Wann schaffe ich endlich den Absprung?

  • Hallo liebe Blumenwiese,

    toll, dass Du Deinen Freundeskreis nicht aufgibst, ich denke, auch das passiert vielen Co-Abhängigen, dass sie ihre Freunde verlieren, weil sie sich nur noch der Sucht widmen.

    Die Diskussion von BlueCloud verfolge ich ebenfalls. Im Erfahrungsaustausch mit anderen Angehörigen wird einem vieles klar, was einem vorher vielleicht gar nicht so bewusst war. Die Erkenntnis, den Partner nicht ändern zu können, ist bitter, aber wir müssen diese Tatsache hinnehmen. Zum Glück liegt es in unserer Hand zu entscheiden, wie wir damit umgehen.

    Lieben Gruß
    Julia

  • Hallo Julia,

    zum Glück habe ich meine Freunde noch. Sie geben mir auch Kraft. Trotzdem hatte ich mich in der letzten Zeit viel zu viel mit der Sucht beschäftigt. Das möchte ich nicht mehr! Ich kann meinen Partner nicht ändern, aber ich kann mein Handeln selber bestimmen. Ich bin ihm gegenüber gestern viel selbstbewusster aufgetreten. Er hatte von sich aus alle leeren Flaschen entsorgt. Mein Kommentar: das ist ja auch deine Sache. Dann saß er mit ner Dose Bier abends am Tisch und meinte, die hätte er noch gehabt. Mein Kommentar: du musst selbst wissen was du tust, bist alt genug.

    Liebe Grüße von Blumenwiese

  • Liebe Blumenwiese,

    mit Deinen gestrigen Kommtentaren

    Zitat

    du musst selbst wissen was du tust, bist alt genug.

    Zitat

    das ist ja auch deine Sache

    hast Du ihm ganz klar zu verstehen gegeben, dass er für seinen "Kram"
    selbst verantwortlich ist.

    Dein selbstbewusstes Auftreten hat ihn bestimmt auch etwas verunsichert, sonst hätte er bestimmt nicht gleich die Flaschen entsorgt.

    Du bist auf dem richtigen Weg, das finde ich ganz toll. Auch wenn es nicht leicht ist, loszulassen, so ist es in Deinem Fall (ebenso wie bei mir) die für uns richtige Entscheidung.

    Lieben Gruß und weiter so,
    Julia


    P.S.: Kannst Du mit Deinen Freunden über das Suchtproblem sprechen?

  • Hi BW,

    ich finde Dein Verhalten auf ihn, so wie Du es in Deinem letzten Beitrag schildert, richtig gut. Du grenzt Dich ab, übernimmst keine Verantwortung für sein Alk handeln, deckelst nichts.

    Scheint, als würde er Dir zu diesem Verhalten keine keine Vorhaltungen/Schuldzuweisungen machen, nicht versuchen Dich zu manipulieren doch zu machen was er will, nicht Deinen Wunden Punkt zu treffen.

    Ich glaube, Du kannst Dich jetzt so verhalten wie Du es geschildert hast, weil Du achtsamer bist, DIR gegenüber, weil Du die Mechanismen eines Alks besser durchschaust. Ich denke, daß Du Dich so gut abgrenzen kannst ist ein großer Schritt auf einem richtigen Weg. Was nebenbei für ihn dabei an Erkenntnis in seiner eigenen Sache sowie in Sachen eurer Beziehung rausspringt wird zu beobachten sein. Weiter viel Erfolg!

  • Hallo,
    nach längerer Zeit melde ich mich zurück. Wenn ich meine Einträge von Ende letzten Jahres lese dann kommen mir die Tränen. Was habe ich nicht alles kontrolliert und wurde immer unsicherer. Dann die Erkenntnis, dass ich genauso abhängig bin wie er. Die Co-Abhängigkeit wurde mir richtig bewusst. Und nun?

    Ich wusste, dass ich ihn nicht ändern kann und nichts daran tun, dass er aufhört mit dem Trinken. Eher gehe ich mit unter. Darum bat ich ihn zu gehen. Es war ein langer Prozeß und bis ich diese Worte aussprechen konnte -- aber es ging dann. Die Wut war wohl groß genug geworden. Die Wut auf alle Lügen und nicht eingehaltene Versprechungen. Naja, ich bat ihn nicht ... ich schleuderte ihm entgegen, dass es vorbei ist. Das Wochenende war schlimm und ich war so froh, als er am Montag wieder beruflich unterwegs war. Abstand und bloß nicht an das kommende Wochenende denken, falls er zuhause ist. Und hoffen, dass er schnell eine Wohnung findet. Aber dann kam alles anders.

    In der Woche kam er Hals über Kopf ins Krankenhaus, mit Blaulicht. Verdacht auf Schlaganfall. Ein Kollege informierte mich, ich war geschockt und gleich kam das schlechte Gewissen hoch. Typisch Co ;-).
    Zufälligerweise passierte das in unserer Heimatstadt und ich brachte ihm seine Sachen ins Krankenhaus, wartete mit ihm auf die Ergebnisse der Untersuchungen. Der erste Verdacht bestätigte sich nicht. Trotzdem war es nicht gut. Er lag wochenlang in der Klinik und ich "funktionierte". Besuchte ihn, brachte ihm dieses und jenes und er sprach zum ersten Mal, dass er nicht mehr trinken wolle. Gut, dieses hatte ich schon vorher einige Male gehört. Dieses Mal sprach er ganz anders darüber. Ganz offen, dass ihm der Alk wichtiger gewesen war als ich. Das tat weh. Obwohl ich das ja oft vermutet hatte, dass es ihm wichtiger war, seine Bierdose bei sich zu haben. Aber das zu hören war schon was anderes.
    Er kam nach dem Klinikaufenthalt natürlich wieder nach hause. Ich gab ihm keine Woche ohne Alk. Aber da hatte ich mich getäuscht. Er ist seit vielen Wochen trocken. Sagt, es geht ihm ohne viel besser. Und dass ich jetzt den Mann bekommen würde, den ich schon immer wollte.

    Aber was habe ich jetzt für einen Mann? Gut, diese totale Lustlosigkeit und dieses hängenlassen in der Freizeit ist nicht mehr ganz so schlimm. Aber Fernseher und Co. sind immer noch sehr wichtig. Das hatte ich als Folge des Alkohols gesehen. Aber es ist wohl doch seine "normale" Eigenschaft. Auch die nichteingehaltenen Versprechen gibt es nach wie vor. Irgendwie ist das nicht der Mann, den ich wollte. Und für ihn heisst es jetzt, dass ich eben immer was zu meckern hätte. Wenn es nicht der Alkohol wäre dann eben was anderes.

    Seine "Geständnisse", wie es ihm in der Zeit ging, das geht mir alles so nah. Und ich merke, dass ich wirklich nur die Spitze des Eisberges gesehen habe. Da habe ich kontrolliert wie ein Weltmeister und die Dosen gezählt und jetzt erzählt er mir, dass er in Wirklichkeit viel mehr gesoffen hat. Das schockt mich total! Ihm ging es total schlecht und doch stritt er immer wieder alles ab, von wegen Probleme mit Alk. Er doch nicht! So langsam verstehe ich, dass viele Cos auch nach dem trocken werden des Partners eine Therapie brauchen. Und ich weiß jetzt gar nicht mehr, ob meine Liebe noch da ist. Ich dachte, sie kommt wieder weil er ja nicht mehr trinkt. Aber ich merke nicht, dass was wieder kommt. Zumal er jetzt, ohne Alk, noch weniger Nähe zu mir möchte als vorher. Damit komme ich nicht klar, denn für mich ist kuscheln sehr wichtig. Er wiederum wirft mir vor, dass ich ihn nicht unterstütze und ihn lobe, dass er ja schon .... Wochen ohne Bier auskommt.

    Er ist nun wieder arbeiten und der Gedanke, ob er nun wieder was trinkt, wenn er die ganze Woche weg ist, kommt mir zwar. Aber er macht mir keine Angst. Verhindern kann ich es sowieso nicht. Und sollte er noch jemals einen Schluck Bier trinken, dann würde ich ihn zum Teufel jagen. Aber der Gedanke, dass ich nur einen Anlass suche, um diese Beziehung zu beenden, kommt mir auch. Kann es sein, dass seine Trinkerei meine ganze Liebe zerstört hat? Wie sind andere nach der Entziehung miteinander umgegangen? Ich muss dazu noch sagen, dass er den Entzug im Krankenhaus gemacht hat, halt weil er wegen einer anderen Sache in Behandlung war, und danach aber auch keine weiteren Schritte unternommen hat, z.B. in eine Gruppe zu gehen. Er meint, er bräuchte das nicht. Er wäre schon mal jahrelang trocken gewesen ohne Gruppe und einfach so für sich.

    Komisch, da dachte ich immer, alle Probleme wären vorbei, wenn nur endlich diese Sucht aufhört. Und nun? Geht es doch weiter, nur anders. :(

    Grüße von Blumenwiese

  • Hallo liebe Blumenwiese,

    schön, wieder von Dir zu lesen. Dass er nicht mehr trinkt, ist natürlich positiv, auch wenn die Umstände, die dazu geführt haben, nicht schön waren. Aus Deinem Beitrag geht hervor, dass Du Dir gar nicht mehr so sicher bist, ob Du weiterhin mit ihm eine glückliche Beziehung führen kannst, obwohl er jetzt trocken ist. Diese Zweifel habe ich auch manchmal. Ich gehöre auch nicht zu denen die sagen:"Wenn der Alkohol nicht wäre, dann wäre alles super". Mein Mann ist zwar nicht trocken, aber er hat öfters Trinkpausen und in dieser Zeit merke ich, dass auch er antriebslos ist und zu nichts Lust hat. Das zieht mich auch manchmal ziemlich runter.

    Ich finde es beachtenswert, dass er Dir gegenüber so ehrlich ist, auch wenn es für Dich hart ist, Dir das anzuhören.

    Lass Dir einfach die Zeit, die Du brauchst. Niemand drängt Dich, sofort eine Entscheidung zu treffen, ob Du weiterhin mit ihm zusammen bleiben willst.

    Alles Gute wünsche ich Dir!

    Julia

  • Hallo Julia,

    die Befürchtung, dass es sich auch bei meinem XY nur um eine Trinkpause handelt, habe ich auch. Es ist eben alles noch zu frisch und ich weiß ja auch gar nicht, wie er in seinem Arbeitsleben ohne Alk auskommt. Ob es ihm schwer fällt - keine Ahnung. Er meint, es würde ihm nicht fehlen. Aber ob er mir auch das Gegenteil sagen würde? Wohl kaum.

    Hart sind die Dinge, die er mir da erzählt und ich frage mich wirklich, warum ich so lange ausgeharrt habe. Wie gesagt, es war die Spitze eines Eisberges. Das hat aber auch zur Folge, dass ich keinen einzigen Schluck Alkohol mehr akzeptieren kann. Zu viele Aussagen von ihm spuken durch meinen Kopf.

    Dazu kommt noch, dass er wieder mal in einer Internetbörse sich angemeldet hatte (dieses Mal mit klarem Kopf!) und da Frauen anschrieb. Und das ist das, was ich nicht verarbeiten kann. Schon zu Trinkerzeiten gab es dieses Problem. Jetzt wieder, für ihn war es eine Phase, die jetzt vorbei ist. Mehr will er dazu nicht sagen. Aber wenn ein Mann sich da anmeldet und dann auch noch einiges an Geld bezahlt dafür ... Ich hatte erst gesagt, dass ich versuche, ihm wieder zu vertrauen. Aber ich merke, dass es nicht einfach ist, wenn nicht gar unmöglich. Und dann tauchen wieder diese ganzen Lügen auf, die zwar fast alle aufgrund des Alk gemacht wurden, aber trotzdem nagt es alles an mir. Und ich habe das Gefühl, dass ich mir eben nicht Zeit lassen soll mit der Entscheidung. Denn ich habe schon viel zu lange gezögert und abgewartet.

    Grüße von Blumenwiese

  • Hallo Blumenwiese,
    ja, schön daß du wieder hier bist.
    Das Nachlesen in alten eigenen Forenbeiträgen hilft mir auch nochmal nachzuvollziehen, wie ich mich wann wie warum gefühlt habe. würde man es nicht aufschreiben ich würde es so genau nicht mehr wissen und evtl. verdrängen, verzerren.

    Ich finde Wut kann zu Befreiungsschläge führen, die man sich sonst nicht erlaubt, weil man sich selber kontrolliert und Gefühle unterdrückt. Wie befreiend muß das für Dich gewesen sein, ihm zu sagen er soll gehen aber auch wie stark muß der Leidensdruck gewesen sein, daß Du so wütend werden mußtest.

    Daß Du ihm danach bei seinem Krankenhausaufenthalt beigestanden hast kann ich nachvollziehen, ich verstehe daß so, daß du dich fragst, ob du ihm da vielleicht zu sehr beigestanden und Aufwand betrieben hast. Bereust du es? hättest du dich im nachhinein eher weniger engagieren sollen/wollen?

    Bei mir als Co hat die Liebe nicht durch den Alkoholkonsum meines Partners gelitten. Aber wir hatten auch nicht zusammengewohnt, war nicht so eng dran mit dem ganzen Alltag wie viele andere. Wenn die Liebe einmal weg ist, ob sie wiederkommen kann? warum nicht. Willst du das? kannst Du das? wie du schreibst guckst du wie das mit dem Vertrauen aussieht, Vertrauenswiedergewinnung. wer weiß, Trinkpause oder "wirklich" trocken, du weißt es nicht, er weiß es nicht. Wie sehr belastet dich dieses nicht wissen?

    ob die Trinkerei Deine Liebe zerstört hat? was für eine Art Liebe war das dann? oder ob die Liebe Dich zerstört hat/fast zerstört hat? was ist wichtiger? Du? Deine Gefühle? das was Du Liebe nennst?

    hast Du Kontakt zu einer Suchtberatungsstelle, die auch Angehörige berät? dort könntest Du Dich zu Deinen Fragen wie das mit einem Partner nach dessen Entziehung so ist informieren lassen.

    Einerseits hat er nun offen mit Dir über seine Alkoholzeit gesprochen, er öffnet sich Dir und du hast das Gefühl, daß er Dich in seine Welt mit einbezieht. Andererseits - so verstehe ich - habt ihr über die Internet Fraunebörse und das Nicht Nähe zulassen nicht gesprochen? wenn dem so ist: hast du ihn darauf konsequent angesprochen? wie gehst du damit um wenn er zwar offen über sein alkoholproblem spricht aber nicht über andere Sachen, die DIR wichtig sind?

    ich dachte damals aus, als ich mich nach dem Tiefpunkt distanzierte, daß ich vielleicht nur einen Grund für die Trennung suchte und fühlte mich schuldig, nicht ehrlich zu ihm/zu mir zu sein. Nein, ich weiß: es war sein Alkoholproblem. Ich wollte keinen Partner mit Alkoholproblem, das wußte er. Ich konnte ihm bei seinem Problem nicht helfen ohne selber draufzugehen. Ich mußte ihn gehen lassen, damit er selber aufwacht und ich von der Beziehung gesunde. Es ging mir dann auch überhaupt nicht mehr um Schuld, nur noch darum, was MIR gut tut damit es MIR wieder besser ging, mm um mm.

    Viel Kraft
    Rhein

  • Hallo Rhein,

    eine interessante Frage: ob die Trinkerei meine Liebe zerstört hat oder ob diese Liebe (fast) mich zerstört hat. Um nichts mehr zu spüren hat mehr dazugehört als die Bierdosen. Es waren die Unzuverlässigkeit, sein Hängen-lassen, sein auf-nichts-Lust-haben, seine Lügen. Ich dachte, dass dieses alles aus der Abhängigkeit heraus kommt. Dass es daran lag. Vielleicht war das zum Teil so, aber einen großen Teil dessen, was mich an ihm gestört hat, ist immer noch da. Auch ohne, dass er was trinkt. Ein Beispiel: seine Zahnhygiene hatte er sehr vernachlässigt. Nun, ein paar Wochen ohne Alk, hat sich das aber nicht geändert.

    Über seine Alkzeit redet er nur dann, wenn ihm danach ist. Dann kommen ein paar Brocken rüber. Über die fehlende Nähe habe ich so oft mit ihm geredet, das Thema nervt ihn inzwischen. Da ist er nicht bereit, auf mich einzugehen. Und ich habe keine Lust mehr, immer wieder zu verzeihen und zu verstehen. Weißt Du, wenn ich mal keine Lust auf Nähe hatte da wurde gleich ein Drama draus nach dem Motto: du hast wohl einen anderen.

    Grüße von Blumenwiese

  • Zitat

    Komisch, da dachte ich immer, alle Probleme wären vorbei, wenn nur endlich diese Sucht aufhört. Und nun? Geht es doch weiter, nur anders.


    Ja, das kommt mir bekannt vor.
    Momentan denkt ich das gleiche bei Dir, wie bei Ette > Ihr seid zuviel mit den Gedanken bei ihm.
    sein-Hängen-lassen, Lust-auf-nchts, Zahnhygiene....alles SEIN Ding.
    Du bekommst das, was Du willst nun nicht von ihm.
    Vielleicht braucht Er erstmal Zeit, viell. will Er das nie, wer weiß.

    Zitat

    Da ist er nicht bereit, auf mich einzugehen


    das muss Er auch nicht !
    DU musst das aber auch nicht ! Du kannst dich nun um Dich kümmern.

    Zitat

    Denn ich habe schon viel zu lange gezögert und abgewartet


    Stimmt!
    Du darfst Dich erstmal um deine Gesundung kümmern.
    Und dabei viell auch über Dich erfahren, ob Du mit Ihm weiterleben möchtest oder nicht.
    Eine Angehörigengruppe find ich eine gute Idee.

    LG
    nici

  • Hallo, ich wünsche allen hier ein schönes und glückliches neues Jahr!
    Lange war ich nicht hier bzw. habe geschrieben. Manchmal kam ich zum lesen her. Meine Situation zuhause war anders geworden. Es gab keinen Alkohol mehr. Mehr Nähe, durchaus schöne Momente und auch Tage und Wochen. Ja, es hatte sich alles geglättet. Und ich dachte: nun brauche ich hier nicht mehr schreiben. Läuft doch alles. Sicher gab es aber auch Momente, in denen ich dachte, war da jetzt was??? Eine Fahne, ein komisches Verhalten seinerseits? Nein, wenn er an den Wochenenden zuhause war dann war da nichts. Bis .... ja, bis er mir mal vorhielt, dass ich ihm nicht mal das Bier lassen würde. Er würde so gerne mal ein oder zwei Bier trinken am Abend, mit mir ein Glas Wein. Aber das dürfte er ja nicht. Weil ich es nicht wollte. Dass er unter der Woche mal ein Bierchen trinkt, wenn er unterwegs ist, diese Aussage traf mich. Das merkte er und lenkte nach ein paar Tagen ein, dass er die Finger vom Alkohol lässt, da ich da nicht mit klar komme. Meine kleine Welt war wieder beruhigt, oberflächlich. Nach einiger Zeit kam dann wieder dieses Thema auf den Tisch. Er kam aus der Kneipe und gab gleich zu, dass er was getrunken hätte. Aber nicht viel, er könnte ja nichts mehr vertragen. Eine Situation, mit der er nicht klar kam brachte ihn dazu, dass er was trinken wollte. Und dann ging er halt los in das Lokal. Als ich nach hause kam war er nicht da und komischerweise ahnte ich schon, wo er war. Ja, an dem Abend ärgerte er sich, dass er überhaupt wieder was getrunken hatte und gab zu, dass es keinen Grund gäbe, Alkohol zu trinken.
    Zwei Tage nach diesem Abend fuhr er nachts zur Tanke um Zigaretten zu holen. Dumm nur, dass er noch welche hatte. Und die Bierdosen trank er dann heimlich draußen. Trotz dieser Vorkommnisse ist er nach wie vor der Meinung, dass er kein Problem mit Alkohol hätte. Nein, er nicht, die Probleme mache ja ich!! Jedenfalls haben wir uns vor ein paar Tagen getrennt, er ist mit all seinen Sachen aus unserer Wohnung raus und wohnt nun vorübergehend bei einem Freund. Und wie geht es mir? Schlecht, sehr schlecht streckenweise. In den letzten Tagen ging es ja noch, da hab ich gearbeitet. Aber am Wochenende heute .... er fehlt mir und dann weiß ich aber doch, dass es keinen Sinn macht. So wollte ich die Beziehung nicht. Ich hatte mir immer geschworen, dass ich bei einem Rückfall alles beende. Aber der Schmerz bohrt tief in mein Herz. Einerseits das Gefühl, andererseits der Verstand, der schon in die Richtung denkt, dass das alles nur eine TRINKPAUSE war, um mich zu halten. So sehe ich das heute. Eine Trinkpause, weiter nichts.
    Zudem möchte er den Kontakt halten und schickt mir Nachrichten. Das tut zusätzlich weh.
    Ich weiß nicht, ob ich stark bleiben kann. Darum suche ich hier eure Hilfe und Unterstützung. Ich habe nämlich niemanden, mit dem ich darüber sprechen kann.
    Liebe Grüße von Blumenwiese

  • Hallo Blumenwiese,

    auch ich war bis letzten Sonntag mit einen nassen Alkoholiker zusammen und habe einen Cut gemacht. Mein Partner war/ist uneinsichtig und ob er jemals etwas für sich tut wage ich zur Zeit einfach mal zu bezweifeln.

    Ich denke oft an ihn und brauche viel Abstand um wieder meine innere Mitte zu finden. Du hast ja nun auch genügend Anläufe gehabt um einen Absprung zu schaffen.
    Dein Partner befindet sich mal wieder in der Abwärtsspirale auch genannt Rückfall.
    Egal wie Alt man ist ... das Leben ist zu schade um sich an solch einen Partner zu binden.
    Ich kämpfe noch immer gegen seine Versuche mich anzutriggern. Heute habe ich z.B. erfahren das er bereits seit August in einer Kontaktbörse unterwegs ist.
    Und prompt hat er mich wieder angeschrieben und wieder habe ich geantwortet.
    Nun habe ich ihn geblockt - da ich weiß das es so nichts mehr wird. So traurig es mich stimmt - aber an einen uneinsichtigen Mann der nicht gewillt ist etwas zu ändern beisst man (der Co.) sich die Zähne aus.
    Wie oft habe ich gelesen das ein Rückfall immer wahrscheinlich ist -- gerade wenn der Entzug nicht freiwillig ist und der betroffene nicht aus freien Stücken in die Entgiftung gegangen ist.
    Ob der Partner oder der Arbeitgeber der Auslöser war ist dabei komplett egal. Ich vermute einfach das der betroffene wirklich selber an den Punkt kommen muss was ändern zu wollen.
    Der Leidensdruck war bei deinen Partner wohl nicht hoch genug.

    Kannst du den Kontakt sperren?

    Lieben Gruß

    Sarawen

  • Hallo sarawen,
    ich habe in Deinem Beitrag gelesen und Parallelen entdeckt. Aber die entdeckt man hier ja in vielen Threads, leider.
    Auch mein XY war in Kontaktbörsen angemeldet. Zu der Zeit setzte ich ihn auch unter Druck, mit dem Bier aufzuhören. Das war eben alles unbequem zuhause.
    Ob er nun einen Rückfall hat oder nur die Trinkpause beendet hat, es ist für mich nicht auszuhalten. Meine Anläufe mich zu trennen, ich kann sie gar nicht mehr zählen. Um so wichtiger, dass ich nun dabei bleibe, bei mir. Auch ich möchte und muss meine innere Mitte wieder finden. Das geht nur, wenn es gar keinen Kontakt gibt. Leider antworte ich dann doch auf seine SMS, darüber bin ich nicht stolz. Ich weiß, der Mann tut mir nicht gut aber trotzdem kann ich ihn nicht einfach so ziehen lassen, ohne ein schlechtes Gefühl zu haben. Warum ist das bloß so? Wer das selber noch nicht erlebt hat kann es wohl nicht nachvollziehen und wird den Kopf schütteln über solche "Selbstquälerei", die man sich freiwillig antut.
    Der Leidensdruck meines Partners war mal hoch genug, nur leider nicht auf Dauer.
    Du hast ihn nun geblockt und kann er Dich auf anderem Wege kontakten bzw. tut er das? Oder hast Du nun Ruhe? Und geht es Dir dabei besser?
    Wünsche Dir viel Kraft.
    Lieben Gruß von Blumenwiese

  • Hallo Blumenwiese,

    nun stand mein xy gerade vor der Tür aber ich habe ihn nicht reingelassen und stattdessen ein schönes Wannenbad genommen. :)
    Ich glaube das dieses Anspringen auf SMS etc. wirklich mit unserer Co - Abhängigkeit aber auch mit Erziehung zu tun hat. Wir sind höflich und müssen brav Antwort geben.
    Auch für mich ist diese Trennung nicht der erste Anlauf sondern schon der 3!
    Die Versprechen sind der Wahnsinn und unser eins schöpft Hoffnung. Immer und immer wieder.
    Wie sagte meine Therapeutin "einer muß aus diesen kranken System aussteigen und das sind Sie".

    Natürlich weiß ich das ich keine Ruhe haben werde aber auch das wird bald kommen. Ich weiß das mein xy sich dann eine neue Co - Frau suchen wird.
    Ich bin mittlerweile zu unbequem. Die Gespräche sind mir zu Alk - lastig geworden und ich habe es satt mich quälen zu lassen. Denn die verbalen Ohrfeigen kann ich nicht mehr zählen.

    Hast du Kinder mit ihm?

    Lieben Gruß

    Sarawen

  • Hallo sarawen,
    ups... das ist nicht schön, wenn er einfach vor Deiner Tür steht. Umso besser, dass Du in aller Ruhe ein Bad nehmen konntest. Super! :D
    Diese Versprechen ... ja und immer wieder Hoffnung schöpfen. Obwohl ich ja wirklich dachte, ich bin am Ziel angekommen. Kein Bier mehr, aber dann gingen trotzdem die alten Probleme weiter. Immer wieder Beziehungsgespräche. Dann lief alles gut eine Weile. Bis zu diesem Vorwurf, dass ich ihm nicht mal das Bier gönne.... tja, dann war es wieder ein Hin und Her zwischen "du gönnst es mir nicht" und "ich lasse die Finger davon, wenn du damit nicht klar kommst und ich damit die Beziehung retten kann". Ich hatte vorher noch nie so eine Beziehung, in der es so hin und her ging. Das zerrt an den Nerven. Nun versuche ich, zur Ruhe zu kommen.
    Wir haben keine Kinder zusammen, meine Tochter lebt bei uns / mir.
    Lieben Gruß von Blumenwiese

  • Liebe Blumenwiese,

    ich denke schon das wir Co´s im allgemeinen viel lernen müssen. Es ist schwer zu begreifen das die Partner es nicht verstehen können was in uns vorgeht.

    "Diese Versprechen ... ja und immer wieder Hoffnung schöpfen. Obwohl ich ja wirklich dachte, ich bin am Ziel angekommen. Kein Bier mehr, aber dann gingen trotzdem die alten Probleme weiter."

    Das habe ich hier vor kurzen ich meine im geschlossenen aber auch im offenen Forum gelesen. Die Partner hatten auch viele schlechte Eigenarten behalten.
    Es scheint ein Irrglaube zu sein das die Beziehung mit der Abstinenz des Partners besser klappt.

    Meine Mutter hat immer gesagt "auch andere Mütter haben hübsche Söhne". Wir tun uns schwer damit uns aus den alten Strukturen zu lösen und etwas ohne Ausrufungszeichen zu beenden ist für uns so gut wie unmöglich.
    Wir werden uns wohl beide damit abfinden müssen das es nicht immer ein Happy End gibt.
    Eine tolle Frage wäre in dem Zusammenhang auch ... wie du dir deine Zukunft in sagen wir mal 2 Jahren vorstellst?....

    Lieben Gruß

    Sarawen

  • Zitat von Blumenwiese

    Hallo sarawen,

    Auch mein XY war in Kontaktbörsen angemeldet. Zu der Zeit setzte ich ihn auch unter Druck, mit dem Bier aufzuhören. Das war eben alles unbequem zuhause.
    Lieben Gruß von Blumenwiese

    Eigentlich ist das doch schon eine Frechheit. Normale Frauen hätten spätestens dann doch schon alles beendet. Ich finde es erschreckend wie hoch unsere Schmerzgrenze ist....

  • Unglaublich was ich hier so lese. Echt. Mit der kontaktboerse da wird mir echt schlecht wie oft ich das hier gelesen habe und leider auch selber erfahren musste. Wirklich jede "gesunde" frau haete gesagt adios amigo. Aber nein wir halten weiter tapfer aus. Puh ich bin echt froh wenn ich aus diesem alptraum erwache denke ich immer.
    Der spruche oben von deiner therapeutin einer muss aus dem kranken system aussteigen und das sind sie den finde ich gut...wir machen uns selber kaputt und wir wissen das aber koennen es nicht steuern ich finde das unglaublich. Ich kannte diese krankheit vorher nicht jetzt wo die beziehung aus ist verstehe ich erst was bzw warum ich so abhaengig o sogar suechtig bin. Ich trete mir immer selber in hintern aber ich bin die jenige die xy immer wieder schreibt...

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