Erwartungen an einen Alkoholiker

  • hallo zusammen,

    das was karsten schrieb und das was maria dann noch untermauert hat ist für mich sehr stimmig. ich kann erwarten, wenn ich mit einem menschen zusammen bin, zusammen wohne, oder sogar das bett teile schon, das er sich daran hällt, trocken zu bleiben, denn ich als co kann ja dieses anderst nicht ertragen.zumal es hierbei ja ums wohlbefinden in der partnerschaft oder auch im miteinander leben darstellt.

    ein denken, von aussen darf kein druck ausgeübt werden, was ja wohl anscheinend hinter einer erwatung steht, dem nicht standhalte bin ich selbst in der verantwortung zu handeln, das der druck wieder weg geht. da zu stehen und angeblich nichts zu erwarten scheint mir, wenn ich da genauer hinschaue, ein abschieben von verantwortungen. nicht vom erwartenden sondern dem trockenen , der mir damit aussagt"machst du mir druck mit deinen erwartungen sauf ich wieder" und damit ist ja auch die stabilität in frage gestellt, ob jemand der trocken ist auch trocken bleiben kann, selbst wenn von aussen dann druck kommt.find den aspekt echt gut zu hinterfragen!

    gruß melanie

  • ps:was mir grad noch dazu in kopf rein kommt ist, stell ich mich hin und mach mich erwartungssfrei, wie ja auch schon geschrieben stand, versuche ich doch zu vermeiden das druck ausgeübt wird. da ist doch mein handeln auch wieder orientiert am befinden des anderen und hat dann wieder was mit meinem coverhalten zu tun, weil ich vermeiden will das der andere trinkt. dann bin ich doch wieder nicht bei mir sondern bei ihm, ihn zu schützen und zu mannipulieren oder die fäden in der hand zu haben oder die verantwortung für ihn zu übernehmen.

  • Hallo BC,

    es gibt Situationen, bei denen man erst weiss, wie man reagiert, wenn sie eintreten. Die von Dir beschriebene gehört für mich dazu, deshalb bringt's jetzt nichts, hier nett über die Theorie zu plaudern. Denke das würde dem Thema nicht gerecht werden und könnte mir vorstellen, dass das hier einigen nicht gefällt, die sich mit dieser Situation tatsächlich auseinander setzen müssen. Berichtigt mich, wenn ich mich irre.

    Gruss Gela

  • Niemand kann von mir "erwarten", daß ich trocken bleibe, weil er mich damit direkt unter Druck setzen würde.
    Das "erwarte" ich ja nicht einmal von mir selbst, denn ich kann nicht erwarten, daß ich gesund bleibe, ich kann nicht erwarten, daß meine Erkrankung nicht wieder ausbricht.
    Dann wäre ich nämlich geheilt, und von einer Heilung in der Suchterkrankung habe ich bislang nichts gehört.

  • Zitat

    ich kann nicht erwarten, daß meine Erkrankung nicht wieder ausbricht.

    Alkoholismus ist lediglich zu stoppen - nicht zu heilen. Das ist vollkommen richtig !

    ABER: ich kann jeden Tag etwas dafür tun, dass sie nicht wieder ausbricht. Das liegt vollkommen in meiner Hand.

    Ich entscheide nicht, welche Erwartung an mich herangetragen werden.
    Es liegt bei mir - wie ich mit einer Erwartungshaltung umgehe und ob ich ihr erlaube, dass sie Druck auf mich ausübt.

    Das steht bereits mehrfach in diesem Fädchen geschrieben :-).

    Schönen Abend,
    Maria

  • Nochmal hallo BC,

    mein letzter Text bezog sich auf das Kind als Alkoholiker...dazu kann ich also nichts sagen.

    Wenn meine Mutter rückfällig würde: würde ich mich genauso distanzieren, wie ich das damals auch getan habe. Aus der 1. Hilfe gilt: Eigensicherheit geht vor! Damals hat mich ihre Alkoholsucht fast zerstört und ich könnte heute genausowenig damit umgehen. Und genau deshalb würde ich den Kontakt runterfahren bis abbrechen. Je nach Situation.

    Gruß Gela

  • Hallo Karsten,

    Zitat

    In der Praxis sieht es nun mal so aus, dass eben meine Mutter und auch meine anderen Familienangehörigen das erwarten.

    In Deiner Praxis sieht es so aus, und ich behaupte ja nicht, daß das falsch ist.

    Ich kann das Versprechen niemanden geben, daß ich immer gesund bleibe, daß ich nicht rückfällig werde.

    lg
    gipfel

  • ich gebe auch keine versprechungen ab.
    und genau das schützt mich.
    ich will trocken bleiben ,nie mehr trinken.
    das alleine zählt bei mir.

    viele meinen ,ich hab viel zu viel angst ,vor einem rückfall.
    sag ich glatt nein.
    genau diese angst ,vorsicht oder wie auch immer bewahrt mich, bis jetzt zumindest.

    und ich hab zur zeit schwierigkeiten , in vielen lebensbereichen.
    ich weiss aber noch zu gut,
    wie die morgende ,nach dem saufen sind :

    voller angst und depressionen.
    nein , mit tut innerlich,auch so , alles weh,
    da brauch ich keinen alk,
    der alles noch viel schlimmer macht

    gebe die hoffnung nicht auf, trocken zu werden

  • Hallo Gipfel.
    Ich für meinen Teil, sehe meine Sucht als eine Verhaltensstörung. Krank war nicht mein Körper, sondern mein Umgang damit. Ich erwarte von mir trocken zu bleiben und mein näheres Umfeld hat mittlerweile genauso viel Vertrauen in die an mich gerichtete Erwartung, wie ich auch. Es liegt an meiner Aufmerksamkeit, den alten Verhaltensweisen nicht wieder die Kontrolle zu überlassen. Dafür tue ich einiges und mir geht es gut dabei. Ich fühle mich auch nicht krank oder gehandicapt, sondern vital und gesund.
    Mir würde eine andere Eistellung auch wenig nützen. Das hat nichts mit Heilung oder Verharmlosung zu tun, sondern einfach mit meinem Gefühlen und meinem Umgang, den ich jetzt mit mir pflege. Ich kann mich manchmal immer noch nicht ausstehen, doch ich hege die berechtigte Erwartung, dass das immer besser wird. Und so kann ich gegenüber den Erwartungen meiner Mutter z.B., die sie an meine Abstinenz knüpft, gelassen sein. Kein Druck, kein Diktat, sondern eine zulässige Erwartung an mich, die ich gerne erfüllen will.
    Das ist auch kein Hellsehen oder orakeln, sondern eine Momentane Standortbestimmung.
    Gruß Uwe

  • Hallo alle miteinander,

    genauso, wie keiner von einem nassen Alkoholiker erwarten kann, dass er trocken wird - genauso kann keiner von einem trockenen Alkoholiker verlangen, dass er trocken bleibt.

    Ersteres steht ja auch in den GB.

    Wenn ich von einem nassen Alk. erwarte, dass er trocken wird, dann setze ich ihn unter Druck (Manipulation, Erpressung und was es noch so alles gibt), weil ich ja NICHT* will, dass er säuft. Wenn der Zustand des Trockenseins erreicht ist, glaube ich nicht, dass dann diese (in meinen Augen nicht angebrachte) Erwartungshaltung aufgegeben wird. Es handelt sich um eine Krankheit und nicht um eine Charakterschwäche.

    Gruß

    BC


    *fehlendes Wort ergänzt, Linde

  • Hallo Maria,

    Zitat

    ich habe da eine Zwischenfrage, weil ich das Ziel dieses Thread's nicht versteh'... bitte nicht verbal erschlagen ;)

    Was bedeutet es denn für mich als Alkoholikerin wenn an mich die Erwartung trocken zu bleiben herangetragen wird?

    Eigentlich geht es mir gar nicht darum, was ein trockener Alk. bei der Erwartungshaltung denkt oder fühlt - es geht mehr um das Außen, was andere von einem trockenen Alkoholiker erwarten und ob es bei einer Krankheit angebracht ist, eine Erwartungshaltung zu haben.

    So wie Karsten jetzt geschrieben hat:

    Zitat

    In der Praxis sieht es nun mal so aus, dass eben meine Mutter und auch meine anderen Familienangehörigen das erwarten.
    Nicht jeder setzt sich mit dem Thema so auseinander und denkt eben praktisch.

    Dies war eigentlich meine Kernfrage - ist so eine Erwartungshaltung angebracht?


    Gruß

    BC

  • hallo zusammen,

    Zitat

    das was karsten schrieb und das was maria dann noch untermauert hat ist für mich sehr stimmig. ich kann erwarten, wenn ich mit einem menschen zusammen bin, zusammen wohne, oder sogar das bett teile schon, das er sich daran hällt, trocken zu bleiben, denn ich als co kann ja dieses anderst nicht ertragen.zumal es hierbei ja ums wohlbefinden in der partnerschaft oder auch im miteinander leben darstellt.

    Genauso, wie Du früher erwartet hast, dass Dein Partner trocken wird, erwartest Du heute, dass Dein Partner trocken bleibt. Mhhhhhhh - verbessere mich, wenn ich mich irre - aber ersteres - die Erwartungshaltung dass der Partner trocken wird, ist doch bei Co´s gerade gefährlich. Dieses Verlangen, dass es einem selber gut geht - am anderen ausgemacht?

    Da frage ich mich gerade, was würdest Du alles tun, damit Dein Partner trocken bleibt?

    Ist es nicht so, dass man generell keine Erwartungshaltung haben sollte - nicht beim nassen und auch nicht beim trockenen Alkoholiker? Die Krankheit ist ja die gleiche - sie wurde ja lediglich gestoppt.


    Gruß

    BC

  • UUUUPS,

    falscher Fehler beim Post vom 5.29 : Der Satz sollte heißen

    Wenn ich von einem nassen Alk. erwarte, dass er trocken wird, dann setze ich ihn unter Druck (Manipulation, Erpressung und was es noch so alles gibt), weil ich ja NICHT will, dass er säuft.


    Sorry!


    *fehlendes Wort im Beitrag oben ergänzt, Linde

  • Sorry Maria, mir ist noch was zu Deinem Post eingefallen und ich nenne jetzt mal ein Beispiel aus meiner Kindheit.

    Meine Eltern hatten immer die Erwartungshaltung, dass ich ein guter Schüler zu sein habe. Ich war nie faul, habe immer was getan und fleißig gelernt - trotzdem hatten sie diese Erwartungshaltung an mich. Was passierte bei der nächsten Klassenarbeit? Ich habe sie verhauen - nicht weil ich faul war oder nicht gelernt hätte - nein, weil ich den Druck nicht aushielt und mich nicht mehr auf´s Wesentliche konzentrieren konnte - nämlich auf mich selber.

    Wenn ich dies jetzt mal auf den Alkoholismus übertrage, kann es sein, dass diese Krankheit - auch wenn ich noch soviel arbeite - trotzdem zu einem Rückfall führen kann. Ich kann durch meine Arbeit das Risiko minimieren - aber ganz wegzuschieben ist der Rückfall eben nicht.
    - edit -

    Druck - egal in welcher Form - ist für mich sehr ungesund.

    Noch ein Beispiel: - edit -

    - bitte keine Details über Dritte schreiben, danke, Linde -


    Gruß

    BC

  • Druck - egal in welcher Form - ist für mich sehr ungesund.

    Hallo BC,

    das seh' ich genauso :)

    Jedoch kann ich niemandem verbieten eine Erwartung an mich zu stellen, damit nichts von Außen an mich heran kommt.
    Ich kann meinem Gegenüber (mir ist das jetzt mal egal wer das ist... ich meine aber mein heutiges, trockenes Verständnis... ich bin nicht mehr in der Kindheit und trinke nicht mehr) sagen, dass mich eine Erwartungshaltung unter Druck setzt und dann auf Verständnis und Einsicht hoffen.

    Aber die Erwartungshaltung wirklich aufgeben liegt dann ausschließlich bei dem Erwartenshaltenden.

    Ich kann dann nicht erwarten, dass er das tut, wann ich das will. Das liegt bei ihm.

    Ansonsten geht das dann immer weiter - bis einer von beiden Beteiligten entweder ausbricht (weil keine Chance auf Entwicklung gegeben) oder loslässt und Vertrauen erwacht.


    Zitat

    Eigentlich geht es mir gar nicht darum, was ein trockener Alk. bei der Erwartungshaltung denkt oder fühlt - es geht mehr um das Außen, was andere von einem trockenen Alkoholiker erwarten und ob es bei einer Krankheit angebracht ist, eine Erwartungshaltung zu haben.

    Sorry, BC... was bringt dir das persönlich für deine Trockenheit an Wissen ? Das versteh' ich nicht. Wenn jetzt als Summe der Antworten rauskommt - eine Erwartungshaltung ist nicht angebracht.
    Was ist denn dann? Was heißt das konkret für den Alkoholiker oder Co?


    Maria

  • uwe.rothaemel

    Zitat

    Ich für meinen Teil, sehe meine Sucht als eine Verhaltensstörung. Krank war nicht mein Körper, sondern mein Umgang damit.

    Zitat

    Das hat nichts mit Heilung oder Verharmlosung zu tun

    Doch, das hat es, weil Du Deine Erkrankung im Plusquamperfekt siehst - also in der vollendeten Vergangenheit.
    Die Sucht ist keine "Verhaltensstörung" sondern eine chronische Erkrankung, die latent schlummert und in den verschiedensten Formen wieder auftreten kann.

    Ich kenne keinen trockenen Alkoholiker, der behauptet, daß er garantiert nie wieder rückfällig wird (wer das behauptet ist nicht trocken).
    Ein trockener Alk wird sagen: ich will nie wieder trinken - was für mich nur die erste Phase der Trockenheit bedeutet, denn der Alkohol allein macht eine Suchterkrankung nicht aus.

    Nun sind wir wieder beim Willen, und ich kann beim besten Willen niemanden vrsprechen, daß mein momentaner Wille bis ans Lebensende bestand haben wird.

    [/u]

  • Hallo Maria,

    eine Essenz - für jeden zutreffend - wird es aus diesem Thema nicht geben.

    Ich wollte nur herausstellen, wie utopisch es ist, Erwartungen an eine Krankheit zu knüpfen. Genauso, wie man bei einer überstandenen Krebserkrankung nicht zu erwarten kann, dass diese nie wieder ausbricht.

    Ich dachte, es ist als Alkoholiker auch mal eine überlegenswert, zu schauen, was denn sein direktes Umfeld mit seiner Erkrankung so macht.

    Mehr wollte ich eigentlich gar nicht...


    Gruß

    BC

  • @ Maria

    Mir kommen gerade soviel Gedanken zu dem Thema....

    Natürlich kann so eine Erwartungshaltung dem einen oder anderen sogar helfen, trocken zu bleiben. Nur - ist das die wirkliche zufriedene Trockenheit, von denen alle immer sprechen?

    - edit, bitte hier nichts über Dritte schreiben, danke, Linde -


    Gruß

    BC

  • Hallo BC,

    Zitat

    wie utopisch es ist, Erwartungen an eine Krankheit zu knüpfen

    Meine Essenz ist:
    Erwartungen sind vollkommen menschlich - da gibt es kein Richtig oder Falsch.

    Für mich persönlich kommt es lediglich darauf an, wie ich mit ihnen umgehe:
    Meine Freiheit liegt darin, eine Erwartungshaltung zu erfüllen oder eben nicht.
    Für mich sehe ich da keinen Diskussionsbedarf - da der Umgang damit nicht nur im Kopf stattfindet, sondern zudem auf der Gefühlsebene.

    Ich bin jetzt raus aus diesem Thema ... hab' alles geschrieben was mir dazu einfällt :)

    Dir einen schönes Wochenende,
    lg Maria

  • Morgen Forumteilnehmer
    ich wiederhole mich da auch gerne.Nimm dein Leben selbst in die Hand,und handel.
    Mach das beste draus und vergiß das Lachen nicht dabei.
    Eine Garantie auf eine lebenslange Abstinenz kann ich nicht abgeben.Was ist wenn das Leben gelebt ist,und die Partnerin vieleicht dann plötzlich nicht mehr da ist.Da hilftl sich stets bewust sein über seine Erkrankung,und im laufe der Zeit ein Netzwerk aufzubauen,um in kritischen Situationen die kommen gewappnet zu sein.Ja,so werde ich es machen.
    Einen schönes Wochenende
    Gruß Kay

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