Arbeitssucht - Die Königin der Süchte

  • Grüsst euch

    Ich selbst habe nach der letzten Flasche die freigesetzten Energien
    nicht dazu benutzt durch Arbeit meine Innere Leere zu füllen oder für eine
    krankhafte Sucht nach Anerkennung einzusetzen.

    Meinen Lebensunterhalt verdienen, bestimmte Aufgaben gut zu erledigen.
    Das füllte mich aus. Ich nahm mir geistig und materiell nichts mit Nachhause.
    Konnte die Arbeit dort lassen wo sie hingehörte.

    Jemand fing im Betrieb an. Fast noch mit der Nadel im Arm.
    Er war Junkie. Welch wundersame Wandlung geschah mit ihm.
    Er war der Erste der kam und der Letzte der ging.
    Den beiden Chefs, mit denen alle auf Du waren und auch
    fähig ihren Kaffee allein zu kochen
    Die wurden vom Arbeitssüchtigen plötzlich als Herr der Ringe angesprochen und der
    Kaffee wurde ihnen an den Schreibtisch gebracht.
    Das war nichts weiter als Berechnung.
    Sich selbst ins Büro gesellen.
    Der Aufenthaltsraum war Ihm nicht mehr genug.

    Hier erlebte ich als Betroffener wie ein durchgeknallter Workaholic durch
    Schleimerei und Mobbing einen ganze Firma krank machen konnte.

    Meine beiden Fragen.

    Wie seid ihr den Verlockungen des Goldes entgangen?

    Was habt ihr als Betroffene auf der Arbeitsstelle erlebt?

    Jetzt hab ich mir wieder sehr viel Arbeit mit in die Selbsthilfe genommen.
    Der Hintern allein hätte vielleicht schon genügt.

    Gruss

    Old F.

  • Moin Old F!
    Meinst Du denn wirklich, dass der Typ ein Workaholic war oder wollte der einfach nur auf der "Karriereleiter" nach oben? So ein richtiger Workaholic macht die Arbeit ja zu seinem Lebensinhalt, damit er dadurch ein oder mehrere Probleme nicht mehr spürt.
    Ich arbeite zwar stundenmäßig sehr viel, aber das hat nichts mit Workaholic zu tun sondern mit Tarifvertrag und Stellenschwund.
    Ich kann mir vorstellen, dass es Süchtige gibt, die nach der Abstinenzentscheidung eine Suchtverlagerung machen und arbeitssüchtig werden.
    Vielleicht sollte man dabei auch bedenken, dass Menschen, als sie nass waren, sehr unzuverlässig waren. Wenn sie dann trocken sind, wollen sie natürlich alles viel besser machen und stürzen sich in die Arbeit, aber ohne das als Suchtverlagerung zu sehen, sondern eher um sich und anderen zu beweisen, dass der ehemalige Alkoholabhängige auch zuverlässig und gut arbeiten kann.
    Gruß
    drybabe

    never give up

  • Hallo Old Flatterhand
    Ich hatte, zu meinem Glück, sehr aufmerksame Begleiter, für meine Gehversuche in die Abstinenz. Die Suchtverlagerung in ein so gesellschaftlich anerkanntes Metier, wie die Arbeit, wurde mir durch meine Karriere in die Sucht sehr deutlich gemacht.
    Da sich meine Themen in der ambulanten Therapie, wie auch in der SHG, auffällig oft um meine Arbeitsbeziehung und den bestehenden „Beziehungsproblemen“ drehten, war es unausweichlich und notwendig, mich mit diesen Umgang zu beschäftigen. Ich habe sozusagen beide Symptome, entstanden aus meinem seelischen Ungleichgewicht, gleichzeitig und vergleichsweise erfolgreich „behandeln“ können.
    Heute gerät für mich daher erst einmal alles in Verdacht einer „ungesunden“ Lebensbewältigung, was ich vermeintlich exzessiv betreiben will. Ein gebranntes Kind scheut bekanntlich das Feuer. Meiner Meinung nach ist eine solche Herangehensweise auch noch nicht die Lösung für eine geordnete Mitte (es funktioniert nämlich vorzüglich als Spaßverderber). Ich bin aber zuversichtlich, dass sich dies auch noch einpendelt.
    Nicht alles, was ich oft tue, ist zwanghaft – und nicht für alles, was ich nicht tue, besteht eine Notwendigkeit. Es für mich zu veranschaulichen halte ich jedoch für sinnvoll.
    drybabe : gerade der scheinbare Versuch Anerkennung zu erlangen, der Hang mich beweisen zu müssen, aus absurden Schuldverständnis; nach „überstandener“ Sucht übermäßig „helfen“ zu wollen (und nicht nur an der Arbeit), macht mein Verhalten verdächtig oder besser bedenklich. Die Strukturen und Muster, meiner süchtigen Verhaltensweisen, haben die Eigenart, gerne und nachdrücklich von meinen wesentlichen Aufgaben abzulenken. Zumindest ein hinschauen auf die Motivation meines Tuns, ist vorteilhaft.
    Schönen Abend noch Uwe.

  • Moin Uwe!

    Zitat

    drybabe : gerade der scheinbare Versuch Anerkennung zu erlangen, der Hang mich beweisen zu müssen, aus absurden Schuldverständnis; nach „überstandener“ Sucht übermäßig „helfen“ zu wollen (und nicht nur an der Arbeit), macht mein Verhalten verdächtig oder besser bedenklich. Die Strukturen und Muster, meiner süchtigen Verhaltensweisen, haben die Eigenart, gerne und nachdrücklich von meinen wesentlichen Aufgaben abzulenken. Zumindest ein hinschauen auf die Motivation meines Tuns, ist vorteilhaft.


    Dankefür diesen Denkanstoß. Find ich gut :wink: .
    Schönen Abend!
    drybabe

    never give up

  • Hi Uwe
    Danke für deinen Beitrag.
    Überschneidet sich grade.
    Lehn mich dann noch mal zurück.

    Hi drybabe

    Ja ich meine das wirklich so.
    Das Problem dieses Menschen zu diagnostizieren, der in all den
    Jahren noch keinen Urlaub genommen hat, keinerlei Freunde hat,
    keine Hobbys und Freizeitaktivitäten ist jetzt nicht meine Aufgabe.

    Doch die Auswirkungen auf mich selbst musste ich beachten
    und die waren so gravierend das ich echt die Reissleine ziehen musste,
    sprich den Arbeitsplatz, den ich jahrelang innehatte und der
    mir sehr gut gefiel hinschmiss.
    Ich habe alles probiert eine andere Lösung zu finden
    doch letzten Endes musste ich um nicht selbst
    pschychisch auf den Hund zu kommen das tun was ich tat.
    Übrigens auch einer der Chefs, der vorher noch den ganzen
    Konstellationstango mitspielte und glaubte er würde in dem
    Mobbingklima ein tolles Los in Händen halten.

    MitTarifvertrag und Stellenschwund hatte das nichts zu tun
    Dazu ist die besagte Einrichtung in einer anderen Situation.

    Ich hab ein feines Gespür für Situationen und glaub mir.
    Er ist für mich nichts weiter als ein Gefühlskrüppel, der mich
    aus den Job boxte.

    Das sage ich rückblickend nach Jahren.

    Gruss

    OF

  • Hallo OF

    Für mich liegt der Schlüssel des Glücks in der Ausgewogenheit. Ich Lebe nicht für die Arbeit sondern Arbeite um zu Leben. Trotzdem finde ich es angenehm einer Arbeit nachgehen zu können die mir Spass macht.

    Bei mir gibt es auch Tage welche ich länger Arbeite, da versuche ich so schnell wie möglich die Überstunden zusätzlichen Frei Tage abzubauen. Die Arbeit lasse ich am Arbeitsplatz stehen und nehme sie nicht mit Nachhause.

    Auch das Ellbogen denken mag ich nicht..meine Ziele setze ich mir persönlich und messe sie nicht an den Andern. Ich kann mich erfreuen, wenn die Andern etwas erreichen und denke nicht dabei..wieso habe ich das erreicht.

    Wenn ich mir etwas Materielles leiste (z.Bsp. Auto, schöne Ferien usw.), mache ich das für mich und nicht um mich zu profilieren. Ich denke das Leben wäre viel schöner, wenn man zuerst auf sich acht gibt und nicht links und rechts schaut was die anderen machen, was die anderen sich leisten, was die anderen richtig oder falsch machen. Aber eben ich kenn dies auch..ich glaub in jedem Betrieb gibts den einen oder anderen Querschläger, der die Stimmung auf den Nullpunkt zu drücken versucht..das sind meistens die welche ihren persönlichen Frust oder eigenen Komplexe versuchen zu übertuschen.. lass dich einfach nicht runterkriegen.. du bist dein eigener Krieger ;)

    Liebe Gruess
    Jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Hallo OF,

    Zitat

    Ich hab ein feines Gespür für Situationen und glaub mir.
    Er ist für mich nichts weiter als ein Gefühlskrüppel, der mich
    aus den Job boxte.

    Da Du ja augenscheinlich nichts an der Situation ändern konntest, hast Du die Entscheidung für Dich getroffen zu gehen, Dich von Deiner alten Arbeit zu verabschieden. Was ist daran so verkehrt? Es wird immer wieder Menschen geben, die sich in Deinen Augen rücksichtslos verhalten, manipulieren und um sich boxen. Wenn ich nicht mit solchen Menschen in den Ring steigen will, dann drehe ich mich auch um und gehe, bevor ich immer wieder eins auf´s Maul bekomme. Wichtig ist ja, dass ich mich schütze und nicht noch anderen (den Chef´s) erklären muss, dass sie sich einen kampflustigen Rauskick-Boxer in den Betrieb geholt haben. Vielleicht wollten sie sich auch manipulieren lassen? Gibt ja immer 2 Pole: einer der macht und einer der es mit sich machen läßt und einen Blinden sehend zu machen grenzt an ein Wunder. Ungerecht? Klar - aber so ist nun mal das Leben und ich finde es eine wichtige Erfahrung, auch mal zu verlieren.

    Ich hatte auch mal kurz mit Mobbing zu tun - schließlich war ich heilfroh, dass ich da ausgestiegen, obwohl mir die Arbeit an sich Spaß machte.


    Gruß

    BC

  • @OF,

    auf englisch sagt man: "Love it, change it, or leave it."
    Du musstest Dich damals halt für "Leave it" entscheiden.
    Gesünder als "Ertragen".

    LG Jürgen
    ------------------------------------------------
    Meine Meinung. Keine Suchtberatung.

  • Hallo zusammen

    Danke für die Texte

    Aufgewachsen in einer Umwelt wo: Wie geht es? mit
    Ein fleissiger Mensch hat immer eine Arbeit beantwortet
    wurde sind mir Störenfriede oder Wichtigtuer in unserer
    Arbeitswelt nicht fremd.
    Das was ich erlebte hatte eine ganz andere Qualität.
    Da hat einer mit einer Energie jegliche Arbeit an sich gerissen.
    Der Betrieb um den es sich handelt war eine Einrichtung
    einer Drogenhilfe.
    Wie ich zu diesen Posten kam ist im allerersten Beitrag in Nur heute
    nachzulesen. Der Rest lässt sich ausmalen.
    Nebst anderen kurzen sich auf die eigenen Beine zu stellen,
    war es die Arbeit, der ich über Jahre treu blieb.

    Bis hin zu dieser Zeit.
    Mal die Eltern ausklammernd oder kurzer pupertärer Liebeskummer
    hab ich nie erlebt das mich das Verhalten eines Menschen dermassen
    beeinflussen konnte.
    Ich liess mich während der beschriebenen Monate mehrmals krankschreiben
    anders hätte ich es nicht ausgehalten.
    Als ich sah das ich absolut nichts ändern konnte stand mein Entschluss.
    Mit fünfzig Jahren, ohne irgendeine Ausbildung und gewissen Konsumspätfolgen
    alles andere als leicht.
    Die Reise ins Unbekannte konnte erneut beginnen.

    Während der besagten Zeit machte ich die Erfahrung das es gar nicht so leicht ist
    an Informationen ranzukommen. Im Buchladen Fehlanzeige. Wahrscheinlich
    schreiben genesene Workaholics gar nichts mehr.
    Ein Buch war eine klinische Darstellung.
    Für meine Zwecke irgendwie tot - nicht zu gebrauchen.

    Wäre da nicht mein alter Kumpel.
    Alkoholsüchtig. Ssüchtig. Kokainsüchtig. Arbeitssüchtig.
    Er erzählte mir wie er bei all seinen Süchten immer eins auf den Deckel
    bekam. Die Alkfahne, der sie küssten und sie schlugen sich Wirrwarr
    und die speziellen Kokserleiden.
    Nur in seiner letzten, der Arbeitssucht erlebte er nur Zuspruch und
    gesellschaftliche Akzeptanz. Das macht es für ihn verdammt schwierig
    das Ganze als Sucht zu erkennen.
    Erst als sein gesundheitlicher Zustand bei Friss oder stirb angekommen war änderte sich das.
    Das ist der Grund warum er sie die elegant gekleidete Königin der Süchte
    nannte.
    Ich habe das im Titel hier übernommen.

    Freue mich weiterhin über Antworten auf die eingangs vorgestellten Fragen,
    wobei erstere eher mit Erfolgs-, Prestige- und Statusdenken verbunden ist.
    Meinen damaligen "Wiedersacher" hat Geld eher nicht interessiert.

    Halber Tag Urlaub

    OF

  • Hallo OF,

    sehr interessante Denkanstöße gibst Du da. In einem stimme ich Dir sofort zu. Arbeitssucht ist lange nicht als die zerstörerische Kraft anerkannt, die sie tatsächlich ist. Oft wird sowas tatsächlich noch unterstützt und gefördert. Auf jeden Fall aber total unterschätzt. Und bis zu deinem Post hatte ich darüber noch gar nicht nachgedacht, obwohl ich selbst eine arbeitssuchtige direkt vor der Nase hatte. Wortwörtlich, denn sie für 5 Jahre meine Chefin. Geld war auch ihr nicht wichtig. Lediglich Anerkennung. Sie verlangte von sich selbst immer 150%. Alles darunter war nicht gut genug. Und natürlich verlangte sie das auch von ihren Leuten. Um den Anforderungen, die von wissen an sie gestellt wurden, gerecht zu werden, war ihr bei ihren Mitarbeitern jedes Mittel recht. Manipulation, die Leute gegeneinander ausspielen, Machtdemonstrationen, absolute Kontrolle und sie ging Schritt für Schritt immer noch ein Stück weiter, wurde immer extremer...
    Ich war jung und belastbar und wenn ich jetzt so drüber nachdenke, haben mir, so irre das klingen mag, auch die Eefahrungen mit Alkoholsucht in meiner Familie geholfen. Ich war noch nicht frei von Manipulation, aber ich hatte halbwegs gelernt, nicht alles so sehr an mich ranzulassen. Das haben viele nicht geschafft und wir hatten in der Zeit viele Leute, die richtig krank wurden, teilweise aich vorzeitig in Ruhestand gehen mussten... Ursprünglich hatte mir dieser Job viel Spass gemacht und ich wollt ihn nicht hergeben. Aber irgendwann war es zu viel, mein Blutdruck ging hoch. Dann hatte ich Glück, es gab ein für mich sehr interessantes Jobangebot und ich hab die Gelegenheit beim Schopf gegriffen. Bei meinem Wechsel gab es dann noch richtig böses Blut und sie hat alle Geschütze aifgafahrem. Nocheinmal ihr suchtiges Gesicht gezeigt. Wie ausgelaugt ich schon war, hab ich erst gemerkt, als der Adrenalinspiegel dann langsam sank. Hat ne Weile gedauert. Glücklicherweise bin ich jetzt on einem sehr gut Team mit einer richtig guten Führungskraft. Der Wechsel hat sich also gelohnt und ich weiss jetzt auch, dass ich sowas nie wieder mitmachen würde. Das ist kein Job der Welt wert und die Gesundheit soooo viel wichtiger.

    Gruss Gela

  • Hallo Zusammen

    Ich möchte da auch einen Denkanstoss geben.

    .. nicht jeder welcher um einen Arbeitssüchtigen arbeitet wird Krank.

    .. nicht jeder welche um einen Mobber arbeitet lässt sich mobben.

    Wenn ich um einen Arbeitssüchtigen arbeite, hat er das Problem und nicht ich. Sein Problem lass ich nicht zu meinem Problem werden. Er ist in der schwachen Position und nicht ich und wenn ich das weiss handle ich nachdem.

    Ähnlich wie bei einem nassem Alkoholiker versucht der Arbeitssüchtige seine Schwäche, seine Verunsicherung auf uns die anderen zu wenden. Zudem handelt es sich hier auch um eine Krankheit, welche er nur behandeln kann, wenn die Einsicht über ihn kommt.

    Solange ich weiss, dass ich auf der Arbeit gute Arbeit leiste kann um mich die Welt wie verrückt rotieren..kann mir egal sein..ich weiss was ich kann, weiss wer ich bin..

    Liebe Grüsse
    jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Hallo Gella

    Aus deinem Bericht kann ich nicht eruiren, ob deine Vorgesetzte auch eine Vorgesetzte Stelle hatte oder sie in der Geschäftsstruktur an oberster Stelle stand.

    Aus meiner eigenen Erfahrung sind Vorgesetzte in Sandwich-Stellung (z.Bsp. Teamleader) eher gefährder in eine Arbeitssucht zu rutschen. Von unten sehen sie die Gefahr, dass sich Mitarbeiter nach oben arbeiten können und von oben nach unten erhalten sie selber von den Vorgesetzten die Vorgaben.

    Wenn wegen dem Vorgesetzten die Mitarbeiter sich häufiger krankschreiben, ist dies nicht nur für den einzelnen Mitarbeiter tragisch, sondern auch ein Problem für die Firma. In unseren Arbeitswelt werden Gefühle oft nicht wahrgenommen, trotzdem spielt die Arbeitsmoral des einzelnen auf seine Leistung eine grosse Leistung.

    Da würde ich auf jedenfall, das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen und wenns nicht fruchtet direkt eine Stufe höher gehen und da ist es wichtig mit Facts zu argumentieren.

    Und glaubt mir..keine Firma kann es sich leisten einen Störenfried zu halten auch wenn er ein Arbeitstier ist und dieser gleichzeitig im Team Krankheitsfälle generiert..ein Arbeitssüchtiger kann vielleicht für 2 arbeiten..aber kann sicher kein Team ersetzen welches sich wegen ihm krankmeldet.

    Ich kann nur sagen..ich bin mein eigener Krieger :)

    Liebe Grüsse
    jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • hallo Jamor,

    Du schreibst, was Du tun würdest? Du hast das also nicht selbst erlebt und entsprechend gehandelt? (reine Verständnisfrage meinerseits)

    Zu Deiner Frage zur Situation: sie war mittelbare Vorgesetzte, griff aber direkt auf das Team zu. Der Vorgesetzte dazwischen hatte dem nicht viel entgegen zu setzen. Die Vorgesetzte oben drüber war gefühlt meilenweit entfernt und damit für ein derart brisantes Thema schwer erreichbar. Auch ein BR war vorhanden, aber auch der hatte nur begrenzt seine Möglichkeiten.
    Genau das mein ich, wenn ich sage, dass Arbeitssucht und ihre Folgen auf alle drum herum oft noch nicht ernst ernstgenommen, teilweise sogar noch gefördert und als gut erachtet wird. Viele Unternehmen sind mittlerweile weiter. Ich nehme da auch einen Umbruch war, auch aus Erzählungen von Freunden und Bekannten. Vor ein paar Jahren sah das noch gaaaaanz anders aus.

    Gruß Gela

  • Grüsst euch zusammen

    (Falls wiedersprüchliches im folgenden Text zu den zwei vorhergehenden Beiträgen auftauchen sollte.
    Eventuell nicht wundern.Ich hab
    im Adlersuchsystem ausserhalb den Text
    geschrieben und möchte ihn nicht mehr ändern)

    Erstmal bin ich froh das die Gela eine Beschreibung in den Thread
    gebracht die eine arbeitssüchtige Person im fortgeschrittenen Stadium
    wirklich umschreibt.
    Ich wäre wohl sonst noch verzweifelt das "meinTyp" nicht nur jemand
    ist der da halt mal gern eine Überstunde einlegt.
    Ich schreib ja von mir. und da hab ich auf einen Beitrag verwiesen, der
    erklären könnte das mir das Leben auf der Überholspur, Kioske und Imbisse inclusive waren
    übrigens auch meine Welt, falls ich überhaupt noch Bock auf feste Nahrung verspürte.
    Warum auch.Es gab ja dort auch Flüssignahrung
    So habe ich das eine oder andere nicht heilbare Abschiedsgeschenk
    in die Nüchternheit mitbekommen.
    Ein nicht mehr allzu belastbares Nervensystem vor allem.

    Doch zurück zu meiner Akuta.
    Ich liess mich zum Beipiel nicht mobben. Doch acht Stunden am Tag, die Aufgaben
    und Aufträge mit einem frechen Grinsen weggenommen. Ja beschäftige dich doch mit dir
    selbst. Kannst auch früher Feierabend machen. Echt grosszügig.
    Papierschiffchen bauen. Wie schön. Und keine Instanz im Betrieb, die wollte, das sich sowas einfach nicht gehört.
    Tagein, tagaus ging das dann so.
    Ja Jamor. Da hab ich gewusst was ich gute Arbeit leisten kann, auch wenn die Welt um mich wie verrückt rotiert.
    Da hab ich gewusst was ich kann. Und gewusst wer ich bin.
    Auf alle Fälle niemand der sich zum Idiot machen lässt, sondern jemand der den Mut hat Situationen zu ändern, die er
    ändern kann. Jemand der den Sprung ins Unbekannte nicht scheut.
    Ich habe es nicht bereut.

    Und wohl auch Gela nicht als sie jung war, wie sie schreibt.
    Wie alt mag sie heute wohl sein? Sicherlich schon steinalt.
    Da kommen mir auch die ganzen Geschichten aus dem Co-Bereich in den Sinn,
    wo Frauen mit nichts als ihrem Balg aus finanziell abgesicherten "Gefängnissen" in die
    ungewisse Zukunft eines Frauenhaus flüchteten.
    Nie habe ich jemals gelesen das hätte sich als Fehler herausgestellt.

    Zu guter letzt möchte ich noch den Focus auf einen anderen, sehr guten Beitrag richten.
    Wenn jemand der trocken wurde endlich von sich sagen kann Ich doch nicht
    (keinen Alkohol trinken) und endlich die Früchte geniessen will, der ist einfach nicht
    selbst in der Lage Suchtverlagerungen zu erkennen.
    Das ist meine Erfahrung.
    Zu harmlos und banal erscheinen im Vergleich (der erst gar nicht angestellt wird) die neuen Verführungen.
    Der Uwe hatte eigenen Angaben zufolge sehr aufmerksame Begleiter.
    Nachprüfen lässt sich das letztendlich nicht.
    Wichtig erscheint mit in dem Zusammenhang das er da eine
    wirklich unabhängige Instanz gefunden haben könnte, die gerade in einem
    solch gesellschaftlich unterstützten Metier keine Rücksicht auf die Stimme der
    eigenen kleinen Säuferseele "So hätt ich es ganz gern" genommen hat.

    Gruss

    OF

  • Hallo OF,

    mein Alter steht ja nebendran. Ich meinte damit eher, dass ich in der Arbeitswelt ein ziemliches Kücken war. Kam frisch aus der Ausbildung. Wenn ich meinen Satz aber so selbst lese, hätte ich den genauso verstanden, wie Du.
    :D

    Jedenfalls haben deine und meine Beschreibung eines gemeinsam. Den absolut abwertenden Umgang. Ich rufe mir dazu immer wieder ein Sprichwort in Erinnerung.
    "Wer andere klein macht, wird selbst nie groß sein."
    Hilft das nun? vielleicht zumindest mal dabei, entsprechenden emotionalen Abstand zu gewinnen. Diese Abwertung als solche zu erkennen, zu greifen und sie eben nicht mehr so an sich ranzulassen. Verhindert zumindest größeren eigenen Schaden, wenn man meint, man sei in der Situation gefangen.
    Ist man das? Oder fühlt man sich nur so? Ich hab mich damals so gefühlt und nach meinem Wechsel gedacht: Hätt ich das nur schon früher gemacht.
    Nun gut. Ich hatte keine langfristigen gesundheitlichen Schäden und habe in dieser Zeit dennoch sehr viel gelernt.
    Also kein Grund zur "Selbstabwertung". :)
    Gelernt hab ich unter anderem, bei Abwertung auch direkte Rückmeldung zu geben. Sowohl auf den Sachverhalt, als auch auf die Abwertung an sich und zwar mit einer sachlichen Antwort, dass man dies mir gegenüber unterlassen soll. Damit zeige ich klar, wo meine Toleranzschwelle liegt. Ich zeige meine rote Linie auf. Überschreitet der andere sie, gibts Rückmeldung, beim nächsten mal Maßnahmen.
    Eine rote Linie, die ohne Gegenwehr von jemandem dauerhaft überschritten wurde, wieder zu einer roten Linie zu machen, die auch eingehalten wird, ist sehr, sehr schwer...
    Sowas hab ich auch noch nicht geschafft, kann also dazu wenig sagen.
    Wenn hier jemand von eigenen erfolgreichen Erfahrungen berichten kann, sauge ich die mehr als dankbar auf. :)

    Gruß Gela

  • Grüss Dich Gela

    Ich lese die Texte schon ziemlich genau,auch das nebendran.
    Und dein Erleben zeitlich einzuordnen ist mir auch gut gelungen.
    Das Ganze war eher so ein kleines Ziehen am Nasenring.
    Vielleicht solltest du mal erforschen wie dich die Leute über
    fünfzig sehen könnten.
    Eins kann ich dir schon mal verraten.
    Bestimmt nicht als alt. Eher doch als Kücken.


    Ich sehe übrigens nirgends Abwertungen.
    Wenn ich mit für mich zerstörerischen Situationen konfrontiert bin.
    Da hilft halt nur Ross und Reiter zu nennen.
    Da steckt meine ganze Emotionalität mit drin.
    Gehört ja mit dazu.
    Ich habe damit kein Problem.
    Doch wer die Wahrheit ausspricht, der braucht ein schnelles Pferd.
    Und das hab ich.

    Gruss OF

  • Hallo OF,

    ja gut, aus Deiner Perspektive bleibe ich ein Kücken.

    Und was die Abwertungen betrifft, so hab ich Deinen Beitrag wohl falsch verstanden und ziehe damit auch meine Frage zurück, denn es ist ja schließlich dein Thread und ich wollt ihn nicht in eine andere Richtung lenken.

    Bis denn dann
    Gela

  • Hallo Gela

    Ich war "Täter" und auch schon "Opfer".

    Zu dieser Zeit als "Täter" hatte ich eine Arbeit die mir sehr gefallen hat. Ich war im Qualitätscontrolling Management angestellt. Zu der Zeit wollte ich noch eine Sportkarriere anvisieren. So hatte ich im Beruf die Möglichkeit durch überstunden meine Urlaubstage vorzuarbeiten und somit konnte ich an den. Trainingscamps teilnehmen. Die Arbeit machte mir grossen Spass und mir machte es nichts aus am Tag 12 bis manchmal 15 std zu arbeiten. Merklich, aber für mich zu dieser Zeit nicht spürbar, hatte ich mich verändert. Ich wollte das beste aus mir herausholen und auch aus den anderen und ging dabei sehr forsch heran.

    Als ich es merkte und ich auch darauf hingewiesen worden bin..wars auch nicht einfach runter zu schrauben.. da dies von einigen als Motivationsrückgang aufgefasst worden ist.

    Aber da musste ich durch..und bin dann auch durchgekommen.

    Zu einem späterem Zeitpunkt habe ich mich selber mobben lassen..und jetzt Jahre später bin ich mit dieser Person sehr gut befreundet..

    Was ich mit meiner Erfahrung sagen will, ist, dass wir oft in "GUT" und "Böse" katalogisieren und dahinter eine emotionalität aufbauen welche wir negativ auf uns ummüntzen.

    Meistens wird niemand süchtig um jemand anders oder sich zu schaden..es ist ein schleichender Prozess..und das Hauptproblem hat der Betroffene selber und nicht die Mitleidtragenden.

    Zum Thema "Kücken"..Reife hat nichts mit dem Alter oder Erfahrung zu tun..sondern was man mit dem Alter und der Erfahrung macht..

    Gibt manche/r der/die reifer mit 30 ist als viele mit über 80 ;)

    Gruss
    Jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Ich denke, dass man Arbeitssucht nicht unbedingt vergleichen kann mit stofflicher Sucht. Bei der Arbeitssucht schadet man ja niemandem außer sich selbst. Im Gegenteil als Angestellter opfert man sich ja regelrecht auf für die Firma, für die man arbeitet. Dann ist das schon eher vergleichbar mit der Coabhängigkeit, wo man sich ja auch aufopfert, damit der Partner in seienr sucht weiter funktionieren kann. Hintergrund ist doch in beiden Fällen der Wunsch nach Anerkennung. Wenn man dann von der stofflichen in eine solche Sucht rutscht sollte man sich doch fragen, was da am eigenen Selbstwertgefühl nicht stimmt.
    warum hängt es ab von der Anerkennung anderer? Gab es da auch vorher schon einen Zusammenhang, dass ich zur Flasche gegriffen habe? Auch die Coabhängige findet unter Umständen viel gesellschaftlichen Zuspruch. Nach altem Muster hält sie zu ihrem Mann, in guten und in schlechten zeiten, läßt ihn nicht im Stich usw. Das alte Bild der frau fördert dieses coabhängige Verhalten ja auch noch während ein nasser Alkoholiker eher mißbilligend betrachtet wird und sogar nicht einmal als kranker Mensch mehr Achtung findet.

  • Hallo OF, jamor, Paddy,

    eure Beiträge haben mich noch a bissel ins Grübeln gebracht.

    @OF:

    Zitat

    Doch acht Stunden am Tag, die Aufgaben
    und Aufträge mit einem frechen Grinsen weggenommen. Ja beschäftige dich doch mit dir
    selbst. Kannst auch früher Feierabend machen. Echt grosszügig.
    Papierschiffchen bauen. Wie schön.

    Von einem Kollegen auf derartige Art und Weise gezeigt zu gekommen, dass ich überflüssig bin, empfinde ich schon als Abwertung. Wertschätzung ist jedenfalls was anderes.
    Wie ich damit umgehe, steht auch wieder auf einem anderen Blatt.
    Übrigens erinnert mich Deine Beschreibung an die "Sterbezimmer", die zeitweise in vielen Firmen vorhanden waren und dort unter der Hand tatsächlich auch so bezeichnet wurden...

    jamor : dein Beitrag hat mich daran erinnert, dass diese miesen Methoden, die ich beschrieben hatte (Manipulation, die Leute gegeneinander ausspielen, Lügerei, Kontrolle) Anteile der Krankheit Sucht sind und als genau diese sollte ich sie künftig auch erkennen und damit besser Abstand gewinnen und mich emotional nicht so sehr reinhängen. Egal um welche Sucht es sich handelt und sei es die nach Anerkennung, die wohl wirklich Ursache für Arbeitssucht ist? Übrigens gibts die Sucht nach Anerkennung auch noch mit anderen Gesichtern. Ich habe das gerade in unserem Verein erlebt, wo jemand dank eben dieser Sucht mit eben den gleichen unschönen Methoden den ganzen Verein aufgemischt und einen erheblichen Schaden angerichtet hat. Niemand hat ihn in den Griff gekriegt, weil keiner erkannt hat, was eigentlich dahinter steckt.

    Paddy :
    ich denke, da gibt es schon sehr sehr viele Gemeinsamkeiten, denn wie OF schon sagte, gehts bei einem Arbeitssüchtigen nicht um jemanden, der einfach nur ein paar Überstunden schiebt, sondern um jemanden, der seiner Sucht alles unterordnet, also eben auch versucht, sein Umfeld dem unterzuordnen.

    Gruß Gela

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!