Auf der Liste ganz unten

  • Hallo,
    meine Vorgeschichte ist wohl typisch: Vater Alk, Mutte Co.
    Mit 28 bin ich zu Aalanon um die Kindheit aufzuarbeiten und damit ich nicht die Fehler mache wie meine Mutter. Nach vielen Büchern und 3 Jahren SHG hatte ich das Gefühl gut damit klar zu kommen und ich wollte das als abgeschlossen betrachten!
    Jetzt, bin ich 38 und erkenne daß der Mann mit dem ich seit 5 Jahren verheiratet bin Alkoholiker ist. Ich habe mir doch zuviel bieten lassen und mich auf seine Launen eingestellt und wochenlang fruchtlose Diskussionen mitgemacht über seinen Weltschmerz und Probleme die keine sind und gedacht ihm mit Argumenten und Logik helfen zu können. Hat nicht wirklich funktioniert.

    Weil er nicht zum Arzt ging habe ich einen befreundeten Arzt nach Hause geholt.

    Kurze Einsicht nach dem Besuch: von November bis Februar war er trocken.
    Das war eine schöne Zeit.
    Wenig Streitereien. Er hat mal wieder was auf die Reihe gebracht.
    Ich hab mich tatsächlich mal um mich gekümmert. Hab das erste mal überhaupt einen richtigen Haarschnitt. Hab mir eine hübsche Hose und Schuhe gekauft und einen Rock.

    Der Rückfall (weil's ihm schmeckt) und die extremen Szenen in den Anschlußwochen (er braucht sich nicht rechtfertigen wenn der versteckte Schnaps im Schrank verdunstet!) war für mich der Wach-Schlag.

    Ich habe meine kleine Aalanon-Fiebel aus dem Keller geholt, spreche offen mit Freunden, habe mit meinem Arzt eine Kur beantragt. Am selben Abend hat er "gedroht" in eine Klinik zu gehen und evtl. nie mehr zurück zu kommen. Ich wollte ihn sofort hinfahren aber er hat den Rückzieher gemacht - muß erst was essen und dann erstmal schlafen.
    Ich bin auf das ganze Theater reingefallen.

    Seit Gründonnerstag ignoriere ich ihn.
    Er checkt sofort die Veränderung und versucht mich aus der Reserve zu locken - in seine geliebten Diskussionen zu ziehen - Unfälle provozieren.
    Mein Standartsatz in ruhigem Ton (ein lebensrettender Tip von der Telefonseelsorge):
    ICH DISKUTIERE NICHT MIT DIR.

    Er merkt daß ihm die Situation entgleitet. Trinken tut er (keine Ahnung wie viel zurzeit).
    Seit 10 Tagen bin ich das absolute Feindbild!!!
    Mit aller Anstrengung versuche ich mich um mich zu kümmern, die Gedanken zu sortieren.

    Über's Wochenende bin ich mit Freunden weg. Er wollte nicht mit, kurz vor der Abfahrt macht er mir Untreue-unterstellungen. Ich bin trotzdem gefahren. Vor Ort ruft er an, will mir ein schlechtes Gewissen machen - als ich nichts darauf gesagt habe meint er ich brauche gar nicht mehr nach Hause kommen.
    :cry:
    Zum einfach mal Wegbleiben hatt ich dann doch zuwenig dabei.
    Und wenn ich mal gehe, dann kann (und will) ich nicht mehr zurück.
    Außerdem hört der dann nie mehr mit dem trinken auf, oder?
    :shock:

    Bringt es was mal für 2 Wochen abzutauchen?

    Ich kann mich nicht mehr konzentrieren und bin sauer, traurig, verzweifelt und wütend.
    Die Kur muß noch genehmigt werden. Mir geht die Kraft aus.

    Ich habe letzte Woche eine Liste mit der Wirkung Alk <-> Co gelesen.
    Wir haben tatsächlich jeden einzelnen häßlichen Punkt der Liste durchlebt und sind jetzt ganz unten angelangt.
    Aber da steht nicht wie's jetzt weiter geht.

    Im Moment krieg ich Panik!!! :shock:

  • Hallo Ichbinmachtlos,

    willkommen im Forum. Ich finde Du machst Dich bisher sehr gut. Es ist nichts verkehrtes daran an Dich zu denken. Ebenso ist es nicht verkehrt, Deine Co-Knöpfe zu deaktivieren und ihn ins Leere laufen zu lassen. Schön, dass Du Dir schon soviel Hilfe gesucht hast.

    Es ist eine Sache die Vergangenheit aufzuarbeiten und eine andere in der Gegenwart zu agieren. Solange ich mich damals in der Vergangenheit mit meiner Mutter bewegt hatte ich die Sache irgendwann ganz gut im Griff. Ich sah nachträglich was da abgelaufen war und welcher Form es meine Gegenwart beeinträchtigte und konnte mein Wissen nutzen. Das war auch mehr Theorie, weniger Praxis, eben weil Vergangenheit.

    Etwas ganz anderes war es mit ihr in der Gegenwart umzugehen, da hatte aufeinmal ganz viel, was mir nicht gelang. Ganz einfach weil ich in dem Augenblick meine Gefühle nicht nur rückblickend reflektiert habe, sondern sie in dem Moment bewusst und ganz real erlebt habe. In solch akuten Situationen Erkenntnisse anzuwenden ist etwas ganz anderes als die Vergangenheit dosiert zu betrachten. Man steckt mittendrin, da ist nichts mit Dosierung, nur nach und nach an sich ran lassen. Das steht vor einem und man muss sich auf die eine oder andere Art sofort damit auseinandersetzen. Das ist die Gegenwart genau in dem Moment.

    Auch dieser Umgang ist mir irgendwann soweit geglückt, dass ich damit klar kam, aber das hat seine Zeit gedauert. Ich habe das Gefühl, Du stehst gerade vor dem gleichen Problem wie ich damals. Die Erkenntnisse die ich durch die Aufarbeitung der Vergangenheit gewonnen hatte auch in der Gegenwart umzusetzen.

    Zitat

    Und wenn ich mal gehe, dann kann (und will) ich nicht mehr zurück.
    Außerdem hört der dann nie mehr mit dem trinken auf, oder?

    Wer will das schon wissen, wer kann es wissen? Du kannst gehen und er stürzt endgültig ab oder er wird wach und tut etwas für sich. Du kannst bleiben und damit den endgültigen Absturz verhindern bis er irgendwann die Kurve bekommt oder er sieht dadurch keinen Grund etwas zu ändern, weil alles doch so schön läuft und säuft sich dann zu Tode. Du kannst es drehen und wenden wie Du willst, es kann immer so oder so ausgehen. Du kannst nicht in die Zukunft schauen und Du bist nicht dafür zuständig und verantwortlich das er trocken wird.

    Deine Aufgabe ist es dafür zu sorgen, dass es Dir gut geht, das Du zufrieden und glücklich bist. Ob das mit ihm oder ohne ihn ist, wird die Zukunft zeigen.

    Dein Nick ist in Bezug auf ihn Progamm: Du bist machtlos.

    Zitat

    Wir haben tatsächlich jeden einzelnen häßlichen Punkt der Liste durchlebt und sind jetzt ganz unten angelangt.
    Aber da steht nicht wie's jetzt weiter geht.
    Im Moment krieg ich Panik!!

    Das kann ich verstehen. Ich weiß nicht wie oft ich vor manchen Sachen zurück geschreckt bin, weil ich meine Mutter geliebt habe, weil ich höllische Angst hatte sie zu verlieren. Gebracht hat es nur Kummer für mich, sie hat es nicht gerettet. Wichtig war was sie getan und gelassen hat und nicht was ich getan und gelassen habe. Listen können helfen, aber sie können uns nicht sagen wie wir unser Leben leben sollen, müssen oder können. Das bestimmen wir ganz allein und an uns ganz allein ist es, uns auch einmal Dinge zu trauen vor denen wir Angst haben.

    In meiner SHG hat mal jemand gesagt, wo die Angst ist, ist das Ziel. Ich finde, da ist eine Menge wahres dran.

    Gruß
    Skye

  • Hallo Ichbinmachtlos,

    es gibt keine Listen oder Gebrauchsanweisungen, wie es irgendwann weitergeht. Wie es bei ihm weitergeht, keine Ahnung...Darauf hat ja niemand Einfluss außer er selbst.

    Und genauso ist es ja bei dir! Wie es jetzt für dich weitergeht, das kannst nur du bestimmen. Du hast ja auch schon einige Sachen gut machen können, lässt dich nicht auf Diskussionen ein (bringt ja tatsächlich nix), triffst dich mit lieben Freunden, unternimmst Dinge, die dir Spaß machen, hast eine Kur beantragt.

    Das finde ich wirklich gut, wie du das machst. Und nun ist es wichtig für dich, in Ruhe (so gut es geht) zu überlegen, welche Schritte du jetzt als nächstes machen willst. Du schreibst, wenn du weggehst, kannst du nie mehr zurückkommen, na gut... Und du hast aber Angst, er hört dann nie mehr auf zu trinken, na, auch gut, das ist dann seine Entscheidung. Und wer weiß es schon, was er dann macht...

    Es ist eben nicht so einfach, kein Spaziergang und keine To-Do-Liste, die es abzuarbeiten gilt. Ich wünsche dir einen Batzen Kraft, da hinzusehen und weiter zu gehen.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Ichbinmachtlos!

    Erst mal herzlich willkommen in diesem Forum.

    Ich finde, Du hast schon viele Schritte getan, um Dich aus Deiner Co-Abhängigkeit zu befreien.
    Deine Zweifel und Deine Hoffnung (so lese ich es zumindest...), die Beziehung zu Deinem Mann wieder auf der "trockenen" Ebene weiter führen zu können, kann ich gut nachvollziehen...mir ging es damals ähnlich wie Dir.

    Du fragst

    Zitat

    Bringt es was mal für 2 Wochen abzutauchen?

    Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es nichts bringt.
    Das ist aber eine Aussage, die auch sehr differenziert zu betrachten ist. Denn es gibt in diesem Forum auch viele Beispiele, in denen der nasse Partner Hilfe angenommen hat und die Partnerschaft weiter bestehen konnte.
    Im nachhinein betrachtet bin ich der Meinung, dass ich den unserer Beziehung keine Chance mehr geben wollte (konnte!). Es waren neben dem Alkoholkonsum auch noch andere Dinge, die einfach nicht mehr gestimmt haben.
    Daher waren die zwei Wochen "Probetrennung" für uns nicht hilfreich.
    Meine Entscheidung zur Beendigung der Partnerschaft war gefallen, aber es hat sich dann noch ein halbes Jahr hingezogen, bis ich wirklich ausgezogen bin.

    Ich wünsche Dir viel Kraft für Deinen Weg.
    Denk an Dich und schau in Dich hinein, wie es dort aussieht...wie Deine Gefühle sind.

    Ich wünsche Dir, dass die Kur bald genehmigt wird...am besten möglichst weit weg, um Abstand zu Deinem Mann und Eurer Situation zu gewinnen.


    Herzliche Grüße

    Billy

  • Hallo Ihr Lieben,

    Vielen Dank für die Antworten.


    Skye, Du sprichst mir aus der Seele:

    Zitat


    Es ist eine Sache die Vergangenheit aufzuarbeiten und eine andere in der Gegenwart zu agieren.
    ...
    In solch akuten Situationen Erkenntnisse anzuwenden ist etwas ganz anderes als die Vergangenheit dosiert zu betrachten.

    Dieser Satz ist für mich zum ganz festhalten:

    Zitat


    Ebenso ist es nicht verkehrt, Deine Co-Knöpfe zu deaktivieren und ihn ins Leere laufen zu lassen.

    Das heist für mich Überleben.

    Aurora, du hast geschrieben:

    Zitat


    es gibt keine Listen oder Gebrauchsanweisungen


    Ich habe probiert ihn anhand von logischen Argumenten und Aktion <-> Reaktion trocken zu bringen. Als ich den Arzt früh in's Haus geholt habe und er 3 Monate trocken war dachte ich er wäre "überlistet".
    Als er wieder anfing war das so sehr schlimm.

    Gestern habe ich angedeutet vor der Kur einen kleinen Urlaub alleine zu machen.

    Seine Reaktion geht nur in eine Richtung:
    ob ich eine Affaire habe.

    Er blickt einfach nicht wo das Problem ist.
    Wenn er in seinem Kopf spekulieren kann ob ich evtl. fremd gehe hat er einen prima Grund weiter zu trinken.

    Weil ich am Wochenende alleine weg war hat er gesagt:
    Du hast mich da schon alleine gelassen.

    Ich darauf: Zu Hause hab ich nichts verpaßt.

    Dann habe ich ihm gesagt:
    wenn Du getrunken hast rede ich nicht mehr mit Dir
    wenn Du getrunken hast telefoniere ich nicht mehr mit Dir
    wenn Du getrunken hast arbeite ich nicht mehr mit Dir
    wenn Du getrunken hast nehme ich Dich nicht mit bei meinen Unternehmungen

    Ich kann selber nicht mehr beurteilen was ich für mich mache oder ob ich wieder einen Weg suche ihn mit Tricks und List zur Besinnung zu bringen.

    Ich hatte ihm zuliebe viel aufgegeben (Hobby) und eben jetzt wieder angefangen.
    Das will ich nicht wieder hergeben. Es kostet soviel Kraft unter seinem Blick die Sport-Tasche zu packen und zur Tür hinaus zu gehen.

    Ich versuche mich um mich zu kümmern.
    Aber in meinem Kopf dreht sich alles im Kreis. Ich kann kaum abschalten. Denke an nichts anderes.
    Hab Bauchschmerzen, kann mich nicht konzentrieren, fange überall zum Weinen an, auch in der Arbeit.

    Die 3 trockenen Monate waren echt schön.

    Liebe Grüße
    BinIchMachtlos

  • Mein Mann hat heute gesagt daß er jetzt wieder auf die Füße kommen will.... Quasi ab sofort ... Naja, nicht ab dieser Minute aber jetzt halt....
    Sein Zustand ekelt ihn selber an....

    Ich kann nicht glauben daß er jetzt plötzlich alles kapiert hat.
    Das ist bestimmt nur weil ich fast nix mehr mit ihm geredet habe seit 2 Wochen.

  • Hallo bin ich machtlos.
    Ich wollte dir sagen du bist auf einem super Weg,das da nun der Widerstand deimes Freundes kommt ist normal.Er wehrt sich mit Händen und Füßen um dich dort hin zú bringen wo du eben warst-als Co auf seiner Seite.Als Co der ihn in seiner Sucht interstützt hat.Das kenn ich nur zu gut.Von meiner eigenen Beziehung.Als ich anfing immer wieder vom Karussel zu steigen da kam der Widerstand seinerseits und das war schon heftig diesem Sturm standzuhalten.Das durchzuhalten hat auf alle Fälle was gebracht.Hauptsache man tut sich weiterhin gutes,versucht bei sich zu bleiben unud sich seinem eigenen Schmerz zu stellen.Bleib auf deinem Weg!! Mach weiter so!!
    Lg Claudia

  • Hallo Rosa Li,

    ich habe 1 Einzeltherapie (1,5Jahr) vor der SHG gemacht und 1 danach (3 Jahre).
    Mein Lebensgefährte damals hat seine Probleme nicht gelöst (Scheidung, Kinder) und immer mehr getrunken. Damals hab ich auch alles richtig gemacht und ihm gesagt "helf Dir selber dann kannst Du wieder kommen".
    Er hat sich umgebracht.

  • glück auf BinIchMachtlos

    Zitat von BinIchMachtlos

    Damals hab ich auch alles richtig gemacht und ihm gesagt "helf Dir selber dann kannst Du wieder kommen".
    Er hat sich umgebracht.

    das muss nichts bedeuten - in meinem weiteren bekanntenkreis - hat sich am vergangenen we n mann aufgehängt - der war nach der scheidung 1998 seit 6 jahren in einer scheinbar glücklichen beziehung + hatte n gutes verhältnis zu seinem kind + hatte keine erkennbaren probleme mit alk + war beamter
    warum hat der sich "suizitiert"?

    schönen freitagnachmittag

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Ich habe mir damals nicht eingestanden daß SEIN Suizid mit dem Alkohol zusammen hängen könnte, hab alles ausschließlich auf die Scheidung, die Ex, die Kinder geschoben.
    Aber die Symptome waren genau die einer Alkoholkrankheit:
    hilft allen anderen nur nicht sich, Lethargie, Exzesse, Realitätsverlust, Post ungeöffnet bis zum Gerichtsvollzieher, Finanzdesaster

    Das der vielleicht doch Alkoholiker war kommt mir jetzt eher in's Bewustsein.
    Er hat nie ein böses Wort zu mir gesagt, war immer liebevoll.

    Mein Vater war schlimm gewalttätig.

    Mein jetziger (Noch-)(Alk-) Ehemann flucht wenn er auf Pegel ist ganz schlimm auf mich und alles.

    Übrigens:
    heute früh hab ich ihm ( nüchtern) gesagt er hat bis zu meiner Kur die LETZTE CHANCE.

    Vor 10 Minuten hat er angerufen:
    Er sagt er hat JETZT aufgehört und wollte mir das nur mitteilen.

    Ich habe mir alle Glückwünsche usw. verkniffen.
    Ich habe nur gesagt: dann hast Du jetzt einen ersten Schritt gemacht.

    ...
    Illusionen mach ich mir nicht wirklich.

  • Zitat von BinIchMachtlos

    Illusionen mach ich mir nicht wirklich.

    aber hoffnung ^ ich kenn über 500 paare persönlich bei denen es geklappt hat + hier gibts noch einige mehr

    daumen gedrückt - geduldigen freitagnachmittag

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • hallo, die Situation eskaliert.
    Mein Mann war gerade mal 1 Woche trocken. Am Samstag haben wir viel geredet...geweint... geredet.....
    Ich soll ihn das Problem auf seine Weise lösen lassen. Das erzählt er aber seit Jahren.
    Er geht irgendwo zu Gesprächen (angeblich) aber er sagt mir nicht wo.
    In eine Klapse ( damit meint er Langzeittherapie) geht er nicht.
    Am Abend stand wieder der Bierkrug mit der Weinschorle auf dem Buffet. Ich habe so verdammt viel Wut in mir. Alles ist Wut!!!
    Er hat mich so oft gedehmütigt und beschimpft.
    Die ganzen Versuche mit Gesprächen seine Probleme zu lösen waren nur gekonnte Ablenkungsmanöver. Das erkenne ich jetzt.
    Alles war vergebene Liebesmühe.
    Er hat mich an der Nase herumgeführt.

    Am Sonntag war ich bei Freunden. Auf der Hinfahrt (morgens 9 Uhr - mit Sonnenbrille wegen den verquollenen Augen) kontrolliert mich die Polizei auf Alkohol. Ich hab vor den Beamten das Weinen angefangen.
    Die Freunde, eine funktionierende Familie. Die Mitglieder gehen offen und herzlich miteinander um. Probleme werden offen ausgetragen.
    Da ist so viel Liebe spührbar.
    Dann kam ich heim und mein Mann schaut wie immer Glotze. Neben sich die Weinschorle. Das ist für ihn IMMER wieder der Einstieg. Erst Schorle -dann Bier - dann das andere Zeug.
    Er hat nichts wirklich Schlimmes gesagt. Aber seine Mißbilligung gezeigt daß ich den Sonntag woanders verbracht habe.
    Ich soll doch dort hingehen wo's mir besser gefällt.

    Dann ist alles aus mir raus gebrochen. Ich bin auf ihn los ... hab mit dem Küchenhandtuch auf ihn eingeschlagen... einen Eimer kaltes Wasser über ihm ausgekippt.... er hat mich als verrückt beschimpft. Das mußt ich mir in den Jahren so oft anhören. Immer wenn ich mich "beschwert" habe war ich verrückt.
    Gestern hab ich mich tatsächlich aufgeführt wie eine Verrückte.
    Dann haben wir gekämpft.
    Es gibt keine Steigerung.
    Dann hab ich ihn ausgesperrt. Er hatte noch den Wintergarten.
    Rein gelassen hab ich ihn nur mit dem Versprechen daß ich die nacht alleine im Schlafzimmer verbringen kann, er auf dem Sofa.
    Ich will wieder mal in Ruhe schlafen. Er redet immer im Schlaf... und schreit... und jammert... schlägt um sich.
    Ich muß arbeiten, er ist Frührentner.
    Ich bekomme seit 3 Jahren keinen Schlaf.
    Ich weiß nicht mehr weiter.
    Von der Kur hab ich noch nichts gehört.

  • Hallo BinIchMachtlos,

    das ist ja wirklich totakl eskaliert bei euch. Ich kann es verstehen, denn ich habe auch so manches Ding gemacht, aus Wut, aus Verzweiflung, aus Machtlosigkeit :( . Eimer mit Wasser - kenn ich auch, der ist auch über Exmännes Kopf gelandet... zum Beispiel :( . Geholfen hat das nichts, ich habe mich eher noch schlechter gefühlt hinterher, aber es war ein Zeichen, dass ich keinen Ausweg wusste, dass Frustration in Aggression umgeschlagen war, ich erniedrigte mich damit noch mehr, als ich mir schon erniedrigt vorkam.

    Du musst ja wirklich außer dir gewesen sein, so voller Wut und Verzweiflung und Aggression. Aber im Endeffekt nutzt es doch nichts. Wenn es so ist, hilft doch nur die räumliche Trennung! Denn deine Gesundheit ist doch wichtig! Du bekommst keinen richtigen Schlaf, das geht doch nicht! Du musst arbeiten gehen, da brauchst du Erholung. Du willst doch leben, oder? Lachen, nicht wahr...

    Warte nicht erst, bis zur Kur, sondern nimm gleich was in Angriff. Etwas, was du für dich machst. Zum Beispiel Ausschau halten nach einer eigenen Wohnung. Mir hat das damals sehr geholfen, als ich endlich für mich aktiv wurde, da fühlte ich mich auch nicht mehr so machtlos und ausgeliefert. Es bewegte sich ja endlich etwas, und dadurch konnte ich mich auch besser von meinem Ex abgrenzen.

    Du hast ja schon Erfahrung mit der SHG, gehst du da eigentlich noch hin? Wenn nicht, dann mach das doch! Und schreibe hier im Forum, was das Zeug hält, das tut gut und erleichtert.

    Liebe BinIchMachtlos, du bist ja nicht machtlos. Seiner Sauferei gegenüber schon, das ist ja klar! Aber für dich, für dein Leben, deine Lebensqualität, da hast du die Macht! Nämlich es zu gestalten, dass es dir gut geht!

    Ich wünsch dir viel Kraft, viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora,
    durch Zufall bin ich heute früh auf Deinen Thread gestoßen und die ersten 13 Seiten gelesen.
    Daß gerade Du jetzt antwortest. DANKE

    Ein wichtiges Thema ist eben gerade die Erniedrigung und der Verlust der Würde.
    Der Witz ist.
    Mein Mann hat mich so oft beschimpt. Wenn ich mich dagegen aufgelehnt habe hat er das verteidigt. Er meint das nicht so. Er redet halt wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
    Nach außen hin ist er immer "ete petete" (solange er noch nach draußen gegangen ist), hat großen Wert auf Äußerlichkeiten gelegt.
    Und ich war dann das Arschloch und die Drecksau.
    Oft hat er die Wörter vor sich hingegrummelt... wenn ihm was nicht gepaßt hat.
    Als ich ihn darauf ansprach hat er entweder weiter gewettert oder alles verniedlicht!!!
    Ich kenn mich nicht mehr aus.
    Manchmal bin ich die Beste... 5 Minuten später die Drecksau.
    War ich liebevoll und aufmerksam hat er mir vorgeworfen ihn zu demütigen?!?

    Gestern wollte ich mir meine Würde wieder holen. Oder eben bestätigen daß ich irre bin. Keine Ahnung.
    Ich fühle mich schlecht.
    Bin selber zum Täter geworden.
    In meiner Jugend habe ich viel Gewalt erfahren und mir geschworen mich nie mehr schlagen zu lassen. Jetzt habe ich selber zugeschlagen.
    Vielleicht wollte ich ihn aus der Reserve und seiner eeeeewigen Lethargie reißen....
    Er hat auch zurück geschlagen, mit immer mehr Wut.

    Dafür hab ich heute einen sichtbaren blauen Fleck am Kinn, ein rotes Auge, Striemen am Hals mit einem Tuch abgedeckt...und zum Glück ist es kalt genug für lange Ärmel.

    Sitze in der Arbeit. Die Tränen laufen. Angst daß die Kollgen was merken.
    Wie geht der Tag vorbei.
    Was erwartet mich heute abend zu Hause.
    Er wird freiwillig nicht wieder im Wohnzimmer schlafen.
    Ich weiß es nicht.
    Ich versuch mit mit dem Gedanken an eine Wohnung anzufreunden.

    Bevor ich geheiratet hab war ich alleine in einer sehr schönen Wohnung, in einem liebevollen Ort.
    Das alles hab ich nur schweren Herzens aufgegeben.
    Heute stinkt mir das so gewaltig.
    Ich habe das Idyll damals für ihn aufgegeben
    ...und so viel investiert.

    Wir haben eine kleine 2 Zi-Wohnung, den schönsten Garten den man sich vorstellen kann.
    Aber irgendwie war es kaum ein friedliches Heim.
    Immer gab es Ärger und Probleme.
    Er hat immer weniger gemacht .
    Dabei war er den ganzen Tag daheim.
    Dann hat er gar nix mehr erledigt.
    Aber ich habe täglich Vorwürfe bekommen daß ich zu spät heim komme und was alles erledigt werden müßte.
    Am Wochenende hab ich Sport gemacht (Leistungssport).
    Vor 3 Jahren hat er den Sport an den Nagel gehängt.
    Seit dem streiten wir ständig weil ich mir von ihm zu wenig sagen lasse. Er ist eifersüchtig auf alle mit denen ich rede oder trainiere.
    Dann wollte ich auf ihn hören, auf seine Erfahrung.
    Aber auf ihn war kein Verlaß, alles war aggressiv, und die Vorschläge teilw. jenseits von jeder Realität.

    Irgendwann hab ich mir tatsächlich nichts mehr sagen lassen
    Er hätte so gerne einen hörigen Schüler gehabt.
    (herrgott ich bin 38).

    Jetzt ist meine ganze Kraft hinüber.
    Wir haben kaum Freunde.
    Er hat viele Leute richtig vergrault und sieht überall Feinde.
    Ich habe mir ein paar Kontakte bewahrt, aber das ist echt schwierig.
    Er kennt nur schwarz und weiß und findet überall was Schwarzes.

    3 Jahre (oder 5, oder 7?) hab ich mit Engelszungen versucht die Probleme meines Mannes zu lösen und seine Depressionen zu lösen. Stunden, Tage, Nächte.
    Und immer das selbe Zeug.
    Was das für Sachen waren.
    Unglaublich.
    So viel Energie verschleudert.
    Jetzt denke ich:
    die ganzen Gespräche waren nur VORWAND.

  • Mann wenn ich das lese kenn ich mich nicht wieder. Alles dreht sich.
    Wie konnte es soweit kommen?
    Vieles habe ich aber auch in meinem Innersten befürchtet.
    Als er seinen Sport aufgegeben hat.

    Immer wieder lese ich daß die Männer dann etwas ändern wenn die Frau ausgezogen ist.

    Das scheint das gängige Muster zu sein.
    Warum nicht früher?

    Es ist so frustrierend mit diesem Wissen:
    ich kann nichts tun außer zu gehen?!??????

  • glück auf BinIchMachtlos

    Zitat von BinIchMachtlos

    Immer wieder lese ich daß die Männer dann etwas ändern wenn die Frau ausgezogen ist.
    ... Warum nicht früher?

    erst dann spüren die meisten "am eigenen leib" was sie verloren haben + dasses wirklich ernst is - das is bei frauen ganz genau so

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • danke silberkralle,

    ich fange auch erst jetzt an das Ausmaß der Lage zu kapieren.
    Ich könnte mich ja mit der Situation abfinden und damit arrangieren.
    Aber ist das dann ein Leben?
    Bin ich nicht zu jung (werd in 2 Wochen 38 ) um in einer (hoffnungslosen?) Situation zu wandeln?

  • glück auf nochmal

    Zitat von BinIchMachtlos

    Ich könnte mich ja mit der Situation abfinden und damit arrangieren.

    hättest du irgendwelche vorteile davon? was is dir mehr wert? (is altersunabhängig - auch mit 80 kann man sich s leben versaun)
    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

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