Vorstellung - 15 Tagen Nüchternheit

  • Lieber Jonas - grüß Dich - hier ist Nys

    ich glaube Du hast mich heute mal mit Nyana verwechselt? :wink:

    Also egal - mir tut es leid, daß ich nicht früher antworten konnte. An manchen Tagen bin ich erst um diese Zeit wieder zuhause und kann von unterwegs nicht ins Internet.

    Jedenfalls war ich den ganzen Tag gespannt, ob Du Dich mit mir austauschen möchtest. Dein Thread war nämlich der einzige, der meiner Herangehensweise an meine Abhängigkeit entsprach. Deshalb möchte ich auch lieber hier schreiben - nicht im Co-Forum. Es soll nicht um XY gehen, wie so oft dort. Auch nicht um "wie bin ich gut zu mir".

    Ich möchte der Sache selbst auf den Grund, das ist für mich Anreiz und
    "Verlockung" wie Du schon sagst. Die Sache ist die Sucht. Mein Suchtmittel ist der Mensch, Dein Suchtmittel ist der Alkohol.

    Ich habe versprochen, ich erzähle von den Gemeinsamkeiten die ich entdeckt habe. Allem voraus schicke ich mal meine Ansicht zur CoAbhängigkeit:
    Das ist eben nicht selbstlose Aufopferung sondern eine
    Selbstbefriedigung und eine Flucht - wie die Flucht in einen Rausch. Den Aspekt Selbstbefriedigung hast Du bereits in Deiner Antwort an mich beschrieben.

    Ich will Dir ein bißchen Einblick bei mir geben:
    Ich bin keine Beschützerin - habe selbst als Kind das Gefühl gehabt, meine Mutter sei nicht meine Mutter. Ich glaubte sie habe mich gestohlen um ich zu quälen. Mein Vater sei ein guter lieber Mensch, der mich nur leider nicht vor ihr beschützen kann. Ich wollte schon damals fort. Habe Nachbarn gefragt, ob ich zu ihnen kommen kann, wenn ich es daheim nicht mehr aushalte. (Ich lebte in einfachen Verhältnissen - keine schlimmen Mißhandlungen - keinen Vater der Alkoholiker war) Aber es war Psycho-Terror wenn meine Mutter mal wieder damit überfordert war, daß ich ein Kind war - kein Erwachsener. Dann gab es schon Schläge - aber schlimmer war der Kontrollverlust den ich an ihr erlebte. Sie war außer sich vor Wut. Ich hatte Angst sie bringt mich mal um. Weil sie so unkontrolliert dabei war.

    So da haben wir meinen Hang zu einem abhängigen Partner:

    1.) Ich fliehe gerne - wenn es sein muß auch ins Drama
    Parallele: Alkohol = Flucht = das Hier und Jetzt ist schlechter als alles
    andere was morgen vielleicht auch schlecht ist (Kater, Gesundheitsverlust
    beim Alkoholiker oder das Leben mit einem Suchtkranken in meinem Fall)

    2.) Angst vor Kontrollverlust
    Ich suche Männer, die von der Harmonie-Bedürftigkeit
    meinem Vater ähneln und mir Liebe und Geborgenheit geben. Die nach außen unnahbar aber nach innen sehr verletzlich sind. (Kontrollierbar?)
    Warum?

    a) weil ich immer noch auf das Happy End warte - es zwanghaft herbei wünsche gerettet zu werden. UND ZWAR von einem Mann der genauso schwach ist wie mein Vater! (Er war Epileptiker und hat meiner Mutter mehr und mehr die "Herrschaft" über unser ganzes Leben überlassen.)

    b) weil ich nur in einen Menschen, der einen Teil seiner Persönlichkeit
    an die Sucht abgibt - all das projezieren kann, was mich an ihn
    bedingungslos bindet. = Nährboden meiner Sucht = Voraussetzung für starke körperliche Abhängigkeit durch S** mit dem Mann meiner
    auf ihn projezierten Träume.

    Jetzt kommt die Komponente wo beide etwas gemeinsam haben:

    Die Flucht. Sie verbindet. In meinem Fall hat xy glaube ich auch in mir
    die Flucht aus dem Alkohol und aus seiner Ehe gesehen. = zwei oral fixierte flüchten in stundenlange Küsse---(nicht nur) aber 1 Std. war Rekord und Grund für einen Zungenmuskeltkater---------paßt super oder? Dann die Möglichkeit für mich tagelang in die Gedanken um die gemeinsame evtl. schwierige Zukunft und in die Sorge abzudriften. (Bloß kein Hier und Jetzt) Fixierung auf "das Problem" = (auch ein Suchtstoff)
    (Bloß nicht mit sich selbst beschäftigen).

    ...was ich nun - wenn Du erlaubst - mit Deiner Hilfe nachholen will.
    Beschäftigen wir uns doch mal mit der Frage: Was tun gegen den Grund
    der Sucht? Hast Du da einen Ansatz bei Dir gefunden.

    LG - eine ziemlich müde - von einem sehr co geprägten Tag erschöpfte
    Nys

  • Zitat von Carl57


    Wohlgemerkt: Ich fasse "Nächster" nicht i.S. von mir nahestehend auf, sondern als beliebiger Mitmensch.
    Carl

    Hallo Carl57,

    mit "Nächster" ist schon mindestens ein Näherer gemeint (Horde, Gruppe, Sippe, Familie). Ein Feind muss nicht geliebt, ja nicht einmal toleriert werden. Diese (angebliche!) Forderung, auch die Feinde lieben zu sollen, kann man historisch als Durchhalteparole ansehen: die Römer waren zu der Zeit nicht zu besiegen; besser, man arragiert sich. Nun, PR-Mann Paulus hat Jeshua von Nazareth so manchen Unsinn angedichtet, schlechte Übersetzer trugen zum Zerrbild bei. So heißt es "du sollst nicht morden" (von töten steht da nichts), und einen "Rachegott" gibt es auch nicht. Statt Rache heißt es Ahndung. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" wird immer wieder gerne in antisemitisch getönten Forenbeiträgen wiedergekäut. Wer den Talmud kennt, kennt nicht nur den Hintergrund dieser Forderung sondern weiß, dass es um Verhältnismäßigkeit geht, ein Grundsatz, der auch in der heutigen Rechtsprechung Verwendung findet. Aber jetzt schweife ich hier wirklich ab und möchte mich dafür entschuldigen.

    LG Jonas

  • Zitat von Nys

    Mein Vater sei ein guter lieber Mensch, der mich nur leider nicht vor ihr beschützen kann. Ich wollte schon damals fort.

    So da haben wir meinen Hang zu einem abhängigen Partner:


    2.) Angst vor Kontrollverlust
    Ich suche Männer, die von der Harmonie-Bedürftigkeit
    meinem Vater ähneln und mir Liebe und Geborgenheit geben. Die nach außen unnahbar aber nach innen sehr verletzlich sind. (Kontrollierbar?)
    Warum?

    a) weil ich immer noch auf das Happy End warte - es zwanghaft herbei wünsche gerettet zu werden. UND ZWAR von einem Mann der genauso schwach ist wie mein Vater!

    Guten Morgen, Nys!

    Zunächst möchte ich mich entschuldigen. Ich hatte dich gestern tatsächlich verwechselt und war irritiert als ich las, dass "du" nicht co-abhängig bist.

    Vielen Dank für die wichtigen Informationen. Deine Mutter erlebtest du als mächtig, kalt und grausam, deinen Vater als guten, lieben Menschen, der aber schwach ist. Bei näherem Hinsehen ist das Verhältnis zu deinem Vater ambivalent: "der mich nur leider nicht vor der Mutter beschützen konnte." Hier sehe ich eine Idealisierung des und gleichzeitig einen Vorwurf gegen den Vater. Warum konnte er dich denn nicht vor der grausamen Mutter beschützen? Charakterliche "Schwäche" kann doch nicht immer als Entschuldigung herhalten. War nicht auch deine Mutter sehr schwach? Die Konstellation erinnert übrigens an die in vielen Märchen, nur dass in den ("gereinigten") Grimm'schen Fassungen die "gütige", aber tote Mutter gegen eine böse Stiefmutter ausgetauscht wurde.
    Tiefenpsychologisch bist du in einer Wiederholungszwangs-Falle gefangen: endlich möchtest du von deinem Vater gerettet werden. Endlich soll der schwache Vater stark genug sein, dich zu retten. Der kindliche Hilferuf: "Papa, du kannst mich retten, wenn du nur willst! Du bist gar nicht so schwach!". Das wiederholtst du ständig. So suchst du dir immer wieder (!) den schwächsten Ast, setzt dich darauf und stürzt natürlich ab.
    Vielleicht wäre es sinnvoll, an deinem Vater- und Mutterbild zu arbeiten. Vielleicht hilft es schon ein wenig, den Begriff des "lieben, guten, aber schwachen Vaters" gegen "Waschlappen" auszutauschen: De-Idealisierung des Vaters. Deine Mutter war ich-schwach, neurotisch und überfordert, möglicher Weise wollte sie kein Kind.

    LG Jonas

  • Hallo Nys,

    ich finde sehr sehr viel von dem was du schreibst bei mir wieder. Ich würd mich gerne mehr darüber austauschen - gerade in meiner derzeitigen Situation. Hast du einen eigenen Thread (wenn ja wo) ? Hier ists Jonas und da find ichs nicht passend...

    Du schreibst u.a.: " die Flucht aus dem Alkohol und aus seiner Ehe gesehen. = zwei oral fixierte flüchten in stundenlange Küsse---(nicht nur) aber 1 Std. war Rekord und Grund für einen Zungenmuskeltkater---------paßt super oder? Dann die Möglichkeit für mich tagelang in die Gedanken um die gemeinsame evtl. schwierige Zukunft und in die Sorge abzudriften."

    Du kannst nicht wissen wie sehr das bei mir gewirkt hat - voll in die Megengrube, wie in einen Spiegel geschaut, abef hier nicht ist der Ort das zu vertiefen... finden wir einen? Wenn du keinen Thread hast möchte ich dich zu mir einladen...

    Hoff erstmal dir gehts soweit ganz gut, und dir, Jonas, sag ich tschuldigung daß ich bei dir so reinplatz. Auch dir LG. Und ab 17 Uhr gibts Bach bei mir :)

  • Lieber Jonas

    ich habe sehr auf Deine Antwort gewartet. Danke!

    Die Aufarbeitung meiner Elternbeziehung ist mir z. T. schon geglückt und hat mir viel bei der Erkenntnis geholfen, dieses "Ast"-Problem zu erkennen.

    Genau das ist es. Ich versuche mit den gleichen Parametern einer Formel ein anderes Ergebnis zu bekommen. Das geht nicht!

    Zu meiner Mutter. Ich habe Ihr Problem erkannt - wollte aber gestern nicht auch noch darüber schreiben... sie war sehr überfordert. Eigentlich ihr ganzes Leben. Als Älteste fühlte sie sich verantwortlich für die Geschwister und wollte ihre Mutter = meine Oma vor Opa beschützen, wenn dieser gemein war./ Kriegsjahre (sie war sechs).
    Dann hat mein Vater diese Krankheit gehabt und dazu noch eine nie verheilte Verletzung aus seiner Ehe davor. (Die große Liebe gewesen, wie ich heute weiß - und nach 10 Jahren von heute auf morgen aus.)
    Meine Mutter hat meinen Vater nie ganz gehabt. Das weiß ich heute und das hat sie unbewußt gespürt.

    Zu meinem Vater: ich war Papa's Prinzessin. Er sah in mir vieles seiner verlorenen Liebe. Er war kein Waschlappen - er muß auch nicht De-Illusioniert werden. Er hat sich seinen bequemsten Weg durch den Lebensrest gesucht, den er ohne die große Liebe verleben mußte. Er hat wenig Verantwortung übernommen. Warum? - Selbst ohne Vater in der Kadettenschule aufgewachsen. (Ab sechs Jahren dort kaserniert) Was hat man da als Kraftreserve fürs Leben? Er hat sich angepaßt und wollte geliebt werden. Ich will ihm keine Vorwürfe machen - bringt ja auch nix. Vielmehr reicht mir die Erkenntnis, daß der Wunsch nach einem Wunder
    (Der Schwache gewinnt Stärke aus der Liebe zu mir und vollbringt ein Happy End) - mich dahin gebracht hat, wo ich heute bin. Ich denke: Wenn ich nur genug Liebe gebe wird der Schwache zum Starken. Ein fataler Irrtum, den ich aus meiner Weltanschauung streichen muß!

    Zu meiner Person:
    Ich habe entdeckt, daß es mir hilft nicht nur die direkten Elternteile als Grund meiner Existenz anzusehen. Beteiligt waren viele Frauen und Männer in meiner Ahnen-Galerie. Von vielen kenne ich Erzählungen, die sie als besonders starke, kluge und überlebensfähige Individuen auszeichnen. Ich beziehe nun mein Selbstwertgefühl nicht mehr aus der schwachen Mutter und dem passiven Vater. Ich sage mir: Ich bin so stark wie die Urgroßmutter mütterlicherseits - Ich bin so hingebungsvoll und mütterlich warm wie die Oma väterlicherseits, die ich nie kennengelernt habe. Ich bin so empathisch und begabt mit Tieren umzugehen wie der Vater meiner Oma mütterlicherseits. Ich habe den Kampfgeist von der Mutter meines Opas.

    PS - Du hast auf meine Frage nach Deinem Grund der Sucht nicht geantwortet. Ich habe Deinen Thread gelesen. Die Erklärung dazuzugehören und dabei das selbe zu fühlen wie die anderen reicht mir nicht ganz. Bist Du sehr verwöhnt worden als Kind? Meine orale Fixierung kommt aus 4 Wochen in einem Nebenzimmer der Kinderstation. Und das ab dem Tag, als ich das erste mal lächelte. Man hat mir nur die Windeln gewechselt und mich gefüttert. Meine Mutter durfte nicht zu mir, weil sie ansteckend krank war. Durfte mich auch nicht stillen. Ich lag allein in einem Zimmer ohne Kontakt zu anderen, da ich nicht mehr zu den Neugeborenen konnte,
    nachdem wir bereits nach der Entbindung entlassen worden waren.

    Woher kommt Deine orale Störung? Was kommt nach der Erkenntnis, daß man sie hat?

    LG Nys

  • Nachtrag für Jonas (und natürlich alle die sich an dieser Frage beteiligen wollen)

    Ganz wichtig noch für mich:

    Diesen Hang zur Flucht. In eine Verliebtheit in eine Sorge in eine voll umfänglich aufreibende Beziehung...
    das ist mein Verhaltensmuster, das am stärksten ist.
    Wahrscheinlich flüchte ich grade schon wieder in dieses Forum...

    Kennst Du das auch?

  • Nys

    Hallo Nys,

    "Bist Du sehr verwöhnt worden als Kind?"

    wie schon ausgeführt, war ich ein außerordentlich "braves", "erwachsenes", "immer ernstes" und angeblich überaus hübsches Kind. Ja, die ganze Mischpoche hat mich ständig umarmt und geküsst, was bei mir ein völliges Erstarren, nicht selten Weinen und Schreien ausgelöst hat. So kam ich zu meiner Diagnose Autismus (Kinderklinik). Eine orale Störung postuliere ich zwar, vermag aber die Ursache (noch) nicht zu erkennen. "Wir" (Autisten) versuchen allerdings, oft jahre- oder sogar jahrzehntelang, die Anderen zu kopieren, uns wie Neurotypische zu verhalten. Das zermürbt völlig. Dass sich meine Kopierversuche mit 16/17 Jahren intensivierten, hat einen simplen Grund: auch Autisten sind Männer und haben einschlägige Bedürfnisse. Alkohol sollte da nachhelfen. Das tat er nicht. Uns "lockert" er nicht auf. Wir werden nur konzentrierter, fokussierter und noch hartnäckiger, das heißt, für die Anderen noch schwerer zu ertragen. Gelernt, mein Anders-Sein zu akzeptieren und nicht mehr in einer falschen Existenz leben zu wollen, habe ich erst viel später, und da schulde ich vor allem meiner Online-SHG großen Dank.

    LG Jonas

  • Zitat von Nys


    Diesen Hang zur Flucht. In eine Verliebtheit in eine Sorge in eine voll umfänglich aufreibende Beziehung...
    das ist mein Verhaltensmuster, das am stärksten ist.
    Wahrscheinlich flüchte ich grade schon wieder in dieses Forum...

    Kennst Du das auch?

    Hallo Nys,
    nein, das kenne ich nicht. Ich vermeide jede Sorge, jede Veränderung. Ich brauche meine festen Routinen - und jetzt gehe ich spazieren.

    LG Jonas

  • garcia
    Es gibt also doch Gemeinsamkeiten! Hurra!
    Gerne schreibe ich in Deinem Thread. Habe selbst keinen. Deiner heißt "Am Beginn eines langen Weges" - oder? So bleibe ich auf jeden Fall mit Jonas und Dir in Kontakt. Für einen eigenen Thread konnte ich mich noch nicht entscheiden. Wer hätte daran Interesse?

    @Jonas
    zur Frage bin ich verwöhnt worden? ja und nein
    Meine Mutter war überbesorgt und hat mich versucht zu behüten. Das Kuscheln habe ich mit 5 abgelehnt, weil sie mich ja auch schlug. Fand das einen Widerspruch. Man hat sich viel um mich gesorgt. Ich war sehr lieb aber auch sehr eigenständig. Bin oft zu spät nach Hause. Wollte in einem anderen Zugabteil sitzen als meine Mutter. Die Erziehung war alt-pietistisch und geprägt von vielen kirchlichen Veranstaltungen.

    Du warst mit Deiner Antwort auf die Flucht recht schnell. Ich weiß. daß
    Autisten in ihrer Welt leben. Ist das nicht so was wie eine angeborene Flucht? Entschuldigung es ist völlig ohne Wertung. Du sagst Ja zu Dir -und der Art wie Du, und nur Du lebst. Das ist ok. Ich suche die Gemeinsamkeiten. Man kann auch in einen streng eingehaltenen Tagesplan flüchten, um sich nicht mit dem was gerade ansteht zu beschäftigen. Das ist bei mir so, wenn ich aus CoAbhängigkeit alle meine Termine nach dem Tagesablauf von XY gestalte. Super Ablenkung.

    Vielleicht schaust Du nach Deinem Spaziergang noch mal rein.
    Werde so gegen 14 Uhr wieder einloggen. - Sonst arbeite ich heut gar nix mehr. :wink:

    LG Nys

  • Zitat von Nys

    PS
    frage mich wie Du - der seine Routine braucht - das von einer Flucht unterscheidest?

    Vielleicht ist das eine Art (angeborene) Flucht. Die Außenwelt nehmen wir anders wahr. Wir sehen Strukturen und Details viel deutlicher, dafür haben wir Probleme mit dem Gesamtbild. Die Außenwelt zieht an mir vorbei wie ein grotesker Film. In meiner für mich perfekt strukturierten Wohnung fühle ich mich sicherer. Hier kann ich auch besser arbeiten. Das lässt sich aber nicht ändern. Autismus darf nicht mit Sozialphobie oder Hemmung verwechselt werden, auch wenn sich die Symptome nicht selten ähneln.

    LG Jonas

  • Oh je - jetzt habe ich ein halbe Std. geschrieben und vergessen zwischenzuspeichern- Alles weg.

    Lieber Jonas
    danke für die schnelle Antwort und den Einblick.

    Muß jetzt leider in aller Kürze ausführen was uns verbindet.
    (Meine Mittagspause ist rum und es liegt hier viel Arbeit.)

    So viel vorab:
    Auch ich will seit meiner Kindheit nichts anderes als einen Ort der Ruhe und Geborgenheit. Nur habe ich mich dabei auf diesen schwachen Ast fixiert und stürze immer wieder, wie Du schon festgestellt hast.

    Flucht hat ein Ziel - Sicherheit. Nur bißchen dumm, wenn man jedes Mal magisch von einem Kriegsgebiet angezogen wird. :(

    Meine neue Strategie: Ich muß die Befriedigung in einem besseren Ziel finden. Leider hatte ich erst zwei mal dieses innige zufriedene Gefühl bei der Anwesenheit eines Menschen. Dieses Gefühl angekommen und geborgen zu sein - für das ich bereit war alles andere hinter mir zu lassen..... Beides waren Alkoholiker (Zeitabstand 20 Jahre). Deshalb glaube ich, daß ich nur dort dieses Glück empfinden kann! Aber gerade daran will ich was ändern.

    Was würdest Du tun, wenn Du einen anderen Halt als Deine Ordnung finden müßtest? Da ist man ziemlich ratlos oder?

    LG Nys

  • Hallo nys,

    vielleicht solltest Du einsehen, daß ein aktiver Suchtkranker "zwei Nummern zu groß" für Dich ist !
    Also suchtkrank -> bye bye -> ohne wenn und aber.

    Genauso wie ich es beim Alkohol eingesehen habe.


    LG Jürgen

  • Zitat

    Wohlgemerkt: Ich fasse "Nächster" nicht i.S. von mir nahestehend auf, sondern als beliebiger Mitmensch.

    Darf ich nochmal...*dazwischenfunk*

    Wenn ich meinen Nächsten so liebe als wäre er wie ich assoziiere ich damit, dass ich einen Menschen mir gegenüber habe, der dieselben Emotionen (die ganze Palette) fühlen kann, der Wünsche hat und Sehnsüchte...

    Es gelingt mir dann viel eher in als "Menschen" zu betrachten, auch wenn er eine Bestie ist (die ist er nicht nur).
    So kann man viel eher Zorn oder gar Hass revidieren oder auf ein gesundes Maß bringen und vorallem eines haben : Mitgefühl...Humanität (auch im Strafvollzug)

    Deshalb nochmal danke
    Nyana

    Jedes Anlehnen, an wen oder was auch immer, führt zu nichts.
    Wichtig ist die eigene, persönliche Intuition, die Arbeit an sich selbst.

    Chögyam Trungpa

  • juergenbausf

    schon passiert. Ich bin ohne Kontakt - also auf meine Art "trocken" seit Juli. Aber deshalb nicht von meiner Abhängigkeit geheilt. Deshalb ja die Forenteilnahme hier.

    Ich will nicht rückfällig werden - nicht mit XY und nicht
    mit einem anderen Suchtkranken.

    Suchtdruck habe ich genug - und der ist komplex und hat viele Gesichter. / Deshalb muß ich was an der Fluchtrichtung ändern.

  • Guten Morgen Jonas!

    Hallo Nys, Jonas hat dir wirklich treffend geschrieben, auf der vorigen Seite.
    Du hattest einen Vater der unfähig war, dich vor deiner Mutter zu schützen.
    Er hat nicht verhindert, dass seine Prinzessin geschlagen wurde.
    Genau das wäre aber seine Pflicht gewesen.
    Ich nehme an, du steckst viel Kraft rein um dem auszuweichen oder die Geschehnisse zu revidieren.
    Solange du das tust, wird die Geschichte sich wiederholen.

    LG

  • glück auf nys

    Zitat von Nys

    Was würdest Du tun, wenn Du einen anderen Halt als Deine Ordnung finden müßtest? Da ist man ziemlich ratlos oder?

    ich glaub darin liegt der "denkfehler".
    grade die ordnung, die klare struktur und deren strikte einhaltung ermöglicht es nem autisten überhaupt "vernünftig zu leben" - das is wie bei uns mit den "grundbausteinen" die erfahrung unzähliger autisten und die wissenschaft haben gezeigt, das genau das s richtige is. wenn mich n autist punkt 15:00 zum kaffee erwartet klingel ich punkt 15:00 (in der hoffnung, dass meine uhr richtig geht).
    warum sollte irgendwer s rad neu erfinden - s darf breiter oder schmaler, größer oder kleiner sein - aber s sollt rund bleiben.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Kurzantwort an Silberkralle
    (Natürlich Hallo erstmal)

    Du hast mich falsch verstanden. Für Jonas ist seine
    Zuflucht in die Ordnung ja sehr gut und nichts dran zu bemängeln!!!

    Ich wollte nur zeigen, daß ich auch eine Zuflucht habe,
    meine Zuflucht in die Beziehung zu einem Abhängigen aber nicht gut ist!!! - und ich sehr ratlos bin, weil ich daran so hänge wie Jonas an seiner Ordnung.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!