XY versucht immer, sich seinen Stolz zu bewahren

  • hallo,

    wenn XY getrunken hat, ist es immer wichtig für ihn, am anderen tag so auszusehen, als würde ihm das gar nichts ausmachen. er hält termine ein, obwohl er eine fahne hat, stellt sich zum gespräch mit anderen leuten dazu, obwohl er genau weiß, dass man riecht, was er am abend zuvor gemacht hat, versucht, zu zivilisierten zeiten aufzustehen usw. und so fort, obwohl er sich dann nachmittags wieder hinlegen muss, um seinen rausch komplett auszuschlafen. ich bin co, hoffe aber, dass ich hier mal nachfragen darf, ob das einigen von euch ähnlich geht bzw. ob dieses verhalten andeuten könnte, dass er seine sucht als noch nicht "ganz so schlimm" empfindet. Oder will er nur keine Schwäche zeigen?

    LG
    Miasia

  • Hallo Miasia,

    ich kenne keine Hintergründe, weiß zum Beispiel nicht, ob der xy um den es geht, schon mal auf eine Fahne hin angesprochen worden ist und er das verdrängt hat.

    Bei mir war es so, dass ich kein einziges Mal auf eine Fahne angesprochen wurde.
    Das ist eine für mich unbeantwortete Frage geblieben: Wieviel muss man abends bis wann trinken? Ab wann merken es andere am Geruch?

    Ich weiß, wie es riecht, wenn jemand relativ frisch getrunken hat. Also 1-5 Stunden nach Konsum. Es gibt auch einen Geruchsunterschied zwischen einem Glas Wein und einer größeren Menge Hochprozentigem. Das kann ich bei anderen ein wenig!! unterscheiden. Bei mir selbst konnte ich das gar nicht einschätzen. Kein bißchen.

    Ich habe abends meist 0,6 l(3 Piccolo) Sekt getrunken und zwischen 22 Uhr und 23 Uhr aufgehört. Morgens habe ich um 8.30 Uhr das Büro betreten und mich den halben Tag mit der Frage gequält, ob man es riecht oder nicht. Bonbons gelutscht, kaum noch gesprochen. Ich hatte ein so schlechtes Gewissen, es war eine reine Qual.

    Ich habe mir fast gewünscht, dass mich jemand fragt, ob ich ein Alkoholproblem habe. Damit das aufhört. Oder hätte selbst gern gefragt: Du, rieche ich noch nach Alk? Aber damit hätte ich mich ja öffnen müssen und es wäre vorbei gewesen. Bei mir gingen Scham und Sucht Hand in Hand.

    Ob xy verdrängt, sich schämt, sich selbst etwas beweisen will, stark sein will (in dem Sinne auch weitertrinken will) kann, denke ich, ausschließlich er allein beantworten. Aber wenn man noch drin steckt und noch nicht so weit ist, ist glaube ich, auch die Antwort darauf schwer zu geben.

    LG TT

  • Hallo Miasia,

    beschreib hier im öffentlichen Bereich nochmals, warum Du hier bist. Nur soweit wie Du es vertreten kannst. Hier kann jeder lesen.

    Deine Vorstellung können nur die lesen, die einen erweiterten Zugang haben. Ohne einen im Vorstellungsbereich schon von Dir geschilderten Hintergrund, wissen sie sonst nicht, um was es geht und was Du gerne möchtest.

    LG Martin

  • Hallo twotimes, danke für deine Antwort. Das mit dem "stark sein" vermute ich am ehesten bei ihm und dass er sich beweisen will. ob er schon mal auf eine fahne angesprochen wurde, weiß ich nicht, und wenn ja, würde er es nie zugeben. Ich würde gerne sein Verhalten verstehen, aber nachdem, was ich hier bis jetzt alles gelesen habe, werde ich das nicht können.

    Hallo Martin,
    danke, Deinen Tipp werde ich beherzigen und mich hier im offenen Bereich nochmal vorstellen

    LG
    Miasia

  • Hallo!

    Das Verhalten, was du beschreibst kenne ich auch von mir, aber auch die Hoffnung,dass mich vielleicht jemand auf mein alkproblem anspricht. Wie ich allerdings reagiert hätte weiß ich nicht. Zum Schluss meiner bisherigen Abhängigkeit ging die Initiative aber von mir aus. Wenn man sich seinem Problem stellt, dann hat man die Möglichkeit etwas zu ändern.

    Während der Zeit der Entgiftung habe ich viele kennen gelernt, die zwangsweise (vom Arbeitgeber oder über die Notaufnahme) eine Entgiftung gemacht haben. Einige nicht zum ersten mal und alle ohne die Einsicht, dass Alkohol ein Problem für sie ist.

    Was will ich nun damit sagen? Xy muss selber erkennen, dass er eventuell eine Krankheit hat. Ich glaube nur so kann der Weg zu einer dauerhaften Abstinenz bestritten werden

    Gruß blubbber

  • Hey Miasia,

    eine Frage an dich zurück: Was macht es denn für dich für einen Unterschied, zu wissen, welches Motiv hinter seinem Verhalten steckt? Es ändert doch nichts an der Situation.

    Viele Grüße!

  • Hallo blubber, hallo Zimttee,


    danke für Eure Antworten! Ich würde halt gern verstehen, warum jemand in die Alkoholsucht abrutscht - bzw. die Gründe von anderen hören, die sie zum Trinken gebracht haben. An der Situation ändert es natürlich nichts.

    @blubber: Danke für Deine Antwort bzw. dass Du das Verhalten, das mein XY an den Tag legt, aus eigener Erfahrung kennst! Frage: Bist Du mittlerweile trocken?

    LG
    Miasia.

  • Hallo,

    biin mittlerweile ziemlich sicher, dass xy sein Verhalten so nicht an den Tag legt, um sich seinen "Stolz zu bewahren", so wie ich es am Anfang vermutet hatte. Er muss zeigen, dass ihm das alles nichts ausmacht, auch nicht, was andere von ihm denken. So kann er vor mir den "starken Mann" spielen. Schrecklich, dieser Gedanke, aber ich werde mich an ihn gewöhnen müssen.

    VlG
    Miasia.

  • Hi!

    Zitat von Miasia

    So kann er vor mir den "starken Mann" spielen. Schrecklich, dieser Gedanke, aber ich werde mich an ihn gewöhnen müssen.
    .

    Nein, musst Du nicht! Ist nur die Frage ob Du es aushalten willst/kannst. Willst Du Dich seiner Sucht "unterordnen"? Die steht bei Alkis, meiner Meinung nach, immer an erster Stelle.

    Gruß
    rote Bete

  • Hallo rote bete,

    danke für Deine Antwort! Wie lange ich das noch aushalten kann, weiß ich nicht, zumal sich xy vom Wesen her sehr verändert hat. Er ist unzufrieden, nörglerisch, unleidlich. Aber vor anderen ist er immer bestens gelaunt. Ich muss was für mich tun, das ist mir klar (zumindest vom Verstand her). Das mit dem "die Sucht steht an erster Stelle" hab ich jetzt schon so oft gelesen und das tut unglaublich weh. "Ich werde mich an den Gedanken gewöhnen müssen" heißt ich muss mich an den Gedanken gewöhnen dass er sich nicht mehr ändert, und das ist für mich das Schreckliche. Er wird immer weiter trinken, ohne Rücksicht auf Verluste, sowohl seinerseits als auch meinerseits. Ich hoffe immer noch, dass er zur Einsicht kommt, von sich aus, aber die Hoffnung wird mit jedem Tag kleiner....

    VlG
    Miasia.

  • Hallo Miasia,

    ich habe 20 Jahre gesoffen bis ich die Einsicht hatte etwas dagegen zu unternehmen.

    Was ist wenn es bei XY auch so lange dauert, willst du so lange hoffen und warten ?

    LG Martin

  • Liebe Miasia!

    Mein XY ist mit der gleichen Arbeitshose, mit der er abends betrunken aus der Gaststätte kam, am nächsten Tag wieder zur Arbeit gegangen. Er "roch" wie eine Bierbrauerei!!! Und außer seinen diversen Chefs hat keiner was gesagt. XY's Antwort, wenn ich ihn Ansprach: Ich bin Handwerker, da gehört das dazu!

    Ich hab 17 Jahre mit einem Alkoholiker zusammen gelebt - und glaub mir - Du wirst frustrierter und abhängiger und das Jahr für Jahr!!!
    Aus heutiger Sicht war nach einem halben Jahr Ehe die Schmerzgrenze erreicht und alles danach war masochistisch - er wußte dann, dass ich alles mit mir machen ließ und nutzte das schamlos aus - wenn ich mich währte, eben mit Erpressung und Gewalt!

    LG
    Die fast Zerbrochene

    Ich will endlich frei sein!

  • Hallo,

    ja, ich denke auch, es wird immer schlimmer, je länger man zusammen ist, und es wird auch immer schwieriger, dem XY dann klare Grenzen zu setzen; ich werde demnächst eine Psychotherapie wegen meiner Panikattacken machen. Das allerschlimmste ist, dass immer mal wieder "klare Tage" dazwischen sind und man dann meint, aha - da geht doch noch was! Aber die Enttäuschung wartet schon hinter der nächsten Ecke, das ist mir vom Kopf her auch klar. Ich bin total verwirrt, aber ich hoffe, ich komme mit kleinen Schritte voran.

    VlG
    Miasia.

  • Hallo Miasia!

    Das Gefühl kenne ich! Zwischen Hoffnung und Erkenntnis wechselte ich jahrelang. Immer, wenn er betrunken war, sagte ich mir - jetzt ists aber aus- aber wenn er eine Zeit lang nichts trank (so eine Woche) war alles wieder vergesssen! Das war am Anfang so! Mit der Zeit verschwand die Erkenntnis und ich hoffte immer nur, dass er es einsieht.
    Er tat es nie. Er war der Boss und ich seine Sklavin, die ja sowieso alles machte und ihm alles glaubte - eben Co!!!

    Ich weiß nicht, warum manche Alkoholiker so sind! Aber ich glaube es liegt an den Persönlichkeitsveränderungen, die Alkohol bewirkt.

    Therapie ist gut! Du brauchst ein höheres Selbstwertgefühl, nur so kannst Du es schaffen!

    LG
    Manuela

    Ich will endlich frei sein!

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