Hallo Elli84,
viele der Geschichten, die Du in diesem Forum liest, ähneln sich. Unser beide sind auch sehr ähnlich.
Ich kenne Deine Ängste und den Ekel und ich weiß auch, dass die Erinnerung an die letzte Beleidigung, Manipulationen, gewalttätige Attacke beim letzten Exzess verblassen können, bis man sich selbst nicht mehr traut, weil er ja im nüchternen Zustand ganz anders sein kann. Man meint, die Gabe zu haben, mit schönen vernünftigen Worten, die Sucht einfach wegreden zu können und glaubt die Schwüre, von weniger Alkohol, wenn das Kind erst mal da ist und dass ich alles und einzig das bin, was er braucht. Und ich sauge die Worte auf und strahle darüber, weil es das ist, was ich schon als Kind sein wollte. Für jemanden Einzelnen wichtig zu sein.
Aber Elli, das ist einfach nicht wahr, weil Du nur sein Umfeld aufrecht hälst. Warum, wenn er kein Problem mit Alkohol hat, wird er dann nur so böse, wenn du mit Mutter und Freundin darüber sprichst?Er schämt sich. Er ist ein Säufer und hat Angst, dass seine Welt wegbricht. Dass er als das gesehen wird, was man sich landläufig unter einem Säufer vorstellt. Den dreckigen, stinkenden, eingenässten Penner auf der Bank, dem man lieber ausweicht, weil man fürchtet, der Zustand springt auf einen über, wie Läuse.
Er müsste etwas in seinem Leben bewegen, Initiative ergreifen. Und um alles alleine kümmern. Er denkt dabei nicht an Dich, was er Dir damit antut und wie Du Dich in seiner Nähe, neben ihm im Bett oder bei Gesellschaften fühlst und schämst und ekelst. Er will dieses Gefühl, dass sich in seinem Gehirn verankert hat. Die Anerkennung (schaut her, wie toll ich bin), die Entspannung( man, hab ich immer einen Stress) die Belohnung (jetzt hab ich mir aber 3-8 Halbe verdient). Das kannst du ihm nicht geben, nicht mit Worten, das kann nur der Alkohol. Er hat sein Gehirn darauf trainiert. Und willst Du eine Beziehung zu Dritt? Die Geliebte heißt Alkohol und gibt es überall.
Ich habe auch von Anfang an gewußt, dass mein XY viel und gern trinkt, war wie Du hinter der rose Brille und einem enormen Selbstbewußtsein versteckt, ich hol ihn aus dem Sumpf, ich bin ja vom Fach, hab studiert und arbeite im Gesundheitswesen. Was passiert ist? Ich wurde davon krank, mein Selbstbewußtsein ist der perfekten Angepasstheit gewichen. Habe ihn verteidigt, entschuldigt, gedeckt. Ich habe mich selbst aufgegeben. Ich habe sogar sein von ihm (aber auch mir) so sehr gewünschtes Kind bekommen, weil ich ihm geglaubt habe und bereit war, alles dafür zu tun, dass er den Alkohol nicht mehr braucht.
Später, als ich langsam aus meinem Traum aufwachte, habe ich Fachlektüre über Co-Abhängige verschlungen und mich in psychatrische Behandlung begeben, weil ich alleine nicht mehr weiter wußte. Ich stand kurz vor einer handfesten Depression. Aber verlassen habe ich ihn nicht. ich dachte, ich bin das problem und ich muss mich ändern.
Dann kam ich am Ende meiner Kräfte hier an und habe die Grundregeln für Co-Abhängige hier gelesen und mich daran gehalten.
Ich habe 12 Jahre gebraucht, habe ihn rausgeschmissen, und wieder aufgenommen (ich habe ihm wieder gelaubt), bin gegangen und wieder gekommen(und schon wieder habe ich ihm geglaubt).... und endlich vor gut 5 Wochen wieder gegangen (jetzt glaube ich nur noch mir).
Das war meine Geschichte, die, wie Du vielleicht siehst, gar nicht sehr von Deiner abweicht. Nur: Du kannst es noch abwenden. Jetzt.
LG
Regina