Leb wohl, Du schnöder Alkohol

  • Hallo Forum,

    bin momentan etwas im Stress und grad auf dem Sprung. Ich werde Euch dann morgen ausführlich antworten.
    Vorab erstmal vielen Dank für die vielen interessanten Rückmeldungen. Es sind einige wichtige Dinge dabei, die es zu ergänzen bzw. klarzustellen gilt.

    Nys :

    Ich hatte ehrlich gesagt schon so ein Gefühl, daß es zwangsläufig so kommen würde...es gab mMn. relativ viele Anzeichen dafür und nachdem Du momentan wirklich alles auf den Prüfstand stellst, war ich mir ziemlich sicher, was Du meinst.

    Ich wünsch Dir viel Kraft und allen noch einen schönen Tag. Genießt die Sonne, wenn möglich.

    LG Andreas

  • Zitat von Correns

    [quote='Carpenter']
    Selbst Verantwortung zu übernehmen,
    ist für mich eine ganz wichtige Essens meines Lebens.
    Ich denke lieber selbst, als von anderen gedacht zu werden.

    Ein trockener Mensch wird durch seine Trockenheit
    nicht automatisch zu einem besseren.

    Viele Grüße
    Correns

    Moin Correns,

    mir wurde schon vor vielen Jahren klar, daß ich mich unter einem Chef nicht einordnen kann. Es ist mir einfach unmöglich, Anweisungen durchzuführen, von denen ich nicht überzeugt bin. Und das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt...nur wenn ich von etwas überzeugt bin, gebe ich auch mehr als 100 %, um es durchzusetzen. Das ist übrigens mit dem Alkohol ganz ähnlich. Erst, als ich völlig überzeugt davon war, daß ich Alkoholiker bin, konnte ich die entsprechende Reaktion zeigen.

    Tja, und klar wird ein trockener Alkoholiker nicht automatisch auch ein besserer Mensch...ich versuche, Menschen, die Alkohol konsumieren, nicht zu belehren oder zu ändern. Fragt man mich zu meiner Meinung, dann sag ich die offen und ehrlich (z.B. Du hast mMn. schon deutliche Züge einer Alkoholabhängigkeit)...aber von selbst kommt da nix...warum auch - ich weiß ja aus eigener Erfahrung, daß gute Ratschläge von Bekannten nichts ausrichten.

    Schöne Zeit Dir und viel Spaß mit Deinem Projekt

    LG Andreas

  • Zitat von Lucina

    Ist es tatsächlich so, dass man nie wieder seine negativen Charaktereigenschaften, die man sich in Alkoholzeiten angeeignet hat, wieder los wird?

    Ich habe die Vorstellung das ich wieder "die Alte" sein werde, wenn ich mein weiteres Leben nüchtern bleibe!

    Aber anscheinend mache ich mir da etwas vor^^ Wahrscheinlich ist zu vieles in den "Alkoholzeiten" passiert und prägt natürlich auch den Partner.

    Irgendwer von den AA hat mir mal gesagt, das trockene Alkoholiker die besseren Menschen seien. Diese Aussage habe ich ganz merkwürdig gefunden!

    Moin Lucina,

    ich denke, Du hast meinen Beitrag etwas falsch interpretiert. Der Mensch entwickelt sich ständig weiter (sollte er zumindest). Das muß ja nicht negativ sein, im Gegenteil. Normalerweise funktioniert das so, daß man Erfahrungen macht und daraus gewisse Lehren zieht...nun sind wir Alkis im Lehren ziehen, grad was die Sucht anbelangt, ja nicht unbedingt die Allerschnellsten :-). Aber trotzdem ist man, ob nun mit oder ohne Alkohol, nicht mehr derselbe Mensch, der man vor 20 Jahren (und so lange sind ja schon einige von uns abhängig/gewesen) mal war. Grundsätzliche Wesenszüge bleiben (und die macht auch der Alkohol nicht kaputt), andere Verhaltensweisen ändern sich. Ich bin z.B. inzwischen sehr selbstbewußt und sage klar und deutlich, was ich will. Das war vor 20 Jahren anders...da hab ich versucht, es jeden recht zu machen...das war für meine Mitmenschen bequem und angenehm...umso verblüffter ist dann so mancher, daß ich mich dahingehend geändert habe...trotz Alkoholmissbrauch.
    Ich denke nicht, daß der Alkoholmißbrauch einen Menschen umkrempelt. Aber Wesensveränderungen, die der Partner möglicherweise auf den Alkohol zurückführte, müssen nicht zwangsläufig daher rühren. Insofern kann ein Partner durchaus überrascht sein, daß er trockene Alkoholiker nicht mehr derselbe ist, der er mal war. Aber das muß ja, wie gesagt, nichts negatives sein, im Gegenteil.

    Tja, und trockene Alkoholiker, die die besseren Menschen sind ? Das halte ich für elitäres Denken und elitäres Denken ist mir absolut suspekt.
    Es gibt Menschen mit vielen Fehlern, die ich mag...und es gibt Menschen mit wenig Fehlern, die ich nicht mag...das ist keine Frage von besser oder schlechter, sondern einfach eine Frage der Kommunikation und der Sympathie.

    Wünsch Dir eine schöne Zeit

    LG Andreas

  • Moin Frank,

    Enttäuschung ist vielleicht ein zu starker Begriff...man könnte auch sagen verblüfft, irritiert...was weiß ich :)
    Es ist ja nicht so, daß ich mir ständig Gedanken mache "Mensch, bist Du blöd, daß Du erst so spät realisiert hast, daß Du Alkoholiker bist". Das sind kurze Momente, in denen man reflektiert und sich wundert, daß man die klaren Anzeichen nicht deuten konnte. Und dann wird einem bewußt, daß man süchtig (von mir aus auch krank) war (ist) und Sucht eben genauso funktioniert...es läßt einen nicht mehr rational denken.

    Ich bin einfach nur froh, daß ich die Kurve noch gekriegt hab...ich trauere nicht der Zeit hinterher, sondern schau nach vorne...und da seh ich für meine Verhältnisse relativ viel Licht im gar nicht mal so dunklen Tunnel.

    Ich wünsch Dir viel Kraft, Du machst ja auch nicht grad ne leichte Zeit durch. Freu mich immer, von Dir zu hören.

    LG Andreas

  • Das hast Du sehr gut erkannt...für mich war, im Nachhinein betrachtet, der Alkohol auch ein Weg, mich abzuschotten, alleine zu sein. Ich brauche diese Einsamkeit ab und zu. Ich bin keiner, der ständig nur sich selbst braucht...ich bin gern unter Leuten, allerdings nur unter denen, die ich auch wirklich mag. Elternabende im Kindergarten oder in der Schule z.B. haben mich an den Rand der Verzweiflung gebracht. Dieses oberflächliche Gequatsche, diese Selbstdarstellungen waren für mich die reinste Folter.
    Das ist ein Wesenszug, der mich seit meiner Kindheit begleitet...ich brauche ab und zu diese Einsamkeit, um nachzudenken, diese Melancholie, die früher immer am Rande der Depressionen spazierte. Mittlerweile kann ich diese Melancholie, die meistens mit entsprechender Musik einhergeht, in wenigen Stunden abschalten, so daß ihre depressiven Züge nie wirklich zum Vorschein kommen. Das ist verdammt schwierig zu erklären und ich weiß auch nicht, ob es überhaupt jemanden gibt, dem es ähnlich geht. Für mich war dieser Schritt, meine Melancholie steuern zu können, ein wichtiger und riesengroßer Schritt...fast so groß wie der, abstinent zu bleiben.

    Schöne Zeit

    LG Andreas

  • Zitat von Morgenrot

    Hallo Andreas,

    danke dir für deinen offenen Beitrag, der mich sehr berührt hat.
    Es ist für mich wichtig, nur das anzukündigen, was ich auch wirklich "durchziehen " kann, denn sonst werde ich ja nicht mehr ernst genommen.
    Deine Frau hatte es sicherlich auch schon öfter angekündigt.
    Mich beeindruckt gerade, das du in diesem Moment genau wußtest, das es jetzt Ernst wird.
    Danke für deine Schilderung.


    lg Morgenrot

    Hallo Morgenrot,

    genau das ist das Interessante an der Geschichte...angedroht hat mir meine Frau das schon öfter...halbherzig und vorsichtig...so nach dem Motto "Wenn Du so weitersäufst, weiß ich nicht, was aus uns wird". Diese Steilvorlage habe ich nur zu gerne angenommen, kurze Trinkpausen eingelegt und dann dosiert und dann später wieder heftiger weitergesoffen. Ich war mir ihrer sicher, trotz meines Alkoholmißbrauchs. Warum mir genau in diesem Moment klar war, daß sie soweit ist, es auch wirklich durchzuziehen, weiß ich nicht genau...vielleicht war es die Verzweiflung, die fast mit Händen zu greifen war...dieses Gefühl, daß sie einfach nicht mehr so leben kann, egal, was sie für mich empfindet...und das war dann auch das Signal, daß meine Alkoholsucht nicht nur mir schadet, sondern auch meiner Frau, meinen Kindern...die Erkenntnis war da, auch wenn ich mich noch tagelang dagegen gesträubt habe...wie ein Virus, der sich langsam, aber sicher seinen Weg sucht. In diesem Fall ein sehr positiver Virus :)

    Schöne Zeit

    LG Andreas

  • Hi Nys,

    diese Zeilen haben mir schon klar gemacht, was bei Dir ansteht. Und Du hast mit fast allen Dingen recht, die Du da so schreibst.
    Als ich noch gesoffen habe, hatte ich oft den Eindruck, nicht mehr "nach Hause" zu kommen. Ich fühlte mich fremd in meinem eigenen Haus, es war nicht der Ort, an den ich zurückkommen wollte...meine Frau war nicht die Person, mit der ich meine Zeit verbringen wollte...ständige, allerdings gerechtfertigte Vorwürfe wegen Alkohol und anderen Dingen, die ich nicht hören wollte...ich hatte das Gefühl, bevormundet zu werden und die einzige Person, die mir die Wahrheit ins Gesicht sagte, wurde von mir gemieden. Dann schon lieber in die Werkstatt und alleine zusaufen, um dann so schnell wie möglich wieder auf die Arbeit zu gehen...
    Ich habe, wie Du, alles auf den Prüfstand gestellt, war ne ganze Woche von zuhause ausgezogen...allerdings immer unter Alkohol. Ich hatte das Gefühl, daß ich mein Leben so nicht mehr leben wollte und konnte. Ich wollte allein sein, wollte alle Verantwortung abgeben...und hab dann doch relativ schnell gemerkt, daß mir was fehlt, obwohl ich nun machen konnte, was ich wollte...
    Letztendlich bin ich wieder zuhause eingezogen und es hat sich mit meiner Trockenheit viel verändert. Mein Zuhause ist auch wirklich wieder mein Zuhause, mein Interesse galt inzwischen wieder den Menschen, die mir wirklich wichtig sind. Auch dieses Gefühl, sich zu freuen, wenn man den Partner sieht, ist wieder da. Ich rede viel mit meinen Jungs, die beide noch im Haus wohnen, ich bin wieder ein Teil ihres Lebens und sie sind ein Teil meines Lebens...sie wissen wieder, daß sie auf mich zählen können.
    Dazu kamen ganz klare Aussprachen mit meiner Frau, schonungslose Aufklärungsarbeit von beiden Seiten, bei denen es oft zum Streit kam...eine schwierige Zeit für mich, da ich ja erst frisch trocken war und für meine Frau, weil sie natürlich auch Angst hatte, daß ich rückfällig werde (in jeder Beziehung) und alles von vorne losgeht. Aber es hat sich gelohnt. Es hat sich definitiv was verändert...zum Positiven.
    Wir sind dabei, uns so zu akzeptieren, wie wir sind...ohne Versuche, den anderen ändern zu wollen. Klar, das heißt natürlich nicht, daß man jetzt nur noch macht, was man will - ein gewisser Konsenz gehört immer zu einer Partnerschaft dazu.
    Wir sagen unsere Meinung, ohne die des anderen ändern zu wollen...egal, wie abwegig wir die auch finden.

    Nur ein Beispiel:

    Ich will im nächsten Jahr zusammen mit meinem jüngsten Sohn ein kleines Open-Air mit drei Bands der härteren Gangart auf meinem Grundstück veranstalten. Vor zwei Jahren hätte meine Frau noch unter Hinweis auf die Midlife-Crisis gefragt, ob ich nicht ganz dicht bin. Mir erkärt, daß das doch eh nicht zu realisieren wäre. Inzwischen sagt sie: Ich find die Idee zwar nicht so toll, aber wenn Du meinst...dann mach halt.
    Und das tut der Beziehung gut...die Tatsache, daß sich beide Schritt für Schritt auf den anderen zubewegen.

    Was nun Deine Beziehung angeht, kann ich aus der Ferne wenig sagen...aber ich denke, Dir fehlt genau das, was Dein XY hatte...Emotionalität, spürbare Zuneigung, Aufmerksamkeit...die Dinge halt, die im Laufe der Jahre in einer Beziehung oft verloren gehen. Männern fällt das mMn. weniger auf als Frauen und auch ich bekomme das ab und zu noch zu hören.
    Ich weiß nicht, ob Ihr zwei noch bereit seit, an Eurer Beziehung zu arbeiten. Du schreibst selten über Deinen Mann und kann ihn daher nicht beurteilen. Mir ist nur aufgefallen, daß Du schreibst, Du hättest alles gegeben...Du hast ihm allerdings durch die Beziehung zu XY auch sehr viel genommen - genau wie ich meiner Frau...nämlich ein Stück Sicherheit. Ich könnte mir vorstellen, daß er sich emotional bewußt etwas rausgenommen hat, um bei einem zweiten XY nicht so verletzt zu werden. Wie gesagt, reine Hypothese meinerseits...viel läßt sich ja im Offenen nicht schreiben. Ich würde es vermutlich so machen...einfach Gefühle rausnehmen, um dann später nicht mehr so verletzt zu sein. Männer können das, sind da rationaler...was ihnen ja auch oft genug vorgeworfen wird :)

    Ich wünsche Dir, daß Du die richtige Entscheidung triffst. Ich kann Dich verstehen und mußte gestern schon ab und zu an Dich denken, weil ich wußte, daß es ein entscheidender Tag für Dich sein kann.

    Aber ich schätze Dich inzwischen so ein, daß Du die Entscheidung, die für Dich selbst am Besten ist, klar erkennst und dann triffst...mit allen Konsequenzen. Und vielleicht solltest Du das mit dem Rauchen aufhören vielleicht doch noch ein paar Wochen verschieben...pack Dir kein ZU großes Päckchen auf den Rücken...

    Ich bin im Gedanken bei Dir, wenn man das so sagen kann, ohne als Co zu gelten...

    Liebe Grüße

    Andreas

  • Hallo Capenter,

    Zitat

    Diese Steilvorlage habe ich nur zu gerne angenommen, kurze Trinkpausen eingelegt und dann dosiert und dann später wieder heftiger weitergesoffen.


    das kenne ich sehr gut. Immer mal wieder ein paar Tage Ruhe an der Alkoholfront, um mir zu zeigen, das er es kann und um mich ruhig zu stellen.
    Wenn ich heute zurückschaue und mir bewußt wird, was ich alles geglaubt habe, weil ich es einfach glauben wollte, obwohl ich in diesem Bereich arbeite, da wird es mir ganz gruselig.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Andreas

    danke, daß Du mir so viel geschrieben und an mich gedacht hast.

    In der Tat sind heute alle Dinge entschieden und ich bin froh. Einfach nur froh.

    Das was Du glaubst, es sei wg. XY "verschwunden" gab es vor XY überhaupt nicht und nach XY wurde manches besser.

    Natürlich war am Anfang auch Verletzung da, wie Du sie vermutest. - Aber das hat sich mit der Zeit gelegt, -------- eigentlich waren wir auf einem guten Weg. Aber die Schwerpunkte im Leben meines Mannes haben sich nicht verlagert und mir wurde dabei immer schwerer ums Herz. Immer wenn ich dachte nun müßte er so viel Emotionalität erlebt und zugelassen haben, daß es seine Schwerpunkte beeinflußt....... dann habe ich schmerzlich erfahren, daß es keine nachhaltige Wirkung hatte. Immer wieder neu mich einzubringen, zu hoffen, den Glauben an die bessere Zukunft nicht aufzugeben, hat mich viel Kraft gekostet. Meine Emotionen kosteten mich Energie, die wie von einem schwarzen Loch verschluckt wurden aus dem kein Lichstrahl zurückkam. Das hat nichts mit XY zu tun. Und nun ist mein Stern verglüht. Möglicherweise ist es so, wie mein Heilpraktiker vermutet, daß mein Mann nur durch Schmerz und Leid bereit sein wird, das abzulegen was ihn daran hindert für Emotionalität offen zu sein. Weil er für sich darunter nicht leidet. Ich gebe meinem Mann auch recht, daß es mit der Zeit evtl. noch Veränderungen bei ihm gegeben hätte. Aber ich bin ans Ende gekommen mit meiner Hoffnung und mit meiner Liebe. Da kann er nichts dafür und ich auch nicht. Ich bin sehr dankbar dafür, daß wir das beinahe liebevoll miteinander regeln konnten und kein einziger Vorwurf im Raum steht.
    Klar ist er wütend, enttäuscht und verletzt - aber es hat ihn auch nicht überrascht. Er sagte, daß er schon lang gemerkt hat, daß wir wieder Rückschritte gemacht haben (in die Zeit vor XY) und daß er schon seit einiger Zeit gemerkt hat, daß ich wieder unglücklich bin. Ja -- und er hat halt gedacht ich halt das weiter so aus, bis sich was ändert..... irgendwann mal vielleicht? .....Aber mein Entschluß ist nicht umkehrbar. Es ist der Moment gekommen in dem sich nichts mehr ändern braucht, weil etwas in mir gestorben ist, was er nichtmehr zum Leben erwecken kann: Meine Liebe und meine Hoffnung.

    Jetzt ist alles gesagt und alles beschlossen. Die Umsetzung und baldmöglichste räumliche Trennung steht an. Und auf einmal spüre ich wieder Energie und Entschlossenheit. Meine Kraft gehört wieder mir und ich werde damit einen neuen Lebensabschnitt beginnen, - der mir weniger Angst macht, als der den ich hinter mir lassen mußte.

    Ich bin wieder ich und das beste ist: Ich darf endlich wieder ich sein: Mit allen meinen Hoffnungen, Wünschen und Träumen - weit ab von einem schwarzen Loch - und ohne Angst, endgültig verloren zu gehen.

    Alles Liebe
    Nys

  • PS

    und wenn Du nun fragst, warum wir dann geheiratet haben: Ich dachte, es sei besser auf diese Gefühlswelt zu verzichten und davon zu zehren, daß ich ja meine "wilden Jahre" hatte. Ich dachte, ich käme damit schon klar und müßte halt Abstriche machen und hätte dafür eine Partnerschaft, in der ich gut aufgehoben bin. In der ich halt anders liebe, als es zurückkommt. Seine Liebe kann man sehen (aber leider nicht spüren).

    Es war einfach ein Irrtum. Es ist nicht gut, wenn man glaubt, Teile von einem selbst würden sich nicht wehren oder nicht krank werden, wenn man sie lebendig begräbt. Sie suchen sich ihren Weg und als ich das merkte, war es ehrlicher zu sagen, daß ich mich geirrt habe - daß ich mir mit dem Versprechen an unserer Hochzeit einen zu großen Kraftakt vorgenommen habe - den ich nun zugeben muß, einfach nicht bewältigen zu können. Ich bin an dieser, mir selbst gestellten Aufgabe gescheitert.

    Aber eines kann ich sagen: Es war immer ehrlich und immer nur ich. (auch meine Irrtümer gehören zu mir). Auch dieser Schritt ist die Ehrlichkeit, die man seinem Partner schuldig ist: Keine vorgespielten Gefühle, kein vorgegaukeltes JA. Dann lieber ein Nein.

  • Hi Nys,

    nee, ich frag mich gar nix, denn ich kann Dich verstehen. Ich kann, denk ich, nachvollziehen, was für Gedanken Dich umtreiben. Und ein ehrlicher Schnitt ist immer besser als das Dahinsiechen einer Beziehung.
    Interessant find ich nur, daß Du vor gar nicht allzu langer Zeit von einem gescheiterten Projekt sprachst und von einem evtl. Kinderwunsch. Das Projekt, nehme ich mal an, war ein eigenes Haus mit entsprechend Platz für Deine Tiere...oder irre ich mich ?
    Letztendlich mußt Du froh sein, daß es mit beiden Dingen nicht geklappt hat, denn dann wäre Dir die Entscheidung ganz sicher noch schwerer gefallen.

    Ich denk mir das so:

    Du wolltest was ändern, hattest die Hoffnung, daß die Sache mit xy einen Neustart ermöglicht, nach dem sich einiges zum Besseren wendet...und das hat so nicht funktioniert. Er hat sich nicht bewegt, wollte oder konnte sich nicht ändern. Der alte Trott hat sich wieder eingeschlichen und die positive Entwicklung ist ausgeblieben.

    Das tut mir erstmal wirklich leid. Ich habe momentan so viele langjährige Beziehungen in meinem Umfeld, die in die Brüche gehen, daß ich manchmal zweifle, ob die Ehe an sich überhaupt noch eine zeitgemäße Institution ist. Ich konnte mich immer köstlich über den Ausdruck "Lebensabschnittspartner" amüsieren. Das seh ich inzwischen etwas anders. Für viele Menschen ist es genau das...eine Beziehung, die dann endet, wenn zwei Menschen sich gegensätzlich entwickeln, andere Interessen haben, sich nichts mehr geben können. Dann trennt man sich. Logisch gesehen eine absolut vernünftige Sache...aber Logik ist nicht immer die richtige Herangehensweise...wichtig ist, was das Herz sagt.

    Dein Herz hat Dir gesagt, daß es so nicht mehr funktioniert. Und dann ist die Entscheidung mMn. richtig.

    Ich finde es sehr gut, daß Ihr die Trennung offenbar ohne Streit über die Bühne bringen wird...und ich bin mir sicher, daß da draussen jemand ist, der Dir das geben kann, was Du vermisst.

    Liebe Grüße

    Andreas

  • Hallo Andreas

    danke noch für Deine Worte.

    Ja das mit den Projekten.... ich wußte schon, daß er sich nur bedingt ändern kann und daß da eine Lücke bleiben wird. Ich wollte bleiben und die Lücke mit der Beziehung zu einem Kind oder mit der Aufgabe für Haus und Garten füllen 8) Ziemlich dumm - so sehe ich das heut auch -und bin grad froh drum, daß es nicht geklappt hat.

    Aber ich dachte ganz lang, ich bin verantwortlich dafür hier zu bleiben
    weil ich nach XY wieder aufgenommen wurde und kam mir schrecklich
    verletzend vor, dieses neue Vertrauen erneut (wenn auch anders) zu enttäuschen. So versuchte ich instinktiv Vorsorge zu treffen, damit ich das was mir in der Beziehung fehlt verdrängen kann.

    Gut daß das mit beiden Projekten an unserer Verschiedenheit gescheitert ist und ich mich mir selbst und der Beziehung erneut stellen mußte.

    Ja und schön, daß wir im Guten auseinandergehen werden.

    Liebe Grüße
    Nys

  • Zitat von Carpenter

    ...mir wurde schon vor vielen Jahren klar,
    daß ich mich unter einem Chef nicht einordnen kann.
    Es ist mir einfach unmöglich, Anweisungen durchzuführen,
    von denen ich nicht überzeugt bin...


    Guten Morgen Andreas,

    von Anweisungen überzeugt zu sein, hilft ungemein.
    Für mein nächsten Leben werde ich auch die Selbständigkeit wählen ;)
    Am besten komme ich mit Chefs zurecht, die mir genügend Freiräume einräumen.
    Derzeit habe ich es diesbezüglich relativ gut getroffen.
    Aber Chefs kommen und gehen...

    In meinen Vierzigern hätte ich vielleicht noch einen Wechsel wagen können.
    Jetzt habe ich mich mit dem Kompromis arrangiert.
    Ach ja ... noch was steht auf der Liste für mein nächstes Leben:
    Mehr wagen! Und weniger angepasst sein!

    Mein aktuelles Leben nutze ich, um diese beiden Dinge zu üben.

    Viele Grüße
    Correns

  • Moin Correns,

    die Sache mit den Freiräumen ist ne gute Sache. Letztendlich ist man nie selbstständig, weil man mit seiner Firma auch wieder gewissen Sachzwängen unterworfen ist...wirtschaftliche Zwänge, Terminzwänge, steuerliche Voraussetzungen, Kundenwünsche...wobei letztere sich oft sehr gut ausdiskutieren lassen. Ich habe insgesamt gesehen sehr viel Glück mit meinen Kunden, die sehr wohl wissen, was sie wollen, aber trotzdem nicht so festgefahren sind in ihrer Meinung, daß eine Diskussion unmöglich ist. Dieser fruchtbare Dialog ist enorm wichtig, auch für die Selbstmotivation.
    Allerdings wird Dir jeder Selbstständige auch sagen können, was das für das Privatleben heißt...die Firma ist ständig präsent, immer im Hinterkopf, auch bei privaten Entscheidungen. Man hat permanenten Druck, der nicht so einfach auszuschalten ist. Und man unterschätzt am Anfang den Umfang der Arbeit, die da auf einen zukommt.

    Das ist momentan eine meiner größten Baustellen...die Firma zumindest mal für einen Tag in der Woche aus dem Kopf zu bekommen und einfach nur Privatmensch zu sein. Aber auch da zeigen sich erste Erfolge.

    Na, da hast Du Dir ja für Dein nächstes Leben einiges vorgenommen :)

    Aber ja, so klar strukturiert wie Du hier rüberkommst, so zielorientiert (Marathon in Hamburg) und die Tatsache, daß Du Dich auch nicht von Rückschlägen aus der Fassung bringen läßt, bin ich mir sicher, daß Du ein guter Chef wärst.

    Ich wünsch Dir eine schöne Woche

    Schöne Zeit

    LG Andreas

    P.S.: Ich bin zur Zeit unheimlich lauffaul und hab auch meinen Halbmarathon in Fürth sausen lassen...ich bräuchte mal jemanden, der mir dbzgl. in den Arsch tritt :)

  • Hallo Andreas,
    ich kann das bestaetigen.
    Die Firma ist immer präsent.
    Spätestens am Sonntag abend rufe ich schonmal meine Mitarbeiter an, bespreche, wann wir morgends anfangen (wegen der Hitze).
    Gestern war ich sogar morgends für 2 Stunden unterwegs.
    Von echter Freiheit kann man wohl kaum sprechen.

    LG Frank

  • Hallo Andreas

    bei mir ist das auch so, daß mein Privatleben stark den Anforderungen im Beruf unterworfen ist.

    Z.B. sind manche Urlaubswochen einfach gestrichen, weil es zu viele Aufträge sind, die in dieser Zeit noch erledigt werden MÜSSEN - da fragt niemand, wann ich die mache. Und Vertretung is nich.

    D.h. entweder nehme ich Urlaub und bin danach total "abgesoffen" - verliere den Überblick total - oder ich verzichte auf Urlaub und behalte die Lage "im Auge und im Griff". bzw. kann dann einen Arbeitsalltag leben, der nicht ständige Überarbeitung bedeutet.

    In meiner verbleibenden Freizeit kann ich sehr gut abschalten. Kein Gedanke an das was noch ansteht. Aber natürlich nur, wenn ich mir nicht mehr Freizeit rausnehme, als das Arbeitspensum zuläßt. Urlaub und gleichzeitig wissen, daß nachher alles Land unter ist - das wäre keine Entspannung. Zumal ich derzeit noch nichtmal einschätzen kann, wie lange Aufarbeiten dauert. (Die neuen Arbeitsabläufe sind noch nicht eingespielt und an vielem muß ich noch rumfeilen und rumorganisieren. Der Gesetzgeber hat sich da viele neue Aufgaben für uns einfallen lassen und wir waren vorher schon ziemlich ausgelastet.)

    Umso wichtiger finde ich, daß man die kleinen Momente im Leben voll genießen kann. Spontan umschalten auf die privaten Beziehungen. Da können auch mal 20 min so viel sein, daß man davon neuen Antrieb für die Pflichterfüllung mitnimmt. Alles eine Frage der Intensität. Und des sich "Drauf-Einlassens".

    Übrigens find ich Deine Idee mit dem Open-Air toll. Gerade auch für Deine Jungs. Natürlich in der Umsetzung nicht ganz einfach - Strom-Versorgung, behördliche Genehmigung, evtl. Nachweis von ausreichenden Parkplätzen und je nach Vorschrift der notw. Bereitschaftsdienst von Rotem Kreuz. Toll wenn Ihr das zusammen stemmt. So was vergißt man (als Sohn/Tochter) nicht, wenn man an "Vatern" zurückdenkt :wink: UND ich vermute, daß Du selbst damit evtl. den größten Spaß hast :D

    LG Nys

  • Moin Forum,

    ich bin momentan etwas unzufrieden und weiß nicht so recht, aus welchem Grund. Es hat nichts mit Alkohol zu tun...ich denke weder an Alkohol noch hab ich das Verlangen danach. Aber irgendwie fühl ich mich momentan wie im Hamsterrad...mein geplanter 1-Wochen-Urlaub muß vermutlich aufgrund von zu vielen Aufträgen verschoben werden bzw. ganz entfallen...das nervt mich, wie einige andere Dinge auch. Ich habe momentan mal wieder das Gefühl, daß alles auf meinen Schultern lastet...und das ist nicht wirklich gut für mich.
    Ich werd heute versuchen, mal etwas abzuspannen, obwohl später schon wieder eine Baustellenbesprechung auf dem Programm steht.

    Nys :

    Ja, das Open-Air ist selbstverständlich eine Idee des "Alten"...vermutlich auch so ein Midlife-Crisis-Ding...aber mir ist es im Grunde egal, woher der Antrieb kommt...mir gefällt die Idee und warum sollte man nicht ab und zu mal was Ungewöhnliches auf die Beine stellen ? Reizpunkte setzen, die schnöde Normalität aufbrechen...ich glaub, darum geht es mir...und ein Ziel, das mich lächeln läßt.
    Probleme mit Parkplätzen und Gema sind natürlich da...aber es gibt kein Problem der Welt, das nicht zu lösen wäre...wer aufhört zu Saufen, kann auch ein kleines Open-Air auf die Beine stellen. Ich bin schon gespannt auf die Reaktion der Nachbarn...es handelt sich nämlich um ziemlich heftige Bands aus dem Bereich Crossover und das Publikum wird vermutlich zu 90 % aussehen wie auf einer Tattoo-Convention :)

    Irgendwie brauch ich solche Ziele...sie machen das Leben lebenswert...immer nur malochen ist doch auch öde...

    Wünsch Euch allen hier ein schönes, entspanntes WE und eine schöne Zeit.

    Lieben Gruß

    Andreas

  • Hallo Andreas,
    hallo Nys,
    es freut micht zu lesen, daß es noch andere Menschen gibt, die kaum Urlaub machen koennen.
    Ich dachte schon, ich wäre der einzige.

    Schönen Sonntag,
    Frank

  • Hey Junge!

    .... komm bald wieder, OK? - ich mag Deine Posts bei mir und wenn ich mich mal ärgere, dann ist das als ob ich mal nen kräftigen Schnauber von mir gebe,- Dir nen Nasenstüber verpasse, damit Du wieder der humorvolle Andreas bist -den ich so an Dir schätze! PEACE natürlich. Und ob Dir's jetzt paßt oder nicht: N' freundschaftliches, virtuelles Bussy kriegst auch noch: Damit Du lächelst :)

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