Den Kreis durchbrechen

  • Hallo,

    mein Name ist Marco, ich bin 34 Jahre jung, Handwerker, treibe viel Sport und drehe mich seit Jahren im Kreis :(

    Ich fang mal weiter vorne an: in meiner Jugend, so mit 14-17 war ich polytoxisch. Angefangen hat alles mit einem Joint. Ziemlich schnell nahm ich aus Neugier auch alle möglichen Chemikalien die man sich illegal beschaffen konnte. Alles wurde probiert, nichts war zu hart und so ging es gute 2 Jahre dann weiter. Nach der Trennung von meiner ersten Freundin, bemerkte ich plötzlich, dass ich das alles nicht mehr nur aus Neugier und Spass mache, sondern, dass ich damit versuchte den Schmerz über eine böse Trennung zu verkraften.
    Als ich ziemlich am Boden war reichte es mir und ich beschloss "clean" zu leben.
    Zwischen meinem 17. und 18. Lebensjahr hab ich dann auch wirklich geschafft NICHTS mehr zu nehmen, ich rauchte nicht mehr, trank keinen kaffee mehr und hae alle Suchtmittel verbannt. Leider auch alle sozialen Kontakte. Es ging mir verdammt dreckig in dieser Zeit und seelisch wurde es einfach nicht besser. Nach 8-9 Monaten clean gab ich dann den Kampf gegen mich selber auf.
    Ich begann wieder zu Kiffen und siehe da, plötzlich war ich "glücklich"
    :shock:
    Zur gleichen Zeit begann ich wieder Fun Sportarten zu betreiben und in diesen Kreisen gehört es einfach zum guten Ton zu Kiffen und zu trinken. Das passte mir natürlich sehr gut. Alle sind breit und es gilt auch noch als cool.
    Anfangs ging das alles ganz gut, man erntete Anerkennung wenn man gut war in seinem Hobby und es war für mich selbstverständlich so zu leben. Glücklich war ich trotzdem nicht wirklich, wieder einmal.
    Das Trinken und Kiffen ging dann gute 15 Jahre lang mehr oder weniger gut. Beziehungen kamen und gingen, zerbrachen natürlich am Konsum, aber ich konnte mir ja sagen, dass die Anderen die Schuld haben. Ich war doch einfach nur so sau cool!

    Bis ich vor 2 Jahren mit meinem Bruder auf einem Motorrad Treffen war, ich traf Bekannte Leute, hatte "Spass" und trank von morgens bis abends und morgens. Benommen habe ich mich wie immer, also der Lebemann, der keine Probleme kennt und immer gut drauf ist.
    Ich war so gut drauf, dass mein Bruder nicht mehr mit mir reden wollte in den Tagen danach. Warum wusste ich, ich war längst nicht mehr gut drauf; Suff und Kiff waren das einzige was ich noch kannte und mein Benehmen wurde immer untragbarer. Tief in mir wusste ich das auch, nur hat mein Bruder den Schalter betätigt, der mich dazu brachte im September 2012 das erste mal zur Suchtberatung zu gehen.

    Was sollte ich hier? Ich nehme doch kein Heroin! Ich hatte immer Arbeit, ab und zu auch ne Freundin und ansonsten mochten mich die Leute ja auch.
    Die ersten Besuche in einer SHG folgten und ich fing an zu realisieren, dass alle meine Gedanken schon von zig Leuten vor mir gedacht wurden; ach bei mir is es ja nicht so schlimm, ich habe ja Arbeit, ich trink ja nur Bier, kiffen tut jeder usw usw usw
    Ich konnte zum ersten Mal sehen, dass das alles eine riesen Illusion war.
    Ich hörte auf zu Kiffen und trank auch wirklich ca 3 Monate nichts. Trotz einem gebrochenen Bein ging es mir in dieser Zeit richtig gut, ich war erstaunt was das Leben eigentlich wirklich alles zu bieten hatte. Hatte natürlich auch mit allen Gefühlen zu kämpfen, die ich ja plötzlich wieder hatte.
    Ich lernte sogar eine Frau kennen. Übers Internet, wie das heute ja oft passiert :(
    Ich hatte es geschafft! 3 Monate nichts getrunken, attraktive Frau, da kann man sich doch ein Bierchen drauf gönnen!
    Innerhalb von wenigen Wochen trank ich wieder regelmässig und das Kiffen war auch wieder da. Mit der Frau ging alles in die Brüche nach nur 7 Monaten und ich war wieder wo ich angefangen hatte.
    Aber alles kein Problem; ich lernte die nächste Frau kennen. Der Gedanke zur SHG zu gehen kam mir überhaupt nicht mehr in den Sinn, schliesslich war ich doch begehrt.
    Nach nur 2 Monaten war es der neuen Freundin auch zu viel und Sie sagte mir, dass es Ihr zu weh tut mich total abgeschossen in der Ecke liegen zu sehen bei allen möglichen Anlässen.
    Das konnte doch nicht sein! Ich wollte doch gar nicht so sein, das wusste ich ja auch tief in mir drin. Es war ein guter Impuls wieder nüchtern zu werden. Ich wollte nicht SO sein!
    Wir unterhielten Uns und ich beschloss das Problem wieder anzugehen. Ich konnte und wollte Sie nicht gehen lassen.

    Ich schaffe es seit Mitte 2013 immer wieder für ca 6-10 Wochen trocken zu sein, und dann überkommt mich der Saufdruck.
    Ich nahm auch Termine wahr, um eine ambulante Entwöhnungstherapie zu beginnen.
    Ich will doch so sein wie meine Freundin es gerne hätte! :D
    Nach diesen 6-10 Wochen verliere ich aber die Geduld, ich bin doch trocken, hab ne tolle Freundin, Arbeit also was soll das?!! Warum bin ich denn so rastlos? Warum fühl ich mich leer? Warum treibe ich 4-5 mal die Woche Sport? Warum kommt meine Freundin nicht damit klar, dass ich nicht gut drauf bin manchmal? Die SHG hatte ich schon 3 mal geschwänzt, ich war doch trocken!!
    Am 21. Januar nach einem Streit beschloss ich, dass es doch alles sinnlos ist und trank 5 Tage am Stück.

    10 Wochen trocken und dann das, ich war deprimiert, sauer, enttäuscht von mir selber, hatte Liebeskummer und nichts half. Den Antrag zur Therapie hatte ich auch kaum noch beachtet, ich hatte doch alles fest im Griff!
    :D
    Aus allem schlechten entsand jedoch etwas Gutes und ich erkannte, dass ich unbdingt an der Trockenheit aktiv arbeiten muss. Den Therapie Antrag nahm ich wieder in die Hand und bemühe mich im Moment diesen zu vervollständigen. Ausserdem meldete ich mich hier an, um mir noch mehr Anreize, Hilfe und Feedback zu holen.

    Vergangenen Montag, dem 27.01. ging ich dann das erste mal seit ca 5 Wochen total deprimiert über mein "Versagen" in die SHG und siehe da: der leitende Psychologe sprach von "Geduld" und dass "jedes Ende einen neuen Anfang beinhaltet" Das gab mir wieder Kraft und Einsicht.
    3 Monate trocken sind noch immer nur 1cm Weg von einem Marathon den ich vor mir habe. Das Aufgeben wollen und das "geheilt sein" redet mir immer wieder der Alkohol ein.

    Darum bin ich jetzt hier, ich möchte den Kreis durchbrechen. Freundin ist weg und ich merke, dass ich die ganze Zeit nicht "bei mir" war.
    Alleine sein ist nicht schlimm, ich möchte einfach endlich bei mir sein, auf mich hören, mich auch mal verwöhnen können, mir vertrauen lernen, meine Entscheidungen aus meiner Mitte treffen und nicht um so sein zu wollen, wie ich glaube, dass andere es gerne hätten.

    Ich möchte den Weg zu MIR SELBER finden! Geduld ist mein neues Zauberwort! Dieses Wort erklärt mir so vieles!

    Die ambulante Therapie möchte ich sehr gerne machen und hoffe hier auch mal Kraft und vielleicht ab und zu nen Tritt zu bekommen, wenn ich mich wieder in Sicherheit wähne!

    So das wars von mir erstmal, vielen Dank an die Leute die das hier möglich machen.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • hallo marco,
    schön das du den weg hier zu uns ins forum gefunden hast. ich bin selber noch nicht lange hier, habe aber schon festgestellt wie ungemein hilfreich es ist sich auszutauschen. allein das lesen hier hilft mir bei mir und meinen wünschen zu bleiben und trocken zu leben. ich freue mich auf einen regen gedankenaustausch mit dir.
    lg bella

    ...weil jeder Tag zählt

  • Morgen,

    danke für die Begrüssung bella. Habe heute morgen ein wenig Sport gemacht, möchte gerne mein Motorrad putzen, muss mich um die Reparatur meines Autos kümmern, aber für morgen hab ich mir vorgenommen direkt morgens zu meiner Krankenkasse zu spazieren und einige Unklarheiten in Bezug auf den Antrag zur Therapie zu klären.
    Trennung ist ganz frisch, aber die Aufgaben die vor mir liegen geben mir komischerweise Kraft und fordern mich, anstatt mich zu deprimieren. Das freut mich sehr.
    Schön, dass man das hier ankündigen kann, wie mit dem Antrag bei der KK und somit auch nen Anreiz hat Dinge wirklich zu tun :D

    Ich werde berichten.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Unruhiger Tag, hab den ganzen Tag schon Unruhe bemerkt. Gestern noch in Hochstimmung, fast kein Anzeichen von Liebeskummer und heute BÄMMM! Dann kommt mir meine Ex noch mitm Auto entgegen, typische Trinksituation.
    Hab stattdessen Tee getrunken, Bad geputzt und war gerade ein wenig spazieren.
    Immer das Wort "Geduld" im Hinterkopf. Morgen ist auch ein Tag.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • glück auf marco

    scheint immer wieder der selbe ablauf zu sein bei dir?
    was willst du jetzt anders machen?

    tipp: wenn s "eng" wird schreib hier im forum - s is immer jemand da und s gibt den kummerkasten.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen,

    silberkralle :

    Ja genau das ist es auch, leider immer in Bezug auf Beziehungen. Ich habe mir keine Zeit genommen, mal in mich hinein zu horchen was ICH denn eigentlich will. Nicht WIR, erstmal muss ICH gucken wo ich eigentlich wirklich hin will.
    Da drehe ich mich immer im Kreis, Anforderungen und Erwartungen die ja ganz normal sind in Beziehungen, sind für mich erstmal unglaublich hoch und mache mir Druck diesen zu entsprechen.
    Der Witz ist, dass ich immer "ausgesucht" werde. Um nicht alleine zu sein nehme ich die Chance dann beim Schopf und dann geht das Drama los mit mir.
    Anders? Hmmmh! Ich muss mir da mal Gedanken zu machen, aber für mich ist ein Anfang mehr Zeit für mich zu nehmen und mich bewusster zu belohnen. Mit einer heissen Dusche, einer gründlichen Rasur, nem guten Essen.
    Und das wichtigste: ich werde mir so dermassen in den Arsch treten keine Gruppenbesuche mehr auszulassen aus Faulheit. Habe meine Brüder angewisesen mich doch bitte Montags anzurufen und mir das noch mal vor Augen zu halten. Habe gelernt: keine Gruppe = keine Auseinandersetzung und Rückfall.

    @matti-hh

    Danke, das macht mir Hoffnung. Wenn man in so einer Down Phase ist, kann man sich ja gar nicht vorstellen, dass es irgendwann mal anders sein wird. Mich verlässt immer die Geduld zu früh und ich will die Anspannung nicht mehr aushalten.
    Ja ich treibe echt hart Sport, trinke Kaffee wie ein Ochse und rauche mir einen ab. Aber ich denke auch, solange es kein Suff ist nehme ich das hin. Irgendwann mit dem Gelassenwerden, werde ich diese Sachen auch in Angriff nehmen, aber dafür hat mich der Alkohol noch viel zu sehr im Griff um jetzt von heute auf morgen Papst ähnlich abstinent zu werden :D Habe sonst auch bis spät Abends Kaffee getrunken. Den ersetze ich jetzt erstmal ab 15Uhr durch Entspannungs Tee ausm Supermarkt.

    Komme eben nach Hause, war bei meiner Krankenkasse. Schritt für Schritt! Die Unterlagen sind soweit komplett. Brauche nur noch aktuelle Leberwerte von meinem Hausarzt. Leider ist mein Ansprechpartner bei der SHG im Moment krank und ich muss warten bis wir dann gemeinsam die Sachen besprechen können und zur Rentenversicherung abschicken.
    GEDULD! Da ist es wieder dieses Zauberwort.
    Solange vertreibe ich mir die Zeit mit Sport, Gesprächen mit netten Leuten und meinen Gedanken. Will mich ja nie mit mir auseinandersetzen, obwohl ich merke, dass gerade das auch nach anfänglichen Schwierigkeiten Entspannung bringt.

    Klasse, dass es dieses Forum gibt! Da kann man auch ausserhalb bestimmter Zeiten einfach mal los werden was einem auf der Seele brennt! Tippitoppi!

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Zitat von marcomarco

    Anders? Hmmmh! Ich muss mir da mal Gedanken zu machen, aber für mich ist ein Anfang mehr Zeit für mich zu nehmen und mich bewusster zu belohnen.

    ja
    bei den co´s schreib ich oft: "sorg dafür, dass es dir gut geht!" - das is auch für uns abhängige gut, richtig und wichtig aber wichtiger is für uns die verändereung (neues umfeld, neue freunde, neues hobby neues und und und ...)

    weitere anregung gibts bei den "grundbausteinen" https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…echternheit.php - die kennst du ja sicher schon :wink:

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Danke für den Link! Viele dieser Dinge habe ich konsequent umgesetzt, ich treffe mich nicht mehr mit den Leuten die weiterhin THC oder Alkohol konsumieren. Bei einigen Gesprächen mit Ihnen über meine Problematik kommt nämlich nur: "ach was, so ein Bierchen... ich lasse mir doch nicht mein Feierabend Bier nehmen... Lass Dich nicht von Deiner Freundin beeinflussen..." Alles blablabla um Ihre eigene Sucht nicht sehen zu wollen.
    Ich sage denen dann immer, dass sie doch mal bewusst für "nur" 12 Wochen auf Alkohol verzichten sollen, um mal zu schauen was dann passiert. Der Kontakt erlischte von ganz alleine.

    Leider wird von mir eine "normalität" erwartet denk ich oft und manche Leute reden sogar davon, dass Sie mir wünschen, dass ich gesund werde.
    Ich denke eher, dass ich meine eigenen Sichtweisen nich konsequent genug vertrete, dadurch in eine seelische Zwickmühle gerate und diese dann mit dem Alkohol "heilen" will. Ich fixiere mich dann auf eine Partnerin und will unbedingt alles tun um auch "normal" zu sein. Dann fängt es an!!

    Ich treibe Sport auch mit anderen Menschen und geniesse dort Erfolgserlebnisse. Leider wird dort auch gerne ein Bier danach getrunken und dann verziehe ich mich einfach. Da bin ich noch nicht offen genug. Mir fällt aber auf, dass man so etwas auch mit schwarzem Humor nehmen kann und wunderbar damit leben kann.
    Wenn mich zum Beispiel jemand fragt warum ich nichts trinke, antworte ich schon mal gerne: weil ich dann hier nackt aufm Tisch tanze und wahrscheinlich mit 4 neuen Freundinnen aufwache :lol:

    Sich selber ein wenig auf die Schippe zu nehmen fällt mir viel leichter, als in Erklärungsnot, gelähmt in der Ecke zu stehen.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • glück auf marco

    Zitat von marcomarco

    ... Erklärungsnot ...

    ?

    du weißt sicher soviel über abhängigkeit wie ich (wahrscheinlich mehr).

    ich sag allen, mit denen ich länger als paar minuten zu tun hab, dass ich trockener alkoholiker bin. viele brauchen dann ne erklärung - können se haben - für "mich auf die schippe nehmen" is dann immernoch zeit.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von silberkralle

    du weißt sicher soviel über abhängigkeit wie ich (wahrscheinlich mehr).

    Hmm, stehe gerade aufm Schlauch. Ist das Ironie? Bin ich da auf dem Holzweg?
    Denke viel nach, ich kann mir vorstellen, dass zwischen dem Vorsatz trocken bleiben zu wollen und dem trocken sein ein Unterschied besteht. Manchmal bekomme ich eine Ahnung davon wovon alle reden, ich mache es aber alles viel zu Kopflastig, das Gefühl stellt sich noch nicht ein. Da kommt dann wahrscheinlich die Geduld ins Spiel?!

    Die Erklärungsnot entsteht, weil ich es mir und Anderen nicht wirklich eingestehen will?

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Dazu fällt mir immer diese Grafik ein :D

    - edit, bitte keine fremden links einstellen, danke Tina -

    Ich muss es ja nicht jedem sagen finde ich, natürlich weiss mein direktes, privates Umfeld Bescheid.
    Stimmt aber, wenn ich an Situationen denke, in denen ich mich mit irgendwelchen Ausreden aus Trinkgelagen rausgehalten habe, fühlte ich auch einen riesigen Druck und das Gefühl des "nichtnormalseins"
    :idea:

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo marco,
    du schriebst:

    Zitat

    Die Erklärungsnot entsteht, weil ich es mir und Anderen nicht wirklich eingestehen will?


    Ein guter Anfang. Weiter so!

    Gruß
    Andi

  • Hallo Marco!

    Im ersten Jahr, zumindest am Anfang, machte mir die Frage zu schaffen, ob das jetzt das Ende meins Alkoholkonsums auch das Ende meines "Cool" seins war.
    Was fällt weg und was bleibt dann noch von mir? Ich hab meinen Freunden damals anfangs gesagt, als sie mich entsetzt fragten,warum ich nichts mehr trinke, dass ich nix mehr trinke, weil ich jetzt Heroin nehme.
    Haha wie witzig.
    Irgendwann ziemlich bald haben sie aber angefangen mich zu langweilen.
    Nüchtern betrachtet waren sie nämlich langweilig.
    Und bei weitem nicht so talentiert, wie sie mir vorkamen, wenn ich was getrunken hatte.
    Jetzt bin ich bei ganz anderen Leuten. Gelegentlich.
    Die Wissen bescheid.
    Und die finden es irgendwie schon cool, dass ich nichts mehr trinke.
    Mach weiter. Manches klärt sich einfach mit der Zeit, solange du sie trocken verbringst.

    Grüße

  • Zitat von marcomarco


    Ich muss es ja nicht jedem sagen finde ich, natürlich weiss mein direktes, privates Umfeld Bescheid.
    Stimmt aber, wenn ich an Situationen denke, in denen ich mich mit irgendwelchen Ausreden aus Trinkgelagen rausgehalten habe, fühlte ich auch einen riesigen Druck und das Gefühl des "nichtnormalseins"
    :idea:

    Moin Marco,

    woher kommt denn das Gefühl, nicht normal zu sein ? Weil man als Einziger nicht an nem Saufgelage teilnimmt ?

    Natürlich muß man nicht jedem gleich auf die Nase binden, daß man abstinenter Alkoholiker ist. Aber einem selbst hilft es oft weiter, die Dinge konkret anzusprechen. Dazu gehört auch, daß man sich selbst den Druck wegnimmt, indem man klar anspricht, warum man keinen Alkohol mehr trinkt.

    Eigentlich ist es ganz einfach...die Menschen, denen Du wirklich wichtig bist, werden das verstehen und akzeptieren... die Menschen, die damit ein Problem haben, die kannst Du getrost aus Deiner Adressliste löschen.

    Die Entscheidung, abstinent zu leben, beeinflußt das eigene Leben in vielerlei Hinsicht und hat natürlich auch Auswirkungen auf das eigene Umfeld. Man hört nicht einfach auf zu saufen und alles andere läuft weiter wie bisher. Und das ist gut so.
    Wenn Du mal etwas länger abstinent bist, werden Dir viele Dinge, die Dir jetzt unheimlich schwer fallen, ganz von selbst gelingen.
    Abstinent leben heißt sicher nicht zwangsläufig, daß dann alles wie von selbst läuft...aber es versetzt Dich in die Lage, nüchtern und klar Entscheidungen zu treffen, die Du früher weggesoffen hast. Es hilft Dir rauszufinden, wer Du wirklich bist, wo Du in Deinem Leben stehst und wo Du eigentlich hinwillst.

    Du hast die richtige Entscheidung getroffen und wenn Du lange genug am Ball bleibst, wirst Du das erkennen.

    Ich wünsch Dir dazu alles Gute und weiterhin viel Spaß beim Sport

    Schönen Gruß

    Andreas

  • Zitat von marcomarco

    Hmm, stehe gerade aufm Schlauch. Ist das Ironie? Bin ich da auf dem Holzweg?

    Zitat von marcomarco

    so mit 14-17 war ich polytoxisch.

    ich hab nur erfahrung mit alk, nikotin und koffein.

    Zitat von marcomarco

    Ich nahm auch Termine wahr, um eine ambulante Entwöhnungstherapie zu beginnen.

    ich bin nur durch die selbsthilfe trocken geworden und geblieben.

    Ironie? - nönönönönö

    glück auf

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen,

    mir geht es soweit ganz gut, leider lähmt mich Liebeskummer. Ich kann nicht los lassen, immer wieder die gleichen Fragen und Hoffnungen im Kopf.

    Als ob Sie mich mitgenommen hätte. In manchen Momenten sehe ich ein, dass es für nicht süchtige Menschen nicht zu verstehen und auch nicht ertragbar ist, bei jemandem zu sein, der nicht "bei sich" ist.

    Geduld ist das Vertrauen, dass alles kommt, wenn die Zeit dafür reif ist.

    Damit tröste ich mich mal jetzt, und bin froh und ein wenig stolz, dass ich den Kummer zu lasse ohne ihn zu "überschütten" Ich bin dankbar für meine Gefühle, auch wenn Sie mich manchmal ganz schön fertig machen. Ich darf mich glücklich schätzen daran wachsen zu dürfen und endlich auch mal etwas einfach hinzunehmen.

    Schwere Aufgabe direkt zu Beginn des Weges, aber für irgendetwas wird es gut sein. Leider sehe ich zur Zeit noch nicht für was!

    So Euch ein schönes Wochenende erstmal, werde weiterhin schreiben was in mir und um mich herum passiert.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo Marco,

    Zitat

    Schwere Aufgabe direkt zu Beginn des Weges, aber für irgendetwas wird es gut sein. Leider sehe ich zur Zeit noch nicht für was!

    So? Aber es ist genau vor Deinen Augen. Du hast es gerade geschrieben.

    Hast Du nicht von ihr eins der größten Geschenke bekommen, was ein Mensch einem anderen machen kann?

    Hat sie Dir nicht auf den Weg zu Dir hin geholfen?

    Was mehr sollte ein Mensch jemals für einen Anderen tun können?

    Vielleicht sind Deine ersten Schritte noch unbeholfen und wackelig, nichtsdestotrotz sind es erste Schritte.

    Vielleicht tut es weh sie zu vermissen und vielleicht ist hier noch die ein oder andere Träne nötig. Doch muss Dich das nicht blockieren wenn Du merkst, daß Dir nichts genommen sondern Dir etwas gegegebn wurde.

    Wirf's nicht achtlos weg.

    Liebe Grüße

    Kaleu


  • Hallo,

    habe heute eine Rad Tour trotz Regen gemacht. Hat sich gut angefühlt, aber danach ging es mir deutlich schlechter und zum ersten Mal habe ich wirklich eingesehen, dass ich nie trocken war. 3 Monate nichts getrunken, ok aber in mir hat sich nix verändert. Alles was ich gemacht habe war ein "MUSS" Ich MUSS zur Gruppe, ich MUSS zu den Schwiegereltern, ich MUSS einen gemeinsamen Urlaub planen, ich MUSS Sport treiben, ich MUSS meine Krankheit überwinden usw usw usw. Die ganze Zeit habe ich Ihr das vorgehalten, dass Sie mich ja nur zu allem zwingen will.

    Ich habe nicht zugehört, war überheblich Ihr und mir gegenüber, habe Ihre wichtigen Sachen einfach mal vergessen und mich nur um mich gekümmert. Aber in keiner positiven Weise. Nur Sport Sport Sport. Nach Anerkennung gieren und nie zur Ruhe gekommen.
    Ich habe Sie angefleht nicht zu gehen, gebettelt, beteuert, dass ich nur noch etwas mehr Zeit gebraucht hätte. Aber eben ist diese Illusion zerplatzt. Nichts hätte ich geändert! Ich hätte nichts getrunken, aber mehr auch nicht.
    Wahnsinn, dass Sie mich lange durchschaut hatte, bevor ich es getan habe.

    Habe angefangen meine Wohnung etwas umzugestalten, will es mir etwas gemütlicher machen. Das hat mir wenigstens das Gefühl des absoluten Stillstands etwas genommen.
    Morgen ist auch ein Tag und dann mal sehen wie es weiter geht.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo,

    mir geht es soweit ganz gut, Kummer ist leider noch immer Tagesbestimmend. Aber habe bei strahlendem Sonnenschein ein kleine Rad Tour unternommen wieder mal und die Landschaft genossen.
    Das einzig Gute, sogar das Beste ist, dass ich trotz des Kummer keinerlei Bedürfniss habe etwas zu trinken.

    Freu mich auf die Arbeit morgen und den Besuch der Gruppe.

    So weit, so gut!

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

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