• Hallo allerseits!

    Manchmal komme ich mir paranoid vor, aber ich habe Angst. Angst vor meinem trinkenden Vater! Nicht immer kann ich sie unterdrücken, und vor allem wenn ich ihn rummotzen höre steigt die Angst in mir weiter auf.

    Es geht so weit, dass ich Angst habe, dass er mich umbringt oder vergewaltigt. Man könnte meinen, das sei weit hergegriffen, aber diese Angst ist bei mir sehr präsent. Früher dachte ich immer, gut, es ist eben nur eine Angst. Nichts, was wirklich passieren könnte. Es änderte sich, als er wirklich mal zuschlug und ich merkte, dass Angst nicht nur Angst ist, sondern dass er so aggressiv ist, und auch die Kontrolle mal gänzlich verliert.

    Nach sehr krassen Streitereien, in denen er androhte, wir würden "unser blaues Wunder erleben" hatte ich oft so Angst, dass ich nur mit verschlossener Türe schlafen konnte. Und ich habe schon oft mit verschlossener Türe geschlafen.

    Wenn ich sehr viel Angst hatte, habe ich meine Mutter angefleht, sich sofort zu trennen, sofort auszuziehen. Da ich noch daheim wohne, bin ich irgendwie von ihrem Wohnort abhängig. Von meinen Eltern, Vater wie Mutter, wird mir oft genug eingetrichtert, dass ich finanziell von ihnen abhängig bin und alleine weder Wohnung noch sonst was finanzieren kann.

    Gleichzeitig habe ich aber auch Angst um meine Mutter. Typisch Co-abhängig. Ich verstehe sie nicht, sie wehrt sich nicht. Lässt sich so viel gefallen. Dabei hat sie doch die Wahl, sie kann doch ausziehen. Was hält sie denn noch bei ihm? Die Angst um meine Mutter ist schon früher oft in das "sich sorgen müssen"-Gefühl umgekippt. Jetzt gehe ich einige Monate weg und habe trotzdem die Angst, meine Mutter alleine zu lassen. Dabei kann sie doch gehen wenn sie will. Aber ich glaube sie tut es nicht.
    Habe Schuldgefühle, meine Mutter allein zu lassen. Aber ich will nicht mehr zu hause bleiben, will weg.

    Ich habe kein Zuhause. Manchmal wünschte ich, ich hätte eines. Wenn meine Mum sich trennen würde und ein eigenes Haus beziehen würde.

    Wahrscheinlich würde mein Vater dann sehr aggressiv werden. Man merkt, wie er immer mehr und öfters außer Kontrolle gerät. Früher war er nicht so, aber der Alkohol ändert wohl die Persönlichkeit. Er wird immer aggressiver, schreit noch mehr rum.

    Ich bin jetzt jedenfalls weg. Und am liebsten würde ich nicht wieder heimkommen.
    Wochen, nein monatelang habe ich jetzt mit dieser Angst gelebt. Manchmal bin ich froh, noch zu leben. Ich habe hier schon von Geschichten gelesen, von einem alkoholkranken, der seine (Ex-)Frau würgte, als sie sich schied. Ich glaube, mein Vater wäre mittlerweile auch zu sowas instande.

    War schon oft davor, die Polizei zu rufen.

    Wenn ich jetzt die Zeit weiter weg bin, werde ich mich meinem Onkel anvertrauen. Was die Angst vor meinem Vater angeht. Vielleicht versteht er mich.

    lg LaMer

  • hallo la mer

    wenn das wörtchen wenn nicht wär....

    du mußt unter diesen umständen nicht bei deinen eltern bleiben. du hast ein recht auf körperliche und seelische unversehrtheit wie es so schön im amtsdeutsch heißt. das ist bei deinen eltern nicht gegeben. geh zum amt, lass dich beraten. evtl suchtberatungsstelle. die sagen dir welche schritte du einleiten mußt um eine eigene wohnung zu kriegen. und du bekommst auch beihilfen bis du auf eigenen füßen stehen kannst. das mußt du dir jedenfalls nicht antun.

    deine mutter ist erwachsen und wie du sagst, sie könnte gehen. sie tut es nicht, aus welchen gründen auch immer. es ist ihre entscheidung und du kannst ihr da nicht helfen, genau so wenig wie deinem vater. sie wollen das so, dann müssen sie eben so leben. du bist dafür nicht verantwortlich. ich sage immer man verdankt seinen eltern zwar das leben, man schuldet es ihnen aber nicht.

    deine ängste werden weniger werden wenn du deine eigene tür zu machst und wenn du wirklich verstanden hast das du für deine eltern nichts tun kannst, dann bist du wirklich frei.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hi la mer,
    Du solltest dir Hilfe holen beim Amt das du dort raus kommst.bei uns gings frueher auch so ab.mein Vater wurde regelmäßig aggressiv und hat geschlagen und geboebelt.er hat auch immer gedroht das er uns umbringt.ich bereue es bis heute das ich so lange geblieben bin.und was deine Mutter betrifft Sie ist erwachsen.mich hielt das mitleid zu meiner Mutter daheim.aber meine Mutter hatte kein mitleid mit mir Sie ist gegangen als Sie einen anderen hatte und als ich gesagt habe das ich das gemein finde sagte Sie mir das ist ihr Leben und ich bin ja erwachsen.dachte ich bin im falschen Film.bitte zieh aus um dir groessere schaeden zu ersparen.
    Lg

  • Hallo LaMer,

    wichtig ist: du bist nicht paranoid. Denn du hast Angst vor einer realen Gefahr.

    Türen zu verschließen ist gut. Überhaupt ist alles gut, was dir ein Gefühl von Sicherheit gibt, auch dass du jetzt erst einmal ein paar Monate da raus bist.

    Ich kenne das, die Mutter anzuflehen, dass sie sich trennt. Ich kenne es auch, Angst vor dem "blauen Wunder" zu haben.

    Zitat

    Ich verstehe sie nicht, sie wehrt sich nicht. Lässt sich so viel gefallen.


    Den Satz habe ich schon gefühlte hundert Mal geschrieben und bisher nur eine Antwort darauf gefunden: sie ist krank. Deine Mutter ist krank und meine ist es auch. Bei meiner Mutter denke ich häufig, dass sie innerlich eigentlich schon tot ist.
    Ich arbeite daran, das zu akzeptieren und von meiner Mutter nichts mehr zu wollen. Damit ich mich mir zuwenden kann.

    Zitat

    Ich habe kein Zuhause. Manchmal wünschte ich, ich hätte eines


    Ich bin mit 19 ausgezogen. Weit weg von meinen Eltern. Das war nötig. Das war nicht leicht, überhaupt ausziehen zu können, denn sie haben alles dafür getan, es zu verhindern. Ich habe es mit allerletzter Kraft geschafft.
    Meine Zuhause baue ich mir hier in der neuen Stadt auf. Das ist nicht so einfach, aber mittlerweile habe ich hier tolle Freunde, Bekannte und spannende Hobbies.

    Und ich kann dir sagen: es hat sich gelohnt! Nein, mir ging es nicht sofort nach dem Auszug gut, erstmal sah es genau gegenteilig aus: ich hatte das Gefühl, beinahe zusammen zu brechen.Trotzdem, zwei Monate nach meinem Auszug kam etwas wieder, was ich zu verloren geglaubt hatte: die Freude. Ich konnte mich wieder freuen!
    Mein Auszug ist jetzt zwei Jahre her. Seitdem gab es extrem viele Aufs und Abs. Ich habe mir professionelle Unterstützung geholt und grenze mich immer mehr von meiner Familie ab.
    Das ist ein unglaublich schmerzhafter Weg, aber er macht frei!
    Seit ein paar Monaten wache ich morgens auf und freue mich, dass ich lebe. Einfach so. Bin unglaublich dankbar dafür, meine Lebendigkeit trotz aller Widrigkeiten wiederentdeckt zu haben.

    Du durchschaust die Dinge, die in deiner Familie ablaufen sehr gut und du hast dich bereits auf den Weg begeben, dir selber zu helfen.
    Vertrau dich deinem Onkel an, tu, was dir gut tut. Du bist auf dem Weg und das ist wichtig.

    Fleur :)

  • hallo lamer,

    dies zu lesen hat mich sehr bewegt. wo bist du jetzt? wie geht es dir?
    liest du hier noch mit?

    wenn du nicht schon gegangen bist, dann tu es bitte. für dich.
    ich habe genau das durchgemacht. türen abgeschlossen, die dann eingetreten wurden. und ich habe die art gewalt erfahren müssen, vor der du angst hast.

    ich würd mich freuen, hier wieder von dir zu lesen.

  • Liebe LaMer,
    bis heute sitzt mir diese Angst noch in den Knochen und ich weiß nicht, ob ich sie jemals wieder loswerde.
    Aber eines steht fest: Ich muß heute nicht mehr in dieser Situation leben. Ich habe mir mein Leben seit dem Auszug von meinen Eltern so eingerichtet, dass ich immer gehen kann oder aber einen Menschen rausschmeißen kann, der so ist wie mein Vater. Selbstschutz, bis heute.

    Vielleicht kommt es Dir manchmal vor wie ein Horrorfilm, aber es ist kein Film, der nach ein paar Stunden zu Ende ist.
    Dieser Film ist Dein Leben, Du bist ein Teil dieser Horroszenen. Und es kann durchaus sehr tragisch enden.
    Nicht nur Dein Vater, auch Deine Mutter ist sehr krank, suchtkrank. Das bedeutet , dass KEINER von ihnen Dir helfen kann. keiner kann Dir einen gescheiten Tipp geben. Du bist auf dich alleine gestellt und das ist schon schlimm genug. Und umgekehrt ist es genau so, dass auch Du Deinen eltern nicht helfen kannst. Und das müßtest Du auch nicht. Nicht bei einer Sucht. Ich habe das gleiche durchgemacht wie Du. Und ich bin gegangen und das war das einzig richtige. Denn ab dem zeitpunkt fing mein Leben erst an. Deine Eltern sitzen gemeinsam in einem sinkenden Boot. Und wären sie klar im Kopf dann würden sie sich nichts mehr wünschen als dass es Dir gut geht und Du Dein Leben in die Hand nimmst und gut meisterst. Denn das ist normalerweise das,w as sich eltern für ihre Kinder wünschen. Und wenn Du gehst, um Dein Leben zu leben ist es im Grunde auch etwas, worauf Deine Eltern im Normalzustand stolz wären.
    Du brauchst keine Schuldgefühle oder sonstwas haben. Ich selber würde es mir so wünschen, dass mein Kind es schafft sich selbst zu versorgen, wenn mir so etwas einmal passiert.
    ich tue natürlich alles dafür, dass es nicht passiert. Aber niemand weiß, was einem im Leben noch so zustößt. Gerade wir Kinder von alkoholikern sind ja recht suchtgefährdet. aber darum passe ich wiederum auch sehr auf mich auf. sowohl bei Suchtmitteln als auch beim Umgang mit Süchtigen.
    Nimm diese Drohungen ernst, es ist schon zu viel passiert mit Kindern von Suchtkranken. Bring Dich in Sicherheit, am besten so schnell und so weit weg wie möglich. Hast Du noch Geschwister?

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