Carl Friedrich - Diesmal wird es klappen

  • Zitat von Seidenraupe


    ... aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass das zweite Jahr
    seine Tücken haben kann.

    Dank allen Gratulanten.

    Ja Seidenraupe, das glaube ich auch. Ich komme gerade von meiner SHG "vor Ort". Dort hatten wir die letzten 5 Wochen einen Herrn vermisst, der nach 18 Monaten rückfällig wurde.

    Wir haben heute seinen Rückfall thematisiert. Er hat sich mehrere Tage lang angedeutet und linear aufgebaut, da mehrere familiäre sowie sonstige private Sorgen nebst einer negativen Grundstimmung zusammenkamen. An Karfreitag ging er lange spazieren und suchte auf dem Rückweg eine Kneipe auf. Dann folgte ein 14-tägiger Vollrausch, es ging morgens los, über den Tag Bier und abends wurde noch Ouzo draufgekippt sprich die alte Schlagzahl wurde binnen kürzester Zeit wieder erreicht. Der Kontrollverlust trat schon nach dem ersten Bier ein. So viel zu dem Thema "Kontrolliertes Trinken" nach einer gewissen Phase der Abstinenz.

    So eine Schilderung macht schon Eindruck. Was kann ich tun, wenn der Druck schier nicht mehr auszuhalten ist? Reden, reden, reden mit meiner Frau, Mitgliedern der SHG , hier um Hilfe bitten, irgendwie auf mich aufmerksam machen. Dazu essen und trinken (Wasser/Tee, Schorlen) und/oder mich auspowern.

    Gruß Carl Friedrich

  • Herzlichen Glückwunsch auch von mir, Carl!

    Ja, solche Schilderungen machen schon gewaltigen Eindruck!

    Ich weiß von mir selbst wie schnell, fließend und vernebelt der Übergang von früheren 2-tägigen zu plötzlich über eine Woche langen Exzessen waren... Wirklich schlimm!

    Alles Gute!

  • Hallo Carl Friedrich,

    ich habe das zweite Jahr trocken überstanden, weil ich mir in problematischen
    Phasen den Ablauf eines Rückfalles ziemlich realistisch vorstellte. Das möchte ich auf
    keinen Fall mehr! Außerdem geht es mir ohne Alkohol sehr viel besser als mit :D !

    Seidenraupe

    Seidenraupe

  • Hallo Seidenraupe!

    Das ist ein guter Hinweis, der gefällt mir. Ich will nie wieder da hin, wo ich mal war. Der Gedanke an diesen unauslöschbaren Teil meiner Biographie ist mir schlichtweg peinlich.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    Zitat

    Was kann ich tun, wenn der Druck schier nicht mehr auszuhalten ist? Reden, reden, reden mit meiner Frau, Mitgliedern der SHG , hier um Hilfe bitten, irgendwie auf mich aufmerksam machen. Dazu essen und trinken (Wasser/Tee, Schorlen) und/oder mich auspowern.

    optimal wäre es natürlich erst gar nicht solch einen Druck zu bekommen.

    Wenn sich so vieles angestaut hat ist es meistens zu spät :!:

    Wenn ich mir jeden Tag überlege wie es mir geht merke ich rechtzeitig dass etwas nicht rund läuft.

    Dann heisst es sofort etwas sinvolles gegen den Druck zu unternehmen.

    LG Martin

  • Hallo Martin!

    Da ist was dran. Man muss jeden Tag in sich hinein hören. Stimmt da was nicht, zügig gegensteuern.

    Gottlob habe ich so unaushaltbaren Druck noch nicht verspürt und hoffe, das bleibt auch so.

    Der Rückfall des SHG-Kollegen hat mich gestern schwer berührt, zumal der Herr ein richtiger Symphatieträger ist. Es macht einfach Freude, sich mit ihm auszutauschen. Heute bin ich schon wieder besser drauf.

    Gruß Carl Friedrich

  • glück auf carl friedrich

    ich hör nur in mich rein, wenn s mir "grundloss" schlecht geht (kommt zum glück nur ganz ganz selten vor).

    Zitat von Carl Friedrich

    Reden, reden, reden mit meiner Frau, Mitgliedern der SHG , hier um Hilfe bitten, irgendwie auf mich aufmerksam machen. Dazu essen und trinken (Wasser/Tee, Schorlen) und/oder mich auspowern

    ab und zu im kopf ^das^ üben is m.e. ne gute vorbeugungsmaßnahme.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Dann setzte ich mal hier fort:

    Den zweiten alkoholfreien Urlaub habe ich unbeschadet verbracht. Suchtdruck stellte sich wenige Male und nur dezent ein. Ich bin halt darauf vorbereitet gewesen, dass er sich womöglich dann meldet, wenn ich in Situationen komme, in denen ich früher getrunken habe.

    In Restaurants stellte sich erst keiner ein, obwohl meine Frau zum Essen regelmäßig Wein getrunken hat.

    Ich bin jetzt in einem Stadium angelangt, in dem sich die Mechanismen der Trockenarbeit eingeschliffen haben. Das ich Wasser und ggf. einen Saft zum Essen order, ist mir so was von in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich nicht mal über Alk nachgedacht habe. Sehe ich trinkende Leute in einer Kneipe o.ä. mache ich automatisch einen Bogen.

    Ich habe in letzter Zeit hier im offenen, als auch im geschlossenen Bereich wenig geschrieben, aber einiges gelesen. Warum? Weil ich nichts Wissens- und Mitteilenswertes erlebt habe, dass mit unserer Krankheit im Zusammenhang steht. Und zum zigsten Mal zu schreiben, welche Strategie der Risikominimierung ich betreibe, habe ich dann auch keine Lust zu.

    Fortsetzung folgt.

    Gruß Carl Friedrich

  • Dann setzte ich mal nach mehr als einem Monat ein wenig fort:

    Mein zweiter alkoholfreier Sommer verläuft wesentlich entspannter, als der erste.

    Ans Trinken denke ich immer seltener. Das Prinzip der Risikominimierung wird konsequent fortgeführt. Ansammlungen in und um Bars, Kneipen, Biergärten stoßen mich ab. Ich wunder mich manchmal, weshalb ich da früher partout rein wollte.

    Zwar habe auch ich mal schlechte Laune, aber die dauert gottlob nie lange an und ist nach spätestens 3 Stunden wieder verflogen. Ich sage mir dann immer -habe ich hier im Forum mal so ähnlich gelesen- : Ich lasse mir nicht von diffusen Gefühlsschwankungen den Tag versauen.

    Mein Fazit lautet: "Ich bin zufrieden und trocken". Ich genieße mein Leben.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    Zitat

    Ansammlungen in und um Bars, Kneipen, Biergärten stoßen mich ab.

    geh deinen Weg weiter wie bisher und du kannst dort ohne positiven oder negativem Gefühl vorbei gehen.

    Es ist nur eine Frage der Zeit :!:

    LG Martin

  • Zitat von Martin

    Es ist nur eine Frage der Zeit :!:

    LG Martin

    Hallo!

    Das glaube ich auch. Wie heißt es so schön: Alles hat seine Zeit, alles braucht seine Zeit".

    Ich sehe die Dinge mittlerweile wesentlich differenzierter, als noch vor einem Jahr. Beispielsweise bin ich seinerzeit recht hart mit einzelnen Teilnehmern meiner ambulanten Therapie ins Gericht gegangen, die wegen ihrer anstehenden MPU teilnahmen. Sie waren einfach mental noch nicht so weit, sich wirklich auf ihre Krankheit einzulassen. Auch das benötigt schlicht und ergreifend Zeit.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich!
    Da geht es mir auch so wie Dir! Oft hatte ich überhaupt kein Verständnis für Leute, denen es nur um ihren Schein geht. Aber wie ich ja selbst weiß, brauchen die Dinge Zeit.
    Ich wusst ja nun auch schon x Jahre, dass ich zu viel trinke - und was hab ich gemacht? Nix. Meine Zeit war eben noch nicht reif. Manchmal kann ich noch immer nicht glauben, dass es so ist. Aber ist so: der Wunsch, trocken zu leben muss aus einem selbst kommen und er muss sich entwickeln und immer mehr wachsen. Und wenn er das tut, ist das total schön.
    LG - Calida

  • Hallo Calida!

    Da hast Du völlig Recht. Der Wunsch muss von einem selbst kommen. Aber wie so oft, bedarf es dafür nun mal eines Anstoßes von außen, sei es gesundheitlich, führerscheinmäßig, wegen der Familie, des Arbeitgebers ...

    Nur muss der besagte Wunsch dann auch mal wachsen, reifen und zum Vorschein kommen. Sonst wird das nämlich nichts.

    Gruß Carl Friedrich

  • Da hatte ich doch ein kleines alkoholisches Erlebnis: Als ich mir heute mittag eine Kleinigkeit bei einem Supermarkt holen ging, kam mir ein Gärtner mit 2 Flaschen kaltem Pils -zu erkennen am beschlagenem Glas der Flasche- entgegen.
    Spontan schoss es mir durch den Kopf: "Ach das wäre aber jetzt lecker". Der Gedanke wurde rasch verworfen.

    Man sieht, auch nach mehr als einem Jahr ist das Suchtgedächtnis stets gut präsent. Also sind stete Achtsamkeit, Vorsicht und Demut vor der Krankheit angesagt. Blitzartige Einschläge sind immer möglich.

    Auf dem Rückweg sah ich die beiden Burschen unter einem Baum hocken. Sie machten gerade Mittagspause. Da sprach mich die Situation gar nicht mehr an.

    Gruß Carl Friedrich

  • Mir gings vorhin ähnlich. Hab Besuch bekommen von jemand, mit dem ich früher Wein getrunken hab. Jetzt aber schon viele Male nicht mehr. Ich hatte den Gedanken an Rotwein. Danach dachte ich: spinnst Du? Gedanke war weg und als ich satt war, war mir klar, dass das auch was mit meinem leeren Magen zu tun hatte. Nicht umsonst ist essen auch in meinem Notfallkoffer.
    LG Calida

  • Nabend Carl Friedrich,

    Danke für die Antwort,
    mir ist heute aufgefallen, in den Pastillen ohne Zucker ist Alkohol drin, in denen die ich lutsche zumindest, in denen mit Zucker ist kein Alkohol.

    Lust auf Alkohol trinken habe ich aber nicht.

    Was ist Deine Meinung ?

    Viele Grüße

    Gauguin

  • Hallo Gauguin,

    ich bin nicht Carl Friedrich, aber überlege dir mal wo du die Grenze ziehen willst.

    Zitat

    mir ist heute aufgefallen, in den Pastillen ohne Zucker ist Alkohol drin, in denen die ich lutsche zumindest, in denen mit Zucker ist kein Alkohol.

    Lust auf Alkohol trinken habe ich aber nicht.

    heute sind es die Pastillen mit Alkohol, was kommt morgen, die Torte, das Eis oder Bier :?:

    Wenn es mit den Pastillen gut geht, geht es ja mit anderen Lebensmittel evtl. auch :?:

    LG Martin

  • Hallo!

    Bei den Pastillen, die ich schon mal einwerfe, handelt es sich um sog. mehrwertigen Alkohole, als Zuckerersatz. Das hat nichts mit dem Stoff zu tun, den wir missbräuchlich verwendet haben. Mich triggert das nicht.

    Gefährlich für mich ist das, was aussieht wie Alkohol (Bier, Wein, Schnaps..) und genau so oder so ähnlich schmeckt (alkoholarme Varianten).

    Aber das muss jeder mit sich selbst ausmachen und ggf. die Finger von lassen.

    Mein ehemaliger und sehr erfahrener Therapeut, hatte gegen diese Form von Begleitstoffen als Zuckerersatz nichts einzuwenden.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    mir geht es dabei ähnlich.

    Neulich kaufte ich mir ein Mozarella-Baguette. Als ich schon abgebissen und gekaut hatte, viel mir auf, dass da Balsamico Essig drauf war.

    Ich überlegte kurz und hörte, was mein Gefühl dazu sagt.
    Es war ok für mich. Ich sehe es als Nahrung an.
    Verbinde ich nicht mit saufen und triggert mich nicht.

    Getrunken hatte ich, um meine Depressionen nicht spüren zu müssen. Die letzten Jahre auch, weil ich mit der Zeit süchtig geworden bin.

    Das verbinde ich nicht mit Nahrungsaufnahme.

    Beste Grüße
    lT

  • Hallo Carl Friedrich,

    Zitat

    Bei den Pastillen, die ich schon mal einwerfe, handelt es sich um sog. mehrwertigen Alkohole, als Zuckerersatz. Das hat nichts mit dem Stoff zu tun, den wir missbräuchlich verwendet haben.

    das ist was anderes, das schrieb Gaugin aber nicht :lol:

    LG Martin

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