Sonderbare Coabhängigkeit

  • Ich finde es gerade total wahnsinnig dass die meisten Coabhängigen sich hier in der Regel anmelden, um Hilfe für den Partner zu suchen. Dabei fühlt man sich erstmal selber total normal und muß dann entdecken, dass man selber süchtig, krank ist ohne es als solches gespürt zu haben.
    Das ist schon eine fast unglaublich.
    Wirft man dem Alkoholiker doch vor, das er heimlich trinkt, das er nicht zugibt, dass er abhängig ist , ist es bei uns Coabhängigen ja noch schlimmer: Wir bemerken es ja nicht einmal dass es und oder warum es uns schlecht geht.

  • ja, die coabhängigkeit an sich ist schon schwer zu definieren und sich darin zu erkennen. Als EKA ist es nochmal anders, denn vieles trifft auf mich nicht zu , was zum beispiel bei Partnern typisch ist. Ich hatte zb niemals das Bedürfnis meinen Vater aus dem Suff befreien zu wollen oder zu müssen. Dennoch sind wieder andere dinge parallel.

    Genauso schwierig wie es ist die coabhängigkeit bei sich erstmal zu erkennen, genauso schwierig ist es dran zu bleiben und immer wieder zu überprüfen , was coabhängig ist. So etwa wie der Alkoholiker prüfen sollte, ob hie rund da Alkohol in der Nahrung ist oder Feiern, wo ausgiebig getrunken wird zu vermeiden, so müssen wir als coabhängige lernen menschen zu erkennen, die unsere Energien aufsaugen und wiederum von uns aus Grenzen setzen. Das ist nicht so klar und einfach wie bei einer stofflichen Sucht zu erkennen.

    In erster Linie müssen wir doch erkennen lernen wann WIR uns anfangen unwohl zu fühlen und auf diese Signale achten. Es garnicht erst so weit kommen lassen und schon vorher einen schlußstrich machen wäre schon wünschenswert. In der beziehung mit einm Alkoholiker nimmt man lange zeit nicht wahr dass es einem selber schlecht geht, weil man auf den partner fokussiert ist und denkt, dass man ( ja auch im vergleich) normal ist, der andere hingegen krank. Vielleicht entsteht es einfach auch aus eienr Hilflosigkeit aus Unwissenheit heraus. Denn ist man ertsmal über die Strukturen der Sucht informiert könnte man ja anders damit umgehen.

    Viele merken es aber erst nach Jahren und sind schon viel zu weit darin verwickelt, dass es dann plötzlich kompliziert wird da wieder einen weg hinaus zu finden. Ist man erst am Anfang einer solchen Beziehung ist es schwer sich vorzustellen, dass es immer schlimmer wird im verlauf und dass es da kaum ne Ausnahme gibt auf die jeder irgendwie doch hofft.
    Die meisten kommen ja ins Forum in der hoffnung ihre Beziehung zu verbessern, stattdessen wird meist von Trennung und Distanz geredet. Darauf ist man doch nicht vorbereitet und ich finde es verständlich, dass das erstmal Zeit braucht um überhaupt verstanden zu werden und einzusehen, dass man ja schon längst ne Distanz zu dem Partner entwickelt hat, bzw der Partner zu einem selber, eben durch den Alkoholkonsum.

  • Salue Paddy,
    was Coabhängigkeit ist habe ich an mir im wohl extremen Beispiel erleben müssen weil ich ganz unten war und alles verloren hatte.

    Mir konnte nichts schlimmeres/besseres passieren! Ich war auf dem Nullpunkt musste/konnte und durfte neu anfangen. Auf meinem Weg begegneten mir wunderbare Menschen, die mich an die Hand nahmen und für mich da waren.

    Heute bin ich immer noch coabhängig. Habe immer noch eine Anziehungskraft auf Menschen mit psychischen Problemen weil diese meine Ruhe verspüren, die ich durch das schlimme erworben habe.

    Es gelingt mir heute immer einen Schritt zurück zu gehen. Mich immer zu fragen tut mir das gut oder nicht. Es gelingt mir keine, aber auch wirklich keine Verhaltensweise mir selber zuzuschreiben, die ein Gegenüber aufgrund psychischer Belastung weitergeben möchte.

    Es war die Hölle was ich erlebt habe - ohne diesem Erleben wäre ich nie da angelangt wo ich jetzt bin. Mir wurde während meiner Umschulung von ganz vielen Menschen gesagt dass ich so eine Ruhe und Zufriedenheit verströme, die einfach nur schön für das Umfeld wäre. Mir wurde aus Reihen psychisch kranker gesagt dass ich durch meine "Gelassenheit" in der Betrachtung und keine Vorverurteilung eine Bereicherung sei. Meine Ex-Kollegen sind ständig in Kontakt mit mir. Mein Leben ist schön - ich dekoriere für mich weihnachtlich - ich schminke und pflege mich für mich. Ich fühle mich wohl in mir. Alles das gelang nur durch dieses furchtbare "fast aus" in meinem Leben.

    Wer den Ausstieg geschafft hat - den Willen hat mit sich selber kritisch umzugehen und nahezu das ganze Leben in Frage zu stellen, der hat nach einer solchen Tiefphase vielleicht mehr Chancen als andere Menschen jemals in ihrem Leben.

    Aber... die wenigsten wollen diesen verdammt harten Weg gehen.... Kaum einmal gestrauchelt hält man/frau sich wieder fest am alten Pfad/Geländer, welches stabil aussieht aber über lange Sicht zusammenbricht.

    Was morgen ist, kann ich nicht sagen - aber heute kann ich sagen, ich bin nicht nur zufrieden, heute kann ich sagen ich bin in der Lage aufzuarbeiten (aufarbeiten zu müssen) und mit mir Frieden zu schließen - das wirkt sich auf das Umfeld aus und das Feedback ist einfach nur harmonisch schön.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Zitat

    Mir wurde aus Reihen psychisch kranker gesagt dass ich durch meine "Gelassenheit" in der Betrachtung und keine Vorverurteilung eine Bereicherung sei.


    Jo Daggi,
    und wir können einfach nicht mal abweisend oder gar bissig sein.
    Also Türen auf, und erstmal alles reinlassen, und dann sich schwer tun am wieder rausschmeissen.
    Ein Elend mit uns "lieben Kindern" :oops: , gelle.

    Gruß,
    nici :wink:

  • Ich denke Nici, genau diese Coabhängigkeit, auch wenn nicht mehr gelebt, wird gespürt in Form von Wärme, keinen Vorurteilen und und und.... Deshalb bin ich so froh es gelernt zu haben einen Schritt nach hinten zu gehen und mich mal tiefer mit der Person zu beschäftigen - um eben die Türe nicht aufzumachen.

    Kontakt ist o.k., lässt sich in meinem Fall weder verhindern, noch wollte ich es verhindern, aber alles andere, das kann ich steuern....

    Lieben Gruß von Daggi
    die nun Briketts schleppen muss

  • oh nici, abweisend und bissig habe ich da genau schon geboten :) aber das ist natürlich auch wieder der Effekt von jemandem, der eben nicht alles schluckt.

    Du darfst nicht vergessen, mittlerweile habe ich mich empor gearbeitet, mich spricht kein aktiver Süchtler mehr an ;) sondern nur noch therapieerfahrene ;) keine geringere Gefahr, aber somit doch eine Akzeptanz von Bissigkeit und Kritik. Hey Nici, dass ist schon ein Erfolg gegen früher - fällt mir gerade auf ;)

    Lieben Gruß von Daggi

  • Hihi Frozen Tears,
    nein, aber etwas ist dran an Deinem Witzchen.

    Ich habe ja schon früher gemerkt wenn jemand Alkprobleme hatte und hatte immer Erklärungen finden wollen. Heute ist die Fahne Zeichen genug. Nun gut 30 zufällige Treffen ohne Fahne und Alkgenuß, die ließen mich vielleicht überlegen ob ich falsch gelegen habe.

    Mir ist aufgefallen, dass ich einfach überdeutlich bin und durch meine Therapie an mir und mein ANnehmen von dem was eben ist anderen ebenso gegenüberstehe.

    Wenn mir jetzt jemand erzählt er hat ein so langes und leeres Wochenende vor sich (Mitleid?) dann sage ich ihm "es liegt an Dir".
    Wenn mir jemand sagt "ich bin am explodieren", dann frage ich ihn ob er für sich einen Weg finden kann damit umzugehen.
    Ich bin gerne Fragesteller, damit derjenige selber seine Antwort findet - aber ich bin nicht aktiv eingebunden.

    Das ist wie der böse Blick, denn hier wird ja jemand gesucht, der Verantwortung abnimmt und ich lasse die arme Seele stehen mit "überleg selber".

    Und komischerweise scheint das eine recht gute Kombination zu sein, denn manch einer besinnt sich auf sich selber; ohne mein Zutun! Wie anders fühlt sich das an als in Zeiten mit einem aktiv Süchtigen, auf den man/frau ständig meinte aufpassen zu müssen....

    lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo miteinander,

    ich bin gerade ein wenig ratlos.
    Ich lese öfter in den Beiträgen der "Neuen" und würde gerne auch antworten, aber mir fällt dabei auf, dass die so mit "ihren" Partnern
    beschäftigt sind, dass ich gar keinen Ansatz zum Helfen finde.

    Geht es jemanden von den "Erfahrenen" manchmal auch so?

    Die Angehörigen weinen, leiden und streiten, kämpfen und
    trifften dabei völlig in die Probleme des Alkoholikers ab, was ja eigentlich dann schon grenzüberscheitend ist.
    Und als Rechtfertigung und als Klebstoff für die eigene Hilflosigkeit muß oft das unschuldige Gefühl " von Liebe" herhalten.

    Zu lieben ist himmlisch, aber wenn es wirklich Liebe ist, dann kann ich den Anderen doch nicht kontrollieren und eifersüchtig festhalten, wenn der/die sich nicht so verhält, wie ich will.
    Und Liebende verletzen und erniedrigen sich auch nicht gegenseitig.

    Ich vermute deshalb, hier klammern sich viele an der Verliebtheit und an ihren Illusionen fest, deshalb wird die Wahrheit und jede Veränderung unter den Teppich gekehrt?

    Nur Liebe ist das eine, aber Partnerschaft ist etwas anderes.
    Da denke ich, müssen schon von beiden Seiten die Voraussetzungen
    stimmen. Alkoholismus ist definitv ein Scheidungsgrund.
    Alkoholkranke sind unfähig für eine stabile und tragfähige Beziehung.

    Nachdem sich die Abhängigkeit bis zum Alkoholiker schon über Jahre hinweg entwickelt hat, ist es einfach naiv zu glauben, wenn nur das Rauchgetränk abgesetzt wird ist alles in Ordnung.
    Doch es ist eben nicht besser, weil der Süchte die Grümde fürs Saufen herausfinden und verändern muß, wenn er das überhaupt will, und das geht nur über eine SHG oder Therapie.
    X-Faktoren spielen bei der Entstehung der Alkoholkrankeit zusammen.

    Deshalb lieben Co`s müssen die Tatsachen auf den Tisch, der entscheidenden Krise kann keiner Ausweichen.
    Wer aus eigennützigen Gründen, nur aus Angst vor Einsamkeit oder finanzieller Sorgen, aus Angst vor Liebesverlust klammert, die/der ist eigentlich lebensuntüchtig und trägt noch dazu
    eine Mit-verantwortung am Suchtverlauf.

    Auch einem Alkoholiker allein die Entscheidung für das gemeinsame
    Glück zu geben, finde ich ein bisserl feig.

    LG Emma

  • Hallo Emma,

    das ist ja eben ein Zeichen der Co-Krankheit, daß man nicht bei sich ist, sondern im Außen unterwegs...

    Du schaust da gut hin!

    Zitat

    ..., dass ich gar keinen Ansatz zum Helfen finde.

    Hier im Forum kann es passieren, daß man gerade als Co zum Co der anderen wird. Du bist für DICH hier, nicht um anderen zu helfen. Im Selbsthilfeforum geht es ja eben darum zu lernen, sich selber zu helfen.

    Liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat

    Hier im Forum kann es passieren, daß man gerade als Co zum Co der anderen wird. Du bist für DICH hier, nicht um anderen zu helfen. Im Selbsthilfeforum geht es ja eben darum zu lernen, sich selber zu helfen.

    Hallo Linde,

    wie meinst du das, dass man als Co zum Co der anderen wird?

    Ich bin eigentlich nicht mehr hier, weil ich noch Hilfe brauche, doch ich wollte ab und an, jenen denen es schlecht geht, zum Dank noch unterstützen.

    Mir gehts prima, alles in meinen Verantwortungsbereich ist geordnet,
    manchmal kommt Besuch vorbei, nur jetzt bei dem vielen
    Schnee ist das Sporteln oder das Unterwegs sein etwas mühsam.
    Daher habe ich derzeit mehr Leerlauf als mir lieb ist.

    Ich kann leider nicht alles ausprobieren, was interessant ist und Spaß macht, weil ich sehr konsequent sparen muß, und da ist das Internet einfach eine liebenswerte Ablenkung.

    Emma

  • Hallo Emma,

    ich meinte das so, daß man als Co-Abhängige eine Co-Rückfall haben kann im Forum. Durch das Schreiben bei anderen entfernt man sich von sich selber. Man hilft anderen, statt sich selbst. Man ist im Außen unterwegs, statt im eigenen Inneren. Das kann passieren, muß aber nicht.

    Da gilt es einfach immer wieder die eigene Motivation zu hinterfragen.

    Es ist gut, wenn du so klar sagen kannst, daß du deine Verantwortungsbereiche geordnet hast.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

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