...und doch ist es an der Zeit, mir einzugestehen, dass ich in eine Abhängigkeit gerutscht bin, die ich mir nie so hätte träumen lassen.
Hallo liebe Forumsmitglieder,
nachdem ich schon längere Zeit heimlich mitgelesen habe, möchte ich mich nun gerne mit anderen Betroffenen austauschen. Ich bin 40 Jahre und lebe schon in jahrelanger Beziehung mit einem Partner, der meiner Meinung nach ein ernsthaftes Problem mit dem Alkohol hat. Oder habe viel eher ich ein Problem mit seinem Alkoholkonsum?
Getrunken wurde schon immer gerne. Anfangs habe ich mir nicht viel dabei gedacht, denn auch ich bin jemand, der gerne feiern gegangen ist und auch in meiner Familie wurde immer gerne getrunken und gefeiert. Doch wenn ich zurückdenke, gab es auch schon am Anfang unserer Beziehung Momente, wo ich merkte, dass sein Umgang mit Alkohol doch ein anderer ist als meiner. Dann irgendwann, Jahre später, wurde es schlimmer.
Es gibt in der Woche immer wieder nüchterne Phasen, es wird nicht durchweg getrunken, aber der Alkohol wird definitiv missbraucht, um mit Frustsituationen fertig zu werden. Aus eigener Initiative hat XY sich auch bereits an eine Suchtberatungsstelle gewandt, die er regelmäßig besucht. Scheinbar liegt noch keine "echte" Alkoholsucht vor (was immer das auch ist), aber ein Alkoholmissbrauch, der in eine Sucht enden kann. Na, dann kann man doch weitermachen, oder? javascript:emoticon('')
Nun zu mir: Ich habe in letzter Zeit schon sehr viel über Co-Abhängigkeit gelesen und habe, glaube ich, so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Meckern, Schimpfen, Kontrollieren, Androhungen von Trennungsabsichten, aber nie wirklich durchgeführt. Nun merke ich immer mehr, dass das Ganze an meine Substanz geht und ich aus diesem Kreislauf raus will. Vom Kopf her weiß ich, dass eine Trennung wahrscheinlich das Beste wäre, aber ich bin noch nicht so weit, warum auch immer. Aber mir ist auch klar geworden, dass ich ihm nicht helfen kann, sondern mir nur selbst helfen kann und deswegen habe ich mich angemeldet, um mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Mich würde z.B. interessieren, wie geht ihr mit der Wut um, die ich oft im Bauch habe, wenn ich sehe, dass XY eine Flasche Bier am Hals hat? Wie habt ihr es geschafft aufzuhören, zu kontrollieren? Auch hier weiß ich vom Kopf, lass es, tue es dann aber doch. Dabei finde ich es furchtbar, ihn wie ein Kleinkind zu behandeln.
Zu unserer Situation kann ich sagen, dass wir zum Glück getrennte Wohnungen haben, ich finanziell unabhängig bin, auch eigene Interessen, Hobbies und Freunde habe. Und doch fällt es mir sehr schwer loszulassen.
Nach dem x-ten Streit habe ich nun gesagt, dass ich nicht mehr kann und auch so nicht mehr will und es einfach nicht mehr ertrage, ihn so zu sehen. Beide haben wir geheult. Bei mir in der Wohnung besteht jetzt Alkoholverbot, wenn er trinken will, hat er das woanders zu tun, nicht bei mir. Bei dem Rest muss XY jetzt selbst zusehen, was er macht und ich hoffe, ich habe die Kraft, nun wirklich vermehrt auf mich zu schauen und das auch durchzuziehen.
Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich auf den Austausch mit Euch.
Lieben Gruß
Seerose