Den Kreis durchbrechen

  • Hallo Marco,

    du beschreibst da etwas, worüber ich mir seit ein paar Tagen Gedanken mache: kündigt sich der Saufdruck bzw. ein Rückfall an oder nicht?! Was kann man tun, wenn's einem nicht gut geht? Ich bin ja noch ein Frischling hier und auch auf der Suche nach Antworten bzw. Tipps - selbst habe ich noch keine parat. . . .
    ich überlege mir gerade, ob es nicht normal ist, das man sich nach einiger Zeit unentspannt, unausgeglichen etc. fühlt. Mir ging es so, dass ich anfangs total euphorisch war und nun, Tag 23, fühle ich mich...????....unausgeglichen, angespannt, einfach unwohl in meiner Haut. Mit jedem Tag werde ich etwas gereizter. Mir scheint es fast, als ob ich erst jetzt realisiere, dass ich von nun an auf "liebe" Gewohnheiten verzichten will/muss/werde. Der Kopf weiß dass das gut und richtig ist, aber irgendwo tief in mir schreit jemand "VERZICHT, VERZICHT". Das lässt mich ein wenig verspannt sein. Dazu kommt noch (und das ist bei mir der Hauptpunkt), dass sich die ständige Beschäftigung mit dem Thema Sucht auch irgendwo niederschlägt - mich macht es derzeit völlig ko. Immerzu rattert es in meinem Kopf, ich lese viel und sortiere mein Innenleben (da ist großes Durcheinander).Das ist total anstrengend!!!
    Wie entspannt man nun? Ich habe für mich beschlossen, dass ich jetzt mal bis zum Ende der Woche nur noch hier im Forum lesen werde und zur SHG gehe. Die restliche Zeit gönne ich mir mal ne mentale Pause: ich werde Dinge machen, die absolut nichts mit diesem Thema zu tun haben (Sport, kochen, spazieren gehen, Hörbücher anmachen) und mal ein wenig Luft ins Hirn lassen.

  • Hallo Prusselliese,

    Du beschreibst so ziemlich was ich auch denke. In Deinem Faden habe ich von der Weggabelung gelesen. Das hast Du super beschrieben.
    Nachdem man sich an der ersten Gabelung für den trockenen Weg entschieden hat kommen da aber ständig neue Gabelungen, an denen sich zu entscheiden gilt welchen Weg man nun geht. Das ist eine anstrengende Angelegenheit, aber vermutlich ganz normal für nicht-süchtige Menschen. Nur sind wir ja jahrelang immer zum Alkohol abgebogen und hatten gar keine andere Alternative. Jetzt gibt es all die Alternativen und das ist vielleicht auch ersteinmal viel zu viel.
    Bei mir sind es jetzt ca. 2 Monate seit dem letzten Konsum und da bin ich bisher jedesmal an eben diesen "Knackpunkt" gekommen. Langsam steigt die Unruhe und die Ungeduld. Ich beschäftige mich sehr intensiv mit mir und der Sucht und auch mir wird das ab und zu einfach zu viel. Manchmal habe ich gar keine Lust mehr nur noch über dieses Thema nachzudenken. Dann schleichen sich diese "Entspannungs-Sehnsüchte" ein. Dass diese nur von meinem Suchtgedächtniss hervorgerufen werden, ist mir eigentlich klar. Trotzdem zehrt das an den Nerven.
    Ich denke mir, dass ich ja nicht umsonst den Weg ohne den Alk gewählt habe. Da sind Sachen passiert, die ich als meinen persönlichen Tiefpunkt ansehe. Das ist im Moment mein einziger Schutz.
    Genau so war es bei meinen vorherigen Rückfällen. Der Druck in mir wurde immer grösser, ich kam mir vor wie ein Ballon der nur auf "die Nadel" wartet, die Ihn zum platzen bringt :(

    Ich habe hier ja schon oft gelesen, dass nach der ersten Euphorie dann auch ein grosses Loch kommt. Aber wenn man erstmal selber in diesem Loch steckt, kommt einem jeder Tag so unendlich lang vor. Die Krankheit ist heimtückisch, das ist mir absolut bewusst. Ich habe Angst vor einem langen Kampf. Den kann ich doch nur verlieren!
    Ich möchte darüber schreiben, weil ich diese Phase die letzten Male einfach versucht habe zu ignorieren und beiseite zu schieben. Aber ich glaube das war falsch. Bei mir war der Rückfall schon 2 Wochen vorher im Anmarsch, aber ich habe die Signale nicht beachtet, nicht ernst genommen und bin obendrein nicht mal mehr zur Gruppe gegangen. Da war es klar, dass es im Rückfall enden musste. Der Druck war da, ich habe mich nicht mitgeteilt und als dann der Entschluss zum Saufen endgültig gefallen ist, habe ich mir vorgelogen, dass es Urplötzlich war und ich ja absolut nichts dagegen tun konnte.

    Daher schreibe ich mir das jetzt auch einfach mal von der Seele und hoffe, durch die Ehrlichkeit mir gegenüber, dass es sich positiv auf diese Phase/Situation auswirkt.

    Vielleicht hat der ein oder andere ja einen guten Tipp für mich wie ich gedanklich richtig vorgehen kann.

    Fazit Prusselliese: JA ein Rückfall kündigt sich meiner Meinung nach an, nämlich in Form eben dieser Unruhe und Unwohlsein. Dann ist es die Frage, ob und wie man präventiv damit umgeht, um nicht in die hinterlistige Suchtfalle zu tappen.

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • glück auf marco

    Zitat von marcomarco

    Hier in Matthias' letztem Post habe ich dann heute morgen gelesen...

    freut mich sehr :wink:

    tip: wenn du n bestimmten beitrag verlinken willst, findest du oben in der "titelzeile" dieses bestimmten beitrags, links neben "Verfasst am ..." son kleinse sybol (n papierblatt mit eselsohr) - da klickst du drauf, dann hast du in der adresszeile vom browser die adresse(n link) von diesem bestimmten beitrag 8)

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • So, nun versuche ich es mit einer Antwort zum dritten Mal (hab sie wohl immer wieder gelöscht):

    Mir gehen ganz viele Gedanken durch den Kopf. ich versuche sie mal alle zu ordnen (ich kann noch immer nicht kopieren, daher wird es vielleicht etwas durcheinander gehen).
    Du hast ja schon selbst erkannt, wieso es unweigerlich zu einem Rückfall kommen musste.
    In meiner SHG sagte gestern jemand, dass für ihn die Gruppe so unheimlich wichtig ist, weil sie ihn immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt und (auch in guten Zeiten)an seine Krankheit erinnert (und Höhenflüge verhindert). Ich glaube, dass gerade für uns "Frischlinge" eine feste Verabredung mit einer realen Gruppe überlebenswichtig ist. Gerade in Notzeiten kann man sich vielleicht über die Zeit retten, wenn man weiß, dass man "nur" noch ein oder zwei Tage bis zum nächsten Treffen "durchhalten" muss. Manche Gruppen haben ja auch Telefonlisten und man kann schnell Hilfe und Zuspruch bekommen.

    Das andere war die fehlende Entspannung. Da hapert es bei uns mMn gewaltig. Im Gegensatz zu "Gesunden" haben wir keine Mechanismen die anspringen oder bedient werden können, um uns runterzufahren. Vielleicht sind sie auch einfach nur verkümmert oder im Laufe der Zeit abgesoffen *haha* Wir haben uns externe "Entspannung" gesucht. Dass wir jetzt nicht sofort und augenblicklich diese fehlenden Mechanismen aufbauen können ist doch klar. Da dürfen wir uns gleich mal in Geduld und Gelassenheit üben........schreib doch einfach mal alle Dinge auf, die du schon immer mal machen wolltest. Vielleicht ist ja das Richtige dabei?!

    Und nun noch was dazu, dass du geschrieben hast, dass du diesen Kampf doch nur verlieren kannst. das sehe ich nicht so. Schon das Wort KAMPF ist für mich falsch gewählt. Bleiben wir bei meinem Bild vom Lebensweg mit seinen vielen Abzweigungen. Vor der richtigen Abzweigung steht kein Krieger in Rüstung und mit nem Gewehr, der uns hindert unseren RICHTIGEN Weg zu gehen. Keiner (außer uns selbst) zwingt uns dazu, den Weg durch Morst und Schlamm zu gehen. Wir haben uns FREIWILLIG entschieden mit dem Saufen aufzuhören. Wenn das nicht Freiheit ist, was dann?!?! Wir MÜSSEN nicht KÄMPFEN, wir DÜRFEN uns jeden Tag aufs neue für ein GESUNDES, GUTES und vor allem SELBSBESTIMMTES Leben entscheiden. Dass es nicht ganz einfach ist, das wissen wir. Ich glaube, wenn man diesen Perspektivenwechsel macht, dann kann man dunkle, stressige Tage besser aushalten. Verstehste was ich meine?

    So, uns nun hoffe ich, dass diese Sätze ankommen......

  • Hallo Marco,

    ich finde, was Prusselliese da anspricht, ist ein ganz wichtiger Punkt. Du schreibst:

    Zitat

    Die Krankheit ist heimtückisch, das ist mir absolut bewusst. Ich habe Angst vor einem langen Kampf. Den kann ich doch nur verlieren!

    Am Anfang meines Weges in die Trockenheit habe ich das ähnlich gesehen und empfunden. Das hat mir oft zu schaffen gemacht und ich fühlte mich oft wie ohnmächtig. Ich konnte erst in meiner LZT einen Perspektivwechsel einnehmen. Dafür bin ich heute noch dankbar, denn dadurch ist vieles leichter geworden. In der Therapie ist mir klar geworden, das ich, als ich noch am trinken war, einen ständigen Kampf mit dem Alkohol geführt habe und diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen. Der Alkohol war immer stärker als ich und trotzdem habe ich es immer wieder versucht und rutschte immer stärker in die Abhängigkeit. Diesen Teufelskreis kennen sicher viele hier.

    Doch ich war fest entschlossen mich aus dieser Abhängigkeit zu befreien und trocken zu werden. Und in der Therapie war an einem Tag "Kapitulation" vor dem Alkohol ein Thema. Da wurde viel und durchaus kontrovers diskutiert, die Meinungen gingen weit auseinander. Doch für mich war das DIE Lösung. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll....aber daran hatte ich noch nie gedacht....vor dem Alkohol kapitulieren, mich geschlagen geben und damit auch (endlich) den Kampf aufgeben....

    Ich konnte für mich akzeptieren, das ich, wenn ich weiter versuche gegen ihn zu kämpfen, immer wieder verlieren würde. Ich habe also den Kampf aufgegeben, ich habe vor dem Alkohol kapituliert und seitdem fühle ich mich frei. Ich kann meine Energie in meine Trockenheitsarbeit stecken, ich habe den Kopf endlich frei dafür....ich lasse den Alkohol nicht mehr in mein Leben, ich gehe den Weg der Risikominimierung und ich richte mich nach den Grundbausteinen....und das klappt seit über 2 Jahren sehr gut.

    Vielleicht kannst du damit etwas anfangen....

    Liebe Grüße, Lena :wink:

  • Guten Abend,

    Penta , Dich habe ich ganz überlesen bei meiner letzten Antwort. Sorry, typisch Marco, schnell und hektisch überall drüber lesen. :oops:
    Da könnte was dran sein, dass ich mich gerade wegen der 24/7 Beschäftigung mit mir und der Sucht so abgekämpft bin. Vielleicht sollte ich nicht alles auseinandernehmen.

    Zitat von Prusselliese


    Das andere war die fehlende Entspannung. Da hapert es bei uns mMn gewaltig. Im Gegensatz zu "Gesunden" haben wir keine Mechanismen die anspringen oder bedient werd[en können, um uns runterzufahren. Vielleicht sind sie auch einfach nur verkümmert oder im Laufe der Zeit abgesoffen *haha* Wir haben uns externe "Entspannung" gesucht. Dass wir jetzt nicht sofort und augenblicklich diese fehlenden Mechanismen aufbauen können ist doch klar. Da dürfen wir uns gleich mal in Geduld und Gelassenheit üben.......

    So, uns nun hoffe ich, dass diese Sätze ankommen......

    Ich habe auch schon festgestellt und auch in der Gruppe formuliert, dass ich das Gefühl habe, entspannt sein verlernt zu haben. Das kann natürlich nach Jahren des Saufens und Drogenkonsums einfach so wieder zu einem zurück kommen. Ich denke das ist ein Prozess.
    Ich gehe einmal wöchentlich zu einer realen SHG. Das ist ein guter Rythmus für mich.
    Gestern war ich zusätzlich beim vorletzten Termin bevor mein Therapie Antrag an die Rentenkasse geht. Habe dort auch mit meiner Therapeutin gesprochen und habe Ihr gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass die Sucht sich gerade wieder verstärkt meldet nach den ersten richtig guten 7 Wochen. Sie meinte auch, das wäre ganz normal und da muss ich beharrlich bleiben. Ich würde Erfolge erzielen, aber das dauert halt einfach. Und ich solle den Kopf nicht hängen lassen, das wird sich alles verbessern, sonst würden ja alle trockenen Alkoholiker wieder anfangen zu saufen, wenn es so ein Krampf bleiben würde.

    Also bestätigt sich meine Theorie, dass es einfach eine Frage der Zeit ist die richtigen Gedanken und Verhaltensänderungen auch wirklich zu verinnerlichen. Ich stelle mir das dann so vor, dass die Sucht noch mal ein paar Gedankengänge anschmeisst, die mir sagen: "Hey jetzt mach doch keinen Scheiss Marco! DU hast ja schon 2 Monate nix getrunken, Du kannst es und jetzt lass den Quatsch und gib mir hier mal ne ordentliche Dröhnung!!"
    Da darf ich einfach nur nicht drauf eingehen und mit der Zeit werden die positiven Seiten des trocken Seins einfach überwiegen. So stelle ich mir das vor, dass es abläuft.

    Zitat von Lena40

    Am Anfang meines Weges in die Trockenheit habe ich das ähnlich gesehen und empfunden. Das hat mir oft zu schaffen gemacht und ich fühlte mich oft wie ohnmächtig. Ich konnte erst in meiner LZT einen Perspektivwechsel einnehmen. Dafür bin ich heute noch dankbar, denn dadurch ist vieles leichter geworden. In der Therapie ist mir klar geworden, das ich, als ich noch am trinken war, einen ständigen Kampf mit dem Alkohol geführt habe und diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen. Der Alkohol war immer stärker als ich und trotzdem habe ich es immer wieder versucht und rutschte immer stärker in die Abhängigkeit. Diesen Teufelskreis kennen sicher viele hier.

    Doch ich war fest entschlossen mich aus dieser Abhängigkeit zu befreien und trocken zu werden. Und in der Therapie war an einem Tag "Kapitulation" vor dem Alkohol ein Thema. Da wurde viel und durchaus kontrovers diskutiert, die Meinungen gingen weit auseinander. Doch für mich war das DIE Lösung. Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll....aber daran hatte ich noch nie gedacht....vor dem Alkohol kapitulieren, mich geschlagen geben und damit auch (endlich) den Kampf aufgeben....

    Ich konnte für mich akzeptieren, das ich, wenn ich weiter versuche gegen ihn zu kämpfen, immer wieder verlieren würde. Ich habe also den Kampf aufgegeben, ich habe vor dem Alkohol kapituliert und seitdem fühle ich mich frei. Ich kann meine Energie in meine Trockenheitsarbeit stecken, ich habe den Kopf endlich frei dafür....ich lasse den Alkohol nicht mehr in mein Leben, ich gehe den Weg der Risikominimierung und ich richte mich nach den Grundbausteinen....und das klappt seit über 2 Jahren sehr gut.

    Vielleicht kannst du damit etwas anfangen....

    Liebe Grüße, Lena :wink:

    Hallo Lena,

    damit kann ich etwas anfangen. Ein Bekannter ist seit 2004 trocken und hat auch von der Kapitulation erzählt und wie unheimlich Ihm das geholfen hat.
    Ich bin aber gerade mal bei Woche 9, meiner persönlichen Schallmauer wie es scheint. Es ist noch zu früh, als dass ich den wahren Sinn dieser Worte erfassen kann. Es wird sicher noch eine Zeit dauern bis ich an den Punkt komme, um diese Kapitulation wirklich zu verstehen.

    Für mich heisst es jetzt erstmal die Gruppe weiterhin Montags zu besuchen bis mein Antrag wieder zurück ist. Hoffentlich mit der Kostenzusage für eine ambulante Therapie. Ich merke schon, dass meine Gedanken, auch gerade durch die vielen Tipps und Anregungen hier aus dem Forum in die richtige Richtung laufen. :D

    Wenn alles klappt kann ich dann einmal die Woche zur Therapie Gruppe und einmal die Woche zum Einzelgespräch. Zusätzlich lese ich ja eh täglich im Forum und habe so eine gute Mischung für mich gefunden.
    Falls keine ambulante genehmigt wird, muss ich ernsthaft überlegen was ich tue. Eine stationäre ist im Moment sehr sehr ungünstig für mich, weil ich beruflich gut eingespannt bin und ein Leistungsträger in einer wirtschaftlich angeschlagenen Firma bin. Der Arbeitgeber weiss nicht Bescheid. Dann würde ich eher weiterhin Gruppen besuchen.

    Mal was anderes; mein persönlicher Plan ist mich die kommenden 2 Jahre intensiv mit der Sucht auseinanderzusetzen und dann mal schauen wie weit ich dann gekommen bin. Ich würde natürlich anstreben nicht mehr wöchentlich eine Gruppe zu besuchen, sondern je nach Bedarf. Aber das ist noch weit weg, ich weiss. Ich frage mich nur, ob das realistisch ist, oder sollte ich so etwas besser gleich vergessen?
    Ich möchte ja irgendwann auch mal einen Monat haben, in dem ich kaum mit der Sucht in mir in Berührung komme. Ich weiss auch, dass ich ein Leben lang süchtig bin. Trotzdem mag ich den Gedanken, auch mal Zeiten ganz ohne direkte Konfrontation haben zu können.


    So da bin ich mal gespannt! :wink:

    Schönen Abend erstmal!!!!

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo Marco,

    natürlich kannst du heute schon Pläne für in zwei Jahren machen.
    Aber wenn dir heute die Trockenheitsarbeit schon sehr anstrengend vorkommt, warum erschwerst du sie dir nochmal, indem du dir deine Entscheidungen von morgen (in zwei Jahren) noch dazu aufbürdest?
    Mach doch erst mal heute, da is doch schon ne Menge. Und für in zwei Jahren empfehle ich, erst zu kratzen, wenn's tatsächlich juckt.

    Schönes Wochenende.
    Penta

  • Zitat von Penta

    Hallo Marco,

    natürlich kannst du heute schon Pläne für in zwei Jahren machen.
    Aber wenn dir heute die Trockenheitsarbeit schon sehr anstrengend vorkommt, warum erschwerst du sie dir nochmal, indem du dir deine Entscheidungen von morgen (in zwei Jahren) noch dazu aufbürdest?
    Mach doch erst mal heute, da is doch schon ne Menge. Und für in zwei Jahren empfehle ich, erst zu kratzen, wenn's tatsächlich juckt.

    Schönes Wochenende.
    Penta

    Hallo,

    hmm stimmt absolut! :)

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • -edit, bitte keine Zitate einstellen wg. Urheberrecht usw., danke, Linde -

    Vielleicht bist du in 2 Jahren so eng mit den Menschen aus der Gruppe befreundet, dass du die Treffen nicht mehr missen möchtest.....
    Vielleicht ist dir bis dahin aber auch der Himmel auf den Kopf gefallen ;)
    Ich denke, du (ich, wir alle) haben täglich genug mit uns zu tun, dass wir das MORGEN so lange sich selbst überlassen können, bis es zum HEUTE geworden ist.

    In diesem Sinn einen entspannten Abend
    LG P.

  • Nabend,

    Prusselliese : ja da ist was dran. Penta's Satz (erst kratzen wenns tatsächlich juckt) hat mir direkt ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, und habe seitdem schon nicht mehr drüber nachgedacht was in 2 Jahren ist.
    So einfache Sinnbilder helfen mir sehr oft Situationen klarer zu sehen und zu verstehen.

    Ansonsten gehts mir gut. Auf die etwas schwierigeren Tage folgten auch wieder sehr gute Tage. Wie das halt so ist; es geht ja nie nur geradeaus.
    Heute war ich wieder in der SHG, besser gesagt Motivationsgruppe. Mein Trend etwas mehr "Hardliner" zu sein setzt sich weiterhin fort und langsam will ich mal versuchen mich anderen Betroffenen gegenüber darin zu zügeln. Ich kenne aber von mir, dass gutes Zureden nicht hilft und mir immer nur ein Hintertürchen offen stehen lässt. Bei mir hilft nur Wahrheit auf den Kopf zu. Alles andere ist schon ein Freifahrtschein Richtung falsches Denken.

    "Nur nichts trinken reicht nicht" kommt langsam bei mir an und endlich klärt sich für mich der Begriff der "Trockenheitsarbeit"
    Was ist das? Das habe ich mich vor wenigen Monaten noch gefragt. Ist es das intensive Nachdenken über sich und seine Situation/Krankheit? Das schreiben und lesen im Forum?
    Auch. Und dazu kommt für mich die bewusste Risikovermeidung. Das ist für mich die meiste Arbeit, weil dort ja auch andere Personen involviert sind. Absagen erteilen zu Festlichkeiten, andere Alternativen der Freizeitgestaltung suchen und ausprobieren, Dinge anders anzugehen, mehr Kontakt zu trockenen Menschen(ja davon gibt es wirklich genug, die nicht krankheitsbedingt, kaum bis gar keinen Alkohol trinken!)suchen usw. usw. Das ist erst mal komisch und ein Stück weit halt auch Arbeit. Aber ich fahre im Moment ganz gut damit. Ich setze mich (insoweit es mir selber möglich ist) keinem direkten Kontakt mit Alkohol aus.
    Dabei habe ich das Gefühl, dass das ein besserer Ansatz ist als bei meinen vorherigen Versuchen, bei denen ich an meinem persönlichen Knackpunkt (8-10 Wochen) doch schon häufiger an Alkohol dachte.
    Die innere Veränderung kann nur mit einer äusseren einhergehen!:idea:

    Meine 10. Konsumfreie Woche bricht an und mir geht es gut! Die Anspannung der letzten Woche habe ich ausgehalten. (obwohl ich diesen Begriff nicht mag) Ich habe einfach versucht mir eine möglichst angenehme Zeit zu gestalten. Soll nicht heissen, dass ich nur auf der faulen Haut gelegen habe, aber auch das hab ich mir ganz bewusst an manchen Tagen gegönnt. Moderate sportliche Betätigung, Arbeit, Hausarbeit und ab und zu etwas aus der Reihe, wie z.B. Kino, Zweirad Hobby mit trockenen Leuten, sind gerade eine gute Mischung für mich.

    Und weil es gerade gut funktioniert für mich, werde ich auch weiterhin diesen Kurs fahren.


    So jetzt gehts noch an ein wenig Hausarbeit und ein ausgeglichener, ausgefüllter Montag neigt sich damit dem Ende zu.

    Einen schönen Abend noch an alle!!


    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo Marco,

    ich habe gerade deinen letzten Post gelesen und es gefällt mir sehr was du schreibst. Das möchte ich dir nur mal kurz rückmelden. Und zu dem unglücklichen Begriff des Aushaltens, den mog I a ned! ;) Vielleicht passt so etwas wie ausgelebt besser. Denn du warst ja nicht passiv und wenn, dann bewusst weil du es so wolltest und nicht weil dir nichts anderes mehr übrig blieb, als es "auszuhalten", oder?

    Dir auch noch einen schönen Abend,

    Quantensprung

    "Was einer für sich selbst hat, was ihn in die Einsamkeit begleitet, und keiner ihm geben und nehmen kann: dies ist viel wesentlicher als alles, was er besitzt, oder was er in den Augen andrer ist." Arthur Schopenhauer

  • Hallo Q,

    das freut mich. :)
    Passiv/handlungsunfähig bin ich nur wenn ich trinke. Natürlich gibt es immer unangenehme Gefühle und Gedanken, die man sonst ersäuft hat, hoch. Aber nüchtern kann ich selber entscheiden wie ich damit umgehe. Entweder lebe ich sie aus, oder lenke mich ab. Eine gute mischung aus beidem tut mir momentan gut.


    Gruß
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • glück auf marko

    Zitat von marcomarco

    Meine 10. Konsumfreie Woche bricht an

    gratulation

    Zitat von marcomarco

    Und weil es gerade gut funktioniert für mich, werde ich auch weiterhin diesen Kurs fahren.

    n Apfel
    ich finds soooooo toll wenn ich recht hab: du bist auf m richtigen weg.


    Zitat von marcomarco

    Wenn da einem "alten Hasen" etwas auffällt, hoffe ich, dass mir mal vorn Kopf gestossen wird

    selbstverständlich - ich würde dir in sonem fall n "!" schicken :wink:

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Matthias,

    dankeschön. 10 Wochen sind ein guter Anfang. Aber ich bin da schon ziemlich selbstkritisch und vorsichtig.

    Zur Zeit muss ich Überstunden machen und die körperliche Belastung in Form des frühen Aufstehens knabbert an meinen Nerven. Meine Kollegen sind auch genervt und reden von "Tagen wie Kaugummi"
    Das beruhigt mich, ich bin also nicht der einzige den das nervt :D

    Manchmal denke ich nämlich, dass nur ich so genervt von bestimmten Situationen bin. Wenn mir dann jemand erzählt "ätzend" er Dies und Jenes findet, bin ich beruhigt und nehme es auch leichter.


    Heute habe ich im Netz etwas über Rückfälle gelesen, und dass diese nicht verteufelt werden sollen. Rückfälle können auch ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein. Der Mensch macht halt Fehler und Rückfälle sind die Regel und nicht die Ausnahme bei unserer Krankheit. Das soll niemanden ermutigen einen Rückfall zu bauen, aber ich höre oft von der Scham anderen Alkoholikern gegenüber. Dann denke ich mir :?:

    Natürlich ist das nicht wünschenswert oder manchmal auch echt eigene Blödheit, aber bei mir hat der Rückfall in dieses Forum geführt. Auch in der Gruppe rede ich offen von meinen gescheiterten Versuchen. Wenn ich daraus etwas mitnehme, dann habe ich wieder an Erfahrung gewonnen. Schmerzliche, aber wichtige Erfahrung.
    Wichtig ist, aus dem Rückfall etwas zu lernen, wenn er denn passiert. Bei mir war die Lehre, dass der Alkohol mir absolut nicht das Ergebniss gebracht hat, dass ich ihm abgewinnen wollte. Statt Entspannung gab es das genaue Gegenteil und das hat mich gedanklich wieder ein Stück weiter gebracht.


    Ich hoffe ich werde jetzt nicht gesteinigt!

    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hi marco,
    gesteinigt von mir auf keinen Fall.Ich hab ja vor 3Wochen selbst einen Rückfall über 3 Tage und das war schon grenzwertig für mich.Wichtig ist daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und das nächste mal früher gegensteuern wenn etwas nicht rund läuft um einen Absturz zu vermeiden.So ein Rückfall hat ja in der Regel auch Vorboten die ich eher erkennen muss.

    ATZE

  • Hallo Atze,

    das erkennen der Gründe ist für mich eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgabe vor der ich stehe. Ich will nicht den Grund finden warum ich überhaupt erst angefangen habe zu trinken. Nur den, der mich dann aktuell in Gefahr bringt. Ich habe das Gefühl es ist oft nicht nur ein spezieller Grund, sondern eine Kette von Verhaltensweisen die dazu führen in ein altes Muster zurück zu fallen. Aber ich bin ja über die Jahre ein Meister im ignorieren von Problemen und eigenen Bedürfnissen geworden, und daher merke ich so etwas immer recht spät.

    Zur Zeit denke ich nicht, dass Alkohol irgendeine Lösung bringen würde.
    Es ist das Loch, welches der Alkohol in mir hinterlassen hat. Das will gestopft werden, aber nicht mit Hast, sondern mit kleinen Schritten und Bedacht. Das ist nicht einfach und manchmal muss ich auch wieder einen Schritt zurück gehen und es anders versuchen.

    Mal auf die aktuelle "alte Hasen" Diskussion: Bei den langfristigen Zielen helfen mir die Denkanstösse der Langzeittrockenen sehr das grosse Ganze zu sehen.
    Bei den kleinen Zielen und Verhaltensweisen helfen mir die "Frischlinge", weil die mir eben den Spiegel vorhalten und ich manchmal direkt Dinge umsetzen kann, die mir helfen.
    Einige Gründe für meinen Rückfall konnte ich identifizieren, andere nicht. Das ist auch nicht weiter schlimm, weil der Rückfall an sich einen weitereren Schritt in die richtige Richtung gebracht hat. Es geht halt nicht immer nur geradeaus, manchmal gibts auch Umleitungen und Staus.

    Heute habe ich wieder einmal den hier https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic31930.html gelesen. Ein soooo tolles Stück tiefgründiger Alkoholiker Literatur. Das ist toll zu lesen. Ich bin noch im Keller, und es wird mühsam sein das Käfig Loch zu versperren und den Keller zaghaft zu dekorieren, aber es ist ein Anfang der gemacht werden muss. Wahrscheinlich braucht jeder seine speziell auf Ihn zugeschnittene Alarmanlage, den passenden Schlüssel für seine Sicherheitsriegel und eine ganz individuelle Dekoration für seinen Keller. Die Glühbirne habe ich ja wenigstens schon, in Form meiner SHG, diesem Forum und meiner Freunde und Familie.

    Ich schreibe hier auch lieber einmal mehr als zu wenig. Beim schreiben nehme ich meine Gedanken doch noch mal ein Stück weit bewusster wahr, alleine schon, weil ich sie für andere verständlich formulieren möchte.


    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • glück auf marco

    Zitat von marcomarco

    "Tagen wie Kaugummi"

    - kraftpäckl -

    Zitat von marcomarco

    ... etwas über Rückfälle gelesen, und dass diese nicht verteufelt werden sollen. Rückfälle können auch ein weiterer Schritt in die richtige Richtung sein.

    können, ja - viel häufiger sind rückfälle n schritt zu den "6 brettern".

    Zitat von marcomarco

    Der Mensch macht halt Fehler

    stimmt - und ich lerne aus meinen fehlern so wie du - aber muss ich unbedingt die fehler anderer wiederholen um daraus zu lernen?

    Zitat von marcomarco

    und Rückfälle sind die Regel und nicht die Ausnahme bei unserer Krankheit.

    das halt ich für ne "ausrede" der "profis" (die ihr wissen über die alkoholkrankheit aus büchern haben, die andere "profis" aus anderen büchern abgeschrieben haben, die andere ...) ne "ausrede" dafür, dass es ihnen, trotz aller mittel und möglichkeiten unmöglich is uns zu "heilen" bzw. wenigstens erfolgreich zu therapieren.

    Zitat von marcomarco

    bei mir hat der Rückfall in dieses Forum geführt.

    gut - und glück gehabt.

    Zitat von marcomarco

    Ich hoffe ich werde jetzt nicht gesteinigt!

    deine überlegungen sind gut und richtig - sicher helfen sie einigen, n rückfall zu vermeiden (und vieleicht vorher im forum zu schreiben).

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Zitat von silberkralle


    stimmt - und ich lerne aus meinen fehlern so wie du - aber muss ich unbedingt die fehler anderer wiederholen um daraus zu lernen?

    das halt ich für ne "ausrede" der "profis" (die ihr wissen über die alkoholkrankheit aus büchern haben, die andere "profis" aus anderen büchern abgeschrieben haben, die andere ...) ne "ausrede" dafür, dass es ihnen, trotz aller mittel und möglichkeiten unmöglich is uns zu "heilen" bzw. wenigstens erfolgreich zu therapieren.

    deine überlegungen sind gut und richtig - sicher helfen sie einigen, n rückfall zu vermeiden (und vieleicht vorher im forum zu schreiben).

    Hallo Matthias,

    schlaue Menschen lernen aus Ihren Fehlern. Sehr schlaue Menschen aus den Fehlern anderer. ;)
    Aus meiner Erfahrung im Berufsleben weiss ich, dass jede Erfahrung die ich jemandem mündlich vermitteln will, nicht wirklich zieht. Erst der selbstgemachte Fehler bringt die endgültige Einsicht. Ich kann manchen Kollegen tausendmal sagen was er an einer Säge vermeiden sollte, aber erst wenn es dann kurz mal ernst wird, hat er es wirklich verstanden.

    Dass Rückfälle die Regel sind habe ich in der kurzen Zeit, seitdem ich mir wirklich bewusst bin Alkoholiker zu sein, schnell erkannt. Bei ganz wenigen geht der Weg sofort geradeaus. Der ganz persönliche Tiefpunkt muss erlebt werden meiner Meinung nach, um wirklich etwas in sich in Gang zu bringen.

    Der Hintergrund für mich das mit den Rückfällen zu schreiben war, dass ich oft höre, dass Betroffene sich nicht mehr in die Gruppe trauen aus Scham, weil sie "versagt" haben. Für mich ist das nicht so ganz nachvollziehbar, weil die Abstinenz in allererster Linie für Mich gut ist. Was die Gruppe da von mir denkt ist sekundär für mich. Ich will Rückfälle keinesfalls beschönigen, aber denke dass sie sehr oft zum Prozess der endgültigen Einsicht dazugehören und somit auch oft zu Fortschritten führen.

    Ich hoffe doch, dass mehr geschrieben wird, besonders BEVOR es zum Rückfall kommt. Aber aus eigener Erfahrung sehe ich, dass manche sich vor dem Urteil anderer schämen. Ich habe letzte Woche den Satz gehört: "Ich muss zugeben, dass ich auch an Alkohol gedacht habe"
    Als ob es schändlich wäre nach jahrelanger Sucht noch an das Suchtmittel zu denken. Das ist doch ganz normal und man muss damit offen umgehen.


    Gruss
    Marco

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • glück auf marco

    was du schreibst hat "hand und fuß", deine überlegungen sind richtig und ganz oft stimm ich dir zu 100% zu. auch deine vergleiche und beispiele sin gut und "hinken" kaum.
    dafür gibt’s n apfel (ich weiß das dir gelobt werden schwer fällt - da musst du jetzt duch :wink: ).

    Zitat von marcomarco

    Erst der selbstgemachte Fehler bringt die endgültige Einsicht.

    da fehlt mir irgendwie noch irgendwas.
    ich nehm mal das beispiel von der autobahnbrücke (~100 leute sin runtergesprungen - alle tot) wie wird wohl meine erfahrung sein, wenn ich runterspring?
    ähnlich is mit "kontroliert trinken" hartmut hat mal sinngemäß geschrieben: 50% von denen, die s versucht haben sind jetzt tot - die anderen üben noch"

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

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