Vater trinkt weiter - es macht mich krank, wie reagiert man?

  • Hallo Sunshine,

    ah ok ;)
    Das hatte mich einfach etwas irritiert. Danke für die Erklärung.

    Ehrlich gesagt, hoffe ich sogar sehr, dass es klappt, das ihm die Gruppe gut tut, er dort vielleicht auch den Weg zu einer intensiveren Therapie findet, damit es nicht wieder zu einem Rückfall kommt.
    War heute bei Ihnen.
    Meiner Mutter standen die Tränen in den Augen, als sie den "großen" nach vier Wochen wieder sah und sie haben schön gespielt...

    Mal sehen, wie es weiter geht.
    Liebe Grüße,
    Dacoucou

  • Hallo dacoucou,

    ich wäre an deiner Stelle etwas zurückhaltender. Es klingt, wie Sunshine schrieb, scheinen sie keine wirkliche Erkenntnis zu haben, sonst würden sie anders handeln.
    SHG-Besuche machen keinen Menschen gesund, er muss an sich arbeiten.. Und ohne Erkenntnis und Einsicht wird er nichts unternehmen.
    Mir fällt auf, dass ihre ersten Lippenbekenntnisse mit deinen Konsequenzen zusammenfallen, dass du nicht mehr vorbei fährst. Erst kommt ein Anruf, dann berichten sie von ihren "Fortschritten" und zack stehst du bei ihnen auf der Matte. Da kullern dann ein paar Tränchen, weil sie den Enkel nach 4 Wochen wiedersehen... Ich weiß nicht, ich wäre da sehr vorsichtig.. Scheint, als wissen sie genau, wie sie dich wieder weichklopfen können.. Und zwar über die Enkel und Tränen und "schön spielen".
    Zack, bist du wieder weich.

    Ich denke, dass es ohne eine Erkenntnis nicht geht. Er braucht sooo wesentliche Veränderungen; die wird er kaum ohne Therapie umsetzen können. Und erst recht nicht, wenn es nicht "Klick" gemacht hat. Bei einer richtigen Erkenntnis wäre er den Entzug anders angegangen. Anscheinend unterschätzt er die Erkrankung massiv.

    Du hast mir vorher noch geschrieben, dass es so ein ständiges hin und her bei ihnen ist. Mal ist alles gut, dann wieder alles ätzend. Genau so ist es bei uns auch. Ich habe lange immer versucht, das positive zu sehen. "Manchmal ist es ja schön." Naja, das Problem ist nur "unterm Strich ist es nicht schön."
    Eine Beziehung, die so läuft, hat keine gute Basis.
    Im Grunde sind deine Eltern wie meine. Total grenzüberschreitend. Ich weiß noch, dass mein Vater in der Küche meines Partners stand und dort seine Teeflecken kritisierte. Ich sollte diese Flecken entfernen :D Damit er mich mal heirate. Könne ja nicht sein, dass ich mich nicht um sein Küche kümmere.

    Die Situation mit dem Tannenbaum wäre auch eine klassische gewesen, die sich meine Eltern hätten leisten können. Solche vergleichbaren Fälle hatten wir auch schon zu genüge. Früher war es so, dass ich alles mögliche gemacht habe, was in ihrem Sinne war. Ich denke, ich wollte einfach nur die Rückmeldung, dass ich irgendwas gut gemacht habe und sie stolz sind. Darauf war ich ganz gut dressiert. Aber statt, dass irgendwas honoriert wurde, kam wieder Kritik an irgendwas anderem. Ich habe öfter davon geschrieben, dass ich als Jugendliche die komplette untere Etage unseres Hauses für meine Mutter geputzt habe. Eigentlich sollte ich nur den Flur machen, habe aber alles andere mitgemacht, weil es dort nicht gut aussah. Auch das Gäste-WC. Als Dank hat mich meine Mutter angekeift, weil sie das WC schon gewischt habe.
    Darüber, dass ich sooo viel gemacht habe, hat sie kein gutes Wort verloren.
    Heutzutage versteht man unter diesem Vorgehen die Masche "Zuckerbrot und Peitsche". Es macht Menschen abhängig von der Rückmeldung der anderen. Ich habe mich früher abgestrampelt, ihnen alles recht zu machen. Geklappt hat es nie.

    Kann es sein, dass dir ihre Rückmeldung immer noch sehr wichtig ist?
    Bei mir ist es mitlerweile so, dass der Kontakt so weit runtergefahren ist, dass sie kaum etwas von mir mitbekommen. Ich habe akzeptiert, dass wir einfach kein normales Verhältnis haben und sie mich nicht wirklich als Erwachsene akzeptiert haben. Für sie bin ich immer noch die abhängige Tochter. Sie versuchen immer noch auf mich einzuwirken und führen dabei keine Kommunikation auf Augenhöhe. Gerne wird auch auf Manipulation zurückgegriffen, statt auf eine sachliche Unterhaltung.
    Daher lasse ich diesen Umgang nun, weil sie mir eh nicht das geben können, was ich brauche.

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Hallo Zimttee,

    danke für deine Gedanken... darüber habe ich schon gestern abend lange gegrübelt..
    und du hast mit vielem so recht.

    Ja, ob die wirkliche Erkenntnis da ist, ich weiß es auch nicht so recht. Ihm ist zwar bewusst, dass er fast gestorben wäre, aber ob sich das wieder in diesem bekannten "jetzt ist ja wieder alles gut" verliert...
    Ich kann nur aus der Distanz abwarten und sehen, was passiert. Ich befürchte sogar etwas, dass er in der SHG den Eindruck bekommt, da gibt es noch viel schlimmer Fälle, also ist es bei mir gar nicht so dramatisch... vielleicht können mir dazu eher andere "Betroffene" etwas sagen.

    Vielleicht bin ich auch etwas übereilt hingefahren, aber ich musste das auch von Angesicht zu Angesicht mir ihnen besprechen, am Telefon ist das auch schwer.
    Zumindest geht es mir erstmal besser und ich arbeite weiter daran, innerlich Distanz zu gewinnen.

    Ich war aber auch etwas erstaunt über das Verhalten meines Vaters. Ich war mit den beiden Kindern nur für ca. 2 Stunden bei ihnen und während meine Mutter mit dem Größeren spielte, musste er dann irgendwann doch noch dringend was streichen gehen... ich hab dazu nichts gesagt. Das hätte sicherlich noch eine halbe Stunde warten können...


    Leider ähneln sich die Verhalten unserer Eltern doch sehr.
    Und ja, natürlich habe ich immer auf eine positive Rückmeldung gehofft und erlebte dann ähnliche Rückschläge wie du: Da streicht man die Hütte im Garten noch schnell und dann kommt nur ein plattes "ach, die sollte grün sein?", oder man hat eine neue Garderobe, die man selbst liebt und hört nicht mal ein freundliches "sieht gut aus", sondern es wird nur komisch beguckt...
    Ich denke, jedes Kind hätte gerne von seinen Eltern Anerkennung und eine positive Rückmeldung für sein Tun.
    Dass da bei meinen Eltern nicht mehr viel kommt bzw. sie ja Schwierigkeiten haben, meinen Lebensstil zu tolerieren, ist mir bewusst und ich erwarte vom Kopf her auch nichts mehr, aber klar, innerlich hoffe ich wohl manchmal noch. Kann man das denn abstellen?

    Ich hoffe vor allem, dass ich später bei meinen Kindern nie so grenzüberschreitend werde!

    Vielen Dank für deine Rückmeldungen, das hilft mir sehr dabei, mich schrittweise zu distanzieren!

    Liebe Grüße,
    Dacoucou

  • Hallo ins Forum!

    Ich habe das letzte Jahr nicht mehr geschrieben und war auch kaum im Forum, da ich mich einfach mal auf "meine" kleine Familie konzentrieren musste und das war auch gut so für uns.
    Nun kommt wieder "Innerer Ärger" bei mir auf und ich muss das hier einfach mal mit euch teilen.

    Mein Vater hatte ja vor etwas mehr als einem Jahr so einen schrecklichen "Ausfall" und geht seitdem in eine Gruppe, mit meiner Mutter, danach war er noch einmal im Dezember rückfällig und seitdem schien es ganz gut zu laufen. Jedoch blieb der Kontakt zu ihnen sehr reduziert und die Kinder gehen nie ohne uns zu ihnen. Dies haben wir Eltern so beschlossen zu ihrem Schutz.
    Trotz allem hatten wir das Gefühl, dass es ihm gut geht und er trocken bleibt, obwohl er kategorisch in keine Therapie will (was ist unmöglich finde, aber ja nichts bringt).
    Nun waren wir im Urlaub und als wir wieder kamen und ich etwas für die Kinder suchte, musste ich feststellen, dass im Schrank im Gästezimmer zwei hochprozentige Flaschen, die zudem selten und teuer sind und die bei uns wirklich Jahre halten, fast leer waren. Im ersten Moment dachte ich nur, "Sch..., die haben wir vergessen", weil der meiste Alkohol bei uns wie Wein bereits in einem Raum im Keller abgeschlossen lagert, seit dem letzten Urlaub, damit mein Vater da nicht ran geht.
    Dann habe ich es verdrängt und als nun mein Mann mal Abends ein Gläschchen trinken wollte, stieß er auf die Flaschen und alles kam wieder hoch. Die Woche davor hatte ich schon meine Mutter angesprochen, da mein Vater auffallend roch und sich anders verhielt und ihn zudem mein Mann beim Reingehen in einen Getränkemarkt gesehen hatte (da kaufen sie sonst nicht ein, also wollte er Alkohol holen). Aber laut ihr wäre doch alles ok und er trinkt nicht. Ich sagte ihr, dass er wieder trinkt und sie das wenigstens in der Gruppe ansprechen sollten, bevor er wieder richtig abstürzt, denn dafür gibt es die doch!
    Oder sollte ich soetwas gar nicht mehr ansprechen, weil es ihr Problem ist???

    Das ist jetzt 10 tage her und zwischendurch kam das mit den leeren Flaschen bei uns wieder hoch, also hatte er ja auch schon im Sommer getrunken (40 % muss man erstmal schlucken).
    Von meinen Eltern ist seitdem nichts mehr zu hören, sonst rufen sie wegen jedem Kleinkram an.... toll finde ich das nicht und leider verdränge ich täglich dieses blöde Gefühl und den Gedanken, ich müsste mich mal bei ihnen melden... Muss ich nicht, ich weiß.

    Mich ärgert ihr Verhalten! Und dass mein Vater einfach ohne Respekt unsere Sachen austrinkt, bei mir!!! so wie früher bei uns zu Hause, wo die Flaschen regelmäßig leer waren und nun kommt ein deja-vu und das Ganze spielt sich nun bei mir ab! Die Flaschen musste er ja auch erstmal suchen, die standen ja nicht so rum. Und dann trinkt er egal was, das Zeug war so selten und teuer, das "gönnen" wir uns zu besonderen anlässen - und so ein Alkoholiker gibt es so weg.
    Hätte er wenigstens hinterher was gesagt, sich entschuldigt.
    Statt dessen bekomme ich nach dem Urlaub noch "Vorwürfe" zu unserem Haus und den unfertigen Sachen (Neubau).
    Glaubt der denn, ich merke das nicht irgendwann???
    In dem Schrank waren vor allem Spielsachen für die Kinder (Versteckt als Geschenke für später).
    Wie man bei dem Anblick dann trotzdem einfach trinken kann - ich kanns mir gar nicht vorstellen.

    Wie würdet ihr euch denn jetzt verhalten?
    Sie mit den leeren Flaschen konfrontieren?
    Es einfach "vergessen" und beim nächsten Urlaub fast gar keine Hausschlüssel mehr geben?f

    Wir dachten, die Jungs könnten auch mal so zu ihnen. Meine Mutter wollte ,dass der "Große" bei ihnen übernachtet, aber das kann sie jetzt vergessen...

    Och Mensch... hätte nicht wieder sein müssen.
    Bin gerade frisch mit unserem 3. schwanger :) und hab auf Theater mit meinen Eltern keine Lust.

    Ganz liebe Grüße!
    Dacoucou

  • Schade, dass es hier wohl keinen Austausch mehr gibt...

    Mein Vater ist inzwischen im Krankenhaus, könnte hier einiges berichten aber ich glaube, es bringt nicht mehr viel... Schade eigentlich.

  • Hallo dacoucou,

    ich habe deine Einträge heute erst gesehen.

    Ich bin grad noch dabei, deinen Faden zu lesen, aber in Bezug auf deine Enttäuschung wegen der Edeltropfen:
    ich weiß nicht, wie viel du über die Mechanismen weißt, daher bitte ich um Nachsicht, wenn ich meine Meinung (selbst seit 02/2016 abstinenter Alkoholiker) grundsätzlich formuliere.
    Vielleicht kann ich ein paar Antworten geben aus der anderen Perspektive; Achtung: Meinung, und ich bin selbst noch nicht soo lange alkoholfrei.

    Zitat


    Das ist jetzt 10 tage her und zwischendurch kam das mit den leeren Flaschen bei uns wieder hoch, also hatte er ja auch schon im Sommer getrunken (40 % muss man erstmal schlucken).
    Von meinen Eltern ist seitdem nichts mehr zu hören, sonst rufen sie wegen jedem Kleinkram an.... toll finde ich das nicht und leider verdränge ich täglich dieses blöde Gefühl und den Gedanken, ich müsste mich mal bei ihnen melden... Muss ich nicht, ich weiß.

    Allgemein formuliert: wenn der Alkoholiker in deinem Haus richtig Suchtdruck bekommt, ist es praktisch egal, wie wichtig die Brühe für dich sein könnte, was da noch so daneben steht und ob das Zeug teuer war. Es kommt wohl immer wieder vor, dass Leute ihre Zahnspülung trinken, wegen der Prozente. Will sagen: der Rückfall gehört zum Krankheitsbild ebenso wie das Versagen jeder üblichen Logik. Und dass es 40%ige waren, kam in der Situation am Ende vielleicht sogar gerade recht.


    Zitat

    Ich sagte ihr, dass er wieder trinkt und sie das wenigstens in der Gruppe ansprechen sollten, bevor er wieder richtig abstürzt, denn dafür gibt es die doch!
    Oder sollte ich soetwas gar nicht mehr ansprechen, weil es ihr Problem ist???


    Hast du ihm gegenüber gesagt, was du denkst? Im Grunde hast du getan, was du tun konntest. Wenn er trinkt, kannst du ihm (außer mit der Info: du trinkst und ich mache mir Sorgen deswegen) nicht helfen, das kann er nur selbst.

    Zitat

    Hätte er wenigstens hinterher was gesagt, sich entschuldigt.
    Statt dessen bekomme ich nach dem Urlaub noch "Vorwürfe" zu unserem Haus und den unfertigen Sachen (Neubau).
    Glaubt der denn, ich merke das nicht irgendwann???

    Ich gehe jetzt mal von mir aus: mit einer Entschuldigung hätte er sich öffentlich SEINEM intimen Problem stellen müssen, dem Versagen und den gebrochenen Versprechungen. Also ist es viel einfacher, erstmal zu hoffen, dass es nicht sofort bemerkt wird und gleich vorbeugend in die Gegenoffensive zu gehen. Wenn du ein schlechtes Gewissen hast, vermeidet der Trinker vll eine Konfrontation. Wie gesagt, Logik aus, bitte. Wenn du mehr über das Thema wissen willst, Borowiaks 'Alk' erklärt eine ganze Menge sehr anschaulich.

    Du kannst gar nichts tun, außer dich und deine Familie zu schützen.
    Das klingt alles sehr brutal... schau, dass du dich irgendwie abgrenzt, solange er nicht trocken sein will oder kann. Du kannst erst helfen, wenn er selbst trocken sein/werden will.

    Und doch, berichte hier. Wenn es dir gut tut.

    Viele Grüße
    Motek

  • Guten Abend dacoucou,

    Du warst eine längere Zeit nicht hier, um dich um deine Familie zu kümmern, das ist doch gut.
    Warum macht dir das heimliche trinken deines Vaters so einen Kopf?

    Die Rückfall Rate ist leider bei uns alkoholikern hoch.
    Kennst du den Film: Flight mit Denzel Washington?
    Denzel spielt einen Alkoholiker, Flugkapitän, der am Abend vor eine großen Anhörung steht, die über seine berufliche Zukunft entscheidet.
    Er liegt in einem Hotelbett, seine Freunde haben wohlweislich die minibar geleert.
    Aber vergessen die Verbindungstür zum Nachbar Zimmer abzusperren.
    Die minibar dort ist voll......

    Gelegenheit macht Diebe.

    Was ist an der Situation für dich wichtig?
    Was kannst du ändern, damit es dir besser geht?
    Brauchst du eine Entschuldigung, dass dein Vater den guten Schnaps weggesoffen hat?
    Darauf brauchst du nicht warten.

    Wenn du auf Theater mit deinen Eltern keine Lust hast, dann vergiss die Episode.
    Deine Eltern sind wohl erwachsen genug, zu entscheiden, was sie wollen.

    Meine Mutter hat irgendwann einmal beschlossen, aus ihrem Fernsehsessel nicht mehr aufzustehen und sich rund um bedienen zu lassen.
    Unter anderem von mir.
    Also habe ich ihr auch die Getränke gebracht: Rotwein, Rum, Klaren.
    Sie ist im Sessel sitzend verwahrlost, nur noch für die allernotwendigsten Verrichtungen aufgestanden.
    Das war auch vom Geruch her sehr unerfreulich.

    Ich habe dann irgendwann das Weite gesucht, es gab keinen Zugang zu ihr.
    Hat nicht genutzt, habe mich nicht früh und ausreichend um mich gekümmert und bin auch zum alkoholiker geworden, der u.a. Minibar's ausgesoffen hat.

    Als Nichtsüchtiger Mensch ist das für dich nicht nachzuvollziehen.
    Was suchtdruck bedeutet.

    Pass auf dich und deine Familie auf und schau, dass es dir gut geht.
    Du wirst deinen Vater nicht retten können, wenn er nicht will.

    ...schreib was dich bewegt, ist für dich.


    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Motek und Hans!

    Das ist ganz lieb, dass ihr mir geschrieben habt! Und es hilft! Danke!!!

    Ich melde mich ausführlicher, wenn ich die Zeit dafür finde!
    Muss mich erstmal um meine Zwerge kümmern. Ich weiß, ihr versteht das.

    Liebe Grüße, Dacoucou

  • Hallo an alle,

    habe es leider nicht mehr schafft, zu antworten bzw. meine letzte Antwort wurde beim Abschicken gelöscht und dann hatte ich keine Zeit mehr, dass alles nochmal zu schreiben.

    Nun ist einige Zeit vergangen. Das mit den guten Tropfen ist vergessen...

    Mein Vater war dann im Oktober wieder drei Tage abgestützt und weg, wurde von der Polizei gefunden und ging dann für ne Woche ins Krankenhaus zum Entgiften. Danach wollte er eine Therapie machen...
    War aber alles nur Schall und Rausch.
    Schließlich wollte er das doch nicht mehr und es alleine schaffen...

    Nun ist das Dilemma wieder da und erklärt vielleicht auch die Frage von Euch, warum für mich sein Trinken ein Problem ist:
    Ich war am Donnerstag mit meinen Kindern bei Ihnen zum Mittagessen, nach zwei Monaten mal wieder und mein Vater musste morgens etwas in die Stadt bringen und konnte es nicht lassen, sich Alkohol zu kaufen und saß dann komplett betrunken am Mittagstisch von den Kindern, die das zum Glück in ihrem Alter noch nicht richtig gemerkt haben. Der "große" wollte so gerne mit Opa Zugspielen und zog an seinem Arm: Opa komm....
    Ich hätte heulen können bei dem Anblick. Er sah nur verduselt drein und fiel fast vom Stuhl.
    Meine Mutter hat ihn dann ins Bett geschleppt während ich meine Kinder abgelenkt habe.

    Soll er doch abends in seinem Keller trinken - wäre mir echt inzwischen scheißegal - sorry - aber so????

    Ich bin dann am nächsten Tag kurz hingefahren, etwas zurückzubringen und wollte nur fragen, ob er wieder nüchtern ist...
    Tja.. da war er nachdem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte wieder weggelaufen und hatte in einer Bushaltestelle geschlafen, wo ihn die Polizei gefunden hat. Nach Hause wollte er nicht, so hat er bei der Polizei die Nacht verbracht... eh - mein Vater - kein Penner --- eigentlich mal ein "ehrenwerter Mann, oder so ähnlich". Hört sich jetzt blöd an, aber in einer Kleinstadt wie hier ist so etwas nicht Alltagsbild.
    Am nächsten Morgen hat meine Mutter ihn abgeholt. Er wollte aber nicht nach Hause und als sie das Frühstück machte, ist er wieder abgehauen, sie konnte ihn auch nicht dazu bringen, wieder reinzukommen. Dieses Mal hat sie ihm wohl nicht einmal Vorwürfe gemacht.
    Er wollte nicht mehr in dieses Haus.... alle sind Schuld im Großen und Ganzen.
    Mit meinem Mann und mir kommt er ja auch nicht klar... bla bla... das bekomme ich dann noch von meiner Mutter zu hören. Ich brauch auch bald einen Therapeuten. So viel hält man ja bald nicht mehr aus.
    Heute ist Montag... seit Freitagmorgen ist er also draußen unterwegs, ohne Auto, ohne Freunde, mit etwas Bargeld...

    Tun kann ich nichts, aber sch... fühlt es sich trotzdem an und ich bin stinksauer auf ihn. Wenn ich nachts den Regen höre, denke ich, wo er bloß unterkommt...

    Vor zwei Monaten im Krankenhaus wollte er endlich etwas tun. Reicht es denn nie??????
    Wie tief kann man stürzen oder will er irgendwann draußen erfrieren?
    Ist das normal, dass man immer wieder wegläuft? Das wird bei ihm ja bald zum Normalzustand. Der ist doch erwachsen, hat ein schönes Zuhause...
    Er war an dem morgen nachdem er bei der Polizei war, relativ nüchtern, da muss man doch mal sein Gehirn einschalten...

    Entschuldigt, aber mir fehlt da jedes Verständnis für. Einmal sich wieder betrinken ok, aber dann tagelang wegbleiben... und dann soll das mit unserer Familie noch funktionieren, da fühlt man sich doch völlig veralbert.

    Das musste mal raus... kann ja sonst nichts tun als abwarten, was passiert.

    Vor allem unser Großer liebt Opa, was sagen wir dem denn mal dazu bzw. wenn Opa nicht wieder kommt....

    Würde mich freuen, wenn sich einer von euch die Zeit nimmt, mir zu antworten!

    Liebe Grüße, Dacoucou

  • Hallo Dacoucou,

    erst einmal:
    Dein Vater hat eine schwere KRankheit im akuten Stadium.
    Und keine Willensschwäche!
    Und er hat sich FÜR das Trinken entschieden. Das darf er.
    Aber er muss dann auch damit rechnen, das er seine Familie verliert.
    Andererseits wart ihr bisher auch gute CO`s, besonders die Mutter.
    Also warum sollte er was ändern?
    Wenns eng wird, läuft er halt weg, um weiter zu saufen.
    Er wird ja anscheinend von der Mutter immer wieder aufgenommen, nicht wahr? Also wo is das Problem (für ihn)?

    Zitat

    Ist das normal, dass man immer wieder wegläuft? Das wird bei ihm ja bald zum Normalzustand. Der ist doch erwachsen, hat ein schönes Zuhause...
    Er war an dem morgen nachdem er bei der Polizei war, relativ nüchtern, da muss man doch mal sein Gehirn einschalten...

    Ja, wenn man trinken will, ist das "normal". Da will man sich nicht reinquatschen lassen von anderen.
    Und wenn die nicht aufhören zu labern, läuft man eben weg.

    Und Nein, man ist nicht nach ner Nacht auf einer Polizeiwache nüchtern.
    Das ist man vielleicht nach einigen Wochen ohne Alkohol.
    Auch eine einwöchige Entgiftung reicht da oft nicht aus.
    Bei Alkoholmissbrauch und einer schon geschädigten Leber sammenlt sich beispielsweise Ammoniak im Körper und auch im Gehirn.
    Und das ist nicht so schnell wieder abgebaut.
    Außerdem ist auch die gesamte Denke Wochen bis Monate ohne Alkohol noch triefend nass !
    Überlege mal, wie tief die Muster bei Deinem Vater sitzen, er trinkt doch nicht erst seit gestern.
    Da ist nach ein paar Stunden oder auch Tagen ohne Alkohol noch gar nix erreicht, sorry.
    Und von nüchtern kann auch nach so kurzer Zeit keinesfalls die Rede sein.

    Zitat

    Tun kann ich nichts, aber sch... fühlt es sich trotzdem an und ich bin stinksauer auf ihn.


    Ja, das verstehe ich.
    Und Ja, Du kannst nichts tun. Außer Dich und Deine Familie vor dem Tun Deines Vaters so gut wie möglich zu schützen.
    Was könntest Du wohl sonst tun?

    Zitat

    Vor zwei Monaten im Krankenhaus wollte er endlich etwas tun. Reicht es denn nie??????
    Wie tief kann man stürzen oder will er irgendwann draußen erfrieren?


    Dein Vater trinkt sicher nicht, um Euch alle zu schädigen und zu verletzen.
    Er trinkt, weil er alkoholkrank gewoden ist.
    KRANK !!
    Und Ja, vielleicht reicht es nie.
    Vielleicht trinkt er sich zu Tode oder erfriert irgendwo jämmerlich im Suff.
    Weil ihm die Kraft fehlt, das Ruder nochmal rumzureissen.
    Auch so ist unsere Krankheit oft.
    Es tut mir leid, ich kann Dir leider nichts anderes schreiben.

    Zitat

    Entschuldigt, aber mir fehlt da jedes Verständnis für. Einmal sich wieder betrinken ok, aber dann tagelang wegbleiben...
    und dann soll das mit unserer Familie noch funktionieren, da fühlt man sich doch völlig veralbert.


    Sucht kann man nicht verstehen, dacoucou
    Denn sie ist mit dem Verstand nicht erfassbar.
    Somit fehlt bei Nichtbetroffenen auch das Verständnis dafür.
    Trotzdem... Dein Vater will Euch auch nicht "veralbern".
    Er tut, was er tut, weil er schwer abkoholkrank geworden ist.
    Und da käme er auch nur mit Hilfe von Außen wieder raus.
    Angehörige können diese Art Hile nicht leisten, weil sie zu stark persönlich involviert sind.
    Momentan ist er aber scheinbar noch nicht bereit, diese Hilfe anzunehmen.
    Vielleicht ist er auch nie dazu bereit. Weiß man nicht.
    Und Nein, natürlich kann so keine Familie funktionieren.

    Also ist das einzige, was ich Dir raten kann, Dich da rauszuziehen, damit nicht auch noch Deine Kinder Schaden nehmen.
    Und Ja, vielleicht benötigst Du selbst auch therapuetische Unterstützung, das kann durchaus sein. Denn Du hast das ja nun auch schon viel zu lange mitgemacht.

    Deine Mutter sollte sich auch besser zurückziehen und nicht immer wieder dem Vater helfen.
    Denn auch sie kostet das unheimlich viel Kraft.
    Aber ich denke, davon ist sie wohl (noch) weit entfernt, oder?
    Dann kannst Du auch da nix machen.
    Co-Abhängigkeit ist ja auch eine starke Abhängigkeit und man kommt da nicht einfach von heute auf morgen wieder raus.

    LG Sunshine (trockene Alkoholikerin)

  • Guten Morgen Dacoucou,

    du klingst resigniert und auch ein wenig beleidigt.

    Wie kann ein vernünftiger Mensch, wie dein Vater sich so gehen lassen?

    Sunshine hat alles Wesentliche dazu geschrieben.

    In dem Stadium, das du für deinen Vater beschreibst, befindet er sich auf dem direkten Weg der Selbstzerstörung.
    Es ist eine sehr grausame Art, sich selbst umzubringen.
    Es tut mir leid, dass so schreiben zu müssen.

    Aber es gibt für die Familie nur zwei Möglichkeiten: sich raushalten oder selbst mit beschädigt zu werden.

    Du kannst nur deine eigene Familie schützen, mehr kannst du nicht tun.

    Dein Vater hat sein Leben in der Hand.
    Dass er schwer krank ist, und Hilfe braucht, steht außer Zweifel.
    Er braucht professionelle Hilfe.

    Diese Hilfe müßte er aber annehmen wollen.

    Euren Kindern gegenüber sollte ihr ehrlich, Kind-entsprechend, und erklären, dass der Opa krank ist.

    Und fühle dich nicht persönlich durch das Verhalten deines Vaters angegriffen.
    Wenn du glaubst, dass ein therapeutisches Gespräch für dich selbst hilfreich sein kann, warum solltest du nicht auch solche Hilfe in Anspruch nehmen?

    Es geht um dich, es geht um deine eigene Familie.
    Du solltest dich schützen, weil du sonst keinem einen Gefallen tust.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Ihr zwei und lieben Dank für eure Antworten!

    Ja, ich weiß, er tut es nicht gegen uns. Aber als Nichtabhängiger denkt man halt immer, dass da doch irgendwo auch ein Funken Vernunft sein muss.

    Aber dieses gar nichts tun können ist schon schwer, dieses Wissen, vielleicht trinkt er dieses Mal, bis er nicht mehr aufstehen kann und erfriert, wenn ihn nicht durch Zufall die Polizei irgendwo findet.

    Ja klar, meine Mutter hat ihm das Leben einfach gemacht. Wenn er wieder da war, war ja alles wieder gut.
    Sie hat aber Angst vor einer Trennung, da sie dann alles verkaufen müsste und nur eine kleine Rente hat..

    Jetzt ließt sie endlich intensiver ein Buch zur Co-Abhängigkeit, dass ich ihr vor einiger Zeit gegeben habe und denkt etwas um.

    Ich werde mich weiter abgrenzen. Es nützt ja nichts.
    Ich bin ihn auch nicht, wie sie, suchen gegangen.
    Dass man sich trotzdem Sorgen macht, ist sicherlich normal. Man ist ja auch nur ein Mensch bzw. Kind in diesem Fall.

    In der Selbsthilfegruppe öffnet er sich wohl auch nicht so richtig, sagte meine Mutter. Richtig offen reden kann er nicht. Deswegen hat er auch Angst vor einer Therapie.

    Ich mag eure Worte, vor allem die von Hans noch nicht so ganz ernst nehmen... aber irgendwann wird es wohl so traurig enden.

    Ich hol jetzt meine Kinder ab! Wir haben ja auch unser Leben!

    Seid ganz lieb gegrüßt!!!

    Dacoucou

  • Hallo,

    falls einer mitliest...

    Mein Vater ist wieder da.
    Meine Mutter hat ihn gestern nachmittag bei einer Suchrunde in einem Park gefunden und ihn dann mit dem Auto abgeholt.
    Er war dem Wetter entsprechend ausgekühlt und kaputt.

    Warum er weg war? Wohl weil er sich so schämte und dann Angst hatte nach Hause zu kommen. Er hätte vor meiner Mutter, ihrer harten Stimme und ihren Vorwürfen Angst... nun ja.
    Sie sollten am besten beide eine Therapie machen.

    Ich warte von außen ab, wie es weitergeht.
    Seid lieb gegrüßt und genießt die Vorweihnachtszeit. Wir haben endlich etwas dekoriert..

    Dacoucou

  • Hallo Hans,

    danke, dir auch!
    Vor allem ohne Stress von den Eltern ;-).
    Das andere ist ja halb so wild...

    Hast du eigentlich Kinder und feiert ihr Weihnachten zusammen?
    Nach dem letzten "Vorfall" ist mir nicht so recht nach Weihnachten mit Eltern... kannst du vielleicht verstehen.
    Wir werden sie vielleicht am 1. Weihnachtstag zum Kaffee einladen, dass müsste reichen. Heiligabend feiern wir schon seit ein paar Jahren "nur" mit unseren Kindern. Aber auf langes Kochen habe ich keine Lust am 1. Feiertag.

    Grüße Dacoucou

  • Guten Morgen Dacoucou,

    mein Sohn ist schon aus dem Haus und feiert dieses Jahr im Ausland.
    Mit meiner Frau und Hund machen wir es uns gemütlich bei Kartoffelsalat und Würstchen :lol:

    Vielleicht solltest du bei der Einladung deiner Eltern ein Wort darüber verlieren, dass du keinesfalls bereit bist, einen angetrunkenen Vater bei dir zu Hause zu sehen. Damit eine Klarheit herrscht.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Hans,
    ja, sicher ist sicher, auch wenn das "selbstverständlich" sein sollte.

    Sag mal, wie bist du eigentlich trocken geworden?
    Ich fragte meine Mutter, ob mein Vater jetzt eine Therapie machen wolle und sie meinte, er wäre wohl bereit dazu, im nächsten Satz kam aber auch gleich ihre Idee, dass man ja auch eine Ambulante Behandlung machen könnte mir einer Sitzung pro Woche.
    Meinst du so etwas würde echt ausreichen, bei jemanden, der ja nun schon seit mindestens 10 Jahren wieder trinkt und mit irgendetwas in seinem Leben nicht klar kommt?
    Ich bin da ja insgesamt sehr skeptisch, wenn ich sehe, wie er sich verhält und voller Komplexe und ohne Selbstvertrauen ist aber angetrunken dann sein ganzes Wesen verändern kann...

    Liebe Grüße, Dacoucou

  • Hallo Dacoucou,

    jeder muss seinen persönlichen Weg finden in die Abstinenz.
    Deshalb nutzt dir mein Weg wenig.

    Dir schon gar nicht, weil es um deinen Vater geht.
    Es ist sein Weg, den er finden muss.
    Sein Weg mit dem er einverstanden sein muss.

    Prinzipiell gibt es in Deutschland ein breitgefächertes Angebot von Hilfe.

    Am Anfang sollte das Gespräch mit dem Hausarzt stehen, denn die körperliche Entgiftung ist keine Sache die jemand allein zu Hause durchführen sollte.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Hans,

    ja, ich verstehe.

    Sein Hausarzt ist allerdings nicht viel wert.
    Im Oktober war er ja schon 10 Tage zur Entgiftung im Krankenhaus. Wenn man danach aber gleich wieder trinkt und sonst keine Therapiel will, bringt das sicher nicht viel...
    Mmhh...

    Ich bin auf seinen Weg gespannt...

    Dacoucou

  • Zitat von dacoucou

    Hallo Hans,

    ja, ich verstehe.

    Sein Hausarzt ist allerdings nicht viel wert.
    Im Oktober war er ja schon 10 Tage zur Entgiftung im Krankenhaus. Wenn man danach aber gleich wieder trinkt und sonst keine Therapiel will, bringt das sicher nicht viel...
    Mmhh...

    Ich bin auf seinen Weg gespannt...

    Dacoucou

    Das ist der Knackpunkt.

    Ich will dir deine Hoffnung nicht nehmen, aber eine Therapie die man nicht will, bei einer Krankheit bei der Lügen, verheimlichen, Kleinreden einfach dazu gehört, wird wenig erfolg haben.

    Letztlich muss er seinen Weg finden und er damit Leben.
    Ich fange wohl nächstes Jahr eine ambulante Therapie (eine Gruppensitzung je Woche, alle 14 Tage ein Einzelgespräch) an.
    Ob das reicht?
    Ich denke für mich nicht, ABER! wir haben das Glück in Deutschland zu leben wo man wenn man WILL ein breitgefächertes Angebot finden kann...

    aebr man muss es auch WOLLEN!

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    survive to train

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