lange trockene phasen

  • hallo leute!

    hat einer von euch damit erfahrung- scheinbar total trockene phasen?
    ich rede von so ca. bis zu einem monat "ohne vorfälle".

    wie geht man damit um?

    manchmal wünsche ich regelrecht, es käme einfach mal der totale
    durchbruch der sucht, so OFFENSICHTLICH dass es keiner mehr
    ignorieren könnte - und dass der absturz demnach groß genug wäre,
    um tatsächlich etwas ändern zu wollen!

    ich habe ganze 2 solcher menschen in meinem umfeld (zwar nicht
    in meiner wohnung, aber wir stehen in kontakt--> ehemann + mutter).

    ist das eine weniger schlimme sucht? sie scheint ja keinen täglichen
    pegel zu fordern...

    oder noch tückischer?

    sehr anstrengend ist dann auch, dass man natürlich sehr lange
    sehr misstrauisch ist und ständig energie mit schnüffeln verbraucht!
    das ist echt nervenaufreibend.

    dann plötzlich, wenn man sich selbst schon für albern hält (hab ich
    jetzt übertriebene ansprüche?)- plötzlich ein absturz, so offensichtlich
    wie nur irgendwas!

    wäre dankbar für tips/kommentare

    lg fatima

  • hallo fatima

    hm, was soll man da sagen, möglich sind trinkpausen genau so wie die möglichkeit das du einen quartalssäufer vor dir hast. da ist das verheimlichen und vertuschen noch recht gut möglich, und selbst wenn das nicht mehr der fall ist, die wenigsten schauen hin. meine schwiegermutter meinte neulich mein ex säuft nicht, der trinkt ab und zu mal ein bier. als wir uns trennten war er bei 12 halben täglich, das ist so viel wie ne falsche schnaps. und auch der rest der familie hüllt sich in betretenes schweigen wenn das thema angesprochen wird. selbstbetrug, verleugnung, schönreden. ich hab für mich die konsequenzen daraus gezogen, die drüfen sich auch weiterhin selbst verscheißern, aber ohne mich. abstand halten und die eigene tür zu machen ist da einfach der einzige weg. jeder alkoholiker muß ganz allein für sich erkennen das er krank ist und hilfe braucht.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • hallo fatima,

    jepp, das kenn ich. der Vater ist so einer. immer wieder lange trockene phasen, dann wieder hi und da n bier, dann wieder bier jeden abend, dann wieder schnäpschen, dann wieder nichts ...
    ich für meinen teil sehe ihn als alkoholiker. (nicht alle in der familie/im umfeld tun das) auch wenn er nicht ständig betrunken in der ecke liegt, nicht lallt, nicht ungepflegt aussieht. er ist ein alkoholiker, er sollte es an sich auch wissen und er sollte auch wissen, dass er keinen alkohol anrühren darf.
    er tut es aber immer wieder und das ist seine sache. was soll ich reden, meckern, schimpfen, wenn er trinkt? macht die sache nicht beser, aber mich so fürchterlich müde.
    ich habe mich daran "gewöhnt". ich weiss einfach, der nächste rückfall kommt. wenn ich zu besuch fahre, weiss ich oft nicht, was mich erwartet. ich stelle mich aufs schlimmste ein und freue mich, wenn er eine trockene phase hat, oder in meiner gegenwart nichts trinkt.
    ich "schnüffle" nur kurz an ihm, wenn ich da bin. dann weiss ich bescheid.
    hat er eine trockene phase, so geniesse ich den vater, so wie ich in mir wünsche, gleichzeitig weiss ich aber, dass es beim nächsten mal ganz anders aussehen kann. es wirft mich nicht mehr so stark aus der bahn. ich habe es für mich akzeptiert. (was noch lange nicht heisst, dass ich mich nicht doch ab und an ärger oder mir sorgen mache, aber das ist eine andere geschichte)
    das ist auch das einzige, was ich dir raten kann. akzeptiere es als alkoholsucht und finde deinen weg, damit umzugehen. ein "rezept" kann ich dir aber leider nicht geben.
    wichtig ist, dass es für dich irgendwie einen umgang mit der situation gibt, dass du klarkommst damit. denn helfen können sich die menschen nur selbst.
    ich wünsche dir alles gute!

  • dorothea &
    superunknown

    danke für eure worte. es tut doch gut (wenn´s auch die realität nicht
    ändert) zu wissen, man sitzt nicht allein im boot.

    habt ihr eigentlich auch so ein gespür entwickelt?

    in 90% der fälle erahne ich den nächsten absturz!

    da hat sie ganz bestimmte launen und verhaltensweisen.

    das schlimme ist, sie ist krankenschwester und kommt auch leicht
    an verschreibungspflichtige medikamente. da fast das ganze KH-personal
    sich ebenso bedient, kann natürlich keiner petzen.

    inzwischen weiß ich, sie nimmt auch harte medikamente und mischt
    sie mit dem alk.

    das ist schrecklich- sie hatte schonmal einen epileptischen anfall,
    und auch verwirrte zustände...

    vor 2 tagen "sah" ich es dann wieder kommen...

    und nun hat mein vater jägermeister-fläschchen gefunden. sie reagierte
    recht gelassen. später wussten wir, warum: sie hatte offensichtlich
    draußen (im garten oder so) mehr gebunkert- was sich zeigte, als sie
    dann den absturz hatte.

    gerade schläft sie einen handfesten rausch aus- morgen arbeit fällt
    dann ins wasser.

    langsam wird´s immer krasser! früher hätte sie wegen der sucht trotzdem
    keinen tag versäumt. die kontrolle fehlt inzwischen...

    ich gewöhne mich- aber down macht es mich dennoch.

    lg fatima

  • Hallo Fatima,

    in den anderen Postings habe ich gelesen, dass deine Mutter im Krankenaus arbeitet. Wie geht der Arbeitgeber mit der offensichtlichen Sucht um?

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Zitat von Mikesch

    Hallo Fatima,

    in den anderen Postings habe ich gelesen, dass deine Mutter im
    Krankenaus arbeitet. Wie geht der Arbeitgeber mit der offensichtlichen
    Sucht um?

    hallo mikesch!

    wenn´s ganz schlimm war, war sie immer krank geschrieben. sonst hat sie
    sich immer nur, wenn sie mehrere freie tage hatte, total gehen lassen.
    wenn sie wenig frei hatte, hat sie eher pillen genommen (manchmal
    zusammen mit alk).

    pillen nehmen leider sehr viele von der arbeit mit. nur bei den ganz
    harten opiaten wird kontrolliert (giftschrank oder so), alle anderen
    medikamente (die man draußen aber nur mit verschreibung erhält)
    kann das personal "mitgehen" lassen.

    da jeder mal etwas mitnimmt, kann eigentlich niemand den anderen
    verpetzen. ich gehe davon aus, dass die tablettensucht unter dem
    personal im krankenhaus (inkl. ärzte) besonders hoch ist- einfach
    aus dem grund, dass so vieles so leicht zu "beschaffen" ist und sich
    demnach für jegliches leiden ein mittel anbietet.

    die mutter meiner freundin war oberärztin in einer der größeren berliner
    kliniken und ist "ganz normal" in rente gegangen- obwohl sie davor bereits
    jehrelang alkoholikerin (und wahrscheinlich auch tablettensüchtig) war.

    ärzte und krankenschwestern/-pfleger arbeiten unter recht großem druck
    und meist unterbesetzt. neulich hatten sie auf der intensiv wieder nur 3 statt
    6 leute. durch die wechselschichten greifen viele zu schlaftabletten oder
    eben zu aufputschern.

    ich glaube ehrlich gesagt dem arbeitgeber wird das solange wurscht
    sein, bis der erste skandal kommt (irgendein patient stirbt und ein arzt/
    eine schwester/ein pfleger wird verantwortlich gemacht und es kommt
    raus, dass er unter medikamenten und/oder alk steht).

    früher hatte ich meiner mutter manchmal gedroht, es der station zu sagen-
    wenn sie nicht aktiv etwas gegen die sucht unternehmen würde!

    ich habe es nie getan. ich glaube, es hat bisher noch keiner so richtig
    mitbekommen. ich hatte dann immer angst, dass sie dann komplett ausflippen
    und mir erst recht die schuld an ihrer sucht zuschieben würde!
    außerdem kam es mir immer ein wenig verleumderisch vor...

    nun- sie plant in 6 monaten auf rente zu gehen- ich hoffe sie tut es, und
    lässt damit zumindest die medikamentenquelle versiegen. und hoffentlich
    lebt sie ihre sucht auch bis dahin nicht auf der arbeit aus!

    gruß, fatima

  • hallo leute!

    habe gerade mal wieder virtuell durch alte threads geblättert.

    dabei stelle ich fest: die spirale geht- wenn auch langsam-
    leider abwärts!

    auffällig daran ist vor allem:

    die menge der cleanen zeit ist inzwischen geringer, als die menge
    zeit, in der entweder:

    - getrunken wird

    - depressiv im bett rumgehangen wird (angeblich nachts schlecht
    geschlafen wegen körperl. beschwerden - die sie zwar tatsächlich
    hat, die jedoch "erweitert" werden als grund für passivität/schlechte laune)

    - total miese laune (paranoia, aggressionen, weinerliche, selbstmitleidige
    stimmung) am start ist

    - man sich sozial isoliert (nicht ans tel. geht, schwester/tochter/enkel/
    freunde etc. nicht sehen will...)

    miese bilanz, leider.

    werde mich wohl dieses WE nochmal bemühen, ihr zur suchtberatung
    zu raten, bzw. zur selbsthilfegruppe oder am besten gleich klinik.

    aber auch hier weiß ich: das dient eher meinem pflichtgefühl, als der
    tatsächlichen änderung der sache. sie wird wohl abblocken, abwehren,
    wie immer...

    lg fatima

  • Zitat von fatima


    manchmal wünsche ich regelrecht, es käme einfach mal der totale
    durchbruch der sucht, so OFFENSICHTLICH dass es keiner mehr
    ignorieren könnte - und dass der absturz demnach groß genug wäre,
    um tatsächlich etwas ändern zu wollen!

    Hey Fatima,

    ich kann dazu nur aus eigener Erfahrung sagen, dass auch die größten Abstürze nichts bedeuten.
    Ich habe auch lange darauf gewartet, dass "endlich mal was passiert".
    Vor zwei Jahren war es dann kurz vor Weihnachten soweit, sie lag bewusstlos im Flur, gar nicht ansprechbar und ich dachte, jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, heute ändert sich alles.
    Ich hab mich durchgesetzt gegenüber meinem Vater, habe den RTW samt Notarzt gerufen, die sie dann immernoch bewusstlos mitgenommen haben. Alkoholvergiftung.
    Im Krankenhaus gings dann zur Intensivstation, mein Vater und ich hinterher. Ich sagte zu ihm, dass heute der Tag gekommen sei, jetzt MUSS sie es eingesehen. Die Notärztin drehte sich zu mir um und meinte, ich solle mir besser keine falschen Hoffnungen machen. Ich war geknickt und sauer auf die NÄ, wie konnte sie nur sowas sagen?
    Aber sie hatte Recht, genau wie damals, vor mehr als 20 Jahren, als das gleiche Maleur passierte, als sie mit zwei Kleinkindern alleine zu Hause war. Ein paar Tage war alles ok, etwas Einsicht vorhanden. Die wurde dann aber erfolgreich verdrängt und das war's seitdem. Sie hat kein Problem. Therapie wurde schon im Krankenhaus abgelehnt, Überweisungen des Hausarztes zum Psychiater weggeschmissen.
    Wir haben keine Infos bekommen- außer, dass sie getrunken hatte. Ein Pfleger nahm mich beiseite, sie habe starke Depressionen und beklage sich über die Probleme in ihrer Ehe, die - natürlich die Probleme, und nicht sie selbst- Schuld seien. Aber sonst- nix. Keine Promilleangabe, keine Auskunft über das Stadium ihres Zustandes, nix. Sie war auch mal zur "Bestandsaufnahme" beim Hausarzt kurz darauf- ihre Auskunft: Der Arzt sagt, alles ok. Dabei sehe ich eindeutig den Wasserbauch UND merke die ersten Anzeichen vom Herrn Korsakow.

    Schlimmer Absturz und Zustand bedeuten gar nichts! :(
    Sei froh, dass es noch nicht so weit ist und finde Abstand, bevor es dazu kommt. :( Mein Tipp.

  • Hallo fatima,

    Zitat von fatima

    werde mich wohl dieses WE nochmal bemühen, ihr zur suchtberatung zu raten, bzw. zur selbsthilfegruppe oder am besten gleich klinik.
    aber auch hier weiß ich: das dient eher meinem pflichtgefühl, als der
    tatsächlichen änderung der sache. sie wird wohl abblocken, abwehren,
    wie immer...

    Pflichtgefühl deiner Mutter gegenüber? Warum willst du das denn machen, wenn du schon weißt, wie sie reagieren wird?

    Du bist doch nicht für deine Mutter verantwortlich. Und sie kann doch wohl trinken, wenn sie will. Wenn du damit nicht klarkommst, musst du Abstand nehmen. Das ist jetzt sehr hart ausgedrückt, aber so ist es.

    Dinge, die man nicht ändern kann, muss man akzeptieren. Ich vergleiche das immer gern mit einer Mauer. Ich kann noch so lange darauf einschlagen, sie wird stehen bleiben. Also muss ich einen anderen Weg finden, die Mauer steht, egal was passiert.

    liebe Grüße
    Laura

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