... und der Hauptdarsteller macht was er will.
Ich glaube so lässt sich mein Leben im Moment recht gut beschreiben.
Vor zwei etwas mehr als zwei Monaten habe ich erkannt, dass ich ein Problem habe - naja eins?
Zuerst konnte ich dem ganzen keinen Namen geben, hatte aber schon die Vermutung das ich da auch einiges meinem trinkenden Vater zu verdanken habe.
Dann habe ich per Zufall jemanden getroffen, dem es ähnlich ging und der hat mir dann die drei Buchstaben EKA verraten und mir versucht zu erklären das ein steiniger und harter Weg vor mir liegt, den ich gehen muss. Aber es wird besser werden wenn ich geduldig und ausdauernd bleibe.
Mein Vater war starker Alkoholiker. Und meine Mutter ist mit mir und meinen beiden kleinen Geschwister vor ihm geflohen, noch bevor ich in den Kindergarten gekommen bin.
Aber die wenigen Jahre, bereiten mir heute noch schlaflose Nächte.
Entweder war ich sein Wunschsohn, der abgöttisch geliebt wurde oder ich wurde behandelt wie ein Stück Dreck. Dazwischen gab es nichts. Entweder Schläge oder Liebe.
Obwohl ich noch klein war, habe ich Schläge und Tritte einstecken müssen, habe ich mit ansehen müssen wie er meine Mutter geschlagen hat und auch miterleben müssen das er meine große Schwester - sie war irgendwie wie eine zweite Mutter für mich - vertrieben hat.
Wenn meine Mutter nicht Angst um unser Leben gehabt hätte, wäre sie wohl nie gegangen.
Wenn mein Vater arbeiten musste, hat er mir immer eingebläut ich müsse jetzt auf alle aufpassen und hätte die Verantwortung - ich war nicht einmal im Kindergarten.
Als wir dann da raus waren, gab es hin und wieder losen Kontakt, aber nie wirklichen ernsten. Wenn meine Mutter und er sich längere Zeit gesehen haben, dann gab es immer wieder Streit und das nicht zu knapp.
Gestorben ist er dann als ich in der vierten Klasse war, aber bei der Trauer Feier war ich als einziger nicht anwesend. Meine Mutter hielt es für wichtiger, dass ich auf Klassenfahrt gehe. Und einen Ort an dem ich ihn Besuchen kann und ihm sagen was ich von ihm halte oder was er auch mir angetan hat, gibt es nicht.
Wieso ist mir erst nach 26 Jahren aufgefallen, dass irgendwas doch nicht so rund läuft wie ich es geglaubt habe?
Eine richtig lange Beziehung hatte ich noch nie, das längste war ein Jahr.
Und als es begann ernst zu werden, habe ich zu zweifeln begonnen. Zwar hatte ich gedacht die Zweifel hätte ich überwunden, aber irgendwie habe ich die damals nur verdrängt und gleichzeitig mein Verhalten geändert, so dass sich meine Partnerin nicht mehr wohlgefühlt hat und letztendlich den Schlussstrich gezogen hat. Da brach erstmal eine Welt für mich zusammen und ich lag am Boden.
Lange hielt das nicht an. Und ich hatte das Loch verlassen und konnte auch wieder normal mit ihr umgehen.
Jetzt war es ja ihre Schuld das es nicht geklappt hat und ich war fein raus.
Meine letzte Beziehung ist dann vor gut zwei Monaten auseinander gebrochen. Ich habe lange dafür gekämpft und als ich sie dann endlich erobert hatte, habe ich ihr jeglichen Freiraum genommen, habe sie eingeengt kontrolliert und bedrängt. Auch wenn ich es nicht wollte habe ich die Planungen übernommen und ihr keine Wahl mehr gelassen, zumindest keine wirkliche. Ich habe ihr ferige Pläne präsentiert und war dann enttäuscht und überrascht wenn sie damit nicht einverstanden war.
Ich ließ ihr nie die Chance irgendwas selbst zu erzählen, ich habe immer schon gewittermäßig Fragen gestellt. Wenn ich nicht wusste wo sie ist oder was sie macht, dann fühlte ich mich nicht wohl. Ich habe ihr den Eindruck vermittelt sie müsse sich bei mir abmelden. Für ihre und meine Gefühle, egal ob es uns betraf oder den Beruf, habe ich immer Fakten gesucht. Wenn ich keine plausiblen gefunden habe, waren die Gefühle verkehrt und gehörten nicht dahin. Wenn ich also nicht verstehen konnte, wieso sie sich schlecht fühlte, dann gab es das für mich auch nicht wirklich. - Dabei pfeifen gefühle auf Fakten, sondern kommen und gehen wie und wann es ihnen passt. Manchmal kann man sie durch Logik vllt abschwächen, aber nicht immer. -
Sie hat mich oft genug gewarnt, dass ich ihr mehr Freiraum lassen muss, aber ich konnte damit nichts anfangen. Ich wollte immer bei ihr sein. (Dabei liegen zwischen uns beinahe 100km) Wenn sie mal nicht kuscheln wollte, dann habe ich direkt gedacht ihre Gefühle für mich wären weg und war niedergeschlagen und habe angefangen an dem Ganzen zu zweifeln. Und das habe ich sie spüren lassen.
Wenn etwas nicht nach meinen Plan lief, dann habe ich sie das spüren lassen. Die Bandbreite reichte von Überraschung über Enttäuschung bis hin zur Wut.
Nein, ich bin nie Laut geworden oder habe sie bedroht. Ich habe viel subtilere Methoden entwickelt im Laufe der Zeit. Meinem Gegenüber ein schlechtes Gewissen machen ist viel "angenehmer".
Und jetzt, vor zwei Monaten hat sie die Beziehung beendet. Nicht weil sie keine Gefühle für mich hat, sondern weil sie es so nicht konnte. Auch weil sie selber noch einiges in ihrem Leben auf die Reihe bekommen muss und auch will.
Zunächst habe ich auch die Schuld wieder bei ihr alleine gesucht und mein Verhalten völlig ingnoriert. Bis ich dann von einer guten Freundin darauf aufmerksam gemacht wurde, dass auch bei mir nicht alles rundläuft und ich vielleicht mal Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Duch viele Gespräche ist mir dann ein Licht aufgegangen und ich habe begonnen die Decke von meiner Vergangenheit zu ziehen. Mir ist klar geworden, dass ich mich so wie bei meiner letzten Freundin eigentlich jedem Menschen gegenüber verhalte, der mir näher steht. Wobei auch Arbeitskollegen oder Bekannte davon hin und wieder was abbekommen.
Meine Mutter hatte gewaltig Probleme mit mir und hat auch eine Mutter-Kind-Therapie mit mir gemacht.
Aber da ich ja in meiner Familie als der starke gelte, der alles schafft und erreicht was er will, war das später kein Thema mehr.
Ich bin der einzige mit Abitur, der einzigen der studiert hat.
Ich verdiene am meisten, etc.
Ich bin noch nie wirklich auf die Nase gefallen. Vielmehr die anderen haben es nie gemerkt.
Meine Mutter habe ich geschockt, als ich ihr eröffnet habe, dass ich mir einen Termine bei einem Therapeuten habe geben lassen. Sie war sprachlos und ist aus allen Wolken gefallen.
Wobei ihr Therapeut ihr anscheinend gesagt hat, dass es für mich endlich Zeit wurde, nachdem sie das dort angesprochen hat.
Wenn ich jetzt was erzähle, hört sie einfach nur zu und kann nicht viel dazu sagen.
Und der Titel diese Themas ist bewusst so gewählt.
Ich führe die Regie in meinem Leben, aber im Moment passt die Theorie noch nicht mit der Praxis zusammen. Also ich als Hauptdarsteller dieses Filmes mache alles noch immer so wie gewohnt.
Das schlimme ist, dass ich als Regiesseur daneben stehe und das mit ansehen muss oder kann.
Meine letzte Freundin bin ich gerade dabei endgültig zu vertreiben. Meine Gefühle für sie haben sich nicht geändert - wider erwarten, eigentlich hatte ich damit gerechnet das die auch wieder einfach verschwinden, so wie es bisher immer war.
Zum Zeitpunkt der Trennung waren meine Karten warhscheinlich sogar noch recht gut.
Aber mein Verhalten ihr gegenüber ist beinahe noch schlimmer geworden.
Sie erzählt mir, dass sie sich noch immer kontrolliert fühlt und was mache ich? Ich nehme das Gefühl nicht ernst sondern haue ihr Fakten um die Ohren, dass es unfair und unlogisch ist.
Dabei weiß ich, dass dieses Gefühl auch für sie zurecht besteht und ich vllt mal schauen sollte, wie ich es vermeiden kann, dass sie dieses Gefühl bekommt.
Ich habe Angst, dass sie wen neues kennenlernt und versuche noch immer viel Zeit mit ihr zu verbringen, damit sie dazu keine Chance hat. Ich knotrolliere sie also noch immer und will sie verplanen.
Aber auch das funktioniert nicht, das funktioniert bei keinem Menschen.
MIt dem Klammern erreiche ich eigentlich genau das Gegenteil von dem was ich will.
Ich weiß sogar selber für mich, dass ich im Moment gar keine Beziehung führen kann, da ich die alten Verhaltensmuster bei weitem noch nicht überwunden habe.
Und nicht nur bei ihr fällt mir mein Fehlverhalten auf und doch kann ich noch nichts daran ändern. Bei meinen Geschwistern, bei meiner Mutter und meinen Freunden fällt mir das auch immer mehr auf.
Ich stelle keinen Fragen wenn es um treffen geht, sondern präsentier fertige pläne und reagiere dann sauer, wenn die nicht angenommen werden. Wehe jemand hält sich nicht an meine Regeln. Nur wenn ich das Gefühl habe alles unter Kontrolle zu haben, kann ich mich wirklich fallen lassen. Dingen einfach mal ihren Lauf lassen und schauen was passiert, das ist ein Kampf für mich und kostet noch unheimlich viel Energie.
Das schlimmste im Moment ist das alles zu sehen, aber noch kein geeignetes Mittel zu haben, etwas dagegen tun zu können. Das ist die Hölle.
Ich habe jetzt keine Ahnung mehr was ich schon alles geschrieben habe und habe auch den Faden verloren.
Und ich denke ich habe fürs erste genug geschrieben.
Ich hoffe es ist nicht zu konfus.
Es tat auf jeden Fall sehr gut, das alles zuschreiben.
Und falls jetzt jemand denken sollte ich gehe die Veränderungen in meinem Leben nur an, für meine Ex-Freundin, kann ich sagen: "Dem ist nicht so."
Ich gehe das auch wegen ihr an, aber tue es nur für mich!
Danke das ihr bis an diese Stelle durchgehalten habt, danke fürs lesen.