auch versucht zu sagen, doch ich bekomme dann nur zu hören, das es ja wohl meine Pflicht sei, das gehöre sich einfach so, aus Nächstenliebe und Christenpflicht. Und sie tut dann so als wolle ich sie auch mit meinem Verhalten verletzen.

    Nun geht es mir schon gleich wieder schlechter.
    Ich will sie doch damit nicht verletzten, aber der Umgang mit meinem Vater fällt mir zur Zeit so schwer.

    Wie soll das nur weiter gehen?

    Für nächste Woche habe ich mal geplant weg zu fahren. Will mir mal ein paar schöne Tage mit meinem Freund machen und hab schon gleich wieder ein schlechtes Gewissen.

    Ich habe mich inzwischen auf eine Warteliste bei einem Psychotherapeuten setzen lassen, Wartezeit ca 14-18 Monate :(

    Weiß auch nicht so Recht mit wem ich darüber reden soll, hab das Thema bisher eigentlich viel lieber verdrängt. Ist ja dann auch alles viel einfacher.
    Nur bin ich in letzter Zeit an einem Punkt angekommen, wo ich merke so gehts nicht weiter.

    Dann dazu noch die Aussichten auf Weihnachten....
    Bin froh wenn die ganzen Feiertage vorbei sind.

    LG funny

  • Hallo funny,

    herzlich Willkommen hier im Forum bei den EK's.

    Ja, die Nächstenliebe und Christenplicht wird gerne mal ausgegraben. Aber wenn man genau liest steht da: Liebe deinen Nächsten WIE DICH SELBST.

    Das wird von den Leuten, die einem mit der Keule ein schlechtes Gewissen einbeulen wollen, gerne unter den Tisch gekehrt.

    Wenn du spürst, was dir gut tut und was dir eben nicht gut tut, dann ist das dein Weg. Für ältere Herrschaften gibt es ambulante Pflege, das könnte die Lebensgefährtin ankurbeln. Du bist kein Lückenbüßer, wenn sie mal aus der Tür geht. Die sind alt genug, ihr Leben zu organisieren, aber noch nicht zu alt, um dies nicht mehr zu können...

    Nun bist du ja hier im Forum. Vielleicht sortiert es sich für dich innendrin, wenn du dich hier durch die Threads liest und auch selber schreibst. Kannst du zusätzlich noch bei anderen Therapeuten nachfragen? 18 Monate?? :shock:


    Erst mal liebe Grüße und einen schönen 3. Advent!

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    ja ich lese hier sehr viel mit.

    Selbst zu schreiben fällt mir irgendwie schwer, vor allem über mich zu schreiben.

    Die Wartezeiten sind hier leider so lang, vielleicht geht es schneller, ich muss alle 2 Monate nachfragen.
    Wenn ich dringender einen Termin brauche muss ich zum Neurolgen/Psychiater gehen.
    Da habe ich angerufen, Termin am 20. Januar.
    Habe mich jetzt meinem Hausarzt anvertraut.
    Der meint auch die die Psychotherapeutische Praxis wäre die richtige Anlaufstelle für mich.
    Werde mich nach Weihnachten mal in der Nachbarstadt erkundigen, hier hab ich bei uns nicht so viel Auswahl.
    Habe jetzt von ihm Antidepressiva bekommen die jetzt nach knapp 3 Wochen auch langsam anschlagen.
    Ich fühle das es mir etwas besser geht.
    Nur die Angst vor diesen blöden Weihnachtstagen konnte ich bisher noch nicht ablegen.

    Jetzt freue ich mich erstmal auf nächste Woche, mal eine Woche ausspannen, nix hören und sehen.
    Da kann ich hoffentlich wieder Kraft tanken.

    Wünsche dir auch einen schönen 3. Advent.

    LG funny

  • MAAAAAAHHHH! Wenn ich das nur höre, bekomm ich eine irrsinnige Wut im Bauch: Nächstenliebe, Christenpflicht. Hat sich was! Prächtige Umschreibungen für: emotionale Erpressung. Und sonst garnichts.

    Mein Vater, einer der seltenen Fälle von weder Co, noch Alkoholiker, sagte mir mal auf meine Frage, wie ich denn wieder gut machen könnte, dass er mir beim Umzug zur Hand ging: "Sag mal, Du spinnst wohl? Das, was ich für Dich mache, hat nicht an mich retourniert zu werden. Das gehört Dir, das darfst Du höchstens an Deine Kinder weiter geben. Erziehung ist eine Einbahnstraße, eine Investition in die Zukunft. Kein Mittel zur Erpressung. Punkt um."
    Ich war ihm für diese sehr klaren Worte damals sehr dankbar. Hab lange drüber nachgedacht und ich denke, er hat recht. Und wenn immer ich wieder dem schlechten Gewissen meiner Mutter gegenüber sehe, drehe ich den Spieß um, spiele kurzfristig die Rolle meiner Mutter und frage mich, was ich von mir als Tochter noch erwarten konnte - mit unserer Geschichte im Rücken. Und die Antwort ist glasklar: Garnichts! Rein garnichts. Und alles, was ich dann noch freiwillig für sie tu, ist mehr, als sie erwarten kann. Und alles, was ich nicht für sie tun will, kann ich auch reinen Gewissens nicht für sie tun.
    So seh zumindest ich das.

  • Hallo EineUnterVielen,

    ein toller Spruch von deinem Vater, er hat ja so Recht!

    Du hast auch Recht mit deiner Meinung!
    Ich hoffe ich lerne das auch noch so umzudenken.

    Ich habe kürzlich das Buch "Familienkrankheit Alkoholismus" gelesen.
    Werde das wohl mal meiner Mutter zum lesen geben.
    Leider will sie von einer Co-Abhängigkeit gar nichts wissen und versteht meine Probleme auch gar nicht und meint das läge alles an meinem Freund das es mir zur Zeit nicht gut gehe.

    Ja, ich bin auch so ein typisches EKA, viele meiner Verhaltensweisen konnte ich hier schon nachlesen.

    LG funny

  • Hallo Funny!

    Wie geht´s Dir heute?

    Schließe mich den anderen an mit Nächstenliebe usw.... gerade an Weihnachten ist die Hoch-Zeit für emotionale Erpressung.. das kenne ich auch.

    Du schreibst verständlicherweise von Deiner Angst vor Weihnachten... (das haben ja schon viele, die in nicht-problembehafteten Familien leben.... Streß pur....) Wie möchtest Du denn gern Weihnachten verbringen? Und was spricht dagegen, die Feiertage nicht so zu verbringen, wie Du es gern möchtest? Wem bist Du verpflichtet?

    LG... Pedi

  • Hallo Funny,
    du kannst von deiner Krankenkasse eine Liste mit psychotherapeutischen Praxen bekommen und dich auf mehrere Wartelisten setzen lassen, wenn es dringend ist. Ich weiß wie blöd das ist zu warten wenn die eigenen Grenzen schon längst erreicht sind und man den Zeitpunkt vorher verpasst hat oder es nie für nötig hielt. Bei meiner jetzigen Therapie war es so dringend das meine Krankenkasse eine Therapeutin mit Aprobation und ohne kassenärztliche Zulassung bewilligt hat. Dafür musste ich mehrere Therapeuten der Liste anrufen, nachweisen das alle Wartezeiten an die 6 Monate aufwiesen und mein Hausarzt hatte mir noch eine Dringlichkeitsbescheinigung ausgestellt. Hatte mir meine Therapeutin aus dem Internet gesucht. Ihr Konzept gefiel mir, sie ist bei mir um die Ecke und konnte mir einen Zeitnahen Termin geben. Dann hast du erstmal sogenannte 5 probatorische Sitzungen bei denen du deine Probleme schilderst und der Therapeut schickt einen Bericht an die Kasse. Bis weitere Stunden bewilligt sind dauert es meißt nicht mehr lang. Desweiteren sehe ich das ähnlich wie Pedi. Wie alt müssen wir werden um uns zu lösen und Dinge nach unseren Vorstellungen umzusetzen? Wenn es dir zu schlecht damit geht, versuche doch mit Kompromisslösungen anzufangen. Einen Teil mit der Familie der leicht erträglich ist und den anderen Teil nur für dich und nach deinen Vorstellungen. Wir sind geprägt von alten Verhaltensmustern und es ist nicht leicht da auszubrechen. Hinzu kommt das andere selten gut damit umgehen können, wenn man sich aufeinmal verändert. Ich greife grade "wir reden nicht über Gefühle" an und es bewegt sich was in meiner Familie. Selbst wenn nicht... mir tut es gut, endlich mal neue Wege auszuprobieren. Schöne, entspannte Tage wünsche ich dir und Mut, wie Kraft für Weihnachten.
    Gruß Marina

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