Ich und co-abhängig? Niemals...

  • ...und doch ist es an der Zeit, mir einzugestehen, dass ich in eine Abhängigkeit gerutscht bin, die ich mir nie so hätte träumen lassen.

    Hallo liebe Forumsmitglieder,
    nachdem ich schon längere Zeit heimlich mitgelesen habe, möchte ich mich nun gerne mit anderen Betroffenen austauschen. Ich bin 40 Jahre und lebe schon in jahrelanger Beziehung mit einem Partner, der meiner Meinung nach ein ernsthaftes Problem mit dem Alkohol hat. Oder habe viel eher ich ein Problem mit seinem Alkoholkonsum?

    Getrunken wurde schon immer gerne. Anfangs habe ich mir nicht viel dabei gedacht, denn auch ich bin jemand, der gerne feiern gegangen ist und auch in meiner Familie wurde immer gerne getrunken und gefeiert. Doch wenn ich zurückdenke, gab es auch schon am Anfang unserer Beziehung Momente, wo ich merkte, dass sein Umgang mit Alkohol doch ein anderer ist als meiner. Dann irgendwann, Jahre später, wurde es schlimmer.

    Es gibt in der Woche immer wieder nüchterne Phasen, es wird nicht durchweg getrunken, aber der Alkohol wird definitiv missbraucht, um mit Frustsituationen fertig zu werden. Aus eigener Initiative hat XY sich auch bereits an eine Suchtberatungsstelle gewandt, die er regelmäßig besucht. Scheinbar liegt noch keine "echte" Alkoholsucht vor (was immer das auch ist), aber ein Alkoholmissbrauch, der in eine Sucht enden kann. Na, dann kann man doch weitermachen, oder? javascript:emoticon(':evil:')

    Nun zu mir: Ich habe in letzter Zeit schon sehr viel über Co-Abhängigkeit gelesen und habe, glaube ich, so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Meckern, Schimpfen, Kontrollieren, Androhungen von Trennungsabsichten, aber nie wirklich durchgeführt. Nun merke ich immer mehr, dass das Ganze an meine Substanz geht und ich aus diesem Kreislauf raus will. Vom Kopf her weiß ich, dass eine Trennung wahrscheinlich das Beste wäre, aber ich bin noch nicht so weit, warum auch immer. Aber mir ist auch klar geworden, dass ich ihm nicht helfen kann, sondern mir nur selbst helfen kann und deswegen habe ich mich angemeldet, um mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Mich würde z.B. interessieren, wie geht ihr mit der Wut um, die ich oft im Bauch habe, wenn ich sehe, dass XY eine Flasche Bier am Hals hat? Wie habt ihr es geschafft aufzuhören, zu kontrollieren? Auch hier weiß ich vom Kopf, lass es, tue es dann aber doch. Dabei finde ich es furchtbar, ihn wie ein Kleinkind zu behandeln.

    Zu unserer Situation kann ich sagen, dass wir zum Glück getrennte Wohnungen haben, ich finanziell unabhängig bin, auch eigene Interessen, Hobbies und Freunde habe. Und doch fällt es mir sehr schwer loszulassen.

    Nach dem x-ten Streit habe ich nun gesagt, dass ich nicht mehr kann und auch so nicht mehr will und es einfach nicht mehr ertrage, ihn so zu sehen. Beide haben wir geheult. Bei mir in der Wohnung besteht jetzt Alkoholverbot, wenn er trinken will, hat er das woanders zu tun, nicht bei mir. Bei dem Rest muss XY jetzt selbst zusehen, was er macht und ich hoffe, ich habe die Kraft, nun wirklich vermehrt auf mich zu schauen und das auch durchzuziehen.

    Vielen Dank fürs Lesen und ich freue mich auf den Austausch mit Euch.

    Lieben Gruß
    Seerose

  • Hallo Seerose

    Herzlich willkommen :)

    Zu erkennen, dass man Co-abhängig ist (obwohl ich dieses Wort nicht so mag) dass ist der erste Schritt.

    Hier wirst Du viele Beiträge erhalten, welche Dich zum Nachdenken anregen werden,
    elche die Dich vielleicht auch wütend machen.
    Aber glaub mir, Du kannst aus allem etwas rausziehen was für Dich passt. Und alle meinen es gut mit Dir, denn alle stecken oder steckten in der gleichen Situation.

    Wünsche Dir einen regen Austausch

    weinender Engel

  • Vielen Dank für Deinen Willkommensgruß, weinender Engel.

    Nee, besonders schön ist dieser Ausdruck wirklich nicht. Ich habe schon sehr viele Geschichten gelesen und habe mich in vielen Dingen wiedererkannt. Es gibt einem zumindest das Gefühl, dass man nicht alleine ist und schon viele diesen Weg beschreiten mussten.

    LG Seerose

  • hallo Seerose,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.
    Natürlich ist es besser, nur das anzukündigen was du auch durchführen kannst.
    Bei mir war es auch so, immer in der Hoffnung alleine durch Drohungen etwas verändern zu können.
    Das gelingt nicht, damit habe ich mich unglaubwürdig gemacht. Ic h habe mit kleinen Veränderungen begonnen, immer nur das, was ich konnte.
    Ich habe mit Winzigkeiten angefangen. Es war eine Tasse Cappu in einem kleinen Cafè.
    Nicht gleich nach der Arbeit nach Hause um ihn und die Trinkerei zu überwachen.
    Ich wollte nicht glauben, das ich nichts tun kann.
    Heute bin ich froh, dass ich viel mehr Zeit für mich habe.

    Ich wünsche dir, dass du dein Tempo finden kannst, und deine Schritte gehst.
    Wichtig ist aber auch, dass du dich nicht überforderst, denn das haben wir lange genug gehabt.


    lgMorgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Seerose,

    auch von mir ein herzliches Willkommen. Ich bin zwar neu relativ neu hier und habe noch nicht so viel geschrieben, aber dafür lese ich auch umso mehr und finde vieles, was mir hilft.
    Allerdings tue ich mich mit dem Begriff "Co-Abhängigkeit" noch etwas schwer. Diese Abhängigkeit gibt es bestimmt nicht nur in Beziehung mit Alkohol. Ich denke, man kann auch co-abhängig von jemandem sein, ohne dass dieser suchtkrank sein muss.
    Aber Du wolltest ja wissen, wie wir uns verhalten, z.B. in Bezug auf Wut .
    Also wütend bin ich eher selten, eher enttäuscht, weil immer wieder Hoffnungen zerstört werden. Das was Du gemacht hast, wie z.B. meckern, kontrollieren habe ich auch gemacht, aber ich hätte auch gegen eine Wand reden können. Ich habe natürlich auch über Trennung gesprochen, aber wie ich hier auch gelesen habe, sollte man nur das androhen, was man auch wirklich bereit ist , zu tun und das habe ich bisher leider auch nicht konsequent durchgezogen.
    Wenn es mir zuviel wurde, bin ich z.B. allein ins Kino gegangen, um einfach Abstand von zuhause zu haben.
    Ich finde es sehr schade, dass alle Aktionen und Gesprächsversuche immer nur von mir ausgegangen sind.
    Das zermürbt auf Dauer und ich habe mir angewöhnt, nicht mehr groß nachzufragen und mich für sein Befinden zu interessieren, allerdings funktioniert das nicht immer.
    Ich finde es gut, dass Ihr getrennt wohnt; so hast Du schon mal eine Sorge weniger.
    Ich wünsche Dir alles Gute
    liebe Grüße
    Freya

  • Guten Morgen Morgenrot,
    ja, ich glaube, so war das bei mir auch. Ich habe gezetert wie eine wild gewordene Furie, besonders dann, wenn ein Versprechen wieder mal nicht eingehalten wurde. Anfangs immer in der Hoffnung, ich könnte irgendwas erreichen, ihn erreichen. Das funktionierte immer nur eine gewisse Zeit, irgendwann stand der Alkohol wieder auf dem Tisch. Erst jetzt fange ich an zu kapieren, dass ich machtlos bin. Wenn er trinken will, trinkt er, da kann ich nichts machen. Du hast einen Satz geschrieben, der mir sehr viel gibt. Sich selbst Zeit lassen und sein eigenes Tempo suchen. Ich bin immer eher ein Kopfmensch gewesen und mein Kopf sagte schon des Öfteren, trenne Dich, das hat keinen Zweck und wieso willst du dir das antun? Aber vom Herzen her bin ich gar nicht bereit dafür, so zu handeln, wie mein Verstand das diktiert. Ich liebe ihn halt und das macht es nicht einfacher. Ich möchte jetzt erst einmal zu mir finden, Kraft tanken und dann gucken, wie, was, wohin geht. Ohne mich selbst fertig zu machen und unter Druck zu setzen, denn entscheiden kann ich immer noch. Das ist mein Ziel.

    Liebe Freya,
    ich glaube, hinter meiner Wut steckt jedes Mal auch nur die Enttäuschung, die Verzweiflung und die Ohnmacht, dass er doch wieder etwas getrunken hat. Kontrollieren tue ich in der Regel dann, wenn ich merke, dass er etwas getrunken hat, er mir aber ins Gesicht lügt und sagt, er hätte es nicht getan. Dann gehe ich wie so ein Wachhund durch die Wohnung und gucke, ob es stimmt. Natürlich stimmt es jedes Mal nicht und die Enttäuschung ist noch größer. Aber so möchte ich nicht sein, so ein Kontrollfreak und ich glaube, das geht nur, wenn ich auf mich schaue und ihn lasse. Die einzige Bedingung, die ich jetzt habe, dass Besäufnisse nicht mehr in meiner Wohnung stattfinden, weil dann ist es ganz schnell vorbei mit meiner Ruhe.

    Ich glaube, das Schlimmste ist doch dieses Ohnmacht, nichts, aber auch rein gar nichts tun zu können.

    Im Moment sind wieder große Versprechungen da, dass er noch eine Therapiestufe höher gehen will. Ich würde mich freuen, aber ich sehe nicht wirklich den Willen, dem Alkohol endgültig zu entsagen, im Moment sehe ich es nur als Schadensbegrenzung, sage es aber nicht, sondern warte ab, was passiert und versuche in der Zeit, es mir gut gehen zu lassen.

    Lieben Gruß,
    Seerose

  • Hallo ihr Lieben,
    nun war mein XY erneut bei der Beratungsstelle, um sich über eine Einweisung in eine Entzugsklinik zu informieren, doch die sagten ihm, dass dies nicht notwenig sei, da bei ihm keine Alkoholsucht vorliegen würde. Jetzt bin ich doch ein wenig irritiert. Es ist ja auf der einen Seite schön zu wissen, dass eine körperliche Abhängigkeit in dem Sinne nicht vorliegt, aber der Alkohol wird ja doch in Frustsitutationen missbraucht. Muss es denn erst soweit kommen, dass man abhängig wird? Denn Frust und Kummer wird es ja immer wieder im Leben geben. Ich bin ratlos, denn ich glaube nicht, dass ich in meiner Wahrnehmung übertreibe.
    Lieben Gruß,
    Seerose

  • Hallo Seerose,

    noch ein herzliches Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    doch die sagten ihm, dass dies nicht notwenig sei, da bei ihm keine Alkoholsucht vorliegen würde


    warst du dabei, als dieser Satz fiel?
    Wenn nicht, würde ich ihm keinen Glauben schenken, denn ich kenne ihn.
    Mein xy hat mir auch gesagt, dass ihm der Hausarzt gesagt hätte, er sei kein Alkoholiker.
    Solche Sätze sollen uns verunsichern und uns bei "der Stange" halten, denn ein CO der beginnt zu verstehen, wird unbequem. Das will der nasse Alkoholiker natürlich nicht.

    Zitat

    dass ich in meiner Wahrnehmung übertreibe.


    es ist deine Wahrnehmung, und die ist richtig.
    Ich habe auch sehr lange an meiner Wahrnehmung gezweifelt, und gerade heute wieder, hatte zwar nichts mit Alkohol zu tun, aber ich / wir sind so verunsichert in unseren Wahrnehmungen, dass wir vielfach erstmal dass glauben, was von außen kommt.
    Deine Wahrnehmungen und Gefühle sind richtig.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

    Einmal editiert, zuletzt von Morgenrot (19. Januar 2015 um 20:30)

  • Hallo zusammen,

    das Gewühlswirrwarr bzw. die Unsicherheit in Bezug auf die eigene Wahrnehmung kann ich gut nachvollziehen. Man glaubt oder möchte gerne glauben, was der Partner einem erzählt.
    Bei meinem Mann war es auch eine Aussage der Klinik, dass Alkohol nicht sein Problem sei. Dieses hat er dann zum Anlass genommen, weiter zu trinken.
    Ich habe auch Jahre gebraucht, bis ich gemerkt hatte, dass ich angelogen wurde.
    Ich hätte auch nie im Traum dran gedacht, dass mein Partner mich anlügen würde. Für mich bestand nie eine Notwendigkeit, meinem Partner nicht die Wahrheit zu sagen.
    Mittlerweile bin ich bei vielen Äußerungen seinerseits auch sehr misstrauisch und das begründet wohl auch ein Co-Verhalten, weil der Partner z.B. verneint, was getrunken zu haben und man riecht doch die Alkoholfahne. Also geht man auf die Suche, um die eigene Wahrnehmung bestätigen zu können. Ich habe früher auch mehr oder weniger alles geglaubt, was er mir gesagt hatte. Jetzt mache ich es genau andersrum und glaube erstmal nichts mehr.
    Das weiß mein Partner auch, manchmal ist er deswegen beleidigt, aber das ist sein Problem.
    Lg
    Freya

  • Hallo Morgenrot,
    nein, ich war nicht dabei. Ich weiß auch gar nicht, ob er wirklich über sein letztes Frustbesäufnis gesprochen hat. Schön wäre es. Die Beratungsstelle besucht er schon seit längerer Zeit regelmäßig. Damals wurde ihm nach entsprechenden Tests ein Alkoholmissbrauch, aber keine Abhängigkeit testiert. Wie es jetzt ist? Na ja, es gibt immer wieder diese Abstürze nach entsprechenden Situation, kein Dauerbesäufnis.

    Vor einem Jahr konnte er mich auch noch gut einlullen, man will es ja schließlich auch hören, aber jetzt bin ich schon skeptischer und vorsichtiger und schaue mal, was da jetzt wirklich passiert.

    Ich werde berichten :) Und danke fürs antworten.

    LG Seerose

  • Ja Freya, Du beschreibst das sehr treffend. Man will ihm ja glauben und es fühlt sich ja auch so toll an, wenn erst einmal die vermeintliche Einsicht kommt. Um so größer war/ist natürlich jedes Mal die Enttäuschung.

    Ich freue mich, dass er seit einer Woche nichts getrunken hat, dass er zur Beratungsstelle geht, aber ich bin auch erst einmal an einem Punkt, wo ich sehr skeptisch bleibe. Ich bin halt schon zu oft auf die Fresse gefallen. Gott, mir wird jetzt erst bewusst, wie lange ich diesen Mist eigentlich schon mitmache.

    Stimmt, das mit der Alkoholfahne und dem Lügen kenne ich zu gut. Einmal hatte ich das, dass er mir Vorwürfe gemacht hatte, wie ich ihm so etwas unterstellen könnte und ich hatte schon gedacht: Sag mal, bin ich jetzt bescheuert? Dann später stellte sich heraus, dass ich Recht hatte und ich war geschockt, dass er mir so eine Szene machen konnte, obwohl er wusste, dass er mir gerade ins Gesicht lügt.

    Ich bleibe am Ball... Für mich, nicht für ihn. Hätte mir vor Jahren mal jemand gesagt, dass ich in so eine Situation gerate, ich hätte dem 'nen Vogel gezeigt.

    Habt noch einen schönen Tag.
    LG Seerose

  • Seerose,

    sind die Lügen eine Begleiterscheinung oder ist das ein Charakterzug? Ich weiß es nicht.
    Fakt ist auf jeden Fall, dass das verlorene Vertrauen so schnell nicht wieder aufgebaut werden kann.
    Das Sprichwort, "wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann die Wahrheit spricht" hat schon seine Berechtigung.
    Selbst wenn ich wieder vertrauen möchte, kann ich es nicht, weil ich nicht weiß, wann ich wieder angelogen werde.
    Das Ergebnis ist ein weiterer Rückzug meinerseits, leider noch nicht mit allen Konsequenzen.

    Dir auch noch einen schönen Tag
    Freya

  • Guten Morgen Freya,
    natürlich kann die Lügerei auch ein Charakterzug sein, aber wenn Du Deinen Mann anders kennen gelernt hast, dann denke ich, dass die Lügerei viel mit der Alkoholsucht zu tun hat. Ich habe meinen Freund mal gefragt, wie es sein kann, dass er mir so ins Gesicht gelogen hat. Da sagte er mir, aus Scham und auch, weil er wusste, dass ich ein Fass aufmachen würde, also wird geleugnet, versucht dem Stress aus dem Weg zu gehen. Ich glaube, diese Lügerei findest Du in jeder Sucht wieder.
    LG Seerose

  • Hallo Seerose,

    mein Mann sagt,er wisse, dass seine Lügen immer früher oder später rauskommen, deswegen kann ich es nicht nachvollziehen, warum er es doch tut. Leider lügt er auch bei Sachen , die gar nichts mit Alkohol zu tun haben, aber das ist wahrscheinlich eher etwas für eine Paartherapie.
    LG Freya

  • Hallo Freya,
    das kann ich sehr gut verstehen, dass Du das nicht nachvollziehen kannst. Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, warum mein XY doch immer wieder trinkt, obwohl er weiß, dass ich es hasse, wenn ich von der Arbeit nach Hause komme und sehe, er ist angetrunken.

    Ich hatte ja davon berichtet, dass er nach seinem letzen Absturz nochmal bei der Beratungsstelle war, weil er in eine Tagesklinik möchte. Nachdem er mir sagte, dass er laut deren Aussagen nicht dorthin müsse, da er nicht in die Entgiftung muss, hatte ich nochmal nachgehakt. Ich war da ja doch schon sehr skeptisch.

    In die Entgiftung muss er wohl tatsächlich nicht, da bei ihm ein Alkoholmissbrauch vorliegt, aber NOCH keine Sucht. Er nimmt seitdem regelmäßig seine Termine in der Beratungsstelle wahr und hat sich nun auch einer Gruppe für Alkoholismus angeschlossen. Als er nach Hause kam, war er erst einmal ziemlich mies drauf. Er fühle sich in der Gruppe gar nicht wohl, weil er es nicht mag, vor anderen so offen über sich reden zu müssen. Reden ist eh nie sein Ding gewesen, er hat eher alles in sich hineingefressen und weggespült. Meine Antwort war nur, dass es nie angenehm ist, sich mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen, aber ich das gut finde, dass er das macht. Da meinte er zu mir, er macht es nicht für mich, sondern für sich selbst, weil es ihn selber ankotzt. Fand ich schon mal gut, aber ich habe Angst, zu hoffen.

    Im Moment läuft es besser zwischen uns beiden, aber ich merke auch, dass ich sehr misstrauisch bin, einfach aus der Angst heraus, dann doch wieder enttäuscht zu werden. Irgendwie ist es momentan nur ein Abwarten, was als nächstes passiert. Ich merke, dass bei mir irgendwo eine Grenze erreicht ist und wenn sich hier nicht entscheidend etwas ändert, es wohl für mich auf eine Trennung hinauslaufen würde. Gleichzeitig macht mich der Gedanke so unendlich traurig. Wir sind seit über 10 Jahren zusammen und haben viel zusammen durchgestanden. Ich liebe ihn und möchte ihn nicht verlieren, aber wenn der Alkohol stärker ist als ich, was für eine Chance habe ich dann noch? Ich befürchte, keine.

    LG Seerose

  • Zitat von Seerose_40

    Ich glaube, das Schlimmste ist doch dieses Ohnmacht, nichts, aber auch rein gar nichts tun zu können.


    Lieben Gruß,
    Seerose

    genau so geht es mir

    Die Frage nach der Wut. Keine Ahnung. Meine Freundin (Therapeutin im Ruhestand) meinte, immer ruhig bleiben.
    Das funktioniert nicht mehr.
    Der Arzt bei der Einweisung zur Entgiftung von meinem Mann meinte, das funktioniert nie. Es gäbe da eine Technik. Ok, also warten bis man endlich einen Termin bei einem Therapeuten bekommt.

    Lt. meiner Freundin, die uns über Skype erlebt hatte, als mein Mann getrunken hatte. Ist meine Wut schon in Hass übergegangen (allerdings nur wenn er betrunken ist) und sie hat panische Angst, das es bei uns eskalieren könnte.

    Sei froh darüber, Du hast eine Wohnung und kannst Dich zurück ziehen.

    Alles Gute für Dich

    LG Lorelei

  • Ja, das mit dem ruhig bleiben wäre wohl angebracht, aber wohin dann mit seiner Wut? Und wenn dann auch noch eine gehörige Portion Temperament dazukommt? Gar nicht so einfach, ist mir in der Regel auch nie gelungen. Ich nehme mir dann immer ganz fest vor, nichts zu sagen, wie auf den Seiten für Co-Abhängige beschrieben, aber ich kann es nicht. Wenn ich sauer bin, bin ich sauer und dann kann ich auch nicht meine Klappe halten. Der Zoff ist dann natürlich vorprogrammiert.

    Ja, das stimmt wohl. Ich habe meine eigene Wohnung, mein eigenes Geld, meine eigenen Hobbies und Freunde, aber es belastet, deprimiert und frustriert mich deswegen nicht weniger. Ich habe es vielleicht nur leichter, wenn ich aussteigen möchte, da hängt dann nicht so viel dran.

    Ich wünsche ein schönes Wochenende.

    LG Seerose

  • Oh mein Temperament ist auch nicht ohne. Und wenn dann noch gesagt wird, du wirst deiner Mutter immer ähnlicher, dann ist das Maß voll.

    Meine Mutter war keine Gute und mein Vater hat es irgendwie mit seiner Arschruhe hin bekommen.

    Ich war in meinem Leben trotz Stress und Probleme ziemlich ausgeglichen (komme da eher nach meinem Vater), aber jetzt ist es umgekippt.

    Klar habe ich mir mit Worten Luft gemacht, an Herzdrücken würde ich niemals sterben, aber auf keinem Fall so ausgerastet wie in der letzten Zeit.

    Im Moment weiss ich noch nicht, wie ich das in den Griff bekommen könnte.

    LG Lorelei

  • Was ich noch sagen wollte.

    Damals bei meinem Ex, es war eine schlimme Zeit. Bei uns hat ein Mann gewohnt, der wurde zu einem guten Freund. Zu ihm konnte ich flüchten, egal ob Tag oder Nacht. Er war zwar auch mit meinem Ex befreundet, aber er war immer für mich da. Im Gegenzug habe ich ihm mit seinen Papieren oder Anträgen jeglicher Art geholfen. Oft war er auch mit uns dienstlich unterwegs damit er aus seinem Umfeld heraus kommt. Es verbinden uns lustige Erlebnisse dadurch.

    Aus der alten Zeit habe ich mit fast allen Freunden den Kontakt abgebrochen, aber zu ihm nicht.

    Er ist Spiegeltrinker, gesundheitlich geht es ihm nicht besonders gut. Zwar habe ich ihn lange nicht gesehen, nur telefoniert, aber nach seinen Beschreibungen......


    Damit will ich eigentlich nur sagen, wenn du dich trennst, ihr könnt trotzdem versuchen freundschaftlich zusammen zu halten.

    Ich könnte niemals einen Menschen der mir mal viel bedeutet hat, einfach fallen lassen. Und wenn es nur ums zuhören geht.

    Hoffentlich konnte ich mich richtig ausdrücken?

    LG Lorelei

  • Liebe Lorelei,

    Du hast Dich richtig ausgedrückt, aber das wäre nicht ich. Ich bin nicht der Typ, der aus vergangenen Liebesbeziehungen eine Freundschaft entstehen lassen kann. Das funktioniert für mich nicht.

    Ich habe gestern mit einer lieben Freundin lange geredet, was mir sehr gut getan hat. Und mir ist klar geworden, dass es mir überhaupt nichts bringt, Entscheidungen zu erzwingen. Ich habe mein eigenes Tempo und zum Glück einen Partner, der zumindest ansatzweise sieht, dass er was tun muss, wenn er nicht eines Tages zum süchtigen Säufer mutieren will. Was daraus wird? Man wird es sehen.

    Ich drücke Dir ganz doll die Daumen, dass Du weiterhin Deinen Weg gehen kannst, aber vergiß bei all Deinen Pflichten nicht, Dir auch mal eine Auszeit zu gönnen und Dir etwas Gutes zu tun.

    LG Seerose

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