Auf dem Weg ? Hoffentlich......

  • Hallo zusammen,
    nachdem ich hier im Forum so vieles gelesen habe, was mich auch betrifft, habe ich mich entschlossen, mich hier anzumelden.
    Ich bin 51 Jahre alt, habe die Silberhochzeit auch schon hinter mir und mein Mann hat leider ein Alkoholproblem und leidet unter Depressionen. Leider kann man nie so genau sagen, was war als Erstes, der Alk oder die Depression, aber das ist halt wie die Frage, was war zuerst, das Huhn oder das Ei.
    Das ist ja auch egal, jedenfalls ist beides vorhanden und eines von beiden würde mir durchaus reichen.
    Ich habe in diesem Forum soviel Interessantes über Co-Abhängigkeit gelesen und mich jetzt auch gefragt, ob ich Co-abhängig bin.....Ein paar Verhaltensweisen treffen durchaus zu, wie z.B. die Kontrolle der getrunkenen Flaschen und auch einmal das Wegschütten, genauso wie die vielen Diskussionen, d.h. eigentlich keine Diskussionen sondern eher Monologe meinerseits, warum er trinkt. Bis jetzt habe ich, obwohl diese "Alkohol-Karriere" schon ein paar Jahre geht nie befriedigende Antworten erhalten. Einen richtigen Grund gibt es gar nicht bis auf die Tatsache, dass mein Mann schlecht mit Stress und Problemen umgehen kann und diese erstmal ertränken will. Am nächsten Tag sind die Probleme natürlich immer noch da; er hat dann , je nach der Alkoholmenge, keine Erinnerung mehr an den Vorabend, ich dafür umso mehr. Mein Mann war auch schon in Therapie, was die Depressionen betraf ( 2 x für 5 Mon.) vor ein paar Jahren. Dieses Jahr war er wieder in Therapie für 5 Wochen auch in Bezug auf Alkohol. In der Klinik klappt alles wunderbar, mein Mann macht Sport, bastelt u.ä. aber kaum, dass er wieder zu hause ist, fällt er in sein altes Verhaltensmuster.
    Ich habe hier in diesem Forum schon als Tip angenommen, dass jeder für sein Verhalten selbst verantwortlich ist und ebenso für die eigene Zufriedenheit und das eigene Glück. Ich habe auch schon gelernt, mich abzugrenzen und bin auch sehr selbstständig. Ich fahre allein in den Urlaub, habe Freunde, mit denen ich mich auch über dieses Thema austauschen kann und mittlerweile verschweige ich die Alk-Probleme nicht mehr, wenn andere es mitbekommen.
    Ich habe vergessen, zu erwähnen, dass wir keine Kinder haben, also ist es bei mir nicht ganz so kompliziert wie bei einigen anderen.
    Mies ist es trotzdem und ich hoffe, dass ich bald zu einer Entscheidung komme. Ich weiß , was für mich das Beste wäre, aber ich habe es noch nicht durchgezogen.
    Zum Thema Co-Abhängigkeit: sie existiert, aber man darf auch nicht vergessen, dass bei auftretenden Problemen in einer Partnerschaft versucht wird und werden sollte, den anderen nicht hängen zu lassen und von dem Schritt der normalen Sorge bis zur Abhängigkeit sind viele Zwischenschritte.
    Ich denke, für meine Vorstellung in diesem Forum habe ich schon einiges erzählt. Ich könnte stundenlang weiterschreiben, aber für den Anfang ist es vielleicht gut so.
    Danke fürs Lesen und dass es dieses Forum gibt !

  • Hallo Freya und herzlich willkommen hier!

    Was ist coabhängig, was ist normale Fürsorge in einer Beziehung...
    Ich glaube, da geht vieles fließend ineinander. Was ist gesund, was ist eher schon krank.

    Meine Meinung ist, dass Menschen eher in die Coabhängigkeit rutschen, die selbst wenig Selbstvertrauen haben. Die die Fürsorge eher für den Partner haben als für sich selbst. Die meinen, nur sie wären in der Lage, den Partner zu retten, ihm helfen zu können. Und dabei sich selbst immer mehr aus den Augen verlieren. Weil sie sich selbst wenig wert sind.

    Eine Beziehung zu retten, zu erhalten, kann ja nur funktionieren, wenn beide das schlussendlich wollen. Wenn beide was dazu tun wollen.

    Du hast schon eine Menge für dich machen können! Das finde ich echt gut. Ich bin gespannt auf einen Austausch hier.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Aurora,

    danke für Deine nette Begrüßung. Ich habe auch schon viel über Deine Geschichte gelesen und finde es toll, was Du alles für Dich erreicht hast.
    Ich hatte mir überlegt, evtl. zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen, aber ich denke, dass der Austausch hier im Forum mir mehr bringen wird, alleine schon von der Vielfalt der unterschiedlichen Schicksale. Ich erwarte jetzt auch keine Hilfestellung, sondern freue mich über einen Austausch.
    Ich kann mich Deiner Meinung über Co-Abhängigkeit anschließen, dass viele Betroffene meinen, erstmal den Partner zu retten und dann sich selbst. In erster Linie sollte man für sein Wohlergehen sorgen, denn nur wenn es mir gut geht, kann ich auch anderen helfen ( wenn sie wollen). Vielleicht klingen meine Sätze ziemlich nüchtern und abgebrüht, das kann ein Schutz sein oder auch ein weiterer Schritt in Richtung Unabhängigkeit. Ich denke sogar, dass ich ziemlich viele männliche Anteile in mir habe, d.h. ich bin nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen und die Tränen fliessen bei mir nicht so schnell. Ich bin trotzdem nicht so abgebrüht, denn sonst hätte ich schon längst die Koffer gepackt
    Mein Mann ist da wohl etwas empfindsamer und das ist wohl auch ein Grund, warum er Zuflucht zum Alkohol sucht.
    Ich weiß aber auch, dass ich ihm nicht helfen kann; ich habe es versucht über Gespräche, die er immer abblockt und über gemeinsame Termine beim Therapeuten.
    Ich muss jetzt loslassen......

  • Liebe Freya,
    Ich finde nicht, dass deine Sätze abgebrüht klingen. Für mich klingen sie wie die Sätze eines Menschen, der sich mit seiner Situation auseinander gesetzt hat, der hinsieht und für sich ein glücklicheres Leben sucht. Das ist doch legitim.

    Ich finde es toll, welche Schritte du schon für dich gefunden hast, um dich von seiner Sucht abzugrenzen.

    Ich habe nur eine Frage: Warum "musst" du loslassen? Warum "möchtest du" nicht, oder "willst du" nicht loslassen"? Es läuft natürlich am Ende auf das Selbe hinaus, aber es ist eine Frage nach dem, was du möchtest oder willst oder was du meinst zu "müssen". Es ist einfacher, das umzusetzen, was du möchtest oder willst.

    Liebe Grüße
    HM

  • Liebe Honeymaker,

    danke für Dein Feedback. Ich denke auch, dass ich auf dem richtigen Weg binl und ich will ja auch loslassen. Das " müssen" bezieht sich in meinem Fall darauf, dass ich mir gewünscht hätte, es wäre nicht so weit gekommen
    und mein Mann und ich hätten gemeinsam erfolgreich diese Hürde/Aufgabe gemeistert. Ich habe schon oft überlegt, an welchem Punkt wir das Ruder noch hätten rumreissen können. Eine Paartherapie hatte ich auch schon vorgeschlagen, aber da hält mein Mann nichts von, weil es seiner Meinung nach nichts bringen würde. In meinem Fall kommen nämlich noch Partnerschaftsprobleme hinzu, aber die werden die meisten hier im Forum ja auch haben, zwangsläufig.
    Ich weiß, dass es mir besser gehen würde, wenn ich ginge,aber das durchzuziehen kostet Kraft. Ich schwanke dann wieder und habe Mitgefühl, wenn ich das Häufchen Elend sehe.
    Mitleiden tue ich nicht, aber es ist so verdammt schwierig, wenn ich daran denke, wie es früher war und was sich alles geändert hat. Ich weiß auch, dass ich für meinen Mann keine Verantwortung übernehmen kann oder will.
    Ich mache ihm ja auch keine Vorhaltungen mehr, es sei denn , ich habe das Gefühl, er setzt sich mit Alkohol ans Steuer. Aus diesem Grunde lasse ich mich schon lange nicht mehr von ihm irgendwo abholen, sondern fahre selber( natürlich nüchtern) oder mit öffentl. Verkehrsmitteln.
    Auf jeden Fall finde ich das Forum hier sehr hilfreich und der Austausch tut gut. Ich möchte meine Freunde ja auch nicht immer mit denselben Problemen behelligen, obwohl sie sich noch nicht beklagt haben. Ich habe halt tolle Freunde !!!
    Liebe Grüße
    Freya

  • Mist...jetzt wollte ich meinem Mann gegenüber den Alkoholkonsum nicht mehr erwähnen, aber ich konnte mich gerade nicht zurückhalten.
    Er ist am überlegen, ob er kurz nochmal zu einem Bekannten fährt und ihm handwerklich hilft, aber da ich wieder mitbekommen habe, dass er im Keller getrunken hat, habe ich ihn gefragt ob er noch fahren kann /darf. Es geht ja auch darum, dass selbst wenn er unverschuldet in einen Unfall gerät und nach Alkohol riecht, Konsequenzen drohen.
    Ich hoffe inständig, dass er das versteht und beherzigt.
    Ich denke, er sieht es ein und bleibt zuhause.
    Aber das sollte erstmal meine letzte Handlung als eventuelle Co-Abhängige sein.
    Dank des Forums habe ich mich ja schon gut abgegrenzt, als Beispiel....mein mann ist ja auch wegen Depressionen in Behandlung und ich war 2 x mit beim Therapeuten, auch damit er mich kennen lernen kann und sich ein Bild von unserer Situation macht.
    Jedesmal, wenn mein Mann seine Therapiesitzungen hatte, war ich sehr gespannt und wollte wissen, wie die Sitzung so verlaufen ist. Meist fühlte mein Mann sich bedrängt und wollte keine Auskunft geben und ist ausgewichen und sagte mir, ich solle nicht gleich, wenn er zur Tür reinkommt ihn überfallen. Er würde mir da später erzählen, wie es in der Therapie war.
    Gut, nachdem ich hier so einiges gelesen habe, habe ich es geschafft, ihn nach seinem Arztbesuch nicht mit Fragen zu bombardieren. Im Gegenteil, ich bin gar nicht darauf eingegangen und habe keinerlei Fragen gestellt. Das Ergebnis ? Mein Mann hat nichts erzählt, weder kurz nach dem Besuch noch Wochen später.
    Ich denke, er ist einfach nur froh, dass ich ihn in Ruhe lasse.
    Jetzt kommt, was mich selbst sehr überrascht hat.....es ist mir gar nicht schwer gefallen , ihn nicht zu fragen. Ich habe gemerkt, dass mein Interesse diesbezüglich sehr geschrumpft ist. Wenn er von sich aus was erzählen will, kann er, aber da kam nichts.
    Es ist schon traurig......mir würde es Angst machen, wenn ich merke, mein Partner hat mich vorher mit Fragen bestürmt und auf einmal fragt er nicht mehr. Da wäre ich nicht beruhigt, im Gegenteil, sämtliche Alarmglocken würden dann klingeln.
    Andererseits ist es leider auch so, dass ich dem, was mein Mann alles so erzählt nicht zuviel Glauben schenken kann. Er ist immer sehr schnell mit Lügen und Unwahrheiten bei der Hand und meint immer noch, ich würde das nicht merken, aber so naiv wie früher bin ich nicht mehr. Ich lasse ihn erzählen ; manchmal glaubt er wohl auch, dass das stimmt, was er von sich gibt.
    So, jetzt habe ich genug gejammert, ich freue mich darauf, morgen für 2 Tage zu meiner Freundin zu fahren.

  • So, jetzt nach meinem Kurzurlaub bin ich wieder zurück. Es war schön, aber natürlich viel zu kurz und der Alltag hat mich wieder.
    Gestern hatte mein Mann er wieder schlechte Nachrichten von Bekannten bekommen und das war wieder ein Grund für einen Absturz.
    Ich will mich jetzt nicht hier über irgendwelche Gründe äußern, warum weshalb und seinen Umgang mit schlechten Nachrichten.
    Was mich wirklich beunruhigt, egal ob ich Angehörige oder Co-Abhängige bin, dass er sich nach seinem Alkoholkonsum noch ins Auto gesetzt hat und noch bei uns im Dorf rum gefahren ist, um etwas an seinem Auto zu testen. Es war zwar nach 2 Uhr morgens und zum Glück kaum jemand unterwegs, aber ich habe nicht gewusst, wo er um diese Zeit noch hin wollte. Nachdem er zum Glück wieder heil angekommen ist habe ich ihn zur Rede gestellt und wollte wissen, warum er unter Alkohol gefahren ist und ich habe ihm noch die ganzen Folgen aufgezählt. Das mag zwar eine Verhaltensweise eines Co sein, aber ich habe natürlich auch Angst, dass er alkoholisiert jemanden anfährt.
    Auf meine Frage, warum er unter Alkohol fährt sagt er nur, er wisse es nicht. Er weiß zwar, was es für Konsequenzen haben kann, aber er kann sich das nicht erklären.
    Ist es wirklich so, dass man sich das antut, selbst unter der Gefahr, einen Unfall zu bauen ? Gibt es nicht sowas wie ein Selbstschutz, der einen davor bewahrt, sich unter Alkohol ans Steuer zu setzen ?
    Ich hatte kurz überlegt, die Polizei zu rufen, aber was hätte ich denen sagen sollen ? Etwa, dass mein Mann unter Alkohol losgefahren ist und ich nicht weiß wo er ist und warum er los ist ? Ich habe schon überlegt, nachts die Autoschlüssel wegzuschließen, egal ob das jetzt Co ist oder nicht. Ich weiß, dass ich für ihn keine Verantwortung habe, aber ich kann auch nicht die Augen vor den Gefahren verschließen.
    Früher wäre ich sicher gewesen, dass er sich unter soviel Alkoholeinfluss nicht ans Steuer setzt, aber heute ?
    Schlimm ist, dass mein Mann nur sagt, er wisse schon, dass das nicht in Ordnung ist, aber er hat für sein Verhalten keine Erklärung. Ich wollte mich eigentlich nicht mehr an seinen Therapeuten wenden , bin aber unsicher, ob ich diese Alkoholfahrt nicht doch erwähnen soll......

  • Hallo Freya,

    dieses Problem mit alkoholisierten Autofahrten kenne ich gut. Leider.

    Ich bin früher oft genug sogar eingestiegen, obwohl ich wusste, mein Ex ist nicht nüchtern. Oder ich habe ihn fahren lassen, habe weg gesehen. Immer mit der Sorge, es könne was passieren. Ich habe sehr viele Schuldgefühle dabei gehabt, Scham. Angst. Ich fühlte mich feige, zu feige, ihn anzuzeigen. Das ist eine sehr schwierige Sache mit solcher Anzeige. "Ich kann doch meinen Mann nicht verraten", so in etwa. Da ist erst mal eine riesige emotionale Sperre in mir gewesen. Und ich habe das auch schon oft von anderen gehört.

    Nun bin ich ja schon längst vom XY geschieden. Aber ab und an treffen wir aufeinander. So z.B. am Geburtstag des Schwiegersohnes vor 2 Jahren. Da kam mein Exmann an und war schon so ziemlich voll. Und da wir essen waren trank er natürlich seine "Bierchen" dazu... Der Ex war mit dem Auto da...

    Ich stellte ihn zur Rede, ich finde nicht, dass das Coverhalten ist! Coverhalten ist eher, das nicht zu tun! Ich sagte ihm, ob er wirklich noch fahren wolle. Ja, er könne natürlich noch fahren, war die Erwiderung. Ich war dann hin und her gerissen. Ich habe ihn nicht angezeigt. Leider. Ich war nicht dazu in der Lage in diesem Moment. Aber es hat mich doch gewurmt, bzw. hatte ich wieder dieses schlechte Gewissen auch. Und meine Feigheit, die habe ich gespürt.

    Ich habe mich dann erkundigt. In meiner damaligen realen SHG, die ich zu der Zeit parallel zu dieser hier hatte, war jemand, dessen Tochter auch bei der Polizei ist. Und die meinte, man mache sich selbst strafbar, wenn man so etwas nicht anzeigt.

    Man müsse die Polizei anrufen und die Autonummer nennen, z.B. Wen derjenige weg fährt. Oder ihn am Wegfahren hindern.

    Und inzwischen bin ich so weit, dass ich jeden, bei dem ich das merke, auch anzeige! Denn Co ist das andere, das Decken von solchen Dingen. Das Wegsehen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Freya,
    Gesetze haben ja nichts mit Co- Sein zu tun.
    Wenn dir bekannt ist, dass dein Mann alkoholisiert Auto fährt, hast du sogar die Pflicht, dafür zu sorgen, dass er dies möglichst nicht tut.
    Mir ist ein Fall bekannt, da bekam die Partnerin eine Anzeige , nachdem der Mann mit ihrem Auto besoffen von der Polizei angehakten wurde.
    Sie hatte die Schlüssel nicht herumliegen lassen dürfen.
    LG
    Susanne

  • Hallo Aurora und Susanne,

    vielen Dank für Eure Hinweise.Ich werde da in Zukunft drauf achten, dass er nicht mehr alkoholisiert fährt, wenn ich das von zuhause aus mitbekomme. In diesem Falle war ich schon im Bett und habe erst später mitbekommen, dass er nicht nur zum Rauchen vor die Tür gegangen ist.
    Ich hätte nie gedacht, dass er so unvernünftig ist und wegen einer Nichtigkeit soviel riskiert. Vielleicht werde ich wirklich die Schlüssel nachts verstecken......traurig so etwas.....da ist dann auch wieder das Gefühl, dass ich so etwas am liebsten gar nicht mehr mitbekäme, z.B. wenn ich ausgezogen bin.
    Andererseits ist es sehr schwer, das Gefühl abzustellen, ob mein Mann wieder unvernünftig ist und sich und andere gefährdet. Ich werde auf jeden Fall handeln, wenn ich merke, dass es nötig ist.

  • Hallo Freya,
    aus Interesse habe ich mir die Frage, ob du deinen Mann - wenn er den alkoholisiert fährt - anzeigen musst oder nicht, einmal genauer angesehen. Das Gesetz nennt konkret Anzeigepflichten nach §138 StGB. Das sind aber solche Kaliber wie Hochverrat oder Vorbereitung eines Angriffskrieges. Ich habe dann zur Pflicht der Anzeige bei Trunkenheitsfahrten auch nicht genaues mehr gefunden. Ich würde jetzt auch mal nach meinem Verständnis eher zu der Einschätzung kommen, dass keine Pflicht zur Anzeige besteht. Überhaupt wäre ich mit juristischen Tipps im Internet eher vorsichtig und auch wenn ein Polizist dieses oder jenes sagt, muss das noch lange nicht stimmen. Eine Anzeige heißt auch nicht, dass bei der Geschichte was herum gekommen ist. Aber weil ich hier auch im Internet schreibe, heißt das natürlich auch, dass ich genauso auf dem Holzweg sein kann. Genauere Auskünfte wird dir zu der Geschichte vermutlich nur ein Anwalt nennen können.

    Aber das wäre dann auch nur die juristische Auslegung - die nach dem Gewissen ist natürlich eine andere. Und da wüsste ich auch nicht, wie ich verfahren würde.

    Letztendlich wirst du aber mit allen Anstrengungen auch nicht abschließend und wirksam verhindern können, dass er alkoholisiert fährt. Er macht's vermutlich wesentlich öfter als du derzeit vermutest, denn da wäre ja auch noch immerhin die Frage des Restalkohols, die nach einem feuchten Abend nicht unerheblich sein dürfte. Was ich sagen will ist, egal wie du dich abmühst, wenn er unbedingt fahren will, dann wird er das machen. Bleibt allenfalls die Frage, warum sich abmühen und Strategien entwickeln, die letztendlich nichts fruchten? Ich würde ihm vielleicht mal in einem nüchternen Moment eine klare Ansage zum Thema "Führerschein" und "Glaub nicht, dass ich dich durch die Gegend fahre, wenn er weg" ist machen. Dennoch bleibt die Gewissensfrage, was passieren kann, wenn er betrunken fährt und es bleibt die Frage, ob bei ihm wieder eine entsprechende Steigerung des Konsums eingetreten ist, wenn er vorher immerhin noch in der Lage war, auf seinen Führerschein zu achten.

    Mit Gruß
    HM

  • Vielen Dank für Eure interessanten Rückmeldungen bez. einer Anzeigepflicht. Ich habe da auch noch nichts Näheres rausbekommen, weiß aber auch, dass man reagieren muss, wenn jemand eine Trunkenheitsfahrt vorhat.
    Ich werde da auf jeden Fall reagieren und verhindern,dass er fährt, wenn ich es mitbekomme. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass ich meinen Mann anzeigen würde. So weit bin ich nicht.
    Ich habe aber heute einen Brief an seinen Therapeuten geschrieben, in dem ich die Problematik geschildert habe. Ich weiß ja nicht, was mein Mann seinem Therapeuten erzählt oder eher nicht erzählt.
    Ich weiß aber auch, dass ich es nicht verhindern kann, wenn er alkoholisiert fahren will, da hast Du recht, Aurora. Ich habe auch schon in nüchternem Moment mit ihm gesprochen, da weiß er dann nicht, warum er sich so verhält. Ich kann ihm nur den Spiegel vorhalten und meinen Weg weitergehen, der führt aber immer weiter von ihm weg.
    Danke für Euer Interesse und Unterstützung.
    Liebe Grüße
    Freya

  • hallo,

    mit einem Unfall unter Alkoholeinfluß muß insbesondere das Opfer und dann noch der Verursacher zurecktkommen. Dritte, wie um das alkoholisierte Fahren Wissende, wären für sich ebenso mit einbezogen, aber nicht in erster Linie, finde ich.

    Wir sind alles Lernende, Erkennende. Ich würde niemnanden _verurteilen, der als 3. alkoholisiertes Fahren nicht anzeigen würde. Jemand der es anzeigt: Chapeau!

    Gruß
    Rhein

  • @ Dubi: ich habe ja bereits geschrieben, dass ich eine Fahrt unter Alkohol , die ich von zuhause aus mitbekäme, unterbinden würde. Die Diskussionen diesbezüglich haben wir ja auch schon begonnen und bislang stand es ja noch nicht zur Debatte. Diese Situation ist für mich neu und ich gehe nicht zur normalen Tagesordnung über und lasse den Punkt ungeklärt. Deine Argumente habe ich auch schon vorgetragen und ich lasse mich da von meinem Partner auch nicht abwimmeln.

  • Hallo zusammen,

    mittlerweile hat der Therapeut meinen Brief bez. meines Mannes erhalten und mein Mann hatte auch gestern wieder eine Sitzung beim Doktor. Ich habe meinem Mann eine Kopie des Briefes gegeben, damit er weiß, worum es mir ging.
    Ich denke, dass das wohl ein Thema in der Sitzung war, aber mein Mann hatte sich bisher nicht dazu geäußert und ich habe ja mittlerweile auch gelernt, ihn nicht danach zu fragen. Ich lasse ihn in Ruhe und auch alleine im Keller wurschteln.
    Wenn er das Bedürfnis hat, mir von seinen Gedankengängen zu erzählen wird er das wohl tun.....ich schätze, das wäre wahrscheinlich am 30. Februar oder am Sankt Nimmerleinstag. Nun denn, ich kümmere mich jetzt um mein Wohlbefinden. Das habe ich mir verdient , jawoll :)

  • Hallo zusammen,

    ich wünsche allen hier noch ein gutes oder besseres neues Jahr und dass jeder für sich in seinem Tempo weiterkommt.
    Ich habe gerade etwas Ruhe für mich, da mein Mann seit gestern in einer LZT ist. Jetzt kann ich wieder etwas durchschnaufen.
    Für mich ist jetzt wichtig, dass ich einfach wieder in mich reinhören kann und wieder spüre, was ich empfinde.
    Das ist in letzter Zeit bei mir doch ziemlich verloren gegangen, da ich auch oft an meiner Wahrnehmung gezweifelt habe und nie so richtig wusste, was ist richtig, meine Empfindungen oder das, was mein Mann mir vorgemacht hat.
    Aber das geht ja wohl vielen so, wie ich hier nachlesen konnte und das ist wenigstens ein kleiner Trost.

  • Hallo zusammen,

    ich wollte mich nur mal kurz hier wieder melden. Viel Neues gibt es leider nicht; mein Mann ist nach seiner LZT auch schon wieder einige Wochen zuhause und die Trockenheit hat leider nur 1,5 Wochen angehalten.

    Also wie ich schon dachte, ist so eine stationäre Therapie mehr als Erholung für die Angehörigen gedacht...Ich dachte, je länger ich als Angehörige betroffen bin, desto eher würde ich die Beweggründe oder das Drumherum verstehen aber seltsamerweise ist es genau andersrum. Je länger ich als Partnerin damit zu tun habe desto weniger verstehe ich.

    Ich kann auch nicht helfen oder immer da sein; ich brauche auch meinen Freiraum und habe zum Glück auch einiges zu tun. Wenn ich meinen Partner bei meinen Unternehmungen oder auch Arbeit dabei habe , funktioniert es , nur allein zuhause kann er nicht sein und sucht dann Trost beim Alkohol.
    Dann kann es sein, dass ich nach Hause komme und er ist den Tränen nahe und kann leider nicht erklären, was los ist. Warum macht der Alkohol so weinerlich ? Ist es, weil man dann seine Gefühle nicht mehr verbergen kann ?
    Neulich hat er sogar einem Mitpatienten erzählt, wir hätten uns getrennt, was bislang nicht der Wahrheit entspricht. Nachdem ich ihn darauf angesprochen hatte, meinte er nur, dass der andere was falsch verstanden hätte, also ich kann die Gedankengänge nicht nachvollziehen, vielleicht schafft es sein Therapeut. Das ist alles ziemlich verwirrend.
    Vielen Dank fürs Lesen und Euch einen schönen Tag
    Freya

  • Hallo Freya,
    schoen, dass Du Dich wieder meldest. Ich wuensche Dir viel Kraft fuer die naechste Zeit.

    warst Du waehrend seiner LZT irgendwie bei Gespraechen mit einbezogen?
    was hat dass denn mit Dir gemacht, dass xy laengeren Zeitraum weg war (LTZ)?

    Gruss
    Rhein

  • Hallo Rhein,

    danke für Deine netten Worte. Nein, während seiner Therapie war ich nicht mit einbezogen. Wir hatten uns die Einrichtung einige Monate vorher zus. angesehen und es hat auf uns einen guten Eindruck gemacht.

    Es gab allerdings die Möglichkeit, in einer Gruppe gemeinsam mit dem Partner an den Problemen zu arbeiten, aber das wäre halt nur in einer größeren Gruppe möglich gewesen und dann auch nur sporadisch.


    In der Zeit, als mein Partner weg war ging es mir gut. Ich habe mich auf mich konzentrieren können und fand es erholsam , abends nach Hause zu kommen und zu wissen, dass nichts Unvorhergesehenes mich erwartet.
    In der Zwischenzeit hatte ich schon Kontakt mit meinem Partner, konnte ihn in der Klinik besuchen und er durfte nach einigen Wochen auch stundenweise die Klinik verlassen.
    Sein Verhalten in der Zeit war natürlich anders als zuhause ; nur leider verfällt mein Partner daheim wieder in die alten Verhaltensweisen, so als ob er nie in der Klinik gewesen war.

    Was das jetzt für mich bedeutet ? Arbeit an mir selber, mit Abgrenzung und möglichst nicht nachfragen , wenn wieder was schiefgehen sollte. Ich weiß auch, dass ich keine Verantwortung für ihn habe, ich muss loslassen können und keine Vorwürfe machen.
    Grüße
    Freya

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