EKA - Und nun?

  • Liebe Girasole,

    ich möchte dir auf diesem Weg noch alles Gute für deine weitere Zukunft wünschen! Mir werden deine Posts, deine lieben Worte, deine Ratschläge, deine Erfahrungen und deine Unterstützung hier sehr fehlen. Denn auch mich hast du hier von Anfang an richtig toll begleitet und mich mit auf den Weg gebracht. Ich sehe es wie Zoi: Menschen sind nicht ersetzbar. Auch deine Erfahrungen und lieben Worte sind nicht ersetzbar. Du bist ein ganz toller Mensch! (Jetzt kann ich das Kompliment zurück geben :) )

    Alles Liebe, Toru-Chan

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  • Liebe Zoi,

    wider Erwarten war mein Arbeitstag wirklich gut. Es gab einige Situationen, in denen mich überwinden musste und dies geschafft habe. Und darauf bin ich jetzt sogar etwas stolz und darüber freue ich mich. Denn dieses Gefühl konnte ich früher nicht empfinden bzw. zulassen. :)

    Ich versuche, mit dir gemeinsam zu üben. Beides. Das Zulassen positiver Gefühle für einen selbst und das Ignorieren von Kommentaren, die einen runter ziehen. Es wird schwierig. Aber es hilft mir manchmal schon der Gedanke, dass ich damit nicht allein bin. :)

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Liebe Toru-Chan,

    Das freut mich, dass du solche Erfolge heute hattest! Da hast du allen Grund stolz zu sein, vorallem wenn du das nie zugelassen hast. Super!
    Ich finde den Gedanken auch sooo beruhigend, dass ich nicht allein mit meinen Gefühlen bin. Das hilft doch ungemein, wenn man sich nicht wie ein Außerirdischer fühlt ;)
    Das mit dem abgrenzen finde ich so wichtig, weil ich zB dazu neige, endlos zu diskutieren. Das wäre vielleicht toll, wenn ich Politikerin wäre aber als Normalo ist das weder für mich noch für andere toll - eher anstrengend.
    Wir schaffen das!

    Liebe Grüße

  • Hallo Toro und Zoi,
    ich finde den Gedanken klasse, das, was seit gestern hier stattfindet, als Übung zu sehen.
    Ich brauche mich nicht immer wieder neu erklären, rechtfertigen, etc., ich darf eine Meinung vertreten und es aushalten, dass sie bei manchen anderes auslöst, als ich vermutet hätte.
    Ich darf zu MIR stehen, auch wenn kritische Töne, vll sogar Gegenwind kommt.
    Immer wieder erklären und begründen führt in eine kraftraubende Endlosschleife und irgendwann weiß man gar nicht mehr, worum es eigentlich ging.

    Lieben Gruß!
    Susanne

  • Hallo Susanne,

    Genau deshalb habe ich auch eine Nacht drüber geschlafen, gestern war ich zu aufgewühlt um etwas konstruktives dazu zu sagen. Dieses rechtfertigen und dauernd erklären-wollen ist etwas, an dem ich arbeiten will - da bietet sich das hier so gut an! Ich sage: Stop, Zoi - und ziehe mich zurück. Ich bin froh, dass ich das heute so sehe :) Gestern war ich zu gekränkt, ich nehme Dinge wohl sehr schnell persönlich.
    Schön, dass du das auch so siehst! Ich finde, wir gemeinsam können sooo viel schaffen: Jeder für sich aber wir teilen miteinander. Das tut mir wirklich gut!

    Liebe Grüße!

  • Liebe Lorelei, danke.

    Es ist ja nicht so, als ob ich gar nichts mitgenommen habe- den Spruch mit den Freunden befolge ich auch. Allerdings stammt er nicht von meiner Mutter. Es gelingt mir auch in bestimmten Konstellationen, Dinge liegen zu lassen oder im Raum stehen zu lassen. Ich weiß, was ich für mein Leben will und was nicht.

    Aber ich merke einfach immer wieder, dass ich mich nicht positiv darstellen kann, dass mir Vertrauen in meine Fähigkeiten fehlt und ich mich in bestimmten Situationen gegenüber anderen nicht durchsetzen kann. Mir wurde es von klein auf eingeredet und vorgelegt, dass ich unfähig, nicht so gut wie andere und irgendwie defizitär bin. Meine Eltern wollten mich so an sich binden und abhängig machen, damit ich nicht ausbreche. Das ist übliche Praxis in Suchtfamilien und der Grund, warum viele EKAs solche Schwierigkeiten haben, obwohl sie längst nicht mehr mit ihren Eltern leben.
    Man kanns nicht einfach ausblenden oder ignorieren, wie vieles andere, was einem negatives im Leben passiert.

    Ich merke, dass du es positiv meinst, was du schreibst. Aber ich habe den EIndruck, dass du selbst solches Co-Denken hast, was du uns vermitteln möchtest... Und das möchte ich überwinden. Ich merke, dass du es gut meinst, was du schreibst. Aber das sind durchaus Sätze, die auch von meinen Eltern stammten, als sie mich noch im System halten wollten. Und die mag ich nicht mehr hören, weil diese Sätze mich lange genug gelähmt und an einem eigenständigen Leben gehindert haben.
    Ich umgebe mich nun mit Leuten, die mir gut tun- das bedeutet aber auch, dass ich Leute mit Sucht- und Co-Hintergrund meide.

    Ich habe bspw. eine Kollegin, mit der ich mich zu Beginn gut verstanden habe. Sie wirkte immer etwas fertig. Nach kurzer Zeit stellte sie mir ihre Freunde vor- Menschen, die genau so fertig aussahen wie sie. Man sah ihnen zudem noch überhöhten Alkoholkonsum an. Irgendwann merkte ich, dass auch betroffene Freundin ständig von Alkohol sprach- "am Abend, wenn ich Unterrichtsstunden plane, trinke ich..." oder "am liebsten würd ich nicht mehr denken wollen und einfach nur ... trinken". Da habe ich mich schon sehr von ihr distanziert. Danach kam sie für ein paar WOchen in eine Psychiatrie. Irgendwann fing sie dann an, so Sachen zu sagen wie "fahr mal zu deinen Eltern" "bei deinen Eltern zu sein würde dir gut tun". Da habe ich den Kontakt abgebrochen, weil sie mich versuchte in alte Muster, aus denen ich innerhalb von mehreren Jahren ausgebrochen war, zurückzudrängen. Das geht gar nicht.

    Ich denke, so ists hier im Forum auch. Prinzipiell wendet sich hier niemand gegen irgendwen- aber wir gehen auf Distanz, wenn man unseren Co-Knöpfen (also Dingen, mit denen man uns früher mal manipulierte) zu nahe kommt.

    Viele Grüße
    Zimttee

  • Hallo,

    Zimttee :
    Da ich auch aus einer Alkoholikerfamilie stamme, wurde ich ähnlich erzogen. Das Verrückte ist, dass ich bis vor kurzem noch dachte, dass ich defizitär bin. Bzw. denke ich es leider immer noch viel zu häufig, weil es viel zu tief sitzt.

    Ich finde es gut, dass du den Kontakt zu deiner Kollegin gemieden hast, nachdem du gemerkt hast, dass sie dir nicht gut tut. So ein Schritt ist ja auch nicht leicht. Vor allem muss man vorher auch erst einmal bemerken, dass dieses Verhalten einen selbst triggert. (Wenn man das so nennt.)


    Ich habe gerade für Mai meinen ersten Termin bei einem Therapeuten vereinbart. :) Ich bin echt gespannt und aufgeregt. :shock: Ich freue mich und bin gleichzeitig nervös. Außerdem hoffe ich, dass die Chemie zwischen uns stimmt und ich nicht ewig weiter suchen muss...

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo Toru und Zimttee,

    Ich kenne das auch sehr gut. Und mir ist aufgefallen, dass ich eine ganze Zeit lang bewusst nach Menschen gesucht habe, die mir nicht gut tun oder sogar schaden. Als würde ich kaputte, manipulierende Menschen um mich brauchen! Das hat mich sehr erschreckt, als ich das festgestellt habe.
    Zum Glück bin ich aktiv geworden und habe diese Menschen konsequent aus meinem Leben verbannt - das ist gut so.
    Ich finde es auch bewundernswert, dass du, Zimttee, das auch getan hast. Manchmal dauert es, bis man auf den Trichter kommt und dann ist es umso mutiger, diesen Schritt auch wirklich zu gehen. Genau da hast du deine Grenze gesetzt und das finde ich wirklich toll!

    Ich freue mich seeehr für dich, liebe Toru! Wenn man mal ein Datum hat, dann ist man richtig erleichtert oder?
    Und ich drück dir natürlich die Daumen, dass es auf Anhieb zwischen euch stimmt :)
    Ich habe jetzt auch nochmal gefragt, wie lange ich noch ca. warten muss und siehe da: Ende April bin ich vorraussichtlich dran! Ich bin sehr erleichtert!

    Deine Nervosität verstehe ich, du weißt ja noch garnicht was da auf dich zukommt. Aber ich bin mir sicher, dass es dir gut tun wird und du viel erreichen wirst, das wünsche ich dir so sehr!
    Ich finde es toll, dass du angefangen hast für dich zu sorgen. Du hast dich hier angemeldet und schon soooo tolle Fortschritte gemacht und dich dann auch noch ganz schnell um eine Therapie gekümmert - das schafft nicht jeder. Hut ab :)

    Ganz liebe Grüße,

    Zoi

  • Hallo,

    danke Zoi für deine lieben und stärkenden Worte! :) Es tut mir auch gut, dass du mich so einschätzt. Denn auch bei mir ist die Selbstwahrnehmung oft sehr verzerrt und viel negativer.

    Ist es bei euch auch manchmal so, dass ihr zu Beginn des Wochenendes in ein kleines Loch fallt? Ich verstehe das gar nicht. Eigentlich freue ich mich auf das Wochenende, schließlich hat man frei. Ich weiß noch nicht so ganz, woran es liegt. Es ist auch nicht jedes Wochenende so, aber schon häufiger habe ich das Gefühl. Nimmt man dann seine Gefühle mehr wahr, weil man eher die Zeit dazu hat? Oder hat man zu große Erwartungen an das Wochenende? (mit "man" meine ich quasi "ich" ^^) Es ist seltsam...

    Dennoch wünsche ich euch allen ein schönes Wochenende! :)

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo,

    heute geht es mir schon besser. :)

    Ich habe schön gefrühstückt, dann die Wohnung geputzt und ganz viel hier im Forum gelesen. Ich glaube, das hat mir ganz gut getan. :)

    Beim Lesen hier habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass einige verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit plötzlich wieder hervorholen können. Und als ich dann weiter über einige Kindheitserinnerungen hier gelesen habe, war es bei mir plötzlich auch so. Auf einmal erinnerte ich mich an eine Situation, als meine Mutter mich früher - da muss ich noch ganz klein gewesen sein, unter 5 Jahre alt - in den dunklen Keller gesperrt hat. Als Bestrafung, weil ich böse war oder so. Also kann ich mich wohl auch rückerinnern. Ich finde es irgendwie gruselig, dass man solche Erinnerungen ganz tief in sich hat und sich nicht bewusst daran erinnern kann und dann kommt die ein oder andere doch wieder hoch.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo liebe Toru,

    Ich nehme mich selbst auch sehr negativ wahr. Oft ist es sogar so, dass ich Lob und Anerkennung von außen "schlecht rede", so nach dem Motto: Das sagt er jetzt nur, weil er mich liebt / Das sagt sie jetzt nur, weil es ihr unangenehm wäre, die Wahrheit zu sagen. Und so weiter. Diese Gedanken kommen vorallem dann, wenn ich in einer extremen Selbstzweifelsituation bin... dann blocken meine Gedanken alles von außen ab.

    Deine Erklärung mit dem Wochenende klingt schlüssig! Vielleicht ist es vorallem deine Vorahnung, dass du weißt, dass du am Wochenende Zeit hast (um nachzudenken)?
    Über die Woche scheinst du ja gut abgelenkt zu sein. Vielleicht macht es dir Angst, weil du am Wochenende keinen vollen Tagesplan hast? (So kenn ich das von mir)

    Aber es freut mich, dass es dir jetzt besser geht!
    Bei meinen Downs lese ich auch ganz viel hier... vorallem die Geschichten von EKAs, die es geschafft haben, sich abzugrenzen - die helfen mir. Weil ich die Entwicklung mitlesen kann, weil ich mich wiedererkenne und Mut bekomme, dass auch ich es schaffen kann! Das tut gut.

    Das mit den Kindheitserinnerungen habe ich auch. Ich erkläre es mir so, dass ich durchs Lesen diese (verdrängten) Verbindungen wiederherstelle. Ich lese etwas, das mir irgendwie bekannt vorkommt und zack, da ist der Erinnerungsblitz. Und manchmal sind es solche intensiven Erinnerungen wie deine... denn das klingt schrecklich. Da bröckelt die Fassade gewaltig beim erinnern, oder?
    Ich hatte die Tage auch so einen Erinnerungsblitz beim lesen hier. Damals hatten meine Mutter und Stiefvater ihr Schlafzimmer im Keller. Und ich als Kind (Grundschulalter) bin über eine lange Zeit nachts aufgestanden und habe mich vor ihrem Schlafzimmer auf die kalten Marmortreppen gesetzt und habe "aufgepasst". Ich saß da jedesmal stundenlang, habe gefroren und gebibbert und gelauscht... total übermüdet, aber die Angst um meine Mama hat mich wachsam gehalten. Und wenn ich dann "beruhigt" genug war, bin ich wieder in mein Bett gegangen.
    Diese Erinnerung finde ich so gruselig, so schrecklich. Ich kann mich nicht ganz damit identifizieren (wie immer) aber die Vorstellung, dass ein kleines Mädchen soetwas macht, aus Angst, aus Verantwortung... um die Mama zu schützen. Das finde ich schlimm.

    Wie geht es dir denn heute?

    Liebe Grüße!

  • Hallo,

    mir ist noch etwas aufgefallen. Zwei Sachen. Die eine ist, dass ich früher keine guten Beziehungen mit Männern geführt habe. Als ich mich aus einer Beziehung endlich löste und sowieso voller Selbstzweifel war, war die Antwort meiner Mutter: Wieso ich mich auch getrennt hätte. Immerhin hätte mich der xy nicht geschlagen. Ich solle doch wieder zu ihm zurück gehen. Etwas Besseres finde ich eh nicht.
    Heftig eigentlich. Und ob ich jemanden gefunden habe. Jemanden, der wirklich für mich da ist und an mich glaubt.

    Das andere ist schon länger her. Besonders während der Grundschulzeit habe ich mich oft gefragt: Wäre meine Familie besser, schöner, glücklicher, wenn .....? Doch ganz schnell habe ich mir diese Gedanken verboten, habe stattdessen gedacht, wie böse ich doch bin, dass doch alles so gut ist, wie es ist und dass ich vor allem meine edit nicht hätte und das wäre wirklich traurig.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo Zoi,

    schön, von dir zu hören. :)
    Das mit dem Abwerten von Lob und dem sich Einreden, dass es nur aus anderen Gründen gesagt wird und gar nicht ernst gemeint ist, kenne ich. Als Erfolg sehe ich, dass es mir manchmal schon in der Situation selbst auffällt. Dann kann ich das Lob zwar noch nicht annehmen, aber ich werte mich auch nicht mehr ganz so stark selbst ab.

    Deine Kindheitserinnerung klingt echt schlimm. Nein, es ist wirklich keine Zumutung für ein Kind, sich solche Sorgen machen zu müssen... Gut aber, dass du das erkennen kannst, dass dir Unrecht getan wurde.

    Bei manchen Erinnerungen finde ich es schwierig einzuschätzen, ob das normal ist oder mir Unrecht getan wurde. So wurde ich als Kindergartenkind oft nachts in meinem Zimmer eingeschlossen. Da gab es Nächte, in denen ich so unruhig geschlafen habe, dass meine Decke zerwühlt war, meine Nachttischlampe umgeworfen war, es im Raum also völlig dunkel war und ich keine Orientierung hatte, wo war Oben und wo war Unten im Bett? Dann habe ich mir manchmal im Dunkeln den Weg zur Tür gesucht, dort geklopft, gerufen und geweint. Aber niemand kam und ich musste mir meinen Weg wieder in mein Bett zurück suchen, dort irgendwie in dem Durcheinander weiter schlafen. Wenn ich es jetzt so aufschreibe, klingt es doch nicht so normal. Ich würde das meinem Kind zumindest niemals zumuten wollen. Doch damals und bis zu dem Moment des Aufschreibens, war ich mir nicht sicher, hätte auch ganz normal so sein können... Verrückt...
    Aber du hast Recht, Zoi, die Fassade bröckelt. Und dennoch denke ich immer wieder (besonders, weil auch mir der eigene Bezug irgendwie zu den Erinnerungen fehlt) es war ja nicht alles schlimm und es ist ja meine Familie. Das würde ich gerne mit der Zeit noch besser für mich ordnen können, mit einem größeren Abstand sehen bzw. die eigenen Gefühle von früher wieder mehr zulassen können. Auch wenn ich vor all dem Angst habe.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo Toru!

    Dieses Einschätzen, ob und wie schlimm Situationen in der Kindheit waren, da tu ich mich auch oft sehr schwer. Vorallem weil viele ungesunde Dinge für mich solange ganz normal waren! Und wenn ich meine Normalität daran gemessen habe, wie es bei uns zu Hause war... Ja, dann musste schon echt was los sein, dass ich sage: Das war schlimm.
    Andererseits hatte ich zB auch als Kind ein sehr ausgeprägtes richtig/falsch Denken. Also meine Normalität war das zu Hause, aber richtig und gut fand ich es trotzdem nicht.
    Und diese Momente, in denen man Erinnerungen neu bewertet (so wie du jetzt beim aufschreiben), die habe ich in letzter Zeit oft. Sobald es ausgesprochen/aufgeschrieben ist, fühlt es sich manchmal überwältigend an weil mir klar wird: Das war nicht normal, nicht richtig...
    Ich hab mir da eine kleine Strategie zur Bewertung zusammengebastelt, ob die jetzt therapeutisch wertvoll ist weiß ich nicht - also keine Garantie.
    Ich frage mich bei den Erinnerungen: Würde ich das mit meinem (noch fiktiven) Kind machen / Würde ich das meinem Kind beibringen?
    Bei deiner Erinnerung da oben: Ich würde das niemals mit meinem Kind machen. Ich finde das ganz traurig irgendwie.
    (Natürlich ist das eigene Denken nicht das Non-Plus-Ultra, aber zur Sortierung hilft mir das... "Was du nicht willst was man dir tut,...")

    Und deine Gedanken verstehe ich gut. Ich denke, es war sicher nicht ALLES schlimm (obwohl es sowas auch gibt!).
    Aber das macht schlimme Erinnerungen nicht bessser, oder?
    Wenn ich so "negativ" über meine Kindheit rede, dann fühl ich mich oft wie eine Verräterin, wie jemand dem man es nicht recht machen konnte. Mit zu hohen Ansprüchen an Eltern. Oder ich fühle mich, als würde ich maßlos übertreiben.

    Ich glaube, das ist irgendwie normal. Diese (manchmal falsche) Loyalität der Familie gegenüber, die geht ja nicht einfach so weggeschnipst.
    Ja, natürlich ist es deine Familie... aber: Na und? Du hast bei deiner Geburt ja keinen Schwur zur ewigen bedingungslosen Treue abgelegt. Der würde beinhalten: Egal, wie ihr mit mir umgeht - Ich bin da, ich schütze euch!

    Liebe Toru, ich bin immer wieder erstaunt, wie reflektiert du bist. Das finde ich wirklich toll! Sei stolz auf dich ;)

    Liebe Grüße!

  • Hallo,

    Zitat

    Ich hab mir da eine kleine Strategie zur Bewertung zusammengebastelt, ob die jetzt therapeutisch wertvoll ist weiß ich nicht - also keine Garantie.
    Ich frage mich bei den Erinnerungen: Würde ich das mit meinem (noch fiktiven) Kind machen / Würde ich das meinem Kind beibringen?
    Bei deiner Erinnerung da oben: Ich würde das niemals mit meinem Kind machen. Ich finde das ganz traurig irgendwie.
    (Natürlich ist das eigene Denken nicht das Non-Plus-Ultra, aber zur Sortierung hilft mir das... "Was du nicht willst was man dir tut,...")


    Das ist ein sehr schöner Tipp, Zoi! Manchmal habe ich mir das auch schon so gedacht und ich möchte eigene Situationen von früher noch mehr so bewerten. Ich glaube, das hilft mir bei der Einschätzung.

    Zitat

    Wenn ich so "negativ" über meine Kindheit rede, dann fühl ich mich oft wie eine Verräterin, wie jemand dem man es nicht recht machen konnte. Mit zu hohen Ansprüchen an Eltern. Oder ich fühle mich, als würde ich maßlos übertreiben.


    Genau so fühle ich mich dann auch immer. Und im Nachhinein, wenn ich mal was erzählt habe, denke ich dann: "Oh Gott, was denkt der andere jetzt bloß, dass ich vielleicht unnormal/ unrealistisch/ übersensibel was auch immer bin..."
    Aber eine Situation vor kurzem hat mir dabei ein klein wenig die Augen geöffnet. Als ich meiner Freundin, mit der ich über so etwas reden kann, über meine Erinnerungen, meine Gefühle, Ängste und all das geredet habe, kamen ihr kurz die Tränen in die Augen. Das zeigt mir, dass das die Tränen sind, die ich selbst nie weinen konnte. Das Mitgefühl, der Schmerz, den ich selbst für mich nie empfinden konnte. So übersensibel oder anspruchsvoll kann ich dabei also wohl nicht sein...

    Zitat

    Du hast bei deiner Geburt ja keinen Schwur zur ewigen bedingungslosen Treue abgelegt. Der würde beinhalten: Egal, wie ihr mit mir umgeht - Ich bin da, ich schütze euch!


    Ja, da hast du wieder einmal recht. Früher habe ich das lange Zeit allerdings genauso gelebt. Es ist schwer, da rauszukommen, aber ich habe mich immerhin schon auf den Weg begeben. :)

    Zitat

    Liebe Toru, ich bin immer wieder erstaunt, wie reflektiert du bist. Das finde ich wirklich toll! Sei stolz auf dich Winken


    :oops::) Danke, Zoi!

    Ich hatte am Wochenende einen richtig schönen Tag mit meinen Freundinnen. :) Ich war so glücklich. Ich glaube, einen so tollen Tag mit Freundinnen, wo ich richtig unbeschwert sein konnte, hatte ich noch nie...

    Mir ist noch was aufgefallen. Irgendwie habe ich es ja fast vermutet, aber doch nicht wirklich geglaubt. Ich habe wohl tatsächlich ein Trauma. Ich habe mich mehr oder weniger durch Zufall mit dem Thema beschäftigt und es trifft alles auf mich zu. Das hat mich dann doch irgendwie traurig gemacht. Meine Seele und meine Erinnerungen sind zum Teil zersprungen, ich hoffe, ich kann sie mit Hilfe wieder zusammen kleben.

    Noch etwas. Ich habe mich zum ersten Mal richtig mit meiner Schwester über all das unterhalten und das hat gut getan. Sie fand es auch gut, dass ich ihr alles erzählt habe. Scheinbar ist sie nicht so "beschadet" aus unserer Familie heraus gegangen. Ich hoffe es so sehr für sie.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo liebe Toru,

    Jetzt schiebe ich die dunkle Gewitterwolke über mir mal weg - ich will ja nicht, dass in deinem Thread ein Blitz einschlägt :P

    Mir hilft mein selbstgebastelter Bewertungstrick auch sehr gut, auch bei mir selbst und meinem jetzigen Verhalten. Da denk ich dann immer an Girasole, die so entsetzt war wie ich mit mir selbst rede... Und wenn ich das gerade so schreibe, fällt mir auf dass sie da auch irgendwas von Kind geschrieben hat... das hat sicherlich dazu beigetragen! *Danke Girasole!*

    Mich freut es sehr, dass du diese Erfahrung mit deiner Freundin machen konntest... Ich kenne das auch, wenn ich etwas erzähle und mein Gegenüber davon schockiert oder traurig ist, dabei merke ich oft erst dass ich nicht übertreibe. Ich bin sensibel, ja. Aber ich finde das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit nicht als übertrieben - und dieses Recht habe ich! Und du auch.

    Schön, dass du so ein gutes Wochenende hattest! Da musste ich richtig lächeln, als ich das gelesen habe!
    Ja, diese Erkenntnis mit dem Trauma hatte ich auch vor einiger Zeit. Ich denke mir: Jetzt weiß ich wenigstens woran ich bin. Ich bin kein Gefühls-Alien. Die Einsicht tat mir sehr weh, man hat ja doch gehofft, etwas besser aus dem Ganzen herausgekommen zu sein.

    Es freut mich, dass du so ein gutes Gespräch mit deiner Schwester hattest! Und ich hoffe natürlich auch, dass sie sich da richtig einschätzt - auf lange Sicht gesehen. Das Gefühl hab ich bei meiner Schwester aber auch. Sie hat schon diverse Probleme, vorallem aber eins mit sich selbst. Aber inwiefern wir uns da ähneln und wie schlimm das bei ihr ist, das kann nur sie wissen. Ich kann mich da nicht in sie hineinprojizieren, das will ich auch nicht!
    Lass uns auf unsere Schwestern vertrauen, die kennen sich selbst am Besten :)

    Liebe Grüße!

  • Hallo,

    Zoi

    Zitat

    Mir hilft mein selbstgebastelter Bewertungstrick auch sehr gut, auch bei mir selbst und meinem jetzigen Verhalten. Da denk ich dann immer an Girasole, die so entsetzt war wie ich mit mir selbst rede... Und wenn ich das gerade so schreibe, fällt mir auf dass sie da auch irgendwas von Kind geschrieben hat... das hat sicherlich dazu beigetragen! *Danke Girasole!*


    Stimmt, eigentlich auch gut, den Tipp auch für den eigenen Umgang mit sich selbst anzuwenden. Würde ich mein (fiktives) Kind so behandeln, wie ich mich selbst behandle? Oh je... da sind sehr sehr viele Situationen in meinem Leben, in denen ich mich selbst nicht toll behandle oder behandelt habe... So habe ich es noch gar nicht gesehen...

    Zitat

    Lass uns auf unsere Schwestern vertrauen, die kennen sich selbst am Besten Smilie


    Das halte ich für einen schönen Gedanken. :)

    Was das Trauma noch angeht. Ich habe erfahren, dass es helfen soll, einen nassen kalten Waschlappen oder ein Kühlpack in den Nacken zu legen, bevor man ein Flashback bekommt oder wenn man drin ist. Ich weiß nun nur nicht, wie man das merkt, ob man das rechtzeitig merkt und ob man sich allein wieder raus holen kann oder dabei Hilfe von Außen braucht.
    Was auch helfen soll, ist, seine Umgebung ganz bewusst wahrzunehmen: 5 Dinge aufzählen, die man im Hier und Jetzt sieht; 4 Dinge, die man im Hier und Jetzt hört; 3 Dinge, die man im Hier und Jetzt riecht; 2 Dinge, die man im Hier und Jetzt spürt. Dann wäre man nicht mehr in der Situation in der Vergangenheit.
    Ich weiß wie gesagt nicht, ob es wirklich hilft. Aber ich dachte, es klingt ganz gut und falls es dem ein oder anderem weiter hilft...
    Mir ist nur aufgefallen, dass ich aus heiterem Himmel schon z.B. ins Schlafzimmer unter die Bettdecke geflüchtet bin, dort geheult hab und völlig fertig war, mich selbst gekniffen habe. Und als ich quasi wieder zu mir kam, wenn man das so nennen kann, wusste ich nicht mehr, wieso ich das alles überhaupt gemacht habe. Aber, ob ich in so einer Situation geistesgegenwärtig wäre, mir einen kalten Waschlappen zu holen oder die Dinge im Hier und Jetzt wahrzunehmen, das ist fraglich. Vielleicht bräuchte ich jemanden, z.B. meinen Partner, der mir dabei hilft.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo,

    mir geht es mal gut und mal sind meine Gefühle verwirrend und traurig. Aber momentan habe ich eher eine gute Phase. :) Ich habe mal darüber nachgedacht. Vielleicht liegt es daran, dass ich meine Eltern zuletzt im Januar gesehen habe, also vor ca. 2 1/2 Monaten. Außerdem telefoniere ich viel seltener mit ihnen, nur noch alle zwei bis drei Wochen. Ich glaube, das tut mir gut. Ich habe überlegt, wie ich das geschafft habe und mir ist eingefallen, dass ich vor zwei Jahren schon hart dafür kämpfen musste. Ich habe in dieser Zeit angefangen, die Anrufe, die mehrmals täglich kamen, zu ignorieren, weil ich einfach nicht mehr konnte. Dann habe ich meiner Mutter gesagt, dass mich das zu sehr belastet. Das musste ich oft sagen, auch vor nicht allzu langer Zeit nochmal. Meine Schwester hatte auch etwas in die Richtung erwähnt, dass meine Mutter mich deshalb nicht mehr so oft anrufen würde. Und das finde ich gut. Ich habe darum gekämpft, das war mir gar nicht mehr bewusst. :) Ich hoffe, dass ich das weiterhin so schaffen werde...
    Etwas Angst habe ich vor einer Situation in ein paar Wochen. Da werde ich meine Eltern wieder sehen. Mal sehen, wie es mir davor, dabei und danach gehen wird...

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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  • Hallo Toru,

    Deinen Tipp mit dem 5 Dinge aufzählen etc. finde ich wirklich gut. Seit ich das bei dir gelesen habe, trainiere ich. Noch mit mäßigem Erfolg, aber ich hoffe das wird bald besser klappen! Danke dafür :) (Meistens traue ich mich während eines Flashbacks garnicht, mich zu bewegen - Kühlpack adé. Aber vielleicht hilft es ja an einem späteren Zeitpunkt!)

    Diese Aktion, die du oben beschreibst kenne ich. Ich renne oft ins Bett, bin völlig fertig und erstarre dann. Traue mich nicht zu atmen, aus Angst jemand (?) könnte das hören... Das kneifen klingt für mich entweder nach Selbstverletzung oder auch nach dem Drang, in die Realität zurück zu kommen? Ich weiß es nicht. Ich versuche gerade, wenn ich das Gefühl bekomme, mich zu bestrafen, dass ich mir in die Unterarme kneife. (anstatt heißem Wasser) Ist ungewohnt und ich komm mir danach noch bekloppter vor. Ich suche noch nach Alternativen!

    Es freut mich, dass es dir momentan gut geht! Ja, manchmal merkt man erst im Nachhinein, dass es der Abstand ist, der einem gut tut.
    Du setzt dich für dich ein, für deine Grenzen. Super!
    Für mich fühlt es sich noch oft "falsch" an, aber ich weiß dass es mir richtig schlecht gehen würde, wenn ich den Kontakt hochfahren würde bzw. überhaupt welchen hätte. Ich kann noch nicht so gut Grenzen setzen. Das kommt noch, hoffe ich!

    Ja, diese Angst Situation habe ich ja auch bald. Habe ich ja in meinem Thread schon drüber geschrieben.
    Ich finde es traurig, dass wir schon laaaange vor der Situation anfangen, Angst zu haben... Angst vor den Eltern. Ich hoffe, dass ich da irgendwann etwas entspannter bin!

    Liebe Grüße, Zoi

  • Hallo Zoi,

    es freut mich, dass dir der Tipp mit dem Aufzählen hilft. Das mit dem Kühlpack hilft glaube ich nur zum Selbstanwenden in einer ganz frühen Phase, wenn man merkt, dass man entgleitet. Wenn man schon im Flashback ist, kann er nur noch behutsam von jemand anderem in den Nacken oder so gelegt werden. Ich habe es so noch nicht versucht. Aber ich habe mit meinem Partner darüber geredet, dass er das eventuell mal bei mir ausprobieren könnte. Ob und wie das dann funktioniert, weiß ich nicht. Er kennt aber auch die 5-Schritt-Methode und konnte mir damit schon helfen, als ich es allein nicht mehr konnte.

    Zitat

    Diese Aktion, die du oben beschreibst kenne ich. Ich renne oft ins Bett, bin völlig fertig und erstarre dann. Traue mich nicht zu atmen, aus Angst jemand (?) könnte das hören... Das kneifen klingt für mich entweder nach Selbstverletzung oder auch nach dem Drang, in die Realität zurück zu kommen?


    Ich habe auch schon beides überlegt. Aber ich kann es selbst echt nicht einschätzen. Ich kneife mir dann auch in die Unterarme oder schlage darauf oder auf meine Oberschenkel ein. Alles nicht so schön und bekloppt fühlt es sich später auch an. Vor allem, weil ich nicht weiß, wieso ich das dann gemacht habe. Ich glaube, vielleicht ist es beides. Manchmal mache ich das glaube ich aus Überforderung, wenn ich denke, ich sei zu blöd und zu nichts fähig, dann bestrafe ich mich dafür. Aber manchmal bin ich einfach, ich weiß nicht, so verzweifelt, ohne zu wissen warum, dann will ich mich vielleicht so aus einem Flashback holen, keine Ahnung...

    Zitat

    Es freut mich, dass es dir momentan gut geht! Ja, manchmal merkt man erst im Nachhinein, dass es der Abstand ist, der einem gut tut.
    Du setzt dich für dich ein, für deine Grenzen. Super!
    Für mich fühlt es sich noch oft "falsch" an, aber ich weiß dass es mir richtig schlecht gehen würde, wenn ich den Kontakt hochfahren würde bzw. überhaupt welchen hätte. Ich kann noch nicht so gut Grenzen setzen. Das kommt noch, hoffe ich!


    Gestern kam dann bei mir leider auch die Angst vor der Situation hoch und ich konnte nur ganz schlecht damit umgehen. Es kommt mir selbst auch oft gar nciht so vor, als würde ich meine Grenzen so gut stecken können. Es ist auf jeden Fall sehr viel besser als früher, aber es belastet mich dennoch sehr und ich fühle mich sehr schlecht. Zu allem Überfluss kam gestern noch ein Osterpaket von meinen Eltern an und ich hab mich so schlecht gefühlt, mir wieder so Vorwürfe gemacht, was für eine schlechte, hinterhältige und ungenügsame Tochter ich bin. Auch wegen des Treffens, was bald auf mich zukommt, gab es gestern noch eine weitere Situation, die diese Gedanken noch unterstützt haben. Mein Gott, es ist so anstrengend! :(

    Ich habe mich in dieser Woche auch noch im geschlossenen Bereich angemeldet, weil ich dort noch ausführlicher über das bevorstehende Treffen bzw. die bevorstehenden Treffen mit meinen Eltern schreiben kann.

    Liebe Grüße, Toru-Chan

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