Sich selbst lieben!?
Diese Frage, dieser Appell, diese Empfehlung beschäftigt mich schon sehr lange.
Sie taucht hier im Forum ja auch immer wieder auf. In verschiedenen Varianten:
- Sich etwas Gutes tun
- gut für sich sorgen
- sich selbst Wert zu schätzen
Wie geht das? Wie fängt man an? Wo fängt man an?
Wie ist das bei mir?
Als ich vor fast 21 Jahren aufgehört habe Alkohol zu trinken war das gut für mich.
Ich habe keinen Alkohol mehr zu mir genommen.
Ich habe mir wieder die Zähne geputzt.
Ich habe mich wieder regelmäßig geduscht.
Ich habe drei Mahlzeiten am Tag gegessen.
Ich habe mir eine Arbeit gesucht und gefunden.
Ich bin in eine SHG gegangen.
Ich habe meine Wohnung stück um stück verändert.
Ich habe wieder angefangen Sport zu treiben.
Ist das „etwas Gutes für sich tun“? Für mich ja. Soviel war und bin ich mir wert.
Liebe ich mich selbst? In welchem Maße? Was liebe ich an mir?
Das sind Fragen, die sich an mein Innerstes wenden.
Ich konnte sie bisher nicht zufrieden stellend klären.
Auch nicht in der therapeutischen Arbeit.
Liegt das an mir?
Lag es an den Therapeuten?
Lag es an der Therapieform?
Hat sich das „etwas Gutes für sich tun“ im Laufe der Jahre verändert?
Ja.
Die Arbeit, der Beruf hat eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Absolut zentral. Klassische Suchtverlagerung. Totales Ausleben meines Helfersyndroms.
Begonnen hat es mit Willen etwas leisten zu wollen. Meine Fähigkeiten, meine Talente endlich einmal entdecken und ausleben zu können. Geendet hat es damit, dass ich nur noch über den Beruf Rückmeldung bekommen habe, dass es einen Wert hat, dass ich da bin. Am Schluss auch das nicht mehr. Gekündigt und nicht mehr eingestellt. Bis heute.
Ähnlich war es im privaten Bereich. Immer geholfen. Für Andere da gewesen. Immer in der unbewussten Hoffnung, dass mein Dasein dadurch einen Wert bekommt.
In die SHG bin ich irgendwann nicht mehr gegangen. Ich fühlte mich dort unverstanden.
Auch den Sport habe ich irgendwann wieder eingestellt.
Und heute?
Heute beginne ich wieder von vorn.
Der Eintritt in das Forum vor 4 Wochen ist mein erster Austausch seit Jahren über meinen Alkoholismus.
Die Suche nach einer Arbeit geht mit dem Beginn meines 1-Euro-Jobs am 29.1.10 weiter.
Die Suche nach einer geeigneten Therapie/Therapeuten hat auch begonnen. Am 26.1.10 habe ich mein erstes Erstgespräch.
Duschen, Zähneputzen und Mahlzeiten sind so geblieben.
Mit dem Sport habe ich noch nicht wieder begonnen.
Fazit
Auch wenn ich die letzten fast 21 Jahre überwiegend nicht zufrieden gelebt habe, so bin ich doch stolz darauf, dass ich es geschafft habe, mich den Widrigkeiten und Stürmen des Lebens ohne Alkohol gestellt zu haben.
Die tieferen Beweggründe, warum es mir bisher nicht gelungen ist, mich mehr zu mögen, hoffe ich in einer erneuten Therapie aufarbeiten zu können.
Ich möchte mich zukünftig nicht mehr an dem Zufriedenheitsgrad Anderer messen.
Ich habe meinen Weg …
Wie sieht euer Weg aus?
Liebe Grüße
Manfred