• Zitat von athanarich

    Hallo, ic bin Co-Abhängiger, meine Frau ist seit mindestens 15 jahren, seit wir uns kennen, alkeholkrank. Hoffe jetzt endlich den Absprung zu finden, auch wenn ich nicht weiss wie es weitegehen soll, wo ich heute übernachte etc.

    Letzter Stand der Krankheit: Mitte letzten Jahres muste ich mein Frau sturzbesoffen aus der Firma in ein Krankenhaus fahren lassen, wir arbeiten leider in der gleichen Firma. Danach war sie ein halbes Jahr trocken. Zu Jahresbeginn gab es Stress in der Firma, sie fing heimlich wieder an, bis ich sie vor sieben Wochen mit akuten Nierenversegen und drei blutenden Magengeschwüren ins Krankenhaus beförden muste. Natürlich nicht auf freiwilliger Basis, die Arzthelferin muste erst abends bei uns klingeln, um mir mitzuteilen, dass meine Frau ansonsten die Nacht nicht überleben wird. Auf der Intensivstation hat ihr Vater bei einem Besuch dann einen Atemstillstand erlitten. Beim Umstürzen hat er sich mehrere Brüche iim Gesicht zugezogen. Ich hätte gedacht, dass das nun der letzte Weckruf ist, aber Pustekuchen, sie ist seit sieben Wochen krankgeschrieben und hat wieder angefangen schwer zu Saufen.

    Ich habe gerade mal wieder eine Schnapsflasche entdeckt und nun muss Schluss sein. Dumm nur, das mein Leben auch in Trümmern liegt. Soziale Kontakte sind in den letzten Jahren abgebrochen, weiss noch nichtmal wo ich heute dann schlafen soll, will nur nicht mehr nach Hause.

    Ich bin nun auf der Arbeit
    meine Frau ruft ständig nun an, "Gib mir noch eine Chance", "Lass mich nicht zugrunde gehen", "Lass uns nachher in eine Beratung gehen".

    Was soll ich machen? Ich fühle mich so schuldig, aber es macht doch keinen Sinn mehr, alles schon tausendmal mitgemacht.

    Lieber athanarich
    HerzlichWillkommen
    Du wirst hier regen Austausch finden und es wird Dir gut tun. Über viele Kommentare wirst Du nachdenken müssen. So geht es mir im Moment, da ich auch noch sehr neu hier bin.
    Und aus diesem Grund kann ich Dir ja auch keine Tipps geben, oder sinnvolle Kommentare schreiben.
    Wollte nur Hallo sagen und gut das Du hier bist.

    Was soll ich machen? Ich fühle mich so schuldig, aber es macht doch keinen Sinn mehr, alles schon tausendmal mitgemacht.

    Hier gibst du dir ja bereits selbst die Antwort.

    Liebe Grüsse
    weinender Engel

  • Hallo athanarich
    Herzlich Willkommen hier im Forum.
    Deine Geschichte ist schon sehr krass und dein Leidensweg ziemlich lang.
    Es wird Zeit das du an dich denkst,deine Frau kannst du nicht retten,aber das weißt du ja inzwischen selbst.
    Lass sie stehen und schau das du wieder Grund unter die Füße bekommst,ansonsten gehts du elendig ,mit ihr unter.
    Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben,lass dich nicht von ihr moralisch Erpressen.
    Vielleicht gibt es eine Möglichkeit für dich erstmal bei Verwandten ,einem Freund oder Arbeitskollegen unterzukommen?
    So ein räumlicher Abstand tut erstmal gut um sich in Ruhe zu besinnen wie es nun weitergehen könnte.
    Wenn dich die Anrufe (SMS) deiner Frau so anfressen/dir so nah gehen, geh doch erstmal nichtmehr dran oder löche sie ungelesen
    Solange sie dich noch anrufen kann ,könnte sie im Notfall auch einen Krankenwagen /Arzt anrufen,nichtwahr?
    Wichtig ist das du erstmal innerlich zur Ruhe kommst/Abstand bekommst.

    LG R...

  • Wieso fühlst du dich schuldig?
    Getrunken hat sie doch wohl selbst oder hast du ihr den Alkohol eingeflößt?

    Alkoholiker halten ihre Angehörigen gerne mit Schuldgefühlen in Schach.

    Du hast keine Schuld!!!
    LG R..

  • Zitat

    "Lass mich nicht zugrunde gehen"

    Der ist gut :D

    Sie richtet sich mit Gewalt zugrunde und Du bist Schuld weil Du's nicht schaffst, daß sie das lässt.

    Ja nee, is klar :D

    Da wird man mächtig schwummerig der Rübe sobald man nur drüber nachdenkt.

    Gut, hilft Dir natürlich jetzt auch nicht unbedingt. Aber merkst wie verdreht da alles ist?

    Und nu? Keine Ahnung. Zur Beratung kann sie doch hin. Oder hälst Du sie auf?

    Hast keinen Kollegen wo Du mal die Nacht schlafen kannst?

  • Hallo athanarich,

    eins sollte Dir ganz klar werden:
    DU hast mit der Alkoholsucht Deiner Frau nix zu tun, darum lasse Dich da bitte auch nicht verantwortlich machen.
    Sie allein ist dafür verantwortlich.
    Alkoholiker im nassen Zustand arbeiten übrigens mit den Schuldgefühlen anderer. So bekommt und behält man nämlich seine Leute in Schach.
    Nich das die noch auf dumme Gedanken kommen und am Ende ihr eigenes Leben zurück haben wollen.
    DAS geht mal gar nicht, denn die Angehörigen haben einen schließlich noch zu Diensten zu sein !
    Also tut man alles, was irgendwie geht, um sie am Ball zu halten.
    Selbstmitleid, Beschimpfungen, die Schuldgefühle aulösen, nett sein, um die Wogen zu glätten und lügen, um die Sauferei zu verharmlosen und vieles mehr...

    Ich wünsche Dir Kraft, aus dem Teufelskreis auszusteigen.
    Denn der funzt nur so, weil Du da bisher ebenfalls mitspieltest.
    So ein Spiel funzt nämlich nicht allein :wink:

    LG Sunshine
    (Alkoholikerin)

  • Hallo
    Dann les mal bei den Trockenen hier im Forum,es gibt sie ,,Die,,die es geschafft haben,aber sie schafften es weil SIE es wollten und nicht wegen einem Angehörigen /Familie /Job oder sonstwas,sondern ausschleßlich weil sie an ihrem Tiefpunkt waren,
    nur allzuoft sind die Angehörigen vorher völlig leer und aufgebraucht ,oft sogar richtig Krank.
    Ihr Leben dreht sich nur noch um den Trinkenden ,ein eigenes haben wir oft garnichtmehr.
    Der Freundes-und Bekanntenkreis ist sehr geschrumpft bzw garnicht mehr vorhanden und fragt uns jemand was möchtest DU ,kommt oft ,,das der andere das Saufen sein läßt,,
    aber das ist nur die Spitze des Eisbergs,da liegt längst viel mehr im Argen.
    Unser eigenes Ich, unser Leben ,das gilt es erstmal zu erkennen und das geht wiederum nur mit etwas Abstand ,denn solange man so nah dran ist kann man das garnicht erkennen.
    Kein Mensch kann einen saufenden (nassen) Alkoholiker trockenlegen,der Alkoholiker aber kann dich so kaputtmachen wenn du nicht wieder die Verantwortung für dich übernimmst und handelst.
    LG R..

  • Hallo Athanarich,

    doch, doch, die gibts schon ..... zum Beispiel Sunshine, die Dir auch schon geantwortet hat ;) und das Ganze "von der anderen Seite" kennt ....

    -----

    Aber was hilft es Dir, wenn ANDRERE es geschafft haben? Das waere nur die Motivation, die Du suchst, um weiter auszuharren, auszuhalten, weiterzuleiden.

    Es ist nun mal leider so, dass nur Deine Frau den Entschluss fassen kann, aufzuhoeren, oder eben nicht.

    Im Moment siehts ja nicht danach aus, dass sie das vorhaette. Ohja, sagen schon! Aber tun?

    ------
    Was ist HEUTE so anders, als in den 15 Jahren davotr? Warum suchst Du HEUTE so dringend ein Notquartier?
    Das hoert sich eher nach Flucht und Verdraengung an, als nach einer innerlich gefstigten Entscheidung.

    -------

    Du koenntest Dir HEUTE ueberlegen, ob Du so weiterleben moechtest, wie es jetzt gerade ist. Und die Konsequenzen aus dieser Ueberlegung sinnig, vorbereitet und gefestigt umsetzen.

    Sollte Deine Frau waehrenddessen fuer sich zu dem Schluss gekommen sein, dass auch sie nicht so weiterleben will/kann, dann, ja dann gaebe es vielleicht die Moeglichkeit eines gemeinsamen Durchstartens.

    Aber auch das hattet ihr ja schon durch ..... die Chancen stehen nicht wirklich gut, dass es das naechste Mal anders sein wuerde.

    Vor allem, hast Du denn noch die Kraft, den Willen darauf zu warten und dann eventuell wieder enttaeuscht zu werden? Und wieder ...und wieder....

    Fange an, was zu aendern. DICH zu aendern, nicht SIE. Und dann mal schauen, was sich draus entwickelt.
    Solange Du auf der Stelle trittst, kommt keine Bewegung ins System. Weder zum Besseren, noch zum Schlechteren. Es geht einfach so weiter ...und weiter .....und weiter. Bis zum bitteren Ende.

    Gruesse, Lindi

  • Zitat

    Niemand der die Erfahrung gemacht hat, dass der Alkoholiker sein Leben in den Griff bekommen hat und das es eine gemeinsame Zukunft geben könnte?

    Glaube diese Frage stellt sich jeder Co am Anfang. Dass diese Frage selbst schon Teil der Co-Abhängigkeit ist, hab ich Jahre später erst kapiert.

    Also ich kenne genügend Beispiele aller drei möglichen Ausgänge.

    1. Trennung
    2. Zusammenbleiben und der Alkoholiker wird Trocken, aber die kranken Beziehungsstrukturen und das zwanghafte Aneinanderketten und der Kampfgegeneinander bleibt
    3. Die Beziehung gesundet

    Der Punkt ist, 3. funktioniert nur, und das war in allen mir bekannten Fällen so, wenn einer die Beziehung in dieser Form tatsächlich nicht mehr will und das auch konsequent durchzieht.

    Da bist Du nur weit weg von. Du willst ja unbedingt die Beziehung behalten. Und das führt immer zu 1. oder maximal 2. Dann wird sie vielleicht trocken, aber die Beziehung bleibt unglücklich. Und dann ist's auch nur wieder 'ne Frage bis der Alkohol wieder einzieht. Es hat sich ja nichts verändert.

    Allein durch die Frage zeigst Du das.

    Du willst es anders als es ist - aber auf keinen Fall darf sich was ändern.

    Mit genau diesem Widerspruch sorgt der Co-Abhängige(!!!) dafür, daß alles so weiter geht bis zum Sankt Nimmerleinstag. Denn es DARF sich ja nichts verändern.

    Stell Dir diese Beziehung als ein Wollknäuel vor. Du bist ein Faden, sie ist ebenfalls einer. Das alles ist aber total verwurschtelt und keiner blickt da wirklich irgendwie durch. Du weisst eigentlich nicht wer Du bist, was Du bist, wo Du anfängst und wo Du aufhörst, das gleiche gilt für sie. Und als Sahnhäubchen ist dieser Wollknäuel jetzt in Alkohol eingelegt, um ihn zu konservieren. :D
    Das Ganze ist richtig schön verknotet, damit bloss nie einer irgendwie weg geht denn beide kriegen Panik.

    In einer gesunden Beziehung ist es aber kein Wollknäuel. Sondern zwei Fäden. Die nah beieinander sind. Sich lieben, gern haben, sich achten und in die gleiche Richtung schauen. Auch gerne mal jeder ein Stück für sich selbst leben. keiner kriegt Panik wenn der Andere mal eigene Schritte amcht. Durch die gegenseitige Achtung will keiner sich mit dem anderen verwurschteln, sondern Beide sind bemüht sich entwurschtelt (ich bin ich, Du bist Du) zu halten, ohne sich dabei zu bekämpfen sondern eben genau dafür zu achten und zu wertschätzen, dass da dieser eine Faden (ich) und der andere Faden(Du) ist. gerade diese Differenzierung vom Anderen, macht es erst möglich den Anderen zu lieben. Denn der ist so wundervoll anders als ich.

    Um das herstellen zu könne, müsste mindestens einer aus dem Wollknäuel erstmal raus wollen und sich selbst entwurschteln. Also tatsächlich auf eine Art Trennung zusteuern.

    Das kommt aber gar nicht in Frage.

    Du willst ja den Wollknäuel behalten! Damit Niemals einer geht. Auf ihrer Seite ist das nicht viel anders. Nur noch etwas durchgeknallter wegen dem Stoff.

    Und genau das, was Du versuchst, funktioniert auf keinen Fall. Es wird so immer ein Wollknäuel bleiben. Denn genau dieser Wollknäuel verhindert, daß Deine Frau geht. Sie ist genauso darin gefangen wie Du. Und das gibt Dir Sicherheit die Dir alleine fehlt.

    Und ausnahmslos alle Fälle die ich kenne in denen die Beziehung gesundet ist, liefen so ab, daß die Beziehung eine ganze Zeit lang (und da rede ich durchaus mal von Jahren) überhaupt keine Rolle mehr gespielt hat und sich Beide jeweils um sich selbst gekümmert und irgendwann später wieder zusammen gefunden haben.

    Die Fälle die ich unter 2. aufgeführt habe, die gibts auch. Wollknäuel ohne Alkohol. Na super. Das ist dann der totale Horror.

  • Hallo athanarich
    Nun bist du erstmal nicht zuhause,gut so.
    Mit etwas Abstand wirst du klarer sehen.
    Ich empfehle dir ,lies hier bei uns Angehörige dort erlebst du wie und was wir alles versucht haben die Beziehungen zu retten(nur ganz wenige haben es geschafft)
    Mein Rat halte dich an Kaleu ,er bringt es auf den Punkt und seine Einträge haben mich zum Handeln und auch standhaft bleiben gebracht.
    Es gibt da einen Beitrag in Kaleus Faden aus dem letzten September (glaube ich) den habe ich mir sogar ausgedruckt und an den Kühlschrank gepinnt .Da beschreibt er rückwirkend sein Verhalten aus seiner ,,nassen ,,Zeit.
    Diese Zeilen waren so heilsam für mich und machten mir gleichzeit klar ,wenn ich schwach werde und zurückgehe hab ich verloren.
    Ich bin seit letzten Herbst (nach einem Rückfall meines xy) entgültig getrennt (er säuft wieder täglich!)und jetzt geht es mir besser als zuvor.
    Der Weg ist nicht leicht sich zu lösen, aber wenn du LEBEN willst gibts keine andere Lösung.
    Du kannst ihr natürlich auch zusehen bis sie sich Todgesoffen hat ,wenn du das aushälst und für dich selbst nichts mehr vom Leben erwartest.......
    Aber auch diese Möglichkeit ist auf Dauer eine Qual für dich ,also wähle mit bedacht...
    LG R..

  • Hallo athanarich,

    doch, es gibt viele Alkoholiker, die den Absprung auch ohne Trennung geschafft haben!! Ich weiß dies von meiner SHG - und bin fest davon überzeugt, dass auch ich/wir es schaffen!
    Aber Renate hat natürlich recht, wenn sie schreibt, dass der Betroffene es von sich aus wollen muss und alles dafür macht.
    Ich werde nächste Woche eine Langzeittherapie beginnen und weiß, dass es meine letzte Chance ist... , mein Leben wieder lebenswert zu empfinden.

    Dir alles Gute auf deinem/euren Weg

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Zitat

    doch, es gibt viele Alkoholiker, die den Absprung auch ohne Trennung geschafft haben!! Ich weiß dies von meiner SHG - und bin fest davon überzeugt, dass auch ich/wir es schaffen!

    Ja sicher, ich sagte ja, es gibt genügend Fälle die's hinbekommen haben. Die Frage ist - in wie vielen Fällen wurde danach auch eine glückliche Beziehung draus?

    Nur weil der Alkohol weg ist, ist längst nicht alles Bestens. Der Alkohol ist - was die Beziehung angeht - überhaupt nicht das Problem. Er kommt nur noch obendrauf.

    Der Alkoholiker führt seine Beziehung ja mit dem Alkohol. Der muss erstmal lernen ohne Alkohol klar zu kommen. Dann mit sich ein bisschen klar zu kommen. Und dann erst kann er sich überhaupt Gedanken darüber machen, ob er sich auf 'nen anderen Menschen einlassen möchte.

    Während der Co gar keine Beziehung führt sondern die Welt retten will und glaubt, wenn er erst die Welt gerettet hat und der Alkoholiker trocken ist, wird automatisch alles gut. Dabei steht der Co so unter Druck endlich die erwünschte Beziehung zu erreichen, und ist so verbissen in dem Glauben, wenn der Alkoholiker endlich das Trinken aufhöre, dann müsse alles gut werden, daß er sofort den Alkoholiker unter Druck setzt. Der versucht ein bisschen klar zu kommen und sofort hat er den Co am Bein hängen weil der mit sich allein nicht klar kommt.

    Die Aussichten, daß das gut geht, stehen naturgmäss sehr ungünstig. Natürlich ist es nicht unmöglich, aber dafür müssen BEIDE sich bewegen und auch vom Anderen den Raum haben, sich überhaupt bewegen zu können.

    An der Stelle an der sich alle diese Fragen stellen ist die Beziehung aber meisst schon so zerrüttet, daß sie nur noch als Belastung empfunden wird.

    Und nicht zu vernachlässigen ist ja auch, daß der Wunsch des Zusammenbleibens, gar selten auf Liebe basiert, sondern eben nur auf genau dieser gegenseitigen Abhängigkeit die mit der all zu großen Liebe verwechselt wird.

    Aber - manchmal ist wirklich beiderseits Liebe im Spiel. Und da ist's dann tatsächlich möglich.

    Ändert aber nichts daran, daß jeder von Beiden erstmal mit sich selber klarkommen muss. Das kann nämlich weder der Alki, noch sein Co.

    Und das weiss ich ja nun wirklich, bin ja nicht umsonst Beides.

    Ich will's ja immer genau wissen :D

  • So, netter Ausflug in die Theorie, denn nicht zu vergessen ist - das alles ist nur Gewäsch und ungefähr Schritt 178.

    Aber auch eben typisch Co. Schritt 1 nicht gehen weil Panik und Gedankenkreisen um Schritt 178.

    Und Schritt 1 heisst hier, wie auch sonst, Selbstschutz umsetzen!

    Also wiederhol ich meine Frage. Hast 'n Kollegen wo Du nächtigen kannst?

  • Huch. Nu hab ich überlesen, daß Du bereits untergekrochen bist. Schonmal gut.

    So, nu kommt Schritt 2. Komm zur Ruhe. Wenigstens etwas.

    Danach ist danach. Und Schritt 178 kommt nach 177. Darum brauchst Dir gerade keine Birne machen.

  • Zitat

    Bin gerade nervlich am Ende weil ich begreife dass mein eigenes Leben irgendwie in Trümmern liegt.

    Das mag erschreckend sein und sich nicht schön anfühlen. Doch ist es heilsam. Weil Du den Fokus wieder auf Dich lenkst. Und Dein leben betrachtest. Damit ist der Fokus vom leben des Anderen mal weg. Oder zu deutsch, die Augen sind offen.

    Es ist ja nicht ganz grundlos, dass man lange, lange weg sieht. Wer will denn sehen und sich eingestehen, daß das eigene Leben nur noch ein Trümmerhaufen ist?

    Es ist dann erstmal schockierend, doch dieser Schock ist der erste Schritt. Denn er weckt einen auf.

    Zitat

    Kotzt mich halt an meine Eigentumswohnung und meine Altersvorsorge den Bach runtergehen zu sehen, aber ohne eigenes Leben ist das auch nicht viel Wert.

    Was nützt Dir denn die tolle Altersvorsorge, wenn Du sie nicht mehr erleben wirst, weil Du vorher entweder in der Klappse oder direkt unter der Erde landest.

    Oder drehen wir's mal rum. Schauen wir uns das heute mal an. Und nun stell Dir vor, es ist soweit. Endlich bist Du 60, 65 und kannst Deine Altersvorsorge geniessen. Dein Leben ist aber noch das was Du heute führst.

    Oh ja, da wird die monatliche Rentenzahlung Dich bestimmt glücklich machen. ;)

    Zitat

    Belügen wir COs uns genauso wie die Alkis selber was die Realität angeht?

    Schlicht und einfach ja. Alki und Co geben sich in der Beziehung wenig was den Selbstbetrug angeht. Verhalten, Denken und Strategien sind Beiden viel ähnlicher als es den Anschein hat. Sieht man aber erst mit viel Abstand.

    Selbstbetrug ist Selbstbetrug. Der einzige unterschied zwischen Co und Alki ist, daß sie dafür unterschiedliche Werkzeuge einsetzen. Doch zum gleichen zweck. Ich will MEIN Leben nicht sehen und auch nicht leben. Und der Andere ist "schuld".

    Das ändert sich erst, wenn Abstand reinkommt.

    Zitat

    Wenn ich weg bin und sie das realisiert hat, wird sie sich höchstwahrscheinlich im Internet recht schnell einen neuen Kerl mit dem nötigen Beschützerinstinkt angeln und dann einfach fröhlich weitermachen.

    Das wäre Dein Glück. So hart es klingt. Ich weiss aber auch aus eigener Erfahrung, daß eben genau diese Vorstellung des Anderen für den Co-Teil die absolute Horrorvorstellung ist. Der Satz es wäre Dein Glück, wird Dir deswegen vielleicht nicht viel helfen. Dennoch wär's so, weil es Dir die Chance rückfällig zu werden sofort nehmen würde. Zwangsentzug sozusagen ;)

    Zitat

    ich werde mir morgen mal ein möbliertes Zimmer auf Zeit suchen, wie wir das ganze finanziell auf die Reihe bekommen weiss ich noch überhaupt nicht, aber das ist Schritt 5 oder 6 denke ich.

    Genau so ist's richtig. Schritt 1 haste gemacht, super! Schritt 2 kannst Du jetzt machen, zur Ruhe kommen, vielleicht informieren. Luft holen, vielleicht weinen. Was immer erstmal passiert. Doch versuch den Kontakt zu ihr zu meiden oder auf das absolut nötigste zu begrenzen.

    Und mit dem Nötigsten ist tatsächlich das Nötigste gemeint. Das heisst, wenn akute Gefahr besteht, sie säuft sich tot oder tut sich was an - verständige Hilfe. Sei nicht die Hilfe.

  • Zitat

    warum schiesst mir ständig durch den Kopf: es muss doch noch eine andere Lösung geben? Das kann doch nicht das Ende sein.

    Warum bin ich so verdammt schwach und kann das nicht einfach durchziehen?

    Dafür gibt's eine Menge Gründe. Auf die wirst Du noch kommen. Es ist unmöglich, das Du das alles an einem Tag verstehst, Du übernimmst Dich nur.

    Für den Moment reicht es eigentlich wenn Du weisst - das geht allen so.

    Es ist auch nicht unbedingt was Schlechtes. In gewisser Weise zeigt es, daß Du am Leben bist.

    Fühl Dch ein wenig erleichtert in dem Wissen, daß das ganz normal ist - und sitz es ein wenig aus erstmal. Wirklich was dagegen machen, wird Dir im Moment eher nicht gelingen.

    Übrigens, diese Gedanken haben auch mit Schritt 178 zu tun.

    Denn was hast Du denn bisher ach so Schreckliches getan? Du verbringst 'ne Nacht woanders und planst eine räumliche Trennung weil Du selbst am Ende bist.

    Was ist realistisch betrachtet daran schlimm?

  • Zitat

    Warum bin ich so verdammt schwach und kann das nicht einfach durchziehen?

    Äääh, weil Du - gottseidank - ein Mensch bist. Mit Schwächen. Fehlern. Gefühlen. Träumen. Wünschen.

    Und kein Eisklotz.

    Diese Unsicherheit gehört dazu. Die darfst Du haben!

    Nur lass Dich von ihr nicht steuern.

  • Weil es hier so schön Thema war, was in der Beziehung passiert, wenn einfach nur der "böse Alkohol" weg ist, empfehle ich den heute eröffneten Thread von MariechenMariechen.

  • Zitat

    Klingt nach einer Entschuldigung - vielleicht.

    Ach, finde ich gar nicht. Das hat wohl Jeder gemacht nachdem das erste Mal der Schleier von den Augen weg war. Man hat zwar längst einen verkohlten Arm, aber bisher war der Griff auf die heisse Herdplatte ja vollautomatisch. Da fragt man sich dann gerne mal, kommt der verkohlte Stumpf da an meiner Seite denn nun wirklich von der heissen Herdplatte?

    Und dann wird erstmal mit vollem Bewusstsein drauf gegriffen.

    Ich hab das so um die 7.364.381 mal gemacht. Gefühlt glaube sogar noch ein paar mal mehr :D :D :D

    Aber damit nicht genug, irgendwann wusste ich, die Herdplatte ist heiss und ging in meinem Grössenwahn davon aus, ich könne es lernen drauf zu fassen ohne mich zu verbrennen.

    Jeder hat so seine eigene Schmerzgrenze und stolpert seine ersten Schritte ziemlich zusammen.

    Tu Dir selbst nur den Gefallen, selbst wenn Du morgen bei ihr wieder einziehst weil auf einmal alles wieder gut wird, nicht ganz zu vergessen, daß Du auch Ansprechpartner ausserhalb der Ehe hast auf die Du zurückgreifen kannst.

    Es ist ja nichts verurteilenswertes, an seiner Ehe festzuhalten oder zu hoffen oder sich zu wünschen, daß es doch noch gut kommt.

  • Zitat

    Ich muss an meiner Liste arbeiten, ein wichtiger Punkt ist mir Vorort Hilfe zu suchen und die dann regelmässig wahrzunehmen. So schön ein Forum auch ist, denke ich dass direkter zwischenmenschlicher Kontakt noch einen anderen Level erreicht. Muss mir ein soziales und auch finanzielles Sprungtuch schaffen, dass mich abfängt.

    Klingt doch nach nem Plan. :)

  • Guten morgen athanarich
    Sicher fühlst du dich gerade nicht besonders?
    Es tut schon weh wenn das Wolkenkuckucksheim einstürzt,aber es bietet auch die Möglichkeit Bilanz zu ziehen und zu schauen,was kannst du noch retten und wohin führt nun deine Zukunft .

    Hier bekommst du nicht nur die traurige Wahrheit sondern auch Wege wie du dich lösen/schützen kannst und es werden gehbare Wege aufgezeigt ,die viele von uns Angehörigen gegangen sind und heute ein besseres zufriedenes Leben führen können.
    Ich bin nichtmehr fremdbestimmt duch einen Alkoholkranken Partner der wiederum ja auch fremdbestimmt lebt (mein ex wurde noch in der Nachsorge rückfällig und ich war natürlich der Grund/seine Ausrede!!)
    LG R..

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