Tian's Weg (zu sich selbst)

  • Liebes Forum,

    ich bin nun seit einigen Wochen hier angemeldet, war jedoch bislang stiller Leser, die Inhalte hier, die Erfahrungswerte und generell die Anwesenheit des Gedankens "ich bin nicht alleine", geben mir sehr viel Kraft.

    Dafür ein großes großes Danke schön!

    Ich bin nun seit knapp 100 Tagen nüchtern, meine Stimmungslage ist durchwachsen, von der schon hier im Forum oft beschriebenen Euphorie bis hin zu kleineren Depressionsschüben.

    Prinzipiell habe ich jahrelang meine Ängste mit Alkohol betäubt, meine Euphorien mit Alkohol potenziert und zwar subtil gespürt, dass mein Verhalten nicht normal ist, doch nicht gegengesteuert.

    Erst als der Leidensdruck sehr groß wurde habe ich gehandelt, erstmal in meinem Leben aufgrund einer sehr belastenden Situation 6 Tage am Stück durchgesoffen ...

    Schritte, die bereits unternommen habe:

    - Regelmäßige Teilnahme an SHG-Gruppe (AA), mehrere besucht und mMn ein passende gefunden, 12-Schritte Programm empfinde ich als sehr sinnvoll für mich
    - Hobbies intensiviert (viel viel Sport, Natur, Kunst, Literatur etc.)
    - Mich der Freundin offenbart ("ich möchte keinen Alkohol mehr trinken"), insofern für sie mein Problem nicht neu war, hat sie sehr empathisch reagiert
    - Literatur über Alk gelesen (AA-Literatur, Sachbücher, und im Forum hier)
    - Grundbausteine hier gelesen und tlw. umgesetzt

    Mit Nüchternheit zu leben bedeutet auch neue Gefühle zu erleben, keine Betäubung, keine Flucht, Blick geradeaus und durchstehen, Schmerzen zulassen, Gemütsschwankungen hinnehmen. Theoretisch war mir das alles bewußt (bin therapieerfahren, allerdings nicht in Bezug auf Alkohol, sondern wg. Depressionen welche nichts mit Alkohol zu tuen hatten), an der Umsetzung scheiterte es jedoch des Öfteren, später habe ich dann die Depression mit Alkohol bekämpft.

    Derzeit ist fast jeder Tag eine Herausforderung, insofern ich Freude und Schmerz neu erlebe (erleben darf), ich möchte diesen Weg mit Kraft & Gelassenheit weitergehen und würde mich über konstruktiven Austausch sehr freuen.

    Ich wünsche uns allen ein feines Wochenende, Euer Tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hallo Tian,
    dann will ich mall die Erste sein Dich hier herzlich Willkommen zu heißen!

    Herzlichen Glückwunsch zu 100 Tagen ohne! So viele Tage kann ich noch nicht aufweisen, bin aber auf dem Weg dorthin :).

    Es hat mich schwer beeindruckt zu lesen, wie viel und konsequent Du schon unternommen hast. Kompliment!

    Ich würde mich freuen zu lesen, wie es Dir geht ... in all Deinen Stimmungslagen :P

    Auch Dir ein schönes Restwochenende!
    step

  • Hei Tian,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Zu den 100 Tagen ohne, ebenfalls meinen Glückwunsch. Hört sich GUT an, was Du schon alles unternommen hast !!!

    Das Forum und die SHG helfen mir sehr, die emotionalen Schwankungen besser auszuhalten. Auch wenn der Saufsatan mir ins Ohr flüstert, hilft es mir, hier ne Runde zu lesen oder zu schreiben.

    Schön, dass Du da bist und.... keep moving :lol:

    Auf einen regen Austausch :D

    Eni

  • Liebe step-by-step,

    dann schicke ich Dir die besten Wünsche für deinen weiteren Weg.

    Ganz 100 Tage sind es noch nicht, habe eben mal nachgezählt, 97ter Tag jetzt, ein ganz ganz kleiner Anfang in ein sinnerfülltes Leben. Eigentlich dekadent, ich verzweifelte an der Sinnhaftigkeit des Lebens und betäubte meine Empfindung mit der größten Sinnleere welche überhaupt verfügbar ist. (Alkohol) Ist wie bei Kopfschmerzen, als wenn man noch extra mit dem Hammer draufhaut um diese Beschwerden zu lindern.

    Die SHG tut mir einfach saugut und von jedem einzelnen Menschen dort ziehe ich den Hut und sauge in jedem Meeting die Gespräche auf. Erfahrungswissen hilft einfach sehr, geteiltes Leid ist halbes Leid, vermutlich erkenne ich erst jetzt diese wichtige Erkenntnis.

    Heute ist nicht mein bester Tag, woran es liegt, ich weiß es nicht, Saudruck heute nicht vorhanden, trotzdem ist meine Stimmung im Keller und ich kann mich nur zu wenig aufraffen, das war die letzten 97 Tage nicht wirklich der Fall, aber auch da muss ich "heute" durch.

    Eventuell gehe ich noch ein wenig joggen, Sport ist eines meiner Grundbausteine, generell sinnvoll, nicht nur bezogen auf Saudruck, schlechte Laune etc., befreit einfach.

    Im Hier und Jetzt leben, das ist etwas sehr schönes, wenn es gelingt, top, wenn nicht, weiter geht's.

    Was sind Deine Eckpfeiler der Nüchternheit, step?

    Viele Grüße & schönen Abend wünscht tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hi Eniba,

    auch Dir vielen Dank für deine Antwort, yip, SHG ist klasse, hätte ich in der Art & Weise nicht erwartet.

    Vieles ist noch neu für mich, Kapitulation vor dem Alkohol, eindeutig ja, wobei (...), gehen wir davon aus, dass ich round about 16 h / Tag im Wachzustand bin, so denke ich 14 h am Tag = bin Alkoholiker, was gibt's denn zu grübeln, siehe die Fakten, 2 h am Tag jedoch: Von wegen, ich konnte ohne Entzugserscheinungen einfach so aufhören, Saufdruck hält sich in Grenzen, jetzt haste Dir aber eine kleine und umso feinere Brause verdient (BierCHEN)... 2 h am Tag Saufsatan, ist ein widersprüchlicher Hund (Hündin), von wegen kein Saufdruck wenn er doch 2 h pro Tag mit mir spricht.

    Insofern ich mein leben lang Probleme / emotionale Konflikte mit Alkohol bekämpft habe, bin ich auf dem Problemlöser - Stand eines 15jährigen... es jibbet also viel aufzuholen. :roll:

    Körperlich habe ich derzeit keine klinisch diagnostizierten Schäden vom Alkohol genommen (Langzeit-Schäden unbekannt, wobei ich selbst glaube dass der Körper auch angegriffen ist wenn sich Geist & Seele im gleißenden Alkoholschein tummeln), selbst zu Saufzeiten war ich sportlich sehr erfolgreich unterwegs, hohe Intensität, gemessen an Leistung & zeitliche Beanspruchung, habe eher die Befürchtung dass ich derzeit im nüchternen Zustand zuviel Sport treibe... Stichwort: Suchtverlagerung, prinizipiell war ich jedoch schon mit 5 Jahren nach Sport süchtig.

    Ja, durch den Sport und feedback von außen (bist doch topfit, siehst durchtrainiert aus etc.) habe ich mir selbst in die Tasche gelogen, ja ja ja, bei mir ist alles anders, die große AUSNAHME. :lol:

    Ja mei, was möchte ich denn: Körperlich, geistig und seelisch genesen, und 3 Einzelpakete individuell abgestimmt gibt's eben nüt, also geht nur das Gesamtpaket und das wird ein feines Projekt bis an mein Lebensende.

    Thema Rückfall, ja, in der SHG gehört + gesehen, auch das ist gut, nicht für den Betroffenen, der den Rückfall hatte, aber für die anderen, so hart das klingen mag, aber durch das Elend wir man sich den trügerischen Pseudo-Sicherheiten bewußt.

    Grüße & Alles Gute an alle hier, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hallo Tian,

    Zitat

    aber durch das Elend wir man sich den trügerischen Pseudo-Sicherheiten bewußt.

    das ist sehr gut, hoffentlich denkst du in einigen Jahren auch noch so.

    Ich gehöre ja schon zu den alten Hasen, dass ich nie einen Rückfall haben könnte behaupte ich trotzdem nicht :!:

    Herzlich Willkommen :wink:

    LG Martin

  • Mojen Tian,

    ja die vielen Erkenntnisse die man/frau so hat.... wenn es da bloß nicht so mit der Umsetzung hapern würde :roll:

    Ich glaube anfangs gilt es "einfach nur Strecke zu machen", Zeit ohne Suchtmittel zu überwinden.....


    Zitat

    Vieles ist noch neu für mich, Kapitulation vor dem Alkohol, eindeutig ja, wobei (...), gehen wir davon aus, dass ich round about 16 h / Tag im Wachzustand bin, so denke ich 14 h am Tag = bin Alkoholiker, was gibt's denn zu grübeln, siehe die Fakten, 2 h am Tag jedoch: Von wegen, ich konnte ohne Entzugserscheinungen einfach so aufhören, Saufdruck hält sich in Grenzen, jetzt haste Dir aber eine kleine und umso feinere Brause verdient (BierCHEN)... 2 h am Tag Saufsatan, ist ein widersprüchlicher Hund (Hündin), von wegen kein Saufdruck wenn er doch 2 h pro Tag mit mir spricht.

    Jawohl-Ja so geht es mir an manchen Tagen auch! Es ist so KLAR, so OHNE wenn und aber.... und dann schieben sich trotzdem die "Alles-NET-SO-
    schlimm"-Gedanken in´s Gebälk.

    Und irgendwie warte ich schon so vor mich hin und bin froh, wenn ich die einzelnen Tage, Wochen.....geschafft habe, in der Hoffnung, dass diese Gedanken, seltener kommen, verblassen, nachlassen und irgendwann verschwinden!

    Ich geh jetzt laufen :lol:

    Einen schönen Sonntag!

    Eni

  • Hallo Tian,

    herzlich willkommen hier im Forum.
    Um die hundert Tage ist schon mal ein recht guter Anfang.
    Irgendwann wechselst Du beim Zählen
    dann praktischerweise auf Monate ;)
    Oder Du lässt das Zählen ganz.
    Hauptsache Du bleibst dran.
    Dazu wünsche ich Dir viel Glück

    Viele Grüße
    Correns

  • Liebes Forum,

    so, auf geht's in eine Woche, derzeit ist vieles neu in meinem Leben, auch ein Anfang - ein Weg - keine Betäubung mehr, keine Ausreden, kein Selbstmitleid, keine spöttische Ironie mehr, Dinge welche mich krank machten.

    Bewußt leben & Achtsamkeit, viel darüber gelesen in den letzten Jahren, doch trotz praktischer Tipps selten umgesetzt, ganz einfach, weil die alten Muster mit Alkohol unwiderruflich unauflösbar werden.

    Neulich hat ein Mensch, der schon sehr lange trocken ist, in der SHG von mir gesagt: Es gibt zwei Dinge im Leben, die ich richtig gut getan habe, (1) meine Kinder, (2) in die SHG zu gehen ...

    SHG ist für mich sehr sehr wichtig geworden, schon in kurzer Zeit, die Maskierung der Gesellschaft hat mich schon immer sehr verstört und ich habe mich darauf eingelassen, dann revoltiert, dann ..., in der SHG habe ich einen geschützten Rahmen und die Masken fallen weg, das ist einfach sehr sehr schön.

    Ohne Alk muss ich viel Grundsätze von mir neu überdenken, bin sozusagen gezwungen dazu (Zwang hier nicht negativ), Trocken zu werden bedeutet für mich die grundsätzlichen Fragen für mich zu lösen resp. lebenslang daran zu arbeiten:

    Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und mit wem?

    Wenn ich mich ändere, dann ändert sich die Welt, und mit selbstmitleidigen Theoriegeschwafel werde ich gar nix ändern, in Alkohol neigte ich sehr gerne dazu. Hier mal nüchternes Theoriegeschwafel: Seit Jahrtausenden schafft es der Mensch nicht die Leiden zu beenden, Politik wird's nicht lösen, die Kirche nicht, die Bildung auch nicht (Bildung ist seit 50 Jahren das Zauberwort, klappt och net)... Was bleibt, ich als einzelner möchte zufrieden & nüchtern leben, dann mache auch im großen Ganzen die Welt ein Stückchen besser.

    Die gleichen Gedanken, übersetzt im Suff: Leckt mich doch am Arsch, Wi**er alle, schei** Gesellschaft, ..., Moni - mach' mir noch n kurzen Schnapper für die Kehle, Dummheit frißt und Intelligenz säuft, gelle

    Viele Grüße, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Guten Morgen liebes Forum,

    am gestrigen Tag bin ich sehr ins Wanken geraten, Anflug von Depression und kreisenden Gedanken, früher habe ich mich in solchen Situationen betäubt, einfach mal mit Sprit weggedämpft die negative Schwingung, ab ins Kunstparadies. (und morgens folgend in die Seelenhölle)

    Das Gute: Heute ist die Welt für mich wieder ganz o.k., einfach den Schmerz aushalten, ist für mich ja neu, nicht der Gedanke, aber mal länger als 10 Tage ohne Alk Schmerzen ertragen, bin bspw. therapieerfahren und ich gehe davon aus, dass die Therapie auch in dieser Zeit sehr sinnvoll für mich war, da ich ins Reflektieren gekommen bin und mich zeitweise auch sehr gut fühlte, jedoch:

    Der Alkohol wird jegliche Sebstbestimmung zerstören und letztendlich auch die guten Seiten und die erarbeitete Freiheit resp. den Weg der Selbstverwirklichung als Fassade erscheinen lassen, nur eine Frage der Zeit.

    Ich wünsche euch allen einen schönen Tag, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hallo Tian,

    alles okay bei DIR??? Wie geht es Dir? Wie sieht dein Wochenende aus?

    War heute lange in der Bücherei und habe mich mit Sofa-Material eingedeckt. Jetzt gibt es Kaffee, Apfelkuchen und Buch :D es könnte schlechter gehen!

    Hope you are fine!

    Gruß
    Eni

  • Hallo Eni - hallo zusammen,

    erstmal Guten Morgen, mir geht's soweit recht gut, ich habe meine Eltern besucht, welche derzeit in Urlaub sind, das war schon sehr bewegend, bezüglich Alkohol habe ich mit ihnen geredet und gesagt, dass ich damit aufhörte und an meiner Nüchternheit arbeite. Das wurde sehr gut aufgenommen, und das ist auch schön so, ja, meine Eltern haben früher so einiges mitbekommen (ist zwar schon lange her, aber das ich nur schwerlich mir Alk umgehen kann, wußten sie). Insofern - alles okay.

    Derzeit brechen bei mir viele Erlebnisse aus der Vergangenheit hervor, manche sind sehr schön, manche sehr belastend, ich glaube, ich habe mich meinen Schatten die letzten Jahre sehr verschlossen respektive mit Alkohol ausgehebelt - benebelt.

    Früher wurde ich Lebemann und Sonnenschein genannt, ja, war das wirklich ich, NEIN, ich war es nicht, das war tian gepresst in die Hülle der anderen Menschen und in meinem eigenen Narzissmus habe ich mich darin gesuhlt, getrunken, zuviele Affären gehabt usf., es lief ja alles, job und finanziell wunderbar, damit verbunden Annehmlichkeiten wie schöne Wohnung, Geldverschwendung, Pseudo-Selbstsicherheit, Bestätigung von außen. Nur auf mich habe ich nicht geachtet, dachte, es sei ein Dauerläufer, unwiderruflich oder habe es mir zumindest eingeredet.
    Mit der Nüchternheit derzeit schmerzt das sehr, die trügerische Sicherheit, mei, die gibt es einfach nicht, wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren. (BF)

    Ich versuche derzeit in kleinen Schritten vorwärts zu gehen, d. h.

    - keinen Alkohol, an der Nüchternheit arbeiten
    -- Online SHG wie hier, Real-SHG
    -- Sinnvolle Dinge tuen, Sport, Tagebuch schreiben wieder intensivieren
    -- Mich mit lieben Menschen umgeben

    Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich das Gefühl (hoffentlich trügt es nicht), dass ich wirklich nüchtern leben möchte, also nicht zeitlich limitiert oder hin auf irgendetwas und dann wieder zuschlage, ja, ich sage nicht für immer, ich probiere es mit der 24 h Nüchternheit und das funktioniert derzeit.

    Danke das es euch gibt, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Guten Morgen ihr Lieben,

    soweit alles in Ordnung bei mir, ich bin ohne Alkohol ausgeschlafen, der Schlaf reguliert sich, mir erscheint es so, also ob sich der Körper von dem unruhigen Schlaf erholten, welchen ich ihm jahrelang zugemutet habe.

    Es gibt Stunden in denen es mir sehr schlecht geht, bricht einiges hervor, aber ich weiß genau - es endet wieder, das gibt mir ein wenig Kraft.

    Stichwort Outing in der Öffentlichkeit / Freunden gegenüber, ja, bei Freunden habe ich eher weniger Probleme, meine Freundin weiß und untererstützt meine Nüchternheit (hat von selbst ihren Alkoholschrank entrümpelt), soweit so gut. Bei Bekannten / Menschen, die ich nicht so gut kenne, tue ich mir noch sehr schwer, so im Hinterstübchen habe ich auch einfach Angst, dass ich mich oute und dann doch wieder saufe, also die Vorwegnahme des Scheiterns, klar, diese Gedanken sind nicht zielführend, aber so einfach abschütteln geht einfach nicht.

    Ansonsten, viel Sport, Natur & möglichst viele schöne Dinge tuen um den Akku aufzuladen, beruflich habe ich die letzten 2 Jahre einiges durch, aber im öffentlichen Beruf möchte ich dazu nichts schreiben. (Stichwort: Wiedererkennungsgefahr)

    Ich wünsche "uns" allen eine gute Woche, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hi zusammen,

    icke nochmals, mei, dass man hier im Forum die Rechtschreibfehler nicht nachträglich ändern kann, hat schon was. :lol:

    Bei mir war es oft so, dass ich Dinge tagsüber in dem Gedanken "abends eine gute Flasche vino usf." weggesteckt habe, nach dem Motto: "Den Tag überstehen und sich abends etwas gönnen", das fällt nun weg, klar.

    Bei mir war es oft so, dass ich abends beim Sport war und danach noch Wein + 2-3 Bier getrunken habe, sozusagen der doppelte Endorphin / Dopamin Kick, am Morgen danach ging es mir mal gut - mal weniger.

    Mein Muster ist seit knapp 20 Jahren das gleiche, bei Problemen erhöht sich der Alkoholkonsum (kurz vor meiner Nüchternheit beruflicher Natur über einen gewissen Zeitraum), bisher haben sich die Probleme immer wieder einigermaßen aufgelöst, dann sinkt der Konsum, neue Probleme ... eine Rekursion ohne Abbruchbedingung. Wobei - jetzt ohne Alkohol ist das erstmal gestoppt.

    Zu lernen das die Welt nicht funktioniert wie ICH möchte, ja, theoretisieren kann ich wie ein Bär, aber ich möchte das es KLICK macht, dass ich es einfach in mein Leben integriere. Egal wohin ich gehe, ein Ar*** ist immer da, Gelassenheit ist sicherlich wichtig & hilfreich.

    Mir kommt es einfach so vor, dass sich in den letzten Jahren das EGO der Menschen noch mehr verstärkt hat, die totalitäre ICH-Bezogenheit gepaart mit einer Ignoranz dem Leben und den Anderen gegenüber. Vorname: Mehr; Nachname: Noch mehr!

    Grüße, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Guten Morgen liebes Forum,

    ich werde jetzt wieder mit regelmäßigem joggen anfangen, bei mir ist ein großer Park in der Nähe, dort kann ich mich wunderbar austoben. Sport generell mache ich sehr viel (10 - 15 h / Woche), aber regelmäßiges joggen stand noch nicht auf der pipe, zumindest nicht sooooo regelmäßig.

    Die No. 1 derzeit ist meine Nüchternheit, weiter Strecke machen, Stimmungsschwankungen aushalten.

    Ich denke mir, mit dem Griff zur Flasche habe ich mein Leben aufgeben, sozusagen kapituliert, diesmal kapituliere ich vor dem Alkohol, sodass mein Leben wieder aufblühen kann.

    Ich muss lernen mit der Gesellschaft zu leben, nicht immer einfach, erhöhte Sensibilität bedingt eben auch erhöhte Achtsamkeit.

    Ich wünschen euch einen guten Tag, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hallo Tian,


    Zitat

    ...mit dem Griff zur Flasche habe ich mein Leben aufgeben, sozusagen kapituliert, diesmal kapituliere ich vor dem Alkohol, sodass mein Leben wieder aufblühen kann.

    Dieser Satz gefällt mir ausserordentlich gut. Danke dafür. Klingt so klar, so einfach "eigentlich".

    Ich hab mir gestern Deine Seiten hier durchgelesen, und ich finde, Du liest Dich klar und positiv.

    Stimmungsschwankungen? Klar, gehören am Anfang noch mehr dazu als dann später hoffentlich. Und Gefühle - die ganze Bandbreite. Es ist spannend, sie wieder zu fühlen und auch zu erkennen. Da steck ich z.B. grad drinne...und ich versuche, mit ihnen umzugehen, sie teils zu analysieren, denn irgendwo müssen diese Gefühle ja entstehen ;o)

    Zitat

    bisher haben sich die Probleme immer wieder einigermaßen aufgelöst, dann sinkt der Konsum, neue Probleme

    Beobachte Dich, wenn Du Probleme auf Dich zurollen siehst. Probleme lösen geht ohne Alkohol übrigens viel besser, wie ich im Laufe der Jahre gemerkt habe ;o)


    Liebe Grüße
    ClaudiA[/quote]

  • Liebe Claudia,

    danke schön für deine Zeilen, schreiben befreit einfach, ein schöner Baustein auf dem Weg der Trockenheit.

    Gestern war ich in der Tat lange joggen (mache sonst Ausdauersport, aber mir Ball), die Kombination mit Natur ist göttlich, die Geräusche, die kleinen natürlichen Dinge des Lebens, habe längere Zeit die Enten beobachtet (na na, bin schon gerannt, aber man darf sich ja ausführlich dehnen!), die Ruhe - phantastisch.

    Stille vermisse ich in unserer Welt, fernab von "Beschleunigung" und pseudo-Hektik, dieser künstliche aufgebaute Druck von außen (sei es nun beruflicher oder privater Natur) hat auch seinen Teil dazu beigetragen, dass ich krank geworden bin.

    Es sind die kleinen Dinge welche mir Kraft geben, gute Freunde, meine Freundin, trotzdem darf ich nie vergessen, dass die wahre Kraft in meinem Innern liegt, schlussendlich darf meine positive Energie nicht von äußeren Einflüssen abhängig sein.

    Im Jetzt zu leben ist ein schöner Gedanke, nur die Umsetzung ist ein lebenslanger Weg, schon Jesus, Buddha, Krishnamurti, Tolle usf. empfohlen, aber yo, sooo einfach isses nüt zu realisieren.

    Merci für so allerlei hier, liebe Forum, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hi liebes Forum,

    bei mir alles o.k. soweit, jeden Tag gibt es einige Minuten, auch mal 2 - 3 h in denen ich schwer ins Nachdenken komme, Saufdruck, nein, ich denke nicht wirklich, das sind eingeschliffene Muster einfach, Langeweile habe ich früher des Öfteren mit guten Dingen eliminiert, d. h. ein Buch gelesen, Sport, Freunde getroffen usf., manchmal jedoch mir "sinnentleert" einen reingebrannt, meist Bier, der große Schnäpsler war ich nie, aber spielt das eine Rolle?

    Dekadent, ich wohne hier in einem schönen, aber auch relativ bekannten Partyviertel, derzeit ist bspw. ein Markt, war dort vorhin Obst einkaufen, gut frequentierte Schnapsstände gibt's dort auch, Stichwort "Spezialitäten", war das ein Trigger - NEIN -, allerdings ist es für mich schon krass, dass es unter dem Deckmantel der Spezialität legitim ist um 11:00 Uhr Schnaps zu konsumieren.

    Trinkgewohnheiten, ja, die Geschichten mit heimlich einkaufen, Depots anlegen, nein, das war bei mir nicht der Fall, aber imho kurz davor, mein Konsum ist gestiegen in den beiden Jahren vor meiner jetzigen Nüchternheit, schleichend, auffällig war eben:

    - Kontrollverlust beim Trinken (nicht immer - aber immer öfters)
    - Zum BierCHEN ist ein Weisswein hinzugekommen
    - Probleme wurden nicht verarbeitet, sinnlose Wochenende mit Kater vom Freitag, tlw. auch Samstags noch gebechert, Kater weg, aber der Sonntag war dann hart

    Mei, das ist eine Endlosschleife mit dem Alkohol & der Aufzug kann nur nach unten führen...

    Ja, der Gedanke "KT", mmmmh, würde bei mir nicht funktionieren, evtl. ein paar Wochen / Monate, aber dann wäre ich wieder mittendrin im Suff & im alkoholischen Denken. Wichtig: Selbst wenn es funktionieren würde, ich möchte es nicht, allein dieser Gedanke, ich muss mich kontrollieren um zu saufen, ja, was ist denn das für ein Zwang, grausam.

    Jetzt, nach fast 4 Monaten Nüchternheit sehe ich manche Dinge wieder klarer, sei es nun mein letzter job mit einem soziopathischen Vorgesetzten, sei es mein Leben generell, sei es der Anblick einer Blume, mitunter sind es die kleinen basics, welche mir richtig Spaß machen, im Gras spazieren, tief Atmen, "echte" Freude empfinden.

    Ich für mich glaube, dass ich akzeptieren muss, dass ich manche Dinge nicht ändern kann, ich würde es so gerne, mehr Frieden und Zufriedenheit in der Welt, eine Weltseele die auf Demut, gesunde Neugierde, Zusammenhalt beruht, aber ich kann das nur für mich selbst umsetzen und somit ein feines Mini-Rädchen im Gesamtgefüge werden.

    Ebenso muss ich damit umgehen, dass unser System hier auf Antagonismus und nur die harten kommen in den Garten beruht, wer dieses Leben führen kann und möchte, akzeptiert, ich kann es nicht.

    Der Weg ist nicht zu Ende, dies ist ein Anfang, ein Aufbruch in eine gesunde & zufriedene Zukunft.

    Grüße, tian

    Wir sollten nicht zu entdecken versuchen, wer wir sind, sondern was wir uns weigern zu sein.
    (Michel Focault)

  • Hallo Tian

    ich finde es gut wie du dich mit deinem Weg auseinander setzt und deinen Weg gehst . Vor allem das du dich ins Forum mit einbringst .

    Ein paar Anmerkungen von mir dazu.

    Zitat

    Verschiedene Individuen - verschiedene Wege
    -> Grundbausteine individuell angepasst = sehr wichtig

    Nun wird gerade am Anfabng viel von der Indivudalität gesprochen. Das es zwar bei Menschen so , jedoch bei der Sucht gibt es keine individualität . Die verläuft nach den gleichen Grundmustern und endet ungestoppt, in den Tod. Die Grundbausteine sind nicht auch nicht individuell anzupassen . Wenn ich das mache, dann sind es keine Grundbausteine mehr, sondern ein mir zu recht gelegter Weg .
    Warum auch immer.

    Zitat

    -> Grundtenor bei Langzeit-Trockenen (mit wenigen Ausnahmen) ist ein positives Lebensfazit

    Ohne das geht gar nichts :)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • hallo tian,

    Ich schneie von den COs hier bei dir rein :)
    Wenn du Ruhe und entschleunigung suchst sowie gerne mehr im hier und jetzt leben möchtest, kann ich dir Meditation sehr ans Herz legen!
    Während des meditierens übst du dich darin, in der Gegenwart zu sein und bewußt/ achtsam zu sein.
    nicht in der hetze und im "highspeed- modus".
    Nur 10min tägliche Anwendung reichen, und dies überträgt sich dann zunehmend in deinen Alltag.
    schau mal nach Kursen, denn es lohnt sich, es ein mal richtig zu lernen.

    Lg
    girasole

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