Beziehungen - Sucht nach Nähe bzw Kontakt

  • Hallo zusammen,

    ich möcht mal von euch wissen,
    wie es sich bei euch verhält,
    wenn Ihr jemanden kennenlernt...

    Schafft Ihr es am Anfang,
    also sogar in der Kennenlern-Phase
    den Menschen nicht zu überrennen?

    Es fällt mir verdammt schwer jemanden zu finden,
    bei dem ich auf einer Wellenlänge bin.
    Aber sobald ich dieses Gefühl habe,
    obwohl ich den Menschen
    nicht lange kenne, vll nicht mal gesehen habe,
    baut sich eine Art Sucht nach Kontakt auf!

    Kennt Ihr das?

    Einerseits versuche ich einfach zu genießen,
    dass mir ein Mensch begegnet ist, mit dem ich mich
    gerne unterhalte, den ich an mich ranlasse,
    aber sobald der Kontakt weniger wird spüre ich
    extreme Angst und Unsicherheit...

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Ja, das war viele Jahre ganz ähnlich bei mir.
    Ich hatte einen ziemlichen Männerverschleiß als Teenie und junge Erwachsene, muss ich leider zugeben. Dummerweise war ich immer sehr naiv, nahm alles für bare Münze was mir erzählt wurde und wenn die Worte "ich liebe Dich" fielen, war ich ganz hin und weg und der Überzeugung, meinen "Deckel" gefunden zu haben. Das war immer mein größtes Problem. Die ewige suche nach dem Mann, der mich "aufnimmt", der mich versteht, der mich liebt, der sich um mich sorgt, dem ich etwas bedeute, der zu jeder Tages und Nachtzeit für mich da ist...
    Silvester 2001 verließ mich, mal wieder, ein Partner woraufhin ich mir das Leben nehmen wollte. Tage drauf saß ich vor meinem Hausarzt, der mich von kleinauf kannte, und erzählte ihm die Geschichte. Er sagte damals zu mir ich sei besessen davon, meinen Partner fürs Leben zu finden und dass das völlig unnormal und äußerst gestört sei, mit 17 den Mann fürs Leben finden zu wollen. Ich hätte den frühen Tod meines Vaters nie überwunden und sei dadurch auf einer völlig falschen Schiene gelandet...
    Ich war leider wirklich besessen davon und sah in fast jedem neuen Partner meinen Deckel. Klar, dass das IMMER nach hinten los ging. Ich hab geklammert bis zum geht nicht mehr, wollte ihn IMMER erreichen können, wenn ich gepfiffen habe, sollte er springen damit ich wusste, das ich mich auf ihn verlassen kann. Ich musste also die Nummer 1 in seinem Leben sein und war ich das nicht, fing ich an zu diskutieren, bis ich irgendwann natürlich verlassen wurde, was mir erneut den Boden unter den Füßen wegriss. Mein Selbstwertgefühl war eigentlich noch nie groß ausgeprägt aber dadurch war im Prinzip gar nichts mehr da. Wenn ich abgelehnt bzw. verlassen wurde, lag das somit immer an mir und ich redete mir ein, nichts wert zu sein. Weil ich einfach dumm war, zu fett war, zu hässlich war, zu viele Probleme hatte, nicht liebenswert war, einfach ein sche*** Mensch war, den keiner brauchte!.......
    Aber mein Traum wurde doch noch wahr und im Jahre 2002 traf ich wirklich DEN Mann für mich, der alles für mich tat, alles stehen und liegen ließ wenn ich Hilfe brauchte, der einfach IMMER da war und all das verkörperte, was ich suchte. Er ließ sich durch nichts abwimmeln oder vertreiben, er war immer da. Mein Engel ! Dieser Mann ist mittlerweile mein Ehemann geworden, wir haben eine gemeinsame Tochter und ich habe das gefunden, was ich all die Jahre so sehr gesucht und gebraucht habe.
    Ohne ihn wäre ich in der Gosse gelandet, viell. wäre ich auch längst nicht mehr hier. Er ist also für mich im wahrsten Sinne des Wortes wirklich ein Engel.

  • Wow...danke für diese Offenheit
    und das kleine Stückchen Hoffnung, das in mir wächst...

    Ist es möglich und für mich sinnvoll zu lieben,
    denn immer wenn ich es tat und verlassen wurde,
    war ich am Ende...mich macht es völlig fertig,
    auch bis zu dem Gedanken nicht mehr sein zu wollen!

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • hallo so_anders!

    ich kenne das auch!

    allerdings ging es bei mir so weit, dass ich es sogar mit freundinnen
    hatte. also nicht nur bei partnern.

    ich hatte so einen hang zu dominanten freundinnen, die dann auch
    immer bestimmten: welche kleidung ist cool, welche typen sind toll,
    welche drogen,--- weiß der henker, eben alles.

    ich habe mich oft ausgenutzt gefühlt.

    ich habe versucht, mich völlig auf andere menschen einzustellen.

    seit jahren versuche ich, umzulernen. mein partner (ehemann) ist
    auch recht dominant.

    allerdings sehe ich es auch so: man ist nicht nur opfer, man ist auch
    täter gegen sich selbst!

    der gedanke NICHT NUR opfer zu sein, hat mich ein bischen aufgebaut.

    da war ich plötzlich nicht mehr die passive, der alles einfach so
    (unerklärlicherweise und ungerechterweise) geschieht- sondern ich
    dachte: hey, wenn ich dazu beitrage DASS es so kommt, kann ich ja
    auch AKTIV was dagegen tun!

    es sind nur kleine schritte, aber sie haben doch eine wirkung.

    zb zwinge ich mich manchmal innerlich:

    biedere dich jetzt nicht an! sag: nö, find ich gar nicht. meine meinung
    ist folgende...

    das konnte ich früher GAR nicht! immer nur in den augen der anderen
    lesen, was sie jetzt wollen/erwarten etc.

    das war schon krank von mir, dass ich auch dann zustimmte, wenn es
    mir nichtmal nutzte- also auch, wenn der andere völlig einverstanden oder
    einer anderen meinung komplett gleichgültig gegenüber gestanden wäre!

    ich MUSSTE einfach erkennen, welche antwort ist gewünscht...

    aber ich habe einen hang dazu, und so wird das wohl auch immer sein.

    ich bin mir nur wichtig genug, mich da ein bischen "umzubauen"- und
    erstaunlicherweise sind manche beziehungen in meinem leben dadurch
    wirklich besser geworden!

    andere, die eben ein marionettchen brauchten, haben das interesse
    verloren- naja, im nachhinein keine großen verluste...

    und wie ist das bei dir? hast du das auch bei allen sorten von menschen,
    diese "gefallsucht" oder "sucht nach nähe"?

    lg fatima

  • Mir gehts auch so.... ich hab die Trennung vom meinem Ex sehr schwer verkraftet zumal ich noch Schwanger war. Und auch ich habe so sehr das Bedürfniss nach einem normalen Partner/Familie.
    Und ich habe auch tierische Panik jedesmal... Entweder der person irgendwas nicht recht zu machen oder ihr nicht zu entsprechen etc etc etc. Und das kommt nur daher, was in meiner Kindheit etc passiert ist.
    Das gute ist das ich dran arbeite.....

  • fatima :

    tut mir leid, dass ich so spät antworte,
    habs doch tatsächlich erst jetzt gelesen gehabt...

    und ja, ich verstehe absolut was du meinst!

    Zitat

    und wie ist das bei dir? hast du das auch bei allen sorten von menschen,
    diese "gefallsucht" oder "sucht nach nähe"?

    ich habe, hatte auch sehr dominante Freundinnen...
    und merke mit der Zeit, wie ungut es mir tut!
    Ein großes Problem ist jedoch, dass ich meist keine eigene
    Meinung habe...wie soll man also was vertreten,
    was man nicht fühlt???

    Außerdem habe ich festgestellt, dass ich enorm auf Ablehnung reagier...
    wenn z.b. Freunde etwas miteinander ausmachen und mich nicht fragen...


    frustriertetochter2010 :

    Oh ja...das Bedürfnis nach einem Partner, einer Familie ist riesig groß.
    Oftmals denke ich, dass keiner diese Erwartung erfüllen kann
    und das nur Menschen mit ähnlichen Erfahrungen vll mein
    Leid & meine Wünsche zu teilen vermögen...
    Weißt Du was ich meine?

    Mal eine andere Frage:
    Wie ergeht es Dir mit deinem Kind?
    Baust Du Dir mit ihm ein eigenes kleines Heim auf?

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Hallo
    Wie es mir mit meinem Kind ergeht?
    Sehr gut ergeht es mir... Denn es verbindet uns was, was ich zu meiner Mutter nie hatte... bzw. meine Mutter hat mich sehr oft bei Oma geparkt.
    Sicherlich wir haben ja ein Heim. Wir leben in einer schönen Wohnung am Stadtrand mit Garten und einem Hund und sie hat ja noch ihren Bruder :wink: Ich bin das ganze
    Gegenteil von meiner Mutter. Ich trinke nie und ich hasse es und wenn ich es riech wird mir schlecht.
    Ja das bedürfniss ist sehr hoch und ja die Ansprüche manchmal auch. Aber das habe ich mittlerweile abgestellt. Und ich hoffe das es weiter so gut läuft wie bis jetzt denn dann denke ich werde ich auch bald wieder ein Date haben.. Und mal sehen wie es weiter geht. :D

  • Genauso ergeht es mir auch. Ich bin übelst empfindlich wenn ich zurückgewiesen werde oder nicht beachtet werde. Ich male mir immer gleich das schlimmste aus... :roll:

  • Zitat

    Genauso ergeht es mir auch.
    Ich bin übelst empfindlich wenn ich zurückgewiesen werde oder nicht beachtet werde.
    Ich male mir immer gleich das schlimmste aus...

    Ich habe bei meinen engen Freunden angefangen es anzusprechen,
    wenn ich das Gefühl habe und stelle oft fest,
    dass sich lediglich mein Kopf diese Zurückweisung einbildet...
    Wie gehts Dir da?

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Du wirst lachen... genauso....
    Jedoch habe ich das problem auch in Beziehungen nur ich bin ein guter Schauspieler und fresse es in mich dann rein. Und oftmals ist es dann so das meine Befürchtung da eintrifft also bei den Beziehungen mit MANN.
    Ich habe mir aber vorgenommen das sollte ich jemand neues kennenlernen... und mehr draus entstehen das ich dies Ansprechen werde.

  • Zitat

    Genauso ergeht es mir auch.
    Ich bin übelst empfindlich wenn ich zurückgewiesen werde oder nicht beachtet werde.
    Ich male mir immer gleich das schlimmste aus...

    DA kann ich mich auch nur anschliessen ....

    So sehr ich auch äusserlich dagegen ankämpfe, ich fühle mich innerlich dann sofort enorm verletzt.

  • Ja - so tun als würde man es nicht hören oder fühlen geht super...
    aber es belastet mich meist noch Stunden später...

    Ein Satz von mir in meiner letzten Beziehung war z.B.:
    "Ich habe Angst das ich Dir zuviel werde!"

    Wie oft mag ich mir in meinem Leben schon als
    "zuviel, zu präsent, zu anwesend" vorgekommen sein?

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • Zitat von so_anders

    Ja - so tun als würde man es nicht hören oder fühlen geht super...
    aber es belastet mich meist noch Stunden später...

    Ein Satz von mir in meiner letzten Beziehung war z.B.:
    "Ich habe Angst das ich Dir zuviel werde!"

    Wie oft mag ich mir in meinem Leben schon als
    "zuviel, zu präsent, zu anwesend" vorgekommen sein?

    Das habe ich schon gesagt bevor es zu der Beziehung kam...
    Und ja mir gehts da genauso.
    Ist schon seltsam oder? Aber es tut gut zu wissen das man nicht damit alleine ist.

  • frustriertetochter2010 :

    Natürlich bin ich auch in Therapie...
    Und es öffnet einem teilweise die Augen!

    Leider fühle ich mich dennoch so abgeschottet
    durch meine Emotionen, Wünsche & Sehnsüchte.
    Ist so schwer zu erklären...

    Ich fühle so_anders eben!
    Und wie gern würd ich das abstellen!

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • hey, glaubt ihr, dass sich irgendwer auf dieser welt "normal" fühlt? gibts das überhaupt? ich fühl mich eben auch immer so anders. mittlerweile weiss ich, dass man als EKS sich "anders" fühlt. aber wenns ein "anders" gibt, ist das denn das "normale"? ?

    ich wurde zum beispiel von einer freundin (die patentante meines sohnes ist) nie im retour gefragt, ob ich patentante eines ihrer kinder würde und dass sie heiratete erfuhr ich auch einfach am telefon. ich fühlte mich unwichtig, verletzt, war sogar verärgert und hätt am liebsten ihre patenschaft aufgelöst. total eks- und kindliches verhalten, oder?

    ...wende dein gesicht der sonne zu und der schatten fällt hinter dich..

  • tareco :
    Die einzige Möglichkeit für mich heraus zu finden,
    welche Reaktion angemessen ist,
    ist bei Bekannten/Freunden/Kollegen nach zu fragen,
    wie sie das sehen...

    Traue meiner eigenen (schnell) gekränkten Wahrnehmung nie...

    Ablehnung und Zurückweisung sind so furchtbar,
    empfinde es täglich öfters...

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

  • oh ja

    ja habe ich auch so manchen verschlissen.

    und einiges dummes angestellt.

    Der eigentliche Konflikt war, dass ich so einen Mangel an innerer Liebe verspürt habe, dass ich permanent und überall nach Liebe, Zuwendung und Anerkennung gesucht habe.

    Gleichzeitig aber die tiefe innere Überzeugung hatte, dass die Liebe, die ich zu geben habe, nichts wert ist.

    Das ist eben ein Konflikt.

    Ich entdecke gerade die Liebe zu mir selbst und habe meinen Bekannten/Verwandtenkreis erheblich ausgedünnt. Ich brauche da vieles nicht mehr, schon gar niemanden mehr, der mir nicht gut tut.

    "Normale" Menschen sind in der Regel ohnehin mit den Erlebnissen und Erfahrungen eines Alkoholikerkindes völlig überfordert und vermeiden dann den Kontakt. Darum erzähle ich heute niemandem neues mehr etwas von mir.

    Ich habe das unverschämte Glück eine ebenso liebesbedürftige wie liebensgebende Partnerin zur Ehefrau zu haben. 16 Jahre sind wir schon zusammen und dabei wird´s wohl auch bleiben.
    Als Botschaft möchte ich dir sagen, dass du einzig und alleine aufgrund der Tatsache, dass es dich gibt, liebenswert bist. Ich habe lange gebraucht, um das zu verstehen. Wie wohl wir alle hier.

    Ich wünsche mir eine EDIT-Funktion...

  • Marcello :

    Zitat

    verschlissen

    krasses Wort

    Problematisch ist doch immer, wenn man jemanden sucht,
    der es nachvollziehen kann was in einem vorgeht,
    hat er vll doch meist was ähnliches
    oder auch etwas einschneidendes erlebt
    und nun die Frage aller Fragen:
    Ist es gesund so zwei Menschen aufeinander loszulassen?
    Beide höchst sensibel?

    Ich suche/brauche so jemanden...
    anders kann ich garkeine Gefühle aufbauen.
    Der Mensch muss nicht mal erkannt haben,
    dass er Probleme hat/hatte in seinem Leben,
    denn man merkt es ihnen 10m gegen den Wind einfach an...

    Zitat

    Mangel an innerer Liebe


    Oh jaaa... where is the love?!
    Darüber mag ich garnicht nachdenken...
    Selbstliebe & wert sind mir ein Fremdwort,
    denn NIEMAND brachte mir bei das ich wichtig
    & tatsächlich wertvoll bin!

    Ja, schäm Dich!!! SOFORT! Für dein Glück! ;)
    Aber ehrlich, wir haben es verdient,
    dass uns so ein Mensch begegnet...
    denn was haben wir alles zu geben?
    Was schlummert alles in uns?

    Andersdenkende sind oft ganz anders, als wir denken. © Ernst Ferstl, (*1955)

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