Schon viel zu lange "artig" gewesen ...

  • Ein "Hallo" in Eure Runde,

    ich habe jetzt schon sehr viel im EKA-Board mitgelesen. Der Hammer, was ich da so fand. Als wäre es meine Geschichte. Danke für Eure Offenheit!

    Auch ich bin eine EKA und ich freue mich, Euch hier gefunden zu haben.
    Der Alkohol war bei uns schon immer ein gepflegtes Zubehör daheim. Als Kind fand ich ein Glas Wein zum Essen (für meine Eltern) normal, am Abend zum Abspannen ebenso. Oder zum Grillen einige Bier in der Runde. Es ging immer gelöst und freundlich zu, keine Aussetzer oder Auffälligkeiten. Und ich liebte es, wenn meine Eltern Gäste hatten, dann war es viel lebendiger. Heute trinkt nur noch meine Mutter, mein Vater muss abstinent leben.

    Da ich mit 18 zu Hause ausgezogen bin, ein Jahr im Ausland war und danach auch gut durchs Studium gekommen bin, war äußerlich mit mir lange alles "normal". Erst nach dem Studium kam der Einbruch, als nichts mehr vorgegeben war und ich keine eigenen Ziele in mir fand. Mir fehlte das Gefühl dafür, wer ich war, dass ich "in Ordnung" war, Stärken hatte, und vor Menschen bestehen konnte.
    (Zu Hause habe ich dauerhafte Kritik erlebt, wenig Lob, Wärme, Wertschätzung. Das wurde mir aber erst in den vergangenen 15 Jahren klar, seit ich mich in andere Kontakte gewagt habe und weiß, wie es ist, echte Nähe zu teilen. Wieviel Kraft mir gute Kontakte geben, und dass ich wachse.)

    Auch in meinen Beziehungen zu Männern fand ich lange Zeit "normal", was mir inzwischen deutlich zu wenig wäre. Ich begnügte mich mit sehr wenig Nähe, forderte nichts ein, klagte bestenfalls und litt, bis ich eben ging. Ich dachte, so seien "die" Männer, und Beziehungen seien eben so. (Bitte nicht wörtlich nehmen, ich weiß es inzwischen anders.)

    Irgendwann begann ich, mich dafür zu schämen, dass bei mir alles "anders" war. Ich brauchte und brauche mehr Rückversicherung in meinen Kontakten, ich kann mich schwer durchsetzen, wenn etwas auf dem Spiel stet, meine Stärken existieren, aber ich setze sie nicht um, verzichte auf Macht, habe wenig Zutrauen in mich und darin, dass alles mit mir "stimmt", auch vor anderen. Besonders im Umgang mit meinen Gefühlen kämpfe ich.

    Und damit bin ich bei meiner Co-Abhängigkeit als EKA angekommen:

    Ich erkenne allmählich, dass ich im Umgang mit Menschen und mir selbst einen guten Teil der EKS-Palette an Merkmalen in mir vereine. Das unbemerkte Abgehen von meinem eigenen Gefühl ist der störendste Teil davon. Es bringt mich von mir weg, vom Aufspüren eigener Ziele (innere Stimme), und ich suche Sicherheit einer Idee oder eines Plans eher im Außen, als dass mich meine Überzeugung voran trägt. Das ärgert mich!

    Nützt nichts, ich weiß. Aber ich sitze auf einer Reihe von Talenten und finde nicht ins Arbeitsleben. Das ist meine offensichtlichste Baustelle, da kreuzen sich alle "Lücken" meiner inneren Entwicklung. Geringes Selbstvertrauen und doch zugleich ein Riesenwunsch, endlich etwas Bedeutendes zu leisten.
    (Als Einzelkind in süchtiger, gefühls-freier Umgebung war ich bereits eine Leisterin, alles mich betreffende allein zu schaffen, um mich vor Kritik zu schützen. Vielleicht will ich einfach nichts mehr "so" leisten, wie ich damals musste: Mithalten, egal was ich brauche, nur um Kritik abzuwehren.)

    Erst durch eine erneute Therapie bin ich darauf aufmerksam geworden, dass meine Schwierigkeit, mir meinen Platz zu nehmen, mit der emotionalen Unaufrichtigkeit in meiner Ursprungsfamilie zu tun haben kann. Wir sind alle "lieb" zu einander, such(t)en Verbindung in äußeren Ritualen (gutes Essen), während eigentlich überhaupt kein innerer Kontakt von Ehrlichkeit zu Ehrlichkeit besteht. Grenzen wurden einseitig an mich kommuniziert (Ge- und Verbote), ich selbst habe lange keine gezeigt. Und Konflikte "wollen wir nicht". Allerdings wirft der Teppich schon Buckel, und die Sessel wackeln ziemlich darauf.

    Ich bin drauf gekommen, dass ich mich in diesem Spiel (Alkoholproblem leugnen, durchs Mitmachen und Nichtssagen) in meiner Kraft völlig binden lasse, immer zu "verstehen" versucht habe, nie in eigener Sache laut werde, bei inakzeptabler Kritik nicht für mich einstehe, etc. - Kurz: Dass es mich nicht wirklich mit eigenen Konturen gibt, weil ich sie nicht zu zeigen wag(t)e. Inzwischen ist mein Wutpegel darüber aber genug angestiegen, dass ich zuversichtlich bin, das irgendwann auf meine Weise noch zu schaffen.

    Ein Grund für diese Wut ist vor allem, dass ich erkenne, welche Rolle ich als Kind zu Hause für meine Eltern spiele. In ihrer Welt haben sie immer noch die Staatsgewalt im freien Befinden darüber, welches Qualitätssiegel mein Leben verdient. Und jetzt kommt's: Wenn ich das Alkohol-Thema (meiner Mutter) berühre, oder die Belastung für den Co (mein Vater), kommt jeweils von beiden ein kurzer Verweis auf mein berufliches Versagen - und dass sie ihr Leben diesbezüglich schließlich prima auf die Reihe kriegen (Mutter) bzw. sich von mir, die ich das nicht vorweisen kann, ganz sicher keinen Tipp abholen (Vater). Fertig. - Und inzwischen ist mir klar, warum: Leugnen.

    Ich mache da nicht mehr mit! Es macht mich sauer, dass ich da völlig umsonst um Gesundungsmöglichkeiten "werbe" (AA bzw. Al-Anon), mit echtem Interesse und Mitgefühl. Ich bekomme ja die Dauerspannung zwischen den beiden mit, und den körperlichen Abbau meiner Mutter. Die sind auf einer ganz anderen Ebene unterwegs, ich störe den Schaltkreis, werde weder in meiner eigenen Art zugelassen (angehört, Gefühlsdinge sind lästig) noch als ebenbürtig anerkannt. Und ich fühle die Trauer, die Depression, die Wut, die Resignation, die eigentlich dort herrscht. Wie kann das sein?

    Erst kürzlich machte mich jemand darauf aufmerksam, dass genau das Co-Abhängigkeit meint: Auch die Gefühle der anderen für sie zu erledigen! Ich war platt. Wie lange schon bin ich in stiller oder klarer Trauer um meine Mutter und ihre (in meinen Augen) magere Ehe gekreist. Wie "hilflos" und zur-Macht-nicht-berechtigt habe ich mich hier (solidarisch?) im Standgas aufgehalten, statt wenigstens in meinem eigenen Leben voran zu schreiten und meinem Weg selbst Form zu geben? (Eine ganz neue natürlich, nicht dieselbe.) Ich habe bis jetzt unbewusst versucht, meine Eltern "mitzunehmen" (wenn es Euch gut geht, darf ich mich entfernen, so etwa), bzw. mich selbst nicht einfach abzuwenden, indem ich nur mir und meinem Bedürfnis folge.

    Immer war da der Gedanke: Erst alles daheim klar haben (den Alkoholismus betreffend), dann kann ich mich in meine eigenes Leben absetzen. - Jetzt wird mir klar, wie idiotisch und aussichtslos dieser Anspruch an mich selbst ist. Wer hat die Macht, mir zu sagen, ich hätte treu zu bleiben, selbst wenn ich erkenne, wie sehr mich dieses System schädigt? Die lasse ich einfach zu. Und wer kann einen Suchtabhängigen umstimmen? Niemand.

    Ich erkenne, wie sehr ich selbst Hilfe brauche, um von diesem ungesunden Denken wegzukommen. Ich bin es, die Hilfe braucht (ebenso wie meine Eltern ihre eigene). Ich will nicht länger recyclen, was bei uns daheim einfach nicht angeschaut wird. Das raubt mir meine eigene Energie, beschwert mich, und ich muss den anfallenden Müll entsorgen. Alles Tätigkeiten, die mich davon abhalten, mein Leben zu genießen! Echt, ich habe keine Lust mehr dazu!

    Schön, dass ich mit alldem hier nicht alleine unterwegs bin.
    Danke fürs Lesen.

    liebe Grüße
    von der Wolfsfrau

  • Liebe Wolfsfrau,

    ein Talent hast du sicher: du schreibst unheimlich gut!

    Ich bin schwer beeindruckt, wie klar du siehst und wie gut du das in Worte umsetzt!

    Was die Macht hat (hatte), dich zu halten? Alte Erfahrungen: als Kind so gelernt, dass man ausgleichen, aushalten, dranbleiben muss, ohne eine Wahl zu haben.

    Inzwischen verstehst du dich selbst und die Mechanismen und brichst auf :)

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Hallo, und Danke, liebe Mikesch,

    für Dein spontanes Feedback. Das macht mir Mut. (Und Danke für das Kompliment zum Schreiben.) Schön, dass Du mich hier liest. Ich denke, ich brauche noch einiges an Zuspruch von Euch Menschen, hier, für meinen eigenen Start.

    Der nächste Schritt ist nämlich um einiges schwieriger: "Es" meiner Mutter zu sagen, dass ich aus der Co-Nummer (und meiner Selbstbeschränkung) raus will bzw. bin. Es ist nämlich so, dass sie im Wesen der liebste Mensch auf Erden ist und mich nie an ihrer Liebe hat zweifeln lassen. (Egal mal, ob alkoholbedingte innere Abwesenheit bewusst geschieht oder nicht.) Und jetzt muss/will ich ihr sagen, dass ich (konkret gesagt) ihren Anblick nicht ertrage, wenn ich - und sei es nur bei einem Kurzbesuch - vor ihr sitze.

    Sie, ganz bemüht, in der Gastgeberrolle, zugewandt etc., aber selbst nur ein Schatten von sich. Das war emotional schon vorher so, dass sie nicht sich selbst, sondern eher Futterschälchen geben kann, aber jetzt wird's richtig krass, weil sie auch körperlich "verschwindet" (immer dünner wird). Ich fühle mich da irgendwie doppelt verlassen, innerlich, und künftig ja irgendwann auch in der Vergänglichkeit. Deshalb schlägt es bei mir Alarm. Ich habe irgendwie den Impuls, irgend jemand muss es ihr sagen, dass es "so" nicht beliebig weiter geht, dass sie mich da quasi zum Zuschauer ihres Selbstmords auf Raten macht. Das ertrage ich einfach nicht. (Muss ich auch als Kind nicht gut finden, ich weiß.)

    Ich sitze jetzt seit einiger Zeit an einem Brief an sie, möchte mich da auch nach außen klar neu positionieren, und stochere mich von Runde zu Runde, bis ich das Gefühl habe, jetzt weiß ich, was ich wirklich sagen will, und bin auch bereit (schluck), die Konsequenzen (sie sich selbst zu überlassen) selbst anzunehmen. Ich merke es am Schreiben, dass ich da über viele eigene Motive stolpere. Die nützen ihr aber nichts, ich will nicht um sie jammern. Ich will eher sagen: Erwarte bitte nicht, dass ich weiter mitmache, durchs Mit-Schweigen und Leugnen. Ich will mich frei machen.

    Das Umsetzen ist ein echter Prüfstein für meine innere Unabhängigkeit. Ich weiß (im Kopf), ich kann nur für mich selbst sorgen, ebenso wie jeder andere das auch darf und sollte, und trotzdem fällt mir dieses nötige Loslassen so schwer. Ich habe auch Angst um sie, da ich um ihre innere Einsamkeit weiß. Das ist so schwer, bei all dem Wissen trotzdem knallhart das eigene Revier und Glück (incl. Wegbleiben von zu Hause) zu beanspruchen, statt weiter dort "helfen" (?) zu wollen. Als Mensch ist sie mir beileibe nicht egal.

    Da stehe ich gerade, und ich bin froh, hier im EKA-Bereich auch durch Eure Beiträge viel innere Ermutigung zu erfahren.

    Ist das mit dem Brief überhaupt eine gute Idee? Ein persönliches Gespräch ist für mich nicht vorstellbar, in all der erstarrten Routine dann plötzlich eine Hilfs-Broschüre rüber zu schieben - undenkbar, irgendwie. Total schräg.

    Aber ich möchte doch einmal gesagt haben, was ich "sehe", weil es sonst niemand tun wird. Beide leben sehr isoliert, so dass die Info "Achtung, es naht Lebensgefahr" (Spätstadium) von niemandem ausgesprochen wird. Auch kein "Auffliegen" ist zu erwarten, da meine Mutter tadellos in ihrem Alltag funktioniert, sogar bei der Arbeit. Ich will nur den Wink geben, damit ich weiß, ich habe getan, was ich tun kann. - Aber allein das ist so ungewohnt und schwierig. Ich muss mich da echt selbst ans Händchen nehmen, wie es aussieht.

    Das war so noch nie da, außer bei endenden Partnerschaften, dass ich wählen musste: Ich (meine Bedürfnisse) oder Er/Wir. Aber gegenüber meiner eigenen Mutter diese Härte zeigen, puh. Da muss ich ja auch meine gewünschte Nähe zu ihr verabschieden, und das tut doch ganz schön weh.

    Wenn ihr hier ähnliches schon durch habt, würde ich mich über Antworten freuen, wie ihr das innerlich gepackt habt, mit den Schei**-Schuldgefühlen. Bei mir greift immer Verstehen-wollen vor der eigenen Wut und Empörung. Wie ist das bei Euch gewesen?

    fragt die Wolfsfrau

  • Hallo Wolfsfrau,

    ja es ist nicht einfach den Eltern oder einem Elternteil zu sagen das er oder sie das Problem mit dem Alkohol hat.
    Selbst wenn Du es Deine Mutter sagst ist immer noch die Frage :Wie reagiert sie drauf?
    Mein Vater hat auch über einen langen langen Zeitraum getrunken und ist jetzt nach vielen Anläufen und LZT endlich trocken.
    Schön ist das Du erkannt hast das Du,genau wie ich selber, auch davon Probleme hast und jetzt wie schon gesagt worde Aufbrichst.

    Ich bin selber auch erst vor kurzem Aufgebrochen um jetzt meine Wunden der zeit zu heilen.
    Neben diesem forumbin ich auch in eine Al-Anon Gruppe gegangen und die erstenmale tat es sehr gut dort. Man bekommt Unterstützung und Rat von Leuten die das ganze zum Teil schon seit jahren hinter sich haben aber Dir dort helfen in dem sie dir zuhören und beistehen.

    Es wird alles nicht leicht und viel Zeit brauchen. Doch Schritt für Schritt kommt man seiner eigenen Heilung entgegen.
    Vielleicht ist sowas auch was für Dich?

    LG Bernd

  • Hallo Bernd,

    vielen Dank für Deine Zeilen. Ja, es stimmt, dieses Thema (Alkohol) anzusprechen, ist wirklich schwer. Ich habe es mal im Streit gemacht, und mir damit nur eine Retourkutsche eingefahren. Jetzt weiß ich, der Schutzwall des Süchtigen (also auch meiner) kann sehr dick sein, und manches dringt einfach nicht wirklich vor.

    Deshalb hatte ich die Idee, das Ganze frei von meinen eigenen Verlusten und Einbußen zu kommunizieren, eben als angebotene "Realität", und meine Mutter macht dann daraus, was sie kann und will. Eher für mein Gewissen, damit ich mich dann auch in Ruhe - soweit ich das innerlich hinkriege - auf mein eigenes Leben konzentrieren kann.

    Und Du hast Recht, ich kann zwar alles mögliche kommunizieren, und das bedeutet trotzdem nicht, dass es etwas "ändert". Das liegt dann allein bei meiner Mutter. Ziemlich schwer auszuhalten.

    Bei Al-Anon bin ich auch schon länger. Aber erst seit kurzem habe ich den Heilungsbedarf an mir selbst (bezogen auf den Alkoholiker) richtig begriffen und musste kapitulieren. Und jetzt geht es mit meiner eigenen Trauer wohl erst richtig los. Ich spüre, dass ich überhaupt nichts retten oder zurück gewinnen oder nachholen kann, was mir an Nähe zu meiner Mutter je gefehlt hat. Vielleicht daher die Hemmung beim Schreiben, weil ich damit auch alle meine kindlichen Nähe-Wünsche als "gescheitert" anerkennen muss. Verstanden habe ich das im Kopf schon, aber die innere Reise geht wohl erst jetzt los, eben alle damit verbundenen Gefühle auch zu fühlen.

    Es tut mir gut, hier von Dir und anderen zu lesen, dass ich nicht allein unterwegs bin. Ich freue mich, wenn ihr hier weiterhin Eure Erfahrungen mit dem Lossagen (Loslassen) teilen mögt. Das gibt mir sehr viel.

    Danke und liebe Grüße,

    Wolfsfrau

  • Hallo Wolfsfrau,

    ich habe wohl auch verstanden, dass vieles in die Vergangenheit gehört. Und dass ich diese Sehnsüchte nur selber stillen kann - da bin ich auf dem Weg.

    Wie bei dir vielleicht auch möchte doch dies Jahr noch eine Aussprache mit meinen Eltern angehen. Es ist schon schlimm, was man durch seine Kindheit abbekommen hat, und was sich bis heute so stark auf alle Beziehungen auswirkt. Ich finde, das sollen sie wissen: dass alles, was sie jetzt auch an mir ablehnen und nicht mögen, als Rückzug und seltsam empfinden, nicht vom Baum gefallen ist, sondern mit unserer Familiengeschichte zu tun hat. Dass sie Anteil haben und statt Mitleid Verantwortung angebracht wäre.

    Seufz - ich weiss noch nicht genau, wann und wie und was. Auf jeden Fall möchte ich nicht wieder in das 'Kind-Ich' abrutschen und bedürftig sein, sondern als Erwachsene da stehen!

    Es arbeitet noch in mir... aber statt Trotz bis vor Kurzem: "warum muss ich immer alles machen hier?" steht jetzt etwas mehr Entschlossenheit da und das fühlt sich richtig an.

    Einfach stumm bleiben und oberflächlichen oder gar keinen Kontakt haben (wie derzeit auch) fühlt sich falsch an.

    Bin gespannt, ob und wie wir das machen werden ;)

    liebe Grüße

    liebe Grüße,
    Mikesch


    - Es gibt Augenblicke, in denen eine Rose wichtiger ist, als ein Stück Brot! - (R.M. Rilke)

  • Liebe Mikesch,

    ich sehe zwar alles, was sich in meinem jetzigen Leben noch negativ auf mich auswirkt, aber ich schaffe es innerlich nicht, das wirklich mal aus Kinder-Sicht (Ihr habt das mitverbockt) mit voller Lautstärke vorzubringen. Das ist total bescheuert, ich bin ja zugleich auch über mich beschämt, was alles nicht klappt. Und zack, fühle ich mich (wieder) selbst für meine "Fehler" und das Versagen (z.B. beruflich) verantwortlich. Als hätte ich was falsch gemacht, oder wäre falsch in mir, damit. Das nimmt mir schon vorher den Schwung, mich selbst mal zum aktiven Mittelpunkt zu machen. Passiv darf ich der immer sein, es wird für mich aufgetischt etc., wenn ich da bin.

    Zitat von Mikesch


    Ich finde, das sollen sie wissen: dass alles, was sie jetzt auch an mir ablehnen und nicht mögen, als Rückzug und seltsam empfinden, nicht vom Baum gefallen ist, sondern mit unserer Familiengeschichte zu tun hat. Dass sie Anteil haben und statt Mitleid Verantwortung angebracht wäre.

    Diesen Tipp hat mir eine Freundin auch mal gegeben, dass ich das meinen Eltern einfach mal total Teenie-mäßig und nur auf mein Wohl bezogen, vor den Koffer donnern sollte. - Und sofort bleibt mein Stimmchen weg! Egal wie klar ich diese Worte, sogar in Ablehnung und Schärfe und gewisser Verachtung, in mir trage und genau weiß, was ich sagen w-ü-r-d-e, es ist, als würde der Ton weg gedreht. (Ich kann sie doch nicht zerstören.) Der Hammer, wie "gut" ich bin.

    Dann kommt wieder dieses Mitgefühl hoch, ihre Hilflosigkeit angesichts der spürbaren Entfremdung zwischen uns. Sie wollen es "gut" für mich und uns haben, und handeln dabei doch wie unter einer Glasglocke, ohne mich wirklich zu "sehen". Ich werde materiell verwöhnt, wenn ich mal (1-2 mal im Jahr) da bin, meine Mutter macht alles schön und einladend.

    Ich bringe das einfach nicht mit meiner Wut zusammen. Es ist immer, als ob ein Teil in mir sagen würde: Aber sie meinen es doch gut, geben doch ihr Bestes. - Egal mal, wie schräg das in sich ist, und aufgrund ihrer eigenen Kindheitsschäden. - Und schon war's das mit meiner Geltungs-Berechtigung. Mit mir als Thema, meiner Wut als ausreichendem Anliegen.

    Ich kann nicht bei mir bleiben, sobald ich sie verstehe. Und "verstehen" habe ich als Einzelkind wahrscheinlich schon im Bettchen gelernt. Wo keine Antworten sind, muss man seine eigenen kleinen Kopfdaten zusammen tun. Und das finde ich, wo es mir gerade bewusst wird, total bestürzend traurig. Ich habe Mitgefühl mit mir, das geht. Aber ich habe Angst vorm Herunterspielen oder Anzweifeln, wenn ich genau das alles offen lege.

    Zitat


    Einfach stumm bleiben und oberflächlichen oder gar keinen Kontakt haben (wie derzeit auch) fühlt sich falsch an.

    Dieser Gedanke stimmt für mich auch, irgendwie. Es ist eine "Ruhe auf Pump". Und es fühlt sich für mich an, als ließe ich sie in der Luft hängen, denn spürbar ist mein Rückzug, aber ich finde, er verdient auch eine klare Ansage. Genau diese Abgrenzung scheint mir innerlich noch nicht zuzustehen.

    Dort fühlt es sich an wie "Darf ich wegbleiben? Kommt dann niemand zu Schaden?" - So seltsam, dass diese Fragen noch soviel Kraft haben, während meine eigene Kraft sich daran mehr und mehr erschöpft. Wie ein Zwang (eine Sucht), dieses verdrehte Zuständigkeitsgefühl. Und trotz Erkennen ist es da. Ich muss wohl wirklich richtig neu "lernen", was mir als Kind eigentlich zusteht (welches Elternverhalten), und dass es berechtigt ist, das innerlich auch einzufordern (theoretisch, und früher). Und wenn es nicht kommt, mich woanders hin zu wenden, wo ich bekomme, was ich brauche.

    Teilweise geht das in Kontakten, so lange sie gut laufen und nah sind. Aber genau da sitzt auch eine Art Störsender, und dann komme ich trotz innerer Bedürftigkeit nicht aus dem Schneckenhaus, um mir Hilfe zu holen. Wieder der Gedanke, ich darf nicht brauchen. Dabei habe ich das längst anders und besser kennen gelernt (Therapie in einer Klinik).

    Das ist ein Ding, dass ich allein mit Willenskraft nicht aufgelöst bekomme. Da muss mehr her. Bei Al-Anon ist es "eine Macht, größer als ich selbst" (und mein Kopf). Im Moment versuche ich gerade, mich mehr aufs Vertrauen einzulassen, als auszuscheren, sobald ich etwas selbst nicht so hinkriege, wie ich will.

    Es ist aber richtig schwer, mich und alle meine Rechte, mir Gutes zu tun, und wohlgesonnene Menschen zu brauchen, dann nicht aufzugeben. Stecke da gerade in einem kleinen Tief. Dieser Wackelkontakt in Beziehungen und in meinem Selbstwertgefühl, ist der eigentlich auch typisch für ein EKA?

    Ich ende mal hier, für den Moment.

    Danke Euch, fürs lesen und für Eure Anteilnahme, es tut gut, hier in Kontakt zu sein.

    Lieben Gruß auch an Dich, liebe Mikesch,

    Wolfsfrau

  • Hallo, ihr Lieben,

    ein kleines Update: Ich habe jetzt den Brief fertig bekommen UND abgeschickt!
    War das eine schwere Geburt. Ich hatte echte innere Wehen, die letzten Wochen. Aber dann wurde es immer klarer, dass ich in das gemeinsame Leugnen (Verstummung im Wohnzimmer) nicht wieder zurück will. Dieses ganze "Aufpassen", mich selbst deckeln, schlicht innerlich verschwinden, sobald ich dort bin - das zeigt mir auch, dass da etwas Wirkung auf mich hat. Dass die "Aufforderung" dazu im Raum schwebt, und sei es nur dadurch, wie mein Vater Äußerungen von mir nonverbal "kommentiert", im vermeintlichen Dienst meiner Mutter bzw. ihres gemeinsamen Bundes.

    Ich habe es geschafft, dem Alkohol eine Absage zu geben, meiner Mutter aber nicht. Nur dass wir uns eben anders als im bisherigen Ambiente treffen müssten, da ich den Alkohol und das, was er aus uns - auch als Familie - macht, ablehne. Sie wird deshalb nicht trocken, aber ich mache zumindest deutlich, dass ich mich nicht mehr in ihr Umfeld eingliedere, ins Schweigen darum, wie mein Vater es praktiziert. Außerdem habe ich meine positiven Erfahrungen mit Al-Anon und den AAs, die ich kennen gelernt habe, einfließen lassen und Infomaterial beigelegt. Alles in Farbe und nicht belehrend.

    Ich war erstaunt, dass ich beim Schreiben eher klar und um Verständlichkeit (was die A-Gruppen betriff) bemüht war, um ihr aufzuzeigen, wie die arbeiten. Es ist natürlich auch meine Hoffnung dabei, sie möge sich mal trauen, hinzugehen, und ich habe mich angeboten, sie zu begleiten, wenn sie will. Aber zum Ende hin habe ich die Kurve gekriegt und ausgedrückt, dass ich ihren Weg respektiere, egal wie sie ihn für sich wählt. (Und die gleiche Freiheit der Wahl habe ich ganz genau so, das geht auch trotz oder in Liebe.)

    Ich überlege jetzt, meinem Vater einen ähnlichen Brief schreibe, weil unsere Beziehung ebf. durch den Alkohol verzerrt ist. Er deckt ihr Trinken (vor sich), erlebt mich als Angreiferin, wenn ich ihm aufzeige, da könnte ein Problem bestehen. Ich will ihn nicht retten, aber mir ist wichtig, ihm zu sagen, warum ich mich in seiner Gegenwart angespannt fühle, und warum es dann auch prompt zwischen uns knallt, obwohl "das" Störthema selbst nie auf den Tisch kommt (Alkohol). Bis vor kurzem wusste ich ja selbst nicht, dass alle Verzerrungen in unseren Kontakten zueinander sich um die Achse Alkohol abspielen. Wenn manN leugnen muss, kann manN nicht zugleich offen für die Gefühle einer anderen Person sein, schon gar nicht wenn die zu nah an den eigenen sind, z.B. "ausbrechen wollen".

    Das ist nicht meine Aufgabe, meinen Papa zu therapieren, aber ich werde ihm zum Leugnen (das auch mich verletzt) noch irgendwas sagen, das weiß ich jetzt schon. Auch eher, um meine Position klar zu definieren, auch damit diese blöden Sprüche (Retour-Kutschen) bzgl. meines Arbeits-Themas ihre Wirkung verlieren. Doch, das werde ich mir noch gönnen. Zugleich tut es mir auch wirklich leid um den abgegrabenen Fluss zwischen uns, er ist genau so sensibel wie ich. Aber das schützt ihn nicht vor meiner Selbstbehauptung, sonst hätten wir ja wieder verdrehte Rollen, ich schone ihn und dauer-verletze mich selbst ständig.

    Soviel erstmal zum jetzigen Stand.

    Liebe Grüße in die Runde, falls noch jemand mitliest. :)

    Wolfsfrau

  • Hi,

    nochmal Wolfsfrau hier. Und noch ein Update ... :

    Meine Mutter schrieb zurück, ich bekomme die Unterlagen (AA-Broschüren) zurück, sie habe dafür keine Verwendung.

    So, und das hat bei mir trotz allen Wissens um ihre Sucht (ihr Recht, ihre Angelegenheiten) trotzdem wie eine Faust im Bauch gesessen.

    Gerade lese ich in anderen Fäden mit, und versuche fieberhaft, herauszufinden, wie ich es schaffen kann, die nötige Unterscheidung zu treffen, zwischen Schmerz-Auslöser und Ansatzpunkt fürs eigene Handeln. Mir scheint, ich bin so von Ungläubigkeit, Fassungslosigkeit, Schmerz (ihr gleichgültig zu sein mit meinem Empfinden), dass ich gar nicht genau hinschauen kann: Was gilt MIR? Und was ist "nur" Ausdruck ihrer Sucht, ihres eigenen Standorts?

    Das kriege ich bis heute nicht trennscharf gefühlt. Ich fühle mich gemeint, "leide" dann, und merke längst, dass ich zur Fliege auf dem Klebeband werde, wenn mich dieses Gefühl (Kummer und ich-will-aber-anders) erfasst.

    Habt ihr das auch, dass solche Gefühle trotzdem da sind? Trotz besseren Wissens um die Dinge? Ich merke, ich kann die nicht mit dem Kopf abstellen.

  • liebe wolfsfrau,

    ja, auch ich kenne das. ich bin schliesslich ein mensch und reagiere menschlich. dazu gehören auch diese unangenehmmen gefühle. das ist nunmal das leben. auch hier die gefühle anzunehmen und sie als normal an zu sehen half mir weiter. mich dennoch dafon nicht abhängig machen und wissen, das ich darauf nicht reagieren muss (ich fühle keinen drang mehr danach, keinen druck mehr). da hilft mir das wissen. daher kann ich die gefühle annehmen, sie akzeptieren, aber mein leben weiter leben, wie es mir gefällt, egal was meine mutter dafon hällt, von mir hällt. das ist sehr wichtig selbst zu wissen wer man ist und sich selbst so annimmt wie man ist, auch mit diesen unangenehmen gefühlen.

    weisst du, wir sind nicht da, um ein leben lang unseren eltern zu gefallen!(meins!)mir gefällt auch nicht was sie tun, doch inzwischen lass ich sie machen.(ihrs!) :wink:

    lieben gruß melanie

  • Hallo Wolfsfrau,

    Zitat

    Was gilt MIR?

    Dir gilt das, was Du als Deins annimmst. Wenn jemand z. B. meint Du bist doof und Du glaubst das, dann gilt das Dir. Wenn Du Dir aber sagst, red Du mal, ich weiß, dass ich das nicht bin, dann gilt es nicht Dir.

    Das Deine Mutter die Broschüren zurück schickt, ist keine Ablehnung Deiner Person. Du meinst es gut, Du willst ihr helfen, wenn auch indirekt, aber sie will keine Hilfe. Gut gemeint, ist nicht gleich gut gemacht. Das sie Deine Hilfe ablehnt, heißt nicht, dass sie Dich ablehnt. Sie will die Broschüren nicht, warum auch immer, es ist ihr gutes Recht sie nicht zu wollen, dass heißt nicht, dass sie Dich nicht will. Es geht nicht um Beweise.

    Kann es sein, dass Du ablehnende Handlungen mit Ablehnung Deiner Person gleichsetzt?

    Solange Du mit Dir im Reinen bist und mit Deinen Handlungen leben kannst, ist alles in Ordnung. Wenn Du das aber nur kannst, wenn andere das auch gut finden, dann hast Du ein Problem. Das ist etwas, dass aber nur Du selbst lösen kannst. Die Lösung ist nicht, dass andere Dich bestätigen, die Lösung ist, dahin zu kommen Dich selbst zu bestätigen um am Ende mit Dir selbst im Reinen dar zu stehen. Solange Du die Bestätigung von außen brauchst, wirst Du immer Zweifel an Dir selbst haben.

    Gruß
    Skye

  • Danke, liebe Melinak, und liebe Skye,

    für Eure ehrlichen Anworten und Hinweise. Ich fühle, dass es genau so ist,
    wie ihr es beschreibt.

    Das klingt vielleicht komisch, aber ich bin erst seit kurzem entschleunigt
    genug im Kopf (der sofort Lösungen haben will und blitzschnell auswertet),
    erstmal einzuräumen, "stimmt".

    Und dann die Auseinandersetzung in und mit mir selbst dazu zu suchen.

    Das stelle ich gerade fest, und es freut mich. Ich bin schon ein Stück weiter
    als früher. Da konnte ich mir gar nichts Wahres "sagen" lassen, ohne sofort
    sowas wie Panik zu bekommen, wenn ich darauf noch keine Antwort habe.

    Ich melde mich ganz sicher nochmal, hier bei Euch, wenn ich das alles
    auf mich habe wirken lassen. Vor allem meinen eigenen Umgang damit.

    Gerade heute überwiegen wieder mal die Schuldgefühle bei dem Wunsch,
    am liebsten nie mehr hinfahren und meine Mutter so kaputt, wie sie inzwi-
    schen durch den Alkohol ist, nie mehr anschauen zu müssen. Das tut mir
    so weh. Und doch liebe ich sie für alles, was sie von Herzen gab und geben
    kann. Das möchte ich nicht abweisen.

    Ich kann ihre Absage an mein "Angebot" (Broschüren) respektiere ich.
    Jetzt war ich mal so offen, mich mit meiner Wahrnehmung und mit meinen
    Grenzen zu zeigen. Das war vor allem gut für mich. Aber meine Aussage,
    auf jeden Fall gern mit ihr zu telefonieren, die kann ich gerade selbst nicht
    erfüllen. Ich traue mich nach der klaren Abgrenzung (meiner) gar nicht
    wieder in den Kontakt.

    Kennt das jemand von Euch? Dieses unsichere Tasten nach dem, was übrig
    bleibt, wenn man sich mal offen gesagt hat, was geht und was nicht? Ich
    habe Konflikte-Austragen glaube ich nie gelernt, auch die Wiederannäherung
    nach einem nicht.

    Erstmal liebe Grüße und Danke an Euch und jeden, der hier mitliest,

    von der Wolfsfrau

  • liebe wolfsfrau,
    Zitat:
    Gerade heute überwiegen wieder mal die Schuldgefühle bei dem Wunsch,
    am liebsten nie mehr hinfahren und meine Mutter so kaputt, wie sie inzwi-
    schen durch den Alkohol ist, nie mehr anschauen zu müssen. Das tut mir
    so weh. Und doch liebe ich sie für alles, was sie von Herzen gab und geben
    kann. Das möchte ich nicht abweisen.


    das genauso mein problem. wer will sich schon anschauen, was die auswirkungen von alkoholmissbrauch an einem menschen verursachen. auch hier bei mir, wo ich mich noch an eine total schöne frau mich erinnern kann, die sich gern richtete, gern schön ausgesehen hatte, sich pflegte und richtig gut aussah. das ist alles so viele jahre her.ich versuche zumindest diese erinnerung mir zwar zu bewahren, mir dann aber bewusst zu machen, das ist vergangenheit.heute sieht diese frau alt, krank und zerstört aus.das ist nunmal realität.

    auch das ich nicht mehr dort hinein gehen möchte, in mein früheres zuhause, das heute einer müllkippe konkurenz macht und zum himmel stinkt. ich kann das nicht ertragen.ich denke es liegt daran, das es ein stück weit zuhause für mich war. auch hier versuche ich mir bewusst zu machen, das ich dort schon seit jahrzenten nicht mehr wohne und mein ganz eigenens zu hause aufgebaut habe.

    schlechtes gewissen? warum? ich hab es nicht verursacht, das haben meine eltern ganz allein geschafft.das ICH mir das nicht antun will, diesen schmerz der dabei bei mir ausgelöst wird NICHT haben möchte, ich das recht habe mich vor dem zu schützen gibt mir die berechtigung hier nicht mehr hin zu gehen.ich muss mir nicht selbst weh tun und mich sochen situationen aussetzen, dazu bin ich es mir heute viel zu wert. ich weiss darum, welche inneren gefühle das alles in mir auslöst, darum verhinder ich das indem ich mir das recht herrausnehme mich um meine seele zu kümmern.

    du hast doch das recht dazu deiner mutter deine eindrücke zu vermitteln, ihr auch mal unangenehme dinge zu sagen. du bist heute eine erwachsene frau, stell dich mit ihr auf gleiche ebene, als erwachsene, nicht als kind. diese zeiten sind mal gewesen. wenn du selbstbeusst weisst, was du gesagt ,geschrieben hast, dazu stehst dann kann dir ja auch nichts weiter passieren. oder hast du angst dafor, deine mutter könnte sich dir gegenüber negativ äussern, dich dadurch ablehnen, nur weil du deine meinung kund getan hast?

    wie wichtig ist es denn, als erwachsener mensch heute, das die mutter, von der wir heute frei leben können einem positiv und liebevoll in die arme nimmt? mir wurde seit längerem schon klar, das der wunsch danach ein wunsch aus meiner kindheit ist, ein wunsch nach sicherheit und nach liebe, die ich als kind nicht bekam.

    heute ist es nur deshalb wichtig, weil ichs nie bekommen hatte, denn wäre mein leben aufgefüllt worden als kind, mit viel iebe und sicherheit, dann müsste ich heute nicht danach betteln gehen.

    ich versuche dieses defizit heute damit zu füllen, das ich mir selbst diese liebe gebe, für mich da bin, mir gutes tu und mich selbst auch mit diesem defizit das ich habe annehme.dann muss ich nicht zum betteln gehen, denn ich werde das niemals bekommen, meine mutter ist krank, sie kann sich selbst wohl nicht viel liebe geben, wie soll sie das denn dann den anderen um sie herrum geben können? das geht nicht.

    im grunde liegt es in einem selbst, wiviel liebe du dir gibst, wiviel wert du dir bist, ob du dich annehmen kannst, mit dem was du mitbringst. erst als ich anfing mich um mich zu kümmern konnte ich die nötige distance dazu aufbauen, mir bewusst machen, was los ist und daran arbeiten. mir gehts heute gut, selbst wenn meine mutter mir sagt"du kannst mich eh nicht leiden". das hätte mich vor zwei jahren noch voll fertig gemacht. heute lass ich sie gehen, denke mir, das sind vorwürfe die mir ein schlechtes gewissen machen sollen. doch auch diese frau ist erwachsen und es liegt in ihr, ob sie liebe in sich trägt oder nur noch persönlichen hass.

    das ausseinanderfriemeln was ist hier noch mutter, was die frau, die durch dn missbrauch an ankohol geworden ist, ist mir ehrlich gesag zu ansrengend.ich habe mir gesagt, wenn ich diese frau liebe, dann lass ich sie los. anderst komm ich hierbei nicht mehr zurecht. ich distanciere mich sowohl innerlich als auch äusserlich von ihr, lass sie leben, wie sie es möchte. ich will keinen einfluss mehr auf sie haben, genau so will ich es nicht mehr spüren, das ihre art zu leben einfluss auf mich hat.

    lieben gruß melanie

  • Hallo Wolfsfrau,

    ich möchte Dir nur einen lieben Gruß senden und Dir sagen, dass ich es toll finde, wie Du Dich selbst bzw. Dein Verhalten reflektierst.

    Alles geschriebene von Dir kann ich derzeit nicht lesen, da ich mich schwer konzentrieren kann und somit nicht wirklich auf das was Dich grad bewegt eingehen kann. Find ich schade, aber so isses jetzt grad eben bei mir.

    Alles Gute für Dich,

    Sisu

    ~Wir selbst sind der Preis~

  • Hallo Sisu,

    ich habe mich gerade total über Deinen Gruß gefreut! Danke, das tut wirklich gut.


    **************

    neues Update:

    Heute hatte ich wieder Therapie, und es fiel erstmals wirklich ein Stein:
    Dass ich tatsächlich mit emotionaler Offenheit NICHTS im anderen erreichen,
    berühren oder auslösen kann, wenn derjenige sich von allem abschneidet.
    ... und dass meine Eltern sich in ihrer Gemeinsamkeit total entsprechen, was
    ihre Rolle mit dem Alkohol betrifft. Beide (sie trinkt, er ist Co) haben einen
    ganz klar definierten Nutzen, funktionieren aber nur im Zweier-Gefüge.
    Für mich ist da definitiv (und erstmals "anerkannterweise") kein Platz.

    Gefühlt habe ich das in den letzten Jahren schon oft, hatte sogar den Satz
    auf der Zunge, schämte mich aber, das zu unterstellen. Und es stimmt doch!
    Ich bin eher erleichtert, denn es entlastet mich vom Druck, diejenige zu sein,
    die da zu Hause irgend etwas ändern könnte, durch Einsatz irgendwelcher Art.

    Endlich ist es amtlich. Und meine Aktion - Brief schreiben und einen Zweizeiler
    dafür zurück bekommen, hat es mir umfassend erfahrbar gemacht.
    Dass da nichts zu holen ist. Punkt. Selbst wenn ich alles gebe.
    Und alles hat der Brief enthalten, meine Werte, meinen Weg, meine Ziele,
    meine Bedürfnisse, meinen Mut für diesen anderen Weg (Gefühle teilen),
    wirklich alles. Mehr kann ich von mir nicht sagen, geben, offen legen.

    ... und damit lasse ich es jetzt erstmal gut sein. Erleichterung total.
    Wie auch Ernüchterung, ebenfalls total. Und endlich Druckabfall, Erlösung.

    Die Sprachlosigkeit hat einen Namen, und es liegt NICHT an mir.

    Mich wundert gerade nur, dass ich es überhaupt geschafft habe, mit so wenig
    schon so lange Zeit nah bei diesen Menschen gelebt zu haben.
    Ich fand das normal, entdeckte erst heute, dass diese totale emotionale
    Sprachlosigkeit, auch keine Ansprache für mich (als Einzelkind) eben
    keineswegs menschlich normal ist. Das hält normalerweise niemanden
    beim anderen fest, das verbindet nicht. Das ist ein völlig leeres Gefüge.

    Ich konnte es kaum fassen, dass wir drei so lange - allein davon (un-) ver-
    bunden - nebeneinander her leben konnten, und dabei geblieben sind.
    Dass das "Familie" ist. Allein räumlich, und durchs Tun, ganz ohne Fühlen.
    Dass das geht ... ????

    Jetzt verstehe ich mich besser: Ich will nur weg. So könnte ich eben nicht leben.
    Das IST für mich kein lebendig sein, wenn ich weder zeigen noch empfangen
    kann, was ich fühle oder der andere. Genau da spielt sich doch alles ab!?

    Mein Entsetzen überwiegt die vormaligen Zweifel, ob ich so fühlen darf.
    Ja, darf ich. Ohne jeden Zweifel. Ich darf da weg wollen, es wäre absolut
    unnatürlich, solche Bedingungen als gegeben (genügsam) hinzunehmen.

    Dieser Brief und das ganze Geschehen drum herum, in mir, im außen,
    hat es endlich ans Licht gebracht, was ich schon immer gefühlt habe,
    aber nicht in Worte bringen konnte. Dass ich keinen Platz da habe.
    Dass ich wie eine fremde Währung nur ihr System überlagere, ohne
    dass sie zugelassen werden könnte. (Ohne ihr System zu sprengen.)

    Weder meine Mutter (kann am Alkohol nicht kratzen lassen) noch mein Vater
    (ist emotionaler Klarheit gar nicht gewachsen) werden auch nur einen Finger
    rühren, diesen Brief "anzufassen", mit Worten, auf ihn einzugehen.
    Beide werden sich hüten, er benennt das Geleugnete.
    Und er ist nicht mehr aus der Welt zu schaffen.
    Recht so. Es gibt mich, und das ganz allein durch mich und mein Wort.

    Und darin hat mir der Therapeut Mut gemacht, dass es genau DA für mich
    lang geht. Weiterhin verbunden mit meinem Gefühl aufzutreten und mich zu zeigen.
    Habe das so umfasend und gebündelt wie mit diesem Brief noch nie getan,
    auch mir selbst gegenüber nicht. Das war der initiale Startschuss für meine Formgebung.
    Seither suche ich nicht mehr danach, wie ich Verbindung zu ihnen herstellen kann,
    sondern erlebe mich erstmals abgetrennt und eigenständig in Erleichterung.

    Kann es noch gar nicht fassen, was das für einen inneren Schritt bedeutet.
    Obwohl ja - rein vom Ergebnis (Resonanz) - der Brief nichts ausgerichtet hat.
    Aber wer weiß, auch ruhende Botschaften wirken weiter, wenn auch nur für mich.
    Ich habe mich damit frei-geschrieben, und darüber freue ich mich wie eine Königin!

    Liebe Grüße an Euch alle,

    von der Wolfsfrau (langsam wachsen auch die Krallen)

  • Ich möchte mir gern was notieren, was ich gerade irgendwo hier las:

    Nur ich selbst kann mir Wertschätzung entgegen bringen,
    diese Wahl habe ich (vs. Scham herrschen lassen).

    Und: Überhaupt erst einmal annehmen, wer und wie ich bin,
    einschließlich allem, was sich kaputt und nicht-so-stark-wie-andere anfühlt.

    Das verliere ich so schnell aus dem Blick, und damit das Vertrauen
    in meinen Weg und dass ich immer genug mache, so wie es eben geht.

    Das Funktionieren-wollen ist wie ein hartnäckiger Virus, der mir vorgaukelt,
    damit käme mein System (innere Sicherheit) besser über die Runden.
    Tatsächlich erlaube ich damit anderen, zwischen mich und meine Grenzen
    zu treten, sie immer wieder mit ihrem Urteil und ihren Vorgaben zu schädigen.

    Grenzen.

    Spüren.

    und schützen!

    Dass ich zur Zeit so viel Schlaf brauche und pro Tag nicht mehr als eine
    kleine Aufgabe schaffe, wird mir gerade erst bewusst, ich hab's immer vor
    mir her geschoben, das zu benennen und hoffte, der nächste Tag wird besser.

    Dank Eurer anderen Fäden hier (EKA) habe ich eben erst entdeckt,
    dass Heilung im Jetzt-Zustand ansetzt, nicht im Wunschbild von "gesund".

    Irgendwie macht das wirklich alles viel leichter, konzentrierter, langsamer.
    Ich möchte bei mir bleiben, ohne Hast und Fluchten woanders (Ideale) hin.

    Und wenn ich mir so anschaue, wie weit ich schon gekommen bin,
    "trotz" meiner Herkunftsfamilie und ihren Fehl-Annahmen und Mustern,
    nunja, dann "Respekt".

    Dafür dass sich bei uns niemand mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen
    auseinandersetzt und ich keine Vorbilder habe, bin ich meinen Weg ziemlich
    entschlossen gegangen, auch wenn ich kein Ziel im Kopf hatte. Ich habe mich
    einfach eingelassen auf Dinge, die meinen Weg (nicht aus Zufall) kreuzten,
    zum gegebenen Zeitpunkt passte alles, ich konnte es an- und aufnehmen.

    Und jetzt bin ich heilfroh, nochmal in eine Therapie gegangen zu sein, und
    ausgerechnet einen ehemaligen Suchttherapeuten erwischt zu haben, der
    analytisch arbeitet UND das mit Begegnung im Sitzen. Der einfach mitschwingt.

    Ich finde das gerade große Klasse, dass ich da "hingefunden" habe, mit nichts
    ausgerüstet als dem Unbehagen, das mich nach etwas hat suchen lassen.
    Seitdem ich durchs Studium durch war. Und das ist jetzt gute 17 Jahre her.

    Es ist kein Versehen, dass ich meine Geschichte habe, so glaube ich.
    Und ich durfte entdecken, dass ich mich darin bewegen und wieder finden kann.
    - um dann wirklich meinen eigenen Weg zu gehen, mein Rudel zu suchen.

    Die "Wolfsfrau" (ein Buch) enthält eine Geschichte darüber, wie wir unser
    wahres Rudel suchen, nachdem wir endlich aufdeckten, dass alle Ablehnung,
    die wir bis dahin im eigenen erlebt haben, auf unserer Wesensnatur (Schwan)
    beruht, die eben gar nicht dort (unter Enten) sondern woanders hingehört,
    zu den anderen Schwänen. Die können sich nämlich gegenseitig wieder erkennen.
    Das sind alle die, die ihrer Wesensnatur treu bleiben wollen statt "mitzuhalten".

    Fiel mir gerade noch alles dazu ein, und vielleicht kann ich Euch ja damit
    auch Mut machen. Heute war irgendwie ein Wendepunkt für mich. Ich erlebe
    mein Fremdsein mit meinen Eltern nicht mehr als mein Versagen, sondern
    als etwas, das schlicht auf ihrer Entscheidung basiert, ihre Gefühle zu deckeln.
    Mehr muss ich nicht wissen, um guten Gewissens meine Nähe-Bemühungen einzustellen.
    Vielleicht ergibt sich aus meiner neuen Position irgendwann ein neuer Kontakt,
    aber im Moment spüre ich nur, dass in mir kein Raum für neue Anpassung ist.
    Ich habe schlicht keine Kraft mehr, das hat mir die Brief-Aktion gezeigt,
    in der ich alles mir Wertvolle schreibend gegeben habe. Kein Anschluss.
    Stattdessen der Zweizeiler zurück an mich. Weil es aus dem Betriebsmodus,
    mit dem meine Mutter sich derzeit über Wasser hält, nicht "näher" geht.
    Auch mein Vater ist mit dem Kontakt zu seinen oder meinen Gefühlen überfordert.
    Ich sehe es im Moment so für mich, dass beide nie gelernt haben, dass ihr inneres
    Kind eine Daseinsberechtigung hat. Für ihre Zeit damals nicht überraschend.
    Trotzdem kann ich diese Verbindung nicht in ihnen herstellen, damit sie auch
    mir Nutzen bringt ---> meher emotionale Nähe zueinander.

    Ich kann nicht machen, dass jemand anders gesünder mit sich umgeht.
    Solange ihm nichts fehlt oder er Gewinn (welcher Art auch immer) aus seiner
    Lebensart zieht, ist das sein Hoheitsgebiet, und dient evtl. ihm zum Schutz.
    Das baut eine halbwegs versöhnliche Brücke, trotz Distanz ohne Hass zu sein.
    Mir ist das wichtig, dass ich trotz berechtigter Wut unabhängig von meinen Eltern bin,
    oder davon, ob und wie sie Veränderungen in ihrem Leben herbei führen.

    So, und jetzt bin ich für heute leer getippt, musste und wollte alles ans Licht.

    Danke, für Euer Hiersein, und allen eine erholsame Nacht,

    von Wolfsfrau (ich bin ein Schwaaan!)

  • hallo wolfsfrau,

    ich gebe dir gerne einen buchtip. mir hat dieses buch sehr geholfen. ich kann es dadurch besser umsetzten, das leben im jetzt zu leben.

    Jetzt, die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle

    sehr empfehlenswert, wenn du dich auf den weg machen möchtest das leben im jetzt leben zu wollen.

    lieben gruß melanie

  • Hallo zusammen,

    ich bin mal wieder da, mit etwas Ruhe, um Eure Beiträge nochmal zu lesen.

    Da ich kein Zitier-Profi bin, folgen jetzt wahrscheinlich mehrere gesonderte Antworten von mir. Ok, ihr wisst Bescheid.

    Ich fange mal von hinten an ...

    @ liebe Melinak,

    das von Dir genannte Buch besitze ich auch. Es hat viel Druck aus dem Denken genommen. Und wenn ich klar genug (achtsam) bin, und nicht IM Gefühl oder einem Druck versinke, kann ich mich gut wieder ins Jetzt holen.

    Habe gerade für mich entdeckt, dass es jetzt ums Aushalten der Gefühle geht, so unbekannt sie sind. Vor allem die Schuldgefühle, um die dreht sich so einiges. Ich glaube, da geht es um fehlende Grenzen für mich selbst und für meine Berechtigung, zu wollen und zu handeln, wie ich es mit viel Mut (Brief) zwar ankündige, dann aber ... eben noch nie machen musste. Jetzt ist Premiere! - Gut, Euch hier an der Seite zu haben, mit Euren eigenen Geschichten und Eurem Blick darauf.

    Danke und lieben Gruß,

    von der Wolfsfrau

  • Hallo nochmal, liebe Melinak,

    ich schreibe einfach mal andersfarbig zwischen die Gedanken, die mich besonders angesprochen haben, ok? Vielen Dank, dass Du so ausführlich geschrieben hast. :)


    Liebe Grüße zurück, für Dich, :D

    von der Wolfsfrau

  • hallo wolfsfrau,

    schön das du so ausfühlich von dir schreibst, wie es dir geht, was du dabei spürst. es ist sooo wichtig sich darüber bewusst zu werden, was welches verhalten des gegenüber in mir an gefühlen auslöst. jeh klarer ich für mich bin, um so besser kann ichs sehen erkennen und versuchen oder auch nicht versuchen daran zu arbeiten. jeh nachdem wie wichtig es für mich dann ist.manches kann ich inzwischen stehen lassen, so wie es ist, weil ich erstns nicht perfekt sein kann und zweitens mich so annehmen kann wie ich bin. das genügt mir heute und macht mich frei und unabhängig, gerade von den eltern, wenn da die ablösung nicht stattfinden konnte.


    Zitat

    Meine Pubertät fiel damals aus, konnte ich mir mangels innerem Halt nicht leisten

    ich durfte nicht pubertieren. mir wurde es verboten. ich war so ein braves mädchen, das dann unter den psychospielchen meiner mutter nicht den mut hatte mich zu befreien. wie wichtig aber einen pubertät ist weiss ich heute um so besser. zu meiner therapeutin meinte ich in der letzten situng, nun findet ablösung statt und ich reagiere trotzig, anderst wie von mir erwartet wird, papmig, ich denke nun bin ich auch mal endlich in der pubertät! :wink: zum glück kann ichs heute endlich ausleben, hat ja ziemlich lange gedauert!

    nun habe ich hier zuhause auch drei kinder die alle in der pubertät stecken und ich schmunzel im moment ziemlich, denn wir sind momentan zu viert die es ausleben und da geht schon ab und an mal die post ab....lächel....doch ich empfinde das eben heute als etwas so wichtiges, das ich genau das meine kinder erleben lassen möchte, mit all dem was dazugehört.da kann ich sogar richtig viel spass daran haben und es ist für mich nichts beastendes wenn ich die drei so erlebe. :lol:

    lieben gruß melanie

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