Sich selbst lieben!?

  • Hallo ihr zwei,

    vielen Dank für eure Gedanken! Vom Kopf her weiß ich wohl wie du es meinst, Maria, aber mein Gefühl kommt da nicht so ganz mit denn dann würde ich jetzt die selbe Frage stellen wie Manfred.

    Zitat

    Und das hat ausgereicht um ein zufriedener, trockener Alkoholiker zu werden?

    Denn das würde ja im Umkehrschluß bedeuten, ich würde dem Bedürfnis/Verlangen nicht mehr nachkommen und alles ist juuut.
    Es beschäftigt mich wohl auch so wie dich.

    Irgendwie würde ich das Wort Bedürfnis nicht mit Verlangen in Verbindung bringen sondern eher mit "Gutes tun" oder "Freiwilligkeit" denn wenn ich saufen MUß/TE ist es ungesund kein Bedürfnis mehr sondern ein Verhalten das sich zum verlangen (Sucht) entwickelt hat. MUß hat immer etwas mit Zwang zu tun…nichts mit Freiwilligkeit und macht irgendwann krank.

    Wenn ich mir jetzt Bedürfnisse erfülle passe ich trotzdem immer noch sehr gut auf mich auf um nie wieder irgendetwas zu MÜSSEN.Ich hatte in der ersten Zeit meiner Nüchternheit ein unbändiges Bedürfnis nach Schokolade.Obwohl es mir gut tat habe ich trotzdem irgendwann aufgehört diesem Bedürfnis zu folgen denn dann wäre es wieder ein Verlangen geworden und ich wäre evt. in die nächste Sucht geschlittert.

    Ich hoffe ist nicht zuuu wirr und ihr könnt bischen was damit anfangen..Vieleicht hat ja ein anderer auch noch paar Gedanken dazu.
    Manfred, wenn dir das hier zu viel wird in deinem Fred "sag" bitte einfach bescheid.Ich hab schon ein mulmiges Gefühl das ich hier deinen Fred missbrauchen könnte.

    Kijara

    Ohne Alkohol seit 20.08.06

  • Liebe Kijara,

    also nun mag ich dir gerne mal antworten, weil ich das ungute Gefühl habe, dass sich hier in Manfreds Thread schon wieder so eine unsägliche Diskussion um Wortklaubereien entspinnt, wie ich sie schon öfters beobacht habe und zutiefst verachte, weil sie in allgemeiner Verwirrung endet und damit niemandem dienlich ist.

    Auf Marthas These, der Trinker versuche sich mit dem Saufen irgendwelche Bedürfnisse zu erfüllen (der ich übrigens von Herzen zustimme), hat HansHa geäußert, er habe aufgehört, sich sein "Bedürfnis zu trinken" zu erfüllen und sei somit - durch das Nicht-Erfüllen eines Bedüfnisses - zufrieden abstinent geworden.
    Und ab dann wurde es verwirrend, denn die beiden sprechen von unterschiedlichen Dingen.
    Deiner Antwort:

    Zitat

    Ich habe es nie als Bedürfnis gesehen zu trinken sondern ich MUßTE irgendwann trinken um weiter zu funktionieren und mich „weg zu beamen“.


    kann ich dagegen wieder voll und ganz zustimmen!
    Es mag sein, dass ich vor meiner Trinkerei auch schon Bedürfnisse hatte, die habe ich aber kaum wahrgenommen bzw. hatte ich nicht gelernt, sie auf gesunde Art und Weise zu erfüllen. So kam ich - und sicher viele andere Trinker auch - ans Trinken. Denn das Trinken hat mir vorgegaukelt, meine Bedürfnisse würden erfüllt werden. Erst jetzt, im Rahmen meines Trocknungsprozesses, lerne ich mich als Mensch in meiner Gesamtheit kennen und bin immer wieder überrascht, welch unterschiedliche Bedürfnisse ich doch habe, von "klein und bescheiden" bis hin zu "anspruchsvoll und gar nicht so einfach zu erfüllen". Mein Lernprozess besteht also darin, erstens meine Bedürfnisse in ihrer Vielfalt kennenzulernen und zweitens sie auf gesunde Art und Weise zu erfüllen (sofern dies möglich ist, wohlgemerkt :wink: ).

    Jou, meine Gedanken dazu.
    Liebe Grüße
    espoir

  • glück auf

    zumindest in der letzten zeit - als mir schon klar war das es so nich weitergehen konnte - war mein bedürfnis endlich aufhören zu können (ich habs nur lange nich geschafft)

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Espoir,

    Zitat

    denn die beiden sprechen von unterschiedlichen Dingen.

    ach sooo....da wurde von unterschiedlichen Dingen gesprochen. Dann habe ich das nicht verstanden.

    Schließe mich uneingeschränkt dir an, dass Wortklauberei und unsägliche Diskussionen zu nichts führen und verwirrt bin ich dann dadurch selbst schon genug. :wink:

    Grüße
    Kijara

    Ohne Alkohol seit 20.08.06

  • Hallo Matthias, Maria, Espior und Ihr,

    wenn ihr sagt, dass es Euch ein Bedürfnis war nicht mehr zu trinken, sorry, ist das ein Bedürfnis? Für mich ist das eine Strategie um mir ein Bedürfnis dahinter zu erfüllen.

    Das ist jetzt keine Wortspielerei sondern ein anders Bewusstsein.

    Wenn ich z.B. eine Diät mache, dann esse ich weniger. Ich esse nicht weniger weil es mein Bedürfnis ist, weniger zu essen sondern ich esse weniger, um dünner zu werden. Mein Bedürfnis dahinter wäre also meine Gesundheit oder Schönheit.

    Wenn ich z.B. Alkohol trinke, dann mache ich ja bewusst, ich könnte ja auch Tee trinken. Meinetwegen habe ich einen anstrengenden Tag, ich fühle mich angespannt und möchte Entspannung und Ruhe (Bedürfnis) und ich wähle mir dazu den Alkohol. Ich könnte aber auch in die Sauna gehen,Yoga machen, meditieren etc.

    Und wenn ihr nicht mehr trinkt, bzw. aufhört zu trinken, dann steht dahinter wahrscheinlich das Bedürfnis nach Gesundheit, Klarheit, Freiheit, was auch immer.

    Vielleicht macht es das auch noch zusätzlich so schwer, aufzuhören zu trinken. Espior beschreibt das gut, dass sie ihre Bedürfnisse kaum wahr genommen hat. Also in sich zu gehen, welches Bedürfnis versuche ich mir eigentlich zu erfüllen, wenn ich was trinke. Und wenn ich das weiss, kann ich mir neue Strategien überlegen, wie ich mir diese Bedürfnisse anders erfüllen kann.

    Manfred, ich hoffe es ist okay für Dich, wenn ich das in Deinem Thread schreibe.

    Viele Grüsse Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Eure Beiträge. :D

    Bei mir war und ist das so mit den Bedürfnissen:

    Meine mir nicht bewussten Bedürfnisse nach Sicherheit, Schutz, Nähe, Wärme, Geborgenheit, Zugehörigkeit, etc. (die Liste ließe sich noch ziemlich lang weiterschreiben) habe ich im Alter von 15 Jahren begonnen mit Alkohol zu erfüllen.

    Das war natürlich nur eine Scheinerfüllung, aber das habe ich lange Zeit weder wahrgenommen noch verstanden.

    Ich konnte übrigens von Beginn an nie nur ein oder zwei Gläser trinken. Es waren immer mehrere Gläser oder Flaschen.

    Mit Anfang 20 war mir dann klar dass ich Alkohol nicht „Normal“ trinken kann. Seitdem mir das zum ersten mal klar war, konnte ich Alkohol nicht mehr so trinken wie vorher. Diese Form der Bedürfniserfüllung oder Bewältigung meiner Defizite war damit ein für allemal vorbei. Das heißt nicht, dass ich sofort aufgehört habe zu trinken. Das hat noch 10 Jahre gedauert. Aber seit mir klar war, dass ich Alkohol nicht kontrolliert trinken kann, seitdem war der „Entspannungs – und Wohlfühlfaktor“ weg.

    Die 10 Jahre bis zu meinem 31. Lebensjahr waren geprägt von dem Versuch kein Alkoholiker zu sein. Mit allen möglichen und unmöglichen Versuchen kontrolliert trinken zu können. Am Ende musste ich trinken. Rund um die Uhr. Trinken war für mich wie atmen. Niemand von außen hätte mich davon abbringen können.
    Ich wollte diese existentielle Entscheidung selbst treffen. Unabhängig von Therapeuten, Ärzten, Angehörigen, Selbsthilfegruppen, etc. Ich wollte nicht, dass jemand anderes die Macht bekommt existentiell über mein Leben zu entscheiden. Für mich hätte es sich so angefühlt, das ich dann in meiner Existenz abhängig von einem anderen Menschen oder Gruppe wäre. Das wollte und will ich auf gar keinen Fall. Die Frage ob ich trinke oder nicht, die entscheide ich vollkommen autonom.

    Wie ist das jetzt mit den Bedürfnissen? (die aus der o.g. Liste)

    Mir wird erst nach und nach klar, was eigentlich meine konkreten, tieferen Bedürfnisse sind. Während meiner vergangenen Trockenzeit habe ich mich überwiegend mit beruflichen Plänen, Zielen und Projekten beschäftigt. Ich habe wohl unbewusst versucht die o.g. Bedürfnisse darüber zu erfüllen. Was natürlich nur ansatz- und phasenweise gelang. Erst jetzt, nachdem dieses Aktionsfeld nicht mehr zur Verfügung steht, beginne ich langsam Klarheit darüber zu gewinnen, wie wenig zielführend meine bisherigen Strategien waren.

    Das mir das Alles vergleichsweise spät bewusst wird, dass hat sicher auch damit zu tun, dass ich in den vergangenen 15 Jahren keinen Austausch mit anderen Alkoholikern gesucht habe. Seitdem ich hier im Forum schreibe und lese klären sich so nach und nach viele Verhaltensweisen in der Vergangenheit.

    Hinzu kommt, dass ich mich seit kurzem auch wieder verstärkt mit dem Begriff „Demut“ beschäftige. Auch und gerade im Zusammenhang mit der Erfüllung von Bedürfnissen.

    Einerseits ist es für mich wichtig, dass ich gut auf mich achte und gut für mich sorge (da ist sicher noch eine ganze Menge zu tun). Andererseits ist es für mich genauso wichtig, dass ich mich nicht für den Mittelpunkt der Welt halte, obwohl ich natürlich einzigartig und etwas besonderes bin. Aber alle anderen Menschen um mich herum sind das auch.

    Eine demutsvolle Haltung hat für mich etwas mit Spiritualität zu tun. Letztlich mit der Anerkennung einer höheren Macht als mich selbst, wie immer man auch diese Macht benennt. Und ich stelle mir diese Macht als etwas umfassend Gütiges vor, die mich in all meiner Begrenztheit annimmt und wertschätzt.

    Da ich mich diesem spirituellem Gedanken erst seit kurzem wieder annähere, kann ich es noch nicht so richtig stimmig beschreiben. Für mich ist es ein Prozess, dem ich mich erst wieder neu annähere.

    Auf welche Weise sich dieser Prozess weiterentwickelt kann ich heute noch nicht sagen. Ich spüre aber, dass es der für mich richtige Prozess ist um wieder mehr mit mir in Verbindung zu kommen. Mich mehr zu mögen, zu lieben, wert zu schätzen, als ich es in der Vergangenheit getan habe.

    Liebe Grüße
    Manfred

    PS:
    Jede/r darf hier alles schreiben, was ihn bewegt. Dazu noch folgender Schlaumeier-Spruch :wink: :

    Das Griechische di-a-logoi wird mit „Welt-Ursprung“ übersetzt. Durch Dialog entsteht die Welt. Gefällt mir gut. :D

  • Hallo Manfred,

    was Du so zusammenfassend über die Bedürfnisse geschrieben hast, sind auch genau meine Gedanken.
    Denn ich quälte mich lange mit der Frage: Bin ich ein süchtiger Mensch? Dabei durchlief ich alle Stationen, die Du beschrieben hast.
    Ich bekam von der Frau von der Beratungsstelle für Kinder für meine Tochter zwecks Aufklärung, wenn sie ins jugendlichen Alter kommt, eine Broschüre. Sie nennt sich Sehnsucht.
    Dort wurden sämtliche Drogen aufgezählt. Alles drehte sich aber um die Sehnsucht, als Beispiel wurde unter anderem von Menschen berichtet, die nicht gelernt haben, Konflikte durchzustehen oder Enttäuschungen zu ertragen.
    In diese Richtung kann ich mich einordnen.
    Dadurch entwickelte ich die Macke bei Konflickten zur Flasche zu greifen. Wollte mir immer ein bischen Ruhe (Bedürfnis) damit gönnen.
    Fataler Fehler von mir. Denn jetzt sitze ich hier und muss ganz langsam lernen Konflickte ohne Alkohol zu bewältigen.
    Noch schwieriger wird es, wenn es um mein Problem, der Co-abhängigkeit geht. Warum muss ich auf der einen Seite hart sein um mich zu schützen, obwohl ich ganz anders empfinde? Vom vielen Grübeln ist mir schon ganz schwindelig geworden.

    Aber mein Glaube führt mich da in die richtige Richtung.

    Wie ich aus Deinen Worten so las, beschäftigst Du Dich mit der höheren Macht. Jetzt ganz neu wieder.

    Deine Worte zur Demut sind wirklich ein wichtiger Bestandteil für, ich nenne es mal jetzt, verdrehten Verhaltensweisen. Egal ob es sich um das Erfüllen von Bedürfnissen handelt oder ein Verhalten zum Schutz, wie es für Co-abhängige wichtig ist.

    In unserer Gemeinde viel da auch das Wort Verzicht.
    Erst dann kann der Geist wachsen.
    Das schützt mich. Passe ich nicht richtig auf mich auf, oder bin noch sehr unstabil oder bin ich wieder mal einer Gier verfallen, der Prediger nannte sogar die Liebe als Beispiel oder den Alkohol (hat man sie kennengelernt will man sowieso immer mehr), kann ich durch Verzicht wachsen.

    Allmählich gehe ich Schritt für Schritt nach vorne. Denn meine Macke Konflickte mit Alk zu lösen und meine Co-abhängigkeit machte mich depressiv. Meine Depressionen kommen noch vereinzelt hoch, wenn ich nicht genug auffpasse. Ist viel Kopfarbeit. Wird aber immer besser.

    Liebe Grüße
    Zeter :D

  • Zitat von Martha66

    wenn ihr sagt, dass es Euch ein Bedürfnis war nicht mehr zu trinken, sorry, ist das ein Bedürfnis?

    Also ich zumindest habe genau das eben nicht gesagt...
    Aber ist ja jetzt auch egal.

    :wink:

  • @ Liebe Espior,

    sorry, wenn Du Dich mit in einen Topf geworfen gefühlt hast. Danke für Deine Rückmeldung, dass das so bei Dir gelandet ist, war nicht meine Absicht. Ich wollte eigentlich Deine Aussage unterstützen und die Frage ging eher an Matthias und Maria.......

    Ja ja immer wieder genau gucken, was man an wen schreibt ;-).


    @ Liebe Kijara, dass freut mich, dass es Dir klarer wird.

    Ich wünsche Euch einen schönen Abend, Grüsse Martha

    Achte auf deine Gedanken, sie sind der Anfang deiner Taten ...

  • Hallo Martha,

    ich weiß überhaupt nicht ob ich deine Frage beantworten kann weil für mich ist das hier alles einwenig zu kompliziert.

    Ich hörte auf zu saufen weil mein Körper kein Alkohol mehr aufnahm, oben rein und unten raus, mein Körper und meine Seele verlangte Alkohol und gleichzeitig verweigerte aber die Aufnahme, ich brauchte Alkohol wie du Wasser.
    Der Wille, der Wunsch nicht mehr saufen zu müssen kam erst später, aber wie schon geschrieben für mich zu kompliziert das hier.

    Gruß
    Maria

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