Mit dem Elefant im Wohnzimmer klar kommen

  • Hallo an alle!

    Den Titel für meinen eintrag habe ich gewählt, weil ich in einem Buch neulich gelesen habe dass ein Alkoholproblem in der Familie wie ein Elefant im Wohnzimmer ist... Alle sehen ihn, alle wissen dass er da ist weil er nicht zu übersehen ist, aber keiner will darüber reden.

    Wie ich bei meiner Vorstellung schon gesagt habe, ist mein Vater in diesem Fall der Grund, warum ich mich hier angemeldet habe...

    Ich habe mehrere große Fragen für deren Antwort ich hierher gekommen bin:
    Wie kann ich meinem Vater helfen?
    Wie kann ich meiner Familie helfen?
    Und, wie kann ich mir selbst helfen?

    Ich halte das einfach nicht mehr aus! Ich dachte immer in meinem Alter sollte man sich sorgen machen was man anzieht, wie man Schule/Ausbildung geregelt bekommt, was mit der besten Freundin los ist oder welches MakeUp man heute auflegt...
    Stattdessen drehen sich meine Sorgen darum, wie ich mit meinem alkoholabhängigen Vater klar kommen kann und wie ich ihm helfen kann. Wie ich verhindern kann dass meine Freunde davon erfahren oder mein neuer Freund...
    Ich habe genug davon daneben zu sitzen und mir mit anzuschauen wie mein eigener Vater sich selbst zerstört! Das muss jetzt aufhören! Es muss aufhören das mich all das langsam von inner auffrisst!

    Ich möchte endlich etwas ändern. Ich weiß nur noch nicht wie. Und darum hoffe ich dass ihr mir helfen könnt und mir sagen könnt, wie ihr mit sowas umgeht oder umgegangen seit! Bitte... könnte ihr mir helfen?

    Liebe Grüße

    insecure

    Gebe mir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Hallo insecure,

    herzlich Willkommen hier im Forum. Den ersten Schritt in Richtung Veränderung bist du damit schon gegangen.

    Hier im offenen Bereich können wir deine Vorstellung leider nicht lesen, du solltest sie deshalb nochmal hierher in deinen Thread kopieren. Ich denke auch, du bist im Bereich der EKAs (erwachsene Kinder von Alkoholikern) noch besser aufgehoben. Vielleicht liest du dich dort erstmal ganz in Ruhe ein, dann wird dir auch schon vieles klarer.

    Mein Vater war/ist übrigens ebenfalls Alkoholiker, ein bei uns familiäres Tabuthema. Dieses ungeschriebene Schweigegelübde konnte ich leider erst mit meinem 37. Lebensjahr brechen. Deshalb:

    Nur wenn du nicht wegsiehst und offen mit dem Thema umgehst, kannst du auch Hilfe und Unterstützung erhalten. Falsche Scham ist hier fehl am Platz, dein Vater trinkt und du bist weder Schuld daran, noch hast du Einfluss darauf.
    Die Veränderung fängt immer bei DIR an und vielleicht kann sie dann auch eine Veränderung bei deinem Vater und/oder deiner restlichen Familie bewirken. Stelle DICH und DEINE Bedürfnisse in den Mittelpunkt.

    Vielleicht gibt es in deiner Nähe eine Selbsthilfegruppe oder du sprichst mit deinem Hausarzt über dieses Thema und fragst nach Hilfsangeboten. Nimm alle Hilfe an, die du bekommen kannst.

    Lieben Gruß
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Hallo sweetnina5!
    Vielen Dank für deine Antwort. Das mit dem Hausarzt ist an sich eine gute Idee, aber die habe ich schon lange verworfen da mein Hausarzt ein persönlicher Freund unserer Familie ist. Mit ihm möchte ich nur ungern darüber reden...
    Deinem Vortschlag meine Vorstellung noch mal hier her zu kopieren komme ich gerne nach:

    Hallo!
    Ich bin 18 Jahre alt, morgen 19... Ich lebe zusammen mit meinem Vater, meiner Stiefmutter und meinem 7 Jahre alten Halbbruder zusammen.

    Mein Vater ist alkoholabhängig... seit wann mir das klar ist weiß ich nicht genau, aber jetzt, wo mir das wirklich klar ist, weiß ich dass es schon viele Jahre so ist... eigentlich schon so lange dass ich mich nicht mehr erinnern kann wann es nicht so war.

    Für mich als Tochter ist es schrecklich daneben zu sitzen, zuzuschauen wie mein Vater sich selbst zerstört und nichts dagegen tun zu können.
    Er trinkt ausschließlich Bier. Aber das mehrmals die Woche und genug davon um nicht mehr zu wissen was er tut oder sagt.

    Ich habe lange Zeit versucht damit einfach zu leben und es hinzunehmen, bis ich gemerkt habe wie sehr es mich innerlich auffrisst.

    Ich hoffe hier zu erfahren, wie andere mit so etwas umgehen/umgegangen sind, wie man ihm vielleicht helfen kann und wie ich mir selbst helfen kann besser mit der Tatsache zu leben, dass der Vater den ich liebe und immer bewundert habe, ein Alkoholiker ist. Ich ertrage es einfach nicht mehr...

    Liebe Grüße
    insecure

    Gebe mir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Hallo insecure,

    dann wünsche ich dir heute mal als allererstes alles, alles Gute zum 19. Geburtstag! :D


    Ich kann mich gut erinnern, wie ich so etwa mit 15 oder 16 beim Hausarzt saß und wegen der Trinkerei meiner Mutter nachfragte. Er hat mich quasi rausgeschmissen. :cry: Danach bin ich für Jahre verstummt, habe mich überhaupt niemandem mehr anvertraut. Ich spinne ja und sie ist schließlich ein ehrwürdiger Teil der Dorfgemeinschaft..... :roll: Ich habe dann den Hausarzt gewechselt.

    Zitat

    Wie kann ich meinem Vater helfen?
    Wie kann ich meiner Familie helfen?
    Und, wie kann ich mir selbst helfen?

    Dreh mal die Reihenfolge um, dann stehst du da, wo du hingehörst: oben!

    Die anderen sind für sich selber verantwortlich. Und du bist für dich verantwortlich. Was da jeder von euch draus macht, das ist Seins.


    Lieber Gruß und hab einen schönen Tag. Auch wenn es den anderen nicht so gut geht - Dir darf es gut gehen!

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde66!

    Danke für deine Antwort...
    Vielleicht denken alle so die erst vor kurzem wirklich realisiert haben dass ein echtes Problem vorliegt wie ich. Ich denke immer noch dass man das Problem bei der Wurzen packen muss! Das heißt, dass man meinem Vater helfen muss seine Sucht zu überwinden damit es uns anderen besser geht!
    Oder ist das falsch?

    LG

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    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
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    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Das gilt nicht für eine Suchterkrankung wie Alkoholismus.

    Da ist Vorraussetzung, daß der Betroffene von sich aus aufhören möchte. Von außen kann man nichts tun, solange derjenige keine Einsicht hat und von sich aus um Hilfe nachfragt.

    Ihm wird ja jederzeit geholfen! Beim Hausarzt, der Suchtberatungsstelle, in der Entgifungsstation usw. - wenn er denn will!!

    Dann kommt noch dazu, daß wir Angehörige keine Profis sind und diese Erkrankung gehört professionell begleitet. Als Angehöriger meint man helfen zu müssen und kommt so in Gefahr, in co-abhängiges Verhalten zu geraten. Also den Alkoholiker in den Mittelpunkt zu rücken und die Gedanken kreisen nur noch um ihn. Und man selber geht mit unter.

    Feierst du schön?

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hi insecure,

    der einzige, der einem alkoholiker am anfang helfen kann, ist der alkoholiker selbst.

    er muss zu der einsicht kommen, dass er ein leben ohne alkohol fuehren will. er. einsicht. ohne alkohol. W O L L E N.

    und ab da wird jeder alkoholiker dieser welt eine solch breite palette an hilfsangeboten finden (zumindest in deutschland ist das so), dass er die fuer ihn passenden hilfsangebote auch wahrnehmen kann.

    ohne diesen winzigen teil am anfang gibt es nichts und niemand, der einem alkoholiker helfen kann.

    von daher: mach dein ding, loese dich aus dieser krank machenden familienstruktur, und lass den elefanten (geil! der gedanke gefaellt mir!) oefter mal draussen im regen stehen, oder schick ihn in die wueste - da gerhoert er naemlich hin.

    einen schoenen geburtstag wuensch ich dir noch, lass es dir gut gehen und halt die ohren steif!

    cu
    MrHardcore

  • Hallo,

    auch von mir ein herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!!!!

    Ich schliesse mich all dem an was schon geschrieben steht. Du musst dich zudem nicht schämen oder gar verheimlichen was dein Vater tut. Nicht vor deinen Freunden, vor niemanden, denn das bist nicht du die Trinkt, es ist er!!!!!!!

    Mir tat es immer gut und auch ich war 16 Jahre alt als ich das erste mal realisierte das meine Mutter Alkoholikerin ist. Ich habe eine lange Co_Abhängigen Geschichte hinter mir. Darum finde ich es wichtig, das du es JETZT schaffst mehr auf dich zu achten, für dich zu sorgen und deinem Vater da nicht weiter nachhängst.

    Schwer ich weiss. Aber tu dir selbst einen Gefallen damit, bleib offen und spreche das Thema bei deinen Freunden, Freundinnen an.Ich habe einen Sohn in deinem alter auch ihm empfele ich über seine Oma offen zu reden, auch über seinen Vater (Alkoholiker). Es wird hier und heute nichts mehr heimlich gemacht.Das tut uns allen nur gut!

    Lieben gruß melanie

  • Hallo an Alle!

    Danke für eure Antworten!

    Ja, es fällt mir sehr schwer einfach zu versuchen seine Sucht zu ignorieren!

    Mal als Erklärung nebenbei, damit ihr mich versteht...
    Ich bin mit meinem Vater alleine aufgewachsen. Er war immer für mich da, hat mir alles beigebracht was ich wissen muss und noch vieles mehr. Auf ihn konnte ich mich immer verlassen.
    Mit 12 habe ich ihn zum ersten Mal gefragt warum er so viel trinkt und hatte Glück dass er nur ausgeholt hat, aber nicht zuschlug...
    Als meine Stiefmutter als ich 9 war in unsere Familie kam wurde es Anfangs besser und ich begann mich ihr anzuvertrauen... Es hat Jahre gedauert bis ich gemerkt habe wie hinterhältig sie in Wirklichkeit ist! Alles was ich ihr anvertraute erzählte sie meinem Vater...
    Er wurde auch zunehmend aggressiver wenn er getrunken hatte und schlug mich mehrmals... als ich 16 wurde hörte das dann auf.
    Aber anstatt dass es sich besserte wurde es immer schlimmer...
    Ich war mir lange Zeit nicht sicher ob er wirklich Alkoholiker ist oder nur etwas mehr trinkt als andere Menschen.
    Aber als er dann anfing jede Woche mehr als 2 mal betrunken durchs Haus zu fallen, da war ich mir ziemlich sicher.
    Heute ist es so schlimm dass er in guten Wochen 3 Mal und in schlechten Wochen 4-5 Mal betrunken ist...
    Aber immer nur Bier, nie etwas Härteres, und das auch immer nur Abends.
    Früher hat er nur mit Freunden getrunken, heute ist das eher die Ausnahme...
    Wenn er nüchtern ist dann ist er ein wirklich toller Vater... aber eben nur dann...

    Ich möchte nur dass ihr wisst, dass mein Vater kein schlechter Mensch ist... aber seine Art mit Problemen umzugehen ist wohl nicht die beste...

    Gebe mir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Hallo insecure,

    Alkohol ist Alkohol, ob Schnaps, Wein oder Bier ist egal.

    Meine Mama ist auch ein wunderbarer Mensch. Das ist es ja, was es einem so schwer macht, diese Verquickung von Extremen...

    Ignorieren geht ja nicht wirklich, wenn man unter einem Dach wohnt.

    Und trotzdem kannst du viel für dich tun.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Wie kann ich mir helfen? Das ist meine große Frage! :(

    Gebe mir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Mir hat geholfen mit anderen darüber zu reden. Dann Tagebuch zu schreiben. Und zu lesen, also mich zu informieren.

    Ich möchte dir eine Autorin empfehlen, Janet Woititz.

    Ihre beiden Bücher waren sehr hilfreich für mich.

    Bis denne, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Dankeschön...

    Tagebuch mache ich schon. Darüber reden tue ich nur mit meinem besten Freund.
    Angst davor habe ich es meinem neuen Freund zu erzählen... ich möchte nicht in seinen Augen das gleiche Mitleid sehen wie in denen meines besten Freundes...

    Lesen werde ich auch mal ausprobieren

    LG

    Gebe mir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Hallo insecure,

    vielleicht ist es ganz gut, wenn du das Thema extern besprichst, also nicht mit deinem Freund. Du merkst ja deine innere Bremse, was das angeht. Mir ist es mal gegangen, daß ich eine Beziehung durch reden völlig überfrachtet habe.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe insecure,

    ich denke wenn du vertrauen zu deinen Freunden hast kannst du auch darüber reden. Solltest du deinen Freund erst neu kennen ist das ganz normal das du da noch nicht reden magst. Aber versuche nicht es zu verheimlichen, du musst ja dazu nicht viel sagen. Es langt der Satz, das der Vater ein Problem hat. Ich bin auch frisch zuisammen und habe meinem Freund auch ncht alles erzählt. Denn ich möchte ihm das alles erst einmal nicht zumuten. Doch ich meine mit der Zeit kommt auch das.Inzwischen hat er meine Mutter gesehen und es ist ok gewesen, das ich das so angedeutet hatte.

    Wie du dier helfen kannst?

    Ich verstehe dich vollkommen. Auch meine Mutter ist nüchtern eine tolle Frau.Sie war auch nicht immer eine schlimme Mutter. Nur leider haben die Szenen in denen sie eben nicht so toll gewesen sind in mir etwas grundgelegt, was jetzt erst jahrzente später hoch gekommen ist. Dafor kannst du dich schützen indem du deine Gedanken mehr auf dich lenkst alls auf deinen Vater.Akzeptieren ist ein grosser Schritt dahin und auch verzeihen bringt einem wieder zu sich. Helfen wirst du deinem Vater nicht. Das wirst du akzeptieren müssen und bleib dir dessen bewusst das er krank ist und diese Krankheit ganz bestimmte Verhaltensregeln braucht um selbst nicht mit krank zu werden.Schütze dich und bau dir so jung wie du bist ein ganz eigenes unabhängiges Leben auf. Konzenriere dich wieder auf deine Ausbildung usw..........ich weiss es ist schwer.....lesen bringt auch viel Klarheit wie Linde dies auch schon schrieb.Informier dich.

    Lieben gruß melanie

  • Hallo!

    Meine Angst wegen meines Freundes ist auch die, dass ich es ihm nicht sage und er sieht meinen Vater dann iwann so! Bis jetzt habe ich ihn erfolgreich von unserem zu Hause fern gehalten, aber ewig wird das nicht funktionieren. Ich habe Angst dass er dann sauer ist weil ich es ihm nicht gesagt habe(was ich weniger glaube), aber viel mehr dass ihm das zu viel ist und er in so etwas nicht hinein geraten will...
    Des Weiteren habe ich auch noch das Problem dass ich noch einige Jahre Schule machen möchte, und somit nicht genug Geld verdienen werde um mich bald von dem hier los zu reißen... Andererseits weiß ich auch garnicht ob ich ihn und meine Stiefmutter, so wenig ich sie auch leiden kann, einfach allein lassen will! Sie tut mir ja schon iwo leid, denn sie macht das Gleiche durch wie ich...
    Ich glaube ich habe noch so viele Entscheidungen zu treffen, und die möchte ich nur ungern alleine treffen!
    Ich bin froh mich hier angemeldet zu haben! Schon in dieser kurzen Zeit ist mir mehr klar geworden als in vielen Jahren davor...
    Vielen Dank für eure Hilfe! Ich glaube lange hätte ich es nicht mehr ausgehalten ohne Menschen die sich damit auskennen, mich aufbauen und mir Ratschläge geben können...
    VLG

    Gebe mir die Gelassenheit,
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    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Zitat von insecure

    Wie kann ich mir helfen? Das ist meine große Frage! :(

    Hallo,

    du bist 19 Jahre alt, damit bist du erwachsen. Niemand darf dir mehr ins Leben quatschen, dir Dinge verbieten oder dich sonstwie behindern.

    Für dich und deinen Vater wäre es jetzt das beste, wenn du schnellstmöglich ausziehst. Für dich, damit du dem Seelenterror zu Hause nicht länger ausgesetzt bist, für deinen Vater, damit er einen Coabhängigen weniger hat, an dem er seine Launen auslassen kann. Denn so verrückt es klingt, man hilft einem Alkoholiker am Besten dadurch, dass man ihn auf die Nase fallen lässt - und das so lange und so schmerzhaft, bis er endlich die Verantwortung für sich selbst übernimmt.

    Als praktischen Rat würde ich folgendermaßen vorgehen:

    -Kontakt mit einer Sozialstation. Dort Beratung einholen bzgl. Wohnungssuche/Mietbeihilfe/Unterstützung

    -Ausziehen und ein neues Lebensumfeld aufbauen

    -Eine Therapie machen und das vergangene verarbeiten.

    Wir leben in einem Sozialstaat und der ist auch für dich da. Es gibt Wege und Möglichkeiten den häuslichen Umständen zu entfliehen. Da ist nichts, wofür du dich schämen müsstest und keine ernsthafte moralische Instanz kann dir das verbieten. Du bist jung und das ist dein Leben. Und wie gesagt - wenn du wirklich willst, dass dein Vater mal wieder gesund ist, dann tust du damit genau das Richtige. Ich weiss, das ist im Moment für dich mehr oder weniger unvorstellbar - aber was andere können, kannst du auch. Du bist viel stärker, als du denkst, verplemper sie nicht in diese Umstände. Du bestrafst deine Eltern nicht damit, du beschützt dich nur selbst. UNd dazu hast du jedes, aber auch jedes Recht der Welt.

    Ich wünsche mir eine EDIT-Funktion...

  • Hallo Marcelo!

    Es ist für mir wirklich sehr sehr schwer vorstellbar...
    Mein Vater war mein Leben lang bei mir und jetzt soll ich ihn einfach verlassen weil er Probleme hat, wo er mir doch mit meinen immer geholfen hat?? Das kommt mir iwie nicht richtig vor...

    Ist das wirklich das Beste was ich für uns alle tun kann oder nur das Beste für mich??

    Danke für deine Antwort

    LG

    Gebe mir die Gelassenheit,
    Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann;
    den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
    und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

  • Zitat von insecure

    Hallo Marcelo!

    Es ist für mir wirklich sehr sehr schwer vorstellbar...
    Mein Vater war mein Leben lang bei mir und jetzt soll ich ihn einfach verlassen weil er Probleme hat, wo er mir doch mit meinen immer geholfen hat?? Das kommt mir iwie nicht richtig vor...

    Ist das wirklich das Beste was ich für uns alle tun kann oder nur das Beste für mich??

    Danke für deine Antwort

    LG

    Es ist für euch beide das beste. Das Beste ist für deinen Vater, schnellstmöglich von allen verlassen zu werden, damit er sich nicht mehr vor seiner Krankheit verstecken kann. Das ist das perverse und schmerzhafte am Alkoholismus, dass man den Angehörigen ins Messer fallen lassen muss, aber dies ist der normale Weg. Jeder trockene Alkoholiker wird dir das bestätigen.

    Für dich ist es das Beste, weil du aus dem kranken Umfeld herauskommst und dich selbst entdecken kannst. Da wartet noch viel Arbeit auf dich aber es ist dein Leben, das entdeckt werden will.

    Dein Vater hat viel für dich getan, OK. Aber er hat dir auch viel genommen, was er nicht hätte nehmen dürfen. Ein sicheres Zuhause zum Beispiel.

    Einen Trost habe ich für dich: Es gibt kaum tiefgründigere, erfahrenere und seelisch anregendere Menschen als trockene Alkohholiker.

    Ich wünsche mir eine EDIT-Funktion...

  • Liebes,

    das dein Vater immer für dich da war bedeutet nicht gleich, dass du automatisch eine Verpflichtung hast das selbe für ihn zu machen. Ich spreche jetzt als Mutter zu dir.Ich erwarte von meinen Kindern nichts. Was ich ihnen gebe ist für mich als Mutter selbstverständlich, das gebe ich gern weil ich sie liebe. Dafon darfst du dich frei machen.

    Natürlich liebst du deinen Vater auch. Leider hat er sich dafür entschieden sich dem Alkohol zuzuwenden und da muss er selbst erkennen, das es für ihn schädlich ist. Wenn du ihn liebst dann musst du ihn loslassen. Aus liebe sich lösen. Du kannst nichts tun!

    Ich denke auch, es gibt für so junge Menschen Beratungsstellen zu denen du gehen kannst. Es gibt extra für solche Fälle Gelder die du beantragen kannst. Zieh da aus, es schadet dir nur weiter in dieser Situation zu leben. Weil ich das Gefühl habe, dass du dich sonnst viel zu sehr da reinhängst. Ich dachte damals auch, ich könnte mit viel reden und durch meine Energie schaffen, das sich was ändert. Nichts hat sich geändet, ausser das ich selbst irgendwann auf der Nase lag und nicht mehr konnte!

    Es liegen Jahrzente dazwischen, meine Mutter erkennt bis heute nicht was sie sich antut.Viel zu oft versprach sie aufzuhören. Bei jedem kleinsten Anlass der irgendwelche Emmozionen hochholte fing sie wieder an,schlimmer als vorher. Sie lebt , nein ,sie vegitiert heute vor sich hin........nicht mehr mein Thema, ich lass sie........es tat richtig weh mich zu lösen doch nach dem ich es geschafft habe fühle ich mich enlich frei!!!!!!es lohnt sich!

    Lieben Gruß Melanie

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