Hallo Solvejg!
Zunächst mal herzlich willkommen! Schön, dass Du da bist.
Deine Geschichte macht mich traurig. Offensichtlich hattest Du schon früh jemanden, der Dich Deines Selbstvertrauens beraubt hat.
Und ich glaube auch, genau da liegt bei Dir (und jedem anderen, der hier schreibt!) das Problem.
Du schreibst, Du hattest viele schlechte Beziehungen. Jetzt hast Du offenbar einen Partner, der alkoholkrank ist.
Man sagt ja nicht von ungefähr, dass Frauen sich immer den selben Typ Mann aussuchen.
Und ich glaube, Du bist jetzt schon wieder in einer Beziehung, die Dir nicht gut tut.
Ich finde es gut, dass Dir Deine Arbeit so viel bedeutet, aber für mich klingt es ein bißchen so, als würdest Du Dein gesamtes Dasein ausschließlich von Deiner "Leistung" abhängig machen, und ich glaube, das ist nicht gut.
ZitatIch mache mir oft Vorwürfe, dass ich ihn nicht helfen kann, obwohl ich weiß, dass ein Ausweg aus der Sucht nur passieren kann, wenn er sich selbst seiner Sucht bewusst wird. Manchmal glaube ich sogar, dass ich mir sein Alkoholproblem lediglich einbilde, da er immer so vehement dagegen redet....
Du musst Dir absolut keine Vorwürfe machen. Weißt Du, ein Alkoholiker weiß schon sehr früh, dass er abhängig ist. Er merkt nur leider viel zu spät, wie schlimm es tatsächlich ist.
Du wirst hier sehr oft lesen, dass ein Alkoholiker erst seinen persönlichen Tiefpunkt erreichen muss, um tatsächlich etwas gegen die Sucht zu tun.
Du als Partnerin kannst Deinen XY darauf hinweisen, ihn bitten, etwas zu tun und ihm Wege aus der Sucht aufzeigen, aber mehr eben auch nicht.
Wenn ER aufhören möchte, zu trinken, wird er es tun. Ansonsten nicht.
Du trägst dafür absolut keine Verantwortung.
Aber Du trägst die Verantwortung für DICH SELBST.
Übrigens wirst Du auch oft lesen, dass die coabhängigen Partner an ihrem eigenen Verstand zweifeln.
Mir ging es damals ganz genauso. Man hört so oft, dass es gar kein Problem gibt, bis man selber glaubt, man übertreibt.
Mein Therapeut hat mir dazu einen schönen Satz gesagt, den ich mir dann immer ins Gedächtnis gerufen habe:
"Selbst wenn es übertrieben ist: Es ist FÜR MICH ein Problem, und wenn es für ihn keines ist, dürfte es ein Leichtes für ihn sein, einfach nicht mehr zu trinken."
Natürlich konnte er nicht aufhören. Und er hatte auch immer tolle Argumente, weshalb er nicht aufhören wollte/konnte.
Irgendwann stand er vor der Entscheidung: alkohol oder Partnerschaft.
Er hat den Alkohol gewählt. Und spätestens dann dürfte klar sein, dass es definitiv ein Problem ist.
Liebe Solvejg,
hast Du schon mal therapeutische Hilfe in Anspruch genommen?
Die Tatsache, dass Du Dich selbst verletzt, ist ja keine Kleinigkeit.
Und eine Beziehung, die Dich so unglücklich macht, dass Du das Bedürfnis hast, Dir weh zu tun, kann nicht gut sein!!!