co-abhängigkeit verstehen

  • Ich kann nun leider nicht Deine Frage beantworten, ob nur spezielle Menschen co-abhängig oder beziehungssüchtig werden.

    Ich denke aber, im Rahmen einer Suchtbeziehung wird früher oder später jede-/r coabhängig. Da gilt es auf der einen Seite die sozialen Anforderungen von Beziehung zu erfüllen, gemeinsam durch dick und dünn und und und. Davon mal abgesehen, ist man/frau mal in einer Beziehung sollte man/frau ja nicht gleich alles hinschmeissen.

    Alkoholismus beginnt schleichend, ebenso schleichend zog ich mich von der Außenwelt zurück, ebenso schleichend verändert sich meine Optik ins negative. Durch meine Selbstisolation wurde die Beziehung noch weniger besser, der Alkoholspiegel meines Exxi wurde (wie eben Sucht ist) immer größer und sein Handeln immer sozial unverträglicher.

    Wir sind es nach gewisser Zeit gewöhnt uns um andere zu kümmern und nicht mehr um uns. Wir werden daran gewöhnt, dass es uns schlecht geht, wir sind es gewohnt gefühlsmäßig Achterbahn zu fahren .... wir (ich) sind oder waren schon so naiv zu meinen das ist normal.

    Dir wünsche ich viel Kraft aus dem Teufelskreis raus zu kommen.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Guten morgen judith,

    Zitat

    werden nur bestimmte menschen co-abhängig?

    Ich könnte es mir vorstellen. Denn wenn ich hier im Forum lese sind die Grundvorraussetzungen von den meissten hier sehr ähnlich. Ich meine damit eben Erfahrungen die Kinder machten durch die Eltern. Häufiger sind Berichte zu lesen von Kindern, die Liebe und Zuwendung nicht oder nur selten bekommen haben oder diese nicht spühren konnten.Dabei spielen dann materielle Ebenen keine Rolle. So lese ich von gut sittuierten Menschen, die trotzdem Probleme mit Nähe haben oder von so.zial Schwachen, die sehr viel Liebe und Zuwendung bekommen haben und dadurch nicht zu Co Abhängigen geworden sind.Ich habe mich sehr damit ausseinander gesetzt. Es ist nicht wichtig woher du kommst, aus welcher Schicht. Wichtig ist wie deine Eltern dich gefördert und geliebt habe und ob sie dir das haben auch spüren lassen.

    Abhängigkeit ist immer ein Ersatz von etwas was einem fehlt.

    Da habe ich so meine Probleme, ich habe das Gefühl meine Eltern sind zwei Eisklötze, Wärme, Nähe und Geborgenheit gab es nicht. Dennoch meine Sehnsucht danach, weil die als Grundbedürfniss in jeden Menschen steckt. Als Kind nie gelernt damit umzugehen habe ich jetzt als Erwachsene Frau ein Problem damit. Das Bedürfnis nach Nähe ist vorhanden, doch es zu leben fällt schwer. Ich selbst bin auf den Weg mir das zuzugestehen, es zu leben und fange mehr und mehr an zu begreifen, zu spühren, zu fühlen was mir damals versagt worden ist......vor allem aber die Eigenliebe zu entdecken und die Wertschätzung stabilisiert einen da ungemein.

    Es ist denk ich mir aber nur ein Teilstück eines ganzen Puzzles, das man zusammen fügen kann...

    Lieben Gruß melanie

  • Hallo und Herzlich Willkommen Judith!

    Wenn es danach geht, passe ich nicht in das Schema. Ich war eigentlich schon ein von den Eltern geliebtes Kind.
    Vlt. nur zu streng behütet. Aber schon geliebt.

    Ist doch auch egal was war. Oder nicht?
    Ich habe bei meiner Verarbeitung gemerkt, dass das was hinter mir liegt, eben vorbei ist. Daran kann ich, kann keiner mehr was ändern.
    Das HEUTE zählt. Jetzt kann ich was anders machen. Mein Leben anders leben.
    Und das ich wichtig.
    Du hast schon etliches in die Wege geleitet. Finde ich sehr mutig und stark von dir und wünsche dir ganz viel Durchhaltevermögen, dass es so bleiben kann!!!

    Liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Das denke ich eben auch, liebe Gotti: losmarschieren und beginnen. Klar, manchesmal wird das eine oder andere klarer, wenn die Grundvoraussetzungen bekannt sind. Auch meine Eltern waren Eisklötze und ich habe wohl immer nach Liebe gesucht bei Menschen, die unerreichbar waren. Ich denke, da geht es mir ähnlich wie Melanie.

    Nur... es war eine falsche Auswahl - sie tat mir nicht gut - ich muss bemüht sein mir selber das zu geben, was ich in anderen suche.... Langsam gelingt es mir ...

    Lieben Gruß von Daggi

  • glück auf judith schön das du da bist

    Zitat von judith98

    vielleicht kann co-abhängig nur jemand werden, der eine ganz bestimmte persönlichkeitsstruktur hat - jemand mit einer anderen persönlichkeitsstruktur würde einfach gehen

    ich hab keine ahnung - obs an der stuktur liegt - ich denk aber s stimmt dass nur bestimmte menschen krank werden + ja die anderen gehen rechtzeitig

    kraftbäckel + schönen mittwoch

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Judith,

    dein Beitrag berührt mich, denn genau die gleichen Gedanken gehen mir auch durch den Kopf.

    Ich war knapp 7 Jahre mit einen "alkoholabhängigen Partner" zusammen und obwohl wir immer noch mehr und noch schlimmere Auseinandersetzungen hatten, wollte ich nicht aufgeben. Dachte mir, jetzt habe ich schon dieses und jenes erlitten, warum nicht dann gleich bis zum Ende durchhalten.

    Jetzt einige Monate nach der Trennung trifft es mich wie einen Schlag auf den Kopf, wie blöd, wie verblendet ich eigentlich all die Jahre war. Wohl wissend, daß ich aufgrund meiner eigenen Familiengeschichte auch so manche Defizite in mir trage, habe ich mir (natürlich unbewußt) einen Partner gesucht, der mir doch glatt diese Defizite - Wärme, Nähe, Aufmerksamkeit, etc. ergänzt hat. Das hat mir promt so geschmeichelt, daß ich dafür nichts ahnend seine Alkoholkrankheit in Kauf genommen habe.
    Wäre ich klug gewesen, dann hätte ich zu meinen Schwächen/Defiziten gestanden und diese mal bewußt analysiert, aber nein, so habe ich immer die unangehmen Gefühle verdrängt.
    Sehenden Auges bin ich in eine Beziehung gegangen, wissend, daß dieser Mann Alkoholprobleme hat. Und wieder habe ich nicht geschaltet, den als aufgeklärter Mensch, dem alle Auskunftsmedien zur Verfügung stehen, hätte ich wissen müssen, daß Alkoholismus eine Sucht ist, er nicht einfach zu trinken aufhören kann, daß meine Forderungen nur Spannungen erzeugen und eben, weil krank er nicht erfüllen kann. Aber trotzdem haben ich ständige Kritik geübt, an einen Kranken, an seinen Trotzreaktionen und seiner Rückfälle .
    Alles wurde von Jahr zu Jahr unerträglicher.
    Mein Partner war mir nüchtern der liebste Mensch, aber genauso wie ich, hatte er eine Vergangenheit, die ihn irgendwann in die Alkoholsucht getrieben hat.

    Ich erlaube mir zu sagen, daß einem Alkoholiker der klare Durchblick fehlt, er hat sich ja nur entsprechend seiner Krankheit eine Partnerin gesucht, die ihn unterstützt und seiner Krankheit dienlich ist.
    Da ich diejenige bin, die nicht trinkt, war ich immer davon überzeugt, daß mein Weg für uns der Richtige ist. Dennoch habe ich mich als gehorsame Co-Abhängige zur Verfügung gestellt.

    Erst seit wir getrennt sind, erledigt er wieder seine Angelegenheiten für sich und vollführt keine Schritte der Selbstheilung.

    Ich hoffe, daß ich mir diese Fehler irgendwann mal verzeihen kann.
    LG Emma

  • >Liebe Emma

    Zitat

    Ich hoffe, daß ich mir diese Fehler irgendwann mal verzeihen kann.
    LG Emma

    Das mach mich jetzt traurig zu lesen. Mit dem Beginn der Eigenliebe beginnt auch der Prozess de sich selbst verzeihens und umgekehrt...Sei nicht so hart zu dir selbst, du hattest es nicht sehen können, es war dir nicht bewusst. Es schleicht daher und du kannst dann nur eins....aussteigen! und das hast du doch geschafft!!!!!!Sei Stolz auf dich das du den Absprunggeschafft hast und Beginne damit dir selbst etwas gutes zu tun.

    Ich nehm dich mal unbekannter weise in die Arme......Lieben gruß melanie

  • Hallo Melanie, recht herzlichen Dank für deine Worte, die mich wieder ein bisserl motivieren.

    Noch fehlen mir die passenden Worte, um einen eigenen Thread zu eröffnen, lebe derzeit unter sehr schwierigen Bedingungen, habe so ziemlich alles verloren, was mir wertvoll und wichtig war.
    In den Dorf wo ich bin gibts keine SHG. Kenne hier auch sonst niemanden. Mein Partner war die letzte Zeit meine einzige Bezugsperson gewesen, jetzt stehe ich alleine da und muß mich erst zurechtfinden.

    Mir ist nämlich genau passiert, das was ich sonst nur als "drohende Befürchtungen" wahrgenommen habe, bin mit den alkoholkranken Partner mit abgestürtzt, gesundheitlich, finanziell und sozial.

    Möchte ja probieren, nochmal bei Null anzufangen, aber weiß noch nicht wie. Nächste Woche habe ich den Termin bei einer Beratungsstelle, denn ich brauche dringend Hilfe.

  • Hallo Judith,
    ich danke Dir für Deine Fragestellung, die ja hier im Forum schön öfter aufgeworfen wurde. Nicht nur hat der Alkoholiker uns ausgesucht, auch wir haben uns den Alkoholiker ausgesucht. Ich frage mich seit langem, warum ich mir zum 2. Mal in meinem Leben einen Alkoholiker "ausgesucht" habe, auch mein 1. Mann war alkoholkrank. Danke auch für das Gedicht - und Respekt, dass Du dich mit 59 J. von Deinem Partner getrennt hast.
    Lieben Gruß Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • Guten Morgen ihr zwei!

    Also "mein" Alkoholiker hat nicht mich ausgesucht. Auch nicht ihn.
    Bei uns war es echt Zufall, dass wir uns begegnet sind. Oder Gottes Fügung, oder Schicksal, wie man es sehen will.
    Mein Mann war damals - wie er auch heute wieder sein kann :wink: -
    supernett, charmant, witzig - ein Mann zum Verlieben.
    Wie konnte ich junges, naives Mädchen damals erkennen, dass er ein Alkoholproblem hatte??? :oops:

    Die "geistige Reife" brachte mir dann das Miteinanderleben.
    Und dann die Erkenntnis, dass ich auch alleine ein wertvoller, lebenstüchtiger Mensch sein konnte.

    Aber dazu musste ich schon erst mal älter werden.

    Euch beiden einen schönen Tag, nutzt die Sonne, die alle Gemüter aufhellt! und Kraft gibt, für die kommenden dunklen Tage!

    Liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Judith,
    das was Du vollzogen hast liegt noch vor mir, aber greifbar nahe. Vllt. liest Du mal meinen Thread... Auch ich will nicht mehr an dem alt-vertrauten Elend festhalten, mich nicht länger durch Aggressivität, Brüllen und Nicht-achtung meiner Gefühle demütigen lassen. Aber es hat alles auch eine gute Seite: Ich habe mittlerweile so eine Sehnsucht nach MIR.

    Lieben Gruß
    Aufbruch

    "Mut ist nicht das Gegenteil von Angst. Sondern die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als die eigene Angst."

  • ich denke, man kann das nicht pauschalisieren, wie jemand coabhängig wird und ob man sich unbewußt einen Menschen sucht, der abhängig ist. Denn in vielen Threads hier zeigt sichja, dass der Partner erst nach vielne Jahren normaler beziehung schleichend abhängig wurde und man so in die Coabhängigkeit hineingewachsen ist. Was sicher schon vorhanden ist ist die Unfähigkeit im entscheidenden Moment dann 'Nein' zu sagen. Wann genau dieser Moment sein sollte ist ja auch schwer zu sagen. Erst mag es schön sein in einer Beziehung gemeinsam ein Gläschen Wein zu trinken. D a gilt es sogar als romantisch. Weiß ih in diesem Moment schon unbewußt, dass dieser charmante romantische Mann in einem Jahr keine Kontrolle über sein Konsumverhatlen mehr hat und süchtig wird???
    Ich denke, viele reaktionen, die man macht sidn erstmal normal. Auch, dass man sich Sorgen macht und dass man einiges dann erledigt für den anderen. Das würde man für einen Partner mit einer anderen Krankheit doc auch tun. Aber irgendwann sollten ab diesem zeitpunkt die Alarmglocken klingeln und der gesunde Selbsterhaltungtrieb einsetzen und sagen: Halt, bis hierher und nicht weiter. Wer krank ist sollte sich Hilfe suchen. Ich bin nicht Deine Pflegerin.
    Dazu gehört eine Menge Mut. besonders, wenn man schon lange Zeit verheiratet war. man hat sich ja auch an einiges gewöhnt. auch wenn Kinder da sind und man finanziell so mit dem Partner verwebt ist.
    Im richitgen Moment nciht loslassen zu können und den Punkt nicht zu erkennen, wo wir uns selber schädigen, dass macht wohl uns coabhängige aus. Ob das nun in der Kindheit verwurzelt ist ist wohl schlecht zu sagen.
    Es beinhaltet ja auch Dinge wie: ich gebe so schenll nicht auf, Kampfgeist, loyalität usw. ich denke nicht, dass es alles daher rührt, dass man in seienr Kindheit nciht geliebt wurde. Wer nie Liebe erfahren hat , der müßte es doch eigentlich gerade gewohnt sein und dementsprechend garnicht so sehr leiden in einer Beziehung mit einem Alkoholiker, der einem keine Liebe mehr entgegenbringt. wieso sollte derjenige sich dann Hilfe eir holen wollen? ich denke, die Menschen, die hier landen sind Menschen, die in ertser Linie darum kämpfen wollen ihren Partner im originalzustand wiederhaben zu wollen. Dass dies nicht so ohne weiteres möglich ist und dass man sich selber dabei mehr und mehr kaputt macht oder schon kaputt ist erfährt man dann erst hier.

  • Zitat von Emma2010


    Noch fehlen mir die passenden Worte, um einen eigenen Thread zu eröffnen,
    :arrow: ... nochmal bei Null anzufangen...

    Hallo liebe Emma,
    da hättest Du doch schon en paar passende Worte.

    Gruß,
    nici :wink:

  • glück auf

    Zitat von Paddy

    ihren Partner im originalzustand wiederhaben

    das geht garüberhauptnich < weil sich beide inzwischen entwickelt haben + auch bissl abgenutzt

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Liebe Silberkralle, du hast vollkommen recht, bin tatsächlich schon ziemlich abgenutzt.
    Muß aber dennoch nochmal bei Null anfangen, aber eh nur noch mit mir,
    bin halt grad mal fast obdachlos.

    Ich glaube,
    allein schon das Zusammenleben mit einen alkoholkranken Menschen, treibt uns irgendwann in die Co-Abhängigkeit hinein, weil man sich als Anghöriger auch nicht genug abgrenzen kann, sonst wärs ja auch keine Beziehung mehr.
    Selbst habe ich mich lange nicht so sehen können, weil ich mich gegen diese Helferrolle oft gewehrt habe. Aber um des lieben Friedens willen, mußte ich schon ziemlich oft auch seine Bedürfnisse mit übernehmen.
    Die Beziehung mit einem Alkoholiker ist immer wie ne Achterbahnfahrt, bis man rechtzeitig aussteigen kann oder man fällt eben raus.

    Das Leben mit einem Alkoholiker kann nicht gut gehen, man kann nicht mehr man selbst sein, denn entweder fordert der Kranke unsere ganze Aufmerksamkeit oder reagiert kaltherzig bzw. lässt uns einfach im Stich. Nur dessen ist er sich ja gar nicht bewußt, wie den auch bei x Bier, Wein, etc. hat er oder sie über sich doch die Kontrolle längst verloren. Wir aber sind uns der Tatsachen natürlich sehr bewußt und leiden wie ein Hund oder wir üben uns genauso wie der Kranke in der Verdrängung. Viele unvorhersehbare Situationen und viele ungewollte Streitigkeiten entstehen, auch durch uns aus Frust, Verletztheit oder auch Selbstschutz, zerstören dadurch immer wieder unsere Gefühle nach Sicherheit und Vertrauen.
    So bröckelt immer auch ein Stückerl von unserer Persönlichkeit ab, bis wir uns so unvollkommen und sehr klein fühlen, wenn wir nicht gar schon zerbrochen oder gefühllos geworden sind - aber nichtdestotrotz freuen wir uns immer wieder über jede wiederkehrende Zuwendung des Partners.

    Genau diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen.
    (Das sind nur meine Erfahrungen mit einen chronisch kranken Partner, bestimmt gibt es auch viele weniger dramatische Beziehungen).

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