Muss ich ihn wirkl loslassen? Gibt es keine andere Lösung?

  • Das Forum hier ist Trost und Schrecken gleichzeitig :) . Nachdem ich schon stundenlang hier gelesen habe, möchte ich nun selbst auch um Rat bitten. Ich bin seit 2 Jahren mit einem Alkoholiker zusammen. Er schafft es immer wieder, einige Wochen am Stück nichts zu trinken. Dann ist er der wunderbarste Mann auf Gottes weitem Erdboden.
    Der Anfang unserer Beziehung war denkbar schwierig. Ich habe sein "Werben" lange nicht ernst genommen, weil es so unglaublich überschwänglich und dramatisch übertrieben war - und hatte in der Zeit noch einen anderen Mann, von dem ich nicht loskam. Ich habe ihm weh getan in diesen ersten Monaten - und, obwohl es lange her ist - wenn er trinkt wirft er mir das immer und immer wieder vor. Er benutzt es vielmehr sogar als Grund und damit Entschuldigung dafür, dass er trinkt. Er könne es eben nicht verwinden. Ich habe lange gebraucht, um dieses Muster in seinem Verhalten zu erkennen und habe mich schuldig gefühlt.
    In den Wochen in denen er nüchtern ist, kann es sein, dass er eingesteht, dass er nie mehr was trinken darf. Irgendwann kippt das dann wieder um, und er erklärt mir, dass es nicht möglich ist, "für immer" dem Alkohol abzuschwören.
    Über viele Monate hat er, wenn er betrunken war, sms an mich geschickt, in denen er mich beschimpft hat, schluss gemacht etc. Das ist inzwischen nicht mehr so. Desweiteren geht er im trunkenen Zustand nicht ans Telefon - so dass ich manchmal stundenlang in panischer Angst zuhause sitze weil ich befürchte er fährt Auto oder es passiert ihm sonst etwas.
    Nun meine Frage an euch: kann ich wirklich nichts tun? Ich habe bis jetzt keine Ultimaten gestellt, keine Drohungen wenn...dann ausgesprochen (nur die Drohung, ich würde ihn nie mehr anrufen, wenn er mal wieder stundenlang nicht abnimmt) - aber gestern habe ich ihm eine sms geschrieben (nachdem er wieder angetrunken mit dem Auto von mir weg gefahren ist und ich ihn nicht hindern konnte): ."...... ich meine es ernst: Du trinken und fahren - ich weg".
    Nun schmökere ich durch das Forum und es hat mir nicht viel Hoffnung gemacht, dass diese Drohung irgendeinen Sinn oder Erfolg haben könnte.... Gibt es denn Geschichten in denen das tatsächlich funktioniert hat?

  • Zitat von liebeskind

    Er benutzt es vielmehr sogar als Grund und damit Entschuldigung dafür, dass er trinkt.

    Grüß dich Liebeskind,
    es ist sehr gut ds du das erkannt hast. Ich bin auch trockener Trinker und ich habe das genauso gemacht. Das ist ein Krankheitsbedingtes Verhalten, es war mir eine ganze Zeit auch nicht wirklich bewusst, warum ich mich so verhalten habe. Ich sag das nur, damit du Dir deswegen bitte keine Vorwürfe machst.

    Zitat von liebeskind

    In den Wochen in denen er nüchtern ist, kann es sein, dass er eingesteht, dass er nie mehr was trinken darf. Irgendwann kippt das dann wieder

    Ich wusste auch das ich zuviel getrunken habe und das ich es besser lassen sollte. Es gibt ein ganz altes Sprichwort : Man kann Wissen wie etwas zu bewerkstelligen wäre aber nicht in der Lage sein es zu tun. Das trifft auf Alkoholiker ganz gut zu, finde ich. Man weis das was falsch läuft aber man kanns nicht ändern. Man kanns oft erst ändern wenn man den Tiefpunkt erreicht hat, weil man dann die nötige Motivation aufbringen kann.
    Das ist auch das einzige was mir einfällt wie man einem Alkoholiker helfen kann, das man ihn in Ruhe seinen Tiefpunkt erreichen lässt. Außer der Betroffene sucht von sich aus Hilfe.

    Drohungen musst du umsetzten, du musst! Sonst lernt der Alkoholiker, lass die Frau mal drohen passiert eh nix, trinken wir einen und warten ab.

    Ob Drohungen einen effekt haben, kann man vorher nicht sagen. Das hängt davon ab wie leidensfähig ein Suchtkranker ist. Es gibt genug Trinker die vom Arzt gesagt bekommen, noch ein Vollrausch, dann wars das und das hält manche leider auch nicht mehr ab. Bei anderen ist der tiefpunkt, wenn die Frau die Koffer packt oder ein Mitmensch sagt das die Maske (nach außen) nur in der Phantasie des Trinkers bestand hat.

    Ich würde Dir raten, nix zu erwarten. Wenn du was bekommst kannst du dich freuen aber erwarte nix. Mach dein Ding, das ist das einzige was Du steuern kannst.

    Ich wünsch Dir alles Liebe und Gute
    Mario

  • Danke für eure Antworten. Ich muss gestehen, wenn ich in diesem Forum hier lese, dann "jammere" ich auf sehr hohem Niveau. Ich habe Gott sei Dank eine eigene Wohnung, bin finanziell völlig unabhängig und er hat auch erkannt, dass er mir sturzbetrunken nicht unter die Augen treten kann. Er zieht sich dann zurück, verschwindet einfach, meldet sich nicht. Für einige Stunden oder eben auch ein paar Tage. Allerdings zerbricht in mir eben auch langsam die Illusion, dass sich dies irgendwann ändern könnte.

    Mario
    Danke auch für Deine Antwort. Ich glaube Du hast recht, das "nix erwarten" ist wohl eine mögliche Art und Weise damit umzugehen. Ich lebe momentan irgendwie immer mit einem "Plan B" im Hinterkopf was meinen Alltag mit ihm betrifft. Wenn er nicht kommt, dann mache ich eben.... aber glücklich macht mich das nicht. Auch drängt er immer auf ein gemeinsames Leben mit mir, möchte eine Wohnung mit mir. Er verbringt viel Zeit in meiner Wohnung, beklagt sich aber immer wieder, dass ich ihm nicht genug Raum dort gebe und er sich nicht zuhause fühlt - und das klingt für mich schon wieder so wie "Wenn ich hier nur zuhause wäre, dann...) - und immer wieder falle ich dann in diese Schuldgefühle und meine, ihm entgegenkommen zu müssen, ihm diese Chance geben zu müssen....

    Nun lese ich hier natürlich auch immer von "Tiefpunkt" etc. an dem er sein muss, damit sich etwas ändert; ich fürchte, so wie wir momentan (noch) leben, ist der noch sehr lange nicht erreicht - was die Zukunft aber nun erst recht nicht rosig aussehen lässt. Irgendwie schizophren......und ziemlich traurig.

  • Hallo liebeskind
    Ja die Beziehung zu einem Alkoholkranken Menschen ist oft eine traurige Angelegenheit,spätestens wenn man selbst leidet und irgendwann feststellt das man machtlos ist was das Trinkverhalten des anderen angeht.
    Da kannst du soviel ,,Platz machen,, oder ,,Nest bauen,, wie du willst .
    es wird so nicht klappen,kann ich aus meiner schmerzvollen Erfahrung sagen.
    Im Endeffekt gibts du nicht deinem XY platz ,sondern der Sucht.
    Ich denke heute (seit 6 wochen getrennt ,nach fast 7 jahren Beziehung)
    das ich meinen XY mit dem ,,dableiben,, Nestbauen,, Platzmachen,, vielleicht sogar geschadet habe .
    Er selbst sagte mal, eine andere Sache betreffend,,warum soll sich ein Mensch ändern,wenn sein Verhalten keine Konsequenzen hat,, ich übersetze das mal mit meinen Worten ,kein Leidensdruck ,keine Veränderung,,
    das passt auf viele Lebenssituationen und bei Suchtkranken ist es vielleicht sogar überlebenswichtig!Mein aus Unwissenheit falsches Verhalten macht mich gerade traurig.
    Meine Entschuldigung ,ich wußte es nicht besser ,mußte auch erst Leiden um zu begreifen.


    LG R...
    .

  • Liebe Renate0, danke für Diene Antwort. habe heut Mittag fast Deinen ganzen thread gelesen. Jesus. Gut, dass es Dir jetzt besser geht..... habe mich in einigen Dingen wieder gefunden. Wie in so vielen Texten hier im Forum. Auch eine Parallele, die mich richtig "getroffen" hat: dieses immer "Kalt erwischt" werden....bei mir ist es auch so. Immer wenn ich grade wieder Zutrauen fasse, grade denke, dass es wunderbar läuft, dann hat er den nächsten Aussetzer.....

  • Ich merke, dass das Forum mir hier gut tut. Danke, dass es sowas gibt.
    Nachdem er Mittwoch bis Freitag mal wieder getrunken hat, habe ich versucht, mir für das Wochenende schon mal "Plan B" zurecht zu schneidern. Samstag früh war aber wieder "alles gut"....und das Wochenende ging alkoholfrei über die Bühne. Wir haben (mal wieder) über alles gesprochen, auch meine Wut und meine empfundene Hilflosigkeit etc. etc.
    Meine Gefühle sind sehr widersprüchlich. Einerseits will ich ihn einfach (noch?) nicht aufgeben, andererseits bin ich dermaßen desillusioniert.... es ist einigermaßen komisch. Ich wünsche mir auf der einen Seite, dass er "es schafft" - auf der anderen Seite warte, ja s e h n e ich mich fast nach seinem nächsten Absturz.....das ist pervers, oder? Ich nehme mir dann vor, das nächste Mal lasse ich ihn stehen, sage ihm ich will eine Pause bis er etwas unternimmt etc..... Vielleicht liegt das auch daran, dass ich so etwas wie einen Tiefpunkt "erzwingen" möchte, ihm einen Schock versetzen möchte, der ihn dann zur Raison bringt....ich weiß es nicht.....

    Obwohl wir lange gesprochen habe, bringe ich auch meine "Wut" auf ihn nicht los....ich bin ein sehr beherrschter Mensch, schon immer gewesen. Ich streite mich nur ungern, werde niemals laut..... er ist der einzige Mensch den ich vor lauter Hilflosigkeit und Wut (ich wage es fast nicht zu schreiben) geschlagen habe. Es ist schon einige Monate her - aber ich habe ihn in der Zeit mehrfach sturzbetrunken vorgefunden. Dann ist er unerträglich, richtig fies - und natürlich ist es völlig sinnlos, in dem Moment irgend etwas erreichen zu wollen. Bei mir sind dann zweimal richtig gehend die Sicherungen durchgebrannt...d.h. ich habe auf ihn eingeschlagen, mit der Faust auf seinen Arm, seine Brust...mit der Fußspitze auf seine Beine.... dafür habe ich mich natürlich fürchterlich geschämt....gott sei Dank ist es mir seither gelungen, mich stattdessen einfach auf dem Absatz umzudrehen und zu gehen, auch wenn ich dann in den folgenden Stunden vor lauter Angst um ihn und Wut in mir Herzflattern hatte.....

  • Hallo liebeskind.
    Ja die Geschichten hier sind leider sehr ähnlich,beim ersten lesen hier dachte ich die kennen ja meinen XY,erschreckend und trotzdem habe ich fast 7 jahre das ,,Spiel,, mitgemacht,hab gedacht ,,bei uns ist es anders,, meiner wurde weder Agressiv noch Streitsüchtig,er trank seinen Pegel und gut war und da er unter der Woche meistens bei sich zuhause war hab ich mich damit arrangiert.Das war ein großer Fehler aus heutiger Sicht!!!!
    Allerdings erhöhte sich im laufe der Zeit die Dosis,ich wußte zuletzt von 10 Flaschen Bier pro Abend(wenn er bei mir übernachtete ,weil die brachte er ja mit,was er bei sich trank entzieht sich meiner Kenntnis),damit er überhaupt einschlafen konnte, trank er mehr kamen die Ausfälle,er wußte nichtmehr was wir abends gesprochen /verabredet hatten (alltagskram) er erinnerte sich einmal nicht an wirklich verruchte Unterwäsche die ich extra für ihn gekauft hatte.
    Er sah sie am Schrank hängen und meinte ist das Neu??? ein Schlag ins Gesicht,wer möchte als Frau schon erleben das der Partner sich nicht an die ,,Nacht,,erinnert?
    Das und vieles mehr ,machte im Laufe der Zeit etwas mit mir.man verändert sich erst unmerklich und irgendwann steckt man drin.
    Diese Auszeiten machten mich am meisten fertig,ich wurde als Kind weggegeben und habe deshalb ein Problem mit Verlassen werden,außerdem fand ich es extrem unfair weil es immer unangekündigt passierte,so konnte ich mich nie mehr mit Anderen verabreden ,es war einfach zu kurzfristig.
    So hatte ich dann Leerlauf und damit ich was zu tun hatte ,streute er ja vorher einen,,sinnfreien Grund,, warum das jetzt so ist.
    Also als eine Art Strafe weil... ich dieses oder jenes angeblich gesagt /getan hätte.
    jahrelang hat er mich damit in Schach gehalten und ich habs nicht begriffen
    In Wirklichkeit wurde sein Alkoholkonsum neu verhandelt,denn er wußte genau wo ich zu treffen war.
    Das ist ja das perverse in den Zeiten dazwischen war es meisten schön.Wir haben viel unternommen(Strassenfeste/Trödelmärkte etc)Es gab auch viel Nähe,er sagte oft ,,ich liebe Dich und du bist das Beste was mir je passiert ist,,
    dann schmolz ich dahin und es war wieder ,,gut,, bis zur nächsten Auszeit.
    Keine Ahnung warum ich nicht eher das ganze durchschaut habe.
    Jetzt so am Stück geschrieben kaum mehr vorstellbar,aber ich hing im Detail fest (zermartete mir den Kopf, litt und nahm es persönlich)und sah nicht das Ganze.
    So war das.
    Entweder man läßt sich in einer Beziehung ein oder eben nicht,so gehört es normalerweise,bei einem Alkoholiker kann und darf man sich nicht emotional einlassen ,weil kennt er deine Schwächen und Ängste wird (ja muß ) er sie benutzen das gehört zur Sucht dazu.
    Irgendwann ist es ja so du willst den Mann der Mann will(braucht, ist ja nichtmehr freiwillig!!) den Alkohol. eine fiese Kettenreaktion wo man als Frau leider meistens verliert.
    Es ist doch leichter die Frau auszutauschen als dem Alkohol abzuschwören, das verursacht Entzugserscheinungen und erfordert lebenslange Achtsamkeit.Man muß dann Verantwortung übernehmen für sich und sein Leben und ein Alkoholiker ist gewohnt seine Probleme runter zu spülen ,das wirkt doch scheinbar ne ganze Zeit lang ,bis der Alkohol dann das Problem wird.....
    Ne neue Frau findet sich da leichter......

    so sehe ich das inzwischen und das hält Frau nur als wenn sie begreift das sie es nicht persönlich nehmen muß sondern das es zur Krankheit gehört.
    Das fand ich den schwerten Teil an der Geschichte.

    LG R..

  • "Wir" sind wieder mal in trinkfreien Tagen. Gestern abend zusammen spazieren gegangen in den Biergarten (Wasser und Schorle, auch ICH trinke natürlich nichts). So etwas wie Harmonie. Er fragt, ob ich immer noch wütend bin. Ich: nein, aber ich muss erst wieder Vertrauen in ihn fassen. Dabei weiß ich wirklich nicht mehr, ob ich das noch kann bzw. will. Die nächste Enttäuschung wartet um die Ecke. Das macht traurig.
    Heute morgen: zusammen aufwachen, er beginnt ab morgens um 6 zu husten, geht dann eine rauchen, kommt wieder ins Bett.... ertappe mich dabei, daran zu denken, wie schön die Stille letzte Woche war, als ich mal (wieder nach langem) einige Morgen im Bett für mich allein hatte. Ist das egoistisch? Ist das inakzeptabel in einer Partnerschaft - ganz egal ob er nun ein Alkoholproblem hat oder nicht? Ich weiß, das gehört vielleicht nicht hierher....nur so ein Gedanke.

  • Hallo liebeskind,

    ich habe mir heute mal deinen Thread durchgelesen..

    Dieses ganze Auf und Ab, staendiges Wechselbad der Gefuehle, Gedanken, Hoffnung, dann wieder Enttaeuschung, Wut, Schock und Trauer.

    Auch deine wenigen Beschreibungen von deinem XY, seine Art sich inzwischen zu verstecken, wenn er trinkt, seine Trinkpausen, eure immer wiederkehrenden schoenen Tage, und die dann folgenden "schlechten"... Es kennen sich einige von uns.

    So wie es bei dir ablaeuft, erinnert es mich an meine eigene Geschichte.

    Auch ich, eigene Wohnung, unabhaengig, und dennoch musste ich erkennen, wie sehr mich die Beziehung trotz aller Plaene B, die auch ich irgendwann immer hatte, belastete und einnahm.
    Denn wirklich Konsequenzen zu ziehen oder gar sich zu trennen wird dadurch nicht einfacher...

    Deine Beschreibung von heute Morgen, auch diese erinnert mich sehr an mich selbst.
    Egoistisch? Nein.

    Du schnupperst an deinen "freien" Tagen immer wieder in das "Allein/Frei sein" hinein und es ist natuerlich, dass du diese Stille dann vermisst. Abgesehen davon, ist es doch so... Du lebst in einer staendigen Anspannung. Da ist nichts mit Sich Fallen Lassen oder Entspannen koennen, wenn dein XY da ist, denn wie du ja so schoen sagst, der naechste Rueckfall wartet schon um die naechste Ecke. Und natuerlich sehnst du das herbei, denn die Angst davor ist dein staendiger Begleiter.
    Ist also deine einzige Moeglichkeit ein wenig Entspannung zu erhaschen dann gegeben, wenn er nicht da ist und du dir auch grade keine Sorgen machst ( so wie bei frueheren SMS und Anruf Attacken, etc. ) - auch das lief zeitweise so bei mir ab.

    Dass du dann solche Gefuehle an einem Morgen erlebst ist voellig normal meiner Meinung nach. Auch ich hatte diese, auch wenn er grade in einer Trinkpause war.

    Schlicht und ergreifend lebst du in einem Zustand andauernder Anspannung, was dir aufjedenfall auf Dauer schadet.

    Ich habe mich vor 1 1/2 Monaten getrennt.

    Mein staendiger Begleiter "Angst" kam immer seltener zu Besuch und inzwischen habe ich einiges gelernt um damit umzugehen, wenn er es doch mal schafft, vorbei zu kommen.

    Mein Ziel "Freiheit" kommt von Tag zu Tag ein Stueck naeher und ich musste mit Erschrecken feststellen, wie sehr ich mich doch in der ganzen Zeit vergessen hatte.

    Und heute kann ich aufwachen, zwar alleine, aber ohne jemanden, der ab 6 hustet und sich dann sofort 5 Kaffee und 3 Zigaretten reinziehen muss. (auch das war bei mir so ;) )


    Ich kann heute sagen, dass ich meine Entscheidung, mich zu trennen, nicht bereue und auch wenn es immernoch etliche Fallen gibt, die sich mir auf meinem Weg stellen, weiss ich, dass es die richtige Entscheidung war.
    Es ist viel Arbeit, etwas fuer sich selbst zu tun, ohne sich um jemand anderen zu kuemmern, denn das ist ja ein grosser Teil der ganzen Co-Krankheit.

    Ich habe mich getrennt um MICH zu retten, denn diese staendige Angst und Ungewissheit ueber den naechsten Tag, nein vielleicht sogar die naechste Stunde, die hat mich krank gemacht und die moechte ich nicht fuer mein ganzes Leben mit mir tragen muessen.

    Ich hoffe fuer dich, dass auch du erkennst, was du FUER DICH und was du fuer ihn tust. Und dass du demnach handelst, was FUER DICH gut ist.

    Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.

  • Vielen lieben Dank TimeIsAHealer, ich habe gestern praktisch Deinen gesamten Thread gelesen und habe mich natürlich auch darin wieder gefunden. Das tut wirklich gut.
    Das mit der ständigen Anspannung stimmt. Wenn ich mit ihm in Urlaub bin - oder eben auch an den Wochenenden - ist er sehr "verlässlich", sogar wenn er trinkt (dann eben wirklich nur wenig). Dann entspanne ich auch mal. Sobald der Alltag da ist, wirds schwieriger. Am schwierigsten dann wenn ich weg bin - auf Dienstreise und womöglich über Nacht. Dann ist die Chance, dass er trinkt sehr groß. Was mir natürlich Reisestress in absolut ungeahntem Ausmaß verschafft.
    Am schlimmsten ist es, wenn ich "für mich" wegfahre, Freunde oder Familie besuche oder ein paar Tage alleine zum Wandern gehe (was ich liebe). Dann stürzt er ab. Dann bekomme ich Hass-sms dass er genug von meinen Ego-Trips hat und und und..... ich bin in Dauer-Anspannung - und ich muss zugeben, dass mir das jede Reise vergällt, auch wenn ich mich nicht ganz davon abhalten lasse....
    Schon beim Schreiben und dann Lesen der eigenen Zeilen merke ich, wie absurd das alles ist - sich sooooo etwas gefallen zu lassen....

  • Sehr interessant für mich sind weitere Parallelen die ich hier im Forum entdecke: anscheinend neigen viele der alkoholkranken Männer über die hier geschrieben wird, zu diesen "Übertreibungen", seeehhhr großen Gefühlen - auch in nüchternem Zustand. Einerseits konnte ich diese großen Gefühle und damit verbundenen Liebesschwüre, Komplimente etc. am Anfang unserer Beziehung gar nicht so ernst nehmen.....auf der anderen Seite haben sie mich trotzdem schwer beeindruckt. Allein, dass sich jemand DERART um mich bemüht, mich auf eine Höhe, auf einen Stellenwert in seinem Leben hebt, den ich vorher nicht kannte. Ich habe diese Eigenschaft bis jetzt eigentlich nicht mit seiner Sucht in Verbindung gebracht, frage mich aber langsam, wie "echt" das alles war/ist...... Was meint ihr?

  • Hallo
    Ja Fragen über Fragen,die man sich stellt wenn man erst mal mit dem Denken anfängt.
    Was war echt?
    Liebeschwüre, zu gerne glaubte man die,aber zeigt sich Liebe nicht im Verhalten und in Taten mehr als in den wenigen Worten.
    Liebe bedeutet doch auch Verantwortung ,Respekt, das man möchte das es dem anderem gut geht.
    Das der Partner Umgang mit Familie und Freunden haben kann ohne große Eifersuchtszenen oder trinken bis zum abwinken so als ,,Strafe,,!!!
    So hab ich das jedenfalls empfunden.
    Ein Klassentreffen alle 5 Jahre,also während unserer Zeit 1 Mal und laufend kamen SMS/Anrufe als ich zu spät darauf antwortete war er 3 Wochen!! nicht für mich zu sprechen,sowas macht einen doch fertig!!!
    So ging ich im Laufe der Zeit kaum noch wohin,ich hielt diese Sanktionen schlicht und einfach nicht aus.
    Gesünder wäre es gewesen sofort Grenzen zu setzen.
    Hab ich leider verpasst.
    Und so wie die Alkoholsucht schleichend entsteht,wird man schleichend zum co.
    Ordnet sich unter ,,der schönen Zeiten willen,, und findet sich irgendwann im ,,Nirgendwo ,,wieder.
    Im günstigsten Fall in diesem Forum.
    Dann liest man wie es den anderen ergangen ist und nach und nach gehen Augen und Ohren auf, das Gehirn funktioniert wieder. Ist wie ein Puzzle,es passt Stück für Stück zusammen.
    Und das Bild gefällt uns garnicht,eine leise Stimme meldet sich,,so schlimm wie da und dort ist es bei mir aber noch nicht,,
    Eigendlich möchte ich den Partner nicht aufgeben.
    Vielleicht wird ja doch noch alles gut?
    Ja die Hoffnung stirbt zuletzt...........
    Die Frage ist doch nur bin ich ,,später,, noch in der Lage mich aus der Beziehung zu verabschieden?
    Wenn XY vielleicht wie in meinem Fall schon deutliche körperliche Schäden von jahrzehnte langem Alkoholmißbrauch hat?
    Oder ich selbst schon dermaßen ,,untergraben,, bin das mir die Kraft zur Trennung fehlt?
    Einen stabilen Freundeskreis gibts auch nichtmehr ,zu oft hat man der Freundin die Ohren vollgeheult wenns mal wieder ganz schlimm war und wenns wieder gut war nahm XY uns ja wieder zu 110% in Beschlag,große Außenkontakte unerwünscht /nur ausnahmsweise, lieber nette Zweisamkeit und wie genießt man die nach dem Terror,gell?
    So kuschelig ,nah und vertraut !!
    Bis zum nächsten Mal und es wird garantiert an den Daumenschrauben gedreht immer wieder.
    Irgendwann findet man sich total vereinsamt ,unzufrieden mit psychosomatischen Beschwerden wieder und wundert sich noch.
    Ich bin aus diesem miesen Spiel ausgestiegen (vor 6 Wochen) und steige ganz sicher nichtmehr ein.
    LG R...

  • Ach, Renate0, Du hast ja soooo recht! Seufz :-). Aber ich bin tatsächlich offensichtlich noch nicht so weit.... Aber was man hier im Forum ja auch lernt: Schritt für Schritt gehen, nicht zu viel auf einmal wollen. Also nehme ich mir jetzt vor, was Du auch geschrieben hast: Grenzen setzen. 1. Wenn er trinkt will ich nichts von ihm sehen und nichts hören. 2. Wenn ich realisiere dass er trinkt und fährt mache ich schluss..... (das widerspricht sich jetzt ein klein wenig und ich muss selber lächeln....

  • Zitat von liebeskind

    "Wir" sind wieder mal in trinkfreien Tagen. Gestern abend zusammen spazieren gegangen in den Biergarten [.....] erst wieder Vertrauen in ihn fassen. Dabei weiß ich wirklich nicht mehr, ob ich das noch kann bzw. will. Die nächste Enttäuschung wartet


    Hi Liebeskind,
    aus meiner Erfahrung kann ich sagen, das alles was ein Alkoholiker tut, immer irgendwas mit der Sauferei zu tun hat (<- nur meine Meinung).
    Es wäre nicht untypisch das man in der nüchternen Zeit versucht etwas zu reparienen oder sein schlechtes Gewissen etwas zu beruhigen, damit man dann wieder etwas entspannter was trinken kann.
    Das ist nur ein Gedanke der mir kam, als ich das von dir gelesen habe. Das muss nicht stimmen und warscheinlich ist das wenn auch keine wirklich bewusste absichtliche Handlung.
    Liebe Grüße
    Mario

  • Hallo Mario77, danke für die Antwort. Ja, er ist in den Trinkpausen immer erstaunlich klar und anhänglich und verliebt. Er weiß auch, dass er etwas unternehmen muss (sagt er) und dass es VON IHM ausgehen muss und er es FÜR SICH tun muss....nicht mir zuliebe oder unter meinem Druck. Er hat mir aber auch gesagt, dass er Angst hat, sich dann zu verändern - und zwar so zu verändern, dass das auch unsere Beziehung stark beeinflusst und gefährden könnte....
    Es macht mich so traurig. Er spricht davon, dass er dann wohl "egoistischer" werden würde, mehr selbstbezogen (er hat schon mal 4 Jahre nicht getrunken).... will er mir damit nur Angst machen? Oder hat er tatsächlich selbst Angst? .... ich lese ja auch immer wieder ähnliches im Forum hier: Die derzeitige Trinkpause dauert nun schon wieder 9 Tage und ich ertappe mich dabei, wieder Hoffnung zu schöpfen, mich wieder stärker auf ihn einzulassen und lauere doch gleichzeitig schon wieder auf den nächsten Absturz.....

  • Zitat

    Ja, er ist in den Trinkpausen immer erstaunlich klar und anhänglich und verliebt. Er weiß auch, dass er etwas unternehmen muss (sagt er) und dass es VON IHM ausgehen muss und er es FÜR SICH tun muss....nicht mir zuliebe oder unter meinem Druck.


    Zu seinem anhänglichen und verliebten Verhalten in seinen Trinkpausen hat Mario ja schon genug gesagt. Da hat wohl jemand ein schlechtes Gewissen bzw. will dich mit ein paar Zuckerstückchen bei der Stange halten, dass du die danach folgende nasse Phase voller Hoffnung auf weitere Zuckerstückchen bei ihm bleibst.

    Zitat


    Er hat mir aber auch gesagt, dass er Angst hat, sich dann zu verändern - und zwar so zu verändern, dass das auch unsere Beziehung stark beeinflusst und gefährden könnte. Es macht mich so traurig. Er spricht davon, dass er dann wohl "egoistischer" werden würde, mehr selbstbezogen (er hat schon mal 4 Jahre nicht getrunken).... will er mir damit nur Angst machen?


    Er soll das mal so sehen: Er gefährdet mit seiner Sucht zu 100% eure Beziehung. Das ist ihm anscheinend egal? Anscheinend interessiert es ihn kein Stück, wie du dich fühlst. Wenn er dir wirklich einen "Gefallen" tun möchte, dann wäre er doch schon zum Entzug gegangen? Wenn es sich wirklich um dich dreht.. Das will er dir doch verkaufen.
    Aber die Chance darauf, dass es nach einem Entzug besser werden könnte, möchte er nicht annehmen, weil sie nicht garantiert ist?
    Ob er tatsächlich Angst hat, weiß ich nicht. ABER für mich klingt es so, als will er keine Verantwortung tragen und sucht nun nach den am weitesten herbeigezogenen Gründen, um dir und sich selbst einen Entzug mieszureden. Er weiß genau, dass er dich mit eurer Beziehung packen kann und das setzt er nun ein.
    Wenn er wirklich Verantwortung tragen würde, dann:
    - Würde er diesen Entzug für sich selbst machen, um seine Gesundheit zu schützen. Nebeneffekt wäre, dass ihr nun an eurer Basis arbeiten könnt.
    - Dann würde er auch wissen, dass er nicht mal so egoistisch wird oder schlechte Charaktereigenschaften bekommt- er ist immer noch Herr seiner selbst und nicht eine Marionette seines schlechten Charakters.
    Soll heißen, dass er selbst darüber bestimmt, wie er sich dir gegenüber verhält.

    Ansonsten kann ein trockener Mensch kaum egoistischer werden als ein nasser Alkoholiker, der seinen Mitmenschen unglaubliches Leid zufügt, nur um der Sucht weiter fröhnen zu können.

    Zitat


    Ich lese ja auch immer wieder ähnliches im Forum hier: Die derzeitige Trinkpause dauert nun schon wieder 9 Tage und ich ertappe mich dabei, wieder Hoffnung zu schöpfen, mich wieder stärker auf ihn einzulassen und lauere doch gleichzeitig schon wieder auf den nächsten Absturz.....


    Eben, und so erreicht er sein Ziel doch? Du bist momentan einigermaßen zufrieden, weil er nicht trinkt und hast Angst vor einem Entzug seinerseits.. Und gibts dich damit nun ab.
    Ziel erreicht?

    Lass dich nicht zum Spielball machen und verharre nicht in der passiven Situation. Nimm selbst die Zügel in die Hand und setze die Grenzen.
    Entweder, oder.
    Dein Mann scheint nicht wirklich willig zu sein, nun wäre es dein Part, ihm die Konsequenzen aufzuzeigen.

  • Hallo,
    was RenateO geschrieben hat:

    "Gesünder wäre es gewesen sofort Grenzen zu setzen.
    Hab ich leider verpasst.
    Und so wie die Alkoholsucht schleichend entsteht,wird man schleichend zum co." bringt es auf den Punkt. Dem ist nichts hinzuzufügen.

    Rhein

  • Auch wenn ihr mir die letzte Illusion raubt, Danke! Vielen Dank!! Ich brauche euch! Ich muss auf dem Boden bleiben bzw. erst mal auf den Boden kommen......
    Eine Frage zum "körperlichen Entzug".... nachdem er ja wirklich lange Trinkpausen machen kann (ich merke dann, dass er die ersten ein, zwei Tage zittert, stark schwitzt etc., dann ist es aber vorbei)..... muss/müsste er dann trotzdem noch einen körperlichen Entzug machen wenn er wirklich trocken werden will? - Ich weiß, die Frage allein zeugt schon wieder davon, dass ich (noch) nicht aufgeben kann....

  • Danke Matthias, das sollte er wohl.....aber ich bin inzwischen so weit, dass er das mit sich selbst abhandeln muss, ICH kann ihn zu absolut nichts zwingen.
    Er ist noch immer "trinkfrei" derzeit und ich habe damit zu kämpfen, meinen mühsam erworbenen Schutzwall aufrecht zu erhalten weil er so wunderbar ist, wenn er nicht trinkt und ich dann immer viel zu schnell vergesse.....

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