Entwöhnung und Depression

  • Ja Thomas, das kann ich gut nachvollziehen...und du hast einen Satz gebracht, der mir auch letztens durch den Kopf ging, denn auch hielt das Trinken für Freiheit. Man konnte trinken wann man wollte, zu jeder Zeit, man konnte trinken was man wollte und wie viel...es war immer da. Gerade so Dinge wie beim Fliegen schön einen picheln, das habe ich auch geliebt.
    Aber dann überlege ich mir, wie viel Freiheit Trinken wirklich war? Ich war am Ende sowas von gar nicht mehr frei, sondern ich war ein Gefangener in einem Käfig mit Gitterstäben aus Leid...da möchte ich nicht wieder rein... :oops:

  • Hallo Thomas,

    gestern habe ich beim Revue passieren lassen des Tages an dich gedacht.

    Ich war gegen Abend in einer Situation ( eigentlich eine stinknormale und eher positiv besetzte ), in der es mir richtig mies ging.

    Da klappten Knöpfe um, altes "Zeug", für das ich noch keine Lösung gefunden habe.

    Und dann kam der Gedanke, dass ich mich damals aus dieser Situation erst mal gerettet hätte, ....durch Alkohol.

    Gestern habe ich die Situation einfach so durchstanden und ich schaffte es sogar, die miesen Gefühle als das zu sehen was sie sind.

    Vorübergehende miese Gefühle, sonst nichts.

    Sie sind nicht ich.
    Sie kommen, sie gehen aber auch wieder.

    Das zu schaffen war ein wichtiger Schritt für mich.

    Vielleicht hilft es dir ja auch.

    Ich habe mal gelesen, dass Suchtdruck auch nur eine gewisse Zeit anhält und dann wieder geht.
    Vielleicht wissen andere ja mehr dazu zu schreiben ?

    Ich wünsche dir weiterhin viel Durchhaltevermögen.

    Liebe Grüße

    Slowly

  • Die Reise gestern war anstrengend, aber ich habe sie trocken geschafft;)

    Die Minibar stört mich nicht weiter. Wenn ich die zwei Bier dort drin trinken würde, müsste ich garantiert noch raus und mehr holen. Mir fällt es i.dR. nicht schwer, das erste Glas stehen zu lassen.

    Das zweite aber umso mehr. Bei mir gibt es eigentlich nur Vollrausch oder 0,0 Promille. Geht das manchen ähnlich?

    Mir ist es nicht möglich ein Glas Wein zu trinken. Früher bin ich danach nur furchtbar nervös geworden bis endlich Nachschub IN AUSREICHENDER MENGE vorhanden war. Ich war erst zufrieden, wenn ich nicht mehr mitbekommen habe, wann ich eingeschlafen bin.

    Morgen bin ich in einem Hotel, wo ich Zugang zur Hotel Lounge habe. Auch dort gibt es rund um die Uhr Bier und Wein umsonst. Auch das werde ich aushalten. Bin mir sicher.

    Mein letztes Laptop war ungelogen 7 Mal in der Reparatur. Was war passiert? Ich bin immer mal wieder mit einem Glas Wein in der Hand eingeschlafen. Das Laptop lag auf meinem Bauch und das Glas Wein hat sich in regelmäßigen Abständen im Laptop entlernt. Ganz großer Sport von mir. :-/


    Heute ist eine Abendveranstaltung mit ca. 80 Leuten angesetzt. Ich bin auf einer Fachtagung einer großen Firma. Ich habe aber abgesagt. Es gibt bis nachts um zwei oder drei Wein und Bier umsonst. Ein Kampfbesäufnis anzuschauen traue ich mir noch nicht zu. Einen Abend vor dem Fernseher finde ich im Moment gesünder, auch wenn soziale Kontakte darunter leiden.

  • Hallo Thomas,
    der Kontrollverlust, eben nach dem ersten Bier nicht wieder aufhören zu können, ist ein wesentlicher Bestandteil der Sucht. Mir ging es so und sicher vielen anderen auch.

    Ich habe mir übrigens angewöhnt, die Minibar meines Zimmer vor meiner Ankunft in ein Hotel leer räumen zu lassen. Das kann direkt bei der Buchung mit angegeben werden. Wenn ich es mal vergessen habe, wurde es auch problemlos direkt nach meiner Anreise erledigt. Mir ist das zu nah und ich schlafe einfach auch nicht gerne mit Alkohol in einem Raum.

    Das Du Dich von derart alkohollastigen Veranstaltungen wie heute abend fernhälst, finde ich super ! Da es dennoch merkwürdige Gefühle vor dem Fernsehen auslösen kann, würde ich die Minibar aber erst recht gleich noch räumen lassen. Schief angeguckt wurde ich dafür übrigens noch nie !

    Grüße
    Tina

  • Hm, mit der Minibar kann ich gut umgehen. Mir fällt es schwer auf Parties, Fußball oder Co. zu verzichten.

    Ich habe zwar am liebsten alleine gesoffen, nur fällt es mir in Gesellschaft schwerer trocken zu bleiben.

    Wenn ich an meine Vergangenheit denke:

    ich habe eine Freundin. Wir wollen eigentlich zusammenziehen. Ich habe aber gemerkt, dass ich eigentlich schon mit dem Alkohol verheiratet bin.

    Wenn wir zusammen wohnen, kann ich nicht mehr ungestört saufen. Auch habe ich häufig Verabredungen abgesagt, einzig um ungestört saufen zu können.

    Das will ich nicht mehr.

    Grüße,

    Thomas.

  • Hallo,

    auch ein Hallo und Willkommen von mir. Das mit den Depressionen kenne ich leider nur zu gut. Kopf hoch, das wird vorbei gehen. In der ersten Zeit ist es wirklich das beste einfach alle Grundbausteine zu beachten und versuchen sich eine angenehme Zeit zu gestalten. Das mit dem Abnehmen trifft es bei mir auch. Ich esse wie ein Scheunendrescher, aber habe mein Gewicht dauerhaft reduzieren können.

    Ich habe früher fast alle Verabredungen von vorne herein abgelehnt, oder nur angenommen wenn ich wusste, dass ich dort saufen konnte. Beziehungen gestalten sich bei mir immer schwierig, teils wegen Alkohol und teils auch einfach weil ich ein sturer Bock bin :D

    Alles Gute weiterhin.

    Bete nicht für ein einfaches Leben, sondern um die Kraft ein schweres Leben meistern zu können!

  • Hallo Leute,

    bin ich froh, dass ich nicht auf der Abendveranstaltung war. Am nächsten Tag wurde gelächelt und geulkt, wieviel Alkohol zwei Kollegen gesoffen haben und nachher noch die Frauen angegraben haben. Einer kam am nächsten Tag schon gar nicht mehr zur Tagung.

    Auch ich hätte zu letztere Gruppe gehört, zumindest was das saufen angeht.
    Die Peinlichkeit ist mir erspart geblieben. Bin froh darüber.

    Ich merke, dass mir tagsüber es nichts ausmacht, nichts zu trinken. Kaum komme ich aber nach Hause oder ins Hotelzimmer, merke ich den Saufdruck. Derweil nehme ich Antidepressiva, die müde machen und mich zum Schlafen bringen. Nur auf Dauer kann das keine Lösung sein.
    So ab 21 Uhr ist es bei mir richtig schlimm. Ich will nur noch schlafen und der Tag soll endlich vorbeiziehen.

    Wie sind Eure Erfahrunen wie lange hat das Verlangen bei Euch angedauert?

    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hallo Leute,

    ich bin noch ganz neu hier und noch nicht lange trocken, erst ca. 2 Wochen. Ich mache Parallel noch einen Nikotinentzug, da ich kein Geld für Zigaretten habe. Das mit den Depressionen habe ich auch, ich fühle mich auch so leer und habe Probleme mit der Alltagsbewältigung, Wäsche waschen etc., all das fällt mir wahnsinnig schwer. Ich habe gehört, dass Alkohol sogar Depressionen verursachen kann.

    Wie lange muss ich denn trocken sein, bis die Depressionen besser werden? Antidpressiva möchte ich nicht nehmen, da meine Angst zu groß ist, dass ich davon nicht mehr loskomme!
    Von der elenden Sauferei habe ich ordentlich zugenommen! aber eine Gewichtsreduktion verschiebe ich noch, da mich das momentan schlichtweg überfordert!

    LG
    Leola

  • Hallo Leute,

    heute ist ein guter Tag gewesen. Ich war joggen und jetzt ist es 23:00 Uhr und ich habe kein Verlangen nach Alkohol.

    Zudem merke ich, dass das Wochenende das erste Mal richtig entspannend war. Davor bin ich montags immer besonders erschöpft gewesen, da meine Leber erstmal auskurieren musste. Besonders schlimm ist während meiner Saufphase immer der Sonntag nachmittag gewesen Hier hatte ich regelrecht Angst vor Montag und habe mich wieder zugesoffen.

    Dieses Wochenende ist alles anders. Erholung und Entspannung, statt Dauerkater und nur kurze Wachphasen zum Nachtanken.


    Was habe ich sonst an Tagen ohne Verpflichtungen gesoffen? Meistens bin ich wach geworden und habe solange nachgetankt bis ich wieder eingeschlafen bin. So ging ein Wochenende teilweise recht schnell um. Viel Kater, viel Scham, wenig Aktivität.

  • Hallo Leola,

    herzlich Willkommen ! :)

    Vielleicht möchtest du einen eigenen Thread aufmachen ?

    Dann ist das übersichtlicher, vor allem für dich und wir können dir direkt bei dir antworten.

    Das hat sich bewährt :) .

    Klar kann Alkohol Depressionen auslösen aber er muss nicht die alleinige Ursache dafür sein.

    Um das zu klären, solltest du zu einem guten Arzt gehen.

    Medikamente sind meist nicht nötig.

    Ich hatte auch Depressionen als ich noch Alk trank, mal mehr mal weniger.

    Einige Zeit danach auch noch aber es wurde Stück für Stück besser und nach ca. einem Jahr, waren sie dann ganz vorbei.

    Ich habe aber nicht nur den Alkohol weg gelassen, sondern täglich an meinem neuen Leben ein wenig ( oder auch viel ) "gearbeitet".

    Es gibt ja doch meist große Lücken ,die jetzt, wo der Alkohol weg ist ( mit dem die Gedanken und die Zeit gefüllt wurden ), mit positiven Dingen zu bereichern sind.

    Denke mal darüber nach was dir früher Spass gemacht hat, bevor der Alkohol kam oder was du schon immer mal machen wolltest ?

    Bestimmt fällt dir etwas ein ?!

    Deine Extra Kilo bekommst du bestimmt durch viel Bewegung wieder gut in den Griff.

    Ausserdem hat regelmäßiger Sport ja den Effekt, stimmungaaufhellend zu wirken.

    Und Walken oder Laufen im schönen, grünen Wald kostet nichts.

    Es ist nicht einfach mit wenig Geld auskommen zu müssen, das weiß ich aus (früherer ) Erfahrung aber wenn du dadurch nicht mehr rauchen kannst, dann hat es zumindest diesen Vorteil.

    Ich wünsche dir ein gutes Ankommen und hoffe, dass du den Austausch bekommst der dich immer weiter bringt, auf deinem Weg in ein trockenes Leben.

    LG

    Slowly

  • Hallo Leute,

    heute habe ich mich auf der Arbeit sehr geärgert. Wir haben eine sehr dominante Arbeitskollegin, die immer alles an sich reißt und auch alles wissen will. Heute habe ich ihr kontra gegeben mit dem Ergebnis, dass sie beleidigt ist. In der Vergangenheit bin ich immer den untersten Weg gegangen und hätte mich entschuldigt und abends den Frust runtergespült.

    Heute bin ich stolz, den ich Lebe nach dem Motto: "Die bringen mich nicht zum trinken! Die nicht!"

    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hallo Thomas,

    Zitat

    Heute bin ich stolz, den ich Lebe nach dem Motto: "Die bringen mich nicht zum trinken! Die nicht!"

    und wer bringt dich zum Trinken?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Thomas,

    Zitat

    Heute bin ich stolz, den ich Lebe nach dem Motto: "Die bringen mich nicht zum trinken! Die nicht!"

    Du gibst den anderen Macht über dein "nicht Trinken".

    Wenn du zwei Wörtchen in den Sätzen weg lässt, dann hast du den Salat !

    Liebe Grüße

    Slowly

  • Zitat von thomas_unna

    Hallo Leute,

    heute habe ich mich auf der Arbeit sehr geärgert. Wir haben eine sehr dominante Arbeitskollegin, die immer alles an sich reißt und auch alles wissen will. Heute habe ich ihr kontra gegeben mit dem Ergebnis, dass sie beleidigt ist. In der Vergangenheit bin ich immer den untersten Weg gegangen und hätte mich entschuldigt und abends den Frust runtergespült.

    Heute bin ich stolz, den ich Lebe nach dem Motto: "Die bringen mich nicht zum trinken! Die nicht!"

    Viele Grüße,
    Thomas

    Moin Thomas,

    fürs Trinken warst Du selbst verantwortlich, aber ich denke, ich weiß, was Du meinst. Fast alle hier haben sich ihren Ärger, ihre Niedergeschlagenheit und ihren Frust weggesoffen und mit der Zeit hat man sich genauso daran gewöhnt wie an den Alkohol selbst.

    Für mich war es eine große Hilfe, mir zu sagen, daß ich mein Leben wieder selbst in die Hand nehme...ich selber bestimme die Regeln, ich bestimme, wie ich mit Enttäuschungen umgehe, ich ganz allein entscheide und bin damit dafür verantwortlich, ob ich wieder mit dem Saufen anfange oder nicht.

    Genaugenommen ist das ja der schwierigere Punkt, wenn man sich entschließt, sein Leben in Zukunft ohne Alkohol zu leben...diese Verknüpfungen, die sich eingebrannt haben...ich hab was besonders gut gemacht, also darf ich mir ein paar Bier gönnen. Ich hatte nen schlechten Tag, also darf ich mir ruhig mit ein paar Bier den Frust wegsaufen. Alk weglassen alleine wird uns auf Dauer nicht weiterbringen.

    Die gute Nachricht:

    Nüchtern läßt sich wesentlich besser auf gewisse Dinge reagieren. Nervige Arbeitskollegen werden mit klarem Kopf wesentlich leichter ausmanövriert. Manche Leute sind möglicherweise verblüfft, wenn man auf einmal klare Grenzen setzt oder seine Meinung sachlich, aber deutlich darlegt. Das ist mMn. eines der größten Geschenke, die die Abstinenz oder Trockenheit mit sich bringt.

    Mir ist es früher relativ oft passiert, daß ich bei Konfliktsituationen agressiv reagiert habe, argumentativ nicht in der Lage war, dem Konfliktpartner den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das ist inzwischen anders. Meistens kann ich inzwischen solange sachlich argumentieren, bis der andere an seine Grenzen stößt. Das ist ein gutes Gefühl.

    Noch ein kurzer Ansatz zum Thema Depressionen:

    Ich bin kein Experte, obwohl ich früher als Jugendlicher oft mit Depressionen zu kämpfen hatte. Aber ich könnte mir vorstellen, daß so mancher hier seine Depressionen einfach weggesoffen hat, ohne es zu merken. Nun fehlt diese Option und Depressionen, die vermutlich schon vorher da waren, werden deutlicher wahrgenommen. Die Unterdrückung durch den Alkohol ist ja weggefallen. Aber auch wenn die Probleme jetzt durch die Abstinenz deutlicher und klarer sichtbar werden, jetzt hat man wenigstens die Möglichkeit, sich ihnen zu stellen...seine Baustellen abzuarbeiten. Das ist nicht immer leicht, das geb ich zu. Aber es funktioniert.

    Schönen Gruß Dir und schöne Zeit. Bleib auf dem Weg

    Andreas

  • Hallo zusammen,

    Andreas : danke für Deine Worte. Genau das meine ich.

    Heute ist wieder ein Tag an welchem ich mich gnadenlos zugesoffen hätte.

    Heute aber freue ich mich, dass ich morgen ohne Kater aufwache und joggen gehen kann. :)

    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hu, jetzt ist Freitag nachmittag. Normalerweise die beste Zeit in der Woche. Alkohol ohne Beschränkung, immer rein und rein. Früher hatte immer große Vorfreude den ganzen Tag lang. Nur schnell nach Hause, vorher noch in den Supermarkt zwei, drei Flaschen Wein oder auch mal was hochprozentiges.

    Dann zwei bis drei Stunden Vollgas und eingeschlafen bin ich....

    Heute trinke ich zwar nichts, aber dennoch ist es die schlimmste Zeit in der Woche.

    Es gibt tausend Dinge, die ich tun könnte.

    Playstation spielen, lesen, surfen, spazieren und was weiss ich nicht alles.

    Dennoch ist mir langweilig und alles ist grau. Ich weiß aber ganz genau, dass ich heute abend nur durch muss. Morgen früh ist wieder alles im Lot.

    Freitags abend ist es echt schlimm.

    Viele Grüße,
    Thomas

  • Hallo Thomas,

    gut, dass du hier schreibst und dein Unbehagen mitteilst.

    Mir ging es am Anfang meiner Trockenheit auch oft mies aber noch viel mieser ging es mir als ich noch trank.

    Manchmal war ich so depri, dass ich am Sonntag Nachmittag, ( wenn die Familie was anderes vor hatte ), schon anfing zu trinken und dann abends wenn sie nachhause kamen, schlief ich schon......

    Aber mir ging es einfach seelisch zu schlecht, ich konnte gar nichts machen.

    Dass der Alkohol nur eine kurze Flucht war und im Endeffekt alles nur verschlimmerte war mit schon irgendwie klar aber dass er so dermaßen negativ auf mein Seelenleben gewirkt hatte, das merkte ich erst als ich längere Zeit trocken war und die Depressionen Stück für Stück ganz von mir abfielen.

    Bis nicht mehr davon übrig war.

    Als wäre ich innerlich gereinigt worden.

    Ich wünsche dir gutes Durchhalten !

    Bestimmt findest du bald etwas anderes auf das du dich freuen kannst, es gilt nur noch heraus zu finden, was das sein kann.

    Kriegst du hin !

    Slowly

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