Ich möchte wieder unabhängig sein

  • Hallo Frisco!
    Herzlich Willkommen hier im offenen Bereich erst mal. Ich wünsche dir dass dir der Austausch hier gut tut. Aus abends alleine trinken wurde bei mir innerhalb weniger Jahre ganztägig alleine trinken. Hätte ich den Schritt zu dem Zeitpunkt gemacht, wäre mir vieles erspart geblieben. Also bleib dabei :D Gruss

    Wolfgang

  • Hallo Frisco,

    toll, das du eine Entscheidung getroffen hast! Mir hat die emotionale Entscheidung geholfen- das Wissen, das ist jetzt keine Trinkpause- ich bin abhängig und werde mich krank, einsam, arbeitslos saufen bevor mich der Stoff tötet, wenn ich jetzt nicht aufhöre. Nun bin ich aber auch erst seit 2,5 Monaten dabei... oder eben nicht mehr. Jeder hat eigene Strategien und Wege. Hast du mal mit einem Suchtberater gesprochen?

    Grüße!
    Brass

  • Zitat von Frisco

    Ich habe von anderen hier im Forum gelsen, die am Anfang gemeint haben "bei Ihnen sei das mit der Sucht was ganz anderes".
    Irgendwie habe ich aber das Gefühl, es ist bei mir tatsächlich anders

    Hallo!

    Bleibt zu hoffen, dass Du da keinem Irrtum erliegst. Diejenigen, die für sich reklamieren anders zu sein, tauchen hier recht zügig wieder ab. Wohin? Ich tippe mal auf die Flasche.

    Ich kann von mir berichten, dass die Aufarbeitung meiner Biographie in Form meiner Suchtgeschichte im Rahmen meiner ambulanten Therapie geholfen hat. Daher kann ich nur anraten, sich zusätzlich nach professioneller Hilfe umzuschauen. Der/die Therapeuten sind häufig in der Lage, einem der so "anders" ist, mal die Augen zu öffnen und ggf. den Blick zu schärfen. Und auf einmal ist man dann doch nicht mehr so "anders", sondern irgendwie "gewöhnlich". Das ging mir genauso. Dabei handelt es sich um einen Prozess, der Zeit -eher etliche Monate, als nur Tage oder Wochen- benötigt.

    Professionelle Ansprechpartner findet man bei der Suchtberatung.

    Gruß Carl Friedrich

  • ... und sehr kompetente Ansprechpartner mit persönlicher Erfahrung findet man hier. ;)

    Willkommen Frisco,

    Du schreibst, du willst es mit der Abstinenz "mal wieder probieren". Ich könnte mir vorstellen, dass da der Hase im Pfeffer liegt.

    Sucht bedeutet, dass du nur eine Chance hast, wenn du wirklich akzeptierst, dass du keine Chance hast.

    Du schreibst davon, dass du keine körperlichen Entzugserscheinungen kennst. So habe ich mir auch eingeredet, dass ich ja gar nicht "echt" abhängig bin.

    Wie läuft das denn normalerweise bei dir ab, diese Phasen, nach denen du wieder beim Trinken landest? Kannst du das genau angucken und beschreiben? (Und dann vielleicht was anders machen.)

    Ich wünsche dir hier einen guten Austausch.

    Viele Grüße
    Thalia

  • Hallo Frisco!

    Aha. Der Unterschied ist, dass Du noch arbeiten gehst und Sport treibst. War bei mir auch der Fall.

    Der Unterschied liegt darin begründet, weil bei Dir nach 2-3 Wochen Abstinenz das Problem Alkohol wieder auftaucht? Kenn ich. Ging mir genauso. Das ist das Suchtgedächtnis, das sich vehement in Erinnerung und in den Vordergrund schiebt.

    Wir beide scheinen in der Spirale der Sucht noch nicht so tief gesunken zu sein, wie andere hier im Forum, die halbtot in der Klinik abgeliefert wurden und deren Leben am seidenen Faden hing.

    Dann scheinen Dir Besuche beim Suchttherapeuten oder der SHG nichts zu bringen? Warum? Hast Du überhaupt für dich selbst akzeptiert Alkoholiker zu sein? Steckt da im Hinterstübchen nicht noch irgendwo der Gedanke, irgendwann bin ich geheilt und kann es mal wieder versuchen?

    Könnte es sein, dass Du wütend auf deine Krankheit bist, warum sie ausgerechnet dich heimgesucht hat?

    Übrigens ich habe kein Totschlagargument aufgestellt, sondern lediglich geschrieben, was ich im Laufe eines Jahres -ok 8 Tage fehlen noch- sowohl hier, als auch anderswo (Therapie und SHG) mitbekommen habe. Klar sind wir als Menschen aufgrund unserer Biographie, Bildung, Stellung in der Gesellschaft, Tätigkeit und unseren Empfindungen verschieden, aber die Sucht und ihre Auswirkungen ähneln sich enorm. Falls Du dich hier im Forum mal gründlich einliest, wird dir das mit der Zeit auffallen.

    Übrigens: Etwas Fachlektüre, sowohl aus Patienten- als auch aus Therapeutensicht, kann ich nur wärmstens empfehlen.

    Und zum Schluss wünsche ich dir ehrlich alles Gute.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Frisco!

    Wir alle hier leiden an einer Krankheit,die ungestoppt zum Tod führt und unbehandelt in einer Sackgasse endet. Den Ausnahmealkoholiker gibt es also nicht, wenn wir von der gleichen Krankheit sprechen. Hier stimme ich als Neuling im Forum Carl Friedrich zu. Ich selbst hatte eine pseudo Trockenzeit von 18 Monaten mit viel Alkfrei Bier in unverändertem Umfeld. Hielt mich für stabil genug und für ein Ausnahmephänomen. Der Rückfall bescherte mir Vier weitere Jahre. Diesmal bin ich da mal lieber vor- und einsichtiger. Du schreibst, deine Erinnerungen würden dich umso mehr heimsuchen, je nüchterner du bist. Die Nüchternheit und vieles weitere ist doch unser neues Leben oder? Also brauchts doch hier einen neuen Ansatz oder? Hier wird uns geholfen. Ich wünsche uns beiden, dass wir diese Hilfe annehmen können! Viel Glück Frisco! Bleib dabei! Gruss

    Wolfgang

  • Hallo frisco!

    Zitat

    So merkwürdig sich das anhört, in einer Beziehung ist es glaube ich schwerer aufzuhören, wenn man "erst" da angekommen ist, wo ich bin: man kann sich noch besser was vorlügen.

    Meinst du damit Trinkmengen oder das Noch-Funktionieren trotz täglichem Rausch? Ich kenne solche Gedankengänge (beide) von mir selbst ganz gut. Manchmal bin ich ganz froh, mich nicht weiter 'hingerichtet' zu haben. Gut für mich. Aber: ja, solche Überlegungen können dazu führen, die Sache nicht ernst zu nehmen. Letztlich ist es aber egal, ob ich es leichter oder schwerer habe als andere. Es ist wurscht, wieviel ich brauchte, um umzufallen, oder wieviel Maske ich noch aufrecht erhalten konnte. Wichtig ist, dass ich das nicht mehr will, dass ich für mich lebe, und nicht für den Stoff.

    Zitat

    Ich habe von anderen hier im Forum gelsen, die am Anfang gemeint haben "bei Ihnen sei das mit der Sucht was ganz anderes".
    Irgendwie habe ich aber das Gefühl, es ist bei mir tatsächlich anders, deshalb bin ich auch aus den SGs die ich in der letzten Zeit mir angesehen habe wieder rausgegangen, da die dort geschilderten Umstände so wenig mit meinem Suchtverhalten zu tun haben.

    hm... unterhalten wir uns in ein paar Monaten nochmal. Tatsächlich macht ja jeder seine Erfahrungen in seiner Welt mit seinen Voraussetzungen. Ich suche nach den Gemeinsamkeiten und versuche, daraus zu schlussfolgern.

    Zitat

    Kannst Du sagen was das wichtigste in der Zeit für Dich war?

    Mit der Frage hast du mich ein wenig überrascht, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Mehr auf mich achten? Giurgians Motto ist gut: Sorgen Sie dafür, dass es Ihnen gut geht!
    Ganz offen... unterhalten wir uns in ein paar Monaten nochmal. :lol:

    Grüße!
    Brass

  • Hi Frisco,

    Du bist wohl ein typischer Quartalsalkoholiker!

    "Der fünfte Typ ist der Epsilon- oder Periodentrinker, der auch als Quartalstrinker bezeichnet wird. Er hat abstinente Phasen, die sich ..."

    Fiese Selbsttäuschung! Schau gerne mal in meinem Thread vorbei, bevor ich meinen Hintergrund erneut tippe, wenn es dich interessiert...

    Herzlich Willkommen, bleib stabil und alles Gute!

  • Hallo Frisco!

    Das ist halt das Heimtückische an dem blöden Suchtgedächtnis. Es ist in unserem Gehirn festgebrannt. Du wirst es nie mehr los. Es wird sich immer wieder melden. Mit der Zeit werden die Abstände jedoch deutlich größer, auch verlaufen die Attacken unterschiedlich intensiv, mal mit scheinbarer Brachialgewalt, mal sanft nach der Devise steter Tropfen höhlt den Stein. Langzeittrockene in meiner SHG bestätigten mir dies. Auch sie werden gelegentlich noch heimgesucht. Ein pensionierter Gymnasiallehrer schilderte prägnant, dass Alk bei ihm normalerweise gar keine Rolle spiele, aber manchmal merke er schon am Morgen, dass er heute besonders auf sich aufpassen müsse. Er hört halt in sich hinein und merkt, dass sein Körper auf bestimmte Veränderungen regiert.

    Und die eine oder andere heftige Attacke musste ich auch über mich ergehen lassen, das gehört nun mal zur Abstinenz dazu. Zuletzt gab es bei mir nur milde Anfälle, die ich rasch auskontern konnte, indem ich mich mit anderen Dingen befasst habe, die mir Freude machen. Dazu habe ich stets viel getrunken wie Wasser, Kaffee, Tee, Saftschorlen, auch mal eine Cola.

    Und vergiss nicht, zufriedene Abstinenz erreicht man nicht in wenigen Wochen, das dauert Monate und Jahre. Genau genommen ist es ein lebenslanger Prozess. Ich fühle mich heute wesentlich besser, als noch im Sommer 15, als ich so weit war wie Du jetzt.

    Lies dich weiter ein. Zum Suchtdächtnis gibt es noch hoch interessante Ausführungen in der Suchtfibel von Schneider.

    Gruß Carl Friedrich

  • Ich bin zwar nicht Carl Heinz und weiß nicht, wie oft, in welchen Abständen und in welcher Heftigkeit bei anderen Suchtdruck auftaucht.

    Bei mir war da keine Konstante drin. Es ist halt unterschiedlich. Anfangs d.h. im ersten halben Jahr meiner Abstinenz waren die Abstände wesentlich kürzer, mal war er stärker, mal schwächer. Nach einem halben Jahr wurden die Abstände immer größer und eine richtig heftige Attacke hatte in diesem Jahr 2016 keine mehr. Das heißt aber nicht, dass sich jederzeit wieder eine einstellen kann. Die allermeisten Fälle von Suchtdruck verliefen bei mir sehr leicht und waren rasch beigelegt. Ausgelöst wurde sie zumeist durch Situationen, in denen ich früher getrunken habe. Halt dir dies vor Augen, dann weist Du, wann es dich erwischen kann. So bist Du wenigstens etwas vorbereitet.

    Nein ein Tagebuch habe ich darüber nicht geführt, ich wäre nicht mal auf die Idee gekommen.

    Gruß Carl Friedrich

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