Die Arbeit mit der Verarbeitung

  • Fast ein Jahr ist seit der Trennung von meinem Mann vergangen. Ich habe die Zeit hauptsächlich genutzt um zur Ruhe zu kommen und mich auf die Suche nach mir selbst gemacht. Ich habe einiges an Lektüre zum Thema gelesen, bin oft hier im Forum, meistens um zu lesen, aber auch um mich in den Threads auszutauschen.

    Ich habe begonnen, vorsichtig an meiner Oberfläche zu kratzen und konnte endlich nie wahrgenommene Verbindungen von meiner Kindheit zu meinen jetzigen Verhaltensmustern als EKA herstellen. Stieß schnell auf die Gründe, warum meine Ehe zwangsläufig so enden musste, bemerkte, dass auch mein Verhalten ziemlich krank war. Der Kopf weiß also bestens bescheid, hat aber kaum Ideen, wie das mühsam erworbene Wissen erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann. Ich habe den Drang, noch aktiver zu werden, den generationsübergreifenden Teufelskreis ein für allemal zu durchbrechen, diese schon immer latent vorhandene Schwere aus meinem Leben zu vertreiben und sie nicht unbewusst an meine Kinder weiterzugeben, ihnen helfen zu können, mit der Krankheit des Vaters zurechtzukommen. Meine Kriterien für die Partnerwahl nicht nur einfach zu ändern, sondern sie auch zu überzeugend zu verinnerlichen. Die Altlasten der Kindheit und meiner Ehe zu verarbeiten und nicht noch einmal in eine Co-Abhängigkeit zu geraten.

    Vielleicht geht mir im Moment auch alles nur einfach nicht schnell genug, aber ich überlege immer ernsthafter, meinen Hausarzt nach fachlicher Unterstützung –in welcher Form auch immer- zu fragen, damit ich nicht mehr auf der Stelle trete.

    Kann eine Therapie o.ä. den Prozess beschleunigen oder sogar verbessern? Welche Möglichkeiten professioneller Hilfe gibt es? Welche persönlichen Erfahrungen mit Verarbeitung und Veränderung habt ihr gemacht?

    Lieben Gruß
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

  • Zitat

    Ich habe den Drang, noch aktiver zu werden, den generationsübergreifenden Teufelskreis ein für allemal zu durchbrechen, diese schon immer latent vorhandene Schwere aus meinem Leben zu vertreiben und sie nicht unbewusst an meine Kinder weiterzugeben, ihnen helfen zu können, mit der Krankheit des Vaters zurechtzukommen. Meine Kriterien für die Partnerwahl nicht nur einfach zu ändern, sondern sie auch zu überzeugend zu verinnerlichen. Die Altlasten der Kindheit und meiner Ehe zu verarbeiten und nicht noch einmal in eine Co-Abhängigkeit zu geraten.


    >>>Meine Gedanken !
    Liebe Nina,
    genau so denk ich auch. Diesmal ging die Runde an mich, und die nächste ??
    Ich wünsch Dir für den therap. Weg viel Erfolg und interessante Gespräche.
    Da hab ich keinerlei Erfahrungen freu mich aber dann von deinen zu lesen.
    Das Du da beschleunigen willst und es nicht schnell genug geht, jetzt nachdem wir Jahre verloren haben :cry: , kann ich gut nachempfinden.
    Ist vielleicht auch der Grund warum ich mich so gern "verzettel", aber ich muss manches auch einfach jetzt geregelt kriegen.

    Einen guten Rutsch ins Neue liebe Nina,
    nici :wink:

  • Hallo Nina,
    mir geht es ähnlich wie dir.
    Der Kopf hat vieles klar,einiges ist umgesetzt,ich empfinde mich auf einem guten Weg,aber da gibt es ja noch die Dinge,die tiefer sitzen.
    Ich mache eine Traumatherapie....gibt es ambulant oder u.U. auch als stationäre Maßnahme.
    Ich empfinde dich als klar und reflektiert....ein guter Anfang!!!
    LG
    Susanne

  • Hallo Nina,

    ein Jahr? nun bekomme ich ja schon wieder Angst. Ich bin seit drei Wochen getrennt und fühle mich zeitweise völlig überfordert. Ich habe aber schnell bemerkt, dass ich es ohne Hilfe nicht schaffe.
    Ich werde mich also gleich nächste Woche auf den Weg machen, mir einen Therapeuten meines Vertrauens zu suchen.
    Ich sage mir einfach, auch wenn es nicht hilft, es schadet aber auch nicht.
    Weil, irgend etwas muss man tun.... Gut man kommt irgendwann darüber weg aber ändert sich dadurch auch dein Verhaltensmuster?
    Ich habe die Befürchtung man fällt einfach in den alten Trott zurück, sobald es aufhört weh zu tun. Und dann ist die Gefahr sehr groß wieder in diese "Falle" zu treten und beim nächten mal ist es bestimmt noch schlimmer.
    Also muss sich was in mir ändern. Und da Änderung schwer ist sollte man jede Hilfe mitnehmen die man kriegen kann.
    Mein Rat wäre also, suche Dir einen guten Therapeuten.
    Was hasst Du denn zu verlieren? es kann ja nur besser werden.


    Ganz liebe Grüße und einen Guten Rutsch ins neue Jahr

    Dobby

  • Hallo Nina,

    bei mir war es so, dass ich nach der Trennung erstmal Zeit brauchte, wieder zu mir zu finden und mich in mein neues Zuhause einzugewöhnen. Mit meinem Ex hatte ich da auch Dauerkontakt, wir eierten ständig umeinander rum. Er war ja trocken geworden mit der Trennung. Durch das Forum, durch die Auseinandersetzung mit der ganzen Thematik Co und Alkoholiker entwickelte ich mich aber weiter. Bis ich an einen Punkt kam, da wusste ich nicht mehr weiter. Ca. ein dreiviertel Jahr nach der Trennung suchte ich mir eine Therapeutin und begann dann eine Therapie.

    Das hat mir sehr geholfen. Obwohl meine Therapeutin nicht auf Co-Abhängigkeit und Sucht spezialisiert ist. Denn es gibt auch Therapeuten, deren Schwerpunkt das ist. Mir hat es so gereicht, wie es war und ich habe fast 2 Jahre lang die Therapie gemacht. Das war sehr gut für mich und ich konnte sehr viel mitnehmen für mich, wachsen und stärker werden. Loslassen und verarbeiten.

    Aber es dauert eben seine Zeit. Geduld ist das Wichtigste dabei :? . Ey, ich hätt's manches Mal soooo gerne alles gleich gehabt - nöööö, keine Chance. Der Prozess ist langsam. Jetzt lebe ich seit fast 3 1/2 Jahren ohne meinen Ex. Inzwischen sind wir geschieden und ich habe eine neue Beziehung :D . Trotzdem geht der Prozess immer noch weiter.

    Ich merke immernoch Co-Verhalten an mir. Zwischendurch. Nicht mal so sehr in meiner Beziehung, aber auch in meinem weiteren Umfeld, auf der Arbeit z.B. Also heißt es, hingucken, achtsam und mit offenen Augen sein. Die alten Verhaltensweisen sind bei mir zum Teil sehr eingeprägt, da dauert es eben schon, das zu überschreiben und neu zu prägen. Wenn es denn überhaupt ganz zu überschreiben geht. Aber wichtig ist, ich sehe und merke mein Verhalten, ich kann dann handeln, manchmal schneller, manchmal langsamer, manchmal auch garnicht. Da brauche ich dann noch ein bisschen.

    So, Ende des Kurz-Romanes :lol: . Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Nina,

    Ich habe mir eine Therapeutin gesucht, als ich entschieden habe, dass es jetzt endgültig vorbei sein muss. Ich wollte, dass sie mir dabei hilft, stark zu sein und nicht zu ihm zurück zu kehren. Inzwischen würde ich mir eher ein Bein abhacken, als mit XY noch einmal eine Beziehung zu beginnen, doch zwischendurch habe ich gewankt. Sie hat mir da raus geholfen, auch wenn ich den Weg alleine gegangen bin. Für mich war es gleich nach der Trennung an sich die zweitbeste Entscheidung dieses Jahr, mich in Therapie zu begeben (und gleichauf, in dieses Forum einzutreten).

    Jetzt möchte ich, dass mir meine Therapeutin dabei hilft, die gleichen Fehler nicht noch ein Mal zu machen. Und auch in diesem Bereich habe ich schon einiges gelernt.

    Man muss natürlich einen Therapeuten finden, der zu einem passt. Dafür muss man sich aber nicht unbedingt ähnlich sein. Doch man sollte nicht nur einen Versuch starten. Dafür müssen wir uns selbst zu wichtig sein. Wenn wir ein krankes Kind hätten, würden wir doch auch nicht sofort aufgeben, wenn der erste Arzt, dem wir uns zuwenden, uns nicht hilft.

    Liebe Grüße
    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Euch allen ein Frohes Neues Jahr und danke für die sehr treffende Zusammenfassung meiner Gedanken. Es ist schon erstaunlich, dass man hier im Forum sofort verstanden wird, während man im eigenen Umfeld manchmal nur ratloses Achselzucken erntet.

    Aurora, irgendwie bin ich fast froh, dass mein XY mit der Trennung nicht trocken geworden ist, sonder lieber weiterhin vor sich selbst wegläuft und sich eine Partnerin gesucht hat, die mittrinkt. Ich glaube, andernfalls hätte ich noch um einiges mehr an meiner Wahrnehmung gezweifelt, als ich es ohnehin schon getan habe. Mal ganz abgesehen von den mir erspart gebliebenen Reanimationsversuchen.

    Darauf, dass es dabei in die „Tiefe“ gehen wird, freue ich mich fast schon ein bisschen, schließlich möchte ich das Übel jetzt endgültig bei der Wurzel packen und keine Fassade mehr aufrecht erhalten. Endlich wieder ich selbst sein, wenn ich es denn überhaupt jemals war, und meine Unabhängigkeit nie wieder aufgeben, komme da, wer wolle. Meinen Verstand den Vortritt geben, ihm trauen und künftig nur ihn allein entscheiden lassen. Auch den herben materiellen Verlust „in Liebe loslassen“, damit ich meinen Seelenfrieden wieder finden kann. Nicht mehr nur anderen alles recht machen wollen und sich selbst dabei vergessen (Das Nein-Sagen macht mir übrigens mittlerweile sogar fast schon Spaß).

    Es macht Mut zu lesen, dass ihr nur gute Erfahrungen mit Therapien gemacht habt, also werde ich gleich nächste Woche mal sehen, was sich da für mich finden lässt. Und wie Dobby schon sagt, auch wenn es nicht helfen sollte, schaden wird es auf keinen Fall.

    Lieben Gruß
    Nina

    Lieben Gruß
    Nina

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