• Hallo!

    Gibt es hier eigentlich jemanden, der als Grundlage zur Arbeit mit der eigenen Kindheit die Werke der Kindheitsforscherin Alice Miller heranzieht?
    Manchmal beschleicht mich nämlich das Gefühl, ich sei die einzige hier die das macht.
    Sich ohne Millers Forschungsergebnissen von den Schäden der eigenen Kindheit zu befreien, ist glaube ich in etwa so mühsam (und erfolgreich) wie ohne Mehl zu backen oder ohne Formeln zu rechnen.
    Würde mich echt interessieren!

    LG

  • Hallo Schnuffig,

    ich kenne einige Bücher von Alice Miller, würde ihre Ideen aber aus verschiedenen Gründen nicht zur Grundlage der Auseinandersetzung mit mir selbst machen.
    Besonders, was sie in ihrer primärtherapeutisch geprägten Phase vertreten hat, finde ich problematisch.

    Ihr Urteil über "schwarze Pädagogik" teile ich allerdings voll und ganz.

    Viele liebe Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo Sarawen!

    Halte ich für eine gute Idee.


    Hallo Lea!

    Die Primärtherapie findet sich in den letzten Auflagen, die ja sehr oft überarbeitet wurden, wenn überhaupt nur mehr mit dem Hinweis, dass diese gefährlich ist.
    Weil das ja schon über 20 Jahre her ist, dass sie das probiert hat.
    Ihr Therapiekonzept gibt es auch nur in ihrem letzten Buch.
    Die anderen Gründe würden mich interessieren.
    Ebenso was du denn so als Grundlage nimmst.

    Liebe Grüße :)

  • Hallo schnuffig,

    also - vielleicht hätte ich das gleich etwas präziser formulieren sollen: mir sind eher Ansätze sympathisch, die das Augenmerk auf die Bewältigung des Hier und Jetzt richten, also Coping-Strategien, Erkennen und Durchbrechen von Verhaltensmustern usw.
    Ich kann die Vergangenheit nicht ändern. Ich kann auch nicht genau rekonstruieren, woher bestimmte Gefühlslagen kommen. Aber ich bin überzeugt davon, dass ich die Wahl habe, wie ich mein Leben jetzt und hier gestalten möchte.
    Natürlich läuft das nicht immer glatt (sonst hätte ich mich hier nicht angemeldet).
    Aber ich empfinde das nicht als schlimm oder unerträglich - und wenn doch, dann nehme ich mich in die Pflicht, etwas zu ändern, auch wenn ich das Tempo nicht immer bestimmen kann.
    Ich wusste auch in der Beziehung zu meinem Ex-XY, dass ich eigentlich die Wahl hatte, zu gehen. Ich wusste auch, dass irgendwann der Tag kommen würde, an dem es soweit sein würde.

    Aber noch einmal zu Alice Miller - ich kenne ihre neueren Ansätze nicht, nach der Episode mit der Primärtherapie bin ich geistig ausgestiegen, aus genau diesen Gründen.
    Ich habe keine Angst davor, etwas Dunkles in mir zu tragen, das ich irgendwie ans Licht befördern muss, um mich davon zu befreien.

    Ich bin in Ordnung so, wie ich bin. Und ich darf hier und jetzt so sein, wie ich möchte. Und Fehler machen.
    Und mir Zeit lassen. Es wird sich finden.
    Diese Erkenntnis war für mich ganz wichtig.


    Liebe Grüße
    Lea :D

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hi Lea!

    Ach so!
    Nö, das ist dann klar. Das ist eher was für Menschen wie mich, die fanden oder manchmal auch immer noch finden, das irgendwas nicht in Ordnung ist mit ihnen.
    Also Menschen, die das Gefühl haben, sie hätten tief in sich ein Monster oder endlose Abgründe.
    Die sich nicht liebenswert finden und es noch schlimmer finden, anderen nicht mit der Liebenswürdigkeit begegnen zu können, mit der sie das eigentlich möchten.
    Ich hatte ihre Werke schon während meiner Studienzeit auf meiner Leseliste und empfinde das oft als Vorsprung gegenüber jenen, bei denen das nicht so war.

    Liebe Grüße

  • Hi schnuffig,

    ja, genau das habe ich bei Alice Miller bzw. auch an der Primärtherapie so problematisch gefunden: die Angst vor dem, was Schlechtes in einem stecken könnte - zwar plausibel gemacht damit, dass einem auch Schlechtes passiert ist, aber eben mit der Maßgabe, dass dieses Schlechte unausweichlich weiterwirken muss und vielleicht in einen Kreislauf des Ewig-Schlechten mündet. Ich weiß nicht, ob ich das verständlich geschrieben habe.
    Ich habe keine Angst vor mir selbst. Was nicht heißt, dass ich nicht manchmal unbändig wütend werden kann oder "dunkle" Gefühle habe. Ich denke sogar, dass ich in bestimmten Situationen in der Lage dazu wäre, Gewalt anzuwenden.
    Ich weiß nicht, ob das hochmütig oder größenwahnsinnig klingt, denn es heißt ja so oft, das "Böse" steckt in uns allen. Das stimmt auch. Aber in den bisherigen Situationen, in denen ich richtig "böse" hätte sein können, habe ich mich bewährt. Ich hoffe, das wird auch weiterhin so sein. Aber ich denke eben, ich habe die Wahl, so zu handeln oder so. Ob das "wirklich" so ist oder nur eine Vorstellung in meinem Kopf, wer weiß.

    Ich finde das schlimm, wenn man Angst vor einem "Monster" in sich haben muss. Angst hält einen immer fest. Und genau von der Existenz eines solchen "Monsters" geht ja auch die Primärtherapie aus - zwar verursacht durch Traumata, aber dennoch als tickende Zeitbombe dargestellt.
    Das finde ich ein ganz ungutes Konzept.
    Was ich wirklich oft beobachte, sind sich selbst erfüllende Prophezeiungen. Ein eingeredetes Monster kann eine davon sein. Es kostet so viel Kraft, sich dem zu entziehen.

    Es ist jetzt auch nicht so, dass ich die ganze Zeit durch die Gegend laufe und denke, "ich bin toll", ganz und gar nicht.
    Aber ich habe Vertrauen zu mir, auch wenn nicht jeder Tag rosige Zuckerwatte ist.

    Was passiert denn in so einem Moment bei dir, wenn du dich nicht liebenswert fühlst? Ist das, wenn du mit dir allein bist, oder hast du das Gefühl nur in Gegenwart von anderen?

    Wessen Wahrnehmung traust du mehr?

    Ich finde, man muss nicht immer liebenswürdig sein, um liebenswert zu sein.

    Viele liebe Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo schnuffig,

    Zitat

    Gibt es hier eigentlich jemanden, der als Grundlage zur Arbeit mit der eigenen Kindheit die Werke der Kindheitsforscherin Alice Miller heranzieht


    Ich habe schon vor vielen Jahren einiges von Alice Miller gelesen, finde ihre Bücher interessant. Für mich trug vieles, was ich bei ihr gelesen habe, zu meinem Verständnis für mich bei, auf die Idee, ihre Texte als Grundlage zur Arbeit mit der eigenen Kindheit zu nehmen, wäre und würde ich jedoch nicht kommen und mal nur von meinem Gefühl ausgehend, finde ich das auch nicht ratsam.

    Zitat

    Das ist eher was für Menschen wie mich, die fanden oder manchmal auch immer noch finden, das irgendwas nicht in Ordnung ist mit ihnen.
    Also Menschen, die das Gefühl haben, sie hätten tief in sich ein Monster oder endlose Abgründe.
    Die sich nicht liebenswert finden und es noch schlimmer finden, anderen nicht mit der Liebenswürdigkeit begegnen zu können, mit der sie das eigentlich möchten.


    Das Empfinden, ich sei nicht in Ordnung, in mir endlose Abgründe zu haben, nicht liebenswert zu sein, begleiteten mich lange Zeit meines Lebens. Dies mit Alice Miller aufzuarbeiten zu können, ist für mich unvorstellbar, weil es bei einer theoretischen Auseinandersetzung bleiben würde, einer Begegnung deiner Erfahrungen, deines Innenlebens, deiner Gefühle mit der Lektüre und den Theorien einer Kindheitsforscherin.

    Mit Gruß von Wacholderfrau

  • Hi Lea!

    Über die Primärtherapie, die von irgendeinem Mann entwickelt wurde und an der Miller vor 20 Jahren teilgenommen hat, und dann davor gewarnt hat, kann ich dir nichts sagen.

    Schau, du bringst das eingeredete Monster mit. In keinem ihrer Bücher wirst du das finden. Schon gar nicht als Konzept.

    Das mit dem Bösen, das in uns allen steckt, ebenso nicht!

    Aber: Wenn man Miller erzählte, man habe ein Monster in sich, oder sich selbst eben so fühlt, als wäre da was, dann wird dieses Monster nicht, wie bei der klassischen Psychologie, ins Reich der Fantasie abgeschoben, sondern ernst genommen.
    Man muss sich nicht entziehen um es zum Verschwinden zu bringen. Man muss nur hinsehen.

    Ich bin nicht liebenswert wenn ich kratzemüde bin, ansonsten
    war's nur mehr so, wenn ich einen Kater hatte.

    Liebe Grüße

  • Hallo Wacholderfrau!

    Ja was soll ich sagen? Miller war 20 Jahre Psychoanalytikerin und da sie dann diverse Theorien, va. die Triebtheorie nicht mehr mittragen konnte, verließ sie den Verband der Psychoalanytiker und nannte sich Kindheitsforscherin.

    Von daher weiß ich nicht was du vor vielen Jahren gelesen hast und ob du es verstanden hast, wenn du jetzt von ihren Theorien sprichst.
    Die da wären?

    Liebe Grüße

  • Hallo schnuffig,

    bitte verstehe meine Antwort auf deine Eingangsfrage zu Alice Miller nicht als Abwertung ihrer Arbeit und schon garnicht als Kritik, dass es für dich (die) Grundlage für die Aufarbeitung deiner Kinheit ist. Jede/r geht den Weg, für den sie/er sich entscheidet.

    Ich glaube sagen zu können, dass ich Millers Texte, auch ihre Biografie, ziemlich gut kenne und sie mir wie gesagt auch hilfreich waren - ob ich sie tatsächlich verstanden habe, sei dahingestellt :lol:
    Mit Theorie meinte ich, dass das, was ich lese, auch wenn ich mich intensiv damit beschäftige, eben theoretisch und nicht praktisch ist.

    Dir alles Gute
    lieben Gruß, Wacholderfrau

  • Hallo,

    was bedeutet Primärtherapie? Ich habe den Begriff noch nie gehört. :oops:

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hi Wacholderfrau!

    Du meinst das so: Wie weit kann einem ein Buch überhaupt helfen?

    Es gibt ja auch eines ( frei im Netz), dass nur aus Erfahrungsberichten und ihren Antworten darauf besteht.

    Für mich ist und bleibt Kindheit ein interessantes Thema und ich tausche mich gerne darüber aus.
    Hat man für diesen Austausch eine gemeinsame Basis, z.b. ein Buch, bringt es mehr wie ich finde.

    Liebe Grüße

  • Hallo Linde!

    Da hast du nichts verpasst! Soweit mir bekannt wird man mit Hilfe von Dunkelheit und ähnlichem wieder in den Zustand eines möglichst kleinen Kindes versetzt.
    Und manchmal dann auch dort gelassen, deswegen die Gefahrenwarnung.

    Liebe Grüße

  • Hallo schnuffig,

    danke für deine Antwort.

    Ich halte alles, was massiv eingreifend oder forcierend ist, für möglicherweise retraumatisierend. Und das ist ja kontraproduktiv. Viel schonender ist gegebenenfalls eine Traumatherapie nach Luise Reddemann.

    Ich kenne von Alice Miller die drei Bücher 'Das Drama des begabten Kindes', 'Am Anfang war Erziehung' und 'Du sollst nicht merken'. Ich las sie so Mitte 20, glaube ich. Später kamen dann viele weitere Autoren dazu. Die Mischung machts wohl und daß ich mir überall das rausholte, was ich gerade zum Weiterkommen brauchte.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    das hast du wirklich nichts verpasst! Die Primärtherapie wird auch Regressionstherapie genannt, und genau darum geht es. Die Idee dahinter ist, dass es Traumata gibt, die so früh in der Kindheit stattgefunden haben, dass sie nicht erinnert bzw. verbalisiert werden können (sie sind primärprozesshaft). Der Patient wird daher in diesen Zustand zurückversetzt, um das Trauma noch einmal zu durchleben und es bewältigen zu können.
    Das halte ich auch für sehr gefährlich. Ebenso gestört hat mich auch die Ansicht, dass erlebte Gewalt schon fast zwangsläufig in neue Gewalt münden muss - und, dass wenn man diese schlimmen Erlebnisse nicht bewältigt bekommt, man selbst zu einem "Monster" mutiert (und genau dieser Ausdruck fällt bei Stettbacher, schnuffig, deswegen habe ich gleich "gezuckt"). Das erzeugt einen unglaublichen Druck, die Therapie erfolgreich beenden zu müssen.

    Schnuffig, kannst du mal schreiben, was Miller inzwischen für eine Haltung und für ein Therapiekonzept vertritt?
    Denn abgesehen von ihrem Ausflug in die Primärtherapie fand ich ihre früheren Texte sehr wichtig. Aber nicht für mich aktuell, sondern eher als Warnung an Pädagogen (und auch Eltern), was die Folgen "schwarzer Pädagogik" sein können.

    Viele liebe Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hallo Lea,

    hm, ich finde es gerade beim Lesen ziemlich krass, wie jemand, der die Schwarze Pädagogik so eindrucksvoll beschrieben hat, dann später auf sowas wie eine Primärtherapie kommen kann.

    Ich lese hier mal gespannt weiter mit, denn ganz verstanden habe ich es immer noch nicht. :?

    Zitat

    Der Patient wird daher in diesen Zustand zurückversetzt


    Allein da stellen sich bei mir schon alle Igelstacheln. Denn eben genau durch dieses Procedere wird der Patient erneut zum Opfer gemacht, selbst wenn er das selber vom "Primärtherapeuten" so abverlangt und auch bezahlt. Ich mag das absolut nicht, wenn man als Patient sich in die Hand eines anderen begibt, wenn man passiv wird, wenn man die Handlungsfähigkeit abgibt - auch wenn es für einen "höheren Zweck" ist.

    Ich halte es für sinnvoller, schonender und nicht-retraumatisierend, wenn Traumatherapie das begleitet, was eh hochkommt und das dann mit schonenden Ansätzen wie z. B. Bildschirmtechnik, Beobachtertechnik, Tresortechnik usw. zu integrieren versucht. Also wenn man eben NICHT durch irgendwelche Methoden den Patienten künstlich triggert und Material hochholt. Das ist in meinen Augen ein höchst gefährliches Spiel mit großen Gefahren für den Patienten.

    Traumatherapie braucht viel Zeit und ohne gleichzeitige Ressourcenstärkung, Stabilisierung und Festigung neuer Alltagsstrategien halte ich es für verantwortungslos, einen Patienten künstlich zu triggern - wie gesagt: Auch wenn er das selber so will, vielleicht um "es" schneller hinter sich zu bringen.

    Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo Linde,

    Alice Miller hat sich später, wie schnuffig schreibt, von Stettbachers Therapiekonzept distanziert (nachdem es allerdings vorher sehr mit ihrem Namen aufgewertet hat, u.a. hat sie das Vorwort zu Stettbachers "Wenn Leiden einen Sinn haben soll" verfasst.
    Allerdings nicht nur wegen der Regression, sondern vor allem auch, weil sie das Problem der Manipulierbarkeit von Erinnerung durch den Therapeuten erkannt hat.
    In der Regressionstherapie sah Miller zuerst eine Möglichkeit, das an die Oberfläche zu befördern, was das Kind "nicht merken" sollte ("Du sollst nicht merken").
    Daher wohl das Interesse für Stettbacher, von dem sich dann aber später, wie gesagt, sehr distanziert hat.
    Daher würde mich interessieren, wie sie jetzt arbeitet.

    Viele Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

  • Hi!

    Ich schreibe aus meiner Sicht, denn ich denke nachschauen und oder lesen, kann eh jeder selber.

    Die Traumatherapie bietet mir jene Techniken zur Aufarbeitung an, die ich früher benutzt habe, um zu überleben.
    Also zum Beispiel konnte ich mir was mit mir geschah immer schon aus der Distanz ansehen, langsam oder schneller, aus verschiedenen Perspektiven oder es ganz wegsperren, verstecken. Sonst hätte ich meinen Alltag teilweise ja gar nicht auf die Reihe bekommen.
    Aber ich wollte mir das dann gar nicht mehr aus der Distanz ansehen, ich wollte ein klares Bild, Nähe zu mir, mit jemandem über alles mal reden, der das aushält.

    Es gibt in "Am Anfang war Erziehung" eine kurze Passage, wo Miller einen jungen Mann beschreibt, der über viele Seiten Schimpfwörter für seine Mutter findet und für sich aufschreibt und sie lobt diesen wegen seiner Kreativität.

    Das war etwas, was mir bis dahin noch nie begegnet war. Das war etwas, was ich vorher nicht denken konnte. Dem bin ich auch nie sonstwo begegnet.
    "Meine Mutter dieser schleimige Lurch von von einem halblinden Axolotel in ihrer Stinkegrube."
    Das gab ja schon ein Räuspern von der Gegenseite oder hochgezogene Augenbrauen, oder auch mal, ein ist schon gut oder ein, so redet man nicht über seine Mutter, sie ist immerhin deine Mutter, oder ein, du wärst ja gar nicht du, wenn du nicht all das schlimme erlebt hättest. Irgendsowas.

    Mein, geschultes und bezahltes, oder befreundetes, Gegenüber stellte sich dadurch relativ schnell, verbal oder nonverbal auf die Seite meiner Mutter.
    Und ich hatte dann irgendwas einzusehen oder anzuwenden.

    Miller, je später desto deutlicher, machte das nie. Die steht felsenfest auf der Seite des Kindes und geht da auch nicht weg.
    Ihre Worte sind eindeutig, klar, und (mit Ausnahme von Du sollst nicht merken) kommt sie ohne ein einziges Fremdwort aus.
    Ich musste nie mein psychologisches Wörterbuch benutzen beim Lesen ihrer Bücher.

    Ich wollte mir meine Realität ansehen, meine frühere, ich wollte wissen was passiert ist und davon ein klares Bild haben.
    Ich wollte es nur nicht alleine tun, sondern mit jemandem der mich begleitet und schützt, nicht vor mir schützt, sondern vor meinen Eltern bis ich selber dieses Kind schützen kann, dass ich einmal war, bis ich mich selber schützen kann. Bis ich felsenfest auf meiner Seite stehe und nicht dieses Gerede vom Guten mich wieder unsicher und wackelnd machte.

    Sie hat ja sehr viele Jahre (gratis) Leserbriefe beantwortet.
    Das geht jetzt natürlich nicht mehr.

    Aber ihre Bücher kann man natürlich noch lesen.

    Liebe Grüße

  • Hallo Schnuffig,

    dass Alice Miller kompromisslos auf der Seite des Kindes steht und an dessen Schuldlosigkeit am Geschehen festhält, finde ich auch sehr positiv. Und ich denke es ist nicht zuletzt Menschen wie Alice Miller zu verdanken, dass inzwischen häusliche Gewalt auch gerichtlich verfolgt werden kann.
    Ich will diese Leistung Millers auch gar nicht schmälern. Ich fand nur ihren Ausflug in die Regressionstherapie etwas bedenklich. Ich hätte mich daher gefreut, du hättest etwas mehr zu Millers späterer Arbeit geschrieben, aber natürlich kann ich das auch selbst nachlesen.

    Wichtig finde ich auch Millers Ansatz, Wut zuzulassen (und eben auch Schimpfwörter); Wut kann Kraft zum Überleben geben, aber mich hat sie nicht lange ernährt. Mir ist das Ablösen erst gelungen, als Wut und Trauer vorbei waren.


    Ich hoffe auch, dass jeder Therapeut es als Ausdruck einer inneren Not verstehen würde, wenn du von deinen Monstern berichtest.
    Ganz wichtig finde ich, was du zum Schluss geschrieben hast: lernen, sich selbst nicht von der Seite zu weichen, sich selbst zu schützen.

    Viele liebe Grüße
    Lea

    If you know where you stand
    then you know where to land ...

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!