Was hat Euch zum Aufhören bewogen ? - Frage einer Tochter

  • Hallo an alle,

    ich habe hier aus einer anderen Position heraus mal eine Frage an alle trockenen Alkoholiker hier im Forum.
    Ich bin eine Erwachsene Tochter eines Alkoholikers, wer mehr über darüber erfahren will, ich habe im Forum der Erwachsenen Kinder von Alkoholikern berichtet. Ich mache mir sehr große Sorgen um meinen Vater!

    Mein Vater trinkt seit 25 Jahren, hat einen Entzug mit Therapie gemacht (vor 15 Jahren), zwischendurch eine kurze Gesprächstherapie, war immer mal wieder "trocken", auch wenn ich mir da nicht so sicher bin, ist eher ein Quartalstrinker, hält aber evt. auch regelmäßig einen gewissen Spiegel, da ich seinen Aussagen und denen meiner Mutter nicht mehr vertraue, weiß ich das nicht so genau, aber er riecht oft nach Alkohol (der Körper dunstet diesen typischen Geruch aus).

    Er ist jetzt Ende 60, wir wohnen in seiner Nähe, er hat zwei süße kleine Enkel, doch er trinkt weiter, kann wohl auch mal eine Zeit lang ohne auskommen und dann trinkt er inzwischen so "viel", d. h. viel braucht er wohl nicht mehr, dann fällt er schon und liegt irgendwo über Nacht, bis er wieder nach Hause findet.

    Dieses Verhalten hat sich in der letzten Zeit gehäuft und ich habe nun wirklich Angst, dass er sich todtrinkt, d.h. fällt und nicht gefunden wird oder sogar suizid begeht....
    Ich stehe als Kind eines Alkoholikers zwischen Haß und Liebe und mache mir große Sorgen um ihn, weiß aber nicht, was ich tun muss, damit es nicht zu einem fatalen Ende führt.

    Nun meine Frage an Eure Erfahrungen:

    Was hat euch zum Aufhören bewogen?
    Konnten euch eure Kinder dabei helfen und wenn, wie?
    Hilft gutes Zureden an die Vernunft, ein besinnen auf die Enkel?
    - hier habe ich das Gefühl, das er dann im "Drang" nach dem Alkohol alles ausschaltet, die Scham, ihn kaufen zu gehen und der Gedanke an seine Familie.

    Hinterher ist dann immer das große Geheule los, es tut ihm leid etc... aber das geht seit 25 Jahren bald so (immer wieder halt). Irgendwann ist es das letzte Mal... davor habe ich schreckliche Angst.

    Aber ich will ihn auch nicht hängen lassen bzw. wenigstens nichts unversucht lassen, ich will ihn nicht wie seine Schwester irgendwann wo tot auffinden müssen.

    Kann jemand aus seinen Erfahrungen berichten?
    Vielen Dank im Voraus an Euch!
    Dacoucou

  • Hallo Karsten,
    danke für deine Reaktion.
    D.h. ich kann es mir eigentlich schenken, da irgendetwas bewegen zu wollen bzw. zu hoffen, noch etwas bewegen zu können und muss es mit ansehen?

    Gruß Dacoucou

  • Hallo Dacoucou,

    Das hört sich wirklich traurig an.
    Aber Du kannst daran leider nichts ändern. :?

    Zitat

    Er ist jetzt Ende 60, wir wohnen in seiner Nähe, er hat zwei süße kleine Enkel, doch er trinkt weiter, kann wohl auch mal eine Zeit lang ohne auskommen und dann trinkt er inzwischen so "viel", d. h. viel braucht er wohl nicht mehr, dann fällt er schon und liegt irgendwo über Nacht, bis er wieder nach Hause findet.

    Ich möchte keinen falschen Hoffnungen erwecken.
    In dem Alter und bei der Krankheit muss man wohl damit rechnen, das es nicht ewig gut geht.
    Ich kenne leider einige ähnliche Leidensgeschichten, die wirklich so endeten.
    Ich kenne aber auch Geschichten von Menschen, die sehr spät noch trocken wurden und danach noch super viel Lebensqualität fanden.
    Es kommt ganz darauf an, was man selbst wirklich will.
    Für andere kann man nicht trocken werden, zumindest geht das auf Dauer kaum gut.

    Zu Deinen Fragen:

    Zitat

    Was hat euch zum Aufhören bewogen?


    Meine Einlieferung in die Notaufnahme, wo die Ärzte mit mir um mein Leben kämpften.
    Die Einsicht, das ich körperlich komplett am Ende bin und nichts mehr geht.
    Ich habe an diesem Tag das letzte Mal getrunken.
    Denn ich WOLLTE weiter leben.

    Zitat

    Konnten euch eure Kinder dabei helfen und wenn, wie?


    Nein.
    Auch wenn meine Tochter was gesagt hätte, gemeckert hätte, mir Vorwürfe gemacht hätte, es hätte nichts geändert.
    Die Sucht ist viel stärker.
    Ich hätte wahrscheinlich versprochen, weniger oder gar nix mehr zu trinken, damit sie aufhört.
    Und wahrscheinlich hätte ich sofort ne neue Pulle aufgemacht, wenn sie weg gewesen wäre.
    Aus Selbstmitleid, weil sie so "böse" zu mir war... damit ich die Selbstvorwürfe wegdrücken kann... weil ich den inneren Stress sonst nicht ausgehalten hätte.
    Alles das, was nasse Alkoholiker eben so tun.

    Zitat

    Hilft gutes Zureden an die Vernunft, ein besinnen auf die Enkel?


    Nein ich denke, das hilft nichts.
    Ich kenne nur einen einzigen Fall, wo das was geholfen hat.
    Da konnte ein Entzug der Enkelkinder die Betroffene dazu bewegen, zur einer SHG zu gehen.
    Und auch wirklich trocken zu werden.
    Als sie vor die Wahl gestellt wurde, das Enkelkind oder der Stoff, hat sie sich für das Enkelkind entschieden.
    Der Enkelkindentzug wurde aber nicht vorsätzlich als Druckmittel benutzt, sondern die Mutter der Kleinen hatte einfach Angst, das die Oma sie fallen lässt oder sonstwas schlimmes passiert.
    Aber wie gesagt... das ist der einzige Fall, den ich kenne, wo sich so entschieden wurde :(

    Zitat

    - hier habe ich das Gefühl, das er dann im "Drang" nach dem Alkohol alles ausschaltet, die Scham, ihn kaufen zu gehen und der Gedanke an seine Familie.


    Ja, das ist genau so.
    Erst versucht man oft noch, die Supermärkte/Getränkemärkte zu wechseln.
    Aber selbst das wird einem irgendwann immer egaler.
    Es gibt die Scham, bei mir war es zumindest so.
    Aber die Sucht ist stärker.
    Und die Gedanken an die Familie säuft man sich "einfach" weg.

    Zitat


    Aber ich will ihn auch nicht hängen lassen bzw. wenigstens nichts unversucht lassen, ich will ihn nicht wie seine Schwester irgendwann wo tot auffinden müssen.


    Ja, das ist klar.
    Natürlich möchte man helfen.
    Und besonders hart ist es sicher, wenn es die eigenen Eltern sind und dann auch schon etwas betagt wie Dein Vater.
    Aber auch hier gilt leider, das Nichthilfe die einzige Hilfe ist.
    Der Süchtige muss selbst drauf kommen, das es so nicht mehr weiter geht.
    Bei Senioren sehe ich zusätzlich noch das Problem, das man sich vielleicht denkt, jetzt lohnt sich das Aufhören sowieso nicht mehr.
    Das ist natürlich Unsinn, jeder Tag, den man nicht trinken muss, ist per se schon ein gewonnener Tag.
    Aber das sieht ein Alkoholiker im nassen Zustand irgendwie nicht mehr.
    Oder will es auch nicht mehr sehen?

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine,

    vielen Dank für deine ehrliche Antwort.
    Ich finde es toll, dass du (und die vielen anderen hier!) es geschafft hast und in deinem Alter das Leben jetzt auch noch genießen kannst und evt. auch mit deinen Kindern und Enkeln....

    Warum muss man das alles kaputt machen?

    Ja, das ist alles sehr schwierig und wird vielleicht wirklich traurig enden, darauf muss ich mich wohl nach der letzten Aktion, bei der er auch 3 Tage und Nächte noch weg war, weil er sich nicht nach Hause traute nach dem Wutausbruch meiner Mutter auf sein Trinken... , irgendwie langsam seelisch vorbereiten, damit es mich nicht wieder so reinreißt, auch schon für meine Kinder.

    Er hat so gar kein Selbstbewusstsein und ist ja dazu auch noch depressiv... und einfach nicht den Mumm, da mal was anzugehen, es ist ja einfacher, wieder zu trinken, auch wenn er immer wieder sagt, dass er es eigentlich nicht will. Er beheult dann zwar das alles, entschuldigt sich... aber das ist ja immer wieder das Gleiche.
    Es hat in den letzten drei Jahren eine so dramatische Verschlechterung genommen.
    Er hat sich innerlich irgendwie schon aufgegeben, glaube ich.

    Was mich dann so bedrückt ist, dass er, wenn er bei der Polizei sitzt, lieber zu mir will und nicht zu meiner Mutter nach Hause, sagt er hat Angst, weil sie so meckert (die ist ja auch ganz aufgerieben von dem Ganzen).
    So kam schon mal abends die Polizei bei uns vorbei, als ich hochschwanger war, um anzufragen, ob ich ihn nehme. Als die mich sahen, wussten die aber auch, das das keine gute Idee war.
    Aber das dann abzulehnen fühlt sich nicht gut an - ich arbeite daran, zu sagen, dass es nicht meine Aufgabe ist.


    Es scheint ihn zwar zu bedrücken, dass er die Enkel nicht oft sieht und sie nicht alleine zu ihnen kommen, aber das ist wohl nicht Grund genug für ihn.
    Er schaffte es auch, bei uns vorbei zu kommen und etwas vorbei zu bringen und den Kindern nicht mal "Hallo" zu sagen, das tut schon weh - andererseits kann er sich auch ganz viel Mühe geben.

    Ich habe auch vor dem Angst, was du beschreibst. Wenn ich mit der "Moral" komme, bzw. auf seine Vernunft poche, sind es ja irgendwie Vorwürfe und dann trinkt er vielleicht erst recht - dann wäre es noch meine Schuld.
    Wir hatten auch versucht, dass man sich regelmäßig sieht, haben ihm hier Aufgaben gegeben, um ihn aufzuheitern, einen Sinn fürs Leben zu geben (Babysitten für Opa nennt mein Mann das etwas zynisch), aber das läuft immer nicht lange gut, und bringt wohl auch nichts.

    Was mich noch bedrückt ist, dass meine Mutter da ganz fest mit drin hängt. Eigentlich wollte sie ihn beim "nächsten" Mal rausschmeißen. Das war schon und es nichts passiert. Als er verschwunden war, war sie richtig fertig und hat gesagt, dass es ihr lieber ist, er ist da und trinkt, als gar nicht, das wir ja eine Familie sind und sie hat nur ihn....
    Wenn ihm etwas passiert, dann weiß ich nicht, was aus ihr wird.

    Ohje... warum nur das alles?

    LG Dacoucou

  • Er macht "das" ja nicht kaputt, weil er das so will sondern weil er offensichtlich nicht anders kann. Sonst wäre er ja - meiner Meinung nach - nicht krank. Ob das wirklich immer einfacher weiter zu saufen anstatt irgendwas "mal anzugehen", das wage ich zu bezweifeln. Für mich war's teilweise die Hölle weiter zu saufen, ging aber irgendwie nicht anders. Und wenn ich irgenwie das Gefühl hatte, dass sich jemand durch meine Sauferei verletzt fühlte oder mich jemand massiv darauf angesprochen- und vielleicht auch noch mit irgendwelchen Maßnahmen bedrängt hat oder mir so "schöne" Beispiele wie: "Guck mal wie gut die/der das geschafft haben ohne Alk." unter die Nase gehalten hat, dann war das erst recht wieder ein Grund zu saufen. Da hatte ich nämlich sofort wieder das Gefühl, sowieso nichts außer saufen "auf die Reihe" zu bekommen. Erst als es mir so dreckig ging, dass ich selbst den Wunsch hatte mit dem saufen aufzuhören, da konnte ich was bewegen und nicht weil das jemand anderes - egal wer - so wollte. Ich wollte das.

  • Hallo Rattenschwanz,

    ja, das verstehe ich durchaus, deshalb mache ich ihm ja auch keine Vorwürfe oder halte Moralpredigten, das macht allerdings meine Mutter ... ich frage mich ja nur, ob ich außer abwarten und zuschauen irgendetwas tun kann... anscheinend nicht.

    Hast du Kinder? Wenn ja, hast du noch oder wieder Kontakt mit ihnen? Konnten sie das in Ruhe abwarten?

  • Ich habe einen Sohn (30). Der hat das irgendwie nie soooo als Belastung empfunden, das war eben normal, dass der "Alte" immer bissl " im Tee" war. So richtig abgerutscht, bin ich auch erst nach der Scheidung und da hab ich das immer so eingerichtet, dass ich nicht völlig voll war wenn wir uns getroffen haben. Und jetzt ist eh alles in Ordnung. Er hat mal gesagt, dass er das nicht so empfunden hat, dass ich (offensichtlich ein guter Schauspieler) krank bin. Und jetzt soll ich bleiben wie ich bin.

  • Hallo Dacoucou,

    So verschieden sind die Biographien, die ich hier gelesen habe.
    Die Wege in die Sucht, als auch die Berichte, von denen, bei denen es irgendwann 'Klick' gemacht hat.
    Eine persönliche Krise, ein einschneidendes Erlebnis, der persönliche Tiefpunkt sieht wohl bei jedem anders aus.
    Es scheint aber einen solchen Tiefpunkt zu brauchen, damit der Süchtige, wenn überhaupt (!) das Verlangen hat, mit dem saufen aufzuhören.

    Die persönlicher Entscheidung aufzuhören, die Krankheit wenigsten Ansatz Weise zu erkennen.
    Dann kann dein Vater vielleicht Hilfe annehmen.
    Aber ohne diesen ersten Schritt seinerseits geht gar nichts.

    Ich habe insbesondere bei kritischen Worten meiner Frau über mein haltloses Trinkverhalten, die Ohren zu gemacht und die nächste Flasche auf. Extra....
    Am nächsten Tag war mir schlecht, aber ans aufhören habe ich nie gedacht.
    So habe ich mich 40 Jahre saufend durchs Leben geschafft, immer gerade so an der großen Katastrophe vorbei.

    Ich kann dir nicht sagen, warum es irgendwann bei mir Klick gemacht hat.
    Als ich die vielen Flaschen in den verschiedenen Verstecken wirklich wahrgenommen habe, in einem einigermaßen nüchternen Moment?

    Solange die Familie den Status quo um den Süchtigen herum aufrecht erhält, hat er ja ich wenig Notwendigkeit, etwa zu ändern.

    Also mir fällt als mögliche Hilfestellung nur ein, den Hausarzt / Neurologen hinzuzuziehen und im Rahmen eines Familiengeschichte die Dinge beim Namen zu nennen.

    Ob's hilft?

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Hans,

    lieben Dank für deine Antwort.
    Mein Vater kennt seine Krankheit durchaus, war vor 16 Jahren schon einmal im Entzug und einer stationären Therapie in einem speziellen Therapiezentrum, aber so etwas will er wohl auf keine Fall wieder machen, er hat wohl schreckliche Panik davor, wieder in ein Krankenhaus oder eine andere Art von Therapie zu gehen.
    Als er dann anfang des Jahres dazu bereit war, wurde das Programm anscheinend eingestellt und dabei blieb es dann auch...
    Selbst als er nach einem Sturz betrunken ins Krankenhaus eingeliefert wurde, wollte er nur gleich wieder raus.

    Sein Hausarzt weiß Bescheid. Der kannte auch die Depression meines Vaters, die man von weitem schon sah und als mein Vater endlich deswegen zu ihm ging, sagte der nur, ja das weiß ich schon lange, dass du depressiv bist... toll... soviel zu dessen Hilfe.

    Er war damals auch in einer SHG, aber da fühlte er sich irgendwann nicht mehr wohl. Er müsste für eine andere in eine andere Stadt fahren... allein das ist für ihn schon ein Grund, nicht hinzugehen.

    Leider kann man ihn ja nicht einliefern lassen.
    Ich habe ihn jetzt seid 4 Wochen nicht gesehen, obwohl er im gleichen Ort wohnt. Würde gerne mal hinfahren, weiß aber nicht, ob es gut wäre und was es bringt. Vielleicht bringt es ihn ja mal zum Nachdenken, wenn man nicht hinterherrennt, oder er macht einfach so weiter... ich weiß es echt nicht.

    Ich würde ihn gerne mal in einem Gespräch fragen, wie er sich eigentlich fühlt, ob er noch trinkt, wie viel eigentlich und ob er sich wirklich tottrinken will... wir haben nie richtig unter 4 Augen darüber gesprochen. Er hat sich zwar immer entschuldigt und gesagt, es wäre nicht meine Schuld, aber dann wars auch wieder vergessen.
    Mmh.. bleibe weiter ratlos,

    Grüße, Dacoucou

  • Hallo Dacoucou,

    Meine Eltern sind beide an den Folgen des Alkoholmissbrauchs gestorben.
    Meiner Mutter habe ich damals die alkoholischen Getränke eingekauft.
    Keine piccolo, sondern Wein, Schnaps und Rum.

    Ich habe manchmal mit meiner Mutter über ihren Konsum gesprochen, war leider umsonst.
    Mein Vater hat erst aufgehört zu trinken, als er im Pflegeheim war und der Parkinson so stark, dass er selbst nicht mehr das Glas führen konnte.

    Hinter diesen wenigen Zeilen steckt soviel Verzweiflung, Trauer und Wut.
    Ich habe aber aufgehört, mich schuldig zu fühlen.
    Jeder hat sein Leben und auch das Recht sich zu Grunde zu richten.

    Wenn es für dich möglich und erträglich ist, dann sprich mit deinen Eltern unter 4 oder 6 Augen und stelle die Situation so da, wie du sie siehst.

    Du wirst immmer ratlos sein, weil es keinen Rat gibt.
    Außer dem einen: Achte auf dich selbst.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo dacoucou,

    Zitat

    Leider kann man ihn ja nicht einliefern lassen.


    Und wenn man es könnte?
    Das bringt doch gar nichts, man kann nicht jemanden zwangsweise trocken legen.
    Ich bin froh, das man niemanden einliefern lassen kann.
    Das wären Kosten, die zu 90% in den Wind geschossen würden, das kann man sich sparen.
    Dein Vater tut außerdem nichts verbotenes, er DARF trinken, soviel er will.
    Er konsumiert eine erlaubte Droge, für die auch noch geworben wrid.
    Der Staat kassiert außerdem fleissig mit. :?

    Zitat

    Sein Hausarzt weiß Bescheid. Der kannte auch die Depression meines Vaters, die man von weitem schon sah und als mein Vater endlich deswegen zu ihm ging, sagte der nur, ja das weiß ich schon lange, dass du depressiv bist... toll... soviel zu dessen Hilfe.

    Du hast immer noch nicht begriffen, das auch ein Arzt nicht helfen kann, wenn der Betroffene selbst nicht will.
    Das gilt für die Alkoholkrankheit ebenso.
    Ich vermute, das die meisten Ärzte von ihren Patienten wissen, das sie zumindest ein Alkoholproblem haben, insofern die Leute überhaupt noch zum Arzt gehen.
    Ich habe das auf Teufel komm raus vermieden.
    Nur kann ein Arzt ebensowenig einen nassen Alkoholiker trocken legen wie beispielsweise Partner oder sonstige Angehörige.
    Das alles FUNZT NICHT !
    Ein Alkoholiker kann genau erst dann trocken werden, WENN ER ES SO WILL.
    Und keinen Tag eher.
    Ist dieser Wille nicht da und steht es nicht auf der Prioritäten-Liste GANZ oben, wird es nichts.

    Zitat

    Ich würde ihn gerne mal in einem Gespräch fragen, wie er sich eigentlich fühlt, ob er noch trinkt, wie viel eigentlich und ob er sich wirklich tottrinken will... wir haben nie richtig unter 4 Augen darüber gesprochen.


    Was hindert Dich denndaran, mit Deinem Vater offen zu sprechen?
    Das kannst Du doch tun.
    Erwarte Dir nur keine Änderung seines Verhaltens davon.
    Du hast diesen Einfluss einfach nciht, egal was Du tust.
    Deine Mutter übrigens auch nicht.
    Auch sie könnte betteln, drohen, rumzetern und was auch immer.
    Ein Alkoholiker ist KRANK.
    Die Alkoholkrankheit ist keine Willensschwäche.
    Dein Vater bräuchte professionelle Hilfe.
    Aber die kann erst helfen, wenn er selbst aus der Sache nochmal raus will.

    Zitat

    Wir hatten auch versucht, dass man sich regelmäßig sieht, haben ihm hier Aufgaben gegeben, um ihn aufzuheitern, einen Sinn fürs Leben zu geben


    Is ja niedlich. :wink:
    Hilft aber sicher keinem Alkoholkranken.
    Du scheinst immer noch zu denken, er könnte ja einfach aufhören.
    so ist es aber nun mal nicht.

    Zitat

    Warum muss man das alles kaputt machen?


    Das macht "man" ja nicht mit Absicht.
    Leider bringt das die Krankheit so mit sich, das sind sozusagen die typischen Begleitsymptome.

    Rattenschwanz schrieb:

    Zitat

    Er macht "das" ja nicht kaputt, weil er das so will sondern weil er offensichtlich nicht anders kann. Sonst wäre er ja - meiner Meinung nach - nicht krank. Ob das wirklich immer einfacher weiter zu saufen anstatt irgendwas "mal anzugehen", das wage ich zu bezweifeln. Für mich war's teilweise die Hölle weiter zu saufen, ging aber irgendwie nicht anders.

    Ich habe das ganz genau so empfunden, für mich war die Sauferei, als ich abhängig soff, kein Stück mehr witzig oder auch nur entspannend.
    Es war für mich ebenso die Hölle wie für Rattenschwanz.
    Vielleicht geht es Deinen Vater ähnlich...
    Und ich fühle mich ebenso als Versager und das brauchte mich auch dazu, noch mehr zu saufen.

    Zitat

    Erst als es mir so dreckig ging, dass ich selbst den Wunsch hatte mit dem saufen aufzuhören, da konnte ich was bewegen und nicht weil das jemand anderes - egal wer - so wollte. Ich wollte das.


    Bei mir war es ähnlich.
    Ich wollte zwar aufhören, schaffte es aber nicht, mein Körper war einfach zu abhängig geworden.
    Ich hatte Angst vor den heftigen Entzugssymptomen, die bis hin zu Todesängsten gehen können.
    Also machte ich immer noch weiter, bis der Tag kam, an dem ich in die Notaufnahme eingeliefert wurde.
    Das war mein Tiefpunkt.
    Ich bekam dort endlich die Hilfe, die ich so dringend brauchte.
    Ohne Vorwürfe und andere sinnlose Labereinen, sondern ich bekam sachliche Worte, die auch manchmal sehr hart waren.
    Und ich bekam Verständnis und liebe Worte von den Schwestern und meinem Pfleger.
    Das alles zusammen hat mir geholfen.
    Ab da konnte ich dann meinen trockenen Weg gehen.
    Angehörige konnten gar nix ausrichten, nicht mal mein Partner oder meine Tochter.

    dacoucou, weißt Du, was ich machen würde?
    Ganz untätig bleiben und nur zuschauen könnte ich wohl auch nicht.
    Von daher würde ich die Sache ganz offen ansprechen, ich bin kein Typ, der zu allem schweigt.
    Ich würde ebenso die Mutter ansprechen, die in diesem Drama ebenso involviert ist. Ich hatte davon auch in Deinem anderen Thread gelesen.
    Sie ist Teil dieses ganzen Schlamassels, und ich denke, sie ist auch schwer CO. So liest sich das zumindest für mich.
    Nur wenn beides derart zusammenpasst, kann man immer so weiter machen.
    Solange Deine Mum nur droht und meckert, passiert rein gar nix.
    Erst wenn sie wirklich aussteigen würde, würde sich was ändern.
    Zumindest für sie.
    Ob es Deinen Vater dazu brignen würde, erneut über ein trockenes Leben nachzudenken, keine Ahnung...
    In seltenen Fällen funzt das, meist aber nicht.
    Deine Mutter könnte also nur für sich selbst da aussteigen.
    Aber wie sich das liest, wird sie das auf kenen Fall tun.

    Wie auch immer, ich würde beide ganz offen und gezielt auf ihr Verhalten ansprechen.
    Das es bemerkt wird, was abläuft !
    Das man nicht blind ist und sehr wohl sieht, was wirklich ist.
    Das würde ich wohl tun.
    Mehr aber auch nicht.
    Und ich würde nicht erwarten, das sich dadurch irgendwas ändert.
    Ich wäre aber nicht bereit, das Spielchen selbst auch mitzuspielen.

    LG Sunshine

  • Hallo Hans,

    Verzweiflung, Trauer, Wut... das kann ich bei dem was du schreibst, nur zu gut nachvollziehen, und so fühle ich mich auch - aber auch nicht schuldig!

    Ja, ich werde irgendwann in naher Zukunft versuchen, das Gespräch zu suchen und evt. berichten... vielleicht kann dies zumindest für mich die Situation klären. Ob es bei meinen Eltern etwas verändern kann, hoffe ich nicht mehr wirklich, aber immer noch ein bisschen.

    Danke für die "heilenden" Worte : Es gibt keinen Rat, das werde ich wohl so lernen müssen, zu akzeptieren.

    Und ja, ich werde auf mich achten und lernen, dies noch besser zu tun! - und wenn ich es (noch) nicht so gut kann, tut es mein Mann zum Glück, der unsere Familie (d.h. wir beide und unsere Kinder) vor alles andere stellt, aus Selbstschutz.

    Viele Grüße,
    Dacoucou

  • Hallo Sunshine,

    ich hatte deine lange Antwort irgendwie war nicht gelesen... sorry :)

    Habe dir gerade im anderen Thread geschrieben.
    Ich habe inzwischen mit beiden gesprochen, bin aber auch froh, drei Wochen der Distanz ausgehalten zu haben und dass meine Mutter als erste angerufen hat.
    Sie sind sich der Problematik und ihrer beider Abhängigkeiten bewusst und auch der Gefahr, die darin liegt.
    Meine Mutter weiß, dass alles Meckern nichts hilft, es fast noch schlimmer macht, sonst wäre er ja nicht so lange verschwunden... - ob sie es aber in einer evt. Rückfallsituation (das kann ja durchaus passieren), beherzigt...
    Sie sagte mir jetzt auch, dass sie ihm gesagt hat, dass sie beim nächsten Mal wirklich geht... wie du es schon schreibst, auch ich glaube nicht daran.


    Mein Vater war jetzt sehr weit unten, er wäre nicht mehr lebend nach Hause gekommen, hätte ihn die Polizei nicht gefunden. Er macht es jetzt, laut ihm, für SICH. Ich hoffe es!

    Ich habe beiden gesagt, dass wir uns das nicht ansehen wollten und könnten, können... ich werde eine gewisse emotionale Distanz bewahren müssen, sonst reißt es mich gleich wieder mit rein, wenn etwas passiert.
    Aber ich bin auch froh, dass wieder ein gewisser Kontakt besteht.

    Was ich über den Arzt und unsere "niedlichen" Versuche, meinen Vater zu beschäftigen geschrieben hatte, betraf die Depression. Natürlich hats nichts gebracht, aber hinterher ist man immer schlauer.

    Viele Grüße,
    Dacoucou

  • Hallo und einen wunderschönen guten Abend.

    Ich bin noch neu (4 Wochen Entgiftung gerade abgeschlossen).

    Bei mir gab es genug Gründe zum Saufen.

    Selbstmitleid/Wenn mich meine Eltern angesprochen haben über meinen Konsum (Dann aus Frust),Langeweile,Schlaflosigkeit etc...
    Ich hatte immer genug Gründe um mich selber zu belügen.

    Warum ich aufhören will?
    Ich schreibe extra "will" weil es eben 4 Wochen sind und ich den Tag nicht vor dem Abend loben möchte und noch ganz am Anfang stehe.

    Ich bin mit 1.9 Promille zum 2x in meinem Leben Auto gefahren und hatte einen Unfall.
    Gott sei Dank ohne Personenschaden.
    Aber jetzt habe ich ALLES verloren. Von der Wohnung bis zur Arbeit.
    Der Lappen ist natürlich auf Jahre weg.

    Als ich im KH aufwachte machte irgendwas "klick" in meinem Kopf und ich dachte : Keiner kann mir verbieten zu Trinken.
    Es hat auch keiner gesagt : Du darfst nicht mehr trinken.
    Ich sagte zum Dr : Herr Doktor (Er kennt mich seit 12 Jahren)
    ICH WILL NICHTMEHR TRINKEN.

    Er war erleichtert und sagte : ENDLICH haben Sie es eingesehen!

    Als ich trank wusste ich,dass ich meine Mutter die sehr krank ist (wird bald 60) sehr enttäusche und sie hat mehr als 1x heftig wegen mir geweint (Muss schrecklich sein seinen Sohn sich totsaufen zu sehen).
    Trotzdem war der Alkohol stärker als jede Vernunft oder Liebe zu meiner Mutter.

    Ich kenne aber auch aus meiner Familie eine Person die mit Mitte 50 zur Entgiftung ging und jetzt über 10 Jahre absolut trocken lebt!

    Alles ist möglich aber es kommt auf die Person selber an ob sie Hilfe sucht oder nicht.
    Erzwingen kann man dies meiner Meinung nach leider nicht.

    Ich wünsche Dir und deiner Familie viel Kraft und alles Gute

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