Knapp am Rückfall vorbei...

  • Moin,

    ich bin seit 4 Jahren trocken - und dachte ich hätte die
    Sucht im Griff. Nun, das ist ein Irrtum.

    Neulich holte meine Frau eine Flasche Cognac aus dem
    Schrank - und ich konnte mich kaum beherrschen.
    Dabei stand die Flasche da schon die ganzen 4 Jahre.
    Habe auch noch nie ein Verlangen gespürt, wenn meine
    Frau oder andere in meiner Gegenwart etwas trinken.
    Es steht auch ständig Alkhol bei uns zu Hause rum, ohne
    das es mich irgendwie in Versuchung bringt.

    Ich fühle mich jetzt vollkommen verunsichert, da ich
    fürchte, wenn sich solche Attacken wiederholen, werde ich
    auf Dauer damit nicht fertig.

    Vor 4 Jahren war ich eindeutig psychisch abhängig, habe
    mehrmals die Woche zu viel getrunken. Hang-Over's am
    Wochenende waren nicht selten.

    Und dann aufgehört. Kein Problem, kein Entzug, alles ok..
    Fühlte und fühle mich ohne Alkohol eindeutig besser.

    Was nun ? Brauche ich jetzt eine Therapie ?

    Grüße aus dem Norden
    Ralf

  • Hallo Ralf,

    es wundert mich schon ein wenig das du Alkohol im Haus hast aber nicht das das Suchtgedächtnis anspringt. Es nie vorbei .

    Erzähle doch mal wie du trocken lebst und vor allem wie du trocken wurdest. Arzt Entgiftung mit professioneller Hilfe , Austausch ,SHG oder nur das Glas weggestellt?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    am Anfang stand bei mir der Selbstbetrug, wie wohl
    bei den Meisten: Ich bin doch gar nicht süchtig!

    Und dann habe ich an einem Abend - obwohl ich genau wusste,
    am nächsten Tag musst Du voll da sein, mir wieder die
    Birne zugedröhnt.
    Meine Frau hat mich dann gefragt "Warum machst Du das?".
    Werde die Frage wohl nie vergessen.
    Und dann war der Entschluss da, aufzuhören.
    Hab eben keinen Alkhol mehr angerührt - ohne Arzt, Entgiftung
    etc. War auch soweit kein Problem, da die physische Abhängigkeit
    nicht da war.

    Hat noch 2 Jahre gedauert, bis mir klar wurde, dass ich ein
    Alkholiker bin - jetzt trocken... und ich das akzeptieren konnte.

    Am Anfang war da noch öfter mal der Gedanke, jetzt ein Glas
    Rotwein zum Essen, ein Bier...
    Das wurde dann aber weniger und spielt jetzt in meinem Leben
    keine Rolle mehr.

    Bis auf diese Episode mit dem Cognac.

    Ich werde mich mal mit meinem Suchtgedächtnis etwas
    intensiver auseinander setzen, vielleicht komme ich so weiter .

    Gruß
    Ralf

  • Hallo Ralf,

    willkommen hier bei uns im Forum.

    Du kannst das jetzt zum Anlaß nehmen, dein ganzes Haus auf den Kopf zu stellen und komplett konsequent alkoholfrei machen.

    Nimm dich und deine Trockenheit wichtig.

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • glück auf ralf

    zunächst schlies ich mich lindes rat an < wegen der alk-freien wohnung - dann gratulier ich dir zu 4 jahren trockenheit

    Zitat von elchtreiber

    Was nun ? Brauche ich jetzt eine Therapie ?

    ich hab zwar wiedermal keine ahnung glaub aber nich das du nach 4 jahren abstinenz noch ne therapie bekommst?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Ralf,

    mit dem Suchtgedächtnis sich zu befassen ist eine Sache jedoch , wie du bemerkt hast, kannst du es nicht ausschalten . Es lauft immer im Hintergrund mit und schlägt auf Sinnesreizungen. Gerüche oder Nachlässigkeiten an. Kennst du den Spruch "Nur nicht trinken reicht nicht" ?

    Es gehören Veränderungen dazu .


    Für mich ist meine Wohnung mein Schutz und Rückzugsraum. Die Wohnung komplett alkoholfrei und da wird auch kein Alkohol ausgeschenkt , getrunken und gäste untersagt welchen mitzubringen.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Hartmut

    gäste untersagt welchen mitzubringen.


    Hallo,

    bei mir zusätzlich auch "in den Körper gefüllten" Alkohol. Hat jemand keinen Respekt vor mir und meiner Krankheit kann er draußen bleiben. Von mir aus auch für immer.

    Schöne Weihnachten

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Frohe Weihnachten Ralf.
    Ich finde es Klasse das du dir Hilfe Suchst bevor der Alkohol wieder dein Leben Bestimmt. :wink:
    Diese Kraft hatte ich Damals nach 4 Jahren nicht.Ich habe ausser nichts zu trinken nichts verändert.Das lag daran das ich meine Krankheit nicht ernst nahm.Jetzt ist es für mich total einfach meine Wohnung für mich und alle anderen Alkoholfrei zu halten.Das wollte ich erst nicht Glauben aber echte Freunde kommen zu mir wegen mir.Und nicht weil ich was zu trinken anbiete :wink:.
    LG
    Günter

  • Hallo Ralf,

    Dein Beispiel zeigt mir deutlich, dass wir NIE auf der sicheren Seite sein werden. Ich bin recht froh, dass ich (derzeit) vom Wunsch nach Alkohol verschont bleibe. Aber ich bin weiterhin sehr, sehr vorsichtig.

    Ein alkoholfreies Haus ist sicherlich eine feine Sache. Aber ich lebe hier nicht alleine. Meine Frau trinkt ab und zu ein Glas Wein (sie kommt im Schnitt wahrscheinlich auf einen Viertel Liter Wein pro Woche). Wo sie den Wein deponiert hat, weiß ich nicht (aber irgendwo wird er schon sein).

    Mein Sohn macht mir mehr Kummer. Er meint derzeit immer wieder "seine Grenzen" ausloten zu müssen. Hier habe ich die Hoffnung, dass mein Beispiel irgendwann ansteckend auf ihn wirkt.

    Ralf, ich kann Dir dieses Forum wärmstens empfehlen. Gerade in Zeiten, in denen uns die Stabilität fehlt und uns der Boden wegzubrechen droht, bekommen wir hier sehr viel Unterstützung.

    Es wäre klasse, wenn Du Dich hier als Stammschreiber und -leser etablieren würdest. Von mir auf jeden Fall ein ganz herzliches Willkommen.

    Viele Grüße aus dem Neuschnee
    Correns

  • Zitat von Correns

    Hier habe ich die Hoffnung, dass mein Beispiel irgendwann ansteckend auf ihn wirkt.

    Hallo,

    Hoffnung alleine ist das was uns von innen auffrisst. (Hab ich mal irgendwo gelesen.)

    Den restlichen Psalm schenke ich mir heute mal. Manche werden sowieso nicht schlauer.

    Schöne Weihnachten

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo,

    vielen Dank für die Unterstützung an Alle!

    es hilft mir wirklich weiter, zu lesen, was andere Betroffene denken
    und tun bzw. getan haben.
    Ich habe heute erstmals (!) mit meiner Frau geredet und ihr klar gemacht,
    dass ich Alkoholiker bin. Es war ihr wirklich noch gar nicht
    bewusst geworden.
    Andererseits habe ich die letzten Jahre auch nicht darüber geredet,
    weil ich immer dachte, das Thema ist jetzt erledigt.
    Bleibst Du eben trocken, ist ja kein Problem (denkste....).

    Ich muss erstmal lernen, mich auch zu öffnen, mit meiner Krankheit
    umzugehen. Und meine Umgebung zu verändern, trocken legen.

    Frohe (trockene) Weihnacht Euch Allen
    Ralf

  • Super Ralf, :)
    Das finde ich Richtig Gut was ich da Lese.
    Ich drücke die Daumen das das auch mit der Umsetzung klappt. :wink:
    Ich habe auch vor 2,5 Jahren meine Frau mit ins Boot geholt.
    Wir haben uns Unterhalten und Schwupps war unsere Wohnung Alkoholfrei.
    Reden hat mir damals Sehr Geholfen und tut es noch immer :wink:
    Alles andere leuft Schritt für Schritt ohne das ich mir Selber Stress mache :wink:
    LG
    Günter

  • Hallo,

    nun liegen die Weihnachtsfeiertage hinter mir.
    War schön. Familie und Kinder wieder im Haus, das kann ich inzwischen
    durchaus genießen.

    Das Ausräumen des Hauses vom Alk kommt nicht so gut voran, da muß
    ich mit meiner Frau noch mal sprechen.
    Sie möchte sich von ihrem abendlichen Glas Wein oder Bier nicht
    verabschieden. Da muss eine Lösung gefunden werden.
    Mir schwebt so etwas vor, dass sie ihr Bier oder Wein irgendwo
    unterbringt, und ich das Zeug nicht ständig sehe.

    Andererseits bin ich unter der Woche beruflich unterwegs und hab mir
    vor einem halben Jahr einen Wohnwagen zugelegt, der natürlich
    alkfrei ist.
    Mir ist gar nicht bewußt geworden, dass ich dort streßfreier bin als
    zu hause, wo mich der Kasten Bier oder die Flasche Wein immer
    daran erinnert, Nein - zu mir - zu sagen.

    Positiv war für mich, dass sich der Saufdrang - um nicht zu sagen
    Zwang - nicht wiederholt hat, auch wenn für unsere Gäste Wein
    auf dem Tisch stand.

    Wie ist das bei Euch, lassen solche Attacken irgendwann nach, oder
    kommt so etwas irgendwann einfach so hoch, auch noch nach
    vielen Jahren ? Bin ja erst seit 4 Jahren trocken, und das war die
    erste Attacke in dieser Intensität.

    Je länger ich hier im Forum lese, desto klarer wird mir, dass es
    noch etliche Punkte in meinem Leben gibt, die ich ändern sollte.
    Z.B. bin ich bisher mit einem Kollegen häufiger in einem Lokal
    chinesisch essen gegangen.
    Dort gibt es vorweg einen Aperetif und hinterher dann einen
    Schnaps. Mein Kollege weiß, dass ich nicht (mehr) trinke und greift sich
    dann das Zeugs.
    Aber ich werde wohl das Lokal wechseln. Unaufgefordert Alkhohl vor die
    Nase gestellt zu bekommen, ist für mich viel zu riskant.
    Und so gibt es wohl noch etliches, was ich im neuen Jahr in Angriff
    nehmen werde.

    LG
    Ralf

  • Hallo Ralf!

    Als mein Mann vor drei Jahren endlich mal wirklich an die Trockenarbeit ging, gab es für mich nur noch eines:
    Alkohol aus dem Haus, aus dem Essen, aus dem Sinn.
    Die Praxis zeigte dann aber jede Menge Probleme auf, die zu überwinden waren. Es gab Weihnachten, Silvester, ....Die Familie achtete zwar auf alkoholfreie Sossen, aber der Wein stand auch auf dem Tisch....
    Ich trank damals auch noch manchmal ein Gläschen mit.
    Bis ich mal das Denken anfing.
    Das Lesen und schreiben hier im Forum half mir sehr dabei! Es gab auch etliche "Hinweise" von Seiten der Langzeittrockenen oder Moderatoren. :wink:
    Ausserdem wollte ich - glaube ich hauptsächlich :roll: - MIR beweisen, dass ich auch ohne Alkohol leben kann. "Man" rutscht doch sehr schnell rein in das "Gläschen am Abend - Schema".

    Ich wünsche dir die Kraft und die richtigen Worte und Wege mit deiner Frau ins Reine zu Kommen, damit sie dich besser verstehen lernt. Lernt, mit deiner Krankheit auch umzugehen.

    Ich nenne es nicht Co-krank, wenn ich auf Alkohol verzichte.
    Ich nenne es Rücksicht.

    Liebe Grüße von Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

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