Entzug ganz alleine, ohne medizinische Hilfe? Geht das?

  • Hallo miteinander,

    ich bin der Ehemann einer Alkoholikerin. Die letzten vier oder fünf Jahre ist sie nicht mehr nüchtern gewesen.
    Ich war Ende letzten Jahres so weit, dass ich nicht mehr bereit war, dies alles mitzumachen. Als ich damit begonnen habe, Trennung, Scheidung usw. vorzubereiten, war sie schlagartig trocken.

    Sie hat mir erzählt, sie habe das mit Hilfe des Anästhesie-Chefarztes am hiesigen Krankenhaus hinbekommen und mit Hilfe von Akupunktur (den Arzt kennen wir schon 25 Jahre, es ist wirklich sehr gut bei Problemen mit Betäubungsmitteln..). Seither hat sie allerdings körperlich heftig abgebaut, ca. 12 - 15 kg. Mittlerweile schlabbern bei Hosen der Grösse 36. Sie sieht aus wie magersüchtig.
    Ich habe dann letzte Woche mit dem oben genannten Arzt aufgenommen, per e-mail und um einen Gesprächstermin gebeten. Schließlich bin ich der nächste Angehörige und wollte wissen, ob ich mir Sorgen machen muss. Zu meiner großen Überraschung teilt mir der Arzt mit, dass meine Frau bei ihm gar nicht in Behandlung sei!
    Zur Rede gestellt will sie mir weismachen, sie habe ganz alleine aus freien Stücken von sich aus aufgehört und werde nie im Leben wieder einen Tropfen Alkohol anrühren.

    Ich kann und will das nicht glauben, dafür habe ich schon zu viel mitgemacht.

    Wenn das wirklich geht, ein Entzug ohne jede medizinische Unterstützung - dann hat sie nicht gesoffen, weil sie körperlich abhängig war. Sondern nur, um die Kinder und mich zu ärgern und zu stressen. Das allerdings würde zu ihrem Charakter und Naturell passen. Je mehr ihre Umwelt auf sie einwirkt, vom Alkohol zu lassen, umso mehr säuft sie dann.

    Nun meine Frage an die Wissenden hier:

    Ist es möglich, so ein Entzug ohne Hilfe, ohne medizinische Überwachung, einfach so?

    Daniel

    Angehöriger

  • Hallo Daniel,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Hier mal ein Link zum Kalten Entzug: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…bei-alkohol.php

    Deine Frau bringt sich durch einen Kalten Entzug ohne ärztliche Begleitung in Lebensgefahr. Das kann gutgehen. Das kann aber auch schiefgehen. So richtig schiefgehen.

    Wir kennen ja deine Frau nicht. Und da wir auch keine Ärzte sind, ist hier keine medizinische Beratung möglich, Ferndiagnosen funktionieren nicht... Deine Fragen solltest du d/einem Arzt stellen. Du kannst in der nächsten Suchtberatungstelle die Adresse eines Facharztes erfragen.


    Wie geht es eigentlich DIR? Und geht es dir mit dieser unklaren Situation?

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    danke für den Link. Scheint so, als läge ich mit meiner Vermutung doch richtig.

    Zur unklaren Situation: die ist eigentlich ganz klar. Ich werde mich trennen und die Scheidung betreiben. Die Kinder stehen da nicht unbedingt hinter mir, aber wohl eher aus Egoismus. Denn wenn ich weg bin, haben sie ihre Mutter alleine an der Backe. Und das ist eine Horrorvorstellung.

    Man mag mich deshalb für kaltschnäuzig, gefühlskalt oder sonstwas halten - wenn das so ist, dann hat sie mich dazu gemacht. Aber ich werde nicht mehr weiter ertragen, ich habe auch ein Recht auf ein bißchen Glück im Leben.

    Daniel

    Angehöriger

  • Daniel, das hast du...

    Schau für dich was dir jetzt wichtig ist. Es ist gut, wenn du dich abgrenzen kannst und für dich sorgen kannst.

    Wie alt sind denn die Kinder?


    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Daniel,

    ist es denn wirklich so wichtig für dich, WIE sie entzogen hat? Und warum ist das wichtig? Tatsache ist doch, dass sie trocken ist, oder? Da sind doch bereits die Gefahren gebannt.

    Liebe Grüße
    Zimt

  • glück auf daniel

    :arrow: klare antwort - auf ne klare frage.

    :idea: ja ein alkoholiker kann ohne medizinische hilfe und ohne medizinische begleitung trocken werden :!:
    :arrow::idea: ich selbst bin seit fast 23 jahren trocken :idea: - ich durfte in dieser zeit weit mehr als 2000 leute kennenlernen die auch nur durch selbsthilfe trocken wurden + zum großen teil immer noch trocken sind :!:

    hab mich wieder "weit aus dem fenster gelehnt" :arrow: linde hat recht :!: entzug ohne medizinische begleitung ist gefährlich lebensgefährlich + wird heute strickt abgelehnt :!: aber es geht :!:

    die wesentlichere erkenntnis: ein alkoholiker kann ohne selbsthilfegruppe nur ganz selten trocken bleiben :!: + :?: wie kann er / sie lernen - mit dem trockenen leben sinnvoll umzugehen :?:

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Daniel,

    Zitat

    Ist es möglich, so ein Entzug ohne Hilfe, ohne medizinische Überwachung, einfach so?

    Es ist alles möglich. Man kann auch von einer Brücke springen und hoffen das es gut geht. Es ändert aber daran nichts das es lebensgefährlich bleibt, weil man nie weiß wie man aufschlagt.
    Es ist unverantwortlich es überhaupt in Betracht zu ziehen.

    Es ist nun mal so das der nicht bekennende nasse Alkoholiker dazu neigt, alles schönreden und alles daran setzt, das er gut da steht. Da Alkohol ein reines Nervengift ist , sind auch Wesensveränderungen der üblen Art nichts unbekanntes. Deswegen sind auch die Aussagen von nassen Alkoholiker immer mit Vorsicht zu betrachten. Gewichtsverlust und Entzug muss unbedingt ein Arzt beurteilen .

    das sind die Fakten aber es ändert ja nichts das du emotional voll damit drin hängst. Du kannst machen was du willst es nutzt nur nichts wenn sie nicht will. das heißt . OHNE WENN UND ABER FALLEN LASSEN und sich um die eigene Bedürfnisse kümmern. Sich davon lösen und verantwortlich für dich und die Kinder in die Zukunft schauen.

    Das ist nicht ganz einfach und bedarf sicherlich auch noch viel Verständnis von deiner Seite aus. In deiner Form der Selbsthilfe, die du hier im Forum in Anspruch nimmst, wirst du genug Lesestoff und ähnliche Geschichten lesen, die dir aufzeigen welche Maßnahmen notwendig sind um dir selbst zu helfen.

    Ich wünsche dir alls Gute dazu

    Gruß Hartmut

    ps. um nochmals zu verdeutlichen ,wie einige es auch schon gesagt haben. Es wird hier im Forum keine Spekulationen über einen Kalten Entzug oder Diskussionen darüber geführt. Lebensbedrohlich und bei jedem individuell durch einen Arzt zu beurteilen und zu begleiten.. Dafür sind die Ärzte und Krankenhäuser da.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Zimt

    Hallo Daniel,

    ist es denn wirklich so wichtig für dich, WIE sie entzogen hat? Und warum ist das wichtig? Tatsache ist doch, dass sie trocken ist, oder? Da sind doch bereits die Gefahren gebannt.

    Liebe Grüße
    Zimt

    Nunja, mir stellt sich hier die Frage, WARUM sie eine Falschaussage getroffen hat. Unehrlichkeit spricht nicht gerade für einen geraden, trockenen Weg.

    Eric

  • Lieber Eric,

    ist es aber nicht Co-Verhalten, vom anderen Rechenschaft zu verlangen, mit welcher Methode genau er entzogen hat ? Ich bin mir nicht sicher, da Neuling.

    Aber mal angenommen, dieses Rechenschaft verlangen würde eine gewisse Übergriffigkeit in die Privatsspäre darstellen: Ist es dann nicht auch erlaubt, sich dagegen zu wehren und im Zweifelsfall zu lügen? (Besser wäre natürlich zu sagen: geht dich nichts an).

    Und zu guter Letzt frage ich mich, warum das für Daniel überhaupt noch so eine große Rolle spielt, wenn er sich doch eh trennen möchte. Und sie außerdem faktisch trocken ist.

    Liebe Grüße
    Zimt

  • Zitat von silberkralle

    glück auf eric


    woraus schlussfolgerst du die falschaussage :?:

    :D
    matthias

    Hi,

    siehe erstes Posting in diesem Thread.

    Lieben Gruß
    Eric

  • Hallo Daniel,

    viele Antworten auf deine Frage hast du ja schon.

    Nun wollte ich mal wissen was du denn mit Entzug überhaupt meinst? Den körperlichen Entzug /Entgiftung oder den Weg danach?

    ich frage dich da ich am Anfang meines Weges das auch durcheinander gebracht hatte.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Hartmut

    Hallo Daniel,

    viele Antworten auf deine Frage hast du ja schon.

    Nun wollte ich mal wissen was du denn mit Entzug überhaupt meinst? Den körperlichen Entzug /Entgiftung oder den Weg danach?

    ich frage dich da ich am Anfang meines Weges das auch durcheinander gebracht hatte.

    Gruß Hartmut

    Es geht im konkreten Fall um den körperlichen Entzug. Psychisch ist nichts zu wollen, solange sie nicht mal die Tragweite des Problems erkennt.

    Meine Frau hat ein völlig übersteigertes Selbstbewußtsein, das in keinster Weise mit ihrer Persönlichkeit oder ihrer Lebensleistung korreliert. Die Fassade wr ihr zeitlebens wichtiger als der Inhalt.
    Solange ich also die Fassade nach außen aufrecht erhielt, war die Welt in Ordnung. Seit ich nicht mehr mitmache und mich aus dieser Ehe (und dem ganzen sozielen Umfeld drumherum) verabschiede, ist sie plötzlich trocken.
    Um beurteilen zu können, wie die Zukunft aussehen wird, wollte ich eben wissen, welche "Haltbarkeit" dieser Zustand (trocken) haben kann.

    Ihr Vater war schon Alkoholiker, dessen Bruder hat sich buchstäblich tot gesoffen, und ihre Schwester hatte auch schon Probleme.

    Ich will nicht, dass ich mich zur Rettung einer Ehe breitschlagen lasse- und übermorgen geht es weiter wie vorher. Die Kinder (23, 19 und 13 Jahre alt) würden das nervlich auch nicht mehr packen.

    Daniel

    Angehöriger

  • Hallo Daniel,

    und noch ein herzliches Willkommen.

    Zitat von DanielG

    Solange ich also die Fassade nach außen aufrecht erhielt, war die Welt in Ordnung. Seit ich nicht mehr mitmache und mich aus dieser Ehe (und dem ganzen sozielen Umfeld drumherum) verabschiede, ist sie plötzlich trocken.


    Eben, Du hast etwas verändert, worauf sich etwas verändert, jetzt brauchst Du nur weiter zu verändern.

    Zitat von DanielG

    Um beurteilen zu können, wie die Zukunft aussehen wird, wollte ich eben wissen, welche "Haltbarkeit" dieser Zustand (trocken) haben kann.


    Wer will das denn beurteilen? Bist Du neutraler, unvoreingenommener Psychologe, Arzt, Richter, Beurteiler? Trockenheit ist nur etwas für 24h und darin stecken 24x60 Minuten. Jede dieser Minuten hat mich bald auf dankbare 3 Jahre gebracht und ich stehe seit 3 Jahren davor täglich daneben zu langen.

    Zitat von DanielG

    Ich will nicht, dass ich mich zur Rettung einer Ehe breitschlagen lasse- und übermorgen geht es weiter wie vorher. Die Kinder (23, 19 und 13 Jahre alt) würden das nervlich auch nicht mehr packen.


    Daniel, nicht die Kinder sind das Problem, nicht Deine Frau, das Problem bist Du. Beurteiler und Retter? Was bist Du bereit für Dich, für Deine Gesundheit zu tun und wann fängst Du endlich an? Wie schätzt Du die Haltbarkeit Deines Zustandes ein?

    Daniel, wenn Deine Frau trocken werden und leben will, ist Deine Beurteilung und Rettungsaktion ein überflüssiger Kropf. Es ist ihr Ding, kümmere Dich um Dich, fang einfach an.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Falls es jemanden interessiert,

    hier die Fortsetzung der Geschichte:

    seit dem 23. November ist meine Frau (nach eigenen Angaben) trocken. Ich entdecke seit kurzem aber wieder halbvolle Flaschen hier und da- könnten aber auch von früher übrig sein......

    Mittlerweile hat sie mindestens 15 Kilo abgenommen, sie sieht furchtbar aus. Ich bin für ein paar Tage ausgezogen und gestern abend zurückgekommen. Meine beiden Jungs wohnen ja noch hier, und ich habe meiner Frau einfach nicht mehr über den Weg getraut.
    Gleich eine Stunde nach meinen "Auszug" ging es los, der Psychoterror gegenüber den Kindern. Als erstes wurde unsere Tochter, 23 Jahre alt und schon selbstständig, d.h. außer Haus beizitiert. Alle drei Kinder wurden überflutet mit Gejammer und Geheule, ein angeblicher Nervenzusammenbruch soll stattgefunden haben, un die Kinder wurden vollgeschüttet mit Mitleidsforderungen für die Mutter und Beschimpfungen für mich, den Vater. Dienstag abend das Gleiche, Mittwoch nacht bis morgens um halb zwei. Die Tochter und der ältere Sohn sind berufstätig, beide arbeiten in der gleichen Firma.

    Mit systematischem Psychoterror gegenüber den Kindern hat sie diese so weit gebracht, dass sie nunmehr das leidende Opfer ist und ich der Depp - seis drum. Jedenfalls hatte meine Tochter sie zum Arzt karren müssen, weil sie sich mitten in einem Nervenzusammenbruch wähnte - war aber nicht. Ihren Job hat sie natürlich hingeschmissen, um mich zu treffen. Jetzt hat sie wohl eine Ärztin dazu gebracht, sie auf eine Kur zu schicken (Entzug?). Komischerweise durfte meine Tochter nicht mit hinein ins Behandlungszimmer zum Gespräch mit der Ärztin (obwohl sie eine halbe Stunde zuvor die Mutter fahren mußte, da diese wegen des nervlichen Zustands nicht in der Lage war, selbst zum Arzt zu kommen....). Ich habe also keinen Schimmer, was sie der Ärztin als Ursache für den körperlichen Verfall erzählt hat.

    Ab 15.04. soll sie nun behandelt werden in Bad Neustadt / Saale. Mehr weiß ich im Moment nicht.

    Würde es Sinn machen, das Gespräch mit der Ärztin zu suchen (die kannte meine Frau nicht bis zum vergangenen Mittwoch, hat also keine Ahnung von einer Vorgeschichte...) und diese ergänzend zu informieren?

    Wie verhalte ich mich, so lange sie zum Entzug in Bad Neustadt ist? Besuchen, obwohl ich nicht mehr mit ihr zusammenleben will, Therapieerfolg hin oder her? Oder isoliert und alleine lassen, damit ihr ihre Situation bewußt wird?

    Was tue ich also?

    idS Daniel

    Angehöriger

  • Hallo zusammen,

    wir sind jetzt räumlich getrennt, d.h. sie bewohnt jetzt ihre eigenen Zimmer im gemeinsamen Haus (das hat 380 Quadratmeter, da ist Platz genug..).

    Mir hat man gesagt, sobald ein Alkoholiker körperlich entgiftet ist, ändert sich sein Verhalten bzw. sein Charakter. Meine hat sich kein bißchen geändert, sie ist nur furchtbar abgemagert. Manchmal glaube ich, dass nur der Haß auf mich sie auf den Beinen hält.

    Ab Mitte April hat sie einen Kur-Platz in einer Klinik für psychosomatische Erkrankungen (sie hat offenbar ihrer Ärztin nicht die volle Wahrheit gesagt - in der gleichen Stadt befindet sich auch eine Entzugsklinik, aber dort geht sie nicht hin). Sie ist also offenbar immer noch damit beschäftigt, nach außen hin das Lügengebäude aufrecht zu erhalten. Niemand darf wissen, was sie wirklich hat. Seit Ende Februar war sie nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz, angeblich ist sie krank geschrieben. Sie provoziert ihre Kündigung - nur um mich zu treffen. Sie hat zwar nicht viel verdient dort, aber immerhin. Es geht ihr nur noch darum, mich zu treffen wo sie kann. Ist das typisch? Macht der Alkoholiker auch dann alle schuldig an seinem Zustand, auch wenn er schon entgiftet und trocken ist?

    idS Daniel

    Angehöriger

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