Meine Mutter ist alkoholkrank und ich kann nicht mehr!

  • Hallo Trinity,

    ich weiß kaum was ich schreiben soll...
    es tut mir so leid
    und gerade zur Weihnachtszeit DEM (!) Familienfest!

    ...aber um es an meinem Beispiel zu zeigen,
    ich hatte meine Mutter vor über 10 Jahren mit dem Satz verlassen: "Melde Dich wenn Du trocken bist!"

    Ich habe dieses Weihnachten in Folge der letzten Jahre
    auch wieder ohne Kontakt seit damals zur Mutter verbracht
    und leider verstehe ich es bis heute nicht wieso man
    den Alkohohl den eigenen Kindern vorzieht?

    Du hast vermutlich noch viel schlimmeres, unzumutbares erlebt als ich,
    aber ich will Dir damit sagen, dass es NICHT an Dir liegt
    (was ich auch noch zu glauben versuchen!!!)!

    Deine Mutter ist krank...
    Das ist etwas was feststeht!

    Aber nun zu Dir: DU bist stark,
    denn Du stehst & lebst noch!
    Mutig & tapfer kämpfst Du für Dich:

    Respekt Trinity!

    Liebe Grüße
    so_anders

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Selbstschutz, oh ja...Ich kenne dieses Wort, aber was bedeutet es???
    So oder so ähnlich fühlt es sich an...

    Ich wurde von meinem Umfeld darauf aufmerksam gemacht,
    dass was in meiner Beziehung zu meiner Mutter
    oder "unser" damaliges Leben sonderbar & schädlich ist für mich...
    Von alleine wäre ich nicht drauf gekommen :(

    Zitat

    ...hätte ich sie zumindest noch.


    Oh ja, wie Recht du hast...das denke ich sehr oft.
    Die Eltern sind quasi da, sie leben,
    aber was hilft das?

    Die Existenz tut uns EKA´s ja eher weh!

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Ach Trinity ..

    Ist es nicht schrecklich genug, dass uns nicht nur unsere Kindheit und Jugend genommen wurde? Nein - wir müssen uns auch noch mit dem Gefühl herumschlagen, Vater / Mutter im Stich zu lassen, wenn wir einfach nur in Frieden unser eigenes Leben leben wollen.

    Ich rede seit einigen Wochen nicht mehr mit meinem Erzeuger (ich kenne ihn NUR als Alkoholiker), weil ich ihm einfach nicht verzeihen kann, wie er mit meiner Mama umspringt. Wie er sie nach der Diagnose "Krebs" behandelt hat und immer nur um sein eigenes Ego kreist.

    Weihnachten war ich zwar "daheim", habe aber ausser "Lass mich in Ruhe" kein Wort zu ihm gesagt. Stundenweise war ich alleine in einem anderen Zimmer und hab geheult, weil ich seine Anwesenheit nicht mehr ertrage und er schon wieder total besoffen war.

    Das schlimme ist, dass das auch einen Keil zwischen meinen jüngeren Bruder und mich treibt. Der würd gern weiter "heile Welt" spielen. Ich kann das nicht mehr. Es quält mich. Alles quält mich und ich bin froh, wieder daheim bei meinem Kätzchen zu sein.

    Du bist nicht allein. Ich schicke Dir ganz viel Kraft für Dein eigenes Leben und das Loslassen-Können.

    Drück Dich lieb
    Heidi

  • Hallo Trinity!
    Ich las deine Geschichte und war betroffen. deshalb schrieb ich am 28.12. das Folgende an Dich:

    Gestern starb meine Mutter an Leberzirrhose, sie war 80 Jahre alt.

    Ich las die Geschichte von TRINITY und es war so, als schaute ich in einen Spiegel. Die Leidensgeschichte ihrer Mutter und ihre eigene, klingt wie meine Geschichte.

    Mein Bruder starb vor 10 Jahren, seitdem wollte meine Mutter sterben. Sie schimpfte auf alles, ihre Ehe gefiel ihr nicht mehr, man konnte ihr nichts recht machen. Selbst Blumensträuße, die ich ihr schickte, kritisierte sie.....Da ich nicht in ihrer Stadt wohnte, erfuhr ich erst vor 6 Jahren von ihrer Abhängigkeit. Sie mußte mehrfach intensiv in der Klinik behandelt werden.

    Sie lehnte stets jegliche Hilfe ab, sie rief mich die ganzen Jahre fast täglich an, um sich über ihr "schlechtes" Leben auszulassen. Nur wenn man ihr nicht widersprach, war sie nett. Kritik war nicht erlaubt. Dann schimpfte sie und legte einfach auf, wieder und wieder.

    Sie hörte auch nicht auf ihre Ärzte, trank weiter. Ich wäre fast an ihrem Verhalten mir gegenüber zerbrochen, bis ich ihr vor wenigen Wochen einen Brief ins Altenheim schickte, in welches sie freiwillig ging. Ihr gesundheitlicher Zustand ließ nichts anderes zu. Alle Symptome der Leberzirrhose waren inzwischen eingetreten und das Endstadium war erreicht.

    Ich weiß nicht, ob sie den Brief gelesen hat, aber für mich war es wie eine Befreiung - und doch......ich habe sie seit ihrem 80.Geburtstag im Sommer nicht mehr gesehen. Sie rief nur an, um mich zu beschimpfen, so als wäre ich für ihren Zustand verantwortlich, ich fragte, wie es ihr geht, doch sie und legte auf. Ich bin mir meiner Sache sicher und doch bleibt ein schlechtes Gefühl, weil ich denke, dass ich sie nochmals hätte besuchen sollen.

    Meine Schwester gehört seit Jahren einer Sekte an, die alles ablehnt, was einer Katholikin wie meiner Mutter wichtig ist. Und doch setzte sie diese als Bevollmächtigte ein und erteilte damit ganz besonders meinem Vater eine "Ohrfeige". Sie strich ihn und mich einfach aus ihrem Leben.

    Ich sagte ihr immer wieder, dass sie qualvoll sterben wird - doch das interssierte sie nicht. Ihr war nicht wichtig, dass es ihr besser geht, sondern den anderen sollte es schlecht gehen. Das hat sie ja jetzt auch geschafft.

    Ich bedanke mich fürs Zuhören und @Trinity: liebe Grüße

    Erwachsen

    -------------------------------------------------------------------

    Nun sind schon einige Tage vergangen und das, was nach ihrem Tod geschah, zeigte mir auch nach ihrem Tode, WO mein Platz war - nicht in ihren Gedanken und auch nicht mehr in ihrem Herzen - das schmerzt am meisten.

    Ich wünsche dir viel Kraft für alles, was noch kommen wird - und vergiß niemals: wer sich nicht helfen lassen will, dem kann man nicht helfen.

    Erwachsen

  • Wow, ich erkenne mich an vielen Stellen eurer Beiträge wieder..

    Trinity, du sprichst davon, dass du hoffst deine Mutter loslassen zu können. Mir wird auch ständig geraten Abstand zu nehmen und von zu Hause wegzugehen. Und ich weiß auch dass es einem dann besser geht als wenn man tag für Tag mitten drin steckt. Aber das Problem ist doch trotzdem noch da.. und man hat trotzdem noch ein zerstörtes Verhältnis zur eigenen Mutter. Und kann man so jemals ein unbeschwertes leben führen?
    "Erwachsen" hat vollkommen recht damit dass man jemandem der sich nciht helfen lassen will nicht helfen kann. Aber: soll man sich einfach damit abfinden dass man sein ganzes Leben lang darunter leidet dass die eigene Mutter krank bleiben will und dass man deshalb so ein schlechtes Verhältnis zu ihr hat?!


    Liebe Grüße

  • Hallo Trinity!
    Es tut mir leid was Du mit Deiner Mutter mitgemacht hast.
    Ich bin seit 3 Jahren trocken und bin jedesmal entsezt, was ich auf dieser Seite immer lese was die Angehörigen von uns Alkoholikern mitmachen.
    Du hast das richtige gemacht, den sie wird nicht aufhören zu trinken, wenn es keine konsequenzen hat.
    Ein schlechtes Gewissen brauchst Du nicht zu haben.
    Schau auf Dich dass es Dir gut geht, denn Du bist wichtig.
    Viel Glück und Kraft auf Deinen Weg, Wolfgang!

  • Ich wollte meine Mutter über Weihnachten zu mir holen.

    Statt ihr fand ich eine zugemüllte Wohnung und einen Abschiedsbrief.

    Nach panikvollen 2 Stunden habe ich dann von der Polizei erfahren, dass sie wieder mal in der Nervenklinik gelandet ist.

    Ich bin zu ihr hin und habe ihr folgendes gesagt:

    Du siehst mich jetzt noch einmal an. Das ist das letzte Mal, dass du mich in deinem Leben sehen wirst. Es ist vorbei. Du bist zum letzten Mal gestorben, ab jetzt bist du tot für mich.

    Dann bin ich gegangen.

    39 Jahre lang habe ich diesen Affentanz mitgemacht.

    Es geht mir besser.

    Ich wünsche mir eine EDIT-Funktion...

  • Ach Marcello - was ein sche** Erlebnis! :roll:


    Alles Gute dir!!

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • @ kossi: ich finde es bereichernd, wenn trockene alkoholiker hier "mitmischen"! danke für deine worte, die "entsetztheit". das hätt ich mir von meinen eltern immer gewünscht...


    Marcello : du bist auf einem spannenden weg und du scheinst ganz stark damit umzu gehen! wünsche dir weiterhin viel kraft!

    @trinity: wie geht es dir heute? noch immer keinen kontakt? (bin seit langem nicht mehr hier im forum gewesen, vielleciht ahst du diese frage, schon mal irgendwo beantwortet oder tümmelst dich gar nicht mehr hier)


    ich selber bin einfach immer wieder gelähmt darüber, dass ich als erwachsenes kind noch immer so viel "müll" rumtragen muss. auch wenn meine mam mittlerweile trocken ist und mein saufender vater seit meinem 13 lebensjahr kaum ein rolle mehr spielt. oder besser gesagt, ich lasse ihn keine rolle mehr spielen...

    ...wende dein gesicht der sonne zu und der schatten fällt hinter dich..

  • Zitat von Mammi09

    Alle Freunde die mich morgen (da habe ich geburtstag) besuchen wollen habe ich abgesagt. Habe nur gesagt das meine Mutter im KH ist und das es sich um ein Magengeschwür handelt was geplatzt wäre.
    Aber ist das der sinn einer Freundschaft? Die Freunde zu belügen? Wie seit ihr den damit umgegangen?

    hallo liebe mammi09!

    ich gehe -zumindest bei guten freunden- "offensiv" vor. ich habe eingesehen,
    es hat nichts mit mir zu tun. klar, ich empfinde manchmal noch scham,
    da ich mich gut erinnere, was für abwertende gedanken ich selber
    früher gegenüber "alkoholiker-familien" hatte...

    aber verstecken und heimlichtuerei empfinde ich heute als teil der
    co-abhängigkeit. man ist mit drin in diesem teufelskreis.

    dabei könnte man echt ausbrechen!

    und knapp gesagt: wer mich deshalb ablehnt, kann mir eigentlich
    gestohlen bleiben- oder? ein bischen umdenken und dazulernen ist
    von echten freunden eigentlich nicht zuviel verlangt, oder?

    ich hoffe, du schaffst es, das dilemma für dich zu lösen.

    manche dinge an der alkoholkrankheit unserer eltern sind eben auch
    unsere eigenen probleme und vorurteile- die wir selbst lösen könnten
    (auch wenn der elternteil vielleicht nie gesunden wird!)

    die gesellschaft verhält sich manchmal grausam, das stimmt. aber man
    kann auch etwas dagegen tun, indem man mit (vermeintlichen) tabus
    bricht.

    liebe grüße

    fatima

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