Hallöchen,
ich habe hier schon einen Thread, aber ich würde auch gerne einfach mal meine ganze Geschichte niederschreiben. Mir ist es wichtig ganz offen damit umzugehen.
Ich wuchs in einer intakten Familie mit einer 2 jahre älteren und einer 1,5 Jahre jüngeren Schwester auf. Ich hatte eine schöne Kindheit und zu allen in meiner Familie ein gutes Verhältnis.
Mit ca 12 Jahren fing ich an mich für Heavy Metal zu interessieren. Ich bevorzugte die Farbe schwarz, färbte mir auch meine blonden Haare in der Farbe. Ab da an wollte ich manchmal etwas provozieren, meine Familie respektierte mich auch so, auch wenn ich anders war. Mit 16 veränderte ich wieder meinen Look, zog mich fraulicher an und färbte auch meine Haare nicht mehr schwarz. Zu dieser Zeit ging ich zu meinem ersten richtigen Konzert, damals Marylin Manson den ich vergötterte. Davor besuchte ich immer nur kleine Konzerte im Jugendzentrum.
Nach meinem Realschulabschluß begann ich meine Ausbildung zur Bürokauffrau in einem Autobetrieb. Zu dieser Zeit kleidete ich mich unter der Woche normal und angepasst, jedoch bevorzugte ich bei Konzerten und Metalpartys an den Wochenenden gerne Lack- und Kunstlederkleidung (für echte Lederkleidung reichte das Geld nicht). Irgendwann kaufte ich mir meinen Ledermantel für den ich 4 Monate gespart hatte. Den habe ich übrigens heute noch. Eine damalige Freundin überredete mich, erotische Bilder mit ihr zusammen zu machen. Als ich dabei bemerkte, dass es mir sehr viel Spaß machte, begann ich öfter als Model vor der Kamera zu stehen. Es waren jedoch immer nur Hobbybilder in Leder-, Lack- und Latexkleidung. Eben alles auf Rock´n´Roll. Ich genoss die Zeit richtig und meine Vorliebe für Lack und Leder entwickelte sich weiter aus. Zu dieser Zeit war ich auch in einem Freundeskreis, in dem an Wochenenden viel getrunken wurde. Dabei durfte ich natürlich nicht fehlen.
Ich lernte meine große Liebe kennen, der genau wie ich eine Vorliebe für Rockmusik hatte. Wir versuchten jede freie Minute zusammen zu verbringen und ich genoß die gemeinsame Zeit so sehr. Nach bestehen meiner Ausbildung hat mich mein Ausbildungsbetrieb übernommen und alles schien bestens zu laufen.
Ca 6 Monate später beschlossen mein Freund und ich zusammen zu ziehen. Bis wir beide das Geld für Möbel und Kaution etc zusammen und eine schöne Wohnung gefunden hatten verging aber nochmals ein gutes Jahr. Wir hatten kaum Streit und ich liebte ihn von Tag zu Tag mehr. Wir hatten einen großen gemeinsamen Freundeskreis und etwas Alkohol unter der Woche, etwas mehr am Wochenende war ganz normal.
An einem Samstagabend war ich mit 2 Freundinnen alleine feiern. Ich trug an diesem Abend meine Kunstlederhose und eine Lackcorsage. Ich trank an dem Abend sehr viel und andauernd kam ein neuer Typ der mir ein Getränk spendierte. Ich weiß noch, dass ich mich auf dem Weg zur Toilette kaum noch auf den Beinen halten konnte. Im Vollrausch ging ich mit einem Typen nach Hause und wußte morgens gar nicht wo ich überhaupt war. Als ich realisierte was ich getan hatte fing ich sofort an zu weinen. Meinem Freund sagte ich zuerst, dass ich bei einer Freundin schlief da ich zuviel getrunken hatte. Nach ein paar Tagen erzählte ich jedoch alles. Verständlicherweise war er zuerst sehr verärgert und enttäuscht, sagte jedoch dass er mich zu sehr liebe um die Beziehung zu beenden und ich versprach ihm das so etwas nicht mehr vorkomme. Von da an hielt ich mich beim Feiern zurück und trank nicht mehr so viel. Alles schien in Ordnung.
Ca 14 Monate später ging mein Freund vermehrt ohne mich feiern. Er sagte, er wolle mit Freunden feiern und er bräuchte momentan die "Männerabende". Für mich war das ok, auch wenn ich es etwas komisch fand. Kurz später ging er auch unter der Woche abends raus. Ich bemerkte dass etwas nicht stimmt, reden wollte er nicht. Ich begann abends Wein zu trinken um abzulenken und abzuschalten. Nach einigen Wochen wurde meine Befürchtung wahr und er sagte mir, dass er sich in eine andere verliebt hätte. Mein Traum ging zuende, auch wenn ich wohl mit meinem Seitensprung damals nicht ganz unschuldig war. Ich hasste mich so sehr dafür.
Wir wohnten noch einige Wochen zusammen bis ich eine 2 Zimmerwohnung in der Nähe der Innenstadt gefunden hatte. Ich trank fast jeden Abend Wein um meine Schmerzen zu betäuben, denn ich kam einfach nicht über diesen Verlust hinweg. An den Wochenenden ging ich mit Freunden feiern, schoss mich manchmal schon beim vorglühen so dermaßen ab dass ich schon vorm eigentlichen weggehen nach Hause gebracht werden musste. Ich kam meistens schon angetrunken zum vorglühen.
Da ich wegen meines Trinkverhaltens oftmals Partys etc vorzeitig verlassen musste oder schon vorher zu sehr betrunken war kamen schnell Fragen meiner Freunde auf. Ich ignorierte die Nachfragerei von ihnen und als mir die Fragen zu viel wurden beendete ich auch diese Kontakte. Ich sagte Termine ab und meldete mich nicht mehr bei ihnen. So konnte ich ungestört das Wochenende durchtrinken. Nach dem aufstehen morgens trank ich Jägermeister und Liquör aus Wassergläsern, so war ich vormittags oft so betrunken dass ich einfach einschlief. Wenn ich dann nach 1 oder 2 Stunden wieder wach wurde trank ich weiter Bier und kippte mir später noch Jägermeister nach bis ich ins Koma fiel. Wenn ich nachts wach wurde trank ich auch meistens bis ich weiterschlafen konnte. Zu der Zeit trank ich so nur an den Wochenenden und Feiertagen oder wenn ich Urlaub hatte. Unter der Woche konnte ich mich bis zum späten Nachmittag beherrschen und trank dann bis abends 1,5 bis 2 Flaschen Rotwein. Nach ca einem Jahr musste ich jedoch schon tagsüber trinken. Ich füllte Wodka in Wasserflaschen um für die Arbeit obwohl ich puren Wodka scheußlich fand und lutschte Bonbons und Tic Tac um nicht aufzufallen. Schnell bemerkten dies meine Kollegen und mein Chef. Mir unterliefen auch viele Fehler die meine Arbeitskollegen ausbaden mussten. Nach etlichen Gesprächen mit meinem Chef und mehreren Abmahnungen kam die Kündigung.
Fortan trank ich nun täglich wie an den Wochenenden. Da mir Jägermeister und Wein zu teuer wurden entdeckte ich roter, grüner und blauer Wodka für mich. Diese schmeckten nicht so sehr nach Schnaps. Oft torkelte ich nachmittags in eine Metalkneipe bei mir um die Ecke. Dort lernte ich auch eine Freundin kennen, die ebenfalls ein schweres Alkoholproblem hatte bzw hat. Wegen des Geldes gingen wir immer seltener in die Kneipe, sondern tranken entweder bei mir oder bei ihr. Bei schönem Wetter gingen wir auch raus, tranken im Park oder auf einer Sitzbank am Marktplatz gegenüber eines Supermarktes. Da ich nicht nur zuhause bis zur Besinnungslosigkeit trank wurde ich insgesamt 8 mal mit Polizei oder Rettungswagen mit 3-4 Promille abgeliefert.
Ich kaufte meinen Alkohol meistens in verschiedenen Geschäften, dafür riss ich mich 1-2 mal die Woche morgens zusammen. Einmal bemerkte ich morgens jedoch dass mein Vorrat leer war und ich saß mich total betrunken hinters Steuer. Ich rammte ein geparktes Auto und verlor durch die Sufffahrt mit 3,1 Promille im Blut meinen Führerschein.
Meine Eltern und meine Geschwister versuchten mir immer wieder zu helfen, doch lehnte ich alle Hilfe ab. Ich wollte nicht aufhören zu trinken und fand es schön betrunken zu sein. Schließlich hatte ich in dem Zustand nichts mehr wahrgenommen und hatte außerdem mit meiner Freundin eine treue Saufkollegin. Bis ich mir selbst klar wurde und wußte dass ich alleine nicht aus dem Sumpf komme verging wieder einige Zeit. Kontakt zu meiner Familie hatte ich fast keinen mehr. Schließlich entschloss ich mich zu einem Entzug. Nach 6 Tagen wurde ich entlassen, doch kaufte und trank ich schon auf dem Heimweg Schnaps und torkelte wieder betrunken nach Hause. Meine Freundin und ich tranken uns einfach weiter zu, den ganzen Tag. Einen 2. Entzug, den ich zusammen mit meiner Freundin machte, beendeten wir zusammen nach dem ersten Tag. Ende 2011 machte ich nochmals einen Entzugsversuch, den ich zwar durchhielt, jedoch am 2. Tag zuhause wieder zunichte machte. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt aufhören, es gelang mir jedoch nicht. Ich trank aber weniger Schnaps und auch seltener bis zum umfallen. Auch suchte ich keinen Kontakt mehr zu meiner Freundin, die mit der Trinkerei nicht aufhören möchte.
Ich suchte nach Hilfe, da ich wusste dass ich nicht mehr lange Leben würde wenn ich so weiter mache. Durch Internetrecherchen entdeckte ich dieses Forum. Nach etlichen Beiträgen die ich hier lesen konnte beschloss ich mich hier anzumelden. Gleichzeitig lernte ich abends im Vollrausch meinen jetzigen besten Freund kennen, mit dem ich mir auch mehr vorstellen kann. Dafür benötige ich jedoch noch etwas Zeit. Ich suchte auch wieder Kontakt zu meiner Familie und bekam hier in der Vorstellungsrunde etliche gute Tipps. Schließlich ging ich Anfang Februar stationär in eine Psychiatrie um einen Entzug zu machen. Seitdem habe ich keinen Tropfen mehr angerührt und habe sogar eine Stelle in meinem alten Betrieb bekommen, sogar wieder in meinem alten Büro. Ohne Alkohol fühle ich mich sehr gut, genieße die Zeit und verwöhne mich momentan sehr. Durch meine Saufersparnisse habe ich wieder Geld um mir schöne Sachen zu kaufen, vor allem konnte ich mir eine echte Lederhose und Lederrock gönnen, hatte vorher selbst nur Kunstleder. Darin fühle ich mich einfach wohl und genieße es. Der Sport den ich mache lenkt mich nicht nur ab, sondern macht mir auch sehr Spaß. So kann ich auf eine andere Art an meine Grenzen gehen.
Dies ist zwar sehr ausführlich, aber das bin ich und es war mir wichtig es zu schreiben.
Liebe Grüße
Verena